Das Jahr 1964 - Lückendorfer Bergrennen

4. Lückendorfer Bergrennen am 09.08.1964,
schwere Unfälle warfen dunkle Schatten
Die Vorbereitungen lagen vorzüglich im Programm, vorhandene Schwierigkeiten waren da, um vom Team des Rennleiters Albert Gärtner mit Bravour gemeistert zu werden. Die Nenneingänge versprachen wieder eine erstklassige Besetzung und damit
so richtig Motorsport nach dem Geschmack seiner Anhängerschaft.
Von Jahr zu Jahr erhöhte sich die Anzahl derjenigen Fahrer mit Rang und Namen,
welche ihre Visitenkarte beim Lückendorfer Bergrennen hinterließen und sich mit
dem Lorbeer eines Landesmeisters schmücken konnten, ohne Rücksicht auf Kategorie, Klasse, bzw. Popularität, lediglich in alphabetischer Reihenfolge soll an einige
erinnert werden (Entschuldigung wenn nicht alle aufgezählt wurden, auch betrifft die
Aufzählung errungene Meistertitel bis in die späteren Jahre). Gottfried Aehlig, Günter
Bartusch, Hartmut Bischoff (10), Max Byczkowski, Bernd Enderlein, Frank Peter Findeisen, Wolfgang Gast, Eberhard Hellwig, Karl Henschel, Friedhelm Kohlar, Wolfgang Krug, Klaus Peter Krause, Manfred Krug, Wolfgang Küther, Joachim Leitert,
Willy Lehmann (11), Eberhard Mahler, Jürgen Megel, Heinz Melkus, Uli Melkus, Frieder Rädlein, Roland Rentzsch, Rainer Richter, Heinz Rosner, Wolfgang Rösch,
Hartmut Thaßler, Hans Theo Tegeler, Bernd Tüngethal, Frank Wendler, Gernot Weser (9), einige von ihnen errangen große Erfolge in der Weltmeisterschaft, Günter
Bartusch und Heinz Rosner seien hier stellvertretend genannt.
Im Training zeichnete sich wieder ab, wie die „Waffen geschliffen“ sind, die beiden
Klassen der 125 ccm Maschinen waren vorrangig mit Fahrern der schnellen
Zschopauer MZ RE besetzt. Die Leistung der Motoren war unterdessen nahe an die
30 PS Grenze gewachsen, erstaunlich was aus den mit Flachdrehschieber ausgestatteten Triebwerken mit ihrer Umkehrspülung herausgeholt wurde. Die Kraftübertragung erfolgte über ein 6 - Ganggetriebe und eine in Öl laufende Mehrscheibenkupplung.
Eberhard Mahler auf der MZ RE 125 cm³
2 Meister, Jochen Leitert und Hartmut Bischoff
In der Ausweisklasse zeichnete sich ein Zweikampf zwischen Helga Steudel, deren
Sieg auf der Dresdner Autobahnspinne im Jahre 1962 noch in frischer Erinnerung
war und Siegfried Schreiber von Wismut Crossen ab. Die Lizenzler waren mit dem
amtierenden Meister Leitert vertreten, welcher u. a. starke Gegner wie Bischoff,
Kohlar, Bartusch und Franke bezwingen musste, um erfolgreich zu sein.
Die 250 ccm Ausweisklasse war ebenfalls stark besetzt, die Riesaer Gläss und Aurich, der Karl - Marx - Städter Seidel und Deupmann aus Radebeul standen im Duell
mit Brigitte Walther, welche unterdessen auch auf eine Rennmaschine umgestiegen
war. Leider gab es bereits einen schlimmen Trainingsunfall, Lutz Deupmann aus Radebeul stürzte mit seiner MZ - HB oberhalb der Ruine Karls Fried in der letzten
Rechtskurve, wobei er sich schwerste Beinverletzungen zuzog.
Wolfgang Gast vom MC Pneumant Riesa, ein ständig gern gesehener Gast
Doppelstarter Hartmut Bischoff, hier auf der 250 cm³ MZ
Aehlig, Gast und Bischoff werden wohl um die Siegeskrone bei den 250 ccm Lizenzlern ringen, dieses Feld wurde durch den sonoren Ton einer vier Takt Honda unter
Frank Hausmann belebt.
Max Byczkowski vom KVK Grimma mit dem Melkus Wartburg F III (1961)
Die schnellsten am Berg werden wieder die Piloten der Rennwagen sein, in diesem
Jahr in der neugebildeten Formel III am Start. Heinz Melkus, Max Byczkowski, und
Hans Rödiger auf den neuen 64er Melkus - Wartburg am Start. Frieder Rädlein und
Peter Findeisen auf den modifizierten Vorjahresrennern, sowie Bunk, Pfeiffer und
Seifert auf den SEG - Wartburgs. Dazu noch die gesamte Belegung der Leistungsklasse II, darunter auch bereits Renner aus der Serie 1964 von Melkus, sie wollten
den Meistern das Siegen nicht leicht machen.
Heinz Melkus am Start zum Trainingslauf
Am Rennmorgen, der Start war bereits im Vorfeld auf 11.00 Uhr geplant, hatten sich
wieder 5000 Besucher an der Strecke eingefunden, der Himmel war wolkenverhangen und ein ständiger Nieselregen ließ schon nicht die schnellsten Zeiten erwarten.
Die Eröffnung, unterdessen bereits Tradition, gehörte der Klasse bis 250 ccm Serie,
11 Fahrer hatten sich aufgereiht. Startnummer 6, Helmut Schramm auf MZ - ES, als
dritter Fahrer auf der Strecke, machte mit seiner Zeit von 2:42,8 min. = 88,45 km/h
bereits auf sich aufmerksam, Heiko Wilhelm aus Karl - Marx - Stadt legte 2:43 min.
auf die Strecke, St.Nr.10, Alfons Hoffmann aus Scheibenberg brachte es auf 2:46
min., eine Reihe folgender Fahrer konnten die Zeiten nicht erreichen, bis schließlich
einer der letzten Starter, der Neugersdorfer Horst Sattler mit 2:45,4 min. seine Maschine den Berg hinauf führte. Damit errang er Rang drei hinter Wilhelm und
Schramm im 1. Durchgang.
Die Klasse bis 350 cm³ Serie am Start
In der folgenden Klasse, Serie bis 350 ccm, fuhr erst der neunte Fahrer mit einer Zeit
unter 2:50 min. den Berg hinauf, Dieter Bürger auf MZ - ES vom MC ROBUR Zittau
benötigte für seinen Durchgang 2:49,6 min. Erst mit Startnummer 158 konnte Peter
Giersdorf, ebenfalls vom Heimatclub Zittau, diese Zeit auf seiner Jawa wesentlich,
mit 2:30 = 96 km/h unterbieten, harte Konkurrenz bot ihm wenig später der
Zschopauer Heinz Weber, ebenfalls auf Jawa in 2:31 min., somit war vorerst die
Rangfolge klar.
Theo Colditz am Start zu seinem letzten Trainingslauf, dahinter Hans Zimmler vom MC Wismut Aue
Das Sägen der Motoren beim Warmlaufen der nun folgenden 125er Rennzweitakter
der Klasse bis 125 ccm war auch über den Streckenfunk bis hinauf zum Ziel zu hören. Als erster Fahrer startete Theo Colditz vom Zwickauer Club, bereits nach etwa
500 Metern kam er, in einer relativ leicht zu fahrenden Rechtskurve auf dem regennassen Asphalt ins Schleudern und zu Sturz. Theo Colditz erlag noch an der Strecke
seinen schweren Sturzverletzungen. Rennleiter Albert Gärtner kam nach Rücksprache mit der Rennleitung sowie mit den Sportkommissaren, zu der Entscheidung,
nach dem Unfall die Veranstaltung abzubrechen. Diese Maßnahme fand bei den
Fahrern und Zuschauern volles Verständnis. Die Ursache war in dem feuchten Asphaltbelag zu suchen, es bestand keinerlei Grund zu der Annahme, dass gegen Sicherheits- oder Absperrmaßnahmen verstoßen wurde, ebenso war die Fahrbahn,
was Bodenunebenheiten oder ähnliches betrifft in einwandfreiem Zustand.
Auszug aus der „Sächsischen Zeitung“ vom11.08.64 „Theo Colditz zum Gedenken .
Wenn sich heute über Dich der kühle Rasen für immer deckt, verneigen sich nicht
nur die Motorrennsportler unserer Republik, sondern auch die in die Millionen gehende Zahl der Zuschauer des Rennsports. Wir verlieren mit Dir nicht nur einen Motorsportler, sondern einen Freund und Kameraden. Fünf Jahre begeistertest Du im
Sattel einer Rennmaschine die Zuschauer an allen Pisten unserer Republik, und
Deine Fahrweise und Dein Können ließen von Dir noch vieles erhoffen. Mit 27 Jahren
hattest Du das Leben noch vor Dir, als eine kleine Rechtskurve auf dem Lückendorfer Bergkurs Deinem Leben ein so tragisches Ende setzte.
Lieber Theo! Dein Gehen reißt eine Wunde, die nur langsam heilen wird.
Vergessen werden wir Dich nie“
Das war die letzte Nennung seines viel zu kurzen Rennfahrerlebens