Dr. Frank Meessen, hr 4 Übrigens, Mittwoch, 10. Juni 2015 Die inneren Antreiber „Nun ist es genug! Ich kann nicht mehr!“ Wie oft seufzen das Menschen heute. Sie sind von all den täglichen Pflichten gestresst und überfordert. Aber vor kurzem hab ich genau diesen Spruch auch in der Bibel gelesen: Es ist genug! Anscheinend ging es Menschen vor zweieinhalb tausend Jahren schon so ähnlich. Vor kurzem hat mich die Geschichte des Propheten Elija beeindruckt, er hat im 6. Jarhrhundert vor Christus gelebt. Propheten hatten kein ganz einfaches Leben. Sie machten auf Missstände aufmerksam, was ihnen Unmut und Feindschaft der Mächtigen eintrug. So auch dem Elija. Irgendwann merkt er nämlich, dass seine Kräfte erschöpft sind. Und da sagt er diesen kleinen, ganz einfachen Satz: „Nun ist es genug, Herr!“ Elija erkennt damit die Grenze seiner Belastbarkeit und zieht sozusagen die Notbremse. Dazu gehört Mut. Bis auf weiteres legt er seinen Auftrag nieder, auch Gott gegenüber. „Nun ist es genug!“ Hinter diesem kleinen Satz verbirgt sich aber noch mehr. Elija geht damit in einen Widerstand zu dem, was man die „inneren Antreiber“ nennen könnte. Und die kenne ich auch: „Jetzt stell dich nicht an“ oder „Beiß die Zähne zusammen“ oder ähnliches. Diese Antreiber verführen dazu, seine Kräfte zu überschätzen. Was dabei herauskommt, nennen wir heute burn-out. Aber es geht noch weiter mit Elija. Er zieht sich zurück „in die Wüste“, wir würden das eine Auszeit nennen. Und am Ende erlebt er dann sogar eine Überraschung. Denn wie sein inneres Gleichgewicht wieder hergestellt und sein Kopf wieder frei ist, da spürt er so etwas wie die sanfte Gegenwart Gottes: kein theatralischer Auftritt mit Donner und Getöse, auch kein fordernder Gott. Eher ein Gott der leisen Töne. Im richtigen Moment also auf die Bremse treten, wenn es eng wird. Da passt dieser Elija doch ganz in unsere Zeit. Zum Nachhören als Podcast http://www.hr-online.de/website/radio/hr4/index.jsp?rubrik=29232
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