Dellnhauser Musikanten, Barocksaal Markt Indersdorf – „Liebe Freunde des echten Brauchtums, liebe Gegner der FußballWeltmeisterschaft oder anderweitig Kulturinteressierte!“ So hintersinnig-frech begrüßte der Moderator am Samstag abend die Gäste im historischen Barocksaal. Es waren viele Fans verschiedenen Alters zu der Veranstaltung des Indersdorfer Kulturkreises gekommen, die Volksmusik und Gstanzln den WM-Kickern vorzogen. Die Bühne des bis auf den letzten Platz besetzten Saales erwies sich ebenfalls als recht beengt für sieben Vollblutmusiker wie es die Dellnhauser Musikanten nun einmal sind. Ihr abwechslungsreiches Programm bot eine Mischung aus Zwiefachen, Landlern, frechen Gstanzln und Couplets. Die Musiker um Michael Eberwein (Leitung) und Lokalmatador Robert Egg sind dank fundierter Ausbildung allesamt Meister ihrer Instrumente (Trompeten, Klarinetten, Saxophone, Posaune, Akkordeon, Bass). Ihre Musik "servieren" die Dellnhauser mit einer Leichtigkeit, die sich nur absolute Könner leisten dürfen. So präsentierten sie z. B. Musikstückl wie den „Ochsentreiber-Galopp“ und den wohl beliebtesten Zwiefachen „Unsa oide Kath“, in geradezu phantastischer Vollkommenheit. Die vielfältigen Stationen ihrer bisherigen Auslandsreisen erzählen sie durch Stücke wie dem amerikanischen Swingklassiker „In the Mood“ oder einer eigens arrangierten Version des chinesischen Jasmin-Volksliedes. Der spezielle „Holledauer Pfiff“, so der Titel des neuen Bühnenprogramms, besteht vor allem aus einer kongenialen Mixtur Volksmusik original Dellnhauser und Kabarett nach niederbairischoberpfälzer Art. Dieses Unterhaltungsfach ist insbesondere Sebastian Daller zu verdanken, der sich selbst auf der diatonischen Ziach begleitet. Mit seinen mitunter giftig-derben Gstanzln und urig-geistreichen Couplets gelang es ihm, das Publikum zu wahren Lachsalven hinzureissen. Originell und lebensnah waren auch die Textbeiträge Dallers, der im Hauptberuf als Gymnasiallehrer für Deutsch und Latein tätig ist. Da erinnert er sich an die deftig-bierselige Geburtstagsfeier zum 60er des Onkel Kare, an schlechte Angewohnheiten in seiner Kindheit, an eine „Brennad Liab - und wenn`s nimma brennt“ und an eine folgenreiche Beerdigung wegen übermäßigen Bierkonsums. Die traditionsreiche Welt des Hallertauer Hopfenzupfens besangen Marlene Eberwein-Seefelder, Margit Schleinkofer und Brigitte Hagl mit ihren schönen, klangvollen Stimmen. Das Repertoire des Eberweiner Dreigesangs umfasst neben speziellem Hallertauer Liedgut („I bin a oida Schmalzler Schnupfa“) auch Walzer, Landler und Boarische. Die gute alte Zeit ließen die Sängerinnen mit dem Berliner Gassenhauer „Siehste wohl, da kommt er, lange Schritte nimmt er….“, im Quartett mit Sebastian Daller, der die niederbairisch-oberpfälzer Version hierzu lieferte. Zwischen den Musikstücken amüsierte sich das Publikum köstlich über die gelungene Moderation des Pfaffenhofener Kabarettisten Florian Erdle. Mit seiner trockenen Art plauderte er über die Herkunft des Ensembles, gab eine Charakterstudie der Hallertauer Ureinwohner zum Besten und verteilte politische Hiebe nach oben bzw. nach rechts. Das begeisterte Publikum applaudierte minutenlang und forderte noch mehrere Zugaben ein. SONJA SIEGMUND
© Copyright 2025 ExpyDoc