Rating-Bericht

BANKING
02 JUNI 2015
Clientis AG
CREDIT OPINION
Bern, Schweiz
Ratings
Inhaltsübersicht:
RATINGS
ZUSAMMENFASSENDE
RATINGBEGRÜNDUNG
Das BCA der Bank profitiert von Ihrem
als “Sehr Stark-“ (“Very Strong-“)
eingestuften Makroprofil
Bestimmungsfaktoren für das Rating
Ratingausblick
Wodurch könnte sich das Rating
VERBESSERN?
Wodurch könnte sich das Rating
VERSCHLECHTERN?
DIE RATINGFAKTOREN IM EINZELNEN
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Ansprechpartner:
FRANKFURT
+49.69.70730.700
Michael Rohr
+49.69.70730.901
Vice President – Senior Analyst
[email protected]
Alexander Hendricks, CFA +49.69.70730.779
Assistant Managing Director
[email protected]
Kategorie
Moody’s-Rating
Ausblick
Stabil
Depositenrating
Kurzfristrating (Depositen)
A2
Prime-1
Zusammenfassende Ratingbegründung
Am 21. Mai 2015 haben wir die lang- und kurzfristigen Depositenratings der Clientis AG von
A3/Prime-2 auf A2/Prime-1 angehoben. Gleichzeitig wurde die baa1-Basiskreditrisikoeinschätzung
(Baseline Credit Assessment, BCA) der Bank bestätigt. Diese Ratingaktionen trugen der Einführung
unserer neuen Bankratingmethodik sowie veränderten Überlegungen hinsichtlich staatlicher
Unterstützung Rechnung und bildeten den Abschluss der am 17. März 2015 begonnenen
Überprüfung der Clientis-Ratings.
Darüber hinaus wurde Clientis ein Counterparty Risk Assessment (CR Assessment) von
Baa1(cr)/Prime-2(cr) erteilt.
Die Heraufstufung der langfristigen Depositenratings von Clientis resultiert aus der Einführung der
Loss-Given-Failure-(LGF-)Analyse, die für die Firmenkundeneinlagen der Bank einen sehr geringen
Verlust bei geordneter Abwicklung oder Insolvenz nahelegt, was auf das beträchtliche
Einlagenvolumen zurückzuführen ist und für eine Anhebung um zwei Stufen ausgehend vom
bereinigten BCA von baa1 sorgt. Dieser positive Ratingeffekt wurde zum Teil dadurch
ausgeglichen, dass die Langfristratings der Bank nicht mehr wie bisher von einer Anhebung um
eine Ratingstufe aufgrund staatlicher Unterstützung profitieren.
BANKING
Das BCA der Bank profitiert von Ihrem als “Sehr Stark-“ (“Very Strong-“) eingestuften
Makroprofil
Bestimmend für das Makroprofil von Clientis ist die Tatsache, dass die Bank in hohem Maße dem Schweizer
Marktumfeld mit seiner sehr großen Wirtschaftskraft, institutionellen Stärke und staatlichen Finanzkraft
sowie seiner sehr geringen Anfälligkeit für Ereignisrisiken ausgesetzt ist. Die relativ hohe und weiter
steigende Verschuldung der Privathaushalte ist durch private Vermögenswerte gut abgedeckt, was die
Risiken schmälert, die sich aus dem anhaltenden, wenn auch rückläufigen Anstieg der Grundstückspreise
ergeben. Die Finanzierungskonditionen profitieren von einer starken inländischen Einlagenbasis sowie vom
guten Zugang zu den liquiden Pfandbrief- und Interbankenmärkten.
Die Bestätigung des baa1 BCA von Clientis ist Ausdruck (1) des klaren Fokus der Bank auf das
Privatkundengeschäft sowie ihres mittelgroßen lokalen Bankgeschäfts in der Schweiz; (2) ihrer mit relativ
geringen Risiken behafteten Bilanz, einschließlich der nur begrenzten Engagements in "Immobilien-HotSpots" auf dem regionalen Schweizer Immobilienmarkt; sowie (3) ihrer starken Eigenkapitalausstattung.
Begrenzende Faktoren für das BCA von Clientis sind jedoch nach wie vor (1) der noch immer vergleichsweise
lose Aufbau von Clientis, der bislang noch keiner langfristigen Bewährungsprobe innerhalb des Sektors
unterzogen wurde; (2) die knapperen Liquiditätskennzahlen und die - relativ zu den am ehesten mit Clientis
vergleichbaren Mitbewerbern - dünnen Liquiditätspolster; sowie (3) das relativ begrenzte Geschäftsgebiet
und eingeschränkte Produktportfolio sowie die - gemessen an internationalen Standards - moderate
Rentabilität.
Ein stärkerer Zusammenhalt der Gruppe durch frühzeitige Sicherung rechtlich verbindlicher
Mitgliedschaftsverpflichtungen über 2017 hinaus könnte die das Rating begrenzende qualitative
Adjustierung des BCA aufheben, insbesondere wenn gleichzeitig die gegenseitigen Haftungsmechanismen
langfristig aufrecht erhalten werden. und die Sicherung der langfristigen Gruppenzugehörigkeit durch
rechtlich verbindliche Mitgliedschaftsverpflichtungen bis 2017.
Bestimmungsfaktoren für das Rating
Die vorliegende Veröffentlichung
stellt keine Ankündigung einer
Ratingaktion dar. Nähere
Informationen zu den jüngsten
Ratingaktionen sowie zur gesamten
Ratinghistorie hinsichtlich der
Bonitätsbeurteilungen, auf die
hierin Bezug genommen wird,
finden sich unter
www.moodys.com auf den
Internetseiten zu diesem
Emittenten/Unternehmen unter
der Rubrik „Ratings“.
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Hohe Granularität des Kreditbuchs und die begrenzten Engagements in überhitzenden
Immobilienmärkten begünstigen die Aktivaqualität
»
Solide Eigenkapitalbasis begründet hohe Verlustabsoptionskapazität
»
Niedrige Rentabilitäts- und Effizienzkennzahlen, aber aktive Hedging-Strategie mindert Ertragsvolatilität
»
Unausgewogenes Liquiditätsprofil setzt die Gruppe in einem sehr ungünstigen Szenario
Refinanzierungsrisiken aus
»
Depositeninhaber profitieren von dem hohen Bestand an granularen Privatkundeneinlagen im
unwahrscheinlichen Falle einer Abwicklung (LGF-Analyse)
Ratingausblick
»
Der Ausblick für die langfristigen Depositenratings von Clientis ist stabil.
CREDIT OPINION: CLIENTIS AG
BANKING
Wodurch könnte sich das Rating VERBESSERN?
Folgende Faktoren könnten für eine Aufwärtsentwicklung beim BCA und somit auch bei den
Depositenratings der Bank sorgen: (1) ein stärkerer wirtschaftlicher Zusammenhalt der einzelnen ClientisMitgliedsinstitute, gestützt auf eine deutlichere Herausstellung der Marke und eine kohärentere
Geschäftsstrategie; (2) eine Reduzierung der Risiken durch eine deutliche Verbesserung des Liquiditäts- und
Finanzierungsprofils, das aktuell eine gewisse Abhängigkeit von den vertrauensabhängigen
Finanzierungsquellen an den Fremdkapitalmärkten aufweist, und/oder (3) eine merkliche und nachhaltige
Verbesserung des risikobereinigten Effizienz- und Rentabilitätsniveaus der Bank.
Das Depositenrating von Clientis könnte sich zudem verbessern, falls das Volumen der Depositen
substantiell ansteigt und somit eine höhere Ratinganhebung im Rahmen unserer LGF-Analyse rechtfertigen
würde.
Wodurch könnte sich das Rating VERSCHLECHTERN?
Folgende Faktoren könnten für Abwärtsdruck auf das BCA und somit auch die Depositenratings der Bank
sorgen: (1) eine allmähliche Erosion des Marktanteils durch Wettbewerbsdruck, strategische Differenzen
innerhalb der Gruppe oder das Ausscheiden weiterer Mitgliedsinstitute (was zum gegenwärtigen Zeitpunkt
allerdings als höchst unwahrscheinlich erachtet wird); (2) anhaltender und unerwartet großer Druck auf die
Finanzkennzahlen der Bank in einem fortgesetzten Niedrigzinsumfeld; (3) eine wesentliche Verschlechterung
der Aktivaqualität über das Maß hinaus, das mit der Risikoabsorptionsfähigkeit der Bank vereinbar ist insbesondere, falls dies auf eine deutliche Abschwächung auf dem Schweizer Immobilienmarkt
zurückzuführen wäre; und/oder (4) eine Erhöhung der Risikobereitschaft der Bank - insbesondere, falls
Clientis seine Bilanz aggressiver verlängert, ohne den Herausforderungen in Bezug auf das Refinanzierungsund Liquiditätsprofil der Gruppe in angemessener Weise Rechnung zu tragen.
Das Depositenrating von Clientis könnte sich zudem verschlechtern, falls das Volumen der Depositen
substantiell abschmilzt und somit eine geringere Ratinganhebung im Rahmen unserer LGF-Analyse
rechtfertigen würde.
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Die Ratingfaktoren im Einzelnen
Hohe Granularität des Kreditbuchs und begrenzte Engagements in überhitzenden Immobilienmärkten
begünstigen die Aktivaqualität
Wir gehen davon aus, dass Clientis in der Lage sein wird, Tempo und Ausmaß einer potenziellen
Verschlechterung seiner soliden Indikatoren für die Aktivaqualität zu managen. Diese Einschätzung beruht
auf dem verhaltenen Wachstum, das die Bank in den letzten Jahren bei ihren Ausleihungen verzeichnet und
das zu einer nahezu stagnierenden Entwicklung im Kreditbuch geführt hat: Per Ende 2014 lag das Volumen
bei insgesamt CHF 11,2 Mrd.
Die von Clientis ausgereichten Hypothekendarlehen, die per 31. Dezember 2014 94 % des Kreditbuchs
ausmachten, sind vornehmlich in Gebieten vergeben worden, in denen der Immobilienmarkt keinerlei
Anzeichen einer Überhitzung aufweist. Ende 2014 betrug das Volumen an notleidenden Krediten zudem
CHF 119,9 Mio., was 1,1 % der gesamten Bruttoausleihungen entsprach (2013: CHF 134,9 Mio. bzw. 1,2 %).
Entsprechend weist die Gruppe eine relativ geringe Anfälligkeit für potenzielle „Schocks“ auf, zu denen es auf
den inländischen Immobilienmärkten oder während einer länger andauernden Phase schwächeren
Wirtschaftswachstums in der Schweiz kommen könnte. Dieser geringen Anfälligkeit tragen wir durch den
Scorewert von a2 für das Aktivarisiko der Bank Rechnung, der auch die Risiken aus dem großen Bestand an
Hypothekendarlehen im Verhältnis zum Gesamtkreditvolumen der Bank sowie die Risiken aus dem
anhaltenden Niedrigzinsumfeld berücksichtigt.
Solide Eigenkapitalbasis begründet hohe Verlustabsoptionskapazität
Wir gehen davon aus, dass Clientis auch in Zukunft mit einem reichlichen Kapitalpolster ausgestattet sein
wird, wenn man den relativ risikoarmen Charakter des in hohem Maße besicherten Kreditbuchs aus privaten
Immobiliendarlehen sowie das revidierte Haftungskonzept für die Clientis-Gruppe und ihre
Mitgliedsinstitute berücksichtigt.
Clientis wird von der Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA als Kategorie-4-Institut geführt. Als solches
muss die Gruppe ab dem 31. Dezember 2016 eine Gesamtkapitalquote von 11,2 % aufweisen. Per 31.
Dezember 2014 wies die Gruppe eine harte Kernkapitalquote (Common Equity Tier 1, CET1) von 17,2 % aus,
gegenüber 16,9 % Ende 2013. In den Eigenmitteln von Clientis sind keine hybriden Kapitalinstrumente
enthalten. Die unverändert hohe Quote von rund 80 % bei der Einbehaltung erwirtschafteter Gewinne ist
zudem Beleg für die starke Konzentration der Gruppe auf eine solide Innenfinanzierung.
Der von uns erteilte Scorewert von aa2 für die Kapitalausstattung ist Ausdruck dieser Stärke.
Niedrige Rentabilitäts- und Effizienzkennzahlen, aber aktive Hedging-Strategie mindert
Ertragsvolatilität
Langfristig hat Clientis das Potenzial, Vorteile aus einer engeren operativen und geschäftlichen Integration
seiner Mitgliedsinstitute zu ziehen, was zu Effizienzsteigerungen führen und dazu beitragen könnte, das
Rentabilitätsniveau auch in einem Umfeld mit sehr niedrigen Zinssätzen beizubehalten. Im gegenwärtigen
Stadium haben wir jedoch den Scorewert für die Rentabilität der Bank auf ba3 nach unten korrigiert, worin
sich das geringe Ertragsniveau und unsere Erwartung äußern, dass die Erträge auch in den nächsten 12 bis 18
Monaten unter Druck stehen werden.
Im internationalen Vergleich bewegen sich die Rentabilitätskennzahlen von Clientis bereits am unteren
Ende. Zwar äußert sich in den Rentabilitätskennzahlen in gewissem Maße der geringere Risikograd, aber
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auch die relativ hohen betrieblichen Aufwendungen der Clientis-Gruppe infolge der höheren
Abschreibungskosten im Zusammenhang mit der Einführung einer neuen IT-Plattform.
Für 2014 wies die 15 Institute umfassende Clientis-Gruppe einen geringeren Überschuss in Höhe von CHF
39,0 Mio. (2013, bereinigt um die ausscheidenden Institute: CHF 36,9 Mio.) aus. Das Nettozinsergebnis
stabilisierte sich bei CHF 147,7 Mio. (2013: CHF 146,6 Mio.). Clientis schneidet hier aber im Vergleich mit
einigen anderen regionalen Bankengruppen gut ab, unserer Ansicht nach das Resultat der nach wie vor
effektiven Zinssicherungspolitik. Zusätzlich stiegen 2014 die Gebühren- und Provisionserträge auf CHF 22,0
Mio. (2013: CHF 21,1 Mio.) trotz der generellen Zurückhaltung der Kunden bei der Durchführung von
Transaktionen.
Unausgewogenes Liquiditätsprofil setzt die Gruppe in einem sehr ungünstigen Szenario
Refinanzierungsrisiken aus
Eine zentrale Herausforderung für Clientis besteht darin, das Liquiditätsprofil der Gruppe zu managen und
fortlaufend zu verbessern, vor allem mit Blick auf das Volumen des Liquiditätspolsters, ohne die Rentabilität
und die hohe Qualität der Finanzanlagen von Clientis signifikant zu schwächen. Wir erkennen zwar die
jüngsten Anstrengungen von Clientis an, die Laufzeiten zu verlängern, die Finanzierung auf eine breitere
Basis zu stellen und den Zugang zum Repo-Markt längerfristig zu festigen; allerdings ist der absolute Bestand
an liquiden Aktiva nach wie vor geringer als bei anderen vergleichbaren Regionalbanken.
Clientis profitiert aufgrund des fest verwurzelten lokalen Privatkundengeschäfts von einer stabilen Basis an
umfangreichen Privatkundeneinlagen (73 % der Gesamtverbindlichkeiten 2014). Die Kundeneinlagen sind
zwar eine wichtige und stabile Finanzierungsquelle für Clientis, haben sich in den vergangenen Jahren jedoch
als unzureichend für die Wachstumsfinanzierung erwiesen. In gleicher Wiese deutet das Verhältnis von
Ausleihungen zu Einlagen von 122 % im Jahr 2014 (nach Einbeziehung der vom Einlagensicherungssystem
gedeckten Kassenobligationen) auf eine überdurchschnittlich hohe Inanspruchnahme von
Kapitalmarktfinanzierung im Vergleich mit anderen inländischen Instituten hin.
Durch die reine Konzentration von Clientis auf das Privatkundengeschäft entstehen zudem
Herausforderungen in Bezug auf die Zusammensetzung der Bilanz. Die Bruttoausleihungen machten per
Ende 2014 89 % der Gruppenbilanz aus, was auf ein dünneres Liquiditätspolster als bei den am ehesten
vergleichbaren Wettbewerbern aus dem Bankensektor schließen lässt. Aus diesem Grund bleibt die Gruppe
anfällig für ungünstige Entwicklungen auf den vertrauensabhängigen Fremdkapitalmärkten. Diese Exposition
könnte im hochgradig ungünstigen Szenario einer länger andauernden Störung an den Kapitalmärkten eine
Reduzierung des Geschäftsvolumens erforderlich machen und dadurch zu einer Beeinträchtigung des
Geschäftswertes führen. Daher erachten wir das Finanzierungsprofil von Clientis, was die
Finanzierungsquellen und das Tilgungsprofil betrifft, nach wie vor als insgesamt unausgewogen - trotz der
positiven Effekte, die sich aus der Qualität der (weitgehend über Covered Bonds erfolgenden)
Kapitalmarktfinanzierung und aus der zusätzlichen Liquiditätsversorgung ergeben, die sich in unserer
anfänglichen Kennzahl nicht niederschlagen.
Diesen Überlegungen tragen wir in dem Scorewert von aa3 für die Finanzierungsstruktur und in dem
Scorewert von ba3 für die Liquiditätsversorgung der Bank Rechnung.
Qualitative Aspekte
Wir haben den Scorewert für das Finanzprofil der Bank insgesamt um eine Stufe gesenkt und erteilen ein
BCA von baa1. In dieser Anpassung äußert sich der nach wie vor relativ lockere Aufbau von Clientis, auch
wenn der Zusammenhalt der Gruppe durch die Ausweitung der gegenseitigen Haftungsmechanismen und
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die Sicherung der langfristigen Zugehörigkeit zur Gruppe durch rechtlich verbindliche
Mitgliedschaftsverpflichtungen bis 2017 gestärkt wurde.
Hinzu kommt, dass die Vielfalt des lokalen Geschäfts der Banken eine Herausforderung für die ClientisGruppe mit Blick auf eine einheitliche Produkt- und Preispolitik darstellt. Die Stärkung des Zusammenhalts
zwischen den einzelnen Mitgliedsinstituten wird daher entscheidend sein, damit Clientis im Wettbewerb mit
den viel größeren Kantonalbanken und mit den Raiffeisenbanken besser bestehen kann. Für Clientis könnte
es sich darüber hinaus als größere Herausforderung erweisen, eher wohlhabende/mobile Kunden an sich zu
binden, um ihr volles Kundenpotenzial auszuschöpfen, und so innerhalb ihrer lokalen/ländlichen
Bankennische, die weniger dynamischen Bereichen der Schweizer Volkswirtschaft ausgesetzt ist, zu wachsen.
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Überlegungen zu weiteren Ratingfaktoren (Notching)
Loss-Given-Failure (LGF)-Analyse
Clientis unterliegt der Schweizer Bankenregulierung, deren Bestimmungen wir als operative
Abwicklungsrichtlinien (Operational Resolution Regime) erachten. Wir wenden daher unsere LGF-Analyse an
unter Berücksichtigung der Risiken, die sich für die verschiedenen Schuldtitel- und Depositenklassen über die
gesamte Passivastruktur hinweg bei Insolvenz ergeben. Für diesen Fall gehen wir von einem Restvolumen an
bereinigtem bilanziellem Eigenkapital (Tangible Common Equity) von 3 % sowie von Verlusten im Falle der
geordneten Abwicklung oder nach Insolvenz in Höhe von 8 % der materiellen Bankaktiva aus, ferner von
einem 25%igen Abschmelzen der "nicht priviligierten" Kundeneinlagen sowie einem Rückgang von 5 % bei
den "priviligierten“ Einlagen und von einer 100%igen Wahrscheinlichkeit, dass die Depositen in der
Rangfolge etwaiger Ansprüche vor den vorrangigen unbesicherten Verbindlichkeiten befriedigt werden,
wodurch wir dem in der Schweiz gesetzlich verbrieften Vorrang der Depositen Rechnung tragen.
Unsere LGF-Analyse legt für die Kundeneinlagen von Clientis einen sehr niedrigen Verlust bei geordneter
Abwicklung oder Insolvenz nahe. Aus diesem Grund positionieren wir unsere vorläufige Ratingeinschätzung
(Preliminary Rating Assessment, PRA) für die Depositen von Clientis zwei Stufen über dem bereinigten BCA
von baa1, da die Depositen bei Abwicklung bevorrechtigt behandelt werden und in Anbetracht des
voraussichtlichen Rückgangs des erwarteten Verlusts infolge des beträchtlichen Einlagenvolumens.
Staatliche Unterstützung
Die dezentral organisierte Clientis-Gruppe besteht aktuell aus 15 rechtlich selbstständigen Banken sowie
deren Zentralinstitut, der Clientis AG, die im Eigentum dieser selbstständigen Banken steht. Die Clientis AG
bürgt für die Verbindlichkeiten aller 15 rechtlich unabhängigen Banken, die im Gegenzug die Clientis AG im
Bedarfsfall finanziell unterstützen müssen.
Die Gruppe ist in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz vertreten und hält nationale Marktanteile
von 0,8 % am Einlagen- bzw. 1,2% am Immobilienkreditgeschäft. Dies positioniert die Gruppe eindeutig als
Nischenanbieter auf dem lokalen/ländlich geprägten Schweizer Bankenmarkt, der sich durch bedeutende
regionale Marktstellungen und eine recht loyale lokale Privat- und Geschäftskundenbasis aus kleinen und
mittelständischen Unternehmen (KMU) auszeichnet.
Wir erachten die Wahrscheinlichkeit systemischer Unterstützung zugunsten von Clientis in einem StressSzenario daher als gering und eliminieren somit systemische Unterstützung, welche zuvor für eine Anhebung
der Depositenratings von Clientis um eine Ratingstufe gesorgt hatte.
Ergebnis aus der Moody’s BCA-SCORECARD
Die Scorecard (umseitig) ist so konzipiert, dass sie das Urteil unseres Ratingkomitees zusammenfassend
darlegt und erläutert. In Verbindung mit unserem veröffentlichten Research ergibt sich so ein vollständiges
Bild unserer Beurteilung und der zugrunde liegenden Bestimmungsfaktoren. Insofern kann das ScorecardErgebnis erheblich von dem Resultat abweichen, auf das allein die Rohdaten schließen lassen (obwohl durch
entsprechende Kalibrierung die Notwendigkeit einer starken Abweichung zu vermeiden versucht wurde). Das
Scorecard-Ergebnis und die einzelnen Scorewerte werden von den Ratingkomitees diskutiert und ggf. nach
oben oder unten korrigiert, um den spezifischen Gegebenheiten jedes gerateten Unternehmens in
angemessener Weise Rechnung zu tragen.
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Macro Factors
Weighted Macro Profile
Very
Strong
Financial Profile
Factor
Historic Ratio
Macro Adjusted
Score
Assigned Score
Key driver #1
1.1%
aa2
a2
Sector concentration
17.3%
aa2
aa2
0.3%
ba2
ba3
a1
a2
9.3%
aa3
aa3
6.7%
b1
ba3
baa2
baa1
Key driver #2
Solvency
Asset Risk
Problem Loans / Gross Loans
Capital
TCE / RWA
Profitability
Net Income / Tangible Assets
Combined Solvency Score
Expected trend
Liquidity
Funding Structure
Market Funds / Tangible Banking Assets
Liquid Resources
Liquid Banking Assets / Tangible Banking Assets
Combined Liquidity Score
Financial Profile
a3
Qualitative Adjustments
Adjustment
Business Diversification
0
Opacity and Complexity
-1
Corporate Behavior
0
Total Qualitative Adjustments
-1
Sovereign or Affiliate constraint
Aaa
Scorecard Calculated BCA range
a3 - baa2
Assigned BCA
baa1
Affiliate Support notching
0
Adjusted BCA
Instrument Class
Deposits
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Additional liquidity
resources
baa1
Loss Given
Failure notching
Additional
notching
Government Support
notching
Local Currency rating
Foreign Currency
rating
+2
0
0
A2 stable
A2 stable
CREDIT OPINION: CLIENTIS AG
BANKING
Publikation Nr.: 181908
Autor
Michael Rohr
Übersetzung
Holger Ziegler
Satz/Layout
Ginger Kipps
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FREMDKAPITALÄHNLICHEN WERTPAPIEREN, UND DIE VON MOODY’S VERÖFFENTLICHTEN RATINGS UND RESEARCH-PUBLIKATIONEN (“MOODY’S-PUBLIKATIONEN“)
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MCO und MIS halten sich darüber hinaus an Richtlinien und Abläufe zur Wahrung der Unabhängigkeit des Ratingprozesses und der von MIS erteilten Ratings. Jährlich aktualisierte
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