3. Ausgabe 04/2015 - Ministerium für Integration

AUSGABE 03 / APRIL 2015
Integration im Blick
Liebe Leserinnen
und Leser,
Die Kampagnenbotschafter bei der Auftaktveranstaltung in Stuttgart
Land startet Kampagne zur interkulturellen Öffnung
Baden-Württemberg ist vielfältig. Das ist unser großes Potenzial. Fast 27 Prozent
der Einwohnerinnen und Einwohner haben eine Migrationsgeschichte. Der Südwesten
ist damit das Flächenland mit dem höchsten Migrantenanteil Deutschlands.
Genauso vielfältig wie Baden-Württemberg ist auch sein öffentlicher Dienst –
in den ersten Wochen und Monaten
des neuen Jahres
stand für das Inte­
grationsministerium erneut die Aufnahme und Unterbringung der zu
uns kommenden Flüchtlinge weit
oben auf der Agenda. Mit der Inbetriebnahme der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen im Frühjahr
werden wir in Sachen Erstaufnahme
einen großen Schritt vorankommen
– weitere Schritte werden folgen.
Aber auch in Sachen Integrationspolitik haben wir Wichtiges auf
den Weg gebracht. Die neue Förderrunde unseres Integrationsförderprogramms für Kommunen war erneut
deutlich überzeichnet, so konnten
wir aus vielen Initiativen die besten
auswählen. Außerdem haben wir ein
Modellprojekt zur anonymisierten
Bewerbung abgeschlossen. Und in
unserer neuen Kampagne „Vielfalt
macht bei uns Karriere“ werben wir
für mehr Vielfalt öffentlichen Dienst.
Viel Spaß bei der Lektüre
wünscht Ihnen
zumindest was die Beschäftigungsmöglichkeiten angeht. Die Bandbreite reicht vom
Lehramt über die Gemeindeverwaltung, Kindertageseinrichtungen, Polizei und Lebens­
Bilkay Öney
Ministerin für Integration
mittelkontrolle bis hin zur Forstverwaltung. Was den Migrantenanteil betrifft, hat der
öffentliche Dienst allerdings noch Luft nach oben. Nur etwa 14 Prozent der Mitarbeite-
INHALTSVERZEICHNIS
rinnen und Mitarbeiter in den Behörden, Ämtern und Ministerien im Südwesten haben
einen Migrationshintergrund.
Die Landesregierung möchte dies ändern und hat hierzu eine Kampagne zur
interkulturellen Öffnung des öffentlichen Dienstes aufgelegt: „Vielfalt macht bei uns
Karriere“. Die Vielfalt im Land soll sich auch im öffentlichen Dienst widerspiegeln –
Land startet Kampagne zur interkulturellen Öffnung / Seite 1
Land rechnet 2015 mit weiterem Anstieg der Flüchtlingszahlen / Seite 2
Studie vorgestellt: „Integration ge­
lungen?“ / Seite 4
das macht eine bürgernahe Verwaltung aus. Ziel der Kampagne unter der Federführung
des Inte­grationsministeriums ist es, möglichst viele junge Menschen auf die interessanten Berufsfelder im öffentlichen Dienst aufmerksam zu machen.
Gesichter der Kampagne sind zehn Botschafterinnen und Botschafter, die an
Neues Staatsangehörigkeitsrecht tritt
in Kraft / Seite 5
Integrationsförderung geht in die
dritte Runde / Seite 6
den verschiedensten Stellen in der Verwaltung tätig sind – zum Beispiel in Ministerien
Projekt „Anonym bewerben“ / Seite 7
oder bei Stadt- und Gemeindeverwaltungen, als Studierende oder Auszubildende.
Die Ministerin unterwegs / Seite 8
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Auf Plakaten, Flyern, im Inter- Teil einer großen Familie – insgesamt arbeiten über 5,7
net oder per Video füllen sie Millionen Menschen in den verschiedensten Berufsfeldie Kampagne mit Leben. Sie dern des öffentlichen Dienstes.
zeigen mit ihren eigenen Le-
Auch in Baden-Württemberg ist der öffentliche
bensläufen und Erfahrungen, Dienst einer der größten Arbeitgeber. Seine Beschäftigdass eine vielfältige Belegschaft ten tragen an vielen Stellen dazu bei, dass das Land funkzur Zukunftsfähigkeit des öf- tioniert. Kurz gesagt: Ohne den öffentlichen Dienst mit
fentlichen Dienstes beiträgt.
seinen mehr als 100 Berufsbildern läuft in Deutschland
Einer der Botschafter ist und Baden-Württemberg praktisch gar nichts.
Dimitrios Vaxevanis. Er arbei­-
Gemeinsam ist den unterschiedlichen Arbeitsbe-
tet bei der Deutschen Renten- reichen, dass hier für und mit Menschen gearbeitet wird.
versicherung in Stuttgart – auch sie gehört zum öffentli- Nicht zuletzt dieser Punkt hat auch die zehn Kampagchen Dienst. „Die Kam­pagne unterstütze ich gerne, um nenbotschafter überzeugt, als sie ihre Berufswahl getrofanderen Mut zu machen“, so Vaxevanis. Er ist übrigens fen haben.  www.vielfalt-macht-karriere.de
Land rechnet 2015 mit weiterem Anstieg
der Flüchtlingszahlen
Laut der Zugangsprognose des Bundesamts für Im Jahr 2014 hat Baden-Württemberg insgesamt 25.673
Migration und Flüchtlinge (BAMF) von Mitte Februar Asylsuchende aufgenommen. Gegenüber dem Vorjahr, in
2015 werden in diesem Jahr etwa 33.000 Erstantragsteller dem 13.853 Personen einen Erstantrag auf Asyl stellten,
und 7.000 Folgeantragsteller nach Baden-Württemberg bedeutet das eine deutliche Zunahme um 11.820 Persokommen. Eine Anhebung der Prognose im Laufe des Jah- nen oder rund 85 Prozent. Damit steigt der Flüchtlingsres ist nicht ausgeschlossen.
Insgesamt sind weltweit so viele Menschen auf
zugang im siebten Jahr in Folge.
Mit 5.557 Personen kamen die meisten Asylbe-
der Flucht wie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr. werber aus Syrien, danach folgten Menschen aus Serbien
Auf der Suche nach Schutz kommen viele Flüchtlinge (3.233 Personen) und dem Kosovo (2.788 Personen), genach Europa, nach Deutschland, nach Baden-Württem- folgt von Gambia (2.237 Personen) und Eritrea (1.395
berg. Da die Krisen und Kriege etwa in Syrien, im Irak Personen). Zusammen machten die Flüchtlinge aus dieund in Teilen Afrikas voraussichtlich nicht so bald enden, sen fünf Staaten mit 15.210 Personen mehr als die Hälfte
werden diese Fluchtbewegungen zunächst weiter an­ des Gesamtzugangs 2014 aus. „Mit Blick auf die Herkunftshalten. Das Land und die Kommunen sind in der länder fällt vor allem der starke Zuwachs der AsylsuchenPflicht, den Menschen eine humanitäre Aufnahme und den aus Syrien auf. Deren Anzahl hat sich im Vergleich
Unterbringung zu bieten. Diese Herausforderung wird zum Jahr 2013 mehr als vervierfacht. Jeder fünfte AsylsuBaden-Württemberg auch in den kommenden Jahren chende im Land kam 2014 aus Syrien“, so Integrationsmibeschäftigen.
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nisterin Bilkay Öney.
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Obwohl die Länder des Westbalkans überwiegend als und Kommunen, das schafft auch für die Betroffenen
„sichere Herkunftsstaaten“ eingestuft sind, kommen seit Klarheit.“
Das Land baut seine Plätze in der Erstaufnahme
Ende 2014 etwa 60 Prozent der Asylbewerber aus den
Balkanländern Serbien, Bosnien-Herzego­wina, Mazedo- weiter aus. Im April 2015 soll in Ellwangen eine Landesnien und Kosovo. „Die Fluchtursachen aus diesen Län- erstaufnahmeeinrichtung (LEA) für Flüchtlinge ihre Ardern sind verständlich, aber hier gesetzlich nicht aner- beit aufnehmen, zudem soll Mannheim ab Mitte 2015
kannt“, so Öney. „Es ist deshalb dringend erforderlich, eigenständiger LEA-Standort werden. Weitere Erstaufdass der Bund dieses in die Länder hinein kommuniziert nahmeeinrichtungen sind in Freiburg und in Schwäbisch
und dass die Fluchtursachen vor Ort bekämpft werden.“
Hall geplant.
Ministerin Öney dankt den Mitarbeiterinnen und
Für die Ministerin geht es aktuell darum, die
bundes­rechtlichen Erleichterungen beim Arbeitsmarkt- Mitarbeitern der LEAs in Karlsruhe und Meßstetten, den
zugang von Asylbewerbern umzusetzen. „Der Bund hat Verantwortlichen in den Regierungsbezirken, Stadt- und
das Arbeitsverbot von neun auf drei Monate verkürzt. Landkreisen und Kommunen, den in der FlüchtlingsarNun müssen Länder und Kommunen jene Menschen, beit tätigen Verbänden sowie den vielen ehrenamt­lichen
die eine Bleiberechtsperspektive haben, auch möglichst Helferinnen und Helfern vor Ort. Öney: „Gemeinsam ist
schnell in Arbeit bringen“, so Öney. Hierzu hat das Inte- es uns gelungen, auch 2014 die Aufnahme, Unterbringrationsministerium ein Programm erarbeitet, das zwei- gung und Betreuung von Flüchtlingen in Baden-Würterlei vorsieht: Zum einen sollen Flüchtlinge möglichst temberg gut zu organisieren.“
Baden-Württemberg hat im vergangenen Jahr im
schon in der Erstaufnahme zu ihren schulischen und be-
ruflichen Qualifikationen befragt werden. Zum anderen Rahmen von Aufnahmekontingenten des Bundes zusätzwill das Land in eine bessere Sprachförderung investieren. lich 1.231 Personen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien geZudem appelliert Öney an den Bund, das Perso- flohen sind, aufgenommen. Die Flüchtlinge wurden auf
nal beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die Stadt- und Landkreise verteilt. Darüber hinaus wur(BAMF) weiter aufzustocken. „Nur mit mehr BAMF-Mit- den im Rahmen sogenannter Resettlements weitere 153
arbeiterinnen und Mitarbeitern können wir die Asylver- Flüchtlinge aufgenommen, insbesondere aus Afghanisfahren deutlich verkürzen. Das entlastet nicht nur Länder tan, Syrien und dem Irak.
DIE HAUPTHERKUNFTSLÄNDER IM JAHR 2014 IN BADEN-WÜRTTEMBERG WAREN:
Land
Zugang
2014
Zugang 2014
(in %)
Zum
Vergleich
Zugang 2013
Differenz
Zugang
2014-2013
Prozentuale
Veränderung
2014 zu 2013
+324
Syrien
5.557
21,6
1.312
+4.245
Serbien
3.233
12,6
1.878
+1.355
+72
Kosovo
2.788
10,9
796
+1.992
+250
Gambia
2.237
8,7
678
+1.559
+230
Eritrea*
1.395
5,4
4
+1.391
> 1000*
Mazedonien
1.323
5,2
1.466
-143
-10
Bosnien und
Herzegowina
1.145
4,5
507
+638
+126
Nigeria
+117
1.019
4,0
469
+550
Pakistan
956
3,8
1.042
-86
-7
Afghanistan
699
2,7
745
-46
-6
* Eritrea wurde erst ab 2014 in der BAMF-Außenstelle in KA bearbeitet!
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KURZ GEMELDET
STUDIE:
EINBÜRGERUNG WIRKT
INTEGRIEREND
Je liberaler das Staatsangehörigkeitsrecht, desto besser die Arbeitsmarktchancen
von Zuwanderern. Das hat
eine Studie der Universität
Heidelberg ergeben. Auch
die Aufstiegschancen von
Zuwanderern in besser bezahlte Berufe und Branchen
verbessern sich durch eine
einfachere Einbürgerung.
Die Aufnahmeländer profitieren in Form von steuerlichen Mehreinnahmen und
verringerten Sozialausgaben
ebenfalls, was insgesamt
zu einem größeren gesellschaftlichen Zusammenhalt
führt.
ANERKENNUNG AUSLÄNDISCHER QUALIFIKATIONEN
Die Anerkennung von im
Ausland erworbenen Berufsqualifikationen ist ein wichtiger Beitrag, damit qualifizierte Migrantinnen und
Migranten ihre Potenziale
besser nutzen können. In
einer neuen Broschüre hat
das Integrationsministerium
die wichtigsten Grundlagen
und einige Beispiele für die
Anerkennung ausländischer
Abschlüsse zusammengestellt. Die Broschüre finden
Sie auf der MinisteriumsWebseite unter www.integrationsministerium-bw.de.
ÖNEY IN KOMMISSION
BERUFEN
Wie kann die Flüchtlings­
politik in Deutschland und
Europa besser ausgerichtet
werden? Eine neu ins Leben
gerufene Expertenkommission der Robert-Bosch-Stiftung soll, unter anderem
für die Bundesregierung,
Antworten auf diese Frage
erarbeiten. Integrations­
ministerin Bilkay Öney ist
eine der zehn Kommissionsmitglieder.
Studie vorgestellt: „Integration gelungen?“
In Baden-Württemberg gibt es deutliche Anzeichen für eine im Generationenverlauf ansteigende Integration. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Ministerium für Integration in Auftrag gegebene Umfrage unter den fünf größten Einwanderergruppen im Land. „Die vorliegende
Studie ist bundesweit einmalig, da sie über die Herkunftsländer hinaus auch Erfahrungen und Einstellungen der ersten, zweiten und dritten Generation ausländischer Herkunft abbildet“, sagte
Integrationsministerin Bilkay Öney bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Forscher der Universität Konstanz befragten insgesamt
2.566 Jugendliche und Erwachsene mit Wurzeln in der
Türkei, im ehemaligen Jugoslawien, in Italien, in der
ehemaligen Sowjetunion und in Polen. Zu Vergleichszwecken interviewten sie zudem 500 Deutsche ohne
ausländische Wurzeln. Gemeinsam sei es dem Integrationsministerium und den Projektleitern der Studie
gelungen, sowohl grundlegende als auch praktische
Aspekte der Integration zu beleuchten, so Öney.
Der Bericht umfasst unter anderem einen
Gruppen- und Generationenvergleich, der sich auf neun
Integrationsthemen bezieht: rechtlicher Status und Einbürgerung, Bildung und Arbeit, sprachliche Potenziale, geteilte Werte und Einstellungen, religiöses Leben, soziale Netzwerke, bürgerschaftliches Engagement, Zugehörigkeit, Akzeptanz und
Benachteiligung sowie Transnationalismus.
Je nach betrachteter Generation und Herkunftsgruppe macht die Umfrage Unterschiede
und Gemeinsamkeiten deutlich. So zeigt die Studie beispielsweise, dass gute Kenntnisse der
Herkunftssprache nicht im Widerspruch zu guten Deutschkenntnissen stehen.
Bürgerschaftliches Engagement und die Teilhabe am politischen Willensbildungsprozess sind weitere wichtige Dimensionen gesellschaftlicher Integration. Die Studie zeigt, dass die
erste und zweite Generation mit ausländischen Wurzeln seltener in Vereinen aktiv ist als dies
bei Einheimischen der Fall ist. In der dritten Generation sind die Unterschiede deutlich geringer. So ist beim Sport im Generationenverlauf eine besonders positive Entwicklung feststellbar.
Erfreulich ist außerdem, dass eine deutliche Mehrheit der befragten Personen mit ausländischen Wurzeln (75 Prozent) der Aussage zustimmt, Deutschland sei ein einladendes Land
für Migrantinnen und Migranten. Allerdings gehört auch ein gewisser Grad an Benachteiligung
der eigenen Herkunftsgruppe zum Erfahrungsschatz der Befragten von der ersten bis zur dritten
Generation. Öney: „Ausgrenzungserfahrungen können dazu führen, dass Migrantinnen und
Migranten weitere Integrationsschritte unterlassen oder die Bindung an Deutschland hinter­
fragen.“
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Neues Staatsangehörigkeitsrecht tritt in Kraft
Am 20. Dezember 2014 ist die Reform des Staatsan- gerungsvoraussetzungen erfüllen. Dies ist in der Regel
gehörigkeitsgesetzes in Kraft getreten. Darin wird die so- nur dann der Fall, wenn sie im Einbürgerungsverfahren
genannte Optionspflicht neu geregelt.
ihre ausländische Staatsangehörigkeit aufgeben oder verlieren. Allerdings gibt es davon bereits bisher Ausnah-
WER IST BETROFFEN?
men in Baden-Württemberg.
Kinder ausländischer Eltern, die seit der Geburt oder
durch Einbürgerung auf Antrag ihrer Eltern im Jahr 2000
WIE KANN MAN BEI DER EINBÜRGERUNG DEN
einen deutschen und einen ausländischen Pass haben.
BISHERIGEN PASS BEHALTEN?
Dies ist in folgenden Fällen möglich:
WER BEKOMMT NUN DEN „DOPPELPASS“?
ŸŸ
Der Betroffene besitzt die Staatsangehörigkeit eines
Die betroffenen Kinder können jetzt beide Pässe behal-
anderen Mitgliedstaates der EU oder der Schweiz.
ten, wenn sie in Deutschland aufgewachsen sind. Dies ist ŸŸ
Bestimmte Staaten lassen den Verlust der Staatsange-
der Fall, wenn sie sich bis zur Vollendung des 21. Lebens-
hörigkeit nicht zu oder verweigern die Entlassung aus
jahres acht Jahre gewöhnlich in Deutschland aufgehalten
der Staatsangehörigkeit.
haben oder sechs Jahre in Deutschland eine Schule be- ŸŸ
Die Aufgabe der ausländischen Staatsangehörigkeit
sucht haben oder in Deutschland eine Schul- oder Be-
gelingt nicht, weil der Antrag nicht entgegengenom-
rufsausbildung abgeschlossen haben. Einen Doppelpass
men wird, der Herkunftsstaat die notwendigen For-
bekommt auch, wer neben der deutschen die Staatsange-
mulare verweigert oder nach mehr als zwei Jahren
hörigkeit eines Mitgliedstaates der Europäischen Union
nach Antragstellung noch nicht über den vollstän-
oder der Schweiz besitzt.
digen und formgerechten Antrag entschieden hat.
ŸŸ
an die Entlassung, zum Beispiel überhöhte Gebühren.
WAS GILT FÜR DIE BETROFFENEN KINDER, DIE
NICHT NACHWEISEN KÖNNEN, DASS SIE IN
Der Herkunftsstaat stellt unzumutbare Bedingungen
ŸŸ
Bei Vollendung des 60. Lebensjahres können im Ein-
DEUTSCHLAND AUFGEWACHSEN SIND?
zelfall bei der Entlassung zum Beispiel gesundheit­liche
Für diese Kinder gilt grundsätzlich weiterhin die Opti-
Schwierigkeiten zugunsten des Betroffenen berück-
onspflicht: Sie müssen nach Vollendung des 21. Lebens-
sichtigt werden.
jahres entscheiden, ob sie die deutsche oder die ausländi- ŸŸ
Bei anerkannten Flüchtlingen: In diesem Fall prüft das
sche Staatsangehörigkeit behalten möchten. Dazu werden
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge allerdings,
sie von ihrer zuständigen Staatsangehörigkeitsbehörde
ob die Verfolgung fortbesteht.
angeschrieben und über die weiteren Schritte informiert. ŸŸ
Wenn bei Aufgabe der ausländischen Staatsangehörigkeit erhebliche Nachteile, insbesondere wirtschaft-
WAS GILT FÜR DIEJENIGEN, DIE NICHT UNTER DIE
licher oder vermögensrechtlicher Art, drohen. Hierzu
REFORM DER OPTIONSREGELUNG FALLEN?
sind entsprechende Nachweise vorzulegen.
Diese Personen können auch durch die Neuregelung Zu beachten ist, dass jeder Fall anders ist. Interessierte
keinen Doppelpass erhalten. Sie erwerben die deutsche sollten sich bei einer Einbürgerungsbehörde beraten lasStaatsangehörigkeit nur auf Antrag, sofern sie die Einbür- sen. Mehr Infos: www.mein-deutscher-pass.de
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Integrationsförderung geht in die dritte Runde Seit 2013 unterstützt das Land mit einem Förderprogramm, der VwV-Integration, die Integrationsarbeit auf
kom­
munaler Ebene. Kreise, Städte, Gemeinden und
freie Träger können sich mit Projekten zur Stärkung kommunaler Strukturen, zur Elternbeteiligung am Bildungsweg ihrer Kinder oder zur Teilhabe für eine Förderung
des Landes bewerben.
Eine Jury aus 16 Fachleuten hat die Anträge bewertet und Empfehlungen zur Förderung abgegeben. Das
Ministerium für Integration ist diesen Empfehlungen gefolgt. Danach erhalten nun in der Förderrunde 2015 ins-
Die VwV-Integration unterstützt die Integrationsarbeit auf kommunaler Ebene.
gesamt 100 Projekte im Land eine Förderung zwischen
2.550 und 105.000 Euro. Das Gesamtfördervolumen be- waren in der aktuellen Förderrunde drei Landkreise und
trägt über 3,3 Millionen Euro.
vier Städte mit ihrer Bewerbung erfolgreich. Mit den bei-
„In Baden-Württemberg leben viele Menschen den Instrumenten stärkt das Ministerium den Aufbau von
unterschiedlicher Herkunft. Jährlich kommen Menschen Strukturen im Integrationsbereich nachhaltig.
mit internationalen Wurzeln dazu. Mit dem Förderpro-
Mit über 1 Million Euro geht fast ein Drittel der
gramm unterstützen wir Projekte auf kommunaler Ebene, Fördersumme an Projekte aus dem Förderschwerpunkt
die helfen, dass alle sich auf unsere vielfältiger gewordene „Teilhabe und Antidiskriminierung“. Dazu zählen zum
Gesellschaft noch besser einstellen können“, so Ministerin Beispiel sieben Antidiskriminierungs- sowie drei SprachBilkay Öney. „Integration ist ein gesamtgesellschaftlicher und Kulturdolmetscherprojekte.
Prozess. Beide Seiten – Migrantinnen und Migranten
Unter den Antidiskriminierungsprojekten sind
einerseits, die Einheimischen und die schon länger hier zwei neue Antidiskriminierungsnetzwerke. Sie werden
lebenden Menschen andererseits – sind gefordert.“
ebenso wie die in den vergangenen Förderrunden unter-
Dieser Integrationsprozess findet zu einem großen stützten Netzwerke Beratung im Zusammenhang mit
Teil vor Ort, in den Kreisen, Städten und Gemeinden dem allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz anbieten.
statt. Bei der Steuerung des Prozesses und der Koordinie- Eine Kofinanzierung erfolgt aus Mitteln der Nachhaltigrung der vielen in den Kommunen bestehenden Akti­ keitsstrategie Baden-Württemberg. Gleiches gilt für drei
vitäten und Initiativen können Integrationsbeauftragte Modellprojekte zur Stärkung der sprachlichen, sozialen
helfen. In der dritten Förderrunde kommen jetzt Inte­ und politischen Partizipation.
grationsbeauftragte in weiteren 14 Städten dazu. Damit
Auch in dieser Förderrunde war das Interesse am
wurden seit dem Start des Förderprogramms schon fast 50 Förderprogramm wieder sehr groß. „Die deutliche Übersolcher zentralen Ansprech- und Koordinierungsstellen für zeichnung des Programms zeigt, dass wir die richtigen
Integration unterstützt. Zum Förderbereich „Stärkung kom- Förderschwerpunkte identifiziert haben, und sie erlaubt
munaler Strukturen“ zählt auch die Erarbeitung oder uns, unter den vielen guten Maßnahmen die besten ausWeiterentwicklung lokaler Integrationskonzepte. Hier zuwählen“, sagte die Ministerin.
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Projekt „Anonym bewerben“ „Anonymisierte Bewerbungsverfahren ermöglichen „Die Studie zeigt, dass es auch gute betriebswirtschaft­
Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt. Zu diesem liche Argumente für standardisierte anonymisierte BeSchluss kommen sowohl Personalverantwortliche als werbungsverfahren gibt. Denn der auf die Qualifika­tion
auch Bewerbende gleichermaßen,“ so Integrationsminis- fokussierte Auswahlprozess spart Zeit und Geld“, so
terin Bilkay Öney bei der Vorstellung der Ergebnisse Öney. Außerdem sei das Verfahren für Arbeitgeber eine
eines baden-württembergischen Modellprojektes.
moderne und effiziente Möglichkeit, um Transparenz,
Insgesamt elf Unternehmen und Verwaltungen Objektivität und Chancengerechtigkeit bei der Personalaus Baden-Württemberg haben sich an dem Projekt zu auswahl zu steigern und sich gleichzeitig als moderner
anonymisierten Bewerbungsverfahren beteiligt. Das Ins- und offener Arbeitgeber zu präsentieren.
titut zur Zukunft der Arbeit (Bonn) hat Bewerbende und
Personalverantwortliche projektbegleitend befragt und die
Ergebnisse in einer wissenschaftliche Studie festgehalten.
Die Hälfte der Bewerbenden gab an, bereits
selbst Diskriminierungen in Bewerbungsverfahren erlebt
zu haben – sei es aufgrund des Alters, des Geschlechts
oder der Herkunft. Wer sich bereits selbst diskriminiert
gefühlt hatte, fand dabei anonymisierte Bewerbungsver­
Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des
fahren gut. Mehr als 60 Prozent der Personalverantwort­ Bundes, Christine Lüders, nannte das Projekt einen großen
lichen gaben bei der Befragung an, dass bei herkömmli- Erfolg: „Anonymisierte Bewerbungsverfahren haben dachen Bewerbungen die personenbezogenen Informationen mit einen weiteren Praxis-Test mit Bestnote bestanden“,
mindestens „etwas Einfluss“ auf die Personalauswahl haben sagte sie. Lüders wies darauf hin, dass anonymisierte
können. „Damit bestätigt die Studie, dass in die herkömm- Bewerbungsverfahren in Deutschland auf zunehmendes
liche Bewerberauswahl subjektive Eindrücke einfließen Interesse stießen. Dies zeige, dass Personaler anonymiund somit auch eine Rolle spielen, wenn es darum geht, sierte Bewerbungsverfahren immer mehr als Alternative
wer zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wird“, im Bewerbungsverfahren sähen. „Weil hier das wichtigste
sagte die Ministerin.
zählt, was Bewerbende auszeichnet: die Qualifikation“,
Im Rahmen des Modellprojektes machten die so Lüders.
Personalverantwortlichen eine weitere Beobachtung: Ver-
Mittlerweile hat die Stadt Karlsruhe angekündigt,
glichen mit nichtanonymisierten Ausschreibungen ging bei geeigneten Stellenausschreibungen zukünftig auf das
zwar die Zahl der Bewerbungseingänge zurück, jedoch anonymisierte Verfahren zu setzen. Die Stadtverwaltung
stieg gleichzeitig die Qualität der Bewerbungen an. Außer- hatte zuvor ebenfalls an dem Modellprojekt des Landes
dem, so die Personaler, werde der Auswahlprozess durch teilgenommen. Auch die Stadt Mannheim prüft derzeit
den Einsatz standardisierter Bewerbungsbögen beschleu- den Einsatz anonymisierter Bewerbungsverfahren bei
nigt. Es seien nur die für die konkrete Stelle relevanten Stellenausschreibungen der Stadtverwaltung. Ziel ist es
Daten zu Qualifikation, Berufserfahrung und fachspezifi- auch hier, die Vielfältigkeit der Stadtgesellschaft in der
schen Fortbildungen zu bewerten.
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Personalstruktur abzubilden.
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Die Ministerin unterwegs:
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„Herausforderungen der Integration in Zeiten hoher Zuwanderung“ – so der
Titel eines Vortrags, den Ministerin Öney Ende Januar im Audimax der Uni
Konstanz hielt.
Anfang Dezember 2014 nahm Ministerin Öney an einem Workshop im Auswärtigen Amt zum Thema „Deutschlandbild im Ausland“ teil.
Bei einer Veranstaltung im Freiburger Konzerthaus informierten Ministerin Öney
und OB Salomon die Bürger über die geplante Einrichtung einer Landeserstaufnahmestelle in Freiburg.
Wettschulden eingelöst: Ministerin Öney lud Dr. Marianne Engeser MdL nach
einer verlorenen Wette auf einen Döner ein.
Ende Februar besuchte Ministerin Öney die Berufs- und Ausbildungsmesse „Jobs
For Future“ in Mannheim.
Ministerin Öney zu Gast im Institut für islamische Studien und interkulturelle
Zusammenarbeit in Mannheim, das eine der größten islamwissenschaftlichen
Bibliotheken Deutschlands zusammengestellt hat.
Marcel Wagner moderiert die Sendung „Auf ein Bier mit…“ auf RegioTV – Anfang
März war Ministerin Öney bei ihm zu Gast.
Ministerin Öney bei der Eröffnung der Ausstellung „VorBILDER – Sport und Politik
gemeinsam gegen Rechtsextremismus“ im Stuttgarter Haus der Wirtschaft.
Mitte Februar: Ministerin Öney beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft im
Ortenaukreis.
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IMPRESSUM
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