Mai 2015/ Nr. 4 Inhalt: Seiten 2-9 Frauenpolitik DGB-Broschüre: „Väter in Elternzeit …“ Ringen um Freier-Bestrafung Frauenmarsch gegen Armut Mädchen reloaded – Standortbestimmung Mädchenarbeit Betrifft Mädchen Studie „Deutsche Jugend 2015“ Hitzige Debatte über Mutterrolle 25. Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen Frauen-Rekord in afghanischer Regierung djb zu. Geschlechtergerechtigkeit bei dienstlichen Beurteilungen Erwerbstätige Mütter und Wochenarbeitszeit Arbeitszeit von Frauen Bundesfrauenministerin und Frauenrat solidarisch mit Erzieherinnen Weibliche Unternehmensvorstände werden eher entlassen … DGB-Kritik an MINT-Strategie Gesetzentwurf zur Verbesserung von Familienleistungen Gender Pay Gap der wirtschaftswissenschaftlichen Institute BMFSFJ: Neueste Unternehmenszahlen zu Frauen in Führungspositionen Seite 10 NRW kompakt Ministerin B. Steffens: „Mädchen können Technik, Jungen können Pflege …“ ___________________________________________________________________________ Seite 11 Aus Kommune und Kreis Seminarempfehlung aus Leverkusen Wissenschaft und Politik gehen Hand in Hand – Gender Mainstreaming im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis am Beispiel der Stadt Bochum“ Wenn Sie den Mailrundbrief nicht mehr zugeschickt haben wollen, genügt eine Mail mit dem Stichwort "Abbestellung Rundbrief" an [email protected] - Wir übernehmen keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren BetreiberInnen verantwortlich. Frauenpolitik Broschüre des DGB-Projektes: „Väter in Elternzeit – Ein Handlungsfeld für Betriebs- und Personalräte“. Die Broschüre beschäftigt sich mit dem Thema Väter und Elternzeit. Neben unterschiedliche Elternzeitvarianten und Möglichkeiten der Nutzung des neuen Elterngeld-Plus werden die wichtigsten betrieblichen Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter vorgestellt. Anhand von Beispielen guter Praxis in Betrieben/Verwaltungen sowie Handlungsempfehlungen für Betriebs- und Personalräte in Bezug auf dieses Thema werden Eckpunkte für die Gestaltung vätersensibler Arbeitszeiten formuliert. Außerdem beinhaltet die Broschüre Tipps zum Umgang mit Vorgesetzten, Hinweise wie die Partnerin bei der Elternzeitplanung miteinbezogen werden kann sowie Informationen zu gesetzlichen Grundlagen (Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz). Die Broschüre liefert aktuelle Impulse aus Forschung und betrieblicher Praxis und ist in erster Linie an Interessenvertretungen gerichtet. Die Broschüre „Väter in Elternzeit – Ein Handlungsfeld für Betriebs- und Personalräte hat 43 Seiten und kann direkt beim DGB-Bestellservice angefordert werden oder im Internet unter (http://familie.dgb.de/-/4MR) als pdf-Datei heruntergeladen werden. Ringen um Freier-Bestrafung bbm / 21. Apr 2015 - In Frankreich hat der Senat die Kriminalisierung der Freier aus dem Gesetz gestrichen. Das letzte Wort hat die Nationalversammlung. Die Nationalversammlung hatte das «Gesetz gegen das System der Prostitution» und damit die Freier-Bestrafung Ende 2013 angenommen. Danach sollen Prostituierte entkriminalisiert und Freier kriminalisiert werden. Für den Kauf sexueller Dienstleistungen ist eine Geldbuße von maximal 1500 Euro (1600 Franken) vorgesehen. Nun hat der Senat, der seit letzten Herbst von der konservativen Opposition dominiert wird, diesen Passus gestrichen. Stattdessen soll «Kundenfang» wie bisher als Straftat mit einer Höchststrafe von zwei Monaten Haft und 3750 Euro Geldbuße geahndet werden. Die Nationalversammlung wollte diese Straftat streichen und damit Prostituierte entkriminalisieren. Sozial-, Gesundheits- und Frauenministerin Marisol Touraine kritisierte im TV-Sender «France 2», dass der Senat Prostituierte wieder zu «Schuldigen» machen wolle. Der Beschluss sei «absolut unglaublich und verächtlich gegenüber Frauen». Die Sozialistin kündigte an, die FreierBestrafung wieder in das Gesetz einzubringen. Dieses kommt erneut vor die Nationalversammlung, die das letzte Wort hat. Es ist deshalb immer noch möglich, dass Frankreich nach schwedischem Vorbild den Kauf sexueller Dienstleistungen verbietet. Die Frage, ob der Staat Freier bestrafen oder im Gegenteil die Prostitution legalisieren soll, ist umstritten. Die rechtlichen Regelungen sind entsprechend unterschiedlich. Bisher haben Schweden, Norwegen, Island und Kanada den Kauf sexueller Dienstleistungen verboten. Bestraft werden nur die Freier. In Schweden hat der Verband für Sexualaufklärung das Sex-Kauf-Verbot kürzlich kritisiert. Es schütze die Prostituierten nicht, sondern zwinge sie in den Untergrund. Die Befürworterinnen eines Verbotes argumentieren, dass es keine freiwillige Prostitution gibt. Alle Prostituierten seien Opfer von Zuhältern und Menschenhändlern. Der Staat müsse deshalb bei den Freiern ein Unrechtsbewusstsein schaffen, Zuhälter bestrafen und Prostituierte beim Ausstieg unterstützen. Die Gegnerinnen eines Verbotes argumentieren, dass es eine freiwillige Prostitution gibt und strafrechtliche Regelungen das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung verletzen. Der Staat müsse deshalb die rechtliche Diskriminierung von Sexarbeiterinnen beenden und sie mit anderen Erwerbstätigen gleichstellen. (Newsletter FrauenSicht) Frauenmarsch gegen Armut und Gewalt fs / 21. Apr 2015 - Am 4. Internationalen Weltfrauenmarsch fordern Frauen mehr Rechte und ein Ende der Gewalt. In Europa führt die Route von der Türkei bis nach Portugal. Seit dem 8. März sind in fünf Kontinenten Hunderte von Frauengruppen aktiv. Mit Aktionen und Demonstrationen fordern sie besseren Zugang der Frauen zu Ressourcen und ein Ende der 4/2015 Frauenpolitik Seite 2 Frauenpolitik Gewalt gegen Frauen. Die Auftaktveranstaltung in Europa fand Anfang März im kurdischen Teil der Türkei statt. Der Marsch führt quer durch Mittel- und Südeuropa und endet am 17. Oktober in Portugal. Er macht unter anderem Halt in der Schweiz, Deutschland, Österreich und in Italien. Der Frauenmarsch findet auf lokaler oder regionaler Ebene statt. Verbunden werden die Frauengruppen von der «Feministischen Karawane»: Aktivistinnen fahren von Ort zu Ort, sammeln Ideen und Strategien der lokalen Gruppen und geben diese an andere Frauengruppen weiter. «Die Veranstaltungen werden vielfältig und zahlreich sein, so, wie es auch unsere Alternativen sind, und so, wie es die Frauen in Europa sind», sagt Astrid Rund, deutsche Koordinatorin des Weltfrauenmarsches. Die Idee für den Weltfrauenmarsch gegen Armut und Gewalt entstand anlässlich der Paralleltagung der Nichtregierungsorganisationen an der Uno-Weltfrauenkonferenz in Peking im Jahr 1995. Der erste Weltfrauenmarsch fand im Jahr 2000 statt. Über 6000 Frauengruppen aus 163 Ländern machten mit. Seither findet der Marsch alle fünf Jahre statt. Er soll die Gleichstellung fördern und die Aktivistinnen weltweit vernetzen. (Newsletter FrauenSicht) Mädchenarbeit reloaded – Prozess der Standortbestimmung und Perspektiventwicklung (queer)feminstischer Mädchenarbeit im 21. Jahrhundert Das Aufwachsen von Kindern, Jugendlichen, Mädchen und jungen Frauen ist wie auch die Mädchenarbeit in den vergangenen Jahren komplexer und widersprüchlicher geworden: Die Kategorie Geschlecht wird in Frage gestellt (queere Diskurse) und Benachteiligungen sind komplex (intersektionale Diskurse) Die Begründungszusammenhänge von Mädchenarbeit müssen immer wieder neu diskutiert werden. Wodurch wird die Arbeit mit Mädchen zur feministischen Mädchenarbeit und (wie) kann sich die Mädchenarbeit auch heute noch auf „Mädchen*“ beziehen, ohne Geschlechterklischees, Geschlechterdualismen und Heteronormativität zu zementieren und reproduzieren mediale Diskurse wie z.B. über Jungen als „Bildungsverlierer“ und Mädchen als „Bildungsgewinnerinnen“ polarisieren, wirken sich auf politische Diskurse aus, werten die Erfolge von Mädchenarbeit ab und verunsichern Pädagog*innen Kinder und Jugendliche sowie Pädagog*Innen und die soziale Arbeit unterliegen mehr und mehr dem Druck ökonomischer (Erwachsenen)Interessen. Beziehungen und Beteiligung sind teuer und werden kurzfristigen Projektförderungen und medienwirksamen Kampagnen geopfert Die Professionalisierung und Institutionalisierung von Mädchenarbeit ist ein Erfolg und führt gleichzeitig zu Erschöpfung im fortwährenden Kampf um Geld und Anerkennung Emanzipatorische und feministische Anliegen und Begrifflichkeiten wie zum Beispiel Freiheit und Selbstbestimmungsrechte oder die Berufstätigkeit von Frauen werden von Wirtschafts- oder Arbeitsmarktinteressen aufgegriffen, umgedeutet und missbraucht In einer globalisierten Welt muss und darf Mädchenarbeit (wieder mehr?) international gedacht und gelebt werden. Wie verortet sich die Mädchenarbeit vor dem Hintergrund dieser aktuellen Entwicklungen und Diskurse? Mit dem Prozess „Mädchenarbeit reloaded“ bietet die LAG Mädchenarbeit in NRW Neueinsteiger*innen, Praktiker*innen, alten Häsinnen und Diskursinteressierten im Rahmen von Fachforen und Fortbildungen die Möglichkeit, sich über aktuelle Diskurse und Entwicklungen der Mädchenarbeit zu informieren, Begrifflichkeiten zu klären, sich anregen zu lassen, ihre Arbeit zu reflektieren und sich an der Entwicklung von Perspektiven für die feministische Mädchenarbeit zu beteiligen. Der Auftakt des Diskussionsprozesses und das erste Fachforum finden im Anschluss an die Vollversammlung der LAG Mädchenarbeit in NRW e.V. am 11.6.2015 in Wuppertal statt (s.u.). Geplant sind außerdem zwei weitere Fachforen im Herbst 2015 und ein Fortbildung zur rassismuskritischen Mädchenarbeit. Die theoretischen Impulse sowie die zentralen Ergebnisse der Diskussionen werden zeitnah auf der Website der LAG Mädchenarbeit in NRW e.V. veröffentlicht. Weitere Informationen folgen in Kürze. Der Diskussionsprozess „Mädchenarbeit reloaded“ wird vom Ministerium für Familie, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW gefördert. (Infomail LAG Mädchenarbeit April 2015) 4/2015 Frauenpolitik Seite 3 Frauenpolitik Neu erschienen: Betrifft Mädchen Heft 2/215 Historische Texte der Mädchenarbeit aus heutiger Sicht: Für das aktuelle Heft der Betrifft Mädchen wurden erfahrene und junge Frauen aus der Praxis der Mädchenarbeit und der Wissenschaft gebeten, „historische Texte“ der Mädchenarbeit (neu) zu lesen und diese vor ihrem heutigen Kontext zu reflektieren. Die Autor_innen haben sich also mit Texten aus den 1970er bis 1980er Jahren, neu auf den Weg gemacht. Besonders interessiert hat die Redakteur_innen dabei, inwiefern sich historisch feministische Gesellschaftsanalysen abgelöst haben und inwiefern alte Forderungen für die Pädagogik heute wieder oder abgewandelt relevant geworden sind? Zentral ist die Phase der „zweiten deutschen Frauenbewegung“, jener Zeit, in der die parteilich-feministische Mädchenarbeit die Praxis der Kinder- und Jugendarbeit veränderte, in der „das Private politisch“ gewesen ist und in der wissenschaftliche Diskurse und pädagogische Praxis eng miteinander verknüpft wirkten. Was die zentralen Analysen und Forderungen innerhalb der Mädchenarbeit waren, was sich (aus Sicht der Autor_innen) heute verändert hat und was für die Mädchen_arbeit heute beachtenswert erscheint. Inhalte der Artikel umfassen Beiträge zur Kritik an der Zweigeschlechtlichkeit über die Bedeutung von „Raum” in der queer_feministischen Mädchen_arbeit“ heute bis hin zu einer rassismuskritischen Relektüre eines praxisanalytischen Artikels des Mädchenladens Wedding. (Infomail LAG Mädchenarbeit April 2015) Studie „Jugend Deutsche 2015“ - die Lebenswelten und das Erwachsenwerden der jungen Deutschen: Junge Deutsche 2012/13 ist ein Jugendforschungs- und Beteiligungsprojekt, bei dem junge Leute selbst ihre Lebenssituation im Dialog mit anderen erforschen und sich mit den Ergebnissen für eine Verbesserung einsetzen. Das Ziel des Projekts ist es, dass junge Menschen aktiv einen demokratischen Meinungsbildungsprozess gestalten und erleben und zur politischen Beteiligung befähigt werden. Mit ihren Ergebnissen in Zahlen und Geschichten setzen sie sich für ein besseres Leben und Erwachsenwerden in Deutschland ein, von lokal bis national. Das bundesweite Projekt wird durch das Programm JUGEND IN AKTION der Europäischen Union und das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen finanziell gefördert. Die Ergebnisse des Projekts fließen im Rahmen des Strukturierten Dialogs in die Entwicklung der europäischen Jugendstrategie ein. Weitere Infos über: http://www.servicestelle-jugendbeteiligung.de/wp-content/uploads/2015/01/1500-SJB-JungeDeutsche-2015-Junge-Lebenswelten-und-Erwachsenwerden-in-Deutschland-eine-Studie-vonwww.datajockey.eu_.pdf (Infomail LAG Mädchenarbeit April 2015) Hitzige Debatte über Mutterrolle fs / 30. Apr 2015 - Eine Befragung bricht mit dem Tabu der glücklichen Mutterschaft. Das hat im deutschsprachigen Raum eine Kontroverse ausgelöst. «Regretting Motherhood» (Die Mutterschaft bereuen) heißt eine Analyse von Orna Donath, welche die Zeitschrift «Journal of Women in Culture and Society» veröffentlicht hat. Die Soziologin der Universität Tel Aviv hat dafür Tiefeninterviews mit 23 israelisch-jüdischen Frauen geführt, von denen sie wusste, dass sie bereuen, Mutter geworden zu sein. Unfrei und fremdbestimmt Orna Donath wollte wissen, weshalb diese Frauen nicht mehr Mutter werden wollten, falls sie das Rad der Zeit zurückdrehen könnten. Sie fand heraus, dass die Befragten ihre Kinder zwar liebten und lieben. Die Rolle und Aufgaben der Fürsorgerin machten sie aber nicht zufrieden. Die Frauen fühlten sich unfrei und fremdbestimmt. Besonders machte ihnen der Konflikt zu schaffen, dass sich die gesellschaftlichen Erwartungen mit ihrem Empfinden nicht deckten. Tabubruch Mütter, die das Bild der glücklichen Mutterschaft kritisieren, brechen ein Tabu, weil Mutterschaft als der natürlichste und glücklichste Zustand einer Frau gilt. Dies sei ein «kulturelles und 4/2015 Frauenpolitik Seite 4 Frauenpolitik historisches Konstrukt», erklärt die Soziologin Orna Donath. Erst seit der Industrialisierung seien Frauen verantwortlich für die Kinder geworden. Vorher seien Kinder Jahrhunderte lang im erweiterten Familienverband groß gezogen worden. Heute sei das Bild der glücklichen Mutter in unseren Köpfen fest verankert. Dazu gehöre auch die Annahme, dass jede Frau Kinder wolle. Kritik Das Empfinden und die Haltung der 23 israelisch-jüdischen Frauen haben im deutschsprachigen Raum eine Kontroverse in den sozialen Medien ausgelöst. Viele meinten, die Mutterschaft zu bereuen sei das «Luxusproblem» einer verwöhnten Generation, eine «Krankheit berufstätiger Mütter» oder ein «Symptom der Egoismus-Gesellschaft. Diese Frauen seien egoistisch, weil sie weder auf Partys noch auf berufliche Karriere verzichten wollten. Verständnis Andere äußerten Verständnis: Kind und Beruf seien schwer zu vereinbaren. Es sei deshalb nachvollziehbar, die Mutterschaft zu bereuen. Viele Mütter fühlten sich alleingelassen und überfordert. Andere schrieben, dass sie selber unter dem Bild der perfekten und nimmermüden Mutter leiden. Eine Frau meinte, die Ehrlichkeit der 23 Frauen sei «hoffentlich ein weiterer Schritt zur Befreiung der Frauen». (FrauenSicht 30.04.15) Zur 25. GFFK (Konferenz der Gleichstellungs- und Frauenministerinnen) möchte Berlin als Vorsitzland eine besondere Aktion starten, um 25 Jahre institutionalisierte Frauenpolitik hervorzuheben und zu bekräftigen. Unter dem Motto „25 Jahre GFMK bedeuten …“ haben Sie die Möglichkeit, Ihr persönliches Statement – geschrieben oder gemalt - zu 25 Jahren GFMK und damit einhergehend zu der Bedeutung von Gleichstellungspolitik in Form eines Fotos zu hinterlassen. Alle Informationen unter: www.gleichstellungsministerkonferenz.de/Presse-undAktuelles.html#contentAnchor157 Frauen-Rekord in afghanischer Regierung bbm / 11. Mai 2015 - Vier Frauen sind in der neuen afghanischen Regierung. Dieser Rekord ist ein Erfolg für mutige Aktivistinnen. Sieben Monate nach der Amtsübernahme der Nationalen Einheitsregierung hat das Parlament 4 Frauen und 20 Männer in die Regierung gewählt. Ein Ministerposten ist immer noch vakant. Vier Ministerinnen Vier Ministerinnen sind nach Angaben der BBC in Afghanistan Rekord. Drei haben laut dem unabhängigen «Afghanistan Analysts Network» politische Erfahrungen im Parlament oder in Regierungsposten gesammelt: Dilbar Nazari ist Frauenministerin. Die Lehrerin war unter anderem Mitarbeiterin von Oxfam und Unicef. Sie war Mitglied des afghanischen Parlamentes und arbeitete zuletzt für das Innenministerium. Anlässlich ihrer Vorstellung vor dem Parlament versprach sie, sich für Frauenrechte in Afghanistan einzusetzen: «Ich verpflichte mich, alles zu unternehmen, damit Frauen ihr Potenzial ausschöpfen können.» Nasrin Oryakhil ist Ministerin für Arbeit und Soziales. Die Frauenärztin hat zuletzt an der Medizinischen Universität von Kabul unterrichtet und ein Frauenspital in Kabul geleitet. Letztes Jahr gehörte sie zu denjenigen Frauen, welche die US-Regierung mit dem «International Women Courage Award» ausgezeichnet hat. Sie setze sich in Afghanistan für die Frauengesundheit und für Frauen im Gesundheitswesen ein, hieß es in der Laudatio. Salamat Azimi ist Ministerin für Drogenbekämpfung. Die Juristin und Politologin war zuletzt Professorin an der Balkh-Universität in Masar-e Scharif. Zuvor hatte sie eine Führungsposition im afghanischen Justizministerium inne. Sie gilt als Frauenrechtsaktivistin. Farida Momand ist Wissenschaftsministerin. Die Ärztin war Professorin an der Medizinischen Universität von Kabul und arbeitete als Ärztin im öffentlichen Spital von Kabul. Sie hat früher für kurze Zeit eine Abteilung im afghanischen Wissenschaftsministerium geleitet. 4/2015 Frauenpolitik Seite 5 Frauenpolitik Demonstration für Ministerinnen Nach der Präsidentenwahl letzten Sommer hatte Staatspräsident Ashraf Ghani versprochen, dass in der neuen Regierung vier Frauen sein werden. Anfang dieses Jahres waren unter den 25 nominierten Regierungsmitgliedern dann nur drei Frauen. Das Parlament lehnte alle drei Frauen ab. Dagegen haben mutige Frauen und Männer unter Polizeischutz in Kabul demonstriert. (FrauenSicht 11.05.15) Stellungnahme zur Geschlechtergerechtigkeit bei dienstlichen Beurteilungen von Beamtinnen und Tarifbeschäftigten Der Deutsche Juristinnenbund e.V. (djb) legt zehn Jahre nach seiner ersten Erklärung von 2005 eine aktualisierte und erweiterte Stellungnahme zur Geschlechtergerechtigkeit bei dienstlichen Beurteilungen von Beamtinnen und Tarifbeschäftigten vor. Sie fasst den aktuellen Stand der empirischen Forschung und die rechtlichen Grundlagen zusammen und fordert zur konsequenten Umsetzung insbesondere der im Europarecht verankerten Diskriminierungsund Benachteiligungsverbote auf. Hintergrund: Damit will der djb die Personalverantwortlichen im Öffentlichen Dienst auffordern, für faire Beurteilungen von Frauen zu sorgen und insbesondere die in Forschung und Praxis dafür entwickelten Instrumente anzuwenden. Frauen kämen bei der Beförderung in Führungspositionen des Öffentlichen Dienstes in Verwaltung und Justiz nach wie vor deutlich weniger zum Zuge, als es ihrem Anteil an den Beschäftigten entspreche. Das liege, so zeigen es verschiedene Untersuchungen, auch daran, dass Frauen und allen voran Teilzeitbeschäftigte bei der Beurteilung immer noch benachteiligt würden. Auch verdeckt vorhandene Stereotype über Verhaltensweisen von Frauen und Männern würden dazu beitragen, so der djb. Die Stellungnahme umfasst Handlungsempfehlungen für die Gestaltung von Beurteilungsrichtlinien und das Beurteilungsverfahren. Sie verweist zudem auf im Internet zugängliche weitere Arbeitshilfen zur geschlechtergerechten Beurteilung. Die Stellungnahme finden Sie auf der Website des djb zum Download. www.vernetzungsstelle.de Erwerbstätige Mütter sind im Schnitt 27 Stunden pro Woche berufstätig Im Jahr 2013 betrug die durchschnittliche Arbeitszeit von erwerbstätigen Müttern im Alter von 25 bis 49 Jahren rund 27 Stunden pro Woche. Gleichaltrige Frauen ohne im Haushalt lebendes Kind waren durchschnittlich gut 37 Stunden wöchentlich berufstätig und somit rund 10 Stunden mehr als Frauen mit Kindern. Bei den 25- bis 49-jährigen erwerbstätigen Vätern betrug die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit knapp 42 Stunden. Bei den Männern ohne Kind lag sie mit 41 Stunden um 1 Stunde darunter. Statistisches Bundesamt, www.destatis.de (15.5.2015) www.vernetzungsstelle Arbeitszeit von Frauen | Ein Drittel Erwerbsarbeit, zwei Drittel unbezahlte Arbeit Erwachsene verbrachten 2012/2013 durchschnittlich rund 24,5 Stunden je Woche mit unbezahlter Arbeit und rund 20,5 Stunden mit Erwerbsarbeit. Nach ersten Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes aus der Zeitverwendungserhebung 2012/2013 arbeiteten Frauen mit rund 45,5 Stunden insgesamt 1 Stunde mehr als Männer. Dabei leisteten Frauen zwei Drittel ihrer Arbeit unbezahlt, Männer weniger als die Hälfte. Im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung 2001/2002 ist der Anteil der unbezahlten Arbeit bei beiden Geschlechtern gesunken. Zu den unbezahlten Arbeiten zählen neben der Haushaltsführung und Betreuung von Haushaltsmitgliedern auch die Unterstützung von Personen in anderen Haushalten sowie ehrenamtliches und freiwilliges Engagement. www.destatis.de (18.5.2015) www.vernetzungsstelle.de 4/2015 Frauenpolitik Seite 6 Frauenpolitik Bundesfrauenministerin und Frauenrat üben Solidarität mit den streikenden Erzieher/innen Im aktuellen Arbeitskampf der Erzieher/innen hat sich Bundesfrauenministerin Schwesig mit den Streikenden solidarisiert und ihnen „viel Erfolg“ gewünscht. … Der Deutsche Frauenrat nannte den Einsatz der Erzieher/innen für die Aufwertung ihres Berufs „mehr als gerechtfertigt“. … (fpd 20.05.15) Weibliche Unternehmensvorstände werden eher und öfter entlassen als männliche Weibliche Unternehmensvorstände werden eher und öfter entlassen als männliche. Dies hat eine Studie der internationalen Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers ergeben. Die Feststellungen träfen für alle deutschsprachigen Länder zu, betonte PwC, also für Deutschland, Österreich und die Schweiz. In den vergangenen 11 Jahren hätten 32 % der weiblichen Vorstandsmitglieder börsennotierter Unternehmen ihren Posten aufgegeben oder aufgeben müssen, bei den männlichen Vorstandskollegen seien es nur 25 % gewesen. Im Jahr 2014, so die PwC-Studie, hätten Frauen nur 5 % aller Vorstandsposten eingenommen. (fpd 20.05.15) DGB-Kritik an der MINT-Strategie, weil sie Nicht-Akademikerinnen vernachlässige Die MINT-Strategie vernachlässigt nach Ansicht des DGB die Nicht-Akademikerinnen. Bei der Vorstellung einer DGB-Studie zur Arbeit im MINT-Bereich verwies Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach auf den „ohnehin niedrigen Frauenanteil in nichtakademischen MINT-Berufen von 14 % im Jahr 2014 und den noch geringeren Anteil bei den sozialversicherten Auszubildenden in diesem Bereich von nur 11,8 %. Die Gewerkschafterin: „Wenn nicht gehandelt wird, sinkt der Frauenanteil mit dem Ausscheiden der Älteren weiter. Das droht die Geschlechtertrennung am Arbeitsmarkt zu verschärfen und die geschlechtsspezifische Berufswahl zu verhärten – mit negativen Konsequenzen für Wirtschaft und Gesellschaft.“ Namens des DGB forderte Buntenbach „eine gezielte Strategie, um Mädchen für den nicht-akademischen MINT-Bereich zu interessieren“. (fpd 20.05.15) Gesetzentwurf zur Verbesserung von Familienleistungen soll Alleinerziehenden zugutekommen Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Verbesserung der Familienleistungen sieht vor: - Der Kinderzuschlag soll ab dem 01.07.2016 um 20 € auf 160 € mtl. angehoben werden. Der steuerliche Kinderfreibetrag soll zum 01.01.2015 von 4.368 € auf 4.512 € und zum 01.01.2016 auf 4.608 € erhöht werden. Zur Förderung von Familien, bei denen sich der Kinderfreibetrag nicht auswirkt, soll das Kindergeld in diesem Jahr um 4 € mtl. und 2016 um weitere 2 € angehoben werden. Der steuerliche Grundfreibetrag soll 2015 von 8.354 € auf 8.472 € und 2016 auf 8.652 € angehoben werden. Die monatlichen Sätze beim Unterhaltsvorschuss erhöhen sich für 2015 für Kinder von bis zu 5 Jahren auf 140 € und für Kinder von 6 – 11 Jahren auf 188 €, ab 2016 für Kinder bis zu 5 Jahren auf 145 € und für Kinder von 6 -11 Jahren auf 194 €. Zusätzlich zu diesen Vorhaben der Regierung werden die Koalitionsfraktionen die „Verbesserungen beim Entlastungsbetrag für Alleinerziehende“ in das parlamentarische Verfahren einbringen. Der Entlastungsbetrag werde um 600 € auf 1.908 € erhöht. Ab dem 2. Kind werde der Entlastungsbetrag um jeweils 240 € pro weiteres Kind angehoben. (fpd 20.05.15) Der „Gender Pay Gap“ in den Erklärungen wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinstitute In der Beurteilung der unterschiedlichen Entlohnung von Männern und Frauen weichen maßgebliche wissenschaftliche Institute in Deutschland erheblich voneinander ab. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) nennt für 2002 einen „Gender Pay Gap“ von 26 % für 2012 einen solchen von 24 % und für 2013 von 22 % für „in Vollzeit angestellte Frauen in 4/2015 Frauenpolitik Seite 7 Frauenpolitik Führungspositionen der Privatwirtschaft“. Das DIW weiter: „Der Verdienstunterschied zwischen allen in Vollzeit erwerbstätigen Frauen und Männern insgesamt lag bei den Bruttostundenlöhnen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2013 17 %“. „Wichtige Gründe für den Gender Pay Gap seien die Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und ihre höhere Belastung, Familien- und Berufsleben zu vereinbaren.“ Demgegenüber liefert die vom Statistischen Bundesamt „seit Jahren auf 22 % bezifferte Lohnlücke“ nach Ansicht des RheinischWestfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) „keinerlei Information darüber, ob bei der Entlohnung Frauen und Männer wirklich ungleich behandelt werden“. Bestehende Unterschiede bei Ausbildung, Berufserfahrung und Arbeitszeit würden „dabei gar nicht berücksichtigt“. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) führt Lohnunterschiede darauf zurück, „dass Frauen wesentlich seltener Vollzeit arbeiten als Männer“. Die „Vollzeit-Lücke“, entstanden in der Phase der Familiengründung und Kinderbetreuung, werde „im Laufe des Lebens immer größer“. Wörtlich: „Männer im Alter von 60 bis 65 Jahren haben durchschnittlich 38 Jahre in Vollzeit gearbeitet – gleichaltrige Frauen fast 15 Jahre weniger“. (fpd 14.05.15) BMFSFJ Internetredaktion Pressemitteilung Nr. 042/2015, Veröffentlicht am Di 19.05.2015, Thema: Gleichstellung Neueste Unternehmenszahlen zu Frauen in Führungspositionen" Die gesetzlichen Vorgaben sind notwendig" - Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig und FidAR-Präsidentin Monika SchulzStrelow stellen aktuellste Zahlen zum Frauenanteil in Führungspositionen vor Mit dem am 1. Mai in Kraft getretenen Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst hat die Bundesregierung die Weichen für eine Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsgremien und Vorständen gestellt. Bei der Vorstellung der drei aktuellen WoB-Indizes gemeinsam mit der FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow rückte Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig die Entwicklung der Quote in Aufsichtsräten und die Situation bei den Zielvorgaben in den Fokus. Der Women-on-Board-Index 100, ein im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstmals erstelltes Ranking der börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen, bildet den Frauenanteil in den Führungsetagen der 101 Unternehmen ab, die von der gesetzlich geforderten 30-Prozent-Quote im Aufsichtsrat betroffen sind. Der WoB-100 kommt zu folgenden Ergebnissen:- 77 Unternehmen, rund drei Viertel, erfüllen die gesetzlichen Vorgaben noch nicht.- Ein Viertel (24 von 101) der betroffenen Unternehmen haben die vom Gesetz geforderte 30-Prozent-Quote bereits erfüllt. Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig erklärt: "Die Unternehmen, die die Quote bereits heute erfüllen, liefern den besten Beweis dafür, wie wichtig der öffentliche Druck durch das Gesetzgebungsverfahren war. Es zeigt: Ohne politischen Druck passiert gar nichts." Der WoB 100 untersucht zudem die Planungsziele der Unternehmen zum Frauenanteil in Vorständen und den zwei obersten Führungsebenen. Hier zeigt sich: 60 Prozent der Unternehmen haben ein Planungsziel für den Frauenanteil im Aufsichtsrat, jedoch lediglich 1 Prozent hat ein Planungsziel für den Vorstand. "Hier bleibt also noch viel zu tun", so Manuela Schwesig weiter. "Die Unternehmen haben sich bereits darauf eingestellt, dass die Quote für die Aufsichtsräte kommt. Das gilt jedoch nicht für die verbindlichen Zielvorgaben. Das zeigt, dass die gesetzlichen Vorgaben, sich verbindliche Ziele zu setzen, notwendig sind." FidAR-Präsidentin Schulz-Strelow: "Der WoB 100 wird die Entwicklung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten, Vorständen und obersten Führungsetagen der 101 von der festen Quote betroffenen Unternehmen eng verfolgen, Fortschritte und auch Rückschritte dokumentieren." Der Public Women-on Board-Index, das Ranking der 375 größten öffentlichen Unternehmen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene zeigt, dass sich die Situation der öffentlichen Unternehmen nicht wesentlich von der der privaten Unternehmen unterscheidet. Ergebnisse der 74 Unternehmen mit Bundesbeteiligung über 25%:- Weniger als jede vierte Position in den Aufsichtsgremien ist mit einer Frau besetzt.- In 16 Prozent der Unternehmen mit Bundesbeteiligung wird ein Frauenanteil von 40 Prozent und mehr in den Aufsichtsgremien erreicht.- 16 Prozent der Bundesbeteiligungen haben keine Frau in den Führungsetagen, also weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand. Im Rahmen der Pressekonferenz wird auch der aktualisierte Women-on-Board-Index (WoB-Index) vorgestellt, der die Führungsetagen der 160 im DAX-30, Tec-DAX, M-DAX und S-DAX notierten deutschen Unternehmen dokumentiert. Auch 4/2015 Frauenpolitik Seite 8 Frauenpolitik hier zeigt sich: Beim Frauenanteil in Aufsichtsräten und vor allem in den Vorständen ist noch viel Luft nach oben. 32 der 160 Unternehmen haben weder im Aufsichtsrat noch im Vorstand eine Frau. FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow: "Wir stellen bei den Unternehmen insgesamt eine höhere Sensibilität bezüglich des Themas Frauen in Führungspositionen fest. Viele Unternehmen verweisen darauf, dass sie unterhalb der Aufsichtsrats- und Vorstandsebene einen hohen Frauenanteil haben und versuchen, diesen systematisch zu steigern." Die Studien zum Women-on-Board-Index 100, Public Women on Board Index sowie zum Women-on-Board-Index werden vom BMFSFJ unterstützt und von FidAR e. V. vorgelegt. Die Studien mit allen Rankings werden veröffentlicht unter www.fidar.de<http://www.fidar.de> 4/2015 Frauenpolitik Seite 9 NRW Kompakt 22.04.2015 | Emanzipation: Ministerin Steffens: Mädchen können Technik, Jungen können Pflege – traditionelle Rollenbilder bei der Berufswahl überwinden Zukunftstag Girls‘ Day und Boys‘ Day 2015 Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter teilt mit: Auf der Suche nach ihrem „Traumberuf“ sollten Mädchen und Jungen, junge Frauen und Männer möglichst viele Gelegenheiten nutzen, um in die unterschiedlichsten Berufe hinein zu schnuppern – und sich dabei nicht von Rollenklischees einschränken lassen. „Maßstab bei der Berufswahl sollten die eigenen Talente, Interessen und die beruflichen Perspektiven sein, nicht aber überholte Vorstellungen, ob ein Beruf als ,männlich‘ oder ,weiblich‘ gilt“, erklärte Emanzipationsministerin Barbara Steffens mit Blick auf den morgigen (23. April 2015) Zukunftstag Girls‘ Day und Boys‘ Day. Aber immer noch verzichten junge Frauen viel zu häufig darauf, einen handwerklichen oder technischen Beruf zu ergreifen, obwohl sie Talent dafür besitzen. Umgekehrt entscheiden sich junge Männer kaum für Gesundheits- und Pflegeberufe. „Angesichts des drohenden Fachkräftemangels in vielen Bereichen müssen wir veraltete Rollen-bilder weiter aufbrechen, um alle Potentiale von jungen Frauen und Männern besser zu nutzen“, sagte Steffens. Der Zukunftstag Girls‘ Day und Boys‘ Day leiste einen Beitrag dazu. Ministerin Steffens unterstützt das Anliegen des Zukunftstages durch eine eigene Aktion im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in Kooperation mit dem Handwerkerinnenhaus Köln e.V., an dem rund 30 Jugendliche teilnehmen. Neben Angehörigen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Landes-verwaltung werden weitere Schülerinnen und Schüler aus Düsseldorf und Umgebung dabei sein. Während eine Mädchengruppe mit der Ministerin in der hauseigenen Werkstatt Tischlampen baut, gewinnt eine Gruppe von Jungen durch praktische Übungen Einblick in Pflegeberufe. Eine dritte, gemischte Gruppe dokumentiert die Aktion zum Zukunftstag durch Berichte und Fotos, die auf der Internetseite des Ministeriums veröffentlicht werden sollen. Das Handwerk, der Pflegebereich und die Neuen Medien sind Beispiele für Branchen, die Nachwuchs suchen und langfristig gute Berufsaussichten bieten. Wie wichtig und nötig Anstöße zum Aufbrechen von Denkblockaden bei der Berufswahl sind, zeigt die Statistik: Mehr als die Hälfte der weiblichen und über ein Drittel der männlichen Auszubildenden sind in jeweils zehn von 329 anerkannten Ausbildungsberufen tätig. • Zu den TOP 3 bei weiblichen Auszubildenden zählen seit Jahren nahezu unverändert die Berufe Medizinische Fachangestellte, Industriekauffrau und Bürokauffrau. • Bei den männlichen Auszubildenden liegen die Berufe Kraftfahrzeugmechatroniker, Industriemechaniker und Elektroniker weiterhin an der Spitze. • Unter den TOP 10 der am häufigsten besetzten Ausbildungsberufe bei Frauen findet sich keiner der so genannten MINT-Berufe (Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), bei Männern keiner aus den Bereichen Gesundheit und Pflege. Bei den Studienfächern sind die Wirtschaftswissenschaften Spitzenreiter bei beiden Geschlechtern. • Auf den Plätzen 2 und 3 liegen bei den Frauen die Fächer Rechtswissenschaften und Psychologie. Erst mit weitem Abstand folgen die Fächer Informatik (12.), Maschinenbau/Verfahrenstechnik (13.) und Wirtschaftsingenieurwesen (25.). • Bei den Männern liegen auf den Plätzen 2 und 3 der am häufigsten besetzten Studienfächer Maschinenbau/Verfahrenstechnik und Informatik. Erst auf Platz 14 folgt mit der Humanmedizin ein Fach aus dem Gesundheitsbereich. (Quelle: IT.NRW, 2014) 4/2015 NRW kompakt Seite 10 Aus Kommune und Kreis Die Kollegin Sabine Rusch-Witthohn, Frauenbeauftragte der Stadt Leverkusen empfiehlt folgendes Seminar: Fit für die Karriere In einer zweitägigen Veranstaltung biete ich über die Gleichstellungsstelle Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung die Möglichkeit, ihre beruflichen (Karriere-)Wünsche, Herausforderungen und Sorgen in den Mittelpunkt zu stellen. Das Seminar gibt ihnen den Rahmen, erste individuelle Lösungsansätze und Perspektiven zu finden und darüber hinaus das kollegiale Netzwerk auszubauen. Das Ziel ist, Frauen zu motivieren, sich künftig aktiver und selbstbestimmter für ihren persönlichen Karriereweg einsetzen. Angesprochen werden Mitarbeiterinnen aus allen Fachbereichen, die mindestens z. B. drei Jahre Berufserfahrung haben, noch keine Führungsposition besetzen, grundsätzlich aber Potenzial bzw. Bereitschaft dazu mitbringen. Das Seminar bietet eine produktive Mischung aus Selbsterfahrung, Erfahrungsaustausch und lösungsorientiertem Input. Konkret werden die Themen Werte und Bedürfnisse, eigene Ressourcen, Ziele setzen und der Umgang mit schwierigen Gesprächen behandelt. Die Inhalte orientieren sich an den Wünschen und dem Bedarf der Teilnehmerinnen und sind selbstverständlich ausbaubar. Informationen über mich und meine Arbeitsschwerpunkte: [email protected], www.szcb.de Susanne Zimmermann - Coaching · Beratung · Training Wissenschaft und Politik gehen Hand in Hand - Gender Mainstreaming im Spannungsfeld zwischen Theorie und Praxis am Beispiel der Stadt Bochum" hieß das zweijährige Modellprojekt (2012 - 2014) zwischen der Ruhr-Universität Bochum und der Stadt Bochum im Rahmen des Bochumer Netzwerks UniverCity (www.univercity-bochum.de). Die Idee für das Projekt wurde zwischen Mitgliedern des vierten Frauenbeirates (2009 2014) und Frau Prof. Katja Sabisch von der Fakultät für Sozialwissenschaften entwickelt, um die Wirkung der Arbeit des Frauenbeirates insbesondere auf die Diskussionen und Entscheidungen in den kommunalpolitischen Fachausschüssen zu untersuchen. Die Gleichstellungsstelle hat das Projekt auf Seiten der Stadt mit begleitet. Jetzt sind die Ergebnisse des Projekts als Publikation erschienen, herausgegeben von Katja Sabisch und dem Frauenbeirat der Stadt Bochum. Die pdf-Datei der Studie (Nr. 20) ist im Internet auf den Seiten des Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW www.netzwerk-fgf.nrw.de abrufbar. 4/2015 Aus Kommune und Kreis Seite 11
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