Nachrichten aus Deutschland Nr. 17 / 16.03.2015 1. 2. 3. 4. Globale Standards Neuausrichtung für CeBIT BMW vermeldet Rekordzahlen Selfie-Sticks - ja oder nein? Liebe Leser, der Newsletter der Deutschen Botschaft Sofia, einschließlich der bisher erschienenen Ausgaben (Archiv), kann auf der Botschaftshomepage in deutscher und in bulgarischer Sprache gelesen werden: http://www.sofia.diplo.de/Vertretung/sofia/de/01/Nachrichten__aus__Deutschland.html http://www.sofia.diplo.de/Vertretung/sofia/bg/01/Nachrichten__aus__Deutschland.html 1. Globale Standards Berlin (dpa) - Die deutsche Regierung pocht auf die weltweite Einhaltung von Umweltund Sozialstandards bei der Produktion von Kleidern, Lebensmitteln und allen anderen Produkten. Darauf sollen sich unter deutscher Präsidentschaft die G7-Staaten USA, Kanada, Japan, Italien, Frankreich und Großbritannien bei ihrem Gipfel im Juni auf Schloss Elmau in Bayern einigen. In den Ländern sollen Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Gewerkschaften gemeinsam für Standards sorgen. «Es stellt sich die soziale Frage des 19. Jahrhunderts erneut», sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller zu Beginn einer Vorbereitungskonferenz in Berlin. «Die Zeit ist wirklich reif, um gute Arbeit weltweit zu ihrem Recht zu verhelfen», sagte die deutsche Arbeitsministerin Andrea Nahles. Sie wies darauf hin, dass alle 15 Sekunden ein Mensch durch einen Arbeitsunfall oder eine arbeitsbedingte Krankheit zu Tode komme. «Wir haben eine neue Entschlossenheit, das jetzt anzupacken.» Die Missachtung internationaler Arbeits- und Sozialstandards führe zu weltwirtschaftlichem Schaden von 2,8 Billionen USDollar pro Jahr. Nahles und Müller sagten, der Weg für mehr Menschenrechte bei der Arbeit weltweit solle auf Freiwilligkeit auch der Wirtschaft beruhen. «Wir sind an dem Punkt, dass wir auf Freiwilligkeit setzen, weil wir glauben, dass wir da mehr erreichen können, aber wenn sich herausstellen sollte, dass das nicht reicht, dann müssen wir das überdenken», so Nahles. Einen schnellen Durchbruch erwartet Müller nicht: «Geben Sie uns vier plus vier Jahre, dann können wir sehr, sehr viel bewegen.» 2. Neuausrichtung für CeBIT Hannover (dpa) - Die Computermesse CeBIT in Deutschland hat durch ihre Neuausrichtung nach Einschätzung der Veranstalter neuen Schwung bekommen. Ein seit 2001 anhaltender Niedergang sei gestoppt, erklärte Messe-Chef Oliver Frese im niedersächsischen Hannover: Die CeBIT 2015 wird erstmals wieder größer ausfallen als die Vorjahres-Veranstaltung. Die Messe hat sich wieder auf ihr Kerngeschäft konzentriert und zur Business-Messe gewandelt. Unterm Strich werden zwar mit 3.300 Ausstellern aus 70 Ländern so viele wie im Vorjahr nach Hannover kommen. Viele Unternehmen haben aber ihre Stände vergrößert, so dass die Messefläche rund sechs% stieg. Die CeBIT will diesmal unter dem Kunstbegriff «d!conomy» die zunehmende Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft durch die Neuerungen der Informationsindustrie thematisieren. Das Kunstwort soll andeuten, wie stark die Trend-Technologien in der digitalen Wirtschaft miteinander verzahnt sind. Partnerland ist China - ein Staat, der laut Frese großes Potenzial hat, die globale IT-Weltkarte zu verändern: «China gewinnt massiv an Kraft im IT-Sektor.» Das Thema Digitalisierung sei aktueller denn je. Durch sie entstünden neue Geschäftsmodelle quasi im Minutentakt. Doch das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, der Mittelstand, habe Nachholbedarf. Ihm fehle oft das Bewusstsein für Bedrohungen, da die Digitalisierung nicht nur Nutzen, sondern auch Risiken schafft. Der wachsende Datenaustausch erhöht die Gefahr für Firmen für Online-Attacken; der Themenbereich Cyber-Angriffe und der Schutz dagegen wird auf der Messe daher ein Schwerpunktthema sein. Zu den prominenten Gastrednern gehören der Ex-NSA-Mitarbeiter Edward Snowden und der US-Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald. Dieser trug dazu bei, dass die Daten des US-Whistleblowers über die massenhafte Ausspähung der Bevölkerung durch Geheimdienste veröffentlicht werden konnten. Greenwald wird selbst auf der Messe reden, Snowden per Video live aus seinem Moskauer Exil zugeschaltet sein. Weitere Redner sind unter anderen der US-Ökonom Jeremy Rifkin, SAP-Chef Bill McDermott, EU-Kommissar Günther Oettinger und der Nato-Vize-Generalsekretär Jamie Shea. 3. BMW vermeldet Rekordzahlen München (dpa) - BMW hat im vergangenen Jahr erneut Rekordzahlen verbucht und damit das fünfte Jahr in Folge neue Bestwerte erzielt. Der Autobauer verdiente 2014 unter dem Strich mehr als 5,8 Milliarden Euro und damit mehr als je zuvor in der Firmengeschichte, wie BMW nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Der Umsatz des Dax-Konzerns kletterte um fast 6% auf 80,4 Milliarden Euro. Die Nobelmarke hatte 2014 erstmals in der Geschichte des Unternehmens mehr als zwei Millionen Autos verkauft. «Unsere Fahrzeuge sind bei den Kunden in aller Welt begehrt und sorgen für Rückenwind», sagte der scheidende Vorstandschef Norbert Reithofer. Er übergibt seinen Posten zur Hauptversammlung im Mai an den bisherige Produktionschef Harald Krüger und soll Aufsichtsratschef werden. Eine knappe Woche vor der eigentlichen Bilanz-Pressekonferenz hatte der Konzern wie in den vergangenen Jahren die wichtigsten Kennzahlen des Geschäftsjahres veröffentlicht. Auch die Zahl der Mitarbeiter wuchs weiter. Weltweit beschäftigte der Konzern vergangenes Jahr 116.324 Menschen. Allein in diesem Jahr plant BMW 8000 Neueinstellungen, davon mehr als 5000 in Deutschland. BMW profitiert wie Daimler und Audi von der anhaltend hohen Nachfrage nach Nobelkarossen. Besonders gut liefen die 3er, 4er und 5er Reihe, sowie der Geländewagen X5. Das stärkste Wachstum verzeichneten die Münchner in Asien und dort vor allem im Wachstumsmarkt China. Allein dort kletterte der Absatz um fast 17%. Gut jedes fünfte Auto verkauft BMW inzwischen im Reich der Mitte. 4. Selfie-Sticks - ja oder nein? Berlin/Hannover (dpa) - Ganz gleich, ob auf der Kölner Domplatte, vor dem Brandenburger Tor in Berlin oder vor Schloss Neuschwanstein in den Alpen: Überall dort, wo sich Touristen in Deutschland tummeln, wird mit Selfie-Sticks hantiert. Mit Hilfe der künstlichen Armverlängerungen lassen sich noch bessere Selbstporträts per Smartphone schießen. In Museen ist es auf diese Weise möglich, beispielsweise eine gesamte Halle ins Bild zu bannen. Viele Ausstellungshäuser sehen den Trend allerdings skeptisch. Sie fürchten, dass mit den teils mehr als ein Meter langen Stangen Kunstwerke beschädigt und Besucher verletzt werden könnten. Die Staatlichen Museen zu Berlin stufen Handy-Stangen als «sperrige und scharfkantige Gegenstände» ein. Diese können laut Besucherordnung Kunstwerke gefährden und dürfen daher nicht mit in die Museumsräume genommen werden. Selfies für den privaten Gebrauch seien aber grundsätzlich erlaubt und erwünscht, hieß es. In den Häusern der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München sind spitze Dinge vom Stock bis zum Regenschirm und damit auch Selfie-Sticks tabu. «Wenn es voll ist in den Sälen, kann so ein Stick schnell in der Brille des Nebenmannes landen. Die sind einfach zu unfallträchtig», sagte eine Sprecherin. Wie die mehr als 6000 Museen in Deutschland mit Selfie-Sticks umgehen, ist unterschiedlich. Eine einheitliche Linie gibt es nach Angaben des Deutschen Museumsbundes noch nicht. Im Leipziger Museum der bildenden Künste zum Beispiel hat kürzlich ein Fotograf sogar ein Bildseminar mit Selfie-Sticks gehalten. Die zehn Stangen bleiben im Besitz des Museums und sollen künftig etwa bei Workshops mit Kindern und Jugendlichen zum Einsatz kommen. Eine große Touristenattraktion in Niedersachsen ist die Autostadt in Wolfsburg, die jährlich mehr als zwei Millionen Gäste zählt. Selfie-Sticks sind erlaubt, werden bisher aber selten mitgebracht. Die Besucher bewegten sich in der Regel äußerst behutsam zwischen den Oldtimern, sagte eine Sprecherin. Anlass für ein Verbot gebe es nicht. In den USA hingegen haben Dutzende Museen den Selfie-Stick bereits verboten. In New York etwa sind die Stäbe im Metropolitan Museum am Central Park und im Museum of Modern Art tabu. Auch wer die Vatikanischen Museen in Rom betreten will, muss den Teleskopstab einschließen. Die Uffizien in Florenz sprachen im Oktober ein Verbot aus. In London wird eine solche Maßnahme derzeit nur vom British Museum geprüft. Auch im Pariser Louvre dürfen die Touristen sich weiter mit den Fotostangen vor den Kunstschätzen ablichten.
© Copyright 2024 ExpyDoc