Internationalisierung der deutschen Elektroindustrie

April 2015
Internationalisierung der deutschen Elektroindustrie
Die deutsche Elektroindustrie ist traditionell eine stark international ausgerichtete Branche. Ihre Unternehmen,
darunter zahlreiche Weltmarktführer und „Hidden Champions“, zeichnen sich durch eine besonders hohe Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit aus. Die hochwertigen Industrie-, Vorleistungs- und Gebrauchsgüter
sowie zugehörigen Dienstleistungen der Elektroindustrie sind deshalb weltweit gefragt. Deutschland ist hinter
China, Hongkong und den USA der global viertgrößte Elektroexporteur. 2014 stiegen die Elektroausfuhren –
ein zentraler Wachstumsmotor der Branche – auf einen neuen Rekordwert von insgesamt 165,5 Mrd. Euro,
was einem Siebtel der gesamten deutschen Exporte entsprach. Auch die Importe elektrotechnischer und elektronischer Erzeugnisse nach Deutschland erreichten 2014 mit 144,6 Mrd. Euro ein neues Allzeithoch, was
dazu führte, dass der Exportüberschuss gegenüber 2013 leicht auf insgesamt 20,9 Mrd. Euro zurückging.
Die beiden größten Kundenländer der deutschen Elektroindustrie waren 2014 China, das Exporte im Wert von
14,9 Mrd. Euro aufnahm, und die USA mit 13,6 Mrd. Euro. Im Ranking der zehn bedeutendsten Abnehmerländer folgten dahinter acht europäische Staaten. Europa steht aktuell zwar nur noch für 18 Prozent des globalen Elektromarktes, der zuletzt ein Volumen
Abnehmer deutscher Elektroexporte, Anteile in %
von 3.576 Mrd. Euro erreichte. Dennoch gingen
im vergangenen Jahr ganze 64 Prozent der Bran100
81,6
chenausfuhren in das europäische Ausland, obIndustrieländer
80
65,6
gleich dieser Anteil 2000 noch bei 73 Prozent lag.
60
Die Anteile der Europäischen Union und des Euroraums an den gesamten Elektroexporten betru40
gen 2014 55 bzw. 32 Prozent. 12 Prozent der
34,4
20
Elektroexporte gingen nach Amerika, dessen AnSchwellenländer
18,4
teil gegenüber 2000 nahezu unverändert blieb.
0
Das Gewicht Asiens hat in den letzten Jahren
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
kontinuierlich zugenommen, von 14 Prozent zur
Quelle: Destatis und ZVEI-eigene Berechnungen
Jahrtausendwende auf heute 22 Prozent.
Ihre Handelsbeziehungen hat die Elektroindustrie in den letzten Jahren – insbesondere im Zuge der voranschreitenden Integration der Schwellenländer in die Weltwirtschaft – verbreitern können. Die regionale Diversifizierung hat dazu beigetragen, dass die deutschen Elektroexporte trotz zeitweiliger Rückgänge infolge der
Wirtschafts- und Finanzkrise insgesamt weiter auf Wachstumskurs geblieben sind. Die zunehmende Verschiebung der wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse spiegelt sich auch in den Exportströmen der Elektroindustrie wider. So lag beispielsweise der Anteil der Ausfuhren, die in die Schwellenländer geliefert wurden, 2000 erst bei
18 Prozent. 2014 waren es bereits 34 Prozent.
Die deutsche Elektroindustrie, die zu den international am
stärksten vernetzten Branchen gehört, verzeichnete 2012 mit
61,1 Mrd. Euro ein Allzeithoch beim Bestand von im Ausland
getätigten Direktinvestitionen. Dies entsprach einem Fünftel
der Direktinvestitionen des gesamten Verarbeitenden Gewerbes hierzulande und bedeutete einen Zuwachs von 77 Prozent
innerhalb von nur sieben Jahren. Die bedeutendsten Investitionsstandorte sind derzeit die USA (Investitionsbestand von
12,9 Mrd. Euro), China (5,9 Mrd. Euro) und Großbritannien (3,3
Mrd. Euro). Die deutschen Elektrounternehmen beschäftigen
im Ausland 692.000 Menschen, zusätzlich zu ihren 846.000 Inlandsbeschäftigten.
Direktinvestitionen der deutschen Elektroindustrie im Ausland, Bestand in Mrd. €
41,5
34,5 38,9
49,2 43,4 52,1
58,8 61,1
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012
Quelle: Deutsche Bundesbank und ZVEI-eigene
Berechnungen
Der deutsche Elektromarkt war 2014 mit einem Volumen von 110 Mrd. Euro der fünftgrößte Markt der Welt,
hinter China, den USA, Japan und Südkorea. Die fünfte Position belegte Deutschland auch im Ranking der
weltweit größten Elektroproduzenten, wiederum hinter den zuvor genannten Ländern. Im vergangenen Jahr
erreichte der aus deutscher Elektroproduktion heraus erwirtschaftete Umsatz ein Volumen von 171,8 Mrd.
Euro.
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