Frechener Seniorenkurier 1 35. Jahrgang – März 2015 Inahltsverzeichnis Grußwort des Bürgermeisters Frühlingsfreude Weihnachten, Ostern, Wahl… Fastenzeit Palmsonntag Kindermund Wir sind die „Dinos“ „Guten Tag“ Polizeidiener im Frechen des 19. Jh. Impressum Ein Mittwoch im April Herzlichen Glückwunsch Hungerhaken und Co Dauerregen Meine Rückschau Stille Erinnerungen Dem Frühling nachgeholfen Die Haus- oder Essfeige Verzichtserklärung ignorieren Bettgeschichten Gleich alt… Der Ärger mit meinen Hüten Ein verrückter Tag Das Wünscht Ihnen das Redaktionsteam Redaktionsteam Ihres Seniorenkuriers! 1 3 3 4 4 5 5 5 6 6 8 8 9 10 10 11 12 12 13 14 16 16 17 18 19 Fahrradtouren Eindrücke einer Frankreichfahrt Bei den Kopten in Kairo „Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei“ „Fahrerflucht“ oder das seltsame Gefühl Aufregung an der Supermarkt-Kasse Nachdenken über kleine Chips Zugemüllt Hilfe – und die Feuerwehr kommt Mit dem Lkw unterwegs Ein Tag in den Schweizer Alpen Mein Freund die Ratte Zum Schanzen an den Westwall Nachruf Der Anlass selten föhlich trotzdem Die Kuba-Krise Therapie mit „Eisen“ und „Holz“ Krank und zu dicht? Theater im Stadtsaal Witz und Humor in einer Diktatur Keramion VHS informiert Für-Sie-ins-Quartier 19 21 22 22 23 23 24 26 26 26 27 28 30 31 31 31 31 32 33 33 33 35 35 35 2 3 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen und Leser! „Alter? Was ist Alter? Ist nicht jedes Alter ein Geschenk?“ So fragte oder antwortete einst die Schauspielerin Ida Ehre. Mit ihr teilen heute viele Menschen die Haltung, in jeder Altersstufe einen Wert zu erkennen und aus jeder Lebensphase etwas machen zu wollen. Damit das gelingt, müssen freilich individuelle wie gesellschaftliche Voraussetzungen gegeben sein. Die Einzelnen brauchen den Elan, ihrem Leben immer wieder eine neue Ausrichtung und neuen Schwung zu geben. Und die Gesellschaft ist gefordert, dafür Anregungen und Angebote bereitzuhalten. Auch wir in Frechen sehen diese Verpflichtung und nehmen sie auch ernst. Deshalb freue ich mich sehr, Sie auch heute wieder an dieser Stelle des Frechener Seniorenkuriers begrüßen zu können. Die neue Ausgabe des Seniorenkuriers ist wieder ein wichtiges Medium, in dem viele fleißige Redakteurinnen und Redakteure unterhaltsame Texte zusammengefasst haben. Mal ermuntern die Texte, mal fordern sie zum Nachdenken auf. Das Spektrum ist vielfältig und wird den Interessen von vielen Leserinnen und Lesern gerecht. Deshalb möchte ich heute allen ausdrücklich danken, die den Seniorenkurier durch ihr Wirken seit vielen Jahren mit Leben erfüllen. Der Seniorenkurier ist auch so etwas wie ein Treffpunkt. Hier werden Geschichten erzählt, die – würde nicht jemand darüber schreiben – entweder in Vergessenheit geraten oder in der Bedeutungslosigkeit verschwinden würden. Der Seniorenkurier erreicht uns alle. Diese aktuelle Ausgabe erreicht Sie in der Vorosterzeit. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit. Wie auch immer das Jahr seinen Lauf nehmen wird, fest steht, dass wir gemeinsam das Osterfest erleben werden. Ostern ist für uns das Fest der Hoffnung und des Neuaufbruchs. Und die Osterzeit ist klassisch auch der Moment, an dem wir den Eindruck haben, dass auch die Natur zu neuem Leben erwacht. Diese Zeit gibt allen Menschen, gleich welchen Glaubens sie sind, neuen Antrieb. Ihr Hans-Willi Meier Bürgermeister Frühlingsfreude Feingesiebte Sonnenstrahlen heute in mein Zimmer fallen, der Himmel strahlt in sattem Blau; vorbei ist‘s mit dem tristen Grau all der langen Wintertage, die schon nervten – ohne Frage – ! Mich zieht‘s hinaus in die Natur, erlebe hier Vorfrühling pur. Höre wie die Vögel singen, mir ein schönes Ständchen bringen. Auch seh‘ ich in des Gartens Ecken Schneeglöckchen keck die Köpfchen recken. Im Beet an einer sonnigen Stell leuchten Krokusse bunt und hell. Während ich still und staunend steh‘, hör‘ ich Geschrei aus Himmelshöh. Glaub meinen Augen nicht zu traun und es ist wirklich wie im Traum; Kraniche zieh‘n in großem Zug, welch schönes Bild zeigt doch ihr Flug! Weiß sicher, jetzt ist es so weit, es kommt die schönere Jahreszeit! Viel bunter wird’s in unserm Leben, gern werden wir uns mehr bewegen. Ich kann es sogar kaum erwarten, mit Gartenarbeit bald zu starten. Dabei fühl‘ ich mich richtig frei, auch, wenn der Rücken schmerzt dabei. Find‘ Einklang hier mit der Natur erlebe zudem Freude pur, wenn neue Blüten sich entfalten und alles wunderschön gestalten. Gerhild Decker 4 Weihnachten, Ostern, Wahl… In dieser Reihenfolge bewegen wir uns: Alle paar Monate löst ein „Höhepunkt“ den anderen ab. Zweimal feierten (fast) alle, ob aus christlicher Überzeugung oder der freien Tage wegen. Einmal freut sich wohl nur ein Teil der „kommunalen Familie“: Am 13. September wird es zwar kaum einen Autokorso geben nach dem Motto: Wir sind Weltmeister, aber eine(r) wird gewinnen – mit oder ohne Stichwahl… Doch was wäre das schön, wenn wir auch am Wahlsonntag einen solchen Ansturm erlebten, wie zu den Festen die Kirchen besucht werden. Da geht man hin, um sich die „Wartezeit“ auf Bescherung oder Festtagsessen zu verkürzen oder weil‘s sich eben gehört. Einmal im Jahr in die Kirche zu gehen und etwas für‘s Seelenheil zu tun, kann ja nicht schaden! Manchen merkt man an, dass sie sich mit den „Abläufen“ dann etwas schwer tun, aber sie sind dabei. Bei einer Wahl ist‘s eigentlich problemloser: Man weiß, was man will: Kreuz machen – fertig! Sogar vorher mit ‚nem Brief von der gemütlichen Couch aus möglich… Und einen „Wunschzettel“ kann man ja rechtzeitig abgeben, denn die „Bescherung“ gibt‘s erst am Wahlabend beim Auszählen…doch jeder weiß, dass Wünsche nicht immer in Erfüllung gehen. Und im Unterschied zu Ostern kann schon mal ein „faules Ei“ im Nest liegen… Gut, man fragt sich zwar, bringt‘s Ergebnis denn was „für später“ oder liegen einem die „harten Eier“ zu schwer im Magen? Das ist beim Wählen nicht ganz so einfach: Gilt danach noch das, was vor dem „Kreuz machen“ gesagt wurde? Der Ausreden gibt es viele – meist sind es die „Sachzwänge“, die zu anderen Entscheidungen führen. Aber die nächste Wahl kommt bestimmt: Neues Kreuz – neues Glück… so wie eben Weihnachten und Ostern, nur Jahre später; und dann ist oftmals vergessen, was „damals“ war. Oder wissen Sie noch, was Sie sich vor sechs Jahren zu Weihnachten gewünscht haben? Nur, vom Wählen abhalten lassen sollte man sich nicht und die Möglichkeit nutzen, den/die zu wählen, der/ die in den nächsten Jahren bestimmende „Figur“ auf der lokalen Bühne sein wird! Schließlich hängen wir alle am „Tropf“ der kommunalen Entscheider. So trifft uns z.B. jede Gebührenerhöhung, ohne dass wir – wie bei der Kirchenkollekte – selbst bestimmen könnten, was und wieviel uns die Sache wert ist. Auch wenn man gerade zu „Festtagen“ gerne etwas mehr gibt. Also besser früh genug gucken, fragen, nachbohren… dann kommt kein „Wahlstress“ auf: Die „Geschenke“ kann man sich frühzeitig besorgen und dabei sogar die „Sonderangebote“ nutzen. Gut, Weihnachten und Ostern sind mir die angenehmeren Feiertage, denn da weiß ich vorher, woran ich bin. Loriot meint sogar: „Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat: Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen.“ Aber doch nicht bei uns…! Jürgen Schaufuß Fastenzeit Nach Aschermittwoch beginnt bis zum Ostersamstag die Fastenzeit, die von vielen Christen als Zeit der Enthaltsamkeit verstanden wird; früher gab es nur eine Mahlzeit am Tag. Heute gelten nur noch der Aschermittwoch und Karfreitag als Fastentag. Ob dies noch von vielen Christen eingehalten wird, weiß ich nicht, schließlich ist dies auch eine persönliche Entscheidung. Im Islam wird der Ramadan gefeiert, vom Koran vorgeschrieben, der 9. Monat des muslimischen Mondjahres von 354 Tagen, daher abwechselnd in verschiedene Jahreszeiten fallend. Viele Leute führen nach Aschermittwoch bis Ostersamstag Fastenkuren durch, die den Körper entschlacken und auch dazu führen, bewusster zu leben. Andere verzichten in diesen 49 Tagen auf bestimmte Dinge, z. B. keinen Alkohol trinken, keine Süßigkeiten essen oder auf Fleisch verzichten… 5 Ich habe nie viel Alkohol getrunken und dachte, dann bist du mal sechs Wochen lang ohne Stress Abstinenzler. Das Ergebnis habe ich mir so nicht vorgestellt. Auf einmal hatte ich Appetit auf Sekt, auf Wein beim Essen statt Wasser, auf ein kleines Gläschen Schnaps nach dem Essen – ich verstand mich nicht. Früher hatte ich doch nur zur Gesellschaft mitgetrunken und nun das. Ich habe jedoch durchgehalten, gelitten und gestaunt. Später stellte ich fest, dass dieses Trinkbedürfnis nicht mehr auftrat, es war also nur psychisch, weil es nun verboten war. Der letzte Versuch mit dem „Fasten“ in der Fastenzeit war dann, dass ich jeden Tag eine kleine Tätigkeit durchführen wollte, die ich immer gern vor mir her schob. Solche Tätigkeiten zu finden war nicht schwer, aber das Durchführen! Ich war sehr froh, als mir nach zwei Wochen nichts einfiel, was noch unbedingt erledigt werden musste. Seit diesen Versuchen lebe ich in dieser Zeit etwas bewusster, aber kasteie mich nicht mehr. Helga Peters Palmsonntag Jedes Jahr, als die Kinder noch klein waren, zogen wir – eigentlich bei jedem Wetter – am Palmsonntag mit kleinen Rucksäcken los. Denn: Eine Woche vor Ostern hoppelte der Osterhase schon mal los, damit er mit all seiner Arbeit pünktlich fertig wurde. Viel gab es zu tun, so mussten für all die vielen Kinder ja die Eier gefärbt werden, nachdem sie im Hühnerstall eingesammelt und in der „Hasen-Werkstatt“ gekocht wurden. Und in der Eile, mit den schweren Körben auf ihren kleinen Rücken, purzelten schon mal das eine oder andere Ei – oder gar Süßigkeiten – heraus. Diesen Erzählungen lauschten die Kinder sehr gespannt. So verschwanden wir Erwachsenen mal ganz unauffällig hinter Bäumen und Büschen, während die Kinder mit Stöcken Gras und Zweige vorsichtig zur Seite nahmen. Wir mahnten sie, leise zu sein, damit der Hase, der hoffentlich hier vorbei hoppelte, sich nicht erschrecken würde. Das überzeugte und so schlichen wir durch den Wald. Plötzlich – ich traute meinen Augen kaum – saß ein großer Waldhase unter einem Busch, auf den mein kleiner Sohn zusteuerte. Er hatte die längsten Ohren, die ich je bei einem Hasen sah. Wir standen ganz still, bis sich unser Osterhase mit einem großen Satz „von dannen machte.“ Er hatte an diesem Palmsonntag zur Freude der Kinder, so einiges in der Eile verloren. Zu Hause beim Betrachten der vorösterlichen Gaben sagte mein Sohn: „Komisch, ich sah gar keinen Korb auf seinem Rücken!“ Elke G. Kandler Kindermund Thema in der Grundschule waren männliche und weibliche Tiere. Die Lehrerin nannte als Beispiel die „Ente“ und den „Erpel“. „Ja, und wie heißt eine männliche Ziege?“ Spontan und aus tiefster Überzeugung rief ein Junge: „Dat is de HENNES!“ aufgelesen von Rosemarie Heeg Wir sind die „Dinos“ Mehrere Wochen hat es gedauert, bis mir bewusst wurde, dass wir nach dem Tod unseres Nachbarn die Ältesten in der Straße sind – die Dinos. Wie unglücklich war ich, als ich 1954 mit meinen Eltern nach Grube Carl zog. Mitten aus der Innenstadt wurde ich in die Wildnis verfrachtet. Der Kontakt zu meinen Freundinnen brach ab. Übel nehmen konnte ich es ihnen nicht. Der Weg war weit und mit dem Fahrrad die Rosmarstrasse hoch ist anstrengend. Damals hätte ich nicht gedacht, dass ich dort wohnen bleiben würde. Unsere kleine Straße hat sich im Laufe der Jahre verändert. Ursprünglich standen auf der rechten Seite der Straße drei Einzelhäuser, links endeten die Gärten der Parallelstraße. Ein Doppelhaus, das quer zur Straße steht, bildet das Ende der Sackgasse. Einige Gärten sind geteilt worden, nun stehen zwei Einzelhäuser auf der linken Seite. Unser Nachbarhaus wurde abgerissen. Da das Grundstück genügend Platz bot, steht dort jetzt ein Doppelhaus. Doch nicht nur die Bebauung hat sich geändert, auch die Bewohner, sie sind jünger geworden. Das finde ich sehr angenehm. Wir werden zum Beispiel unverzüglich über die neusten, sehenswerten Filme informiert. Unsere Nachbarin unterhält sich gerne mit meinem Mann über den Garten. Und ich frage sie im Frühjahr, ob ich da ein ungeliebtes Wildkraut pflege oder ob es eine Blume ist. Sie kennt die meisten Dinge. Im letzten Jahr hatte ich 6 plötzlich eine Lupine im Garten, der Samen war mit dem Wind aus Nachbars Garten gekommen. „Deine sieht viel besser aus als meine“, meinte die Nachbarin. Das lag wohl daran, dass bei ihr zu viele nebeneinander standen. Als wir von den Nachbarn zum Grillen eingeladen waren, wollten wir uns um 20.30 Uhr verabschieden. Das gefiel der Nachbarin nicht. Unsere Bekannten müssen immer früh nach Hause gehen, weil die Kinder ins Bett müssen, meinte sie, ihr könnt doch länger bleiben. So wurde es ein langer Abend, an dem wir uns gut unterhalten haben. Das schönste an unseren jungen Nachbarn sind für mich die Kinder. Neun Kinder in einer kleinen Straße, das ist doch sehr beachtlich. Alle Namen sind vertreten, Sofia, Anaïs, Edouard (das d wird nicht gesprochen, seine Mutter ist Französin), Luca, Kira, Leonie, Xenia, Julia und Sarah. Im Garten stehen Schaukel, Trampolin und Sandkasten, je nach Alter. Doch oft wird auf der Straße Roller, Fahrrad oder Inline-Skater gefahren. Gerne wird auch die Straße mit Kreide bemalt, mitunter entsteht so ein kleines Dorf mit Kirche, Schule und Häusern. Dieses lebhafte Treiben genieße ich, auch wenn es mitunter laut zugeht. Eines Tages war Anaïs alleine im Garten. Ich arbeitete in meinem Blumenbeet. Anaïs saß auf der Schaukel und meinte: „Frau Pütz, ich muss dir was sagen, wir trennen uns.“ Gehört hatte ich schon davon. Doch wenn ein kleines Mädchen, dass nicht einmal versteht, was auf sie zukommen wird, das sagt, ist es etwas anderes. Gerne hätte ich sie in den Arm genommen und gedrückt – der Zaun trennte uns. Inzwischen ist ein Ehepaar mit einem kleinen Mädchen in dieses Haus gezogen. Sie haben Ende des vergangenen Jahres einen Jungen bekommen. Nun sind es wieder acht Mädchen und ein Junge. So ist das Leben: Nichts bleibt wie es war… Helga Pütz „Guten Tag“ Bei einer Spielplatzwanderung durch Habbelrath mit meinen Berliner Enkeln Noah, damals sieben Jahre alt, und Louis, fünf Jahre, fragte der mich: „Du kennst wohl alle Leute, weil Du so vielen „guten Tag“ sagst.“ Wie schön es ist, dass wir uns im Ort mit den meisten einen guten Tag wünschen. Manchmal kennt man den Menschen kaum, aber ein Gruß am frühen Morgen tut gut. Er gibt uns ein Stück Vertrautheit und Zugehörigkeit. Leider hat es sich eingebürgert mit einem kurzen „Hallo“ zu grüßen. Ich habe es mir auch angewöhnt. Aber wie unpersönlich ist dieses Wort im Gegensatz zum „Guten Tag“ oder „Guten Abend“. Diese zwei Worte geben beim Austausch viel mehr mit auf den Weg. Man wünscht dem anderen, dass es ihm gut gehen möge und dass ihm Gutes widerfahren möge – wie schön! Das nächste Mal will ich anstelle von „Hallo“ lieber „Guten Tag“ sagen. Hoffentlich denke ich daran… Helga Lepenis – Leserbeitrag – Polizeidiener im Frechen des 19. Jahrhunderts Unter einem Polizeidiener von damals dürfen wir uns keinen Polizeibeamten im heutigen Sinne vorstellen. Er unterstand dem Bürgermeister und war mehr oder weniger ein „Mann für alles“. Zu seinen Aufgaben gehörte die Eintreibung der Kommunalsteuer und des Schulgeldes, er überwachte Märkte und Feierlichkeiten, kontrollierte Gewichte und Maße der Händler und schellte die Bekanntmachungen aus, die an die Kirchentüren angeschlagen und auf den Kirchenvorplätzen verlesen wurden. Bei diesen Lesungen konnten Schwierigkeiten auftreten. Manche Polizeidiener hatten nur unvollkommene Schreib- oder Lesefähigkeiten, so dass die Zuhörer von der Bekanntmachung vieles nicht verstanden. Bis 1817 gab es keine allgemeine Schulpflicht. Den Eltern war es freigestellt, ihre Kinder in eine Schule zu schicken. Deshalb war es mit dem Lesen und Schreiben schlecht bestellt. Ahornweg 48 · 50226 Frechen Tel.: 0 22 34.5 66 48 [email protected] Fax: 0 22 34.1 65 97 www.busreisen-buresch.de 01.05. - Hamburg mit Musical p.P. DZ 449,00 € 04.05.20154 Tage/3 Übern./HP, 4*-Hotel, inkl. 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Polizeidiener Wilhelm Ohrem aus Buschbell schrieb, dass er von seinem Jahresgehalt von 900 Mark 100 Mark für Dienstkleidung ausgeben müsse. Von den verbleibenden 800 Mark könne er Ehefrau, drei Kinder und eine invalide Schwiegermutter kaum ernähren. Der Gemeinderat gewährte ihm daraufhin einen Wohnungszuschuss von 120 Mark und ein Kleidergeld von 50 Mark. In einem Schreiben von 1894 klagte er: „…dass die hiesigen Privatbeamten (Fabrikmeister) mit ihren Gehältern bereits um das Doppelte höher stehen als ich, wogegen ihr Dienst bei weitem nicht die Anforderungen von Intelligenz erfordert, als der Dienst des mit allen Schichten und Anliegen der Bevölkerung in amtlicher Berührung stehenden Polizeidieners es heute verlangt.“ Das brachte ihm noch einmal 100 Mark jährlich ein. Offensichtlich besaß Wilhelm Ohrem ein gesundes Selbstbewusstsein. Dazu trug sicher auch ein Lob des Bürgermeisters Franz bei. Denn nach seiner Anstellung, im Jahre 1887, war der Polizeidiener durch eine mutige Tat aufgefallen. Als der neue Bachemer Pfarrer eingeführt wurde, störte ein bekannter Raufbold die Veranstaltung. Ohrem griff entschlossen zum Säbel, schlug auf den Störer ein und verletzte ihn. Diese mutige Tat brachte ihm Anerkennung. Sie wird letztendlich dazu beigetragen haben, dass der Gemeinderat seinen Wünschen nachkam. • • • • Dennoch reichte sein Einkommen zur Versorgung der Familie nicht aus. Seine Vorgänger hatten sich mit Nebenbeschäftigungen geholfen, etwa als Ausrufer bei Versteigerungen oder öffentlichen Verkäufen. Ohrem betätigte sich als Vermieter eines Grundstückes in der Blumenstraße, das er gepachtet hatte. Er stellte es mit kleinem Gewinn Schaustellern zur Verfügung, die zur Kirmes anreisten. Frechen besaß zu dieser Zeit noch keinen Marktplatz. Die Kirmesbuden und Karussells benötigten private Grundstücke als Stellplätze. Allerdings verbot der Bürgermeister dem Polizeidiener bald diese Art der Nebentätigkeit. Die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten bereitete Ohrem Mühe. Zwar gab es in Frechen einen staatlichen Gendarmen, der für die Verfolgung von Verbrechen zuständig war, aber sowohl er, als auch der Polizeidiener konnten allein wenig ausrichten. Der Zwang zur Zusammenarbeit war gegeben. Sie wurde auch praktiziert, aber nicht immer mit Erfolg. Als zum Beispiel der Bürgermeister einen Umzug in Bachem verboten hatte, wurde er von renitenten Personen dennoch durchgeführt. Gendarm Wichterich und Polizeidiener Ohrem waren der Volksmenge gegenüber machtlos. Die Verhaftung eines Kriminellen konnte keiner von beiden allein vornehmen. Oft genug gab es dabei gewaltsame Auseinandersetzungen, bei denen die Ordnungshüter manchmal Prügel bezogen. Man war gezwungen, Feldhüter und Nachtwächter als Hilfspolizisten hinzuzuziehen. Erst als Gruppe gelang es, Randalierer oder Kriminelle festzunehmen. • • • • t 8 Das erste Blasen des Nachtwächters verkündete in Frechen früher die Polizeistunde, also den Zeitpunkt, an dem die Gaststätten schließen mussten. Zur Sicherheit kontrollierte der Polizeidiener die Wirtschaften und gebot den „Feierabend“. Manchmal weigerten sich angetrunkene Gäste, das Lokal zu verlassen. Dann war der Einsatz des Polizeidieners gefragt, der die Widerspenstigen mit Gewalt hinaus befördern musste. Das war mitunter gefährlich. Schon 1848 schrieb Polizeidiener Peter Kayser dem Gemeinderat: „...als wohl nicht ein einziger in unserer ganzen Bürgermeisterei, viel weniger ein Fremder, meinen mit Lebensgefahr verbundenen Dienst Tag und Nacht für solche geringe Besoldung würde übernommen haben.“ Kontrollgänge des Polizeidieners, die ihn in alle Haushalte führten, waren vorbeugende Feuerschutzmaßnahmen. Da mussten Kamine begutachtet werden, in Scheunen und Ställen durfte kein offenes Licht brennen, und auch das Heizmaterial lag oft in unmittelbarer Nähe der Feuerstelle und erhöhte die Brandgefahr. Der Polizeidiener war dann gezwungen, Verbote auszusprechen. Das machte ihn in der Bevölkerung unbeliebt. Manchmal schlug ihm sogar blanker Hass entgegen. Der Mann hatte kein leichtes Leben. Wer Gesetze und Verordnungen überwachen musste, war schon immer schlecht angesehen. Das hat sich bis heute nicht geändert… oder? Günther Kraushaar IMPRESSUM Herausgeber: Leitung: Verantwortlich: Auflage: Herstellung: Cartoons, Fotos: Stadt Frechen, Der Bürgermeister Fachdienst Jugend, Familie und Soziales in Zusammenarbeit mit Frechener Senioren Jürgen Schaufuß Johann-Schmitz-Platz 1–3, 50226 Frechen Sabine Thöne 10.400 Stück Layout: Ulrich Lussem, Druck: Stadt Frechen Jürgen Schaufuß Die nächste Ausgabe des Seniorenkuriers erscheint am 10. Juni 2015. Artikel, Beiträge und Zuschriften dafür nehmen wir gerne bis zum 31. März 2015 unter der Anschrift: Stadt Frechen, Postfach 1960, Fachdienst Jugend, Familie u. Soziales, z.H. Frau Thöne, 50226 Frechen oder unter Fax: 501-440 oder e-mail: [email protected] entgegen. Der Seniorenkurier wird allen Frechener Bürgern ab 60 Jahren viermal im Jahr kostenlos zugestellt. Sollten Sie die Zustellung nicht wünschen, teilen Sie das bitte dem Fachdienst Jugend, Familie und Soziales mit. Über die Veröffentlichung von Leserbriefen und namentlich gekennzeichneten Artikeln entscheidet die Redaktion. Kürzungen behalten wir uns vor. Ein Mittwoch im April Klarheit blau, synonym Ferne. Luftmeer, wie unberührt heut, greif ich nach dir, ich hab nichts in der Hand. Kühl aber auf meiner Haut, weicher und zarter als Wasser, fühlbare Wirklichkeit. Ich bin eingetaucht, unabdingbar atmen, erfrischend wie Wasser aus Dorfbrunnen, tief aus der Erde, aus den Weiten des Landes. Geht in mich ein, was leicht, fast unwägbar ist. Wie ein Sommertag dieser Morgen, Aprilmitte, wäre die Kühle nicht. Lichtfülle. Auf Dächern das Weiß von Tau: Frostkalt noch des Frühlings Nächte. Doch die Tage hellgrün im Licht und jung. Neu aufkommend: „Es werde“. Der Blätter, der Knospen Formenvielfalt. Wolfgang Prietsch, Berlin – Leserbeitrag – Seniorenberatung Frau Thöne 02234.501-488 Sie erreichen mich: Mo.–Mi. 8.30 bis 12.30 Uhr Do. 8.30 bis12.30 Uhr 14.00 bis18.00 Uhr Fr. 8.30 bis12.30 Uhr Hausbesuche nach Absprache. Johann-Schmitz-Platz 1–3 50226 Frechen Frau Thöne Zimmer 5 Tel. 02234.501-488 [email protected] Herzlichen Glückwunsch Veröffentlicht werden Geburtstage ab dem 75. Lebensjahr. Wegen des Datenschutzes ist es jedoch erforderlich, dass Sie sich mit einer Veröffentlichung im Seniorenkurier einverstanden erklären. Im nächsten Seniorenkurier sollen all jene bekannt gegeben werden, die in der Zeit von Juli bis September 2015 Geburtstag feiern. Bitte melden Sie sich bis Mitte März im Rathaus unter Telefon 501-331. Nachtrag 15.03. 76 J. Sybilla Reuschenbach April 02.04. 88 J. Marianne Aurich 04.04. 79 J. Ewald Kram 04.04. 88 J. Arthur Siebrecht 05.04. 84 J. Erich Mantik 08.04. 84 J. Heinz Mauer 14.04. 80 J. Marianne Telemann 15.04. 92 J. Hans Becker 17.04. 90 J. Elisabeth Preußler 18.04. 83 J. Gerda Drews 18.04. 79 J. Heinrich Faßbender 22.04. 87 J. Gudrun Duntze 24.04. 80 J. Herbert Welter 25.04. 88 J. Maria Becker 26.04. 87 J. Günter Bachem 29.04. 86 J. Annemarie Lersch Mai 01.05. 82 J. Käthe Hilbrecht 04.05. 82 J. Ellinore Rath 04.05. 76 J. Helga Baumann 05.05. 85 J. Kurt Gommel 06.05. 82 J. Dorothea Hübsch 12.05. 81 J. Hildegard Porbadnik 13.05. 85 J. Alfred Biehn 13.05. 82 J. Maria Lenzen 16.05. 86 J. Anna Ditzler 17.05. 91 J. Jacob Konrad 18.05. 84 J. Maria Anna Ismar 19.05. 79 J. Arno Hamacher 20.05. 90 J. Hildegard Wilmes 21.05. 91 J. Michael Pesch 25.05. 92 J. Margareta Stemmeler 26.05. 84 J. Günther Feind 12 9 liche Grausamkeit das Elend des Krieges 26.05. 78 J.undKleinschmidt, Dieter gebrandmarkt. Er, der gelernte Buchhändler, war 27.05. 84 J. Rudi Härtl Obergefreiter – nicht Flak-Oberleutnant an 27.05. 85 J. Franz Joseph Gless der Hamburger Heimatfront – und hatte den 30.05. 95 J. bis Helmut Krieg von Anbeginn zu seinemTischer-Hentschel Ende mit31.05. J.so schön Lieselotte gemacht, wie91 man falsch Tautenhahn sagt. 31.05. 94 J. Walter Zastrow Aber zurück zu „Katharina Blum“... Juni Worum geht 83 es?J. Böll beschreibt in seinem Roman den 01.06. Anna Zeemann Leidensweg einer jungen Frau, die zu Unrecht der 07.06. 79 J. Wilhelm Ohrem Mittäterschaft an einem Bankraub bezichtigt wird. Sie, 07.06. 92 J. Horst Preußler einer Familie Katharina Blum, ist als Hausangestellte 10.06. J. Günter Siebeck Woltersheim 85 in Köln-Rodenkirchen beschäftigt. Nämliche Familie lädt –84 in J. Köln feiert man Karneval 11.06. Katharina Gless – unter anderem auch Katharina einer Kostümparty 12.06. 76 J. zuMarianne Dickoppein. Böll beschreibt ihr Kostüm. Das tut eigentlich 13.06. 93 J. Luise Gillner nichts zur Sache, aber die Stelle ist so schön, dass ich sie hier zitieren 14.06. J. besteht Wilhelmine Diegel möchte: ihr 79 Kostüm aus einer roten Nelke im 15.06. 88 J. und Sibilla Breuer Haar, roten Strümpfen Schuhen, einer hochgeschlos16.06. ElisabethHonanseide Rubel und einem senen Bluse 83 ausJ. honigfarbener gewöhnlichen82Tweedrock aus gelblicher 19.06. J. Christian PostelFarbe. (Damals gab es Gott sei Dank noch nicht die Unsitte des Nabel21.06. 92 J. Elli Quiel freien). Aber zurück zur Party. Katharina lernt auf dem 25.06. 85 J. Norbert Hagen Kostümfest Ludwig Götten kennen, mit dem sie aus27.06. 85 J. Schwalbach schließlich und innig Elisabeth tanzt. (Entgegen ihrer sonstigen 30.06. 78 J. Jakob Blankartz Natur, sie gilt eher als zurückhaltend und distanziert). Mit diesem Ludwig tanzt sie also in der geschilderten Weise, (Zusammengestellt von Annelen Schumacher) nich däc Pflegen – helfen – beraten Nun dies ßen ger Wir pflegen Sie zu Hause, damit Sie in Ihrer gewohnten Umgebung bleiben können! Wir bieten neben Grund- und Behandlungspflege: Rufbereitschaft rund um die Uhr – Menüservicehauswirtschaftliche Hilfen – Hausnotruf – Beratung für Angehörige – Alltagsbegleitung für Senioren Wir beraten Sie gerne! Rufen Sie uns an unter Tel. 27 47 76 Ihre Caritas Sozialstation Frechen Hauptstr. 124–126 (neben d. Rathaus) Wie Jetz in Ban Het Ruf hep dies Wo sofo sag Sie zurü den das ihre sie aus ma Etw Kür eine sch Per sog Die gen bes nöt Nun ahm ich Gut Lud 10 Hungerhaken & Co. Es ist tiefste Nacht. Draußen gießt es wie aus Eimern. Der fiese Regen prasselt heftig an die Fensterscheiben. Kalt ist es und sehr ungemütlich. Sogar in meiner Familien-Koje, wie ich mein Bett nenne. Ich friere. Versuche halbschlafend meine heruntergefallene Bettdecke wieder in die Koje zu zerren. Irgendwas scheint da zu haken. Gelingt nur halb. Meine müden Augen schielen zur Uhr. 2.58 Uhr lese ich. Hoffentlich kann ich wieder einzuschlafen. Mit halber Decke. Erfolglos. Irgendwas stört mich. Aber ich weiß nicht wirklich was. Probiere meine Naturszenen-Meditation. Doch auch da regnet es! Verfluche auch diese Sch…. Nacht wieder… Irgendwie dämmere ich dann doch in die nächste Stunde. Werde wieder wach und vernehme ein übles Schnarchen. Entsetzlich laut und schräg. Verdächtige meinen geliebten Ehemann. Doch der schlummert ruhig vor sich hin – er säuselt nicht mal. Dank seiner Schnarchabwehrmaske. Werde wieder wach. Der nächste Uhr-Blick zeigt mir 3.16 Uhr. Stehe auf, trinke ein Glas Wasser, gucke aus dem Küchenfenster, ärgere mich darüber, dass ich wieder einmal nicht schlafen kann. Schleiche übelst gelaunt zurück in meine Koje. Was ist denn nun schon wieder? Liegt doch etwas Warmes, Pelziges auf meinem Spezial-Nacken-Kopfkissen. Bringe es nicht übers Herz, das kleine Geschöpfchen vom Kopfkissen zu scheuchen. Lege meinen Kopf auf das kleine übriggebliebene Eckchen des Kissens. Nach Endlosnachdenkerei schleicht sich der Halbschlaf in mein Bett und lässt mich barmherzig eindösen. Träume von Tigern und Löwen. Werde durch irgendwas aus dem Schlaf gerissen. Irgendwas reißt an meinen Haaren. Aha, ich werde geputzt. Fein säuberlich, Strähne für Strähne werden meine mausgrauen Haare bearbeitet. Dann höre ich Geräusche, die dem Kaugeräusch eines Ferkels ähneln. Schmatz und wieder Schmatz… Fleckchen ist’s. Erneut rede ich mir ein, gleich wieder problemlos einschlummern zu können. Ob ich geschlafen habe, weiß ich nicht mehr. Die Uhr steht nicht mehr auf ihrem Platz. Mein Nachttisch wird gerne als Trittleiter in mein Bett genutzt. Mehreren leisen Miau’s – die ich erfolglos ignoriere, folgte ein wütendes MIAUUU! Barthaare kitzeln mich. Ich muss niesen. Ein behaartes Pfötchen versucht mein linkes Auge zu öffnen, jedoch mit sensiblem Krallennachdruck. Und plötzlich ein markerschütternder Schrei: „He, aufstehen – es ist halb fünf morgens. Und habe einen Mordshunger. Also raus aus den Federn und ab in die Küche, aber zackig. Sonst gibt es Krieg!“ Ich versuche die schlechte Laune meines geliebten Stubentigers zu ignorieren. Vergeblich. Eine fein säuberlich gerollte Katzenzunge schleicht sich in meine Nasenlöcher, in meine Ohren, in meinen Mund … Die krallenbesetzte Linke meiner Süßen macht mit meinen Augen Lid-Gymnastik. „MAUSI“, schreie ich wütend. Stehe fluchend auf, tapse in die Küche, trete – natürlich – in Katzen-Dreck. Öffne drei Katzenfuttertöpfchen …Nun, ich bin nicht allein bei meiner allmorgendlichen Aktion in der Küche. Drei niedliche Hungerhaken schauen mich mit ihren wunderschönen Augen an und markieren mich als ihr Hauspersonal. Mausi, die älteste der drei Perser-Diven, hat ihren Schwestern Noiré und Fleckchen alle möglichen und unmöglichen Unarten beigebracht, wie man das gutmütige und dumme Frauchen auf Trab hält. Ja, ihr haarloses Frauen-Personal haben die Drei dank jahrelanger Einschleimerei mit den Jahren gut im Griff. Mausi weckt auf Kommando, die beiden anderen Schönen stehen ihr bei und helfen bei ALLEM. Warum ich das mitmache? Ich kann diesen wunderbaren Augen einfach nicht widerstehen. Unsere drei Persermädchen schenken uns seit vielen Jahren unglaublich viel Liebe und Freude. Ein Leben ohne Katzen ist möglich – aber sinnlos. Das verstehen Viele nicht – aber das ist uns egal. Eva Duwe Dauerregen Blumenkinder sind ganz traurig, triefend nass ist schon ihr Kleid. Ja, das Wetter treibt es schaurig, dabei ist doch Frühlingszeit. Kalter Wind fegt um das Haus, und lässt uns ganz schön zittern; selbst die Katze treibt‘s nicht raus, keine Maus kann sie jetzt wittern. Die Vögel sitzen allesamt aufgeplustert in den Zweigen; da keinen Partner man heut fand, ergeben sie die Köpfchen neigen. Nur im Gartenteich die Fische, die schwimmen munter hin und her, weder Regen, noch die Frische machen ihnen das Leben schwer. Möcht dennoch nicht mit ihnen tauschen und denke mir, es ist auch schön, trommelndem Regen nur zu lauschen und fallenden Tropfen zuzuseh‘n. Gerhild Decker 11 Meine Rückschau Ein neues Jahr hat angefangen, und es kündigt sich die schönste Jahreszeit, der Frühling, an. Zeit, zurückzuschauen auf die Strecke Lebenszeit, die wir inzwischen zurückgelegt haben. 2014 jährte sich der Ausbruch des ersten Weltkrieges zum hundertsten Mal, an den durch die Medien gebührend erinnert wurde. Nach einer kurzen Zeitspanne von 21 Jahren kam erneut Krieg, diesmal auf deutschem Boden, mit neuen modernen Waffen, dazu dem Ziel der Judenvernichtung, was unsere Heimat und seine Bewohner in einem chaotischen Zustand zurückließ. Unter allen Kriegsfolgen war die folgenschwerste die Teilung Deutschlands durch die Siegermächte in die russische, amerikanische, französische und britische (offiziell seit 1949) Zone, 1961 durch die sogenannte „Berliner Mauer„ von etwa 1300 km Länge in Ost und West, womit man die Flucht von Ost nach West verhindern wollte. Damit begann neues Leid. Für viele Jugendliche begann der berufliche Werdegang oft in eine ganz andere Richtung als ursprünglich geplant, aber man musste sich nach den Gegebenheiten richten. Der Wille, mit allem fertigzuwerden, war bei den Überlebenden groß und setzte schöpferische Kräfte in Gang, was ich nur auf der westlichen Seite miterlebt habe, da wir keine Verwandten oder Freunde im Ostteil (DDR) hatten. Zunächst mussten die Trümmer beseitigt werden, und ich wurde zweimal zum Trümmerschippen beordert: einmal am Friesenwall und einmal am Appellhofplatz, was zwar sehr anstrengend war, aber in einer sehr guten Gemeinschaft stattfand, weil alle mit anpacken mussten und wollten. Alle notwendigen Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens waren eine Rarität und mussten äußerst sparsam genutzt werden. So erinnere ich mich an ein kleines quadratisches Täschchen aus Schaumstoff, darin konnte der Rest einer Seife untergebracht und so verbraucht werden. Eine gute Idee, die dann aber wieder verschwand. Aber auch heute noch kann ich keinen Seifenrest wegwerfen, den klebe ich noch immer an dem neuen Stück fest, wie von meiner Mutter gelernt. Die beim Auftrennen einer Nähmaschinennaht freiwerdenden Nähfäden wurden auf eine Pappe gewickelt und wieder verwendet. Jeder sparte auf seine Weise. Essensreste (wenn überhaupt etwas übrigblieb) wurden mit sehr viel Einfallsreichtum um jeden Preis verwendet. Mir tut es heute noch weh, wenn ich sehe, was mit Essensresten geschieht. Seit 1982 im Haus am Bahndamm Harlekin T H E AT E R E N S E M B L E Der Bürger als Edelmann Komödie von J.B.P. Molìere Premiere: 25. April 2015, 20 Uhr Spieldauer bis 14. Juni 2015 ! Regie: Claudia Werner Karten: 10,– Euro / 6,– Euro (Senioren) / 4,– Euro Kinder Vorverkauf: Lotto-Toto Werner in der Marktkaufpassage Vorverkauf: Bücherstube Brauweiler 02234.83202 Vorbestellung: Horst und Sylvia Lange 02234.17591 www.harlekin-theater.de Infotelefon 02234.14570 Theater Harlekin, Rosmarstraße 113, 50226 Frechen Lebensmittelkarten und Bezugscheine gab es nach wie vor. Als wir einmal pro Kopf ein Ei zugeteilt bekamen, übergab meine Mutter jedem „sein“ Ei. Ich verwandelte diese Kostbarkeit in viel Schaum mit Zucker und genoss dies sehr. Eine Zeit lang gab es nur Maismehl anstelle von Mehl. Man sagte, ein Übersetzungsfehler sei schuld gewesen. Aber meine Mutter backte davon das sogenannte „Polenta“, und es schmeckte uns wunderbar, schon die gelbe Farbe war so appetitlich! Der Schwarzmarkt entstand und das Wort „maggeln“. Glücklich, wer „Care-Pakete“ empfing – wir gehörten nicht dazu. Während des Wiederaufbaus begann das Warten auf die noch in Gefangenschaft befindlichen Familienangehörigen, was in manchen Fällen zehn, wenn nicht noch mehr Jahre dauerte, wenn sie überhaupt noch lebten. „Nie wieder Krieg“ beherrschte uns, was auch zwischen den Staaten zu einem bis heute andauernden Frieden führte. Dafür entwickelten sich weltweit kleinere und größere Brandherde, die viele Flüchtlingsströme in Gang setzten. Und das Problem, sie aufzunehmen, fordert uns bis heute. Das Familiengefüge, so wie wir aufgewachsen waren, löste sich auf, Schulabgänger, die studieren wollten, zogen aus und suchten sich eine passende Wohnung. Studentenwohnheim, WG oder kleines Appartement, von den Eltern oder dem Staat gefördert. Zurück blieben die 12 Eltern, die oft, wenn ein Elternteil allein blieb, im Altenheim landeten. Die äußeren Umstände brachten eine ganz auffallende Veränderung der Denk- und Ausdrucksweise mit sich. Neue Worte entstanden bzw. erhielten einen veränderten Sinn. So bekam das Wort „geil“ die Bedeutung höchsten Lobes und verlor damit seinen ursprünglichen Sinn. Wie auch im Sinne der Übernahme amerikanischer Ausdrucksweisen „cool“ auftauchte und damit ebenso eine neue Bedeutung erlangte. Die inhaltlichen Werte veränderten sich bis zur Gleichgültigkeit im Denken, dabei kann von einer „gleichen Gültigkeit“ absolut nicht die Rede sein. „Die Pille“ wurde erfunden und kam 1960 auf den Markt. Damit kam eine sexuelle Freizügigkeit auf. Die „Freie Liebe“ hatte zur Folge, dass weniger Ehen geschlossen wurden. Der Begriff „alleinerziehend“ entstand, wenn eine Gemeinschaft mit Kindern auseinanderging, aus welchem Anlass auch immer. Plötzlich stand auch die gleichgeschlechtliche Liebe nicht mehr unter Strafe, die in manchen Fällen lange Jahre sogar zu Entlassungen der Betreffenden geführt hatte und nun auch in einer Heirat enden konnte. Es entstand der „Christopher Street Day“ mit Umzug (nach meinem Kenntnisstand in Berlin und Köln), man hoffte, ihn dem Rosenmontagszug gleichsetzen zu können. stille manchmal schaue ich ungläubig in meine seele frage nach dem grund meiner veränderten wahrnehmung stille – die antwort manchmal spüre ich ein wunderbares anderssein im empfinden denken und fühlen stille – ruht in mir manchmal traue ich mir zu mich fallen zu lassen in das gefühl vertrauen sehe licht und wachstum stille … bin dankbar dass ich ihr begegnen durfte! Eva Duwe Erinnerungen Die weitergehende Forschung brachte viele Veränderungen mit sich in jeder Hinsicht, wobei der Computer wohl die größte Rolle spielte. Nicht zu vergessen die Mondlandung und das Satelliten-Zeitalter, die es möglich machen, dass wir eine Unmenge von Fernsehsendern empfangen. Nun ist es 25 Jahre her, dass die Teilung unseres Landes zu Ende ging. Ich muss sagen, von allen Ereignissen gegen Ende des vorigen Jahrhunderts erschien mir die Wiedervereinigung die folgenreichste. Uns erschien das DDR-Regime häufig wie eine Fortsetzung des Naziregimes, an das wir Älteren uns ja noch sehr gut erinnern. Nun war endlich dieser Spuk zu Ende, und die Freude der Berliner beim Fall der Mauer am Fernseher mitzuerleben, hat mich sehr angerührt. Ilona Müller-Schwedhelm Während ich hier sitze und schreibe, berichten Funk und Fernsehen über eine Schreckensmeldung nach der anderen. Schicksal nenne ich eine brennende vergessene Adventskerze, die vor Anfang des neuen Jahres zwei kleinen Buben das Leben kostete. Auch ich habe so eine traurige Kindheitserinnerung, die ich ein ganzes Leben lang nicht vergessen habe. Sie liegt jetzt schon siebzig Jahre zurück. Es war der 22. April 1945. Auf Befehl „brauner Politiker“ wurde unsere Heuscheune für etwa 20 Soldaten als Schlafquartier für eine Nacht angeordnet. Sie hatten den Befehl, die Brücke unseres kleinen Flüsschens Hunte zu sprengen, damit die Panzer nicht ins Dorf können, hieß es, denn die Front der Engländer war noch etwa fünf Kilometer von uns entfernt. Sie hatten ihren Befehl in der Mittagszeit ausgeführt, und dabei einen fast 18jährigen Kameraden verloren. Wie er ums Leben gekommen ist, wurde uns nicht gesagt. Jedenfalls hatten sie ihn in der Nähe der zerstörten Brücke beerdigt. Er hatte mit meiner kleinen Schwester Geburtstag und wäre im Sommer erst 18 Jahre alt geworden. Dorfbewohner haben nach dem Krieg versucht, seine Eltern zu finden, was ihnen auch 13 gelungen ist. Er kam aus Herne, und die Eltern haben ihn umbetten lassen. Sie waren mir viele Jahre dankbar dafür, dass ich sein Grab an der Hunte gepflegt habe. Um 17.00 Uhr sollten die Soldaten mit einem Lkw abgeholt werden. Wie es weiter gehen sollte, wusste keiner. Noch vertrieben sie sich die Zeit. Da die Sonne an diesem Tag schon sehr warm schien, hatten sich einige auf den Rasen zum Sonnen gelegt. Einer davon in unsere Schubkarre, ein anderer schlich sich heran und schob ihn in eine leere, tiefe Kartoffelmiete. Er musste nun sehen, wie er wieder heraus kam. Alle standen drum herum und lachten. Mutter und ich nahmen gerade Wäsche ab, als uns einer der Soldaten zurief, wir sollten uns auf den Boden werfen, was wir auf die Schnelle nicht begriffen. Schon flog uns eine Granate nach der anderen um die Ohren. Die Engländer hatten das Quartier der Soldaten erkundet und unsern Hof als Ziel ausersehen. Meine kleinen Schwestern waren noch im Haus mit einem „Flüchtlingsopa“, den wir aufgenommen hatten. Ich wollte ins Haus laufen, aber unsere Eingangstür hatte einen Treffer abbekommen. In dem Moment brach auch unsere Scheune in sich zusammen, mit ihr unser Klo (ein halbes Jahr hat es gedauert, bis es ersetzt wurde, solange hatten wir eine „Klogemeinschaft“ mit der Nachbarschaft). Eine Nachbarin, die uns helfen wollte, wurde von einem Granatsplitter getroffen. Sie musste auf dem eigenen Hof statt im Familiengrab beerdigt werden, da der Weg zum Friedhof durch den Trichter einer Luftmine versperrt war. Auch ein französischer Kriegsgefangener, der sich in unserem Bunker versteckt hatte, in dem wir uns Nacht für Nacht geschützt hatten, kam ums Leben. Der Bunker hatte nicht Stand gehalten! Einen Tag später starb er an seinen schweren Verletzungen. Mutter hatte ihm noch seine vielen klaffenden und blutenden Wunden verbunden, denn Verbandsstoff gab es genügend bei uns zu Hause. Es hatte nichts genützt. Am anderen Tag waren die Tommys, wie wir sie nannten, ohnehin in unserem Ort, trotz gesprengter Brücke. Sie nahmen den toten „Moritz“ mit, ob er wirklich so hieß, weiß ich nicht, aber wir Kinder nannten ihn so. Genau an diesem Tag wäre er ein freier Mann gewesen und hätte zu seiner Familie zurück gekonnt. Wir hatten ihn sehr gemocht. Zu Hause warteten eine bildhübsche Frau und zwei kleine Kinder vergebens auf ihn. Wir haben sie und ihre Kinder ein paar Jahre später kennen gelernt. Aber auch wir vermissten unseren Vater, der sein Soldatsein als Sanitäter auf einem Lazarettzug absolvierte. Seit einem dreiviertel Jahr hatten wir keine Post und kein Lebenszeichen von ihm und wussten nicht, ob der Zug es noch geschafft hatte, vor der russischen Front vorbei zu kommen, um der Gefangenschaft zu entfliehen. Er kam im Juli 1945 zurück. Ich hatte Kartoffeln zum Schälen aus dem Keller geholt und kam die Treppe hoch, da stand der Vater in der spärlich reparierten Tür und schaute sich das große Loch an. Der Hof hatte sich durch die fehlenden Obstbäume und die Scheune verändert, und es gab kein lebendes Tier mehr. Vor Freude, den Vater wiederzusehen, fing ich an zu weinen. Vater schaute sich um und fragte: „Wo ist denn die Mama?“ Aber es gab sie noch, und auch meinen beiden kleinen Schwestern war nichts passiert bei diesem Granatenbeschuss. Doch drei Menschen haben damals im April ihr Leben verloren, wegen der Sprengung der Brücke, die keinem etwas gebracht hat. Nur ein Albtraum ist mir Zeit meines Lebens geblieben: die klaffenenden, blutenden Wunden von „Moritz“, dem Franzosen. Gisela Streich Dem Frühling nachgeholfen Um die Zeit recht gut zu nutzen und ich fertig war mit Putzen, sagte mir mein Spiegelbild: deine Haare hängen wild. Wenn der Frühling einziehen soll, lass schneiden deine Woll`. So blieb ich drin nicht hocken, ließ mir drehen ein paar Locken. Gönnte mir ein neues Kleid, bevor es draußen wieder schneit. Kaufe ein paar Tulpen für den Tisch – Haus und ich sind frühlingsfrisch! Renate Pütz 14 Die Haus- oder Essfeige Feigenfrüchte kennen wir meistens als getrocknete süße Köstlichkeit und als frische Frucht (Frischfeige). Der Anbau der Feigen beschränkt sich hauptsächlich auf den Mittelmeerraum. Im geringen Maße wird sie auch in Südafrika, Australien, Neuseeland, China, Chile, Mexico u. Kalifornien angebaut. Neue Züchtungen sind frosthart bis -15°C. In Deutschland gedeiht die echte Feige im Weinbaugebiet der Pfalz an der deutschen Weinstraße, an der Bergstraße sowie im Breisgau und im Oberrheingraben. Auch im Dresdner Elbtal und auf Helgoland ist sie vertreten. In diesen Breiten bildet die Feige aber nur einmal im Jahr reife Scheinfrüchte (in warmen Regionen bis zu dreimal). Die Domestizierung der Feige muss schon sehr früh stattgefunden haben. Man schätzt den Beginn älter als den Ackerbau, nach dem man in einem 11.400 Jahre alten Haus bei Jericho Überreste von bereits nicht mehr der Wildform entsprechenden Feigen gefunden hat. Die Assyrer bauten die Feige schon 3000 v. Chr. in ihren Gärten an. In Griechenland konnte der Anbau 700 v. Chr. nachgewiesen werden. Die Verbreitung im gesamten übrigen Mittelmeerraum sollte von Griechenland ausgegangen sein. Nachdem ich vor einigen Jahren von einem Freund zum Geburtstag ein Feigenbaumsteckling im Blumentopf geschenkt bekam, hat der inzwischen zu einer stattli- chen Größe heranwachsende Feigenbaum meine Neugier geweckt, etwas mehr über die für mich immer noch exotische Pflanze zu erfahren. Feigen sind einhäusig getrennt geschlechtlich, d.h., es gibt männliche und weibliche Blüten, die zusammen auf einem Pflanzenexemplar vorkommen. Hinsichtlich der Blütenbiologie und Fruchtentwicklung gehört der Feigenbaum zu den Interessantesten Gehölzen. Die sogenannte Holzfeige bringt keine genießbaren Fruchtstände hervor, die Blüte liefert jedoch die zur Bestäubung nötigen Pollen. Die Feigen reifen im Herbst des zweiten Jahres zu grünen, violettgrünen oder schwärzlichen Scheinfrüchten heran. Die Feige wächst als sommergrüner und laubwerfender Strauch oder kleiner Baum mit einer Wuchshöhe von drei bis zu zehn Metern. Die Krone ist bei alten Individuen sehr breit und ausladend, jedoch unregelmäßig und niedrig. Der Stamm ist oft knorrig, gedreht oder gebogen. Die Altenzentrum St. Augustinus der MARIENBORN gGmbH Eine Einrichtung der Stiftung der Cellitinnen e.V. Mein neues Zuhause www.az-sanktaugustinus.de Altenzentrum St. Augustinus • Augustinusstr. 10 • 50226 Frechen-Königsdorf Telefon: 02234 - 963 - 400 15 reiche Verzweigung beginnt schon in geringer Höhe. Die Zweige sind stark und gerade. Die Rinde ist glatt, hellgrau. Die Pflanze führt Milchsaft. Die Laubblätter sind wechselständig an den Zweigen angeordnet. In Wuchs, Blattbildung und Fruchtentwicklung und deren Voraussetzungen sicher eine sehr interessante nicht alltägliche Pflanze. Die Feigenbäume können bereits im zweiten Jahr nach der Pflanzung Früchte tragen. Vollertrag tritt nach fünf bis acht Jahren ein und hält rund 50 Jahre an. Ein Einzelbaum im Vollertragsalter soll im Jahr bis 80 kg frische Feigen hergeben. Unser Feigenbaum, der seit vier Jahren im Freiland steht, hatte im Jahr 2014 einen üppigen Ernteertrag. Die im Handel erhältlichen Rollen entstehen, in dem man die getrockneten Feigen unter Wasserdampf presst. Aus dem Saft reifer Feigen wird auch ein Dessertwein hergestellt. In Spanien und Portugal stellt man Feigenkäse her. Geröstete Feigen werden zu Feigenkaffee verarbeitet. Im Handel werden die Feigen meist nach dem Herkunftsland benannt, z.B. Smyrna-Feigen (Türkei). In der Volksmedizin wird die weiße Milch, die austritt, wenn man die Blätter von den Zweigen bricht, zur Linderung bei Insektenstichen und zur Beseitigung von Warzen angewendet. Die Feige ist die erste namentlich erwähnte Pflanze in der Bibel und auch die einzige namentlich genannte des Garten Eden. Nachdem Adam und Eva vom Baum der Er- kenntnis gesessen hatten, wurden sie sich ihrer Nacktheit bewusst. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz. Die Feige ist auch der Fruchtbaum der Bibel, wo sie 38mal erwähnt wird gegenüber vier Erwähnungen des Apfels. Im allgemeinen steht die Feige im alten Testament vornehmlich für Frieden und Wohlstand. Auch der Koran nimmt Bezug auf die Feige in der 95. Sure. Da werden Feige, Olive, der Berg Sinai und das friedvolle Gebiet von Mekka als Zeugen für die Schöpfung genannt. Im antiken Griechenland war die Feige mit aphrodisischen Eigenschaften besetzt. Sie war dem Gott Dionysos geweiht. Dionysos habe den Menschen die Feige gebracht. Die Athener waren einer Anekdote Plutarchs zufolge auf ihre Feigen so stolz, dass sie die Ausfuhr verboten. Leute, die Verstöße gegen dieses Verbot begingen, nannte man Sykophanten = Denunzianten (Verräter). Auch bei den antiken Römern war der Feigenbaum positiv eingestuft. Der römische Gott Priapus soll u.a. Beschützer der Feigen gewesen sein. Rom hatte ein Feigenbaum am Westfuß des Palatin. Unter diesem Baum sollen die in einer Wanne im Hochwasser führenden Tiber ausgesetzten Zwillinge Romulus und Remus angeschwemmt, von der Wölfin gefunden und gesäugt worden sein. In Rom waren Feigen bei allen Bevölkerungsschichten sehr beliebt. Plinius berichtet, in getrocknetem Zustand dienten sie wie Brot und vergleichbare Nahrungsmittel. Es soll Dörrobst, vor allem Feigen, als wichtige Wintervorräte bei der Landbevölkerung gedient haben. Der schwedische Botaniker Carl von Linné gab der Feige bereits 1753 in der Schrift „Species plantarum“ den lateinischen Namen „Ficus carica“. Hoffen wir, dass unser Feigenbaum weiterhin prächtig gedeiht, was bei der Pflege, die ihm zuteil wird, sicher gelingen dürfte. Wilhelm Faßbender Lit.-Hinweis: Farbige Naturführer Mosaik Verlag, Internet 16 VERZICHTSERKLÄRUNG IGNORIEREN K E I N V E R K AU F VO N I G E L - A N G E B O T E N I M VO R Z I M M E R Die Entscheidung für oder gegen eine Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL), die gesetzlich Krankenversicherte selbst bezahlen müssen, darf nicht im Vorzimmer von Arztpraxen getroffen werden. In jeder 5. Beschwerde schildern Patienten, dass es bereits im Vorzimmer vieler Ärzte Praxis sei, sie die Zustimmung für oder den Verzicht auf eine IGeL bereits auf einem Formular ankreuzen und unterschreiben zu lassen. Mit ihrem Kreuz bei „Nein“ sollten Patienten ausdrücklich erklären, dass sie neben der gesetzlichen Kassenleistung keine zusätzliche medizinische Gesundheitsleistung in Anspruch nehmen und anschließend bezahlen wollten. Zur Begründung gäben manche Ärzte auf Nachfrage an, dass sie sich mit der angekreuzten Ablehnung von IGeL gegen unberechtigte Haftungsansprüche absichern wollten, falls Patienten aufgrund der Nichtinanspruchnahme der medizinischen Zusatzleistung erkranken und Schadensersatzforderungen stellen würden Besonders augenfällig: Die IGeL-Verzichtserklärung wird häufig vor Glaukom-Vorsorgeuntersuchungen von Augenärzten verlangt. Daneben legten auch einige Gynäkologen Patientinnen eine schriftliche Verzichtserklärung bei zusätzlichen kostenpflichtigen Ultraschall-Untersuchungen vor. Patientinnen und Patienten sollten sich in der Arztpraxis von geforderten Unterschriften unter IGeL-Ausschluss-Formularen nicht unter Druck setzen lassen, denn solch eine Verzichtserklärung entbehrt jeder rechtlichen Grundlage. Bei IGeL-Angeboten handelt es sich grundsätzlich um freiwillige und medizinisch nicht immer notwendige Leistungen. Wenn Patienten diese nicht wollen, müssen Ärzte dies nicht dokumentieren. Patienten dürfen jedoch keine Nachteile für die weitere Behandlung entstehen, falls sie sich gegen die dargebotene Selbstzahlerleistung entscheiden. Patienten, die ihre Erfahrungen mit Selbstzahlerleistungen von Ärzten schildern wollen, steht das Forum „IGeL-Ärger“ unter www.igel-aerger.de zur Verfügung. Das Internetforum wird betreut von der Verbraucherzentrale NRW und finanziert durch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. 80 Bettgeschichten Möchten Sie in der Urzeit gelebt haben, wo die Menschen in Höhlen lebten? Ihr Lager bestand aus Reisig und Laub, bedeckt mit Tierfellen – ob das so war, wissen wir nicht. Wie hat sich die Schlafkultur doch verändert. Denken Sie doch an die eigene Kinderzeit: Matratzen gab es nur dreigeteilt… und von wegen Sommer- und Winterseite. Eine Wolldecke als Unterlage wurde benutzt, sonst war das Bett eiskalt. Warme Bettwäsche hatte auch nicht jeder. Es war die Zeit der Bettjäckchen. Auf alten Bildern sind Männer mit einer Schlafmütze und Frauen mit Schlafhauben abgebildet (siehe das „Darmolmännchen“). Die Winter waren jedes Jahr sehr kalt. Nur die „Gutbetuchten“ verfügten über eine Heizung. Bei großer Kälte heizten die Menschen mit kleinen Kohleöfen ihre Schlafräume. Bei meinen Eltern wurde nur die Küche geheizt. Im Küchenofen lagen mit Sand gefüllte „Steinhäger-Flaschen“. Diese wurden als Bettwärmer verwendet. Damit war die Energie optimal genutzt. 17 Was war das Betten machen für eine Arbeit! Wenn man glücklicher Besitzer eines Unterbettes aus Federn war, musste dies aufgeschüttelt werden, sonst bildeten sich Unebenheiten. Dann fing der Kampf mit dem Betttuch an, ein zweites wurde aufgezogen und unter die Matratze gesteckt. Zwischen den beiden Laken wurde geschlafen, wenn der „Kampf“ mit den Laken gelang. Spannbetttücher gab es erst viele Jahre später. Als Zudecke wurde eine sogenannte Steppdecke aufgelegt, die nicht waschbar war. Nun war – falls vorhanden – das Federbett der Höhepunkt. Ein Federbett war sehr wertvoll. War es doch das Teil, das die Menschen am besten bei Kälte schützte. Wurde etwas vererbt, war das Federbett heiß begehrt. Für mein Bett wurde die Zudecke, die meine Mutter gegen Zigaretten, die sie von der „Raucherkarte“ gespart hatte, eingetauscht. Vor einiger Zeit haben wir versucht, ein sehr gutes Federbett bei einer Organisation abzugeben, weil wir dachten, es sei einfach zu schade es wegzuwerfen. Gesagt wurde dort, es wäre unhygienisch. Kann ja sein, aber besser unhygienisch als frieren. Was haben wir doch heute für eine andere Zeit! Eine Fülle verschiedenartiger Matratzen und Betten werden angeboten. Das neueste sind „Boxspringbetten“. Nachdem ich einige Zeit lang nicht wusste, was das ist, sah ich im Fernsehen ein Bett ohne Lattenrost aber mit einer hohen Matratze. Meine Mutter sagte immer, auf alles würde sie in ihrem Haushalt verzichten, nur nicht auf ihr warmes Bett. Immer wenn ich zu Bett gehe – mit beheiztem Unterbett und Wärmflasche – sage ich zu mir: Wat jet herrlijes! Margarete Mockenhaupt Gleich alt… Wir bekommen Besuch von meiner Schwester, ihrer Tochter und deren kleinem, eineinhalbjährigem Töchterchen. Wir holen sie samt Koffer, mehreren Gepäckstücken und einem Kinderwagen vom Bahnhof ab. Ein größeres Auto konnten wir von einer Freundin leihen bzw. tauschen, und dann noch einen Auto-Kindersitz von einer anderen Freundin. Da Mutter und Tochter sehr schlank – sprich dünn – sind, hatten sie (die Wintermäntel auf den Schoß genommen) Platz neben dem breiten Kindersitz. Das Gepäck war verstaut, ebenso der zusammengeklappte Kinderwagen, so kamen wir gut zu Hause an. Unser Hundemädchen Emmy begrüßte alle freudig. Als die kleine Milla vom Arm ihrer Mutter heruntergelassen wurde, wedelte unser Hund zwar „hinten“ noch recht freudig – doch von vorne kam plötzlich ein verhaltenes Grummeln heraus. Kleine Kinder, vor allem wenn sie in „Emmy-Höhe“ auf sie zu liefen, waren ihr doch sehr suspekt. 18 Und dann kam sogar noch ein richtiger „Beller“ heraus. Damit ist Emmy sonst äußerst sparsam. Wir erschrecken alle, besonders die Kleine, sie beginnt zu weinen. Schließlich setzen wir uns an den Tisch, das scheint für unseren Hund in Ordnung zu sein. Milla zeigt mit ihrem Fingerchen auf den Hund, und aus sicherer Höhe kann sie sogar schon wieder lachen. Natürlich lassen wir die beiden nicht alleine in einem Raum. Sie begegnen sich gegenseitig mit Respekt, und das ist ja schon mal ganz gut, finden wir. Am dritten Tag sind beide bereits schon „ziemlich beste Freunde!“ Immerhin sind sie gleich alt, das trägt vielleicht mit dazu bei? Wir denken, dass die Begegnung „Hund und Mensch“ wohl für beide recht lehrreich war. Elke G. Kandler Der Ärger mit meinen Hüten Es war Anfang der 50er Jahre. Ich wollte meine Frau am Appellhofplatz abholen. Da ich noch etwas Zeit hatte, schlenderte ich durch das meist noch in Trümmern liegende Köln. Wegen der schon kühleren Jahreszeit trug ich einen dunkelblauen Mantel, der fast bis zu den Knöcheln reichte – damals modern. Plötzlich begann es wie aus Kannen zu regnen. Ich flüchtete kopfüber in ein Hutgeschäft in der Schildergasse und kaufte mir spontan einen dunkelblauen Hut mit der breitesten Krempe, die ich finden konnte. Da ich bis dahin keinen Hut besessen hatte, musste ich mich erst an diese neue Kopfbedeckung gewöhnen. So plötzlich wie der Regen gekommen war, hörte er auch wieder auf. Ich spazierte langsam mit auf dem Rücken verschränkten Armen in Richtung Appellhofplatz. Dabei kam mir eine Schulklasse Mädchen etwa im Alter von zwölf Jahren entgegen. Als die auf meiner Höhe waren, machte eine nach der anderen einen Knicks und sagte: „Guten Tag, Herr Pastor!“ Als die Klasse vorüber war, flog mein neuer Hut im hohen Bogen auf das nächste Trümmergrundstück. Danach hatte ich über Jahrzehnte keinen Hut mehr! Viele Jahre später nach meiner Indienzeit hatte ich auf Drängen meines Freundes die Jägerprüfung abgelegt. Es dauerte auch nicht lange, und ich bekam eine Einladung zur Jagd. Am vereinbarten Treffpunkt spürte ich instinktiv, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Ich wurde immer nervöser, bis schließlich einer der älteren Jäger Mitleid empfand und mich fragte: „Herr Engels, wo haben Sie Ihren Hut?“ Meine Antwort: „Ich trage nie einen Hut.“ löste dann auch sogleich die nächste Frage aus: „Und wo wollen Sie den Anschuss hinstecken?“ Meine Antwort: „Ich muss ja erst einmal etwas schießen,“ wurde nicht weiter kommentiert. Mir war klar, dass ich in dieser Jagdgesellschaft das erste und gleichzeitig das letzte Mal mit dabei war. Umso mehr wunderte ich mich, als ich bald darauf wieder eine Einladung bekam. Damit ich nicht noch einmal negativ auffallen würde, kaufte ich mir einen sündhaft teuren Jagdhut. In der Überzeugung nun uneingeschränkte Bewunderung zu ernten, begab ich mich ins Revier. Aber auch dieses Mal überkam mich wieder das beklemmende Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Schließlich meinte einer der Jäger: „Herr Engels, wir wollten auf die Jagd gehen und nicht auf einen Ball!“ Es gibt im Leben oft eine zweite Chance, selten jedoch eine dritte. Damit war mir klar, dass dies wohl das letzte Mal war, in dieser Gesellschaft jagen zu dürfen. Als aber entgegen aller Erwartungen erneut eine Einladung erfolgte, kam ich in ernste Bedrängnis. Ohne Hut geht nicht, mit einem teuren Hut geht nicht. Also kaufte 19 ich mir für 16 DM einen Cord-Hut. Nein, es war kein Hut, es war eigentlich nur eine Kappe, und die war vor 50 Jahren schon genau so hässlich wie sie heute ist. Und wieder kam die Stunde der Wahrheit. Ich hielt mich nur am Rande der Gruppe auf, um möglichst nicht entdeckt zu werden. Doch da trat auch schon einer meiner früheren Kritiker zu mir und sagte: „Herr Engels, woher haben Sie diesen schönen Hut?“ Nun glaubte auch ich, einen gewissen Charme in dieser Kopfbedeckung zu erkennen. Tatsache ist, dass ich mir nie mehr einen anderen Hut für die Jagd gekauft habe. Und je älter er wird, umso mehr wächst er mir ans Herz. Matthias Engels – Leserbeitrag – Ein verrückter Tag Als ich mich ins Einkaufscenter aufmachte, um mir zwei Wünsche zu erfüllen, ahnte ich nicht, was da auf mich zukam. Es war der erste „normale“ Tag im neuen Jahr, nachdem das Weihnachtsgeschäft vorüber war – entsprechend war wenig los. Ich wollte mir zum zweiten Mal ein neues Portemonnaie kaufen, da mein gerade neu gekauftes nicht hielt, was es versprach: Die Münzen fielen heraus, wenn man Scheine entnahm und vergessen hatte, den Reißverschluss zu schließen. Als Muster hielt ich mein altgedientes in der Hand, das mit 30 Jahren sein Ver- fallsdatum erreicht hatte. Wider Erwarten fand ich schnell etwas Besseres und ging damit zur Kasse, bezahlte und verließ das Geschäft. Plötzlich holte mich ein junger Mann ein, zückte einen Ausweis und gab sich als Ladendetektiv zu erkennen: „Sie hatten zwei Portemonnaies in der Hand, haben aber nur eins bezahlt !“ brachte er sehr freundlich, aber bestimmt, hervor. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, klärte ihn auf und lobte ihn aber auch, woraufhin er sich schnellstens empfahl, um sich den wirklichen Ladendieben zuzuwenden. Mit der Rolltreppe verschwand ich in Richtung Garage. Dabei geht es vorbei an mehreren Theken, die auch gut besetzt waren. Plötzlich sahen mich zwei Augen an, groß und rund, im schwarzen Gesicht eines jungen Boxerhundes. Ich konnte nicht vorbeigehen, ohne ihn kurz zu streicheln. Von seinem Frauchen an der Theke wurde ich herzlich aufgefordert zu verweilen. Sie und ihr Begleiter boten mir nicht nur einen Barhocker an, sondern auch etwas zu trinken, woraufhin ich Platz nahm. Es entwickelte sich unerwartet ein so lebhaftes Gespräch wie unter alten Freunden, dabei hatten sich die beiden auch eben erst kennengelernt. Nach unserem Gedankenaustausch nahte die Trennung, aber nicht ohne einen neuen Treffpunkt auszumachen. Äußerst „amused“ steuerte ich den Garagen-Kassenautomaten an, um mein Auto auszulösen. Dort traf ich auf einen Mann beim vergeblichen Versuch, mit einem 5-EuroSchein zu bezahlen, den der Automat partout nicht annahm. Er hatte schon per Notfallknopf eine Mitarbeiterin animiert, der er energisch erklärte, er müsse weg, aber wie ?! Auf meine Frage, wie viel er denn brauche, kam:“ 60 Cent!“ Die befanden sich noch in meinem Portemonnaie, und ich hielt sie ihm hin. Er aber lehnte dies auf das Entschiedenste ab und entfernte sich. Ich verstand das nicht. So bunt kann das Leben sein! Ilona Müller-Schwedhelm Fahrradtouren Der Winter neigt sich langsam dem Ende zu und man denkt teils mit Freude, teils mit Wehmut an die zurückliegenden Monate. Weihnachten lässt man Revue passieren, erinnert sich gern an die selbst gebackenen Plätzchen, Kerzenlicht und das vertraute Zusammensitzen in froher Runde. Das Autofahren in der kalten Jahreszeit ist weniger schön. Nässe und dunkle Straßen sind sehr anstrengend und erfordern viel mehr Aufmerksamkeit. Entspannter fährt es sich, wenn die Tage länger hell sind und die Sonne scheint. 20 Langsam kommt die Vorfreude aufs Fahrradfahren in mir hoch. Endlich wieder durch die Gegend radeln und die Umgebung erkunden. Grün, wohin man schaut. Es tut der Seele gut, und bringt frischen Schwung ins Alltagsgrau. Bei meinen Gedanken zum Radfahren fallen mir wieder die alten Geschichten ein, die mein Mann mir aus seiner Jugend erzählt hat. Er arbeitete damals bei einem Bauunternehmer, und der Lohn war trotz schwerer Arbeit nicht sehr hoch. An Urlaub war Anfang der 50er Jahre nicht zu denken, denn es musste auch zum Haushalt der Mutter, einer Kriegerwitwe, etwas beigesteuert werden. Da bot es sich natürlich an, Pfingsten mit dem Rad an die Ahr zu fahren. Die Mutter seines Chefs, „Könens Jul“ genannt, trommelte mehrere Jugendliche aus Bachem zusammen, um die jährliche Tour in Angriff zu nehmen. Freitagmittags ging es mit Zelten und Verpflegung Richtung Altenahr. Man war motiviert, und es wurde kräftig in die Pedale getreten, so dass es gut voranging. Der Berg vor Rheinbach war für alle eine große Herausforderung, und jeder wollte seine Kraft unter Beweis stellen. War dieses Hindernis endlich bezwungen, wurde eine Rast eingelegt und sich gestärkt. Am Ziel stellte man die Zelte auf – Jungen und Mädchen streng voneinander getrennt. Da Oma Könen über viele Jahre mit den Bauern befreundet war, duften sie auf deren Wiesen wild zelten. Zwei Jungen wurden ausgesucht, um Frischwasser zu holen. Aus ihrem Brustbeutel holte sie etwas Geld heraus und gab es ihnen. Vorsorglich hatte sie von allen das Geld eingesammelt, damit sie es nicht unnütz ausgaben. Mein Mann und sein Freund meldeten sich freiwillig für diese Aufgabe. Waren sie außer Sichtweite, steuerten sie eine Gaststätte an. Der „Staub“ musste ja aus dem Mund gespült werden. Manchmal dauerte der Besuch etwas länger, und vom Geld blieb auch nicht viel übrig. Auf dem Rückweg füllten sie die Kanister einfach in der Ahr mit Wasser. Pech, wenn darin Kaulquappen schwammen! Dann wurde Oma richtig sauer. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Verpflegung der Gruppe, was sie sehr ernst nahm. Kartoffeln, Gemüse und Milch durften sie gratis beim Bauern abholen. Die Tage waren immer ereignisreich und lustig. Abends ging’s ins Städtchen zum Tanzen und Feiern: Oma im Schlepptau. Trat man in der Nacht den Heimweg an, wurde die Mundharmonika herausgeholt und schöne Lieder geschmettert. Alle hatten Spaß! Wenn der Rausch zu heftig war, schliefen einige einfach auf der Wiese. Bei schlechtem Wetter stellten die Bauern ihre Scheunen zur Verfügung. In der Nacht hörte man hier und da leises Flüstern und Strohrascheln. Morgens gab es dann viel zu kichern. Die Jahre gingen ins Land. Mein Mann hatte lange gespart und kaufte sich davon ein Moped: eine NSU- 21 Quickly. Er war mächtig stolz auf seine Anschaffung und konnte jetzt weite Strecken schneller zurücklegen. Als wieder die alljährliche Pfingsttour an die Ahr anstand, war das Fahren für ihn natürlich leichter. Er ließ der Oma und seinen Freunden ein paar Stunden Vorsprung, um dann in Rheinbach zu ihnen zu stoßen. Wieder ging es den gefürchteten Berg rauf. Um es der Oma zu erleichtern, hatte er ein Seil dabei: Einmal ums Moped gebunden und dann bei der Oma an die Lenkstange. Stolz, saß sie auf ihrem Sattel und ließ sich bergauf ziehen. Beim 1. Mal hatte mein Mann Mühe, mit ihr im Schlepptau auf den Berg zu kommen. Oben sah er nach ihrem Fahrrad: Ihm fiel leichter Qualm aus dem Tretlager auf. Auf seine Frage gab die Oma zu, auf dem Rücktritt gestanden zu haben. Sie meinte nur: „Ja, Jung, so saß ich bequemer.“ Mit den Jahren ließen die Kräfte von Oma immer mehr nach: Das Radfahren fiel ihr schwer. Sie wollte aber weiter mit den Jugendlichen an die Ahr fahren und kaufte sich eine „Solex“… – ein Rad mit Hilfsmotor. Im Volksmund hieß es, Fahrrad mit ‘ner Butterdus‘ vorne drauf. Jetzt war sie wieder beweglich und konnte die Pfingsttouren mitmachen. Bei der ersten Fahrt war ihre Geschwindigkeit etwas zu hoch und sie kriegte in einer Ortschaft die Kurve nicht. Im großen Bogen fuhr sie über den Bürgersteig. Die Fußgänger liefen in alle Richtungen auseinander und schimpften tüchtig. Oma Könen lachte sich eins und fuhr fröhlich weiter. So gäbe es sich aus dieser Zeit noch die ein oder andere Anekdote zu berichten, und wie so oft heißt es: „Weißt Du noch?“ Rosemarie Heeg Eindrücke einer Frankreichfahrt: Amiens 1990 Wir fahren seit mehreren Stunden in der Mitte der Nacht über die Nationalstraße. Ich bin müde, die Augen fallen hin und wieder zu. Sekundenschlaf. Autos kommen entgegen, schnell mit stechenden Scheinwerfern, die mich blenden. Die Augen tun weh. Nach so einer Tortur kommen wir in eine größere Stadt. Wir fahren ins Zentrum, nur von dort erreichen wir die Autobahn. Vor einer größeren Kreuzung sehen wir den Bahnhof der Stadt. Ort einer kleinen Pause. Der Bahnhofsplatz ist hell erleuchtet, gelbes und grelles Licht. Es ist nass in dieser Nacht; kalt und leichter Nebel. Die Stadt ist tot, dennoch lebt sie… Vor unseren Augen kommt ein Mann aus einer Bar. Die Tür fällt hinter ihm in das Schloss. Torkelnd steigt der Mann in ein Auto, startet den Motor, schaltet das Fernlicht ein und fährt fort… (Wenn der jetzt auf der Nationalstraße in die entgegengesetzte Richtung fährt, einen Fehler macht, und eine Familie in einem Auto kommt ihm bei 100 km/h entgegen: Frontalzusammenstoß. Keine Chance…) Von der Bar, aus der dieser Mann kommt, rattern gerade die diebstahlsicheren Gitter herunter… Es ist eine Dreckstadt, eine Malocherstadt. Ich denke an die Schere von Arm und Reich, die immer weiter auseinandergeht… Neben dem Taxi, das neben uns parkt, sehe ich Penner auf einer Bank. Wir trinken heißen Kaffee aus einer Thermoskanne. Einer dieser Penner wird wach, kommt auf uns zu… Er nuschelt. Ich sehe eine dicke, verunstaltete Lippe. Hasenscharte. Ich verstehe ihn kaum. Kann aus langen Sätzen nur die Worte „Je suis“ und „misère“ verstehen. Er will Geld. Wir bieten ihm ein Baguette an, das er nicht will. Er nimmt letztlich zwei Gauloises von uns. Ich habe Angst. Bin mit einer Situation konfrontiert, die ich nicht kontrollieren kann, denke an Establishment, an Rente, an Sicherheit und so… Er ist dreckig und unrasiert… Er kann dir alles kaputt machen, einfach so aus Wut, wenn er diesen Unterschied bemerkt: Ein Gerangel, Aids… die Gedanken schießen durch meinen Kopf. Er hat kein Dach, kein Bett; wir haben ein Auto, Urlaub und heißen Kaffee mitten in der Nacht… „Je suis“ und „misère“…“. Diese Worte sitzen tief, und sie lassen mich in dieser Nacht nicht los. Mir fällt der Kanon eines Kirchenliedes ein: „miserere mei domine, miserere…“: Hab Erbarmen mit mir Gott, hab Erbarmen… Ich summe dieses Lied leise vor mich hin im Auto auf der Fahrt, die wir nach der Pause fortsetzen: Erbarmen und Annahme, die ich von anderen Menschen zum Leben brauche und wie wenig ich letztlich am Bahnhof davon abgegeben habe. Das alles geht mir durch den Kopf… Erst am Ortsausgang dieser Stadt lese ich das Schild „Sie verlassen jetzt Amiens“, und mir fällt der Mantel ein… Martin Hopp – Leserbeitrag – 22 Bei den Kopten in Kairo 1977 wurde unser Traum einer Reise durch Ägypten Wirklichkeit. Es war die Zeit vor Ostern. Wir fragten unsere Gastgeber, ob es eine Möglichkeit gäbe, eine Ostermesse zu besuchen. Sofort wurden viele Leute telefonisch befragt nach christlichen Ostermessen. Auch Menschen islamischen Glaubens freuten sich, uns helfen zu können. Unsere Gastgeber brachten uns dann am späten Abend in eine koptische Kirche zur Messe. Sehr gut gekleidete Menschen, die Männer im Anzug und weißes Hemd mit Krawatte. Die Frauen festlich gekleidet, zum Teil mit langen Kleidern. Damit konnten wir ja nicht mithalten. Unser Urlaubsoutfit verriet, dass wir Fremde waren. Familien mit vielen Kleinkindern und Babys füllten die Kirche. Die Kinder spielten verstecken und rannten durcheinander, um alle, die sie endeckten und kannten, fröhlich zu begrüßen. Gute Laune und Erwartung breitete sich aus. Für uns war die Atmosphäre sehr lustig aber auch ungewohnt. Zu dieser Zeit wagten die Gläubigen in unseren Kirchen sich nur im Flüsterton zu unterhalten. Hier in Kairo bei den Kopten gestalteten drei Priester den Gottesdienst, von dem wir leider kein Wort verstanden: es wurde koptisch und arabisch geredet. Diese Ostermesse dauerte fast drei Stunden. Aber viele Riten, die wir erkennen konnten, waren denen in unserer Kirche fast gleich. Es gab ein Abendmahl, daher vermuteten wir, dass es protestantische Kopten waren. Was vom Brot übrig war, wurde von den Gläubigen mit nachhause genommen. Nach der Messe war es genauso wie bei uns: Die Priester standen mit den Gläubigen vor der Kirche und wünschten sich einen schönen Tag. Mit vielen Leuten konnten auch wir uns unterhalten. Die Menschen freuten sich, dass wir an ihrer Feier teilgenommen hatten. Zu dieser Zeit hatten aus den arabischen Ländern viele Studenten bei uns studiert. Daher wurde auch in Ägypten oft Deutsch gesprochen. Immer noch ist uns die gelöste und lockere Messfeier bei den Kopten in Erinnerung. Wir denken gerne an diese besondere Osternacht zurück! Margarete Mockenhaupt Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei Ich habe am 27. Februar Geburtstag, mein Mann am 1. März. Klar, dass immer wieder ein Geburtstag auf einen der wichtigsten Feiertage im Rheinland fällt: Weiberfastnacht, Rosenmontag... Da muss man dann planen, wie und mit wem man feiern möchte. Vor einigen Jahren fiel mein Geburtstag auf Aschermittwoch. Nun hatte mir eine Bekannte vorgeschwärmt, wie toll in Maastricht das Viertel „Onze lewe vrouwen“ restauriert worden sei. Mal schnell im Internet geguckt, wo in dieser Ecke noch Karneval gefeiert würde. Im benachbarten Belgien z.B. ist Aschermittwoch noch keineswegs „alles vorbei“. Alles paletti, wir können fahren. In Maastricht sehen wir: Läden und Kneipen haben zu, mit Rollladen und Gittern versehen. In den Ecken haben sich Leute ihr Essen „nochmal durch den Kopf gehen lassen „ (Sie wissen schon, was ich meine…). Offensichtlich war am Vortag Karnevalszug. Maastricht hat einen gigantischen kollektiven Kater. Ich will hier weg. Ich fahre ja auch nicht am Tag nach Rosenmontag nach Köln. Inzwischen ist es Mittag. Mit Mühe und Not finden wir ein Plätzchen in der Bahnhofskneipe. Als unsere Erbsensuppe kommt (in Holland ein beliebtes Winteressen) schauen wir uns ungläubig an: Aus dem Bahnhof dröhnt es Tschingderassabum, mit decke Trumm, Schalmeien und Trompeten nahen sich bunt verkleidete Musikgruppen. Es werden immer mehr, wie von Zauberhand öffnen sich die Kneipen und Restaurants. Des Rätsels Lösung erfahren wir dann von einem Holländer. Am Aschermittwoch treffen sich alle Musikgruppen, die entweder in Holland, Belgien oder Deutschland bei den Zügen mitgemacht haben und feiern sich selber. Immer wieder hören wir auch kölsche Tön, aber da jede Gruppe ihr eigenes Programm hat, gehen die unter. Irgendwann werden wir nochmal einen Versuch starten - aber dann lieber im Hochsommer. Marianne Madsack 23 „Fahrerflucht“ oder das seltsame Gefühl An einem schönen Frühlingsmorgen stellte ich mein Auto auf dem Rathausparkplatz in Frechen ab. Nicht ohne vorher mehrmals rangieren zu müssen, da die Parktaschen ausgesprochen eng bemessen sind. Als ich sah, dass ich vorne rechts und hinten links nicht ohne weiteres mit meinem Wagen in die Parklücke kam, setzte ich zurück in die leere Behindertenparktasche und fuhr dann geradewegs in die anvisierte Parklücke. Ordnungsgemäß legte ich die erforderliche Parkscheibe ein. Beiläufig sah ich noch am anderen Ende des Parkplatzes zwei Hostessen im Gespräch mit einem älteren Herrn im dunkelblauem Blazer und einer Mappe in der Hand. Gut gelaunt ging ich einkaufen. Als ich zehn Minuten vor Ablauf der Parkzeit zurückkam, nahmen zwei Polizistinnen mit ihrem Handy Fotos von meiner rechten Wagenvorderseite auf sowie ebenso Fotos aus 10 cm Entfernung und Messungen von dem nebenstehenden Pkw. Daneben stand schweigend ein Mann. Die beiden jungen Polizistinnen sprachen mich sofort mit meinem Namen an und sagten mir, dass ich Fahrerflucht begangen habe. Auf meine Frage, was ich denn verbrochen hätte, obwohl mein Auto doch da stände, hieß es: Ein Fußgänger hätte mich wegen Fahrerflucht angezeigt, weil ich den Wagen des (schweigenden) Herrn beschädigt hätte. Tatsächlich hatte ich einen 2 cm kurzen und 1 cm breiten dünnen Pinselstrich in der Farbe des neben mir parkenden Autos an meiner vorderen rechten Wagenseite. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Ich wusste von gar nichts. Ich hätte doch etwas merken müssen. Am Wagen des Geschädigten konnte ich weder eine Delle noch eine Schramme feststellen. Auf meine Frage an den immer noch Schweigenden, ob er mich angezeigt hätte, verneinte er stumm mit der entsprechenden Kopfbewegung. Die beiden Polizistinnen beschieden mir auf meine Fassungslosigkeit, dass sie der Anzeige nachgehen müssten. Später erhielt ich per Post von der Oberpolizeidirektion die Aufforderung, den Tathergang zu schildern. Ich beschrieb mein Einparkmanöver und meine Ahnungslosigkeit. Den gleichen Bericht hatte ich auch an meine Versicherung geschickt. Im Geiste sah ich mich schon als Angeklagte vor Gericht stehen. Für den Fall, dass ich schuldig gesprochen würde, müsse ich für den Schaden von 1500 Euro aufkommen, so die Mitteilung der Versicherung. Aber genau an dem Tag, als ich einen Termin bei meinem Anwalt hatte, kam die erlösende Nachricht, dass das Verfahren von der Staatsanwältin niedergeschlagen worden war. Kurze Zeit später parkte ich an der Sparkasse in der ersten Parklücke vor einem Hauseingang, als mich ein älterer Herr mit dunkelblauem Blazer, darauf irgendein Emblem und einer Mappe oder Schreibunterlage in der Hand, ansprach und mir einreden wollte, ich habe mit mei- nen guten Reifen am Bordstein entlang geschleift, was keineswegs stimmte. Ich widersprach und sagte instinktiv, dass er mich nicht irritieren könne. Dieses Gefühl hatte ich nämlich seltsamer Weise, und legte ich meine Parkscheibe ein. Daraufhin ging der Mann. Als ich zu Hause war, kam mir die Sache dubios vor, und ich erinnerte mich an den älteren Herrn, den ich am Rathausparkplatz mit den beiden Hostessen im Gespräch unbewusst bei meiner „Fahrerflucht“ registriert hatte. War das nicht der gleiche Mann, fragte ich mich? Eigentlich war er zu alt, um als männliche Hostess zu arbeiten. Kurz entschlossen rief ich bei der Stadt Frechen an und ließ mich mit dem zuständigen Büro für Verkehrsangelegenheiten verbinden. Also, Männer über 65 Jahre seien in dem Metier nicht mehr tätig, sagte man mir auf meine Frage. Und ob das Emblem das Frechener Stadtwappen auf seiner Jacke gewesen sei, fragte der zuständige Beamte, nachdem ich ihm meine Beobachtungen und Erfahrungen geschildert hatte. Ich wusste es nicht und bat den Mann vom Amt, sich mit der Sache doch einmal zu befassen. Dies ist nun schon fast zwei Jahr her, und ich bin diesem, auf das Wohl meines Autos bedachten Herrn, nicht mehr begegnet. Beide Erlebnisse haben bei mir ein seltsames Gefühl hinterlassen. Margret Müller Aufregung an der Supermarkt-Kasse Mein Sohn Alex kam für drei Tage aus Schottland nach Köln, er hatte geschäftlich etwas zu erledigen. Jedenfalls schenkte er mir trotzdem die Hälfte seiner sehr knappen Zeit, was ich sehr genoss. Nach dem leckeren Pizza-Essen fuhren wir zusammen einkaufen in den Marktkauf Frechen. Er nutzte diese Gelegenheit und kaufte fast zwei Einkaufswagen voll, alles was es halt in seiner Wahlheimat nicht gibt: z.B. Cervelatwurst, Roggenbrote, Nutella usw. Ostereier und auch Klöße. Wir suchten uns die Kasse, wo die wenigsten Leute anstanden und Alex lud auf… mindestens zwei Meter auf 24 das Laufband.....Plötzlich höre ich die Kassiererin sagen: „WAT IS DEM DANN?“ Es breitete sich Unruhe aus, und mir wurde es recht ungemütlich. Die Leute, die hinter uns standen, gingen sofort ein paar Schritte zurück, als plötzlich das Band stoppte. Alex brach der Schweiß aus. Ich bekam weiche Knie, als das Glöckchen der Kassiererin klingelte; jetzt erschien wohl der „Oberkassenwart“ gleich mit grimmiger Miene, nichts Gutes ahnend. Endlich entnahm ich dem ganzen Gebrummel und Unruhe einen Sinn: Wir hatten nicht aufgepasst, standen versehentlich an der Mutter-Kind-Kasse, dort legt man nicht mehr als zehn Teile aufs Band, doch wir hatten ja mindestens zwei Wochenend-Einkäufe drauf. Der obere Kassen-Mann, bot uns noch das Umladen auf das Nebenband an, weil hinter uns die Kunden ihrem Unmut freien Lauf ließen. Doch diese ganze Prozedur hätte viel länger gedauert, wenn wir diesem „Angebot“ gefolgt wären. So biss sich die Kassiererin auf die Zähne, das erkannte ich an dem Muskelspiel ihres Unterkiefers. Natürlich entschuldigte sich Alex sofort, bei ihr und auch bei den Kunden. Er konnte sich allerdings die Bemerkung nicht verkneifen und meinte, so ganz falsch hätten wir nicht gestanden, ich sei seine Mutter und er das Kind, es stünde ja keine Altersangabe auf dem Schild über der Kasse. Einige Kunden lächelten jetzt, zwar säuerlich, schließlich mussten sie sich die Beine in den Bauch stehen, nur weil so ein Idiot zu blöd war, richtig zu gucken und meint, seinen Clan mit deutschen Leckerlis verwöhnen zu wollen. Puh, war ich froh, als wir fertig waren. Beim Verlassen der Kasse, brannten uns die „Nachschau-Blicke“ auf den Rücken. Beim nächsten Telefonat, wieder aus Schottland, meinte mein Sohn zu mir: „Was meinst du, wie ich meckere, wenn es mir so passiert, dass jemand nicht aufpasst, das Band vollknallt… und ich extra an der Kasse stehe für „Mutter und Kind“, weil ich nur zwei Teile habe...!“ Worauf ich antwortete: „Mir ist das auch schon passiert, dass ich mit meinen zwei Teilen lange warten musste, ich habe zwar nichts gesagt, aber gedacht.“ Renate Pütz Nachdenken über kleine Clips Ein nettes Geschenk, ein Beutel Pralinen – ich muss, um an den süßen Inhalt zu kommen, weder schneiden noch reißen oder umständlich Knoten lösen. Ich muss auch nicht mühsam mit spitzen Fingern glitschige Plastikteile voneinander ziehen. Ich öffne einfach eine kleine Plastikklammer und bin am Ziel. Es erstaunt immer wieder, dass es in unserem Alltag ganz kleine unscheinbare Dinge gibt, die zwar entbehrlich scheinen, aber uns doch recht häufig von Nutzen sind. Die Rede soll sein von „Verschluss-Clips“, ein großes Wort für die kleinen, beidseitig mit Draht verstärkten Pappstreifen, die zum Verschließen von Beuteln verschiedener Art dienen. Fast alle unsere Haushalte sind mit technischen Geräten ausgestattet, die unsere Arbeit erleichtern, manchmal aber auch nach erster Begeisterung ungebraucht herumstehen. Ich denke da an Computer, Telefone, Fernsteuerungen mit Funktionen, die wir meistens gar nicht voll ausschöpfen. Da gibt es zum Beispiel den Backautomaten. Ich werfe einige Zutaten oder eine Fertigmischung ein, drücke ein paar Knöpfe und erhalte ohne weiteres Zutun nach einiger Zeit ein knuspriges Brot. Ich kann auch bestimmte Kaffeemaschinen so programmieren, dass mir schon morgens beim Aufstehen der frische Kaffee entgegen duftet. Eine ganze Menge unseres elektrischen Equipments ist heute für uns kaum noch entbehrlich. Das merken wir empfindlich, wenn einmal der Strom ausfällt. Selbst die Leute die meinen, nur wenige Elektrogeräte zu benutzen, würden erstaunt reagieren, wenn sie mal auflisten, über wie viele elektrische Apparate sie in ihrem Haushalt verfügen: „Ach ja, natürlich habe ich einen Elektroherd, einen Kühlschrank, eine Waschmaschine und einen Staubsauger. Und dann gibt es noch den Toaster, das Waffeleisen und vieles mehr…“ Aber immer wieder greifen wir doch gerne zu den ganz einfachen Hilfsmitteln. Statt die Weinflasche mit dem elektrischen Öffner zu entkorken, benutzen wir den schlichten Korkenzieher. Die Konservendose lässt sich problemlos mit einem althergebrachten Dosenöffner öffnen. Und dann sind da auch wieder die schon erwähnten Clips: einfach „klipp-klapp“, und die Tüte ist zu. Von den vielen Möglichkeiten Beutel jeglicher Art zu verschließen, ist das Umklammern mit Pappstreifen eines der unkompliziertesten. Tatsächlich finden sich bei den Artikeln unseres täglichen Bedarfs auch eine ganze Menge, die auf den einfachen Clipverschluss setzen. Ich habe mich mal in einem Supermarkt umgesehen. Viele Produkte, die in Tüten verpackt sind, sind mit solchen Clips verschlossen, u.a. Nudeln, Plätzchen, Bonbons, Pralinen, geschnittenes Brot, Nüsse… Die kleinen Clips gibt es in verschiedenen Ausführungen, in Pappe oder Plastik. Sie sind nicht genormt, 25 aber im allgemeinen zwischen 6 bis 8 mm breit und 6 bis 7 cm lang. Die ursprüngliche Form ist ein dünner Pappstreifen mit Drahtverstärkung an den Längsseiten. Die schlichtere Version ist aus gepresstem Plastik mit längsseitigen dickeren Rändern. Es gibt sie in vielen Farben, teilweise auch bunt gemustert. Mir ist aufgefallen, dass bei teureren Artikeln die Version goldene Pappe mit Draht verwendet wird. Man kann die Clips für geringe Beträge käuflich erwerben. Das ist aber gar nicht nötig, man muss nur ein wenig sammeln. Für mich stellen die kleinen Clips so etwas dar wie ein Symbol für das, was wir heute mit dem Begriff „Nachhaltigkeit“ bezeichnen. Wir können in unserem ganz kleinen täglichen Alltag dazu beitragen, die Bedrohung unserer Welt durch Abbau von Ressourcen, Schädigungen der Umwelt, kleine Veränderungen usw. zu verkleinern. Das hört sich sehr bombastisch an, aber nur von ganz unten her lassen sich manche zukünftige Schäden vermeiden. Wenn wir weniger Strom verbrauchen, ein jeder von uns, machen wir nicht nur persönliche Ersparnisse, sondern tragen zum Schutz unserer Umwelt bei. Ich muss nicht meine Wäsche auf dem Waschbrett scheuern, ich muss auch nicht meine Mahlzeiten auf einem offenen Feuer im Hof zubereiten. Ich muss auch nicht aufs Internet verzichten. Aber ich kann auch mal kehren statt den Staubsauger zu benutzen, das Laub mit der Harke wegfegen statt den elektrischen Staubsauger zu benutzen (der auch noch die Mikroflora und -fauna zerstört). Ich schaffe es nicht alleine, die Umweltbedingungen nachhaltig zu verbessern, aber ich kann dazu beitragen. Ich denke dann immer an meine Mutter. Sie kochte unsere Mahlzeiten auf einem Gasherd. Dabei benutzte sie für die erste Gasflamme ein Streichholz, das sie ausblies und beiseite legte. Die zweite und dritte oder evtl. vierte Flamme wurden mit dem selben ersten Streichholz angezündet, nachdem es an der ersten Gasflamme zum Brennen gebracht wurde. Ersparnis zwei bis drei Streichhölzer. Mein Vater und mein Bruder rechneten ihr einmal aus, dass ihre jährliche Ersparnis sich auf Pfennigbeträge belief. Aber meine Mutter sagte unbeirrt: „Warum soll ich statt eines Streichholzes zwei oder drei benutzen?“ In diesem Sinne: Lasst uns drei Streichhölzer sparen. Lasst uns unsere Tüten mit Clips aus Papier verschließen, statt sie mit Elektrogeräten zu verschweißen. Es könnte ein kleiner Beitrag zur Verbesserung unserer Umweltprobleme sein. Dorothea Hach 26 Zugemüllt Der erste Tag des neuen Jahres begann mit strahlendem Sonnenschein. In der Mittagszeit machten wir einen Spaziergang. Noch ist auf Grube Carl nicht alles zugebaut, noch sind wir zu Fuß schnell im Grünen. Diesmal beschlossen wir, durch den Rosmarpark zu gehen. Dort bietet eine Stelle gute Sicht nach Köln. An Silvester hatten sich an diesem Platz wohl zahlreiche Leute aufgehalten. Neben leeren Flaschen lagen noch jede Menge Reste von abgeschossenen Böllern und Raketen. Die Gegend sah aus wie ein Schlachtfeld. Die Urheber dieses Chaos haben die Munition dahin gebracht, warum nehmen sie ihren Müll dann nicht mit und entsorgen ihn? Mit Sorge beobachte ich seit Jahren die Entwicklung, einfach alles auf der Straße fallen zu lassen. Es gibt Straßen in Frechen, deren Randstreifen mit der Verpackung von Fast Food zugemüllt sind. Nach meiner Meinung ist es eine Erziehungssache. Wenn ein Kind seine Mutter fragt, wohin mit dem Bonbon-Papier und die Mutter antwortet: Lass fallen! Dann braucht man sich nicht zu wundern. Wie mag es bei den Leuten zu Hause aussehen, frage ich mich immer wieder. Wenn sie auf der Straße einfach alles fallen lassen oder aus dem Autofenster werfen, dann werden sie das ja zu Hause wohl auch so handhaben. Mitunter sage ich zu Personen, die etwas wegwerfen: „Sie haben etwas verloren.“ Dann schauen sie verdutzt. Doch sich die Blöße geben und das Teil aufheben, wollen sie auch nicht. Wir als Großeltern können versuchen die Enkel anzuhalten, nichts auf die Straße zu werfen. Auch mit kleinen Schritten kommt man zum Ziel. Helga Pütz Hilfe – und die Feuerwehr kommt! Immer wieder kommt es vor, dass man sich erschreckt, weil neben einem das Martinshorn mit seinem lauten Tatütata erschallt, oder manchmal, bei schlechtem Schlaf wird dieser durch den durchdringenden Ton gestört. Man braucht gar nicht mehr hinzusehen: Es sind die Feuerwehr, der Notarzt oder der Krankenwagen. Dieser laute Ton ist jedoch notwendig, damit die Autofahrer die Straße frei machen bzw. Fußgänger nicht unbedingt bei roter Ampel über die Straße huschen. Ja, dieser Ton stört – aber wenn man selbst auf schnelle Hilfe angewiesen ist, sei es ein ausgebrochenes Feuer oder ein Krankheitsfall, dann ist man sicher, dass alles getan wird, damit schnell Hilfe geleistet werden kann. Jeder Mensch könnte irgendwann auf diese Hilfe angewiesen sein! Als ich vor kurzem vom 4. Stock acht Treppenstufen hinunterfiel, die Schmerzen kaum aushalten konnte und dann das Martinshorn hörte, wusste ich, jetzt kommt Hilfe. Diese Hilfe von den Sanitätern erfolgte so sachkundig, dass sich meine Angst vor einer Wirbelsäulenverletzung verringerte, fünf Feuerwehrmänner trugen mich dann dreieinhalb Stockwerke auf einer Trage vorsichtig hinunter. Wehe, es wagt noch einmal in meiner Gegenwart jemand, auf die Feuerwehr zu schimpfen, dann… Also, ich bin dankbar und froh, dass es sie gibt! Helga Peters Mit dem Lkw unterwegs Anfang der 50er Jahre war ich Lkw-Fahrer bei der Firma Hülser & Fabritius in Köln-Mülheim. Mein Lkw war ein 105er Büssing. Da ich überwiegend für die Auer Mühle in Köln-Deutz fuhr, stand auf den Seitenwänden meines Lkw in großer Schrift „Aurora Mehl“. Eines Tages erhielt ich den Auftrag, bei einem Bauern in der Nähe von Lope Getreide zu laden. Dafür war zu der Zeit noch reine Muskelkraft gefragt. Die Säcke waren alle mit 100 kg abgewogen. Gabelstapler und Ladebühne gab es noch nicht. Es war also eine schweißtreibende Arbeit so annähernd 20 t Getreide zu laden. Nun gut, nicht gerade bestens gelaunt fuhr ich los. Kurz vor meinem Zielort stand auf einem Wirtschaftsweg ein parkendes Auto. Der Bauernhof war nur über diesen Weg zu erreichen. Der Pkw stand so ungünstig, dass ich einfach nicht vorbeikam. Ich stieg aus und schimpfte wie ein Rohrspatz „wat für e Kamel hätt dann he dat Auto jepark?“ Plötzlich kommt schniefend jemand aus dem Wald gelaufen und baut sich drohend vor mir auf mit den Worten: „Wat es los, wat wellste?“ Obwohl ich zu der Zeit nicht gerade ängstlich war bei 183 cm Körpergröße und ungefähr 90 kg Gewicht, zog ich es trotzdem vor, „kleine Brötchen“ zu backen, denn vor mir stand „Müllers Aap“. Dass er es tatsächlich war, wurde mir aber erst später klar, als Pitter im Ring seinen Ringrichter Pipo k.o. schlug. 27 Das kleine, schnellere Linienschiff nannte man den „Wasser-Omnibus“, weil fast nur berufstätige Leute zu dieser frühen Stunde unterwegs waren. Ich hatte seit einem Jahr eine Arbeitsstelle in Luzern angenommen. Ein befreundeter Kollege hatte mich gebeten, wegen eines Trauerfalls in der Familie, ihn für einen Tag zu vertreten. Sein Arbeitsplatz war auf dem 1470 Meter hohen Berg Rigi, auch genannt „Die Königin der Berge“. Ich hatte meinen freien Tag und habe auch sofort zugesagt, zumal mir Robert versicherte, „mit dem dortigen Kollegen wirst du gut auskommen“. Pitter war zwar gutmütig, aber hin und wieder unbeherrscht. Gegen Pitter hätte ich wahrscheinlich keine Chance gehabt… Ich hatte meinen Lkw erstmal zurückgeparkt. Wilhelm Milz – Leserbeitrag – Ein Tag in den Schweizer Alpen Der Vierwaldstätter-See lag noch im morgendlichen Nebel. Es war sieben Uhr, und es schien ein sonniger Tag zu werden. Ich war 23 Jahre alt und befand mich auf dem Weg von Luzern nach Vitznau. Zu dieser Zeit waren schon viele junge Leute auf dem Weg zu ihren Arbeitsstellen. Nach der Schifffahrt hieß es umsteigen auf die Zahnradbahn nach oben bis Rigi-Kulm. Diese Bergbahn wurde schon 1871 in Betrieb genommen und war die erste Zahnradbahn in der Schweiz. Robert versicherte mir, dass alle Schweizer Bergbahnen absolut sicher wären. Die Fahrt Umzüge | Containerlagerung | Spedition Friedenstr. 64 | D-50226 Frechen Tel. +49-2234-52324 | Fax +49-2234-23124 | [email protected] | www.julius-hinrichs.de 28 nach oben dauerte eine halbe Stunde. Aber die Schönheit der unzähligen Gipfel im Sonnenschein und die tiefen Abgründe direkt neben der Bahn konnte ich leider nicht genießen. Ich merkte bald, dass ich nicht schwindelfrei war und habe meinen schönen Fensterplatz dann auch nach einigen hundert Metern gegen einen Platz in der Mitte getauscht. Aber ich fühlte mich jetzt trotz enger Kurven und starker Steigungen besser aufgehoben. In einer halben Stunde war die Endstation Rigi-Kulm erreicht, und ganz in der Nähe sah ich schon das Gipfel-Café. Das Panorama hier oben im Sonnenschein, was die Rigi so bekannt gemacht hat, war für mich ein Erlebnis. Nur die vielen Seen im Tal waren nicht alle zu sehen, weil der Morgennebel sich unten noch nicht ganz verzogen hatte. wollten keine Erdbeertorte, jedenfalls wurde nur noch eine Torte verkauft. Wir ärgerten uns sehr und wollten wissen, wie das möglich war. Eine Verkäuferin versuchte den Grund zu erfahren, hatte aber keinen Erfolg. Einige waren sehr wortgewandt, aber wir konnten leider die asiatische Sprache nicht verstehen. Jedenfalls saßen wir auf neun schönen frischen Erdbeertorten, die auch zu allem Übel schon geschnitten waren. Wir haben die Erdbeeren dann vorsichtig abgenommen und zu Erdbeermarmelade verarbeitet. Mein Arbeitstag endete um 19 Uhr, und mit der letzten Bahn fuhr ich wieder nach unten. Es war eine wunderbare Talfahrt, die ich sehr genossen habe. Aber unten in Vitznau musste ich für meine Trödelei Nachteile auf mich nehmen, denn von dem sogenannten Wasser-Omnibus sah ich nur noch die Rücklichter: Ich musste den letzten Teil meiner Reise mit einem teuren Taxi bewältigen. Obwohl ich nur einen Tag auf der Rigi und arbeitsbedingt angespannt war, habe ich viele neue Eindrücke gewonnen. Werner Mockenhaupt Mein Freund, die Ratte In dem dortigen, dem einzigen Café, ging es nach einer kurzen Begrüßung sofort los mit der Arbeit. Es war die Erdbeerzeit, und es wurden heute auch fast nur Erdbeertorten gemacht. Ich staunte, denn das Geschäft lief sehr gut hier oben. Regelmäßig alle 90 Minuten kam in den Spitzenzeiten eine weitere Bahn nach oben und die vorhergehende fuhr dann wieder nach unten. Fast alle Touristen kamen auch ins Café, tranken Kaffee und jeder vertilgte durchschnittlich eineinhalb Stück Kuchen. Mit dem älteren Kollegen konnte ich gut zusammen arbeiten, und wir zwei Konditoren waren auch den ganzen Tag ausgelastet. Dann kam gegen 16 Uhr der Anruf von unten, dass soeben die Bahn mit 70 Personen auf dem Weg zum Gipfel unterwegs wäre. „Dann müssen wir uns sputen, wir machen noch schnell zehn Erdbeertorten“, sagte der Kollege, denn normalerweise kamen um diese Zeit nicht mehr so viele Leute. In 30 Minuten mussten die Torten in der Theke stehen, wenn möglich schon in je zehn Stücke geschnitten. Dann kam auch schon die Bahn und 70 Personen bevölkerten den Platz, die Wege und alle Parkbänke. Auch die vier Standfernrohre, welche für 50 Rappen benutzt werden konnten, waren immer in Betrieb. Aber dann lungerten fast alle so herum, guckten durch die Gegend und unterhielten sich. Nur ganz wenige kamen ins Café – die Wieder einmal möchte ich Ihnen von Tieren erzählen. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Affen von „Gut Aiderbichl“, von deren Rettung ich Ihnen erzählt habe. Den Affen geht es gut, sie haben sich schon im Schnee bewährt, und es gibt auch ein Video im Netz, bei dem die Affen während des letzten Sommers gefilmt wurden. Erzählen möchte ich Ihnen heute aber über Ratten, ja, Sie haben richtig gelesen: RATTEN. Ein Freund, den nur wenige einen Freund nennen. Sie sind nicht nur die Krankheitsüberträger mit den ekligen Schwänzen, wie sie oft in den Köpfen der Menschen herumspuken. In Wirklichkeit haben wir ihnen viel zu verdanken. Ca. stündlich (!) erscheint eine wissenschaftliche Publikation, die auf Daten, die an Laborratten erhoben wurden, basieren. Die Ratten haben viele biologische Eigenschaften mit uns Menschen gemeinsam. Zum Beispiel stimmen die Gene von Menschen und Ratten in 90 Prozent überein. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Ratten in Tierversuchen ihr Leben lassen müssen. Auch Verhaltensweisen von Ratten und Menschen stimmen in vielem überein. Wenn sie sich für das Thema interessieren kann ich Ihnen das Buch „Lehrmeister Ratte“ von Kelly G. Lambert empfehlen. Ich möchte aber nicht über die Tierversuche sprechen, die mich teilweise sehr betrüben, sondern Ihnen über eine Fähigkeit der Ratten erzählen, die über die Tierversuche hinaus Menschen das Leben rettet. Begonnen hat alles mit Bart Wettjens. Er war schon als Kind ein Freund von Nagern und hatte außerdem früh 29 intensiven Kontakt mit Afrikanern. Hierdurch ist er mit den in Afrika herrschenden Problemen vertraut. Eines dieser Probleme sind die weiten Landstriche, in denen Minen verlegt wurden. Durch die Minen ist in den Regionen kein Ackerbau möglich, außerdem haben die Minen schon vielen Menschen das Leben oder ihre Gliedmaße gekostet. Besonders häufig verletzt werden Kinder, die unbedacht in ein solches Minenfeld laufen. Als Wettjens von Mäusen erfuhr, die TNT riechen können, kam ihm der Gedanke, die länger lebende Ratte (Riesenratte) auch zum Aufspüren von Landminen zu dressieren, was ihm auch gelang. Die Ratte lernt, dass sie beim Geruch von TNT an der Stelle scharren muss und danach ein Leckerchen erhält. Die Ratten sind so leicht, dass sie den Mechanismus der Landminen nicht auslösen und somit ohne Schaden zu nehmen dem Begleiter die Mine zum Entschärfen zeigen. Die hero-rats, wie sie genannt werden, leben ca. acht Jahre, sind natürlich nicht nur in Afrika einsetzbar, sondern überall wo Menschen Minen ausgelegt haben. Sie sind preisgünstig und verlässlich. Ratten müssen die gleichen Prüfungen ablegen wie Minenspürhunde und dieselben Tests bestehen. Im Gegensatz zu den Hunden sind sie in jeder Klimazone unkompliziert einsetzbar und widerstandsfähiger. Sie haben schon dazu beigetragen, dass große Landstriche von Minen gesäubert werden konnten. Schön ist auch, dass die Bevölkerung selber das Training und den Einsatz der Tiere vornehmen kann. Was mich aber auch gefreut hat, ist, dass keine Ratte durch eine Mine umkommt und dass sie mit Liebe und Hochachtung von ihren Führern behandelt werden. Der großartige Geruchssinn, der ein Vielfaches besser ist als unser Geruchssinn, hat zu einer weiteren Aufgabe in Afrika geführt. Die Ratten entdecken durch Riechen an Schweißproben ob Menschen an Tuberkulose erkrankt sind. TBC ist neben HIV in Afrika ein großes Problem. Durch den speziellen Geruch der Kranken können die Ratten die Erkrankung schneller und genauer herausfinden als Menschen, die unter dem Mikroskop die Erreger suchen. Kann ein Mensch am Tag 40 Proben untersuchen, ist es der Ratte möglich, 40 Proben innerhalb von sieben Minuten zu analysieren. Schneller und preisgünstiger geht es nicht. Bei der Tätigkeit Erkrankungen aufzuspüren, mehr noch als bei der Minensuche, habe ich aber den Eindruck, dass dem kleinen Tier Arbeit unter erschwerten 30 Bedingungen zugemutet wird. Hoffen wir auf einen guten Ausgleich in der Freizeit, möglichst mit anderen Ratten, da die Tiere lieber in Gemeinschaft leben. Als letztes möchte ich noch von einem zukünftigen Projekt berichten. Momentan werden Ratten zum Aufspüren von verschütteten Menschen in Erdbebengebieten dressiert. Versehen mit einer kleinen Kamera können sie durch ihre Größe auch noch in Winkel gelangen, in denen ansonsten kein Tier oder Mensch hinkommt. Was sagen Sie jetzt zu unserer kleinen Hauptdarstellerin, die, wie ich finde, mit ihren großen Öhrchen, den Knopfaugen und dem weichen Fell auch noch sehr putzig aussieht? Ist sie Ihnen auch so ans Herz gewachsen wie mir? Außerdem ist mir dazu eingefallen, dass ein Mensch wie Bart Wettjens den Friedensnobelpreis verdient hätte (natürlich zusammen mit den hero-rats). Er trägt nicht unmaßgeblich dazu bei, dass die Schrecken des Krieges und die langjährigen Folgen beseitigt werden und Menschen wieder in Frieden leben können. Ich bin der Meinung, dass eine Person, die sich ohne den politischen Ruhm, den Auftrag von Ländern und persönlichem Gewinnstreben an diese Arbeit macht, mehr als manche andere den Friedensnobelpreis verdienen würde. Iris Kocks – Leserbeitrag – Zum Schanzen an den Westwall An einem Sonntagvormittag im September 1944 versammelten sich die Jungen der Geburtsjahrgänge 1929 und 1930 aus Frechen auf dem „Hindenburgplatz“ vor dem alten Rathaus. Auch ich war dabei. Wir marschierten von Frechen nach Knapsack zu einer Volksschule. Auf dem Schulhof standen wir zusammen mit den Jungen aus Hürth. Hier erfuhr ich zum ersten Mal, dass es zum Schanzen (graben) an den Westwall gehen sollte. Der Westwall befand sich hauptsächlich in der Eifel. Es trat ein Arzt vor, der fragte: „Hat einer einmal den Arm gebrochen gehabt?“ Ich hatte zwar den Arm nicht gebrochen, aber das Gelenk war ausgekugelt gewesen. So trat ich vor. Mit mir noch fünf andere Jungen. Der Arzt befühlte meinen noch dünnen Arm. Ohne Röntgenaufnah- me konnte er aber nichts feststellen. So sagte er nur: „Vier!“ Die Zahl bedeutete, dass ich nicht fürs Schanzen verwendungsfähig sei. Am nächsten Morgen ging ich wie immer in die Schule. Ich war der einzige Junge, denn die Klassenkameraden waren ja zum Schanzen oder im Wehrertüchtigungslager. Da ich der einzige Schüler war, der übrig geblieben war, fragte Direktor Hüls: „Was machen wir mit Dir?“ Dann meinte er: „Du gehst am besten in die Mädchenklasse.“ Das wollte ich aber nicht. Zu Hause sagte ich darum zu meiner Mutter: „Ich will nicht in die Mädchenklasse. Ich melde mich freiwillig zum Schanzen.“ Meine Mutter war da aber anderer Meinung und erklärte mich für verrückt. In die Mädchenklasse brauchte ich trotzdem nicht zu gehen, weil auch diese Klasse aufgelöst wurde. Weil bei einem Bombenangriff alle Unterlagen beim Bann zerstört worden waren, sollte ich dann doch zum Schanzen an den Westwall. Nun wollte ich aber nicht mehr, zumal ich hörte, dass durch amerikanische Tiefflieger Jungen beim Schanzen zu Tode kamen. Zum Glück waren Jungen aus Frechen nicht zu beklagen. Nach zehn Tagen kamen sie nach Frechen zurück, weil die Amerikaner die erste Verteidigungslinie überwunden hatten. Es sollte aber eine neue Verteidigungslinie errichtet werden. Da wollte ich nicht mitmachen. Um Fahndern nicht in die Finger zu fallen, verließ ich immer um sechs Uhr das Haus und ging zu meiner Großmutter, die auf der Michaelstraße wohnte. Tagsüber hielt ich mich hier auf. Ich machte mich nützlich und grub ihren großen Garten um. So glaubte ich, den Fahndern nicht in die Hände zu fallen. Bei Nichtbefolgen drohte eine Geldstrafe. So musste ich „krank“ werden, weil Kranke vom Schanzen befreit waren. In unserem Hof befand sich ein Springbrunnen, in dem immer Wasser war. Ich steckte meinen Kopf in das eiskalte Wasser. Krank wurde ich aber nicht. Wieder kam ein Einberufungsbefehl und wieder drohte man mit einer Geldstrafe. Treffpunkt sollte KölnBraunsfeld sein. Die Straßenbahn fuhr nur bis dorthin, weil die elektrischen Leitungen in Köln zerstört waren. Diesmal wollte ich dem Einberufungsbefehl folgen. Während ich mit meiner Mutter an der Haltestelle St. Audomar auf die Straßenbahn wartete, meinte sie: „Ich gehe kurz in die Kirche.“ Sie blieb eine Weile, während ich draußen wartete. Mit der Zeit wurde es mir langweilig, auch weil kein anderer Junge die Fahrt nach Braunsfeld machen wollte. Endlich kam Mutter aus der Kirche. Da sagte ich zu ihr: „Ich habe keine Lust mehr, sollen wir nicht nach Hause gehen?“ Meine Mutter glaubte, dass ihr Gebet in der Kirche bereits erhört worden sei und sagte darum: „Ja, komm, wir gehen nach Hause!“ Sie griff das Köfferchen, und wir gingen nach Hause. 31 Es kam das neue Jahr 1945, und die Front rückte immer näher. Manchmal marschierte ein Trupp von Schanzern an unserem Haus vorbei, denn man schanzte bereits in Frechen. Eines Tages bastelte ich im Keller und sang dabei. Da klingelte es an der Haustür. Meine Mutter öffnete die Tür. Draußen standen zwei SA-Männer, die nach mir fragten. Meine Mutter sagte: „Der ist krank!“ Darauf die beiden Männer: „Man hört es, er singt ja gerade!“ Nach einer Weile entfernten sie sich wieder, ohne mich zu sprechen. Es folgte auch keine Suche nach mir. Wenige Tage später waren die Amerikaner da. Matthias Engels Nachruf Wenige Tage, nachdem Matthias Engels diesen Beitrag geschrieben hatte, erreichte uns die Nachricht, dass er kurz vor seinem 85. Geburtstag friedlich eingeschlafen war. Wir werden ihn und seine Artikel über Erlebtes, Nachdenkliches oder Heimatgeschichtliches vermissen. Gerne aber denken wir an die vielen gemeinsamen Jahre. Danke und leb wohl! Dein Redaktionsteam Der Anlass selten fröhlich Und trotzdem: Der Friedhof St. Audomar ist als Park angelegt und lädt den zum Spazierengehen ein, der Ruhe und Besinnlichkeit sucht… Nimmt man allerdings in der kalten Jahreszeit an einer Trauerfeier in der Trauerhalle teil, stören weniger die Spinnweben an den Stühlen als umso mehr, wenn vor Kälte bibbernd in der eiskalten Halle den Worten des Pfarrers teilnahmsvoll gelauscht werden soll. Warum das soo ist, weiß wohl niemand!! Kostet doch die Bereitstellung der Halle für jeden Trauerfall 325 Euro – nur warm wird‘s nicht! Jürgen Schaufuß trotzdem auch wenn die bibel dir fremd ist… und die kirche nicht dein freund… solltest du trotzdem darüber nachdenken warum gott immer noch bei dir ist Eva Duwe Die Kubakrise Es ist Abend, und ich beeile mich nach Hause zu kommen, denn dort wartet Wolfgang. Wolfgang Niedecken, Künstlername BAP, natürlich nicht in persona, sondern auf drei CD’s mit seinen ganzen Songs, insgesamt 105 Stücke, und ich leiste mir jeden Abend zehn, also werden es zehn schöne Abende werden. Also, Jogginghose an, einen doppelten Espresso, die Kopfhörer auf und ab in den Lieblingssessel. BAP singt, und ich genieße die alten Stücke. Dabei ist ein Stück, das handelt von einem Kriegsteilnehmer, der der Hölle von Stalingrad entkommen ist, aber im Nachkriegs-Köln kein Bein mehr auf die Erde bekommt: Er ist einfach kaputt. Über diese „Stalingradgeschichte“ komme ich auf meine Bundeswehrzeit. Ich war natürlich nicht in Stalingrad, aber es ist da ein Ereignis, das mich damals heftig berührte und auch zu starkem Nachdenken zwang. Aber der Reihe nach: Es ist Anfang der Sechziger, und ich bekomme meinen Einberufungsbescheid zur Bundeswehr. Ich breche nicht in Tränen aus, im Gegenteil, ich freue mich, endlich geht es los, raus aus dem „Klüttenkaff“ und ab in die große Welt. Über Deutz-Tief eilte ich zu den Fahnen und gelangte nach einigen Stationierungen im Norddeutschen in dem schönen Städtchen Schleswig bei einer Luftwaffeneinheit und wurde dort als Rechnungsführergehilfe dem Rechnungsführer der Kompanie unterstellt. Mein Vorgesetzter, ein Oberfeldwebel – im Zivilberuf Bankkaufmann – soff sich langsam aber sicher den Verstand weg und wurde infolgedessen auch unehrenhaft entlassen. Die Kompanie hatte also keinen Rechnungsführer mehr. Ich wurde 32 zum Chef bestellt, der mich befragte, ob ich den Posten interimsweise übernehmen könne. Natürlich konnte ich, hatte ich doch den Job die letzten Monate sowieso alleine geschmissen. Es begann eine schöne Zeit, nachträglich betrachtet eigentlich die schönste in meinem Leben! Als Rechnungsführer ist man eine gefragte Person, ich hatte zwar einen niedrigen Mannschaftsdienstgrad, militärisch würde man mich als Niete bezeichnen, aber jeder machte schönes Wetter bei mir, denn bei mir gab es „Kohle“ oder auch nicht, und ich führte den kölschen Klüngel ein. Mein bester Kunde war der Spieß. Er hatte eine kostspielige Scheidung hinter sich, litt an Fettleibigkeit und war dauernd klamm. Ich besorgte ihm ein zinsloses Darlehen und bekam als Gegenleistung zwei Stunden Mittagszeit, hatte samstags frei, bekam eine Dauernacht-Urlaubskarte und war von allen militärischen Diensten befreit. Herz, was willst Du mehr! Auch mit dem Kompaniechef stand ich mich gut, rechnete ich doch seine ausgedehnten Dienstreisen großzügig ab, hatte also bei ihm den berühmten „Stein im Brett“. Gegen Abend ging ich meist zur Kantine, bestellte 2 Spiegeleier mit Bratkartoffeln, 20 Pfennig in die Musikbox und Trini Lopez sang „Besame mucho“, die Serviererin, sie hörte auf den schönen Namen Lilly, wurde routinemäßig angebaggert, ich bekam das übliche Wangenküsschen – ja immerhin – und machte mich über die Bratkartoffeln her. Dann plötzlich verstummte die Musikbox und eine aufgeregte Stimme sagte über Lautsprecher: „Alle Mannschaften und Unteroffiziere sofort die Unterkünfte aufsuchen!“ Verdammt, wieder so eine Übung. Ich hasse diese Übungen, man wurde auf Lastwagen verladen und in die Prärie verfrachtet, grub irgendwo ein Loch, ernährte sich von Dosenbrot und Kunsthonig, und nach 2 Tagen war alles vorbei. Diesmal sollte es aber anders kommen. Ich meldete mich auf dem Geschäftszimmer, dort herrschte das totale Chaos. „Was ist los?“ Die Kubakrise, sowjetische Schiffe, bestückt mit Atomraketen, nähern sich Kuba, geh und melde dich auf der Waffenkammer.“ Dort drückte man mir gegen Empfangsbescheinigung eine Maschinenpistole, Marke Uzi, in die Hand. „Was soll das? Ich kann damit Therapie mit „Eisen“ und „Holz“ Beim PartnerProjectGolf in Frechen verbessern Schlaganfallpatienten ihr Handicap. Kostenloser Schnuppertag am Samstag, dem 2. Mai 2015, 10 Uhr Einen kostenlosen GolfSchnuppertag speziell für Schlaganfall-Patienten und ihre Partner bietet das PartnerProjectGolf (PPG) auf dem Golfplatz Gut Clarenhof in Frechen an. Getreu dem Motto „Ein Schlag gegen den Schlag“ können Interessierte unter fachkundiger Anleitung speziell geschulter Trainer den Golfsport kennenlernen, dabei die Motorik fördern und Spaß haben. Wer mag, kann anschließend regelmäßig in einer Gruppe trainieren. Alle Infos und ein Anmeldeformular finden Interessierte unter www.ppgolf.de nicht umgehen.“ „Halt keine Volksreden und suche die Unterkunft auf, alles Weitere wird sich ergeben.“ Auf der Bude, ich war alleine, strafte ich die Maschinenpistole mit Verachtung und legte mich angezogen aufs Bett. Über Lautsprecher wurde im halbstündigen Takt die Position der Sowjetfrachter durchgegeben, und meine Aufregung wuchs ins Unermessliche. Ludwig, was soll nur werden, ausgerechnet jetzt, wo du Soldat bist, gibt es Krieg. Kommst du jetzt nach Kuba oder wird Russland angegriffen? Meine Gedanken rasten. Die Zeit verging, aber die Natur forderte ihren Tribut, und ich schlief ein, wurde dann gegen Morgen vom UVD geweckt, der mir mitteilte, dass die Krisensituation vorbei sei. Die sowjetischen Frachter hätten beigedreht und führen zurück nach Russland. Ich glaube, ich war noch nie so erleichtert wie damals, ging in mein Büro, öffnete den Laden und der Kompaniealltag kehrte ein. Gegen Ende des Jahres wurde ich dann entlassen, kehrte in den Schoß der „Mutter Colonia“, sprich KVB, zurück und wurde auf eine Kölner Dienststelle versetzt, gründete eine Familie und bemühte mich ein wenig Karriere zu machen. Was hatte ich gelernt: Die Welt ist kein Ponyhof, und wir leben nicht auf einer Insel der Glückseligen. Wir schreiben das Jahr 2015, und was hat sich geändert? Nicht viel, es gibt neue Kriege, und die Welt brennt an allen Ecken und Enden. Wie geht das weiter? Was soll werden? Ich weiß es nicht. Ludwig Holz 33 Krank und zu dicht? Da muss ich wohl einiges, was in der Presse zu lesen war, falsch verstanden haben: Denn kein Mensch will den Baumkahlschlag in der 30 Jahre „alten“ Fußgängerzone – habe ich jetzt kapiert… Gemeint war lediglich eine fachliche Beurteilung zum Zustand der Bäume. Also eine Art „Generalcheck“ durch Fachleute… und die müssen es ja wissen! Der Befund: Viele Bäumchen seien krank – Risse, Anfahrschäden, Pilzbefall – und stünden zu dicht. Ja, was jetzt? Und sie machen es wohl nur noch wenige Jährchen. O je… Wenn von 100 „Kugelahörnchen“ in der Fußgängerzone die Hälfte krank ist, müssen sie „operiert“ werden. Aber wie? Am besten: Was krank ist, kann/muss raus! Einem Blinddarm geht es nicht anders… Und was mit dem „Rest“? Ekelhafte Läuse machen den ungeschützt Sitzenden zur „befleckten Jungfrau“. Also besser auch raus… fott damit. Denn „Aussitzen“ kann man das Problem nicht! Doch eine nackte Fußgängerzone ist unmöglich und geht gar nicht. Also was tun? In größerem Abstand 50 neue Bäume pflanzen, die die nächsten 30 Jahre gut überstehen. Sie sollen gut aussehen, nicht zu groß werden, Schatten spenden, Verkaufsbuden unter und neben sich „dulden“, widerstandsfähig sein und – möglichst – im Herbst kein Laub abwerfen. Einen solchen Baum wird es doch wohl geben?! Hat man ihn gefunden, bleibt die auch in Frechen immer mal wieder gestellte Frage: Wer soll das bezahlen? Höre, der Steuersack sei leer. Aber wenn man‘s denn will, könnte ja ein Spendenaufruf helfen: „Gebt ’nem Baum ein wenig Raum: in die Fußgängerzone muss er rein – du bezahlst, dann ist er dein!“ Als Dank: Gutscheine für je ein kostenfreies Getränk auf den nächsten innerstädtischen Großveranstaltungen mit Namensnennung zum „Tag des Baumes“ am 25. April eines jeden Jahres. Jedenfalls: Tut doch was! Jürgen Schaufuß Witz und Humor in einer Diktatur Irgendein berühmter Mann hat einmal gesagt: „Eine Diktatur ist der beste Nährboden für Witze, Humoristen und satirisches Kabarett.“ Wie Recht er hatte: In der DDR genügte mitunter nur ein Satz eines Komikers, um das Publikum sowie die Machthaber zum Toben zu bringen – die einen aus Begeisterung, die anderen aus Wut. Einer der beliebtesten Komiker war Eberhard Cohrs, der 1947 seine Karriere in Leipzig als „der Kleene mit der großen Gusche“ begann. 34 Er war auch sehr klein, später auch noch etwas untersetzt, was sein Publikum bei seinem Auftreten schon ohne Worte zum Schmunzeln veranlasste. Dazu sprach er noch ein „Sächsisch“, das nur Sachsen verstanden. Ich erinnere mich an einen Auftritt 1961 auf der Freilichtbühne im Klara-Zetkin-Park in Leipzig. Durch die Missernte in der DDR, verursacht durch das anhaltende starke Regenwetter, gab es nicht ausreichend Futter für die Kühe, daher wurden viele notgeschlachtet. Demzufolge gab es wenig Milch, kaum Butter und natürlich erst recht keine Kaffeesahne. Eberhard Cohrs machte mit seinem Partner Horst Feuerstein Witze, die waren einfach so blöd, dass Feuerstein zu ihm sagte: „Also, Eberhard, wenn Du jetzt nicht endlich aufhörst, mich hier zum Narren zu halten, dann erlebst Du etwas, was Du lange nicht erlebt hast.“ Eberhard holte tief Luft, guckte ihn mit großen Augen an und sagte: „Wieso, gibt’s Gaffeesahne?“ Minutenlanger Beifall! Da die Propaganda der DDR über jeden wirtschaftlichen Engpass irgendeine Lüge in die Medien setzte, hatte man den Kaffeemangel, der wegen Devisenknappheit entstanden war, in der Zeitung interpretiert: Die bösen imperialistischen und kapitalistischen Mächte halten das Schiff, das uns den Kaffee bringen soll, widerrechtlich im Atlantik fest. Dazu Cohrs zu Feuerstein: „ Du, isch hawe jetzt ausem Westen ene dolle Schallblatte begomm, nu, ja, se war ins neie Deitschland engebackt (die Staats- und Parteipresse) un da sinn all die scheenen alden und begannden Schlacher droff, zum Beischpiel das Gaffeelied...“ - „Was für ein Kaffeelied“, fragte Feuerstein. „Nu, en Schiff werd gommen.“ Leider ist Cohrs nach einem Auftritt 1977 in Westberlin nicht wieder zurückgekehrt – er blieb in der Bundesrepublik, wo er aber nie richtig Fuß fassen konnte: Er kam mit seinem Dialekt einfach nicht an. Nach der Wende zog er nach Leipzig zurück und trat noch 1989 wieder in Dresden auf, wo ihn sein Publikum herzlich empfing.1999 starb der „Kleene Sachse mit der großen Gusche“ an Krebs. Ein anderer war O. F. Weidling. Seine Karriere als Komiker und Humorist begann erst spät. Eigentlich hieß er Oskar-Franz, aber das O. F. hob ihn schon früh aus dem Heer der anderen heraus, die sich für die Bühnen der DDR bewarben. O. F. war kein Bürgerrechtler, aber widerborstig war er, er griff gerne Tabu-Themen auf. Ganz anders sein Vater, ein linientreuer Hobbyliterat, eben ein „gelernter DDRBürger“, wie sein Sohn zu sagen pflegte. Einmal erklärte er auf der Bühne, es habe jetzt eine interessante medizinische Feststellung gegeben: „Gastritis und andere akute Magenleiden entstehen durch extrem spannende oder packende Fernsehprogramme oder durch Horror-Filme. Da können wir beruhigt sein, unsere Republik steht bei solchen Erkrankungen mit an letzter Stelle.“ Sein Glanzstück war bei der Eröffnung des neuen Friedrichstadtpalastes 1984. Er zählte auf, an wen in der vergangenen Zeit so alles gedacht wurde und meinte dann: „Selbst Friedrich der Große ist wieder in Dresden eingeritten, wer hätte das gedacht (gemeint war die Restaurierung des Denkmals)! Er hatte 1752 in seinem politischen Testament schon gesagt, die Sachsen sind sehr nützlich. Nun, 1756 hat er ja dann auch Sachsen erobert und angeordnet, dass die Sachsen vorrangig Preußen mit Waren beliefern. Diese schöne Tradition haben wir bis heute beibehalten.“ Erklärung hierzu: Alle Teile der Republik mussten erzeugte Ware zunächst an „Die Hauptstadt“ Berlin liefern. Erst wenn dort genügend Vorrat war, bekamen die Übrigen im Lande etwas ab. Der Unterschied zwischen Ost- und West-Berlin sollte so etwas geschmälert werden. Zurück zum Witz. In der vordersten Reihe saß Günter Mittag, Mitglied des Politbüros, in der Funktion des Wirtschaftsministers. Den schaute Weidling an und sagte: „Oh je, der Genosse Mittag bleibt ganz ernst.“ Kurze Zeit später: „Nein, jetzt lächelt er, mir fällt ein Stein vom Herzen.“ Der gesamte Auftritt von Weidling wurde für die Ausstrahlung im Fernsehen geschnitten. Nur 14 Tage danach flog er aus allen Live-Programmen – ohne Erklärung, ohne Berufungsmöglichkeit… von da an war er ein Niemand. Auch verzweifelte Briefe an Honecker nützten nichts. Ein Jahr nach seinem Verschwinden von der Bühne starb er. Karneval, ja, das hatte mich schon lange fasziniert. Ab 1966 konnte ich ARD schauen. Wenn man Beziehungen zu einem Bauplan für eine Antenne hatte und Glück, dass man nach langem Schlange stehen Material bekam, handwerklich und technisch versiert war und noch ein bis zwei kräftige, höhentaugliche Freunde hatte, einen dicken langen Mast und Drahtseile zum Verankern, stand dem Fernsehempfang nichts mehr im Weg… Brigitte Richter 35 Mobile geronto-psychiatrische Beratung in Frechen: Parkplatz Kaiser‘s Aachener Str. 537 Marktkauf Dr.-Tusch-Str. 26 20.03.15 17.04.15 15.05.15 12.06.15 29.05.15 26.06.15 Jeweils freitags in der Zeit von 9.00 – 15.00 Uhr Rhein-Erft-Kreis; Telefon: 02271/832552 Email: [email protected] www.fuer-sie-ins-quartier.de Die VHS informiert: Einzelveranstaltungen und Vorträge im Erscheinungszeitraum 10.04.2015 BuchungsNr. 15.04.2015 BuchungsNr. 15.04.2015 BuchungsNr. 16.04.2015 BuchungsNr. 17.04.2015 BuchungsNr. 25.04.2015 BuchungsNr. 26.04.2015 BuchungsNr. 29.05.2015 BuchungsNr. Exkursion – Vor Ort: DB Schenker Rail in Gremberg 1516402 Gebühr: 6,00 € Vortrag – „Anleitung zum Unglücklichsein“ 1514202 Gebühr: 4,00 € Vortrag – Caspar David Friedrich zum 175. Todestag 1512031 Gebühr: 4,00 € Vortrag Gesund und lecker in den Frühling 1518203 Gebühr: 4,00 € mittags Computertreff für ältere Teilnehmer 1515321 Gebühr: 38,00 € Exkursion – „Die Brueghel-Familie“ in Paderborn 1512001 Gebühr: 83,00 € Exkursion – Die Klüngeltour an Originalschauplätzen“ 1512503 Gebühr: 6,00 € Vortrag Das Testament – Richtig vererben 1511402 Gebühr: 6,00 € Weitere Informationen und Veranstaltungen: VHS Frechen – Geschäftsstelle, Hauptstr. 110–112, 50226 Frechen Tel. Auskunft: 02234.501-253, Fax: 02234.501-403 EMail: [email protected], Internet: www.vhs-frechen.de Frechen KERAMION Frechen Bis 7.6.2015 Ausstellung: Johannes Nagel Der Hallenser Künstler Johannes Nagel (*1979) widmet sich mit beispielloser Freiheit dem Thema Gefäß. Bis 10.1.2016 Ausstellung: Ist Porzellan auch Keramik? Kurz nach seiner Entdeckung 1709 durch Johann Friedrich Böttger feierte das europäische Porzellan eine Blütezeit. Zunehmend erlebt das einst als „Weißes Gold“ gerühmte keramische Material eine Renaissance unter den Künstlern. 9.5. und 10.5.2015 Sammlerbörse - Von Asshoff bis Zenker Ergänzend zu den aktuellen Keramiken, die auf dem Töpfermarkt angeboten werden, können im KERAMION klassische Stücke aus privaten Sammlungen erworben werden. Geöffnet: Samstag und Sonntag jeweils von 11 bis 17 Uhr 9.5. und 10.5.2015 Töpfermarkt in Frechen – seit 40 Jahren Treffpunkt der europäischen Keramik-Elite Auch in diesem Jahr treffen sich wieder über 130 Keramikkünstler und Töpfer aus vielen Ländern Europas in Frechen. Geöffnet: Samstag von 10 bis 18 Uhr und Sonntag von 11 bis 18 Uhr Bonnstraße 12, 50226 Frechen Tel.: 02234 – 69 76 90, www.keramion.de [email protected] Öffnungszeiten: Di - So: 10.00 - 17.00 Uhr, Sa: 14.00 - 17.00 Uhr Eintritt: 5,00 Euro/3,00 Euro ermäßigt, Familienkarte 10,00 Euro 36 Ihre Menüdienste in Frechen stellen sich vor: Denn zu Hause schmeckt`s am besten Wer nicht selbst kochen möchte oder kann, hat die Möglichkeit, sich von den hier vorgestellten Menüdiensten in Frechen auf Wunsch täglich ein Mittagessen direkt ins Haus bringen zu lassen. Der Caritas-Mahlzeitendienst: © apetito „Frisch und lecker auf den Tisch!“ „Ich genieße jeden Tag ein heißes Wunsch-Menü!“ Leckere Menüs täglich heiß ins Haus gebracht Sie erwartet ein Speiseplan voller Abwechslung Wertvolle Ernährung zum Wohlfühlen, auch für Diäten Wir sind für Sie da. Tel.-Nr. 0 22 33/ 79 90 91 17 Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis e.V. Die Caritas im RheinErft-Kreis bietet allen die Möglichkeit, sich an 365 Tagen im Jahr mit heißem Mittagessen beliefern zu lassen. Als Dienstleister mit „Frischeauftrag“ ist die Caritas auf kurze Reaktionszeiten eingestellt. Wenn Sie uns heute anrufen, werden Sie ab morgen beliefert. oder Salat und ein Dessert. Hierbei haben Sie die Wahl zwischen einem Milchprodukt oder frischem Obst. Mehrmals im Jahr können Sie sich auf spezielle Themenwochen freuen, die Ihnen noch mehr Abwechslung schaffen. Bei unserer Spargelwoche, der Österreichischen Woche oder der Rheinischen Woche können Sie sich besonders verwöhnen lasDie abwechslungsreichen sen. Mahlzeiten werden von den Küchenchefs „wie Für alle, die ganz spebei Muttern“ frisch für Sie zielle Ernährungs- und zubereitet. Alle frisch ge- Diätwünsche berücksichkochten Mahlzeiten bein- tigen möchten, bietet die halten entweder Gemüse Caritas ein umfangreiches Sortiment an tiefkühlfrischen Menüs. Spezielle Gerichte für Diabetiker, sowie pürierte oder natriumarme Menüs bieten hier für jeden die optimale Lösung. So können Sie sich Ihren Speiseplan nach Ihren persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen selbst zusammenstellen. Informieren Sie sich über die umfangreichen Menüdienstleistungen und weitere Angebote, wie z. B. den Haus-Notruf beim Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis unter Tel. 0 22 33/ 79 90 91 17 Lieblingsgerichte zu Hause genießen Die Landhausküche liefert Wunschgerichte direkt ins Haus Für mich gekocht. Für mich gebracht. Von Jetzt ins Haus bestellen! 3 x Lecker-Angebot: 3 Tage ein DLG-prämiertes Mittagsgericht plus r 2 x Dessert und Pro Tag nu 1 Stück Kuchen 6,39 € Liefer-Service vor Ort an 365 Tagen im Jahr Rufen Sie uns an!0 22 34 – 20 54 45 www.landhaus-kueche.de apetito AG, Bonifatiusstraße 305, 48432 Rheine Ob eine köstliche Rinderroulade oder ein leckerer Eintopf, die Geschmäcker sind verschieden. Genau aus diesem Grund hat sich Johanna Westen für einen Essenbringdienst entschieden, der ihre Menüwünsche erfüllt. „Es war mir wichtig, dass ich aus verschiedenen Gerichten wählen kann und dass es mir schmeckt.“ Das vielfältige Speisenangebot der Landhausküche bietet für jeden Gaumen ein passendes Gericht. Ob herzhafte Hausmannskost, leichte mediterrane Küche oder beliebte sowie saisonale Spezialitäten – all das ist in der Speisenkarte der Landhausküche zu finden. Und das Beste: Die Gerichte werden von den Kurieren bis zu Ihnen ins Haus gebracht. taten herkommen. Außerdem verzichten sie ganz bewusst auf Zusatzstoffe, wie Geschmacksverstärkter und Konservierungsstoffe. Und das schmeckt man! Das Angebot der Landhausküche zeichnet sich durch leckere Gerichte mit natürlichem Geschmack sowie einem zuverlässigen Lieferservice aus. Die Köche der Landhausküche legen großen Wert auf die Qualität, Frische und Herkunft der Zutaten. So wissen sie immer genau, wo die verwendeten Zu- Für mehr Informationen sind die freundlichen Mitarbeiterinnen der Landhausküche telefonisch erreichbar: Montag bis Freitag von 8.00 bis 18.00 Uhr unter Tel. 0 22 34 – 20 54 45 ppetit Setzen Sie sich einfach mit dem Menüdienst Ihrer Wahl in Verbindung. Wir wünschen Ihnen Guten A !
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