IBS-Journal 01/2015 - Opernfreunde München

JOURNAL
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2015
Die
DieMünchner
MünchnerOpernfreunde
Opernfreunde
34. Jahrgang
Ein Juwel des klassischen Balletts
F
Die Handlung spielt zur Zeit der
Napoleonischen Kriege im französisch
besetzten Spanien, etwa um 1810.
Lucien, der Sohn des französischen
Kommandanten von Saragossa, soll
aus politischen Gründen Serafina, die
Tochter des spanischen Gouverneurs
der Provinz Saragossa, heiraten,
verliebt sich aber in das nicht standesgemäße Zigeunermädchen Paquita.
Paquita ist als mittellose Waise in dem
Zigeuner-Clan aufgezogen worden;
ihr einziger Besitz ist ein Medaillon
mit dem Bildnis ihres Vaters. Inigo,
der Anführer der Zigeuner, will sie
heiraten, wird aber immer wieder abgewiesen. Da fällt es dem spanischen
Gouverneur, der ein Zeichen setzen
will gegen die ungeliebten französischen Besatzer, leicht, den eifersüchtigen Zigeunerhauptmann zum Mord
an Lucien anzustiften. Paquita verhindert mit Mut und kecker List den
Foto: ©Wilfried Hösl
ür den 13. Dezember 2014 hatte
das Bayerische Staatsballett
seine Saison-Premiere angesetzt:
Paquita von M. Petipa/A. Ratmansky
(Choregraphie) und E. Deldevez/L.
Minkus (Musik) − ein hierzulande
ganz unbekanntes, spanisch klingendes Handlungsballett aus dem
Jahre 1881. Was würden neugierige Ballettfreunde, eher skeptische
Opernabonnenten oder notorische
Dezember-Theaterbesucher zu sehen
bekommen? Das war die Frage. Und
die Antwort: Sie sahen ein Meisterwerk! Poetische Bühnenbilder, dezent
farbige Kostüme und exquisiten
klassischen Tanz zu gefälliger, sehr
tanzbarer Musik.
Das Bayerische Staatsballett rekonstruiert mit Paquita einen Klassiker
Matej Urban, Ekaterina Petina und Norbert Graf
Mord und darf den von ihr Geretteten
heiraten – aber erst, nachdem sich
mithilfe des Medaillons erwiesen hat,
dass sie selbst von (französischem)
Adel ist und von den Zigeunern als
kleines Kind verschleppt worden war.
Prächtiger Verlobungsball mit Grand
Pas und Kinder-Mazurka.
Wenn man den Zuschauerraum des
Nationaltheaters betritt, sieht man
bei geöffnetem Vorhang eine zart
gemalte historische Ansicht der Stadt
Saragossa mit dem Fluss Ebro im Vordergrund. Hebt sich dann dieser Vorhang, erscheint in einem idyllischen
Felsental – wie in einem Genrebild
von Goya – die französisch-spanische
Gesellschaft in zeittypischer Em-
pire-Gewandung bzw. stilechten historischen Uniformen (Kostüme und
Ausstattung: Jérôme Kaplan). Auch
Lucien in kleidsamer weißer Uniform
ist schon zu sehen. Dann kommen die
Zigeuner, tanzen wild, großer Auftritt
von Paquita; im nächsten Bild Mordversuch und Totschlag in der Zigeunerspelunke, im Schlussbild dann
großes Ballett mit Glitzer, Glanz und
Gloria. So, wie man es von einem klassischen Handlungsballett gewohnt ist!
Oder doch nicht ganz so?
Es fallen nämlich schnell zwei Besonderheiten auf: Die Handlung wird
überwiegend nicht durch Tanz erzählt, sondern durch Pantomime, und
die Ballerina ist die absolute Hauptfi-
PAQUITA
IN H ALT
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Paquita
Zum neuen Jahr
Tomáš Hanus
Daniel Behle
ATTACCA
Hanna-Elisabeth Müller
Vorschau Künstlergespräche
Vorschau KulturZeit und
Wanderungen
Thomas Hampson und
Luca Pisaroni
Zweimal Rigoletto
Digitalradio
Adventsfeier
Gedenktage
Münchner Straßen V
IMPRESSU M
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Vorstand des Interessenvereins des
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(IBS) – Die Münchner Opernfreunde
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Hellmuth Matiasek | Aribert Reimann | Peter
Schneider | Peter Schreier | Peter Seiffert
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gur, neben der der männliche Protagonist blass wirkt und der er, abgesehen
von seinen zwei Soloauftritten im
Grand Pas, vorwiegend Hilfsdienste
zu leisten hat. Und diese beiden Abweichungen vom gewohnten Schema
zeigen uns, dass wir hier etwas Besonderes oder gar Sensationelles vor
uns haben, nämlich eine Originalchoreographie eines klassischen Balletts
von Marius Petipa aus dem Jahr 1881,
in einer kompletten, authentischen
Rekonstruktion von 2014.
und ausgewertet wurden. Das große
wissenschaftliche Verdienst von Fullington besteht – neben dem Auffinden überhaupt – darin, die oft schwer
lesbare Tanzschrift entziffert, das
System erkannt und die Angaben für
die Tanzpraxis anwendbar gemacht zu
haben. Nebenbei bemerkt: Die wörtlichen Angaben, Beschriftungen und
Erläuterungen, anscheinend häufig in
hastiger Arbeitssituation notiert, sind
in russischer (!) Sprache und kyrillischer Schreibschrift verfasst.
Wie kann man behaupten, eine Originalchoreographie vor sich zu haben,
und was ist eigentlich eine Choreographie?
Nach heutigem Verständnis ist Choreographie „die dichterische Erfindung und tanz-technische Fixierung
des durch Ballett oder Pantomime
Darzustellenden“ (Victor Junk,
Handbuch des Tanzes, Stuttgart 1930).
Ein Choreograph wäre dann der für
die Erfindung und Komposition von
Tanzschritten und Tänzen zuständige Schöpfer eines Balletts. Seine
Schöpfungen, nämlich die Schritte
und Schrittfolgen sowie die Arm- und
Körperhaltungen, werden in einer
Art Tanzschrift, sog. Notationen,
festgehalten, um sie wiederholen und
bewahren zu können.
An den kaiserlichen Theatern in St.
Petersburg hat Wladimir Stepanow
(1866−1896) für die Tanzbewegungen
eine komplizierte, an Musiknoten
erinnernde Tanzschrift entwickelt, die
sogenannten Stepanow-Notationen.
Der russische Tänzer und Direktor des Mariinski-Balletts Nikolai
Sergejew (1876–1951) hat bis zum
Jahre 1918 viele Choreographien von
Balletten von Marius Petipa in der
Stepanow-Notation aufgezeichnet
und diese auf seiner Flucht nach der
Oktoberrevolution mit nach Westeuropa gebracht. Auf nicht genau
bekanntem Wege sind diese Dokumente als Sergejew-Sammlung in die
Bibliothek der Harvard University
(Massachusetts) gelangt, wo sie Ende
der 1990er Jahre von dem Balletthistoriker Doug Fullington entdeckt
Es war ein Glücksfall für das Bayerische Staatsballett und alle Freunde
des klassischen Balletts, dass sich der
weltbekannte russische Choreograph
Alexei Ratmansky (geb. 1968 in St.
Petersburg) für eine Rekonstruktion
der besonders gut dokumentierten
Paquita interessierte und zusammen
mit Doug Fullington und einem Team
von Spezialisten für eine Produktion
mit dem Bayerischen Staatsballett
gewonnen werden konnte. In der
umjubelten Premiere vom 13. Dezember 2014 und in den darauf folgenden
Vorstellungen konnte das Staatsballett drei verschiedene Besetzungen
der Hauptpartien aufbieten, die –
ebenso wie die übrigen Solisten und
das Corps de Ballet – den Stil und die
Technik eines klassischen russischen
Balletts von 1881 in hervorragender
Weise verkörperten.
Trotz intensiver Probenarbeit nahm
sich Alexei Ratmansky Zeit für ein
Künstlergespräch beim IBS, das am
28. November im Probenhaus des
Staatsballetts am Platzl stattfand
(Moderation Gisela Schmöger). Er
berichtete von seiner Freude an der
Arbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern des Bayerischen Staatsballetts
und von den Herausforderungen, die
die choreographische Arbeit nach den
Stepanow-Notationen, die er selbst lesen kann, auch an ihn selbst stellt. Er
habe der Versuchung widerstanden,
einzelne Teile neu zu choreographieren, denn: „Niemand weiß es besser
als Petipa.“
Helga Schmöger
ZUM NEUEN JAHR
Neujahrsgruß
Liebe Mitglieder des IBS,
kaum zu glauben, aber wahr:
Es ist schon wieder um das Jahr.
Es schien so kurz, es war so schnell
vorbei,
und doch erlebten wir so allerlei.
Wir begrüßten Sänger,
Komponisten, Dirigenten
und andre, die ein Theater lenken.
Und allen ist es sonnenklar:
„Dies war ein intressantes Jahr.“
Es wird so bleiben, heut versprochen!
Ich hoff‘, dass viele uns besuchen
und Freud dran haben, was wir bieten
auf vielen interessanten
Kunstgebieten.
Und ich weiß es heute schon genau,
auch 15 wird ’ne große Schau.
So wünsch ich Glück, Freud‘ und
Zufriedenheit
in unsrer ach so hektischen Zeit.
Ihr sollt gesund sein all die Tage,
ganz klein soll sein der Platz für Klage.
Die Freud‘ hält jung,
Zufriedenheit ist Kraft fürs Leben.
Die Demut wollen wir zum Ziel
erheben,
dann kommt das Glück von ganz
allein.
Ich drück die Daumen Groß und Klein.
Jost Voges
München 1850
Es ist nichts Außergewöhnliches,
wenn wir uns allein in Konzerte oder
ins Theater wagen – nichts ist einfacher und problemloser. Das Theater
sieht herrlich aus mit seinem bemalten Giebel und der ganze Platz ist bevölkert von einer fröhlichen Schar, die
dem Theater zuströmt. Ruhig nehmen
wir unsere reservierten Plätze ein, und
nachdem wir uns für einen Gulden gut
amüsiert haben, gehen wir ebenso ruhig und gemütlich wieder nach Hause.
Es gibt kein Gedränge von Kutschen
und Wagen, kein Geschrei von Kutschern und Fahrern. Zwei oder drei
Kutschen mögen da sein. Ihre Lampen
scheinen wie große Glühwürmchen
am unteren Ende der Freitreppe. Aber
Leute, die Kutschen haben, steigen
leise ein; es gibt kein Gedränge und
Gestoße. Und diejenigen, die keine
haben, nehmen ihren Weg alleine
oder in Gruppen zu Fuß auf. Der
Mond erhellt den hübschen Platz mit
seinen Palastfassaden, dem Theater,
dem Postamt im pompejanischen Stil
und die Seite mit den altmodischen
Lädchen. Oder es leuchten die Sterne
an einem tiefblauen Himmel und alles
ist ruhig und poetisch.
Anna Mary Howitt
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Der Vorstand
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ZU GAST BEIM IBS
Zurück zu den Quellen
A
m 6. Oktober, knapp zwei Wochen vor der Premiere von Věc
Makropulos an der Bayerischen
Staatsoper, nahm sich Tomáš Hanus
trotz intensivster Probenarbeit Zeit
für ein Künstlergespräch beim IBS.
Um vom Nationaltheater auch ganz
sicher zum Künstlerhaus zu finden,
hatte er sich mit einer Karte von
Google Maps ausgestattet, denn, wie
er Moderatorin Dorothea Hußlein anvertraute, „ein Dirigent, der den Kopf
voll hat mit Janáček, kann sich in der
Stadt schon mal verlaufen“.
4
tenwettbewerbs in Katowice 1999
Tomáš Hanus nicht den ersehnten
Durchbruch. Seine internationale Karriere begann erst vier Jahre später, als
er Jiří Bělohlávek an der Finnischen
Nationaloper bei einer Neuproduktion
von Katja Kabanova assistierte. 2007
debütierte er mit der Sache Makropulos
in einer Inszenierung von Krzysztof
Warlikowski an der Pariser Oper.
Während der Vorbereitung darauf
musste er überrascht feststellen, dass
die üblicherweise verwendete Parti-
Dem Leben und dem Werk seines
tschechischen Landsmannes ist
Tomáš Hanus eng verbunden. Geboren in Brno (Brünn), verbrachte
er seine Kindheit in der Straße, in
der das Gartenhaus liegt, das Leoš
Janáček von 1910 bis zu seinem Tod
im Jahr 1928 bewohnte und in dem
viele seiner wichtigsten Kompositionen entstanden sind. Sein Taschengeld trug der achtjährige Tomáš in ein
Schallplattengeschäft, wo er u.a. zwei
verschiedene Einspielungen der Oper
Das schlaue Füchslein erstand, eine
Musik, die ihn mehr faszinierte als die
Etüden, die er täglich auf seiner Geige
üben musste.
Seine Aufnahme am Konservatorium
seiner Heimatstadt wäre fast daran
gescheitert, dass die Eltern nicht in
der Kommunistischen Partei waren.
Sein hervorragendes Deutsch verdankt der Tscheche dem ORF: „Wir
wussten, dass die Nachrichten in
unserem Land immer gelogen haben.
Deshalb haben wir jeden Morgen die
österreichischen Nachrichten gehört.
Später konnte ich auch im Fernsehen
viele schöne Konzerte sehen, die es
bei uns nicht gab, mit den Wiener
Philharmonikern.“
tur an unzähligen Stellen abwich von
der quellennäheren Partitur, die er in
Brno benutzt hatte. Im Laufe der letzten fünf Jahrzehnte hatten viele Dirigenten für ihre Orchester schwierige
Stellen vereinfacht oder gestrichen, in
der Absicht, Janáčeks Musik durchzusetzen. Nicht Janáčeks Werk wurde
gespielt, sondern ein ganz anderes.
Auch nach dem Untergang der ČSSR
wurde das Dasein nicht leichter, denn
die postkommunistischen Länder hatten andere Sorgen, als junge Musiker
zu unterstützen. Daher brachte der
Gewinn des Internationalen Dirigen-
Für die Münchner Neuproduktion erstellte Tomáš Hanus aus den
chaotischen, schwer zu entziffernden
Entwürfen und Aufzeichnungen
Janáčeks eine kritische Neuedition
der Partitur. Es ist dies, wie er betont,
Tomáš Hanus
keine Originalfassung: „Ich habe versucht, wissenschaftlich wirklich ganz
durchsichtig darzustellen, welches
Janáčeks Quelle ist und welches mein
Vorschlag ist. Jeder Dirigent kann
entscheiden, was er machen möchte.“
Janáčeks „stärkste, aber auch schwierigste Oper“ zählt Tomáš Hanus
zu den wichtigsten Werken des 20.
Jahrhunderts: „Je öfter wir es hören,
desto mehr Melodien und Schönheit
entdecken wir darin.“ Entdeckungen
sind für ihn wichtig, denn man muss,
wie er meint, den Mut haben, immer
weiterzugehen. Mit Árpád Schilling,
dem Regisseur der Münchner Neuinzenierung, hat er einen Ausflug ins
nordböhmische Hukvaldy gemacht,
wo Janáček ein Wochenendhaus hatte, um ihm zu zeigen, was der Komponist gesehen und erlebt, was ihn
inspiriert hat.
An der Bayerischen Staatsoper hat
Tomáš Hanus 2009 die Jenůfa dirigiert und 2010 die Rusalka. Obwohl
er Dvořák liebt, hat er lange damit
gezögert, diese Oper zu dirigieren.
Warum? „Sie ist wie eine große Symphonie komponiert, und das Problem
ist, dass man, würde man genau das
machen, was Dvořák vorschreibt, die
Sänger vielleicht schön sehen, aber
überhaupt nicht hören könnte, weil
das Orchester so groß ist, so symphonisch. Um das wirklich subtil zu
machen, in der gleichen Intensität, benötigt man ein großartiges Orchester,
und das hat man hier in München.“
Auf das slawische Repertoire möchte
Tomáš Hanus nicht festgelegt werden. Derzeit beschäftigt er sich mit
der Daphne von Richard Strauss, die
er im Frühjahr in Basel dirigieren
wird, mit Christof Loy als Regisseur.
Auch Konzerte mit symphonischen
Werken möchte er wieder vermehrt
geben. – Ganz gleich, ob Oper oder
Konzert, wenn Tomáš Hanus dirigiert,
geht man auf eine spannende Entdeckungsreise.
Ulrike Ehmann
ZU GAST BEIM IBS
Heute werde ich für Euch nicht schwitzen
Tags zuvor war die letzte der fünf
Vorstellungen der Schweigsamen Frau
über die Bühne gegangen, mit Daniel
Behle als Henry Morosus. „Wie lief es
denn?“, wollte Gisela Schmöger wissen. Nun, bei der Generalprobe hatte
der gebürtige Hamburger eine neue
Erfahrung gemacht, nämlich die, wie
es ist, mit einer Kehlkopfentzündung
singen zu müssen. Nach viertägiger
Kortisonbehandlung war die Premiere
gerade noch so hinzukriegen, die drei
nächsten Auftritte klappten dafür
sehr gut. Den letzten Abend musste
der Sänger mit einem Schnupfen
bewältigen. Das ist zu machen, da
kann man drübersingen, wobei das
bei der Partie des Henry Morosus
nicht so einfach ist. „Mozarts Don
Ottavio – da kann man sich so durchsäuseln, beim Henry geht’s aber zur
Sache.“ Dass Richard Strauss Tenöre
nicht mochte, kann der Hanseat nicht
unterschreiben. Im Gegenteil, Strauss
wusste, was effektvoll ist für Tenöre,
nur dass bei italienischen Komponisten erst am Schluss der Arie der
hohe Ton kommt und bei Strauss die
hohen Töne fünfmal so häufig vorkommen. Jetzt stehen drei Bühnenabende mit Mozarts La clemenza di
Tito bevor. Das ist schon eine große
Umstellung nach Morosus; insbesondere die Rezitative sind zu gestalten,
und im schweren Kostüm dabei die
Treppen auf- und abzusteigen, ist
nicht einfach.
Zurück zu den Anfängen: Daniel Behle
hat zunächst Komposition und Posaune studiert. Gesang war natürlich allgegenwärtig, hat sich doch die Mutter
des Künstlers, Renate Behle, einen
großen Ruf als dramatischer Sopran,
speziell im Wagner-Fach, erworben.
Und Gesang erwies sich für den Sohn
letztlich spannender als Posaune.
Alles, was er als Sänger kann, hat er in
erster Linie von seiner Mutter gelernt.
Sein erstes Engagement trat er in
Oldenburg an. Dort erwarteten ihn
vielfältige Aufgaben, z. B. Nemorino,
Belmonte, der Symon im Bettelstudenten, das Musical Hello, Dolly. Dann
ging's an die Wiener Volksoper. Bevor
dort sein Talent so richtig erkannt
wurde, war er schon wieder weg, Richtung Frankfurt am Main. Dort wurde
Foto: © Jost Voges
E
s ist eine riesengroße Ehre in
München, einem der führenden Häuser der Welt, singen zu
dürfen, freute sich unser Gast, Daniel
Behle, als er sich beim IBS am
12. Oktober vorstellte. Durch den
Abend führte Gisela Schmöger.
Daniel Behle
er das erste Mal in Richard-StraussOpern eingesetzt, und nun schließt
sich der Kreis in München.
Dass Komposition und Blechblasinstrumente aber dennoch eine große
Rolle spielen, zeigte das nächste
Musikbeispiel, ein Blechbläserquintett
mit dem Titel Wiesn. Wie gut ein Wasserpreuße sich in die bairische Mentalität einfühlt, ist schon erstaunlich
– ein herrlicher musikalischer Spaß!
Was dem „kühlen“ Hanseaten nicht
ganz so gut gelingt, ist das italienische
Gesangsfach. „Die Italiener leben die
emotionale Kraft mehr. Ich bin wohl
eher ein Hirntyp und kein italie-
nischer Gockel, aber vielleicht kommt
das ja noch“, meinte er schmunzelnd.
Vorbild ist für ihn Fritz Wunderlich
(„da wollen wir alle hin“), und auch
Nicolai Gedda. Beide Tenöre waren bedeutende Voix-Mixte-Sänger, die das
Verschmelzen von Kopf- und Bruststimme großartig beherrschten. Aber
immer von oben nach unten. Wer
sich zum Tenor hochschraubt, dessen
Ton wird in der Höhe immer dünner. Wichtig ist es, bei der Auswahl
neuer Rollen vorsichtig vorzugehen.
Lieber mal unter den Möglichkeiten
bleiben. Auch wenn der Stolzing
keine Überforderung darstellt, ist es
besser, zunächst den David zu singen.
Apropos David: Man braucht überall
einen, der einen mag. Daniel Behle hat
u.a. einen guten Draht zu Christian
Thielemann, und bei einem Gespräch
mit Thielemann sitzt auch mal
Katharina Wagner daneben. So kam
die Verpflichtung, 2017 den David in
Bayreuth zu singen, zustande.
Seit 2009 tritt Daniel Behle auch als
Liedersänger auf. Daraus ist eine wahre Passion erwachsen. Und CD-Einspielungen sind entstanden. Wir
konnten uns von der hohen Liedkunst
des Sängers anhand der Ungeduld aus
Die schöne Müllerin von Franz Schubert überzeugen. Als weiteres Beispiel
hörten wir aus der selbst finanzierten
CD „Gluck Opera Arias“ Oggi per me
non sudi. Von Daniel Behle auf sich
selbst bezogen und mit Heute werde
ich für Euch nicht schwitzen übersetzt.
Dem Sänger ist diese CD ein großes
Anliegen: „Gluck wird unterschätzt
und ist zu bekannt, als dass man ihn
entdecken könnte, aber nicht so bekannt, dass er es ins feste Repertoire
der Häuser schaffen würde.“
Ein faszinierendes Projekt, Schuberts
Winterreise mit Daniel Behle und dem
Oliver Schnyder Trio (Klavier, Geige,
Cello), könnte demnächst die Musikwelt erobern. Zum Schluss hörten wir
Morgen von Richard Strauss. Danke
für diesen schönen Abend, und auf
das Morgen!
Helmut Gutjahr
5
ZU GAST BEIM IBS
Bassklarinette gesucht
A
us dem Alltag vieler Menschen
ist klassische Musik heute
weitgehend verschwunden. Um
Kindern und Jugendlichen wieder einen Zugang zu ihr zu eröffnen, wurde
vor acht Jahren an der Bayerischen Staatsoper ATTACCA ins Leben
gerufen. Der IBS wollte wissen, wie
dieses Jugendorchester funktioniert,
und lud einen seiner Gründerväter
zu einem Künstlergespräch ein, das
am 24. Oktober stattfand. Rainer
Schmitz, Hornist des Bayerischen
Staatsorchesters, hatte zwei Orchestermitglieder, ATTACCisten, mitge-
aber das gehört einfach dazu“, erzählt
Rainer Schmitz. Das Mindestalter beträgt zwölf Jahre, eine Grenze
nach oben gibt es nicht. Jeder kann
dabeibleiben, solange er möchte. Bei
Studien- oder Ausbildungsbeginn
beginnen die Älteren Platz zu machen
für die Jüngeren.
ATTACCA ist als großes Symphonieorchester konzipiert worden und hat
rund 80 Mitglieder. Neben großen
symphonischen Werken werden
Stücke aus der Opernliteratur aufgeführt. Die Auswahl trifft Allan Bergius, der Dirigent. Die Proben finden
Franziska Schatz und Maximilian Leinekugel beim Eintrag ins IBS-Gästebuch
Zwischen ihnen der ECHO Klassik
bracht, die Klarinettistin Franziska
Schatz und den Cellisten Maximilian
Leinekugel. Zu dritt stellten sie sich
den sachkundigen Fragen des Moderators Andreas Friese.
Wie wird man eigentlich ATTACCist?
Ganz einfach, man füllt ein Formblatt
aus, auf dem steht: „Ich würde gern
bei ATTACCA mitspielen.“ Dann wird
man angeschrieben und zu einem
Vorspiel eingeladen, bei dem man sein
musikalisches und technisches Können zeigen muss. „Wir müssen auswählen, so hart es auch ist, Nein zu
sagen. Dann gibt’s auch mal Tränchen,
6
in der Schulzeit samstagnachmittags
statt, von 14 bis 17 Uhr. Zunächst
probt jede Stimmgruppe für sich,
betreut von einem Dozenten aus dem
Bayerischen Staatsorchester. Nach
und nach werden die Gruppen zusammengeführt, bis sich dann alle in den
Orchesterproben zusammenfinden.
Jede Stimmgruppe ist eine Gemeinschaft für sich. Es gibt Gruppen, die
sind extrem schwer zu besetzen. Dazu
gehören die Viola- und die Oboen-Gruppe. Sehr viele Bewerbungen
gehen für die Cello- und die Flötengruppe ein. Bisher musste sich das
Jugendorchester viele Instrumente
vom Staatsorchester leihen. Seit
einiger Zeit hat man damit begonnen,
sich eigene Instrumente anzuschaffen. Mithilfe des Fördervereins der
Musikalischen Akademie konnte
ein Kontrafagott erworben werden,
Kosten: 25 000,- Euro. Die nächste
Anschaffung steht für Rainer Schmitz
schon fest: „Wir müssen eine gute
Bassklarinette finden, die bezahlbar
ist und ohne Weiteres eingesetzt
werden kann. Irgendetwas Billiges zu
kaufen, kommt zu teuer.“
ATTACCA ist fest in den Opernbetrieb eingebunden. Fixpunkte sind
das Festspielkonzert im Juli und
das Weihnachtskonzert im Dezember. Hinzu kommen Konzerte in der
näheren und weiteren Umgebung. Zur
Belohnung für die harte Arbeit gab’s
2011 den ECHO Klassik.
Während manche ATTACCisten nur
ein paar Jahre durchhalten, ist Max
Leinekugel schon seit der Gründung
dabei. Für ihn ist das Orchester nicht
nur ein Klang-, sondern auch ein
„großer Freundeskörper“. Wenn man
im Orchester zurechtkommt, kommt
man auch im Leben zurecht, meint
Franziska Schatz, die seit drei Jahren
dabei ist. Beim Musizieren lernt man
auf eine ganz spezielle Art, auf jeden
Mitspieler einzugehen. Nicht nur
das Selbstbewusstsein wird dadurch
gestärkt, sondern auch die Fähigkeit
zur Selbsteinschätzung.
ATTACCA ist nicht gedacht als Nachwuchsschmiede für das Bayerische
Staatsorchester. Die ATTACCisten sollen an die Oper heranwachsen und, so
Rainer Schmitz, „ein bisschen Liebe“
zum Haus entwickeln. Dennoch werden viele von ihnen Berufsmusiker,
wie Franziska Schatz, die Gitarre studiert. Max Leinekugel hat im Sommer
Abitur gemacht und widmet sich jetzt
seinem Musikwissenschaftsstudium
an der LMU. „Doch im Endeffekt soll’s
in Richtung Dirigieren gehen. Aber
das ist ein langer Weg.“
Ulrike Ehmann
ZU GAST BEIM IBS
Nachwuchskünstlerin 2014
A
m 23. November war die
Sopranistin Hanna-Elisabeth
Müller bei einem Künstlergespräch Gast des IBS und erzählte
im Gespräch mit Moderatorin Gisela
Schmöger aus ihrer jungen, aber
schon sehr erfolgreichen Karriere.
Hanna-Elisabeth Müller wuchs in
einer musikliebenden Familie in
Mannheim auf. Für ihre Eltern war es
selbstverständlich, die Kinder in die
Oper und zu Konzerten mitzunehmen, und die kleine Hanna-Elisabeth
freute sich immer auf diese Konzertbesuche, nicht nur, weil man sich
besonders hübsch anziehen durfte,
sondern weil sie alles als festliches
Ereignis empfand.
Ebenso wie ihre beiden älteren
Schwestern sang sie in einem Kinder- und Jugendchor, und als sie als
Neunjährige von einer Aufführung
des Weihnachtsoratoriums nach Hause
kam, verkündete sie ihrer erstaunten
Familie in der Küche, dass sie Sängerin werden wolle. Die Eltern maßen
dieser Äußerung zunächst nicht viel
Bedeutung bei. Als aber zwei Jahre
später Leonard Bernsteins Mass in
Mannheim aufgeführt wurde und
Hanna-Elisabeth das Knaben-Solo
singen sollte, erhielt sie dafür Gesangsunterricht.
Sie blieb beim Gesang als Hobby und
begann nach dem Abitur ein Gesangsstudium in der Solistenklasse von Professor Rudolf Piernay („ein Glück“),
mit dem sie auch heute noch intensiv
zusammenarbeitet.
Von Gisela Schmöger nach Ablauf und
Inhalt des Gesangsstudiums an der
renommierten Hochschule für Musik
und darstellende Kunst in Mannheim
befragt, erzählte Frau Müller, dass es
für sie streckenweise eine ziemliche
Geduldsprobe war, weil sie erst nach
vier Jahren Technikübungen ihre
erste Arie singen durfte. Aus Händels
Acis und Galatea, wie sie sich erinnert. Nach Abschluss des Studiums
bewarb sie sich erfolgreich bei neun
Opernstudios und wählte dann ab der
Saison 2010/2011 das Opernstudio
der Bayerischen Staatsoper.
Noch ehe der „Schulbetrieb“ beim
Opernstudio offiziell begonnen und
sie das Nationaltheater richtig kennengelernt hatte, durfte sie die Papagena singen. Als sie in der berühmten
Everding-Inszenierung der Zauberflöte
als Statue auf die Bühne geschoben
wurde, erschrak sie erst einmal vor
der Größe des Zuschauerraumes und
in vielen Opernproduktionen schon
auftreten darf.
Die dadurch gegebene Nähe zu großen
Gesangskollegen habe sie immer zu
besonderer Disziplin und Leistung
angespornt. „Dass nur wegen mir
nichts wiederholt werden muss!“, war
ihr Motto. Sie konnte dann gleich in
zahlreichen Rollen auftreten, die alle
bei Kritik und Publikum großen Erfolg
hatten und ihr viel Sympathie einbrachten. Eine Auswahl: Gretel, Marzelline, Pamina, Prinzessin (L’enfant
et les sortilèges), Susanna, Zerlina und
Servilia (La clemenza di Tito, 2014).
Ihr erster, viel beachteter Auftritt an
einem großen Opernhaus im Ausland war 2012 als Pamina am Teatro
dell’Opera di Roma. 2013 wurde sie
auch dem Fernsehpublikum bekannt
durch einen Auftritt in Rolando Villazóns Sendung Stars von morgen.
Hanna-Elisabeth Müller
der Bühne. Sie hatte bisher nur eine
kleinere Probebühne kennengelernt!
Es ging aber alles gut.
Inzwischen hat sie sich in München
bestens eingelebt und betrachtet die
Bayerische Staatsoper, an der sie seit
der Saison 2012/2013 vielbeschäftigtes Ensemblemitglied ist, als ihr
Heimathaus.
Von der Zeit im Opernstudio
schwärmt sie geradezu, weil man
– nach einem strengen Arbeitsplan –
sehr viel lernt, bei interessanten und
fähigen Lehrern weiterstudiert und
Der große internationale Durchbruch
gelang ihr jedoch bei den Salzburger
Osterfestspielen 2014 mit ihrem
umjubelten Rollendebüt als Zdenka
in Arabella, an der Seite von Renée
Fleming und Thomas Hampson, zwei
Sängern, die sie hoch verehrt. Dirigiert hat Christian Thielemann, der
sie dann in derselben Rolle auch an
die Dresdner Semperoper holte.
Eine Umfrage der Zeitschrift Opernwelt unter bekannten Musikkritikern
führte kurz darauf zu dem Ehrentitel
„Nachwuchskünstlerin des Jahres
2014“.
Von der Moderatorin befragt, was
für ein Gefühl es sei, nach so einem
rauschenden Erfolg in das heimatliche
Ensemble zurückzukehren, sagte Frau
Müller in Bescheidenheit und Natürlichkeit: „Es ist schön, sich sagen zu
können: ‚Ich bin auch wer.‘.“
Sie möchte ihre neu gewonnene
Selbstsicherheit dazu einsetzen, bei
der Probenarbeit vermehrt auch
eigene Interpretationsvorschläge zu
machen.
Helga Schmöger
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VERANSTALTUNGEN
KÜNSTLERGESPRÄCHE
KÜNSTLERGESPRÄCHE
KÜNSTLERGESPRÄCHE
Anita Hartig
wurde in Rumänien geboren. 2006
beendete sie ihr Gesangsstudium
an der Musikakademie Cluj-Napoca
(Klausenburg) und gab ihr Bühnendebüt als Mimì (La bohème) am
dortigen Opernhaus. Sie ist Preisträgerin verschiedener Musikwettbewerbe. An der Wiener Staatsoper,
deren Ensemblemitglied sie bis
2014 war, debütierte sie 2009 mit
der Partie der Musetta (La bohème).
Gastengagements führten die
Sopranistin u.a. an die Opernhäuser von Mailand, London, Brüssel,
Paris, Hamburg und Berlin. Im März
2014 trat sie erstmals an der Metropolitan Opera in New York auf. Als
Mimì dürfen wir sie im Januar im
Nationaltheater erleben.
Samstag, 24. Januar 2015,
19.00 Uhr
Moderation: Gisela Schmöger
Max Emanuel Cencic
steht bereits seit 30 Jahren auf der
Bühne: Aus dem Wiener Sängerknaben wurde einer der gefragtesten
Countertenöre unserer Zeit. Der
gebürtige Kroate tritt an der Wiener
Staatsoper, dem Theater an der Wien,
der Bayerischen Staatsoper und der
Deutschen Oper Berlin ebenso auf
wie am Gran Teatro del Liceu, Théâtre
des Champs-Elysées, La Monnaie sowie bei den internationalen Festivals
in Ludwigsburg, Montpellier, Spoleto
und Halle. Konzertauftritte führten
ihn u.a. in die Carnegie Hall und ins
Concertgebouw.
Am 1. März wird er im Münchner Cuvilliéstheater sein neues Programm
präsentieren, „Rokoko“, mit virtuosen Opernarien von
Johann Adolf Hasse.
Sein umfangreicher CD- und
DVD-Katalog umfasst viele preisgekrönte Produktionen, darunter zwei
ECHO-Klassik.
Sonntag, 1. Februar 2015,
16.00 Uhr
Moderation: Jakobine Kempkens
Petra Lang
studierte Violine und Gesang. Nach
Beendigung des Studiums wurde sie
1989 sofort ans Opernstudio der
Bayerischen Staatsoper in München verpflichtet. Mit Ingrid Bjoner
studierte sie bis 2006. Sie besuchte
Meisterkurse bei Brigitte Fassbaender, Hans Hotter, Dietrich FischerDieskau, Peter Schreier und studierte
ihre Wagner-Partien auch mit Astrid
Varnay ein. Sie singt weltweit mit
allen bedeutenden Orchestern und
Dirigenten und tritt an den großen
Bühnen der Welt auf, in London,
Amsterdam, Chicago, San Francisco,
Wien, Berlin, Mailand und Zürich.
Neben ihren Erfolgen auf den Opernbühnen ist sie eine international
gefragte Konzertsängerin und darüber hinaus auch gesangspädagogisch
tätig. Im diesjährigen Ring können
wir sie als Brünnhilde (Götterdämmerung) erleben.
Mittwoch, 25. März 2015,
19.00 Uhr
Moderation: Dorothea Hußlein
(BR-Klassik)
Alle Veranstaltungen, soweit nicht anders
angegeben:
Münchner Künstlerhaus
am Lenbachplatz
Kasse und Einlass jeweils
½ Std. vor Beginn
Eintritt:
Mitglieder 5,- €; Gäste 8,- €,
bei Veranstaltungen im Festsaal 10,- €
Jahresabo: 30,- €
Schüler und Studenten zahlen die Hälfte.
Stammtisch
im Bräustüberl (1. Stock) des
„Hofbräuhauses“ am Platzl
Sonntag, 22. Februar 2015,
ab 12 Uhr
Für Ihren Kalender:
Am 25. April wird
Ks. Anna Tomowa-Sintow
beim IBS zu Gast sein
Liebe Mitglieder!
Frau Prof. Dr. h.c. Ks. Brigitte Fassbaender, unser Ehrenmitglied, würde sich sehr
freuen, wenn wir IBSler das diesjährige Richard Strauss Festival in Garmisch-Partenkirchen besuchen würden, das vom 20. bis 27. Juni stattfindet. Dies brachte
uns auf die Idee, mal drei Tage dort vor Ort zu sein (mit zwei Übernachtungen)
und Kultur pur zu genießen.
Gedacht ist als Anreisetag Dienstag, der 23.Juni. Um 15.00 Uhr findet der Schauspielspaziergang „Hier lebte Richard Strauss“ statt, abends ein Kammerkonzert.
Am Mittwoch, dem 24. Juni, 10.00 bis 13.00 Uhr: Gesangs-Meisterkurs mit
Ks. Christa Ludwig und Julian Riem, Klavier; abends ein Orchesterkonzert und/
oder ab 22.00 Uhr: Klassik-Kabarett mit Bidla Buh (von Frau Fassbaender eigens
aus Hamburg importiert).
Donnerstag, 25. Juni, um 11.00 Uhr Abschlusskonzert Gesangs-Meisterkurs,
danach Heimfahrt.
Wer hätte Lust mitzukommen?
Anmeldung und Infos (möglichst bald wegen der Kartenbestellung) bei unseren
Künstlergesprächen oder dienstags und donnerstags im IBS-Büro (Tel. 300 37 98).
IBS – Interessenverein des Bayerischen Staatsopernpublikums e. V. – Postfach 10 08 29, 80082 München
Tel. (089) 300 37 98 – Fax (089) 74 16 00 85 – Bürozeiten: Dienstag + Donnerstag von 10-13 Uhr
[email protected] – www.opernfreundemuenchen.de
Bankverbindung: Postbank München IBAN: DE41 7001 0080 0312 0308 00 BIC: PBNKDEFF
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VERANSTALTUNGEN
KULTURZEIT
KULTURZEIT
Mit Leib und Seele
Münchner Rokoko von Asam bis
Günther
Geführt von unserer sehr geschätzten Marion von Schabrowsky,
erwartet uns ein einmaliges Ausstellungserlebnis. Bedeutende Werke
aus Kirchen, Museen und Schlössern haben für diese umfassende
Schau ihren angestammten Platz
verlassen, um gemeinsam präsentiert zu werden. Auf diese Weise
kommen die Besucher den Schöpfungen von herausragenden Künstlern, die zwischen 1720 und 1790 in
München ansässig waren, so nahe
wie nie zuvor.
Mittwoch, 28.Januar 2015,
15.00 Uhr
Treffpunkt: um 14.45 Uhr in der
Kassenhalle der Hypo-Kunsthalle
Leitung: Eva Weimer
Kosten: Eintritt 11,- € (bereits
ermäßigt) plus anteilige Führungsgebühr
Verbindliche Anmeldung im IBSBüro ab 20. Januar, per Mail ab 12.
Januar
nismus, umfasst also das gesamte 19.
Jahrhundert.
Führung: Thomas Krehahn M.A.,
Pianist und Musikwissenschaftler
1. Führung: Mittwoch, 11. Februar
2015, 10.30 Uhr
2. Führung: Mittwoch, 11. Februar
2015, 14.30 Uhr
Treffpunkt: jeweils ¼ Std. vorher in
der Kassenhalle
Kosten: 5,- € (bereits ermäßigt) plus
anteilige Führungsgebühr
Leitung: Eva Weimer
Verbindliche Anmeldung im IBSBüro ab 29. Januar, per E-Mail ab
22. Januar
Die folgende KulturZeit musste im
November 2014 leider kurzfristig abgesagt werden. Wegen des großen Interesses gibt es nun zwei neue Termine:
Vom Klang der Bilder
Musikalische Führung in der
Neuen Pinakothek
Eine Führung in der Neuen Pinakothek unter musikalischem Blickwinkel zu unternehmen, scheint auf
den ersten Blick eine extravagante
Idee zu sein. Doch der Kulturfreund
weiß, dass es kaum Spannenderes
gibt, als Querverbindungen zwischen den Künsten nachzuspüren.
Sei es, dass die Musik im Bild selbst
zum Thema wird oder dass sich die
Ästhetik eines bestimmten Stils gut
auf die Musik der Zeit übertragen
lässt. Neues zu entdecken und Bekanntes aus einer neuen Perspektive zu sehen ist ein sinnliches wie
auch intellektuelles Vergnügen. Der
historische Bogen spannt sich von
der Romantik bis zum Postimpressio-
Die E-Mail-Anmeldungen zu unseren KulturZeit-Veranstaltungen
werden nicht bevorzugt behandelt,
sondern dienen lediglich dazu, das
Bürotelefon am Anmeldetag zu
entlasten.
König-Otto-von-Griechenland-Museum in Ottobrunn
1989 eröffnet, zum Gedenken an
den „etwas unglücklichen bayrischen Prinzen", der aus politischen Gründen 1832 den Thron
des hoffnungsvollen neuen Staates
Griechenland besteigen musste.
Otto lernte Griechenland und die
Griechen zu lieben, obwohl er nie
von ihnen geliebt wurde.
Die erst 1902 entstandene Gemeinde Ottobrunn hat mit viel Liebe und
Mühe dieses Museum ins Leben
gerufen.
Dienstag, 17. März 2015
Treffpunkt: Im Museum, Rathausstr. 3, um 10.30 Uhr
Eintritt frei, um Spenden zum
Erhalt und der Erweiterung des
Museums wird gebeten
Leitung : Jost Voges
Verbindliche Anmeldung im IBS
Büro ab 10. März, per E-Mail
ab 2. März
U5 bis Neuperlach Süd (Endstation), dann mit dem Bus 210 bis
Ottobrunn, Ortsmitte
WANDERUNGEN
Samstag, 17. Januar 2015
Von Stockdorf nach Buchendorf
und zurück nach Stockdorf
Nähere Informationen s. Journal 4
(2014)
Samstag, 14. Februar 2015
Von Oberschleißheim über Ottershausen nach Unterschleißheim
Gehzeit: ca. 3 ½ Stunden
Führung: Helmut Gutjahr
(089) 57 51 13,
Handy 0175-787 60 61
Abfahrt: Marienplatz
S1 Richtung Freising ab 10.00 Uhr
Oberschleißheim
an 10.24 Uhr
Einkehr nach ca. 1 ¾ Stunden in der
Gaststätte „Marienmühle“
Samstag, 21. März 2015
An der schönen grünen Isar entlang
von Bad Tölz über den Kalvarienberg zum Walgerfranz und zurück
Gehzeit: ca. 3 ½ Stunden
Führung: Hiltraud Kühnel
(089) 755 91 49
Abfahrt: Hauptbahnhof
BOB
ab 09.05 Uhr
Bad Tölz
an 09.58 Uhr
Einkehr nach ca. 2 Stunden im
„Forellenhof Walgerfranz“
Anmeldung wegen des BOB-Tickets
bei Frau Kühnel erforderlich
Samstag, 18. April 2015
Von Seefeld über Widdersberg und
Frieding nach Herrsching
Gehzeit: ca. 3 ½ Stunden
Führung: John Cox
(089) 320 23 68
Abfahrt: Marienplatz
S8 Richtung Herrschingab 09.02 Uhr
Seefeld
an 09.50 Uhr
Einkehr nach ca. 2 Stunden im Gasthaus „Zum Queri“ in Frieding
Weitere geplante Termine:
16.5./13.6./18.7./8.8./12.9./17.10./
7.11./12.12./16.1.2016
Jeder Teilnehmer unternimmt die
Wanderungen auf eigene Gefahr.
Eine Haftung für Schäden wird
nicht übernommen.
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ZU GAST BEIM IBS
Verwandt nicht nur im Geiste
A
m 11. Dezember trafen sich
bei großem Publikumsandrang
zum letzten Künstlergespräch
des Jahres Thomas Hampson, Luca
Pisaroni und als Moderatorin
Thomas Hampson
Dorothea Hußlein von BR-Klassik. In
heiter-lockerer Atmosphäre zeigten
Schwiegervater und Schwiegersohn,
dass sie einander nicht nur künstlerisch, sondern auch privat blendend
verstehen.
Anwesend waren auch die Damen
Hampson und Pisaroni, die von den
Zuhörern herzlich begrüßt wurden.
Beide Herren hatten zur gleichen Zeit
in München zu tun. Thomas Hampson
gab einen Liederabend mit Werken
von Richard Strauss, und Luca Pisaroni war von der Bayerischen Staatsoper
verpflichtet worden, in vier Vorstellungen von Mozarts Le nozze di Figaro
die Titelpartie zu singen.
Frage: War jemand in einer der Vorstellungen? Selbstverständlich, IBSler
sind überall!
Für Thomas Hampson war es wichtig festzustellen, dass Luca Pisaroni
kein Schüler von ihm ist. Die beiden
Sänger suchen das ehrliche Gespräch
10
miteinander, kritisieren und beraten
einander und besuchen die jeweiligen
Vorstellungen des anderen, wenn ihr
Terminplan dies zulässt. „Ich singe
einfach besser, wenn Thomas im
Publikum sitzt. Ich habe ihm das nie
gesagt, aber ich versuche auch nach
zwölf Jahren, ihn zu beeindrucken“,
versicherte Luca Pisaroni.
Thomas Hampson wollte nicht viel
über sein Leben erzählen. Man solle
lieber seine kürzlich erschienenen
autobiographischen Notizen mit dem
Titel Liebst Du um Schönheit lesen.
Der Bariton wurde in einer Kleinstadt im Nordwesten Amerikas
geboren. Sein Vater war Ingenieur,
seine Mutter eine große Musikliebhaberin mit schauspielerischem Talent.
Während des Jurastudiums begann
er zu singen. Eine katholische Nonne,
die Gesangslehrerin war, erspürte
seine künstlerische Seele und riet ihm
zu einem Gesangsstudium: „Meine
Stimme hat mich gefunden, ich war
wesentlich begabter als ich dachte.“
Der junge Sänger gewann einige
Wettbewerbe in den USA, kam nach
Deutschland und erhielt ein Engagement in Düsseldorf. Seine weltweit
erfolgreiche Karriere betrachtet er als
ein Gottesgeschenk.
1984 traf der US-amerikanische
Bariton zum ersten Mal die Künstlerpersönlichkeit, die sein Leben
entscheidend geprägt hat: Nikolaus
Harnoncourt. Durch ihn lernte er die
historische Aufführungspraxis kennen
und die Barockmusik schätzen. Die
Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt und dem von ihm gegründeten Concentus Musicus dauert bis
heute an: „Uns verbindet eine herzliche Freundschaft, ich gehöre zum
erweiterten Familienkreis.“
Neben so bedeutenden Dirigenten wie
James Levine, Riccardo Muti und Leonard Bernstein, mit dem er leider nur
kurz arbeiten konnte, ist Wolfgang
Sawallisch für ihn eine tragende Säule
gewesen. Thomas Hampson schätzte
ihn als großartigen Menschen und
Musiker mit einem unfassbar großen
Wissen.
Im Jahre 2003 gab Thomas Hampson
einen Liederabend beim Heidelberger
Frühling. Abgesehen davon, dass jeder
Amerikaner Heidelberg liebt, war
er sofort hellauf begeistert von der
Leidenschaft, mit der dort ein miserabel subventioniertes Musikfestival
durchgeführt wurde. 2006 wurde er
offizieller Mitstreiter und veranstaltete zusammen mit dem Leiter des Heidelberger Frühlings, Torsten Schmidt,
das Symposium „200 Jahre Aus des
Knaben Wunderhorn“.
2011 wurde Thomas Hampson künstlerischer Leiter der Lied Akademie
des Heidelberger Frühlings. Aus über
einhundert Bewerbern wählt er jedes
Jahr acht junge, bereits voll ausgebildete Sänger oder noch Studierende
aus, um ihnen die Kunst des Liedgesangs, bestehend aus Dichtung und
Musik, nahezubringen.
Sänger müssen nicht nur Noten lesen
können, sondern lernen, in inhaltlichen Zusammenhängen zu denken,
so sein Credo. Die Stimme soll ein
Ausdruck des Gedankens sein. Seine
Luca Pisaroni
ZU GAST BEIM IBS
pädagogische Tätigkeit – er nimmt
Gastprofessuren in den USA, in Berlin
und an der wunderbaren Hochschule
in Karlsruhe wahr – erfüllt ihn mit
tiefer Freude, auch wenn sie durch
seinen vollen Auftrittskalender begrenzt sein muss. 2013 wurde Thomas
Hampson zum Honorarprofessor der
Universität Heidelberg ernannt.
Luca Pisaroni wurde 1975 in Ciudad Bolívar, Venezuela, geboren. Er
wuchs in Busseto auf, wo Verdis Geist
überall zu spüren ist. Mit neun Jahren
begann er Oper zu hören und mit
elf Jahren wusste er, dass er Opernsänger werden wollte. Im Fernsehen
lief ein Fußball-Werbespot, in dem
Luciano Pavarotti Nessun dorma sang.
Das war die Initialzündung. Von nun
an lernte der Knabe alle Tenorarien
auswendig, denn er wollte selbstverständlich als Tenor auf der Opernbühne stehen. Die Natur beschenkte
ihn mit einer anderen Stimmlage,
was er ihr bis heute verübelt. „Ich bin
ein Tenor, der eingeschlossen ist im
Körper eines Bassbaritons“, seufzt er
augenzwinkernd.
Ausgebildet in Mailand, Buenos Aires
und New York, reifte er zum weltweit
bekannten Mozart-Sänger. Als Figaro
debütierte er 2001 in Klagenfurt.
Seitdem hat er diese Partie ungefähr
150mal gesungen, in 14 verschiedenen Produktionen. „Der Zauber der
Opern Mozarts liegt für mich darin,
dass ich bei jeder Vorstellung etwas
finde, das neu für mich ist, das ich
ausgestalten kann. Einen Ton, den ich
anders singen kann, eine Phrasierung,
die ich anders anlegen kann. Genau
deswegen liebe ich Mozart so und
fühle mich ihm so nahe.“
Noch während seines Studiums am
Konservatorium in Mailand nahm
Luca Pisaroni an einem Vorsingen für
Nikolaus Harnoncourt in Zürich teil.
„Ich fing an, Madamina, il catalogo è
questo zu singen, und er sagte: ‚Nein,
nein, nein. Hören Sie sich Platten von
Frank Sinatra an?‘ – Und ich sagte:
‚Wie bitte?‘ – Und er sagte: ‚Machen
Sie sich locker!‘ Ich konnte es kaum
fassen. Die Probe mit ihm an diesem
Tag war eine Erfahrung, die mein
Leben verändert hat.“ Harnoncourt
bot ihm die Rolle des Masetto bei
den Salzburger Festspielen 2002 an.
Thomas Hampson, dessen CDs er
alle kannte, sang den Don Giovanni,
Ildebrando D'Arcangelo den Leporello,
Anna Netrebko die Donna Anna und
Magdalena Kožená die Zerlina. Regie
führte Martin Kušej.
Weihnachten wird die Familie Hampson/Pisaroni in New York verbringen.
Thomas Hampson muss sich auf die
vier Bösewichte in Les Contes d‘Hoffmann an der Met vorbereiten. Die
Vorstellung am 31. Januar wird live
in ausgewählten Kinos übertragen.
Luca Pisaroni hat neun Tage frei und
wird ihm bei seinen Vorbereitungen
zusehen.
Opern, auf die sich der Bassbariton
derzeit vorbereitet, sind Anna Bolena
(in Zürich und Wien). Daneben möchte er sich das französische Repertoire
erarbeiten und wird erstmals den Mé-
Angeregt durch eine Frage aus dem
Publikum, rief Thomas Hampson uns
als Deutsche leidenschaftlich dazu
auf, unsere reichen kulturellen Schätze nicht zu vergessen. In vielen
Ein starkes Team
phistophélès in Gounods Faust singen.
Auf dem Programm stehen ferner
I puritani und La sonnambula sowie die
Rückkehr zu einer Lieblingsrolle in
Rossinis Maometto II.
In Planung ist auch eine konzertante
Aufführung von Le nozze di Figaro
in Baden-Baden. Thomas Hampson
wird der Graf sein, Luca Pisaroni der
Figaro: „Ich sage jetzt etwas, was
überhaupt nicht politisch korrekt ist:
Endlich bekomme ich einen Grafen,
der genauso groß ist wie ich. Die Oper
wird in Teamarbeit entstehen. Das
wird lustig. Ich freue mich sehr darauf
und bin froh, dass Thomas mitmacht.“
Ländern der Welt, auch in den Verei
nigten Staaten, wird die Förderung
der Kultur katastrophal vernachlässigt. Die musikalische Ausbildung
- und darin steckt das Wort Bildung,
welches nicht übersetzbar ist – muss
seiner Meinung nach bereits in der
Schule beginnen. Musik ist dazu da,
unser Leben zu bereichern und dafür
müssen wir alle uns einsetzen.
Wir bedanken uns bei den beiden
Künstlern für ein heiteres, aber auch
zum Nachdenken anregendes Gespräch und bei Frau Hußlein für die
klugen Fragen.
Hiltraud Kühnel
11
OPERNBESPRECHUNG
Zweimal Rigoletto
A
uch der Opernbetrieb kennt
Wellenbewegungen. Nach
längerer Ebbe gibt es plötzlich
an mehreren Häusern Neuinszenierungen ein und desselben Werkes.
Verdis Rigoletto ist in dieser Saison am
Salzburger Landestheater wie auch
am Theater Regensburg gestartet, und
auch an der Wiener Staatsoper gab es
eine Premiere. Salzburg und auch Regensburg brachten das Melodramma
in der Regie „starker“ Frauen heraus.
Amélie Niermeyer führte in Salzburg
Regie, Ks. Brigitte Fassbaender in
Regensburg (diese Aufführung werden
wir uns im März ansehen).
Die Inszenierung Amélie Niermeyers
geht im ersten Bild wirklich unter
die Haut. Nicht nur die Hofdamen
schmeißen sich dem gelangweilten Herzog an die Brust, auch Ballett-Mädchen und Knaben haben dem
Herzog zu Willen zu sein. Schnell wird
klar, welch ein Wüstling dieser im
Stile Mussolinis gewandete Herzog
ist. Niermeyer bietet eine stringente
Personenregie, was man von ihr auch
erwartet, und baut eine große Spannung auf, die zur Beklemmung wird.
Das war weitaus aufregender als das,
was die Wiener Staatsoper bot.
Der Mittelpunkt dieser Inszenierung ist jedoch Gilda, eindrucksvoll
gestaltet von der großartig spielenden
und traumhaft schön singenden Eri
Nakamura. Ihre große Arie wird zum
Spiegelbild der Seele, sie ist in Salzburg der Star.
Die Kollegen können da nicht ganz
mithalten. Rame Lahaj ist ein schmucker Duca mit eleganter Stimme,
ansprechender Höhe und guter Diktion. Den Rigoletto singt ausdruckstark und im besten Sinne routiniert
Ivan Inverardi. Den Sparafucile gibt
mit schönem Bass Alexey Birkus
und Tamara Gura setzt die sehr sexy
angelegte Liebesdienerin Maddalena
optisch wie stimmlich sehr gut um.
Zwei anrührende Momente seien
noch erwähnt: Im berühmten Quartett vor dem Sturm führt Niermeyer
die Protagonisten ganz nahe zusam12
Rigoletto am Salzburger Landestheater
Ivan Iverardi, Eri Nakamura, Rame Lahaj und Tamara Gura
men und zeigt, wie eng diese Schicksale miteinander verwoben sind. Auch
der Schluss ist bewegend. Gilda ist
tot, doch Rigoletto sieht sie als Engel
erscheinen und ist sich seiner großen
Schuld bewusst.
Die musikalische Leitung lag in den
Händen von Adrian Kelly; Alexander
Müller-Elmau hatte im Bühnenbild als
Coup einen Lift eingebaut.
An der Oper Leipzig hatte Anthony
Pilavachi Rigoletto inszeniert und die
Quartettszene ähnlich angelegt. Was
mich dort sehr beeindruckt hat, war
das Drei-Ebenen-Bühnenbild von Tatjana Ivschina: Oben wohnt der Herzog; darunter verläuft die Straße, in
der Rigoletto und Sparafucile einander begegnen, darunter befindet sich
die ärmliche Behausung Rigolettos
und Gildas. Leipzig hatte an diesem
Wochenende noch zwei weitere sehr
gute Inszenierungen zu bieten: Igor
Strawinskys The Rake's Progress in der
aktuellen Inszenierung von Damiano
Michieletto, mit zwei hervorragenden
Protagonisten: Sergey Pisarev als Tom
Rakewell und Tuomas Pursio als Nick
Shadow.
Den Höhepunkt, aus meiner Sicht,
bildete jedoch eine ganz wunderbare
Frau ohne Schatten. Ulf Schirmer bot
mit dem Gewandhausorchester eine
ganz starke Leistung. Dazu die vielschichtige Inszenierung von Balázs
Kovalik und die opulenten, phantasievollen Bühnenbilder von Heike Scheele. Damit könnte man mehrere Opern
bestücken. Nur auf das letzte Bild
hätte ich verzichten können. Beim
Chor der Ungeborenen werden eine
Unmenge Kinderwagen auf die Bühne
geschoben. Das ist zwar logisch, aber
höchst lächerlich.
Alle Partien waren hervorragend
besetzt. Leipzig ist neben München sicher eines der wenigen Opernhäuser,
die sich dieses Mammutstück überhaupt leisten können bzw. wollen.
Wir haben viele bekannte Gesichter
gesehen, auch von den IBS-Abenden
her. Den Kaiser sang Burkhard Fritz,
die Kaiserin Simone Schneider (als
Kaiserin Sisi gewandet), die Amme
Karin Lovelius, den Barak Thomas J.
Mayer und Baraks Frau, die Färberin,
war Jennifer Wilson, unsere Münchner Turandot.
Monika Beyerle-Scheller
DIGITALRADIO
DAB+
Was kommt da auf uns zu?
E
s rauscht im Augenblick mal
wieder durch alle Kanäle: DAB,
DAB, DAB!!! Wir werden uns
wohl damit abfinden müssen, dass in
Out: Opas Dampfradio
Zukunft das digitale Radio Einzug in
unsere Wohnungen halten wird.
Unser Telefon ist digital, unser Fernsehen ist auch schon digital, unsere
Fotoapparate plus Bildverarbeitung
arbeiten digital, unser iPad ist digital,
ganz Fortgeschrittene haben bereits
ihren gesamten Haushalt digitalisiert.
Also warum nicht auch das Radio?
Und es wird ja nicht nur BR-Klassik
digitalisiert, über kurz oder lang wird
dies alle Frequenzbereiche betreffen.
Es werden keine Analog-Digital-Parallelwelten entstehen.
Also sollten wir uns damit auseinandersetzen und uns fragen: Was
kommt da auf uns zu?
Derzeit müssen wir zwischen drei
verschiedenen Arten von „Radio“
unterscheiden:
- analoges UKW-Radio: das, was die
meisten im Augenblick haben, das,
was überquillt
- digitales Radio: das, worum es hier
geht, das „Radio der Zukunft“
- Internetradio: das, was man über
den PC, das Tablet, also das Internet,
weltweit empfangen kann.
Konzentrieren wir uns aufs digitale
Radio, DAB und DAB+.
Unter digitalem Radio (DAB bzw
DAB+) versteht man eine Übertragung von Radioprogrammen in
digitaler Form, im Gegensatz zum
traditionellen Frequenz-Sendeverfahren (z.B. UKW). Der Vorzug dieses
neuen Übertragungsstandards: Bei
gleicher Übertragungsbreite können
wesentlich mehr Informationen in
hoher Qualität übertragen werden,
die Inhalte werden ausführlicher und
vielfältiger.
DAB (Digital Audio Broadcasting) und
DAB+ sind für den Radioempfang
in Europa entwickelt worden. Die
Programme können wie bisher über
terrestrische Antenne, Spiegelantennen und Kabelanschluss empfangen
werden, hier ändert sich also nichts.
Bei den Empfangsgeräten, den Radioapparaten, sieht das etwas anders aus.
Man hat zwei Möglichkeiten:
1. Ich behalte mein Radiogerät.
In diesem Fall muss ich zwischen
Antenne und meinem Radioapparat
einen digitalen Adapter schalten.
Diese Adapter werden im Fachhandel
bereits in unterschiedlichster Form
und zu unterschiedlichsten Preisen
angeboten. Sie sind ganz einfach
anzuschließen und kein Teufelswerk.
Und damit bleibt (fast) alles beim Alten. Solche Adapter werden diejenigen
von Ihnen vom Fernsehen kennen, die
noch über eine Dachantenne (terrestrische Antenne) die Programme
empfangen.
2. Ich stelle um.
Dazu muss ich mir ein digitales Empfangsgerät kaufen. Auch diese sind
im Fachhandel und bei den Elektromärkten reichlich zu bekommen. Da
entscheiden dann Geschmack und
Geldbeutel.
Ich muss mich nun daran gewöhnen,
dass ich in meiner Wohnung möglicherweise über zwei verschiedene
Empfangsverfahren verfüge und
eventuell gewisse Sender nur auf
dem einen Radio und andere nur auf
dem anderen Radio hören kann. Es
sei denn, ich entsorge mein analoges
Radiogerät, wende mich ganz der Zukunft zu und werde komplett digital.
Der BR plant die Umstellung von
BR-Klassik für das Jahre 2018. In Europa wird das Jahr 2025 angepeilt. Da
hier auch Politik und Investoren die
In: Digitalradio
Hände mit im Spiel haben, muss man
diese Zeithorizonte vielleicht nicht so
ganz ernst nehmen. Aber auseinandersetzen sollte man sich mit dem
Digitalradio schon.
Irgendwann wird man die Entscheidung pro digital fällen müssen, und je
eher man damit anfängt, desto mehr
Zeit hat man für seine individuelle,
richtige Entscheidung.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der
Suche.
Jost Voges
Nachtrag zum IBS-Journal 4 (2014)
Erinnerungen an Lucia Popp, S. 13:
Amüsant, aber nicht richtig: Die
Rosenkavalier-Produktion der Bayerischen Staatsoper wurde nicht zuerst
1976 an der Mailänder Scala erprobt,
sondern erlebte ihre Premiere bereits
1972 im Münchner Nationaltheater.
„Der Quelle ungeprüft vertraut und
schon hab ich auf Sand gebaut.“
Helmut Gutjahr
13
ADVENTSFEIER
Äpfel, Nuss und Mandelkern
A
m 6. Dezember fanden sich im
weihnachtlich geschmückten
Münchner Zimmer des „Hofbräuhauses“ am Platzl die Mitglieder
des IBS zur traditionellen Adventsfeier ein.
Jost Voges eröffnete das gemütliche
Beisammensein mit einem kurzen
Rückblick auf das zu Ende gehende
(Strauss-)Jahr und dankte im Namen des Vorstandes den fleißigen
Helferinnen und Helfern, die, oft im
Hintergrund wirkend, dafür gesorgt haben, dass alles reibungslos
funktionierte und 2014 für den IBS
erfolgreich war. Sein Dank galt auch
den Spendern, die dazu beigetragen
haben, dass viele Veranstaltungen
durchgeführt werden konnten.
Nachdem sich alle Anwesenden mit
kalten oder warmen Speisen und Getränken des „Hofbräuhauses“gestärkt
hatten, wurden Papier und Stifte
ausgepackt und Rateteams gebildet.
Eine besondere Überraschung gelang
Jakobine Kempkens mit einem fein
ausgeklügelten Musik-Quiz. 21 Fragen sollten beantwortet werden; das
Spektrum erstreckte sich von Donizettis Requiem über Friedrich Silchers
Loreley und Giacomo Meyerbeers L’Africaine bis hin zu Alma Mahler-Werfels
Bei dir ist es traut. So manche harte
Nuss war da zu knacken, und die
Köpfe rauchten.
Der 1. Preis, ein Gutschein für das
Gärtnerplatztheater, ging an das Ehepaar Vorbrugg und Frau Göbel, der 2.
Preis, der Don-Giovanni-Wein Marzemino, an Gisela Schmöger und Martina Bogner. Frau Ritz, Frau Kühnel
und Frau Yelmer freuten sich über den
3. Preis, Sommerhonig aus der Imkerei der Bayerischen Staatsoper.
Anschließend verkauften Herr Voges
und Herr Köhle Lose. Mit nur 1,- €
konnte man jede Menge Musik (CDs
und DVDs) und leckere selbst gemachte Marmelade gewinnen. Wer leer
ausging, den tröstete seine Niete mit
der Aufschrift: „Dabeisein ist alles!“
oder mit „Das nächste Mal klappt’s
sicher!“
14
Der Abend klang aus mit heiteren
und auch ein wenig nachdenklichen
Geschichten und Gedichten. Helmut
Gutjahr trug in gewohnt gekonnter
Weise Ludwig Thomas Münchner
im Himmel vor, anschließend unter
großem Applaus Gedichte des Musik-
kabarettisten Sigi Popp in bairischer
Mundart, darunter eine Parodie auf
Goethes Erlkönig.
Mit guten Wünschen zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahr verabschiedete man sich voneinander.
Bis zum nächsten Mal!
Auf der Adventsfeier des IBS trifft man in gemütlicher Runde Freunde und Bekannte und
lernt auch neue Opernfreunde kennen
Auch in diesem Jahr war die Tombola die große Attraktion.
Für nur 1 Euro pro Los winkten CDs und DVDs von großen Opernereignissen als Gewinne –
und selbst eingemachte Marmelade
GEDENKTAGE
Herzliche Glückwünsche
Peter Konwitschny zum70. Geburtstag am 21. Januar
Michael Schade zum 50. Geburtstag am 23. Januar
Wolfgang Schöne zum 75. Geburtstag am 9. Februar
Paata Burchuladze zum 60. Geburtstag am 12. Februar
George Alexander Albrecht zum 80. Geburtstag am 15. Februar
Hans-Joachim Ketelsen zum 70. Geburtstag am 17. Februar
Christoph Eschenbach zum75. Geburtstag am 20. Februar
Heinz Zednik zum 75. Geburtstag am 21. Februar
John Bröcheler zum 70. Geburtstag am 21. Februar
Lisbeth Balslev zum 70. Geburtstag am 21. Februar
Jesús López Cobos zum 75. Geburtstag am 25. Februar
Mirella Freni zum 80. Geburtstag am 27. Februar
Walter Haupt zum 80. Geburtstag am 28. Februar
Markus Stenz zum 50. Geburtstag am 28. Februar
Adolf Dallapozza zum 75. Geburtstag am 14. März
Teresa Berganza zum 80. Geburtstag am 16. März
Helena Jungwirth zum 70. Geburtstag am 21. März
Pierre Boulez zum 90. Geburtstag am 26. März
In memoriam
Eduard Künneke: 130. Geburtstag am 27. Januar
Boris Blacher: 40. Todestag am 30. Januar
Martti Talvela: 80. Geburtstag am 4. Februar
Alban Berg: 130. Geburtstag am 9. Februar
Émil Waldteufel: 100. Todestag am 12. Februar
Marcello Viotti: 10. Todestag am 16. Februar
Luigi Dallapiccola: 40. Todestag am 19. Februar
Josef Metternich: 10. Todestag am 21. Februar
Kurt Weill: 115. Geburtstag am 2. März
Lorin Maazel: 85. Geburtstag am 6. März
Eugene Ormandy: 30. Todestag am 12. März
Fritz Busch: 125. Geburtstag am 13. März
Hugo Wolf: 155. Geburtstag am 13. März
Heinrich Sutermeister: 20. Todestag am 16. März
Gary Bertini: 10. Todestag am 17. März
Beniamino Gigli: 125. Geburtstag am 20. März
Lauritz Melchior: 125. Geburtstag am 20. März
Swjatoslaw Richter: 100. Geburtstag am 20. März
Wolfgang Wagner: 5. Todestag am 21. März
Georg Friedrich Händel: 330. Geburtstag am 23. März
George London: 30. Todestag am 24. März
André Cluytens: 110. Geburtstag am 26. März
Johann Sebastian Bach: 330. Geburtstag am 31. März
Kieth Engen: 90. Geburtstag am 5. April
Mark Lothar: 30. Todestag am 6. April
Wir trauern um
die Sopranistinnen Rita Shane, verstorben am 9. Oktober, und Anita
Cerquetti, verstorben am 11. Oktober, den Dirigenten Hans Wallat,
verstorben am 11. Dezember 2014, die Mezzosopranistin Jelena
Obraszowa, verstorben am 12. Januar 2015, sowie unser langjähriges Mitglied Ilse Sauer, verstorben am 7. Dezember 2014.
Wir gratulieren
der Bayerischen Staatsoper zum Opernhaus des Jahres, Kirill Petrenko zum Dirigenten des Jahres, Michael Volle zum Sänger des Jahres
und Hanna-Elisabeth Müller zur Nachwuchskünstlerin des Jahres
2014; Ivy Amista zum Konstanze Vernon Preis, Evelyn Herlitzius
zum Theaterpreis „Der Faust“, der stellvertretenden Ballettdirektorin
beim Bayerischen Staatsballett, Bettina Wagner-Bergelt, zur Verleihung des Ordens „Chevalier de l`ordre des arts et des lettres“, dem
Countertenor Philippe Jaroussky zum Händelpreis 2015 der Stadt
Halle, dem Komponisten, Dirigenten und Regisseur Walter Haupt
zum Bayerischen Verdienstorden, unserem Ehrenmitglied Edita
Gruberova zum Preis der Kulturstiftung Dortmund als Anerkennung
für ihr Lebenswerk und dem Bariton Wolfgang Koch zum Ehrentitel
„Bayerischer Kammersänger“.
Reisen mit IBS-Freunden
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31. Januar
Innsbruck
Der Rosenkavalier (R. Strauss); Inszenierung Ks. Heinz Zednik; Beginn 18.00 Uhr; Busfahrt ohne Über-
nachtung; Kosten: 105,- € für Busfahrt, gute Eintrittskarte und Spesen
16. bis18. Febr. Basel
Daphne (R. Strauss); Dirigent Tomáš Hanus; Inszenierung Christof Loy; mit Thorsten Grümbel (Peneios), Hanna Schwarz (Gaea), Agneta Eichenholz (Daphne), Rolf Romei (Leukippos),
Marco Jentzsch (Apollo)
1. März
Landshut
Der Bettelstudent (Millöcker); Beginn 16.00 Uhr
8. März Nürnberg Tristan und Isolde (Wagner); Beginn 15.30 Uhr; Dirigent Peter Tilling; Inszenierung Monique
Wagemakers
22. März
Regensburg
Rigoletto (Verdi); Beginn 15.00 Uhr; Inszenierung Ks. Brigitte Fassbaender
12. April. Nürnberg
Król Roger (Szymanowski); Beginn 15.30 Uhr
26. April Salzburg
Anatol (Schnitzler); Beginn 15.00 Uhr
26. April
Augsburg
La finta giardiniera (Mozart); Beginn 15.00 Uhr
3. Mai Ulm Médée (Cherubini); Inszenierung Igor Folwill
14. bis 18. Mai Linz
Siegfried und Götterdämmerung (Wagner); Bahnfahrt, 4 Übernachtungen mit Frühstück.
Opern- und Kulturreisen Monika Beyerle-Scheller
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MÜNCHNER STRASSENNAMEN
Nach Opernsängern benannt V
I
m Stadtteil Englschalking sind
drei Straßen nach Opernsängern
benannt. Unweit vom S-Bahnhof
befindet sich die Brodersenstraße.
Westlich schließt sich unmittelbar die
Schnorr-von-Carolsfeld-Straße an.
Nördlich davon stößt man auf den
Karl-Erb-Weg.
Ludwig Schnorr von Carolsfeld
(1836–1865), Sohn des berühmten
Malers Julius Schnorr von Carolsfeld,
war als Maler ebenfalls sehr begabt.
Sein beruflicher Werdegang verlief
jedoch anders. Während er Schüler der
Kreuzschule und Gast im Dresdner
Kreuzchor war, erwachte in ihm eine
Begeisterung für die Gesangskunst,
die ihn nicht mehr losließ.
Nach einem kurzen Studium am
Konservatorium in Leipzig wurde der
Tenor von Eduard Devrient, Schauspieler, Bassbariton und Intendant
des Hoftheaters Karlsruhe, für die
Bühne vorbereitet. 1858 erhielt er
dort einen Zweijahresvertrag und
feierte bald seinen ersten großen Erfolg in der Titelrolle von Meyerbeers
Robert le diable.
1860 wurde der Künstler als Erster
Tenor an die Hofoper von Dresden
verpflichtet. Anfangs kam der Münchner in den Wagner-Partien, die zu seinen Lieblingsrollen zählten, nicht immer zum Zuge, da er einen mächtigen
Konkurrenten hatte, den berühmten
Joseph Tichatschek. So wich der „Wiggerl“ auf Gastspiele aus. Sein Auftritt
in Karlsruhe als Lohengrin sollte
schicksalsbestimmend sein. Denn im
Publikum saß Richard Wagner, der
tief beeindruckt war von der Gesangsdarbietung. Die Folgen kennen
wir: Richard Wagner fand „seinen“
Tristan. Und die Isolde wurde auch
gleich mitgeliefert. Die ausgezeichnete dramatische Sopranistin Malvina
Garrigues, die Ludwig Schnorr von
16
IBS Journal: Zeitschrift des Interessenvereins des Bayerischen
Staatsopernpublikums e. V., Postfach 10 08 29, 80082 München
Carolsfeld am
Postvertriebsstück, Deutsche Post AG, Entgelt bezahlt, B 9907
Karlsruher Hoftheater kennen- und
lieben gelernt
hatte und die er
1860 heiratete,
stand als Isolde bei
der Uraufführung
des Tristan am 10.
Juni 1865 in der
Münchner Hofoper
an seiner Seite.
pran im Kirchenchor. Nach der Schule
Nach drei weiteren Aufführungen des
arbeitete er zunächst als BürogehilTristan starb Ludwig Schnorr von Cafe, dann als Kassierer der Gas- und
rolsfeld völlig unerwartet in Dresden
Wasserwerke in seiner Heimatstadt
an Herzversagen.
Ravensburg. Bei einem Auftritt als
Friedrich Brodersen (1873–1926) ab- Chorsänger im Jahr 1907 wurde der
Tenor vom Intendanten der Stuttgarsolvierte zunächst ein Studium an der
ter Hofoper entdeckt. Noch im selben
Baugewerbeschule in Stuttgart, um
Jahr entschloss sich der dreißigjähArchitekt zu werden. Gleichzeitig ließ
rige Autodidakt Sänger zu werden,
der Bariton seine Stimme ausbilden.
und debütierte als Evangelimann in
Die hübsche, aber kleine Stimme entder gleichnamigen Oper von Wilhelm
wickelte sich nach und nach zu einem
prächtigen Material. Ein Vorsingen im Kienzl.
Im Jahr 1912 folgte der Sänger einem
Jahr 1900 am Stadttheater Nürnberg
Ruf des Dirigenten Bruno Walter und
führte sofort zu einem Engagement.
ging an das Hof- und NationaltheaDrei Jahre später wurde der Sänger
ter in München, wo er seine größten
Mitglied der Münchner Hofoper,
Erfolge erlebte. Zweifellos ein Höder er lebenslang treu blieb. Der in
hepunkt seiner Laufbahn war die
München sehr beliebte Künstler
Titelpartie bei der Uraufführung des
wirkte an mehreren Uraufführungen
Palestrina von Hans Pfitzner.
mit, zum Beispiel in den Opern Le
donne curiose und Susannens Geheimnis Von 1925 bis 1930 gastierte der Ravensburger, der sich in der Rolle des
von Wolf-Ferrari, sowie als Morone
Belmonte in Mozarts Entführung aus
in Palestrina von Hans Pfitzner. Zu
dem Serail gleichermaßen zu Hauseinen Paraderollen gehörten der
se fühlte wie als Parsifal, häufig an
Rigoletto, Wolfram im Tannhäuser,
bedeutenden europäischen MusiktemMarcello in La bohème, Eugen Onegin,
peln wie Covent Garden, Mailänder
der Zar in Zar und Zimmermann sowie
Scala oder in Salzburg bei den Festder Sebastiano in Eugen D'Alberts
spielen.
Tiefland. Später trat der Bariton als
Nach einem Unfall auf der Bühne
Konzertsänger, vornehmlich als
nahm Karl Erb 1930 in einer von WilLiedinterpret, auf und feierte großhelm Furtwängler geleiteten Auffühartige Erfolge. Auch die leichte Muse
rung des Fidelio als Florestan seinen
beherrschte der Künstler. Unter dem
Abschied von den Brettern, die die
Pseudonym Friedrich Brode brachte
Welt bedeuten. Danach war er äußerst
er in den zwanziger Jahren Unterhalerfolgreich als Konzert- und Liedertungsmusik auf Schallplatte heraus.
sänger unterwegs. Auch jenseits des
siebzigsten Lebensjahres behielt seine
Karl Erb (1877–1958) wuchs in sehr
Stimme seine jugendliche Schönheit
ärmlichen Verhältnissen auf. Ein ersund Frische.
tes Honorar verdiente sich der Knabe
Helmut Gutjahr
mit dem wunderschönen, hellen So-