Sommersemester 2015 A uch der christlich-jüdische Dialog lebt nicht nur vom guten Willen der Gesprächspartner, sondern ebenso von deren Wissen. Im Mittelpunkt der Reihe Toldoth & Tarbut (Geschichte und Kultur) stehen darum Personen, Ereignisse, Zeiträume und Orte, in denen sich bestimmte Entwicklungen der jüdischen Geschichte, Religion und Kultur von der Spätantike bis zur Moderne geradezu kristallisieren. Die Reihe wendet sich nicht an Experten der Judaistik und Religionsgeschichte, sondern möchte einem breiteren Publikum, die reiche Geschichte und die unterschiedlichen Strömungen des Judentums jenseits aller Folklore erschließen. Frühjudentum, Frühchristentum und rabbinische Zeit; Reform, säkulares Judentum und moderne Orthodoxie; Kabbala, Chassidismus und Philosophie, Assimilation und Zionismus, aschkenasisches und sefardisches Judentum bezeichnen Richtungen und Erscheinungen, die nicht zu harmonisieren oder auf ein zeitloses Wesen zu reduzieren, sondern auch in ihren Gegensätzen darzustellen sind. Es gibt einiges neu und an scheinbar Bekanntem neue Seiten zu entdecken. Sommersemester 2015 Sommersemester 2015 Donnerstag, 23. April 2015, 20.00 Uhr s.t. Montag, 18. Mai 2015, 20.00 Uhr s.t. Lotte Cohn Baumeisterin des Landes Israel Zimzum – Eine kabbalistische Schöpfungslehre und ihr Weg durch 400 Jahre jüdischchristlicher Geistesgeschichte Dr. Ines Sonder, Potsdam Universität Bonn, Hörsaal VII Prof. Dr. Christoph Schulte, Potsdam Universität Bonn, Hörsaal VII Die aus einer zionistischen Großfamilie in Berlin gebürtige Lotte Cohn (1893–1983) gehörte zu den Architekturpionierinnen im 20. Jahrhundert. 1916 erhielt sie als dritte Frau ihr Diplom im Architekturfach an der TH Charlottenburg und ging während des Ersten WeltLotte Cohn krieges zum WiederaufFoto: Sammlung Ines Sonder bau nach Ostpreußen. 1921 wanderte sie als erste graduierte Architektin in Palästina ein und war ein halbes Jahrhundert lang maßgeblich am Aufbau des Landes Israel beteiligt. Ihr architektonisches Œuvre umfasst über 100 Bauten und Projekte Zimzum ist ein Begriff der Kabbala für die Selbstzusammenziehung Gottes vor der Erschaffung der Welt und zum Zweck der Weltschöpfung. Der vor der Schöpfung allgegenwärtige Gott Source: Wikipedia zieht sich im Zimzum von sich selbst in sich selbst zurück, um allererst für die Erschaffung der Welt in seiner eigenen Mitte Platz zu machen. Dabei schränkt Gott auch seine unendliche Allmacht so ein, daß überhaupt Endliches entstehen kann. Isaak Lurias (1534-1572) Lehre vom Zimzum gilt nicht erst seit Gershom Scholems epochemachenden Forschungen zur jüdischen Mystik als ein intellektuelles Prunkstück der Kabbala und jüdischen Philosophie. Neben der mannigfachen Verbreitung der Lehre vom Zimzum in der kabbalistischen Literatur bis heute, hat er wie keine zweite kabbalistische Lehre gerade auch christliche Theologen und Philosophen fasziniert. Der Zimzum findet sich nicht nur bei christlichen Kabbalisten wie Knorr von Rosenroth, Oetinger oder Molitor, sondern auch bei Philosophen wie Jacobi, Hegel, Schelling oder Baader, bei Dichtern wie Goethe und Brentano. In der Philosophie und Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts gewinnt der Zimzum bei so unterschiedlichen Autoren und Künstlern wie Franz Rosenzweig, Hans Jonas, Isaak Bashevis Singer, Barnett Newman, Harold Bloom oder Anselm Kiefer ganz neue Bedeutung Villa Dr. Zlocisti, Haifa 1937. Foto: Sammlung Ines Sonder Sommersemester 2015 Donnerstag, 25. Juni 2015, 20.00 Uhr s.t. „Dokumente der Hoffnung“ Jüdischer Nationalismus in Fotografie und Film Rebekka Großmann M.A., Jerusalem Universität Bonn, Hörsaal VII Das “Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit”, wie Walter Benjamin die Anfänge des letzten Jahrhunderts definiert hat, brachte eine neue Aufmerksamkeit für die Sprache der Bilder mit sich. Die massenweise Produktion von Fotographien und Filmen erlaubte es, sich “ein Bild zu machen” von den Prozessen und Transformationen der Welt. Ein geopolitischer Raum, der zeitgleich mit dieser technischen Entwicklung ins Zentrum des Weltgeschehens rückte, war Palästina, das einen Konflikt gebar, der bis heute nicht überwunden ist. Während Israel als Motiv bei reisenden Filmemachern und Fotografen schon seit dem 19. Jahrhundert beliebt war, entwickelte sich erst mit der modernen Politisierung der Region eine politische Sprache der Bilder. Anhand von Bildbeispielen sollen die Werke jüdischer Fotografen und Filmemacher Palästinas untersucht und die Wirkung ihrer Botschaften auf Beobachter des entstehenden Staates Israel entschlüsselt werden. Übrigens: Wenn Sie regelmäßig unseren Newsletter mit aktuellen Informationen erhalten möchten, senden Sie bitte eine E-Mail an: [email protected] Betreff: subscribe newsletter. Der Newsletter kann jederzeit abbestellt werden unter gleicher Mailadresse Betreff: unsubscribe newsletter. Die Veranstalter der Reihe: TOLDOT & TARBUT Katholisches Bildungswerk Bonn Evangelisches Forum Bonn Gesellschaft für ChristlichJüdische Zusammenarbeit in Bonn e.V. Universität Bonn Seminar für Religionspädagogik und Seminar für Liturgiewissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät Universität Bonn Studium Universale Abbildungen: Sammlung Ines Sonder René Buchholz Wikipedia.org Vorträge im Sommersemester 2015 Lotte Cohn: Pension Käte Dan, Tel Aviv 1932 Foto: Sammlung Ines Sonder
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