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Stadtteil-Kurier
Große Mühe für einen kleinen Schrank
Paul Bremicker
neuer Vorsitzender
Offener Bücherschrank Walle nach zweieinhalb Jahren eingeweiht
Wechsel im Plattdeutsch-Verein
Gröpelingen (xos). Der Plattdeutsch-Verein Gröpelingen hat einen neuen Vorsitzenden. Paul Otto Bremicker tritt in die Fußstapfen von Wilfried Rode. Doch ganz lässt
ihn der langjährige Vorsitzende nicht allein: Um seine Erfahrungen an Bremicker
weiterzugeben,
hat
sich Rode bereit erklärt, zunächst als zweiter Vorsitzender weiterzumachen.
Seit 1921 setzt sich
der „Plattdütsche Vereen Gröpeln“ für die Erhaltung der Plattdeutschen Sprache ein. „DaPaul Otto Bremimals war Platt die Mutcker FOTO: SCHEITZ tersprache der meisten
Bewohner im Stadtteil“, sagt der neue Vorsitzende, und die
gelte es zu bewahren und weiterzugeben.
Derzeit hat der Verein 128 Mitglieder, 57
nahmen an der Hauptversammlung im Gemeindehaus teil. Dennoch ist der Verein
ständig bestrebt neue Mitglieder zu finden.
Wer den Verein kennenlernen möchte,
ist eingeladen zum Stammtisch am Dienstag, 12. Mai, von 15.30 bis 17 Uhr in der
Stadtbibliothek West, Gröpelinger Bibliotheksplatz. Dort wird gespielt, geplaudert
und gelesen. Weitere Informationen gibt es
unter Telefon 37 57 86 oder im Internet:
www.plattduetsche-vereen.de.
Ihre Lokalredaktion:
Marion Schwake
& 36 71 37 80
Doris Bettmann
Monika Felsing
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MONTAG
11. MAI 2015
Hier darf sich jeder bedienen: der neue Bücherschrank am Wartburgplatz im Waller Westend.
V ON A N N E G E RL I N G
Westend. Wie kommt man an eine ausrangierte Telefonzelle? Dass es so schwierig
ist, wie es letztlich war – das hätten sich die
Mitglieder des Fachausschusses „Kultur,
Migration und Sport“ im Waller Beirat
wohl in ihren schlimmsten Albträumen
nicht ausgemalt.
„Der Weg dahin war steinig und
schwer“, sagt Kulturausschusssprecherin
Petra Fritsche-Ejemole (Grüne) und blickt
auf die Telefonzelle, die seit Mittwoch auf
dem Wartburgplatz steht. Denn rund zweieinhalb Jahre lang hatten die Ortspolitiker
auf diesen Moment hingearbeitet und „die
Zelle“ in schöner Regelmäßigkeit jedes
Mal wieder auf ihre Tagesordnung gesetzt. Entsprechend groß die Freude darüber, dass der Beirat zum Ende der Legislaturperiode die Sache nun gemeinsam zu
einem glücklichen Ende bringen und gewissermaßen als letzte Amtshandlung den
„offenen Bücherschrank Walle“ einweihen konnte.
Eigentlich klang der Plan ganz unkompliziert: Mit einem „Gläsernen Bücherschrank“ könnte man den Stadtteil beleben, das Lesen fördern und den freien Zugang zu Büchern ermöglichen. Das hatte
im November 2012 Gerald Wagner (SPD)
im Kulturausschuss angeregt und war dort
sofort auf offene Ohren gestoßen. Schließlich gab es zu diesem Zeitpunkt im Stadtteil keine Buchhandlung und nur noch die
kleine vom Kulturhaus Walle Brodelpott in
Eigenregie geführte Leihbücherei.
Im Kulturausschuss wurden nun munter
Pläne geschmiedet für den zukünftigen
Gläsernen Bücherschrank. Beraten wurde
das Gremium dabei von Susanne Lotz, auf
deren Initiative hin 2013 in der Neustadt
der erste offene Bücherschrank eingerich-
Lange arbeiteten Politiker und Geschäftsleute daran, dass der Offene Bücherschrank Walle nun eingeweiht werden konnte.
tet wurde. Man brauche ein wind- und wetterfestes Gehäuse, einen geeigneten
Standort und einige ehrenamtliche Paten,
listeten die Ortspolitiker auf und einigten
sich schnell darauf, dass sie am allerliebsten eine dieser alten roten englischen Telefonzellen hätten. Doch solch eine Zelle
gab es nirgends zu kaufen, weshalb als Alternative schon bald eine alte gelbe deutsche Telefonzelle ins Spiel kam. Solch ein
Exemplar steht schon seit geraumer Zeit in
Gröpelingen vor der Jugendkirche.
Gelbe Telefonzellen ausverkauft
„Ausverkauft!“, hieß es allerdings bei der
für den Telefonhäuschenverkauf zuständigen Stelle bei der Telekom auf die Anfrage
der Waller nach dem gelben Original
„TelH78“. Aber das magenta-graue Modell „TelH90“ sei noch zu haben. Kostenpunkt: 400 Euro. Jetzt griff der Fachausschuss zu.
Damit stand der Kulturausschuss allerdings vor der nächsten großen Frage, auf
die es eine Antwort zu finden galt. Anders
als erwartet nämlich stand nicht etwa irgendwo in Bremen eine ausrangierte Bremer Telefonzelle zur Abholung bereit. Alle
abgebauten Telefonhäuschen werden zu-
nächst bei Berlin gesammelt und kontrolliert, bevor sie in den Verkauf gehen. „Holen wir die doch einfach da ab“, dachten
sich die Ortspolitiker nun – doch ihnen
wurde abgeraten. „Die Zelle wiegt locker
300 Kilogramm“, erklärt Fachausschusssprecherin Fritsche-Ejemole.
Petra Müller, Sachgebietsleiterin Walle,
hat vom Ortsamt aus die Fäden zusammengehalten: Gemeinsam mit dem Amt für
Straßen und Verkehr (ASV) war im Vorfeld
ein geeigneter Standort ausgesucht worden. Nun mussten noch Transport, Aufbau
und Ausbau der Telefonzelle durch den
Verein bras organisiert werden und schließlich waren auch noch einige Formalitäten
zu berücksichtigen, mit denen im Vorfeld
niemand gerechnet hatte: Benötigt wurden
etwa ein Nutzungsvertrag und eine Haftpflichtversicherung.
Dafür
wiederum
musste zunächst ein rechtlicher Träger gefunden werden; diese Aufgabe übernahm
zur Freude der Ortspolitiker die Bürgerstiftung Bremen. Am Ende halfen auch noch
die Waller Geschäftsleute mit. Dank vereinter Kräfte steht er nun endlich da, mitten
auf dem Wartburgplatz: Der neue Offene
Bücherschrank Walle, optisch rausgeputzt
mit dem „Echt Walle“-Logo. Als letztes
FOTOS: ROLAND SCHEITZ
I-Tüpfelchen soll demnächst noch eine
LED-Innenbeleuchtung eingebaut werden.
Ab sofort können Lesebegeisterte ihre
„ausgelesenen“ Bücher dort hineinstellen
oder gebrauchte Bücher von anderen mitnehmen. Nicht erwünscht sind dabei Werbung, pornografische oder rechtsextreme
Literatur.
Vielleicht, so hoffen Ortspolitiker und Anwohner, könnte hier mit dem Bücherschrank nun ein neuer Treffpunkt im Quartier entstehen. Anwohnerin Gudrun Berg,
die gemeinsam mit ihrem Mann Hans-Peter und anderen Nachbarn regelmäßig ein
Auge auf den Bücherschrank werfen will,
hätte da schon so eine Idee: Ob man nicht
auf dem Wartburgplatz eine Lesung organisieren könnte, fragte sie schon mal bei dem
grünen Beiratsmitglied Christof Schäffer
an, der das Projekt Waller Leselust mit initiiert hat.
„Der Bücherschrank soll eine langfristige Einrichtung in Walle werden“, sagte
Gerald Wagner und äußerte, ein italienisches Sprichwort zitierend, die Bitte: „Achten Sie auf die Qualität der Bücher, die Sie
hineinstellen. Es gibt keinen schlimmeren
Dieb als ein schlechtes Buch.“
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