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Den Weg des Zuges anhand von Augenzeugenberichten nachgezeichnet - Adelsheim / Osterburken / Seckach - Neckar-Odenwald - Region ...
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DAS NACHRICHTENPORTAL
IM RÖMERMUSEUM:
Vortrag von Arno Huth zum Thema „Zwischen allen Fronten – Die Befreiung der KZ-Häftlinge
des Krankenzuges in Adelsheim/Osterburken vor 70 Jahren“
Den Weg des Zuges anhand von
Augenzeugenberichten nachgezeichnet
Von Dr. Jörg Scheuerbrandt
OSTERBURKEN. Als die amerikanische Armee in der letzten Märzwoche 1945 zwischen Mainz und Mannheim
über den Rhein setzte, näherte sie sich auch den Konzentrationslagern am Neckar.
Da die Nazis keinen Häftling in die Hände der Alliierten fallenlassen wollten, sollten die Lager geräumt und die
Gefangenen nach Dachau gebracht werden. Zu Fuß wurden sie nach Osten getrieben - die "Todesmärsche"
begannen.
Rund 800 der insgesamt mehr als 3000 Häftlinge aus den Lagern in Neckargerach und Neckarelz waren
durch Zwangsarbeit und Mangelernährung zu schwach für den Fußmarsch und sollten per Bahn nach Osten
transportiert werden. Dieser Krankenzug kam nie in Dachau an, sondern wurde in Osterburken von den
Amerikanern befreit.
Mehr als 140 Besucher
Genau 70 Jahre später hatten die Stadt Osterburken und der Verein "KZ-Gedenkstätte Neckarelz" zu einer
Vortragsveranstaltung eingeladen. Nach der Begrüßung von Bürgermeister Jürgen Galm zeichnete Arno Huth
in einem bewegenden Vortrag den Weg des Zuges anhand von Augenzeugenberichten nach.
Mehr als 140 Besucher im Marc-Aurel-Saal des Römermuseums Osterburken zeigten das große Interesse
der Osterburkener an dem Thema.
Am 29. März 1945, Gründonnerstag, fuhr der Zug aus meist offenen Waggons mit den Gefangenen die
heutige S-Bahnlinie in Richtung Osterburken. Luftangriffe erzwangen einen Halt in einem Tunnel bei
Oberschefflenz.
Nach Berichten der Häftlinge stand auf dem zweiten Gleis ein Lazarett-Zug mit verwundeten deutschen
Soldaten. Nur dies hinderte die SS-Wachmannschaft daran, den Häftlingszug im Tunnel mit Hilfe des Benzins
aus einem mitgeführten Tankwagen zu verbrennen.
Da die Weiterfahrt nach Osten wegen Schäden am Tunnelausgang nicht möglich war, kehrte der Zug
langsam zurück nach Neckarelz. Von hier aus erreichte er über Bad Friedrichshall und Möckmühl nach
insgesamt zweitägiger Fahrt den Bahnhof von Osterburken. Es war der Morgen des 31. März, Karsamstag.
Zug stand auf freiem Feld
Mittlerweile war die VII. amerikanische Armee von der Rheinebene schnell durch den Odenwald in Richtung
Würzburg vorgestoßen. Die Lage entlang der Bahnstrecke in Richtung Taubertal war unklar.
Angst, von den Amerikanern zur Verantwortung gezogen zu werden, machte sich unter den Bewachern des
Zuges breit. Dazu kamen Luftangriffe amerikanischer Tiefflieger. Der Zug mit den Häftlingen wurde wieder
etwa 1,5 Kilometer in Richtung Adelsheim zurückgefahren und dort abgestellt.
Mittags verließen die SS-Wachen den Transport und setzten sich ab, die Häftlinge wurden sich selbst
überlassen.
Erst zwei Tage später, am 2. April (Ostermontag), erreichten die Amerikaner Osterburken. Am Abend des 3.
April war die Stadt befreit. Vier Tage stand der Zug nun auf freiem Feld zwischen den Fronten, in dieser Zeit
starben 20 Häftlinge.
Erst als sich die Front am 4. April weiter nach Osten verlagerte, wurde den Häftlingen klar, dass die
unmittelbare Gefahr durch die Nationalsozialisten endgültig gebannt war. Sie schleppten sich durch das
Kirnautal nach Osterburken. Dort suchten sie das Nötigste: Nahrung und Kleidung.
Die befreiten Häftlinge wurden in Schulen und Gasthäusern untergebracht und notdürftig von Amerikanern
und Osterburkenern versorgt. Die meisten waren sehr geschwächt und krank, während ihres Aufenthaltes in
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12.04.2015 13:52:21
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der Stadt starben 16 weitere Personen und wurden auf dem Friedhof bestattet. Die Situation in Osterburken in
jenen Tagen kann bestenfalls mit katastrophal umschrieben werden. . .
Große Betroffenheit
Die anschließende Diskussion im Römermuseum - umsichtig und ausgleichend geleitet von Dorothee Roos,
der Vorsitzenden des Vereins KZ-Gedenkstätte Neckarelz - zeigte die immer noch große Betroffenheit aller
Zuhörer, darunter viele Zeitzeugen. Zuerst ging es um technische Fragen, vor allem den Standort des Zuges
zwischen Osterburken und Adelsheim. Reinhart Lochmann aus Adelsheim lieferte den entscheidenden
Hinweis: Die Stelle des ersten Grabes der im Zug gestorbenen Häftlinge sei bekannt, später wurden sie auf
den Friedhof in Adelsheim umgebettet.
Auch die Frage der Verantwortung wurde nicht umgangen. Bewegend und wichtig war das Fazit eines
Zuhörers: Wichtig sei heute, daraus zu lernen und dafür zu sorgen, dass es nicht wieder geschieht.
Gedenkort
Dieses Fazit leitete zur im Raum stehenden Frage nach einem Denkmal für diese Ereignisse in Osterburken
über. Im Saal waren alle für die Einrichtung eines Gedenkortes, auch Landrat Dr. Brötel sagte seine
Unterstützung zu.
Über Form und den genauen Standort wird nun im Ruhe beraten: In Frage kommen der Standort des Zuges
im Kirnautal östlich der Stadt oder der Bahnhof Osterburken.
© Fränkische Nachrichten, Dienstag, 07.04.2015
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