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Jedermann – das Spiel vom Sterben des reichen Mannes
von Hugo von Hofmannsthal
Hofmannsthals Jedermann verkörpert das Idealbild eines überaus reichen Mannes, der glaubt,
sich jeden Wunsch mit Geld oder Macht erfüllen zu können. In diesem Bewusstsein lebt er
sein Leben ohne Rücksicht auf seine Mitmenschen, ohne Mitleid, ohne Liebe. Alle Hilfe, um
die man ihn bittet, muss mit gleicher Münze zurückgezahlt werden. Bei einem Bankett an
der Seite seiner Buhlschaft hört er die Totenglocken und den Tod, seinen Namen rufen. Der
Tod fordert Jedermann auf, ihm zu folgen. Die Gäste ergreifen die Flucht. Der Tod gewährt
jedoch Jedermann eine kurze Frist, um einen Fürsprecher für sich zu gewinnen, der ihn auf
seinem letzten Weg begleiten soll. Aber niemand will mit ihm gehen, auch seine Buhlschaft
nicht, auch nicht sein Reichtum, verkörpert in der allegorischen Figur des Mammon. Einzig
die kraftlose Figur seiner guten Werke ist bereit ihn zu begleiten. Da erkennt Jedermann sein
verfehltes Leben, und vom Glauben bestärkt tut er Buße. Seine Seele, die der Teufel schon für
sich verbucht hatte, ist gerettet.
Der Erfolg dieses Stückes liegt in der Allgemeingültigkeit des Inhalts, der betroffen und
nachdenklich macht und existentielle Fragen an jeden Menschen stellt. Das Stück wurde am
1. Dezember 1911 in Berlin uraufgeführt, und seit 1920 steht die Aufführung auf dem Domplatz
alljährlich auf dem Spielplan der Salzburger Festspiele.
Wohl kaum ein deutschsprachiges Theaterstück wurde an so vielen Orten und in so verschiedenen Fassungen aufgeführt wie der „Jedermann“.
Die Produktion des „Kölner Jedermann“ unter der Regie von Stefan Krause verlässt ganz
gezielt die im Mysterienspiel früher üblichen charakterlichen Personifikationen und die allegorische Handlung im Rahmen des christlichen Weltgefüges, vor dem sich der Mensch – eben
„Jedermann“ – verantworten muss. Die Figuren werden nicht eindimensional und plakativ
verkörpert, sie sind nicht mehr nur Symbol oder Metapher. Damit wird die zeitlose Allegorie in
die heutige Realität unserer modernen Welt versetzt: „Jedermann“, der mit seinem Reichtum
seinen Mehrwert steigern will, indem er bei der den Markt bestimmenden Zielgruppe zu
punkten versucht, umgibt sich mit Schönheit und Jugend. Er glaubt, so sein Leben nicht
nur in vollen Zügen zu genießen, sondern auch verlängern zu können. Seine neue Liebe, die
„Buhlschaft“, kann gar nicht jung genug sein. Nur so glaubt er sich erfolgreich, glücklich und
lebendig. Er will jedes Vergnügen und allen Genuss und zwar sofort, denn für ihn gibt es nichts,
was man mit Geld nicht kaufen kann – bis er sich mit dem unerwarteten Tod konfrontiert sieht,
der ihn vor seinen Schöpfer führen will. Da stellt er fest, dass er diesen Weg ganz alleine gehen
muss, keiner will ihn begleiten. Da helfen weder Geld noch Versprechen und Beteuerungen.
Allein sein Glaube und seine guten Taten könnten ihm helfen, wenn es heißt: Himmel oder
Hölle.
Das „Theater im Tunnel“ in Erpel bietet dem „Jedermann“ eine dem genialen Schauspiel
adäquate Atmosphäre. In dem geheimnisvoll wirkenden Raum wird jede Ablenkung vermieden
und die ganze Konzentration auf den Inhalt des Theaterstücks gelenkt, was durch die sehr
spezielle Akustik noch verstärkt wird. Die Besonderheit des von Geschichte und dramatischen
Schicksalen geprägten Ortes zieht die Besucher des Tunnels immer wieder in seinen Bann und
verspricht auch mit dem „Jedermann“ ein spannendes Theatererlebnis.
Die Temperatur im Tunnel beträgt permanent ca. 13 Grad.
Deshalb wird warme Kleidung empfohlen.