www.wald.de Wald Die ruhigen Seiten des Lebens L E S E P R O B E Tischler-Werkstatt 3.0 Computer-Technik für neue Holz-Dimensionen Vom Glück des Amöbenzustands Nicht denken, nur sein: Fastenwandern im Schwarzwald Holz Wie Musik aus der Resonanz der Natur hervorgeht Deutschland € 6,50 Ausgabe 1 / 2015 Klangwunder Wald Wald www.wald.de W a l d Editorial Ausgabe 1 /2015 Die ruhigen Seiten des Lebens Liebe Leserin, lieber Leser, schon lange, bevor man von Musik sprechen könnte, waren Frühmenschen auf Geräusche angewiesen, auf möglichst weittragende Töne. Anthropologen nehmen an, dass die Übermittlung von Nachrichten der erste Grund war, Klänge zu erzeugen. Und zwar mit Holztrommel und Knochenflöte, den beiden ältesten Instrumenten. Die scheinbar so einfach aus einem Baumstamm geschaffene Nachrichtentrommel wirkt nicht allein über den Rhythmus. Über Länge und Breite eines Schlitzes, ihre Wandstärke und die Art, sie zu schlagen, lassen sich unterschiedliche Klänge erzeugen. Die ruhigen Seiten des Lebens Tischler-Werkstatt 3.0 Computer-Technik für neue Holz-Dimensionen Es war jedoch ein weiter Weg bis zu den subtilen Nuancen, über die klassische und moderne Musik heute verfügen. Keine Kunstform ist so angefüllt mit Struktur, Gefühl und Feinheit. Im Vergleich mit anderen kulturellen Strömen – in Architektur, Malerei, auch Literatur – ist jedenfalls erstaunlich, wie wenig sich Material und Techniken des Instrumentenbaus verändert haben, wenn wir das Gebiet der elektronisch erzeugten Töne einmal ausblenden. Vom Glück des Amöbenzustands Nicht denken, nur sein: Fastenwandern im Schwarzwald 00_0115_Cover.indd 1 26.03.15 10:24 Jetzt das Probe-Abo sichern 2 Ausgaben für 9,90 Euro statt 13 Euro unter www.wald.de/magazin Wald Tischler-Werkstatt 3.0 Computer-Technik für neue Holz-Dimensionen Vom Glück des Amöbenzustands Nicht denken, nur sein: Fastenwandern im Schwarzwald 1 / 20 15 Holz Wie Musik aus der Resonanz der Natur hervorgeht DIE VIOLINE ist die Königin der klassischen Instrumente, und ihre besten Exemplare sind mehr als 300 Jahre alt. Ein Mysterium, vielleicht: ein Wunder. Deutschland € 6,50 Klangwunder Ausgabe 1 / 2015 Titelseite: Fotos: plainpicture/Harald Braun, Illustration: Deborah Tyllack 20 15 Wie Musik aus der Resonanz der Natur hervorgeht Deutschland € 6,50 / Holz Der Wettbewerb „European tree of the year“ ist in Deutschland kaum wahrgenommen worden – sicher deshalb, weil unser Land der geschichtsträchtigen Eichen, Linden und Buchen nicht teilgenommen hat. Dabei hat der in Tschechien ersonnene Wettbewerb eine sehr charmanten Grundidee: Es geht nicht so sehr um das älteste, größte oder schönste Exemplar einer Gattung. Sondern um seine besondere Geschichte: zum Beispiel die Fichte aus Llanfyllin in Wales. Schon immer ritzten die Dorfbewohner ihren Namen in die Rinde, verlobten sich unter ihr, verstreuten Asche – bis ein Sturm sie umwarf. Jetzt kämpfen sie mit Schaufel und Eimer da-rum, ihre Fichte liegend am Leben zu erhalten. Die ruhigen Seiten des Lebens Die ruhigen Seiten des Lebens 1 Ausgabe 1 / 2015 Klangwunder W a l d www.wald.de „Wald“-Autor Uwe Prieser hat als sich Journalist intensiv mit dem einstigen Geigen-Wunderkind Midori beschäftigt, dabei verstärkte sich sein Interesse nicht nur an der Musik, sondern auch an den Instrumenten. In der Titelstrecke dieser Ausgabe forscht er der Frage nach, welchen Anteil die Eigenschaften von Holz an der Musik haben, die wir alle lieben. Wer sehen will, wie professionelle Food-Fotografie eine einfache, vegetarische Küche inszenieren kann, sollte sich „Ein Fest im Grünen“ ansehen (Seite 44-48). Wir haben jedenfalls noch keine Spargeltarte gesehen, die – mit Schauplatz, Köchin und Gericht – so verlockend ausgesehen hätte. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit der neuen Ausgabe von „Wald“. Wald Einfach. Nachhaltig. 2 _ EINKEHR 38 I Reportage I NICHT DENKEN, NUR SEIN: Wie Fastenwandern im Schwarzwald in einen ganz gelösten Zustand führt. Inhalt Ausgabe 1 /2015 42 I Kolumne I WALDGESCHICHTEN Ist diese Abkürzung im bretonischen Wald wirklich eine gute Idee? Bald beginnt der Boden an den Füssen zu saugen... 44I Genuss I DIE WALDFEE LÄDT ZUM FESTMAHL Verspielte Wald-Kreationen einer Food-Fotografin aus New York: das Fest im Grünen. 03Editorial 65Impressum +Postkarten++++ +Flyer++Briefpapier+ räsentationsmappen+ +Plakate++Blöcke++P arten++++ ++Broschüren++Visitenk 3 _ WALDRAND MISCHWALD 1 _ LICHTUNG 06I Waldarbeiter I CHRISTIAN MATTAUSCH glaubt an Raulì und Roble: Er bewirtschaftet in Chile für deutsche Besitzer Naturwälder. 08I Report I RENAISSANCE DES HOLZBAUS Die gute Klimabilanz spricht für Holzhäuser – Architekten träumen von 40 Stockwerken. 12I Fotostrecke I EUROPAS BAUM DES JAHRES Ein Online-Wettbewerb suchte Bäume mit besonderer Geschichte – und fand Prachtexemplare mit Rührungs-Garantie. 20 I KLANGWUNDER HOLZ Die Resonanz von Tonhölzern ist die Grundlage aller Musik, von Urzeiten über Stradivari bis zur „Neuen Musik“. Eine Erkundung über Schwingungen und die Musik des Waldes. I Titel 30 I Interview I DER KLANG DES WALDES Der Hamburger Kontrabassist John Eckhardt erforscht den Wald mit allen Sinnen. 34 I Schmuggelpfade I NASHORN IM FLUGGEPÄCK Rhinozerosse werden zu Tausenden hingeschlach tet, weil ihr Horn in Vietnam mit Gold auf gewogen wird. FOTOS: dpa, plainpicture/Lohfink, Sandra Ascherfeld, Alegna 50I Technik I HÖLZERNE 3-D-WELTEN Neue Furnier Techniken und computergestützte Maschinen eröffnen Designern ungeahnte Möglichkeiten. 54 I Jahresringe I DER WALD WAR DAMPF UND RAUCH Von Varus bis Borodino: Wälder als historischer Schlachtplatz. 56 I Der schlaue Fuchs I KINDER IN DEN WALD Anregungen für den Spaziergang mit der Familie. Recyclingpapier Wir verwenden ausschließlich Recyclingpapiere. 58 I Report I WALD-GASTHÄUSER Vier Betreiber von traditionsreichen Schänken erzählen. 60 I Interview I „KATASTROPHE!“ Fritz Vahrenholt war lange Windkraft-Manager, jetzt streitet er gegen Windräder im Wald. Nachwachsende Rohstoffe 62 I Waldintern I EICHEN SUCHEN Trends im Waldzustandsbericht. 65 I Bücher 66 I Im Wald mit … I EVA MENASSE Wir drucken mit Farben auf Pflanzenölbasis. I STANDARDWERKE der Waldpädagogik. Ökostrom Wir arbeiten mit Strom aus erneuerbaren Energien. Klimaneutral Wir produzieren und versenden klimaneutral. 08 20 38 50 www.dieUmweltDruckerei.de LICHTUNG I Titel KLANG WUNDER FOTO: plainpicture/Lohfink HOLZ -8- Aus der Fichte – genauer: ganz bestimmten Fichten – entstehen die besten Instrumente. Ohne sie wäre Stradivari Schreiner geblieben, die kulturelle Welt eine andere. Erkundungen über Tonholz, Schwingungen und die Musik des Waldes. -9- LICHTUNG I Titel DIE MUSIK KOMMT AUS DEN WÄLDERN MYTHOS MIT SEELE: DIE WUNDER-VIOLINEN AUS CREMONA Dass Holz klingt, entdeckten die Menschen früh, und es prägte die Musik, die wir lieben. Über Flöte und Fiedel bis zu den Meisterwerken der Klassik. „Die Violine ist eine der vollkommensten verkörperten Formen und doch gleichzeitig entkörpert; bestimmt, Geist und Seele anzusprechen.“ (Yehudi Menuhin). Seit Jahrhunderten rätseln Forscher und Geiger, was die Stradivaris und Guarneris so herausragend macht. Sicher ist nur: Wer sie nicht sensibel behandelt, den belohnen sie nicht. TEXT __________ U we Prieser -10- ie hat Kopf und Hals, Rücken, Bauch und Taille. Schon ihre menschliche Anatomie besagt, dass die Violine mehr ist als ein Musikinstrument. Sie ist ein lebendiger Körper. Und wenn sie auch aus Holz ist, so hat sie doch eine Seele, die über ihren Klang Seelen miteinander verbindet. Ihr Charakter allerdings ist ziemlich kapriziös. Mit höchster Empfindlichkeit reagiert sie auf jede technische Schwäche, jede Unsicherheit in der Überzeugung dessen, der sie spielt. Andererseits belohnt sie ihn für jede musikalische Eingebung. Bei allem spiegelt sie etwas von seiner Persönlichkeit. „Ohne meine Violine“, sagt das einstige Geigenwunderkind Midori, „bin ich nicht ich.“ Das symbiotische Verhältnis großer Violinisten zu ihrem Instrument gehört zum Mythos Stradivari und Guarneri. Die legendären Geigenbaumeister aus dem 17. und 18. Jahrhundert haben in ihren Werkstätten im norditalienischen Cremona Instrumente von einer Tonqualität, Brillanz und einem Farbenreichtum im Klang geschaffen, dass die gesamte Geiger-Weltelite sie für ihr Violinspiel für unverzichtbar hält – seit über 200 Jahren. Isaac Stern, einer der Jahrhundertgeiger und einst väterlicher Förderer von Midori, sprach von der engen Me hr da zu S FOTO: Getty Images/ leemage druckenden Zeiträume. Im Wettlauf, den ältesten Baum zu entdecken, haben schwedische Forscher 2008 ein Exemplar gefunden, das – bisher noch unbewiesen – 9550 Jahre alt sein soll. Eine Fichte. In Deutschland gilt die Fichte allgemein lediglich als Baum düsterer Märchenwälder oder als schnell wachsendes Bauholz. Dabei ist sie als unersetzlicher Tonträger ein Schatz. Geige oder Gitarre, Klavier oder Kontrabass – ohne die überragenden Eigenschaften der Fichte klängen sie nicht so, wie wir sie lieben. Eine Platte aus Fichtenholz, gerade einmal 8 Millimeter dick, beherbergt als Resonanzboden die Seele des Klaviers. Das Klangholz oder Tonholz hat seine eigene Industrie geschaffen. Tonholzhändler, Tonholz-Sägereien, Instrumentenbauer. Als Wirtschaftsfaktor spielt Tonholz gegenüber dem für die Bauindustrie, Möbel- und Luxusgüterindustrie benötigten Holz keine bedeutende Rolle. Doch eine Fichte, die so gewachsen ist, dass sie zu Tonholz verarbeitet werden kann, erfährt eine Wertsteigerung bis zu 800 Prozent. Wie auch das schmuckloseste Stück Holz zum Klangwunder werden kann, bewies einmal der Münchner Geigenbaumeister Peter Benedek. In einem vor dem Abriss stehenden Haus rettete er einen 500 Jahre alten Balken FOTO: plainpicture/Anja Weber-Decker D ie Entdeckung, dass Holz zum Klingen gebracht werden kann, ist kulturgeschichtlich von vergleichbarer Tragweite wie die Erfindung des Rades. Ohne den Resonanzkörper Holz gäbe es keine Violinen, Klaviere, Flöten, Gitarren. Mozart und Beethoven hätten für ihr Genie andere Tätigkeitsfelder finden müssen. Signore Stradivari wäre wahrscheinlich Schreiner geblieben. Das musikalische Kulturwerk der Menschheit hätte einen vollkommen anderen Klang. Wann das Holz für den Klang entdeckt wurde, lässt sich nicht genau datieren. Seine Schwingungseigenschaften wurden vermutlich zuerst bei Trommeln und Flöten genutzt. Bei der Trommel für die Übermittlung von Nachrichten und als akustische Vertiefung von Ritualen. Der Flöte brachte das Holz technologisch einen Entwicklungssprung von der steinzeitlichen Knochenflöte. Einher damit ging ein musikalischer Innovationsschub. Von der ältesten in Europa gefundenen Holzflöte aus der späten Bronzezeit bis zu Mozarts berühmtem Flötenkonzert in G aus dem Jahr 1777 mussten dennoch rund 2800 Jahre vergehen. Mit der Fidel spielten Musikanten schon im 11. Jahrhundert auf. 500 Jahre vor Stradivari. Für die ältesten Bäume der Erde sind das keine beein- im Hef n ue ne t 1/2015 WALDRAND I Report 2 Transatlantisches KüchenBündnis: In den „Maple Set Knives“ von The Federal trifft kanadischer Ahorn auf deutschen Messerstahl namens „X50CRMOV15“. 1 Für den Stuhl „Upside Down“ dreht das Studio Floris Wubben aus Eindhoven aufgeschnittene Weidenäste in Form – und lässt sie trocknen. AUF BIEGEN UND NICHT-BRECHEN Mit neuen Techniken erfüllen sich Tischler und Gestalter einen Traum: das Eckige ins Runde zu formen – und edle Hölzer in 3-D-Objekte zu verwandeln. Die neuen Möglichkeiten faszinieren Designer und Künstler. 1 3 4 4 Klingende Jahresringe: Für ihre Schallplatten graviert die amerikanische Physikerin und Programmiererin Amanda Ghassaei mit einem Laser Tonspuren in Ahorn-Scheiben. TEXT __________ K athrin Halfwassen -12- FOTOS: Alegna, Floris Wubben, The Federal, Duffy London, Amanda Ghassaei W Reinlegen – oder lieber nur anschauen? Für die Badewanne „Laguna Spa“ von Alegna werden Holzfurniere von Eiche bis Wenge unter hohem Druck gepresst und mit Harz durchtränkt. 2 3 „Abyss“, Abgrund, heißt der Tisch aus Holz und Glas von Duffy London – eine 3D-Nachbildung einer geologischen Ozean-Karte. o das Runde anfängt, hört der Verdienst auf“ – mit diesem Spruch seines Vaters ist Thomas Cluse aus Borken aufgewachsen. Wohl wegen dieser Worte, mutmaßt der Tischlermeister in dritter Generation, begleitet ihn eine Vorliebe für die Rundung als Herausforderung seit seiner Jugend. Nicht gerade günstig in einem Handwerk, in dem Ecken und Kanten das Maß der allermeisten Dinge sind. „Runde Formen wirken aber einfach harmonischer“, sagt Cluse. Das Gute: Weil viele so denken wie sein Vater, versuchen sich nur wenige an dreidimensionalen Holzobjekten – und Cluse ist als Tischler mit diesem Spezialgebiet gesuchter Experte auf dem Markt. Denn die Sehnsucht nach gebogenen Holzformen verfolgt Schreiner, Architekten, Yachtbauer und Künstler seit Jahrhunderten. In den 1850er Jahren brachte Michael Thonet jene Technik zur Industriereife, bei der Holz in Wasserdampf erhitzt wird – und sich dann biegen lässt. Seine Stühle sind der Design-Klassiker schlechthin. Cluse dagegen setzt auf moderne Frästechnik, um hölzerne Schreibtische, Verkleidungen, ModellbauGussformen und Skulpturen herzustellen. „Als ich vor 13 Jahren das erste Mal eine Maschine gesehen habe, die in drei Achsen fräste, dachte ich: Das ist ja doll, das will ich auch!“ Er kauft eine, dazu die passende Software. Mit ihr lässt er die Objekte wie aus Knete zunächst am PC entstehen. Und entwickelt dann mit einem weiteren Programm die passende „Fräs-Strategie“: „Man kann ja die Maschine nicht einfach losarbeiten lassen. Geht es etwa quer zur Maserung, platzt einem im Zweifelsfall alles weg.“ In einer Art Schiffe-Versenken definiert er mit der Software deshalb vorab die Koordinaten für jeden Weg, den unterschiedliche Fräsen-Typen später gehen. „A3 auf C14“, „B9 auf E5“ – bei Skulpturen sind es schon mal eine Million Befehlszeilen, die er an die Maschine sendet. Wie etwa für den Frauentorso aus MDF: Dieser steht heute bei einem italienischen Hersteller für Fräsmaschinen. „Die waren so begeistert davon, dass der Torso heute ihr Maskottchen ist. Und auf Messen am Stand steht – damit Besucher sehen, was mit der Technik möglich ist.“ Bis Cluse wusste, was ihm selber alles möglich ist, vergingen sieben Jahre. „Ich war ja absoluter Informatik-Laie. Aber nach dieser Zeit war ich mir sicher, dass ich die Software und die Fräsmaschine, die inzwischen in 5 20 1 1/ azu im neuen H eft Pausenzeit! Das Wort gewinnt doppelte Bedeutung: Bei den bis zu 15 Kilometer langen Wanderungen werden immer wieder Stopps eingelegt. Zugleich ist die Fastenwanderwoche eine Pause vom Alltag. M d eh r EINKEHR I Fastenwandern TEXT __________ K atharina Hübner FOTOS ______________ S andra Ascherfeld „Ich möchte nur die Augen schließen und mein Gesicht ins Warme halten. An gar nichts denken. Nur sein.“ VOM GLÜCK DES AMÖBENZUSTANDS Autorin Katharina Hübner fand beim Fastenwandern durch den Schwarzwald in einen ganz gelösten Seinszustand. Der Kopf wird leicht, die Sinne werden scharf, der Tann duftet noch harziger – und am Ende ist da diese Vitrine mit unverschämt großen Tortenstücken... -14- Fasten-Wanderleiterin Aloisia Schönke ist vielfach qualifiziert: Neben Erfahrungen mit Fasten und Yoga gibt sie ihre Kenntnisse als Schwarzwald-Guide und Diplom-Biologin weiter. D as hier ist Spitzwegerich. Er hilft bei Husten und bei der Wundheilung und ...“ Meine Aufmerksamkeit driftet ab. Das liegt nicht daran, dass es langweilig wäre, was die Biologin und Fastenleiterin Aloisia Schönke erzählt. Im Gegenteil. Bei der Vitaminbombe Rotkleeblüten war ich auch noch ganz Ohr. Aber die Herbstsonne scheint so intensiv, hier auf einer kleinen Hangwiese am Waldrand, und ich möchte nur die Augen schließen und mein Gesicht ins Warme halten. An gar nichts denken. Nur sein. Diesen unbeschwerten Zustand vom Fasten kenne ich. Bisher allerdings nicht in Kombination mit Wanderurlaub. Unterwegs ohne Stulle: Für viele klingt das abschreckend. Nicht für meine Freundin Jutta, die gerne Neues ausprobiert und außerdem hörte, dass Fasten bei Fruktose-Unverträglichkeit helfen kann. Zudem betonen Forscher stets die erfrischende Wirkung des Waldes: Sauerstoff, Ruhe und ätherische Duftstoffe tun Körper und Geist gut. Also gibt es eine Fasten-Wanderwoche im kleinen Schwarzwaldort Glatt, neben uns mit 20 weiteren Teilnehmern, überwiegend weiblich. „Wir gehen weiter!“ Schade und schön. Ich könnte ewig in der Sonne sitzen bleiben, andererseits macht es Freude, so durch den Wald zu streifen, auf schmalen Pfaden einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das Tempo ist entspannt, aber kein Bummeln, mein Kopf ist leicht. Neben mir taucht Elke auf, eine muntere, etwas fülligere 50-Jährige. „Nötig habt ihr zwei das aber nicht“, sagt sie. Doch es geht hier nicht ums Abnehmen. Nach der Woche wird man in der Tat ein paar Kilos leichter sein, aber das liegt vor allem an Wasserausscheidungen und Muskelschwund. Weil der nicht wünschenswert ist, sollen
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