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Berliner Zeitung - Sozialwohnungen in Berlin sollen teurer werden
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Berlin - 16.03.2015
NEUE ENTWICKLUNGEN AM BERLINER WOHNUNGSMARKT
Sozialwohnungen in Berlin sollen teurer werden
Von Ulrich Paul
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel bastelt an einem
Fördersystem für den Neubau, das sich an den Einkommen
orientiert. Zusätzliche Sozialwohnungen soll es auch geben. Die
Mieten für diese sollen jedoch weiter raufgeschraubt werden.
Wer in Berlin eine neu errichtete Sozialwohnung beziehen will, muss sich
auf höhere Mieten gefasst machen. Stadtentwicklungssenator Andreas
Geisel (SPD) sagte am Montag, es gebe Überlegungen für eine neue Form
Sanierte Häuser in Prenzlauer Berg.
der Wohnungsbauförderung, bei der die Miete je nach Bedürftigkeit der
Menschen zwischen 6,20 Euro und 8,50 Euro je Quadratmeter liegen soll.
Foto: dpa
Sollten die Überlegungen Realität werden, würden sich die
Einstiegsmieten im Sozialen Wohnungsbau deutlich erhöhen. Zum Vergleich: Bisher bewegen sich die Mieten für
neu errichtete Sozialwohnungen im Spektrum zwischen 6 und 7,50 Euro je Quadratmeter (kalt) monatlich. Nach
der geplanten Regelung sollen die Inhaber eines Wohnberechtigungsscheins (WBS), die Anspruch auf eine
Sozialwohnung haben, in der Spitze also bis zu einen Euro pro Quadratmeter mehr bezahlen. Das macht bei einer
100 Quadratmeter großen Wohnung immerhin 100 Euro monatlich aus.
Senator will mehr Gerechtigkeit
Geisel sagte, der Vorteil der geplanten neuen Förderung sei, dass diese eine größere Gerechtigkeit ermögliche.
Wer nur über ein geringes Einkommen verfügt, wie zum Beispiel Hartz-IV-Empfänger, soll weniger zahlen als
jemand, dessen Gehalt sich am oberen Rand der Einkommensgrenze für den sozialen Wohnungsbau bewegt.
Subjektförderung sagen die Experten zu der geplanten neuen Form der Wohnungsbauförderung.
Das Subjekt ist dabei der Mieter. Die Wohnungsbau-Investoren sollen je nach Einkommen Zuschüsse aus der
Landeskasse erhalten. Zu der Subjektförderung gehört allerdings, dass ein steigendes Einkommen zu sinkenden
Zuschüssen führt. Wer mehr verdient, muss dann mehr Miete zahlen. Geplant ist, dass die Einkommen alle fünf
Jahre überprüft werden, sagte der Senator.
Im Gegensatz zur geplanten Subjektförderung gibt es aktuell eine Objektförderung im sozialen Wohnungsbau. Für
den Bau von 1000 Wohnungen stehen bis zum Jahr 2018 jährlich jeweils 64 Millionen Euro zur Verfügung. Die
Förderung funktioniert so, dass die Neubaukosten von rund zehn Euro je Quadratmeter im Schnitt auf 6,50 Euro
herunter subventioniert werden.
Eine Anpassung an etwaige Gehaltssteigerungen ist nicht vorgesehen. Alle zwei Jahre dürfen die Mieten aber –
unabhängig von der Marktlage – um 20 Cent je Quadratmeter erhöht werden. Die geplante Subjektförderung
kostet das Land Berlin nicht ganz so viel Geld wie die Objektförderung. Statt 64 Millionen Euro fallen für 1000
Wohnungen nur Ausgaben in Höhe von 60 Millionen Euro an, sagte der Stadtentwicklungssenator.
Durch die Subjektförderung könnten mit dem gleichen Geld also mehr Wohnungen gefördert werden. Geisel will
im Senat durchsetzen, dass die Zahl der neu zu errichtenden Sozialwohnungen von jetzt 1000 auf mindestens
2000, besser noch auf 3000 jährlich angehoben wird. Geplant ist, dass es im Juni einen Senatsbeschluss zur
neuen Förderung gibt. Bis dahin soll der Vorschlag mit Experten diskutiert werden.
Neues Eigenheim-Programm
Die im vergangenen Jahr aufgelegte Förderung des sozialen Wohnungsbaues wird bisher überwiegend von den
landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften genutzt. Das soll sich ändern. „Ich fordere auch private Bauherren und
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Genossenschaften dazu auf, sozialen Wohnraum in Berlin zu bauen“, sagte Geisel bei einem Besuch der
landeseigenen Degewo. Die Degewo baut zurzeit rund 500 Wohnungen. Bis 2025 will die größte kommunale
Gesellschaft mehr als 11.000 Wohnungen errichten.
An diesem Dienstag will der Senat die neue Eigenheim-Förderung beschließen. Zunächst stehen fünf Millionen
Euro jährlich zur Verfügung, mit denen die Landesregierung den Erwerb von Wohneigentum unterstützen will. Das
Modell sieht vor, dass das Land Berlin 15 Prozent des Kaufpreises für Eigentumswohnungen oder Eigenheime
finanziert, 15 Prozent müssen die Käufer als Eigenkapital selbst aufbringen, 70 Prozent müssen von der
finanzierenden Bank übernommen werden.
Es gibt jedoch Einkommensgrenzen. Eine dreiköpfige Familie darf beispielsweise nur rund 41.000 Euro im Jahr
verdienen. Kritik an den Plänen übt die Opposition. Die Linken-Abgeordnete Katrin Lompscher sagte: „Berlin
braucht keine Symbolpolitik, sondern mehr bezahlbare Wohnungen. Vor allem die städtischen
Wohnungsbaugesellschaften, aber auch Genossenschaften, brauchen dafür mehr Unterstützung vom Senat.“
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