r e p a P S I T 5 01/201 sm vation o n n I Das agazin Innovation macht Schule TIS Paper Das Innovationsmagazin Ausgabe 01 April 2015 S. 4 Die Partner Synergien für Südtirol S. 5 Das Foto Neue Perspektiven dank neuer Technologien S. 6 Das Interview Milena Koleva von der Innovation Management Academy, Bulgarien, erklärt wie man Innovation auf innovative Art und Weise unterrichtet S. 10 Das Unternehmerportrait Das Unternehmen Barbieri Electronic aus Brixen misst die Authentizität von Farben S. 13 Die News Kurzmeldungen aus dem TIS S. 15 Die Trends Die sanfte Mobilität erobert Europa Impressum Redaktion: Astrid Brunetti, Cristina Pellegrini, Heiko Schoberwalter, Anna Preißler Layout: DOC. bz Fotos: Ivo Corrà, Martina Jaider, Alex Filz, Embrace Druck: Karo Druck Dieses Magazin ist auf recyceltem Papier gedruckt. Abteilung 34 - Innovation, Forschung, Entwicklung und Genossenschaft Ripartizione 34 - Innovazione, Ricerca, Sviluppo e Cooperative TIS Paper April 2015 2 Wie macht man eigentlich Innovation? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit eine Gesellschaft in der Lage ist, Innovationen zu erzeugen? Ich sage jetzt nicht, dass ich auf diese komplexe Frage eine erschöpfende Antwort parat habe, aber eines scheint mir evident: Gesellschaften sind bereit für Innovation, wenn das Nachdenken über Weiterentwicklungen, Veränderungen und Neuerungen kein elitärer, sondern ein offener Prozess ist, wenn also möglichst viele am Innovationsprozess teilhaben und ihn mitprägen dürfen. Wenn also die Vernetzung vieler kluger Köpfe neue Produkte, Dienstleistungen und Prozesse zur Folge hat. Viele Menschen scheinen bereit, ihren Innovationsbeitrag zu leisten. Wie sonst ließen sich die Erfolge der Open-Innovation- oder der FabLab-Bewegung erklären? Wer allerdings in Sachen Innovation mitreden, mitforschen und mitentwickeln möchte, muss auch die Gelegenheit haben in diese Welt eintauchen zu dürfen und dafür gilt, was im Zusammenhang mit dem Erlernen von Fähigkeiten und Fertigkeiten fast immer gilt: je früher desto besser. Innovation muss also „die Schulbank drücken“, wenn wir wollen, dass die Fachkräfte von morgen bereit sind, innovative Wege zu gehen und sich innovativen Methoden zu öffnen. Im TIS bieten wir aus diesem Grund für Schulen unsere School Programmes an. Auch mit der enertour haben wir Anfang März eine Besichtigungslinie gestartet, die sich eigens an Schulklassen richtet. In dieser Ausgabe des TIS Papers, die mit dem Titel „Innovation macht Schule“ überschrieben ist, werfen wir einen Blick nach Bulgarien, wo es seit einiger Zeit die „Innovation Management Academy“ gibt und wir nehmen das Unternehmen Barbieri Electronic aus Brixen – als Best Practice für gelungene Innovation – unter die Lupe. Ich wünsche eine inspirierende Lektüre. Ihr Hubert Hofer, Direktor des TIS innovation park en r find Pape ischer S I T a li e n e d es sgab er und it er Web u A e h au f d u t sc D ie s n de ch online it! i – z. S ie au . tis.b ch e – Spra TIS w w w es site d facebook.com/TISbz twitter.com/TISbz linkedin.com/company/tis-innovation-park Einige Artikel enthalten so genannte QR-Codes, die zu Homepages oder Videos führen. QR-Codes können von allen Smartphones gelesen werden. Und so funktioniert's: bei Ihrem App-Anbieter (z. B. für BlackBerry über die BlackBerry App World) die Software aufs Handy laden und den QR-Code fotografieren. Dieser wird durch die Software decodiert und man gelangt blitzschnell zur auf dem QR-Code gespeicherten Information. TIS Paper April 2015 3 Die Partner Partnernews Volle Kraft voraus für die Innovation im Bauwesen! Erdbeben, Sanierung, Energieeffizienz, Wirtschaft: das sind die Themen, um die es beim “Innovationsbeschleuniger” des TIS und der EURAC gehen wird. Die Initiative, die die Welt der Forschung in die Unternehmen bringt, hat in nur drei Monaten Tätigkeit zur Entwicklung von vier konkreten Ideen für innovative Produkte oder Leistungen beigetragen. Die teilnehmenden Südtiroler Unternehmen – Röfix, Karl Pichler, Beton Eisack und Südtirol E.S.Co. – sind bereits dabei, die Ideen, die im Innovationsbeschleuniger Form angenommen haben, in Projektvorschläge umzuwandeln. Die zwölf Forscher, die zwei Wochen lang eng mit den Unternehmen zusammengearbeitet haben, wurden in 4 Gruppen eingeteilt, also eine Gruppe je Unternehmen. Die Forscher kommen aus ganz Italien und sind auf die Gebiete Architektur, Bauingenieurwesen und Energieeffizienz spezialisiert. Entdecken Sie, welche Produkte unsere Forscher entwickelt haben! Renommiertes europäisches Unternehmensnetzwerk im TIS Welche Finanzierungen bietet Europa seinen Unternehmen? Mit welchen Technologie- oder Handelspartnern kann Kontakt aufgenommen werden? Um alle Möglichkeit darzulegen, die Südtiroler Unternehmen offen stehen, die auf dem Europäischen Markt Fuß fassen wollen, wurde das TIS nun offizielle Kontaktstelle der Europäischen Union. Der Technologiepark hat in der Tat die internationale Ausschreibung gewonnen, um Vertreter des Enterprise Europe Network (EEN), zu werden, des von der Europäischen Kommission geschaffenen Netzes zur Unterstützung von Forschung und Innovation in den Unternehmen. Die Unternehmen, die sich an das TIS wenden, haben damit Zugriff auf eine Datenbank von über 23.000 Unternehmen und die zugehörigen Technologien auf europäischer Ebene, mit denen Kooperationen in den Bereichen Innovation und Technologie eingeleitet werden können. Außerdem kann ein Unternehmen eigene Technologie-Anfragen oder -Angebote einstellen und somit Kontakt mit dem europäischen Markt aufnehmen. An der Beratungsstelle EEN des TIS beteiligen sich der Euro-Helpdesk der Autonomen Provinz Bozen, die Export Organisation Südtirol (EOS) und die Business Location Alto Adige Südtirol (BLS). Außerdem wurde mit den Berufsverbänden und den Vertretern der Forschungswelt ein lokaler Arbeitskreis ins Leben gerufen, um den Informationsaustausch zu garantieren und gemeinsame Initiativen im Bereich der europäischen Kooperation von Unternehmen zu fördern. An der vom TIS koordinierten Arbeitsgruppe beteiligen sich: EOS, BLS, Eurohelpdesk, HDS, APA, CNA, HGV, Bauernbund, IIT, Südtirol Finance, Cooperativa Risorse Future, Laimburg, Unibz, Handelskammer, EURAC und der Südtiroler Unternehmerverband. Weitere Informationen erteilt: Daniel Reiterer [email protected] Tel. 0471 06 8142 Die Mitglieder des Arbeitskreises: TIS, EOS, BLS, Eurohelpdesk, hds, APA, CNA, HGV, Handelskammer Bozen, Bauernbund, IIT, Südtirol Finance, Laimburg, Unibz, EURAC, Südtiroler Unternehmerverband. Euregio will nachhaltigste Region Europas sein Höhere Wettbewerbsfähigkeit für kleine und mittlere Unternehmen aus dem „Grünen“ Sektor dank der grenzübergreifenden Zusammenarbeit zwischen Trentino, Südtirol und Nordtirol: dies ist knapp gefasst der Inhalt der Tagesveranstaltung, die den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz im Bauwesen gewidmet war und am 3. März im TIS innovation park stattgefunden hat. Bei der Veranstaltung war auch der Landeshauptmann Arno Kompatscher zugegen, der einige der Strategien erläuterte, die von der Autonomen Provinz zur Förderung dieses Sektors eingeleitet wurden. Im Verlauf der Tagung wurden die Ergebnisse des italienisch-österreichischen Interreg-Projekts “Pro-Green” vorgestellt. Darunter sind besonders zu erwähnen der “Leitfaden zu den Dienstleistungen für Unternehmen in den Be- TIS Paper April 2015 4 reichen Nachhaltiges Bauen und Erneuerbare Energien” sowie eine Online-Datenbank, die die Unternehmen des nachhaltigen Bauwesens innerhalb der Euroregion bündelt. Die Online-Datenbank umfasst auch über dreihundert Unternehmen, die den Zweigen „Erneuerbare Energie“ und „Nachhaltiges Bauen“ zugeordnet sind, und macht Angaben zur Art des Unternehmens und zum geographischen Tätigkeitsgebiet innerhalb der Euregio. Schüler entdecken die Welt der Energie Wie wird die Energie, die wir Tag für Tag verbrauchen, eigentlich erzeugt? Wie kommen die Wärme in die Heizung und der Strom in die Steckdose? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, können sich Schulklassen der Mittel- und Oberschulen Südtirols künftig auf Entdeckungsreise begeben und Fernheizwerke, Wasserkraftanlagen und KlimaHäuser unter die Lupe nehmen. Auf diese Weise lernen die Schüler viel über erneuerbare Energien und Energieeffizienz und erfahren, welche Berufsaussichten der Energiesektor ihnen bieten kann. Am 9. März wurden die Initiative und ihre Zielsetzungen im SEL-Fernheizwerk in Bozen der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Name der Initiative? Enertour4schools! Die Idee, die hinter enertour4schools steckt, ist einfach: Schulklassen besichtigen im Rahmen ihres Unterrichts Energieerzeugungsanlagen und KlimaHäuser in Südtirol. Ein Techniker erläutert den Schülern die Funktionsweise der jeweiligen Anlage. Die Schüler erhalten Einblick in die Anlagentechnologie und lernen Berufsbilder und Unternehmen des Energiesektors kennen, die ihnen Perspektiven für die eigene berufliche Zukunft eröffnen. Außerdem können die Schüler dabei die Bedeutung des Energiesektors für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Südtirols begreifen. Projektträger von enertour4schools sind SEL, die Stiftung Südtiroler Sparkasse und der TIS innovation park. Die Schüler der dritten Mittelschulklasse von St. Martin in Passeier gemeinsam mit Vertretern der initiierenden Organisationen (v.l.n.r.): SEL-Präsident Wolfram Sparber, TIS Präsident Nikolaus Tribus und Alfred Guarriello, Verwaltungsratsmitglied der Stiftung Südtiroler Sparkasse. TIS Paper April 2015 5 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen neue berufliche Perspektiven zu eröffnen, ist das Ziel eines Förderprojektes, bei dem die Genossenschaft.Werkstätten.Begleitung (gwb) und das TIS Hand in Hand arbeiten. Der Zwischenbericht des Projektes ist so erfreulich, dass das Förderprojekt 2015 fortgesetzt wird. Sechs junge Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen zwischen 18 und 35 Jahren haben seit Januar 2014 ein Büro im TIS, wo sie ein reales Arbeitsumfeld erleben. Im FabLab des TIS entwickeln sie innovative Holzverpackungen. Zudem lernen sie, die eigenen Arbeitsabläufe zu überdenken und zu verbessern. TIS-Direktor Hubert Hofer ist zufrieden: „Unsere Aufgabe ist es, den Innovationsgrad und den Einsatz von Technologien zu erhöhen. In diesem Projekt befähigen wir Menschen ihre Persönlichkeit im professionellen Umfeld zu entfalten und Fähigkeiten zu entwickeln, die ihnen neue berufliche Perspektiven geben. Es ist schön, dass wir das tun dürfen“, so Hofer. Neue Perspektiven dank neuer Technologien Das Interview Raus aus der Comfort Zone! – So unterrichtet man Innovation Interview mit Milena Koleva, Innovation Management Academy, Bulgarien TIS Paper April 2015 6 Innovation in die Köpfe junger Menschen und in die Unternehmen bringen – warum ist das so wichtig und wie gelingt es auf innovative Art und Weise? Wie das funktioniert, erklärt Milena Koleva, Direktorin der Innovation Management Academy in Sofia, Bulgarien. TIS Paper: Frau Koleva, die Innovation Management Academy möchte Innovation mit innovativen Methoden unterrichten. Wie hat sich die Academy in den zwei Jahren ihres Bestehens entwickelt? Während meines Studiums in Amerika habe ich einen Kurs in Innovationsmanagement belegt, der mich so inspiriert hat, dass ich beschloss, mich in diesem Bereich zu spezialisieren. Ein Praktikum wurde zu einer fixen Stelle und ich arbeitete einige Jahre bei einem Zentrum für Innovationsberatung und -schulung und habe Erfahrungen gesammelt. Als ich 2012 zurück nach Bulgarien kam, hab ich gesehen, dass dort in Sachen Innovation großer Bedarf bestand. Zu dem Zeitpunkt war ich bereits mehr oder weniger in Bildung und Training im Innovations- und Unternehmensbereich tätig. Meine Entscheidung war schnell gefallen: Ich wollte einen Weg finden, den lokalen Schulen und Universitäten dabei zu helfen, über diese Themen zu sprechen und ihre Studenten gut darauf vorzubereiten. Ich fand ein nettes Team Gleichgesinnter und gemeinsam haben wir in den letzten zwei Jahren die Innovation Management Academy aufgebaut. Wir möchten Schulen, Universitäten, Manager und Unternehmen dabei unterstützen, Gelegenheiten für Wachstum und Innovation zu entdecken und zu nutzen und Wissen über Innovation weiterzugeben. Wie meinen Sie das mit dem Bedarf in Bulgarien? In Bulgarien, wie auch in vielen anderen Ländern, findet Unterricht immer noch in seiner eher „konservativen“ Form statt: Schüler und Studenten lernen während ihrer gesamten Bildungslaufbahn hauptsächlich aus Büchern und wenig durch eigene praktische Erfahrungen. Sie kommen nicht aus dem Klassenzimmer oder dem Vorlesungssaal raus. Wir wollen genau dort ansetzen und sie aus ihren gewohnten Lernräumen, aus ihrer Comfort Zone, herausholen und sie dazu bringen, eigene Ideen zu entwickeln. TIS Paper April 2015 7 Wir wollen die Schüler und Studenten aus ihrer Comfort Zone herausholen und sie dazu bringen, eigene Ideen zu entwickeln. Wie gelingt Ihnen das? Wir haben ein sehr erfolgreiches AktionsProjekt gestartet, bei dem junge Menschen an einem realen Fall arbeiten, der von einem internationalen Unternehmen vorgegeben wird. Das Projekt richtet sich in erster Linie an Universitätsstudenten, die einen ganzen Monat lang in Teams an diesem Fall arbeiten und versuchen, die optimalen Wachstums- und Innovationsmöglichkeiten für das Unternehmen zu finden. Wir laden dazu Der größte Schritt ist der Bau des ersten Technologieparks in Bulgarien aber auch Schüler und Schülerinnen aus Oberschulklassen ein, da die unterschiedlichen Altersgruppen, persönlichen Erfahrungsschätze und Hintergründe der jungen Menschen so manche ungewöhnliche Idee hervorbringen. Bis zu 30 junge Leute arbeiten auf diese Art und Weise in Kleingruppen an einem Fall. Dabei werden sie von einem erfahrenen Mentor begleitet, der die Interaktion zwischen Team und Unternehmen unterstützt. Und was ist für Sie daran innovativ? Die Arbeit an einem realen Fall. Learning by doing – oder Erfahrungsbasiertes Lernen – fördert die Fähigkeit junger Menschen, sich in die Situation von Unternehmern zu versetzen und zu überlegen, wo das Innovationspotenzial von Unternehmen liegt oder wie sich Wege finden lassen, bereits bestehende Unternehmen weiterzuentwickeln. Lernen aus Büchern oder durch Frontalunterricht kann mit solchen praxisnahen Erfahrungen niemals mithalten. Es sind konkrete Fälle aus der Realität der Unternehmer, wie beispielsweise Machbarkeitsstudien oder die Entwicklung eines neuen Produktes oder Geschäftsmodells, die Denkprozesse anregen und durch die aktive Beschäftigung damit einen Lerneffekt erzielen. Die Ergebnisse sind dabei nicht so wichtig – es ist der Lernprozess der zählt. Durch die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Unternehmen und Institutionen haben die Studenten außerdem die Chance, Kontakte zu knüpfen und Einblicke zu erhalten, die sonst nicht so leicht möglich wären. Die Ergebnisse sind dabei nicht so wichtig – es ist der Lernprozess der zählt. Wie wird das Projekt angenommen? Für alle Beteiligten ist es anfangs ein wenig ungewohnt. Aber kleine Unsicherheiten verfliegen so schnell wie Sie das Wort Innovation sagen können. Letztendlich erkennen immer mehr Unternehmer und Privatpersonen, wie wichtig Innovation ist und dass man den Umgang damit erlernen kann. Unser Netzwerk, das mittlerweile bis nach England und Spanien – und auch nach Bozen – reicht, trägt dazu bei, dass wir uns ständig verbessern. Wir möchten mit den Projekten eine konkrete Vorgehensweise und Unterrichtsmaterial für Lehrer, Schüler, Dozenten und Studenten entwickeln und das erfahrungsbasierte Lernen in weiteren Schulen, Universitäten und anderen Ländern einführen. Unsere Kurse sind mittlerweile so erfolgreich, dass wir gerne mit zwei Unternehmen parallel arbeiten möchten. So könnten statt bisher 30 nun 60 Studenten auf einmal Innovationsmanagement betreiben. Dank der Unterstützung vonseiten der EU sehen wir dem optimistisch entgegen. Die EU fördert also Innovationsmanagement. Kommen denn auch Impulse von den Unternehmen selbst? In den letzten paar Jahren hat sich in Sachen Innovation zum Glück so einiges getan – auf politischer wie auch auf individueller Ebene. Ich persönlich hatte meinen ersten Kontakt damit vor circa 7 Jahren in Amerika. Gegen Ende der 2000er-Jahre gewann Innovationsmanagement enorm an Bedeutung, aber in Bulgarien gab es damals nur wenige Menschen, die seinen Wert begriffen. Richtlinien der EU zwingen Länder und Unternehmer nun seit einigen Jahren, sich damit auseinanderzusetzen. Programme wie Erasmus+ für Schüler und Studenten oder Horizon2020 für Unternehmen, vor allem kleine und mittlere Unternehmen, fördern und begünstigen Innovation. Sie ermutigen, neue Wege zu gehen, neue Strategien und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Menschen, und damit die TIS Paper April 2015 8 Unternehmen, werden endlich offener. Zum einen, weil sie neugierig sind, zum andern, weil sie dazu gezwungen werden. Vor allem aber glaube ich, dass immer mehr Menschen verstehen, dass man Innovation nicht vermeiden kann – vor allem in Krisenzeiten. Innovation ist die einzige Möglichkeit, sich an Veränderungen anzupassen und zu überleben und zu wachsen. Die EU-Richtlinien und -finanzierungen haben dieses Umdenken maßgeblich gefördert. Wie wird, aus Ihrer Sicht, der Trend hin zu besserem Innovationsmanagement sichtbar? Der größte Schritt ist meiner Meinung nach der Bau des ersten Technologieparks in Bulgarien. Vor zwei Jahren wurde damit begonnen und nach seiner Fertigstellung wird er eine entscheidende Rolle in der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Infrastruktur spielen. Er wird dringend benötigten Raum für all die notwendige Ausstattung und Einrichtungen bieten: verschiedene Labore und Versuchsräume, ein Business-Accelerator (zur Beschleunigung der Entwicklung hauptsächlich junger Unternehmen, Anm. d. Red.) und Coworking-Spaces, die unverbindlich und kostengünstig Raum zum Arbeiten und Netzwerken bieten. Der Teil der „Community“, dem solche Entwicklungen nicht schnell genug gehen können, wächst rapide. Es gibt auch immer mehr Finanzierungsmöglichkeiten für Start-ups, wie Investoren, die sie mit Risiko-Kapital unterstützen. Viele von ihnen kommen nun auch nach Bulgarien, Rumänien oder Griechenland und in andere kleine und noch relativ unerfahrene Länder. Das ist gut, weil wir so von den Besten lernen können. Überhaupt sehe ich die Orientierung nach Westen als positive Entwicklung: die Einstellungen ändern sich und die Menschen erkennen die Chancen, die in neuen Technologien stecken. Das Interview führte Anna Preißler Enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmern, Schülern und Studenten. Die Innovationslehrerin Milena Koleva ist eine der Vorreiterinnen, die den bewussten Umgang mit Innovation nach Bulgarien gebracht haben. Ein Masterstudiengang in Business Administration in Boston und anschließende Arbeitserfahrung in den USA haben sie dazu inspiriert, in den letzten zwei Jahren mit einem engagierten Team die Innovation Management Academy (IMA) in Sofia, Bulgarien, zu gründen. Die IMA ist Teil der Non-Profit-Organisation „Knowledge, innovation and strategies management club“ und organisiert Kurse im Rahmen der Erasmus+-Programme. Innovation Management Academy » Regelmäßige Kurse für Studenten und Manager » Ziel: in Erasmus+-Projekten eine Methodologie zum Unterrichten von Innovationsmanagement entwickeln und international verbreiten » Partnerländer: Bulgarien (Koordinator), UK, Spanien, Italien » Innovativer Unterricht mit Simulationen, Rollenspielen, Softskills-Training, Fallstudien und Arbeit an realen Fällen aus der Unternehmerwelt Ende TIS Paper April 2015 9 Das Unternehmerportrait 2 1 3 TIS Paper April 2015 10 Unternehmerportrait Die unendliche Welt der Farben Das Unternehmen Barbieri Electronic misst die Farbauthentizität. 1983 legte Siegfried Barbieri mit der Präsentation des ersten so genannten Densitometers für die photographische Industrie den Grundstein für das Unternehmen. Auch die renommierten Spektralphotometer, das Aushängeschild des Unternehmens, basieren auf dieser Entwicklung. Dank des Engagements der beiden Söhne Markus und Stefan Barbieri gelang es Barbieri Electronic innerhalb kurzer Zeit, führende Unternehmen im Bereich Digitaldruck auf der ganzen Welt von sich zu überzeugen. Man erkennt bereits auf den ersten Blick, dass es bei Barbieri Electronic in Brixen - im wörtlichen Sinn - „bunt zugeht“. Das optische Dreiecksprisma auf dem großen Poster im Foyer zeigt die Farben des Regenbogens und spiegelt gleichzeitig die unternehmerische Aktivität dieser kleinen Firma von Weltruf wider. Barbieri-Spektralphotometer sind die einzigen Geräte, mit denen sich die sichtbaren Farben auf nahezu allen Druckmaterialien messen lassen. Auch Stefan Barbieri, Direktor und Sohn des Firmengründers Siegfried, nimmt Bezug auf das optische Prisma, um die Bedeutung der Unternehmenstätigkeit für die Werbebranche zu erläutern: „Gerade in der Werbung sind Poster und Plakate ein ganz wesentlicher Bestandteil. Wir sind sehr stolz darauf, die führenden fünf Prozent der Unternehmen im Bereich Digitaldruck zu unseren Kunden zu zählen. Zu unseren Kunden zählen große Namen wie HP, Epson, Kodak oder auch die Südtiroler Firma Durst. Beim Drucken von Werbeplakaten ist eine möglichst originalgetreue Wiedergabe der Farben sehr entscheidend. Unsere Geräte überprüfen und messen genau diese Farbechtheit." Nehmen wir als Beispiel etwa das typische Braun der Louis-Vuitton-Taschen. Egal ob auf einer Leuchtreklame an Flughäfen, in den Schaufenstern der Geschäfte auf der 5th Avenue in Manhattan oder auf Werbeplakaten in der Peripherie großer Städte: Dieser exakte Braunton darf natürlich nie variieren. Nur wenige Unternehmen produzieren derart hochwertige Abbildungen für eine sehr exklusive Klientel. Aber jedes einzelne von ihnen ist auf Barbieri-Geräte angewiesen, Wir wollten nicht dasselbe machen wie alle anderen, und so haben wir uns dafür entschieden, uns zu spezialisieren und Geräte herzustellen, die auf der ganzen Welt einmalig sind. um sicherzustellen, dass der Farbton in jeder Ecke der Welt auch wirklich dem Originalton entspricht. Kaum vorstellbar, dass Siegfried Barbieri anfangs gar nicht recht wusste, was er mit seiner – heute patentrechtlich geschützten – TIS Paper April 2015 11 Idee anfangen sollte. Für ihn war die Entwicklung des Spektralphotometers, sprich einer Sonde zur Messung der Farben, eigentlich eine rein persönliche Herausforderung, ganz nach dem Leitsatz: „Das muss doch zu schaffen sein!“ Zu diesem Zeitpunkt studierte Stefan noch Informatik in Mailand und Markus Ingenieurwesen in Bologna. Siegfried Barbieri wandte sich an seine beiden Söhne und bat sie um ihre Unterstützung. „Unser Vater ist ein geborener Erfinder“, sagt Stefan Barbieri und erzählt, wie er und sein Bruder ihr Studium unterbrachen, um sich ganz dem Familienunternehmen zu widmen. Gemeinsam haben sie es geschafft, das Barbieri-Spektralphotometer zu einem weltweit einzigartigen Produkt zu machen. Von Markus Barbieri stammen unter anderem die Mikrocontroller-Platinen mit Firmware und Software. Im Moment beschäftigt er sich mit den optischen Elementen, über die bisher nur sehr wenig internationale Literatur vorhanden ist. Wie aber funktionieren eigentlich die Sonden dieser professionellen Spektralphotometer, die Farben auf sämtlichen Digitaldruckunterlagen wie etwa Papier, Glas, Holz, Vinyl, PVC, Stein, Seide und Stoff, Keramik, Plastik und Gips messen können? „Mehr oder we- Wie funktioniert das Innere einer Sonde? Fotos Seite 10 1. Stefan Barbieri 2-3. Spritzgussformen aus Aluminium Spritzgussformen aus Aluminium niger wie das menschliche Auge“, erklärt Stefan. Ziel dieser Geräte ist es, die Farben genau so zu messen, wie unser Auge sie wahrnimmt und unser Gehirn sie als „richtig“ empfindet. Ein weißes LED-Licht strahlt aus dem Inneren der Sonde auf die gedruckte Farbe. Sensoren messen die jeweilige Intensität der verschiedenen Wellenlängen des reflektierten Lichts, die den unterschiedlichen Farben entspricht. Durch das Fotografieren und Analysieren der reflektierten Wellenlängen erkennt die Sonde, ob der gedruckte Farbton der Originalfarbe entspricht. Die Präzisionssonden wurden speziell entwickelt, um höchste Farbqualität und Farbtreue zu garantieren. „Unsere Kunden müssen sich hundertprozentig auf uns verlassen können. Deshalb werden die Instrumente auch alle zwei Jahre zur Kontrolle und Zertifizierung zu uns geschickt.“ Barbieri Electronic konnte sich eine Marktnische sichern und verkauft jährlich rund 3.000 Geräte. Nicht zuletzt dank der strengen Kontrollen, denen jedes einzelne Gerät unterzogen wird, soll diese erfolgreiche Marktposition auch in Zukunft verteidigt werden. Die limitierte Stückzahl in der Herstellung ermöglicht Barbieri Electronic eine sehr präzise Arbeitsweise und garantiert höchste Qualitätsstandards. Alle Produkte werden im Labor abschließenden Tests unterzogen und zertifiziert. Dadurch wird sichergestellt, dass die Geräte sämtlichen geltenden Normen ent- sprechen. Diese höchst professionelle und gewissenhafte Vorgehensweise unterscheidet Barbieri Electronic von der Konkurrenz und sichert einen umfassenden Kundenservice auch lange nach dem Kauf des Geräts. „Wir wollten nicht dasselbe machen wie alle anderen, und so haben wir uns dafür entschieden, uns zu spezialisieren und Geräte herzustellen, die auf der ganzen Welt einmalig sind. Es ist doch so: Wenn man die gleichen Produkte wie alle anderen macht, muss man entweder besonders gut oder besonders günstig sein.“ Dieser Ansatz entspricht ganz sicher nicht der Philosophie, mit der Barbieri Senior sein erstes computergesteuertes Densitometer zur Messung der optischen Dichte von photographischen Produkten entwickelte. Barbieri Electronic ist mittlerweile ein international anerkanntes Unternehmen, und die Brüder Barbieri halten Vorlesungen an einer norwegischen Universität, nehmen gemeinsam mit dem Institut für Druckverfahren und Drucktechnologie der Technischen Universität Darmstadt an europäischen Projekten teil und gehören zu den Verfassern der technischen Norm ISO 13655, welche die Richtlinien für Geräte zur Farbmessung festlegt. Innovation ist ein wichtiger Teil von Barbieri Electronic: So absolvierte beispielsweise der Mitarbeiter Viktor Lazzeri den Kurs für Innovationsverantwortliche des TIS und der Handelskammer Bozen. Lazzeris Aufgabe inner- Ende fine TIS Paper April 2015 12 halb des Unternehmens ist die Verwertung von Forschungsergebnissen für die Entwicklung konkreter und marktfähiger Produkte. Für den Bereich Forschung und Entwicklung ist bei Barbieri ein Netzwerk von Forschern in ganz Europa zuständig: Vom Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt und der Gesellschaft „Gruppo del colore“ bis hin zu Alessandro Rizzi von der Informatikfakultät der Universität Mailand. Aber was genau bedeutet „Innovation“ im Bereich Optik? „Das Besondere an der Optik ist, dass sie auf festen Regeln und Grundsätzen beruht. Aber natürlich gibt es Verbesserungspotential hinsichtlich Miniaturisierung, Geschwindigkeit, Größe der Instrumentenausrüstung und Präzision. Man kann die Instrumente allerdings auch „intelligenter“ und noch einfacher in ihrer Bedienung machen,“ so Stefan Barbieri. Im Moment arbeiten drei Vollzeitmitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung. Außerdem ist Barbieri Senior mit seinem enormen Erfahrungsschatz - nicht nur für seine beiden Söhne - ein wichtiger Ansprechpartner. In all den Jahren seiner Tätigkeit in der Entwicklung hat Siegfried Barbieri mit Sicherheit jedes kleinste Detail seiner Sonde genauestens durchleuchtet und hinterfragt. Nicht umsonst ist sie heute für Sohn Stefan „die beste Sonde der Welt“. Text: Astrid Brunetti TIS News TIS News Neu in Italien: TIS Startup entwickelt ergogene Radbekleidung Einzigartig in Italien: Die Radbekleidung von Q&E, einem Start-Up des TIS, vereint erstmalig sogenannte intelligente Textilien, Leichtigkeit und eine ergonomische Passform mit wenigen Nähten. Nachdem es schon außerhalb Europas erfolgreich verkauft, erobert Q&E nun den Online-Markt mit dem Online-Shop www.q36-5. com. Die in Südtirol erdachten und entwickelten und komplett in Italien hergestellten Kleidungsstücke von Q&E (aus dem Lateinischen “quaerere et explicatio” – zu Deutsch: Forschung und Entwicklung) zielen auf eine Marktnische ab: nämlich die Radliebhaber. «Unsere Socken wiegen halb so viel, wie die der meisten Berufs-Radrennfahrer“, erklärt Luigi Bergamo, Mitbegründer des Unternehmens Q&E. „Unsere Trägerhosen stützen die Muskulatur und komprimieren sie, wo es notwendig ist. Das Material reagiert zudem auf thermische Veränderungen: bei Wärme weitet es sich aus und bei Kälte zieht es sich zusammen“: Die Forschungsarbeit von Q&E zielt auf die sogenannten „ergogenen Gewebe“ ab, die den Körper nicht nur bedecken, sondern aktiv an der sportlichen Tätigkeit teilnehmen. Q&E kann bereits Radbekleidungshändler in Italien, Spanien, Schweiz, Japan, Kanada und in den Vereinigten Staaten zu ihren Kunden zählen. Die Firma wurde im Jahr 2013 im TIS aufgenommen, hat vor kurzer Zeit ihren Online-Shop eingeweiht und beabsichtigt, ihren Vertrieb auch auf Südkorea und Malaysia, Deutschland, Österreich, die Beneluxländer und Taiwan auszudehnen. Die beiden Gründer der Firma Q&E: Sabrina Emmasi und Luigi Bergamo www.q36-5.com Erwin Pfeifer gewinnt den SFS Award 2014 Eine regelrechte Revolution auf den Computern der Südtiroler Landesverwaltung: ein Verdienst von Erwin Pfeifer, der mit Ausdauer und Überzeugung dafür gesorgt hat, dass Libre Office die Landesverwaltung Südtirols erobert hat. Sein Engagement für die Verwendung Freier Software hat die Linux User Group Bolzano-Bozen-Bulsan dazu veranlasst, ihm den Free Software Award 2014 zu verleihen, der ihm anlässlich der SFScon 2014 beim TIS überreicht wurde. „Es ist Erwin Pfeifer gelungen, eine bedeutende Verbindung zwischen dem Verwaltungsapparat, den Gewerkschaften, den Schulen und den lokalen Free-Software-Communities herzustellen“, sagte Patrick Ohnewein, Manager des Zentrums Free Software & Open Technologies des TIS, das die South Tyrol Free Software Conference organisiert hat. Seit 15 Jahren ist der Bozner Erwin Pfeifer „Senior Support Engineer“ bei der Südtiroler Landesverwaltung. Seine Leidenschaft für Offene Technologien hat er auch an die Sternwarte Max Valier weitergegeben, bei der er als Hobbyastronom aktiv ist. Kontakt zwischen den Wissensträgern zum Thema Nahrungsmittel in Südtirol die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigern kann. Das Portal – food.bz.it - dient nicht nur der Information, sondern ist auch eine Plattform, die Vernetzungen aufbaut. Um nur ein Beispiel zu nennen, können die Unternehmen die Funktion “Idea Check” nutzen, um besser zu verstehen, ob eine Idee sinnvoll und auf dem Markt umsetzbar ist. Sie können jedoch auch Kontakt mit Experten aufnehmen, um einzelne Problemstellungen zu klären. food.bz.it Hugo Leiter, Verantwortlicher der EDV – Abteilung des Südtiroler Gemeindenverbandes; Erwin Pfeifer, Gewinner des SFS Awards; Shaun Shutte, Präsident der Linux User Group Bolzano-Bozen-Bulsan TIS präsentiert erstes Südtiroler Infoportal für den Lebensmittelsektor Informationen über Etiketten, Verpackung, Laboratorien, sensorische Analysen und noch viel mehr stehen den Südtiroler Unternehmen der Nahrungsmittelbranche seit dem 19. Februar 2015 auf einem neuen OnlinePortal zur Verfügung. Im Verlauf einer Pressekonferenz erläuterte der für die Initiative verantwortliche Cluster Alimentaris die Inhalte des Portals und die Gründe, weshalb ein TIS Paper April 2015 13 Wie sehr verschmutzen Staus und LKW die Luft? In Bozener Tunnels ist die Luftverschmutzung 20 Mal höher als im Rest der Stadt. Außerdem kann die Luftverschmutzung bei starker Verlangsamung des Verkehrs, etwa bei Unfällen oder Großveranstaltungen, um 40% ansteigen. Dies sind nur zwei der überraschenden Daten, die dank einer von den INTEGREEN LIFE + Projektpartnern Gemeinde Bozen, Zentrum Free Software & Open Technologies des TIS und Austrian Institute of Technology (AIT) ausgearbeiteten Abgasmesseinrichtung ermittelt wurden. Die von diesem Gerät vorgenommenen 6 Millionen Messungen – eine pro Sekunde – ermittelten die Konzentration von Stickstoffoxid (NO2) auf den Straßen, um die Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und Verkehrsaufkommen in der Stadt begreifen zu können. Die höchsten Konzent- rationen von Stickstoffdioxid, das Husten und Asthma hervorruft, entstehen bei besonders intensivem Fahrzeugverkehr. In solchen Situationen kommt der Verkehr nur stockend voran, also im sogenannten „Stop-and-Go“-Modus, und kann Spitzen-Verschmutzungswerte hervorrufen, die die Normalwerte um bis zu 40% übersteigen. Einige Mitglieder des Projektteams (von links nach rechts): Brunella Franchini (Amt für Mobilität, Gemeinde Bozen), Roberto Cavaliere (TIS), Roberto Ghezzi (Monitoring Group LIFE Neemo) und Reinhard Kloibhofer (AIT) Website des Projekts Integreen life+ FOROPA-Abschlusstreffen im TIS Das Thema Biomasse war der zentrale Punkt der dreitägigen Abschlussveranstaltung des Projekts FOROPA Mitte November 2014, bei der die 13 Projektpartner aus acht Ländern in Bozen die Ergebnisse ihrer Arbeiten präsentierten. Am ersten Tag präsentierte der Cluster Holz & Technik des TIS eine Studie über die Holzströme in Südtirol im Jahr 2012: Ausgehend vom Rohstoffpotenzial im Wald und den verschiedenen anderen Biomasseaufkommen – wie Landwirtschaft oder Ufervegetation – , werden in dem Modell die Holzströme zur Holzbe- und Holzverarbeitung bis hin zur energetischen Verwertung dargestellt. Am zweiten Veranstaltungstag besichtigten die Teilnehmer die Firma Rottensteiner im Gewerbegebiet von Klobenstein, deren mit Pflanzenöl betriebene Kraftwärmekopplungsanlage Wärme und Strom erzeugt. Der dritte Veranstaltungstag führte die Projektpartner nach Meran, wo sie die Holzvergasungsanlage der Firma Burkhardt besichtigten: die technische Führung wurde vom Bereich Energie & Umwelt des TIS im Rahmen des Projekts enertour organisiert. Mit wenigen Schritten in die Medizintechnik einsteigen TIS- Seminar über Energieeffizienz in Produktionsprozessen 300 Milliarden Euro ist der aktuelle Marktwert, auf den der globale Wirtschaftssektor der Medizintechnik geschätzt wird – Tendenz steigend. Auch für gut 1000 Südtiroler Unternehmen bietet die Medizintechnik viele Chancen. Der TIS innovation park möchte Unternehmen helfen, auf diesem Markt Fuß zu fassen. In der Branche der medizintechnischen Geräte kommen das Know-how und die Technologien unterschiedlicher Sektoren ins Spiel. Auch Unternehmen aus Branchen, die auf den ersten Blick nicht mit Medizin und Gesundheit in Verbindung gebracht werden, haben oft wertvolle Kenntnisse, dank deren sie die Medizintechnik ohne große Mühe in Angriff nehmen könnten. Das Zentrum für Produktentwicklung & Neue Technologien des TIS hat sich das Ziel gesteckt, den Südtiroler Unternehmen die Chancen zu erläutern, die dieser Wirtschaftszweig ihnen bietet. Im TIS ist man der Auffassung, dass Handwerksbetriebe, metall- und kunststoffverarbeitende Betriebe oder Zulieferer in der Automobilbranche gute Voraussetzungen haben, um in die Medizintechnik einzusteigen. Weitere Infos zum Wachstumsmarkt Medizintechnik erteilt Michaela Egebrecht: Michaela.Egebrecht@tis. bz.it | Tel. 0471 068121. Wie kann ein Unternehmen Strom und Heizenergie sparen? Und wie können Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz finanziert werden? Um auf diese Fragen zu antworten hat der Bereich Energie & Umwelt im Dezember 2014 das Seminar zum Thema „Energieeffizienz in Produktionsprozessen“ organisiert. Enrico Biele von der Federazione Italiana per l’uso razionale dell’Energia (FIRE), dem italienischen Verband für rationale Energienutzung, hat die EU-Energieeffizienzrichtlinie 2012/27 vorgestellt, deren Umsetzung in Italien ein neues Szenario für die Südtiroler Unternehmen eröffnet. Sie bringt nicht nur Pflichten zur Energieeinsparung mit sich, sondern bietet den Unternehmen die Gelegenheit, die Energiekosten zu senken und sich auf neue Märkte zu wagen. Biele sprach auch über die Möglichkeiten zur Finanzierung der Energieeffizienz durch weiße Zertifikate oder finanzielle Beihilfen, die geleistet werden, wenn die Einsparung von Energie nachgewiesen werden kann. Das Seminar wurde organisiert, um auf Anforderungen einzugehen, die die Unternehmen direkt geäußert haben: im Rahmen der Arbeitsgruppe „Energieeffizienz in Produktionsprozessen“ wurde eine Umfrage durchgeführt, an der 45 Südtiroler Produktionsbetriebe teilgenommen haben. Das Ergebnis zeigte die Notwendigkeit von Informationen über Technologien und System zur Einsparung von Energie auf. Am Nachmittag wurde den Teilnehmern im Rahmen einer Mini-Expo die Möglichkeit geben, sich mit lokalen Unternehmen auseinanderzusetzen, die Lösungen zur Steigerung der Energieeffizienz in Produktionsprozessen vorgeschlagen haben. Das Seminar bildete die Abschlussveranstaltung des durch den Europäischen Sozialfonds finanzierten Projekts “Energieeffizienz in Produktionsprozessen in Südtirol“, das vom TIS in Zusammenarbeit mit dem Unternehmerverband Südtirol, der Freien Universität Bozen, der EURAC, dem Südtiroler Bauernbund, LVH–APA Bildung & Service Gen. sowie der Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus getragen wurde. Unterstützung bei motorischer Rehabilitation durch einen Gangroboter © rehatechnology zahntechnische Fräsarbeit © Zfx Italia Blättern Sie den Branchenkatalog “Medizintechnik und Health Care” durch und entdecken Sie, welche Südtiroler Unternehmen auf diesem Gebiet tätig sind. Ende fine TIS Paper April 2015 14 Die Trends Vorsprung durch Kreativität: neue Ideen für innovationsbereite Unternehmen Wie macht man eigentlich Innovation in einem Unternehmen? Hier das Rezept: man nehme ein bunt gemischtes Team, füge einige hochkreative Köpfe hinzu und stelle in ihre Mitte das Problem, das der Kunde lösen muss. Und bei all dem dürfen Internet und Technologien auf keinen Fall fehlen. Das sind die Zutaten des “collaborative working” – ein Trend, der in der Arbeitswelt immer stärker spürbar wird. Es ist eine innovative Methode zur Produktentwicklung, bei der man vom Problem ausgeht, sich in den Endnutzer hineinversetzt und der eigenen Kreativität freien Lauf lässt. Unternehmen, die Kundenbedürfnisse verstehen wollen, müssen diejenigen um Hilfe bitten, die über den eigenen Tellerrand hinausblicken und ihre Köpfe für unkonventionelle Ideen öffnen können – also kreative Menschen. Aber nicht nur das – auch verschiedene Blickwinkel sind nötig: Das Team der Produktentwickler sollte aus Personen mit unterschiedlichen Hintergründen bestehen, damit das Problem von verschiedenen Seiten betrachtet und die Wirksamkeit der Lösung bewertet werden kann. Darüber hinaus sollte das Team in einem Umfeld arbeiten, das es zu Kreativität – dem Erfolgsgeheimnis für neue Ideen – inspiriert. Das kann beispielsweise dadurch geschehen, dass die Mitarbeiter in engen Kontakt mit der Wirklichkeit der Endnutzer gebracht werden: So können sie am eigenen Leib den Kontext erleben, in dem es das Problem zu lösen gilt und verstehen, innerhalb welcher Grenzen sie sich bewegen und welche greifbaren Möglichkeiten sie nutzen können. Ein leuchtendes Beispiel ist der „Embrace Warmer“: seine Geschichte beginnt im Jahr 2007 an der Stanford University, Kalifornien. Eine Gruppe von Hochschulabsolventen bekommt den Auftrag, etwas zu entwickeln, das in Entwicklungsländern gegen Unterkühlung bei Säuglingen eingesetzt werden könnte – eine der häufigsten Ursachen für plötzlichen Kindstod. Das neue Produkt sollte für alle erschwinglich sein und ein wirksamer Ersatz für Weitere Informationen zur wärmenden Tragetasche für Neugeborene „Embrace Warmer“. professionelle aber teure Brutkästen in Krankenhäusern werden. Kurz darauf wird das Team nach Nepal geschickt, wo es die Möglichkeit hat, die Situation in den lokalen Kliniken genau zu untersuchen und bei Frühgeburten und Geburten untergewichtiger Kinder dabei zu sein. Die Mitarbeiter erleben hautnah die wirtschaftlichen, sanitären und sozialen Gegebenheiten des Landes und erkennen sofort die Notwenigkeit eines Produktes, das untergewichtige Säuglinge oder Frühchen wärmt und eine Unterkühlung verhindert; es sollte auch ein Produkt sein, das den Brutkasten im Krankenhaus ersetzen könnte, um die Überbelegung der Krankenhäuser mit kleinen Patienten zu reduzieren. Außerdem kommt in Entwicklungsländern die Mehrheit der Kinder zu Hause zur Welt: das Produkt sollte demnach auch den sicheren Transport des Neugeborenen vom Krankenhaus nach Hause und umgekehrt gewährleisten. Und so kommt es, dass das Team bei seiner Heimkehr eine Tragetasche entwirft, die das neugeborene Kind im wahrsten Sinne des Wortes „umarmt“, fast wie ein technologischer Schlafsack, der mit Sensoren die Vitalzeichen des Säuglings misst. Nach jahrelangen klinischen Tests und engem Kontakt mit Nutzern und Experten in Nepal und weiteren Entwicklungsländern, „umarmte“ und wärmte der “Embrace Warmer” – so der Name der innovativen Tasche – im Jahr 2010 zum ersten Mal ein neugeborenes Mädchen in Bangalore in Indien. Das war der offizielle Start für das Pilotprojekt in mehreren Ländern, wie beispielsweise Indien, China und Afrika. Bis 2013 hat der Embrace Warmer, der mit zahlreichen Non-Profit-Organisationen in Kontakt steht, in mehr als 11 Ländern der Welt mehr als 50.000 Frühchen oder untergewichtige Neugeborene umarmt und ihnen so beigestanden. Dieses Beispiel zeigt ganz eindeutig, wie wichtig die Zusammenarbeit Ende TIS Paper TIS Paper April 2015 15 zwischen dem Team und dem Umfeld der Nutzer ist: sich in den Kunden hineinzuversetzen lässt nicht nur Grenzen und Möglichkeiten des Handlungskontextes erkennen – es ebnet auch den Weg für Kreativität, die für die Entwicklung eines innovativen Produktes unentbehrlich ist. Mitarbeiterkreativität fördern heißt auch, ihnen Werkzeuge in die Hände zu geben, die ihnen größeren inhaltlichen und geographischen Freiraum verschaffen und einen schnellen Informationsaustausch im Team ermöglichen. „Dank des technologischen Fortschritts muss der Mitarbeiter beim collaborative working nicht immer physisch am Arbeitsplatz anwesend sein“, erklärt Michaela Egebrecht, Trend-Expertin beim TIS innovation park. „Die Aufgaben können auch in Telearbeit erledigt werden”, so Egebrecht weiter. Es handelt sich dabei um ein System für Arbeit „auf Distanz“, mit dem Mitarbeiter dank neuer Informationstechnologien ihre Aufgaben auch außerhalb des Büros vollständig und autonom durchführen können; so findet der Austausch zwischen mehreren Köpfen und Ansichten einfacher und selbständiger statt. Kreativität entsteht in den Menschen und, wie der britische Schriftsteller Brian Wilson Aldiss unterstreicht: „Was auch immer Kreativität ist – sie ist immer Teil einer Lösung zu einem Problem.“ Text von Cristina Pellegrini
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