150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 1 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Freier Pädagogischer Arbeitskreis Titel Kurse 2015 bis Juli Mit PflanzenApril leben Untertitel Leitung: Daniel Wirz Foto: Charlotte Fischer Die Schule: Ort des Schreckens zur Sortierung der Untertanen? 41 Jahre FPA Samstag, 21. Juni 2014 im «kulturkloster» Altdorf 1 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 2 unterstützt durch: Liebe Leserinnen, liebe Leser Im hektischen Schulalltag ist man ständig mit einer Flut von Problemen, Pendenzen, Ansprüchen Dritter und vorgegebenen Neuerungen konfrontiert. Unter solchen Voraussetzungen ist man leicht versucht, der Taktik eines Tischtennisspielers zu verfallen: Man kann sich eigentlich immer nur gerade auf den nächsten Schlag konzentrieren, für den Blick auf das Ganze bleibt kaum Zeit. Wenn wir die Schlagtechnik verbessern, werden wir schnellere, bessere Spieler. Mit Effizienz halten wir uns besser oder jedenfalls länger über Wasser. Doch wo bleibt – wie gesagt – der Blick aufs Ganze? Kunst- und Pflanzenbetrachtungen sind auch in diesem Heft ein fester Bestandteil des Programms. Aus der Betrachtung von Bildern wissen wir: Wenn wir die Augen etwas zukneifen, wird das Bild etwas unscharf, aber häufig erkennt man so die grobe Gestalt und Aussage des Gemäldes viel besser. Das haben wir mit der Schule vor: Unter dem Titel «Schule: Ort des Schreckens zur Sortierung der Untertanen?» laden wir am 30. Mai zu einem Tag der Grundsatzdebatte ein. Zusammen mit Marianne Gronemeyer wollen wir die Schule als Institution einmal ganz grundsätzlich hinterfragen. Die Kursleiterin war 1987 bis 2006 Professorin für Erziehungswissenschaften an der Fachhochschule Wiesbaden. Sie, ehemalige Lehrerin, Friedensforscherin, eine fundierte Kritikerin der modernen Konsumgesellschaft sowie der Versäumnisangst des modernen Menschen erhielt 2011 u.a. den «Salzburger Landespreis für Zukunftsforschung». Marianne Gronemeyer ist also alles andere als eine aussenstehende Nestbeschmutzerin. Wir freuen uns auf einen angeregten Tag mit hoffentlich genug Meinungsverschiedenheiten. Einen Vorgeschmack liefern wir euch mit dem Text von Marianne Gronemeyer auf s. 5 bis 10: «Schule und Chancengleichheit – ein Etikettenschwindel» (Quelle: Zeitpunkt Nr. 133). Neben der Grundsatzdebatte findet ihr in diesem Heft eine Fülle an kulturellen und sinnesanregenden Angeboten. Unsere traditionelle Pragreise im Sommer fehlt da ebenso wenig wie das «Lesen lernen im Buch der Natur» mit Daniel Wirz im Botanischen Garten in Zürich. Gemeinsam mit Winfried Schneider gehen wir am 2. Mai der Frage nach, wie wir im Umgang mit Kindern unsere inneren Quellen erschliessen. Die Schule abzuschaffen, gehört nicht zu unseren Visionen. Sie gehört zu den wenigen Lebensräumen, die eigentlich ausdrücklich für Kinder da wären. Deshalb sollten sie auch entsprechend kindgerecht, vielfältig und anregend gestaltet werden. Mit dem Seminar «Spielraum ist Bildungsraum» mit Toni Anderfuhren vom 9. Mai laden wir euch ein, bei den Aussenräumen zu beginnen. Der «Spielträumer» ist gleichzeitig alter Hase und schlauer Fuchs, wenn es um eine kindgerechte Aufwertung von Spiel- oder Pausenplätzen geht. Gemeinsam mit allen Beteiligten arbeitet er die Bedürfnisse und Möglichkeiten heraus. In partizipativen Projekten bauen dann die Kinder mit dem erfahrenen Bauteam ihren Traumspielplatz. Unser Seminartag soll Inspiration und Orientierung bieten, wie ein solches Projekt realisiert werden kann. Wir pflegen seit langer Zeit ein auserwähltes Sortiment von Büchern und DVD’s. Im OnlineShop unter www.arbeitskreis.ch wird dieses Sortiment laufend ergänzt und erneuert. Künftig 2 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 3 Freier Pädagogischer Arbeitskreis soll zudem jeden Frühling ein gedrucktes Bücherverzeichnis erscheinen. Wer dieses Kursheft per Post erhalten hat, findet es in der Beilage. Es kann bei uns bestellt werden; bitte die gewünschte Zahl Exemplare angeben. Neu geben wir es gemeinsam mit der Buchhandlung BEER heraus, die seit 2014 alle Bestellungen verarbeitet. Viel Vergnügen beim Stöbern im Kursheft und Bücherverzeichnis und einen schönen Frühling! Ganz herzlich, Christian Wirz Das Anthroposophische Buch in Zürich Bücher und mehr... BUCHHANDLUNG BEER St. Peterhofstatt 10 8001 Zürich 044 211 27 05 [email protected] www.buch-beer.ch Dienstag bis Freitag 9.00 h bis 18.30 h Samstag 9.00 h bis 16.00 h MONTAGS GESCHLOSSEN 3 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 4 Sonett – so natürlich Ö K O L O G I S C H K O N S E Q U E N T Sogar mehr als natürlich! Denn das Sonett-eigene biologisch-dynamische Herstellungsverfahren fügt allen Produkten einen Leben fördernden Impuls hinzu. Und Weihrauch das geschieht so: In einem Oloïd-Mischer werden Weihrauch, Sonett hat zwei renommierte Designpreise gewonnen: den reddot-award und den iF-communicationdesign-award. Eine international besetzte Jury hat Sonett für wegweisendes und smartes Design, das Trends setzt, ausgezeichnet. Design: Studio Lierl Gold, Myrrhe, Lorbeer, Olivenöl und Rosenblütenasche 8-förmig Gold im Oloid bewegt. Mit diesen so rhythmisierten „balsamischen Zusätzen“ werden Sonett-Produkte „geimpft“. Darüber hinaus wird das gesamte Prozesswasser in einer Wirbelkette aus zwölf Myrrhe eiförmigen Gläsern in frei fließenden, wunderschön ausgeformten Tromben verwirbelt. Sonett-Produkte sind vollständig biologisch abbaubar. Im Vergleich mit anderen Wasch- und Reini- Lorbeer gungsmitteln sind Sonett-Produkte frei von petroche- NEU mischen Tensiden und Enzymen. Sie enthalten keine künstlichen Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. Alle Öle und ätherischen Öle stammen zu 100 % aus kontrolliert bioOlivenöl logischem oder biologisch-dynamischem Anbau. Sonett-Produkte werden ohne Gentechnik, ohne Nanotechnologie und ohne Tierversuche hergestellt. Mehr Information unter www.sonett.eu Rosenblütenasche Sonett – so gut. so sonett nett 4 NEU! BioBubbles, die ersten Seifenblasen in Bio-Qualität. Kinder-Schaumseife Calendula für die zarte Kinderhaut. Certified by Certisys eco-control.com Reg. by Vegan Soc. stop-climate-change.de 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 5 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Schule und Chancengleichheit – Ein Etikettenschwindel (Quelle: Zeitpunkt Nr. 133) Von: Marianne Gronemeyer «Den grössten Teil dessen, was wir wissen, haben wir alle ausserhalb der Schule gelernt. Schüler lernen das meiste ohne ihre Lehrer und häufig trotz dieser. Wir lernen sprechen, denken, lieben, fühlen, spielen, fluchen, politisieren und arbeiten, ohne dass ein Lehrer einen Anteil daran hätte. Ob Waisenkinder, geistig Behinderte oder Lehrersöhne, sie lernen das meiste von dem, was sie lernen, jenseits des für sie geplanten ‹Bildungsweges›». Dies schrieb Ivan Illich schon 1971 in seiner Streitschrift ‹Deschooling Society› – auf Deutsch erschienen 1972 als ‹Entschulung der Gesellschaft›. Aktuell ist das also nicht, und längst haben sich die Gemüter, die damals weltweit in grosse Erregung über diese Publikation gerieten, darüber beruhigt. Sie haben es vorgezogen, sie zu vergessen, statt sich mit ihr zu konfrontieren und von ihr ärgern zu lassen. Und heute diskutieren wir über die Schule, als hätte es diesen Text nie gegeben. Tatsächlich ist Lernen diejenige menschliche Tätigkeit, die am wenigsten der Manipulation durch andere bedarf. Das meiste Lernen ist nicht das Ergebnis von Unterweisung. Es ist vielmehr das Ergebnis unbehinderter Interaktion in sinnvoller Umgebung. Dass in der Schule nichts gelernt wird, liesse sich notfalls verschmerzen, wenn doch sowieso das Wissenswerte ausserhalb der Schule gelernt wird. Es wäre dann schlimmstenfalls kostbare Zeit verplempert worden. Tatsache aber ist, dass die Schule in dem, worin sie die ihr Anvertrauten unterweist, sehr effizient ist. Ihr heimlicher Lehrplan ist durchdringend wirksam. Ich unterstelle also, dass die Schule neben einem offiziellen Lehrplan einen heimlichen verfolgt, einen also, der der Sichtbarkeit und der ins Auge springenden Kenntlichkeit entzogen ist. Offiziell ist die Schule eine Veranstaltung, deren höchstes Bestreben es ist, möglichst viele, im Idealfall alle Mitglieder der Gesellschaft, möglichst viel lernen zu lassen, um die Teilhabechancen jedes einzelnen zu mehren und seine oder ihre Lebensaussichten zu verbessern. Das klingt gut und edel und ist einer demokratischen Gesellschaft würdig. Das Zauberwort, das die Bildungsbemühungen adelt, heisst Chancengleichheit. Doch das ist reiner Etikettenschwindel: Es wäre ein Desaster, wenn tatsächlich alle die Chance bekämen, der Weihen der höheren Bildung teilhaftig zu werden und mit dem Abiturzeugnis in der Tasche die Schule zu verlassen. Denn: «If everybody stands on tiptoes, no-one sees better» sagt Fred Hirsch in seiner Studie über die Social Limits to Growth. Wenn alle auf den Zehenspitzen stehen, sieht niemand besser. Will sagen, die Schule muss ganz unbedingt ihre Veranstaltung so einrichten, dass nicht alle in ihr reüssieren können. Das ist ihr Beitrag zur Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Friedens. Wie sollte man, wenn alle die Chance zum Schulerfolg bekämen, den Menschen erklären, warum in einer demokratischen Gesellschaft, in der das gleiche Recht für alle gilt, die einen im Dunkeln landen und die andern im Licht. Es ist wahrscheinlich die wichtigste Aufgabe der Schule, dafür zu sorgen, dass diese Sortierung ohne Tumult vonstatten geht, weil nämlich die Erfolglosen glauben, dass sie sich ihr Versagen selbst zuzuschreiben haben. Es hat eben nicht zu mehr gereicht. 5 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 6 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Wenn sich die Schule tatsächlich daranmachen wollte, allen eine Chance zu eröffnen, das ihnen Gemässe zur Erscheinung und zum Leuchten zu bringen und es zu seiner vollen Möglichkeit zu entfalten, dann gäbe es nichts mehr zu zensieren. Denn die Zensur dient ja ausschliesslich dazu, die drop outs zu identifizieren und sie ihrer Selbstachtung zu berauben. Auch eine gut kaschierte Wahrheit über die Schule: Sie ist nicht daran interessiert, an ihren Schülern Könnerschaften zu entdecken und diese für die Bildung aller in Gebrauch zu nehmen, sondern daran sie bei ihren Unfähigkeiten, Unzulänglichkeiten, bei ihren Schwächen, Mängeln und Fehlern zu behaften, denn nur dann kann sie den Glauben an ihre Unentbehrlichkeit nähren. Daraus entsteht auch die irrige Vorstellung, dass Menschen zum Lernen nicht gemacht seien. Tatsächlich muss man nur kleine Kinder dabei beobachten, wie sie sich mit nicht ermüdendem Eifer bemühen, diese oder jene selbstgesetzte Aufgabe zu bewältigen, um zu verstehen, dass die Angeödetheit, mit der junge Leute der Lernanforderung begegnen, nicht etwa eine anthropologische Konstante ist, sondern ein von der verfassten Pflichtschule erzielter ‹Erfolg›. Erst wenn die Lernlust den Kindern ausgetrieben wurde, werden sie ja schulreif, reif für Beschulung. Und noch ein weiteres Element des heimlichen Lehrplans dient der Schule zur Rechtfertigung: die Annahme nämlich, dass in der Bildung wie andernorts Konkurrenz der entscheidende Motor ist, um die schüttere Lernbegeisterung aufzumöbeln. Die Schule lehrt, dass mein Lernerfolg umso grösser ist, je mehr andere ich hinter mir lasse oder drastischer noch, zur Strecke bringe. Schulisches Lernen ist ein Nullsummenspiel, bei dem es nicht darauf ankommt, Einsicht und Erkenntnis zu gewinnen, sondern Sieger zu sein. Gänzlich selbstverständlich und also unbezweifelt ist auch die Praxis, die Lernenden in Rudeln von Gleichaltrigen zusammenzufassen, weil man glaubt, so das Lernen zu optimieren. Aber wieso soll ich die besten Lernbedingungen dann vorfinden, wenn ich ganz unter meinesgleichen bleibe? Es ist ja im Gegenteil nicht sehr anregend, wenn lauter Gleichaltrige die gleichen Aufgaben vorgesetzt bekommen und alle an denselben Standards gemessen werden. Solche Vereinheitlichung dient keinesfalls ihrer Bildung, sondern schafft die Möglichkeit, Lernen verfahrensmässig zu organisieren und die Vergleichbarkeit der Lernenden sicherzustellen. Und auch das gehört zum schulischen Ritual unverrückbar dazu, dass das Lernen in 45 Minuteneinheiten zerhackt wird. Wehe, wenn sich wider Erwarten doch ein Interesse am Gegenstand regt, wenn die Schüler sich verfangen und in eine Sache mit Leib und Seele hineingeraten. Die Schulglocke sorgt dafür, dass sie schnell wieder abgekühlt werden. Enthusiasmus interruptus. Die vier Tugenden, die Erich Fromm als Vorbedingung einer jeden Fähigkeit benennt, nämlich dass sie mit Konzentration, Disziplin, Geduld und Ernst erlernt werde, wird Schülern wie Lehrern in der Schule systematisch abtrainiert. All das ist fatal und macht die Schule zu einem unwirtlichen, ungastlichen Ort, an dem die Möglichkeit, sich zu bilden, der Möglichkeit, entweder Erfolge einzuheimsen oder zu versagen, geopfert wird. Die Schule ist ein Ort, in dem die Menschen nicht dürfen, was sie sollen. Nicht zu dürfen, was man gleichzeitig soll, das ist in der Tat eine Situation, auf die man nur in dreierlei Weise reagieren kann. Man kann an ihr krank werden, man kann gewalttätig werden oder sich in völlige Gleichgültigkeit flüchten. Es gab einmal einen Film mit James Dean in der Hauptrolle, der die junge Generation mit dem Titel «Denn sie wissen nicht, was sie tun», porträtierte. In 6 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 7 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Anlehnung an diesen Titel nun also die Feststellung: Denn sie dürfen nicht, was sie sollen. Sie sollen lernen, sich sozial und rücksichtsvoll, kooperativ und solidarisch zu benehmen, aber belohnt werden sie dafür, dass sie andere in der härter werdenden Konkurrenz des Ausbildungsalltags zur Strecke bringen. Der Lernerfolg misst sich nicht nach dem, was ihnen aufgegangen ist, oder was sie beunruhigt oder zum Zweifel ermutigt hat, was Fragen hat entstehen lassen, die sie unbedingt weiterverfolgen wollen, sondern an eben diesen bedrohlich schwankenden Bewegungen auf der Vergleichsskala, die ihnen jeden Mitbewerber um die begehrten Spitzenpositionen brenzlig werden lassen. Sie sollen lernen, Verantwortung zu übernehmen, aber sie leben in einer Welt, in der es für sie nichts zu verantworten gibt, weil alles so unverrückbar feststeht, dass sie nur noch befolgen können, was ihnen vorgeschrieben ist. Der Radius ihres Wirken-Könnens ist ja nicht annähernd so gross, wie der ihres Bewirkt-Werdens. Sie sollen lernen, Vertrauen zu haben und zuversichtlich zu sein, erfahren aber beständig, dass man ihnen nicht traut, weshalb sie mit Kontrolle und Überwachung drangsaliert und mit Zensuren diszipliniert und entwertet werden. Sie sollen kreativ und erfinderisch sein, werden aber mit Dingen überschüttet, und in Verfahren eingefädelt, die jede eigene Idee im Keim ersticken. Sie sollen redlich und aufrichtig sein und werden von Kindesbeinen daran gewöhnt, sich vorteilhaft ins Bild zu setzen, Schwächen und Scheitern gut zu kaschieren und an sich selbst nur gelten zu lassen, was gefällt. Sie sollen Persönlichkeit entwickeln, erfahren aber, dass sie nur noch als Kontoposten in Budgetkalkulationen vorkommen. Nicht wer sie sind, steht in Frage, sondern, wieviel sie kosten. Wir haben unsere gesellschaftlichen Verhältnisse so eingerichtet, dass Autorität, Ansehen und Macht demjenigen zukommt, der andere am nachhaltigsten und durchdringendsten zu schädigen versteht. Je mehr Mitwesen ich abhänge im ‹rat-race› um die guten Posten, je mehr ich den meisten vorenthalten kann, je mehr eigene Vorteile ich zu Lasten anderer akkumuliere, desto besser, will sagen angesehener stehe ich da, desto mehr Anspruch auf Gefolgschaft der Vielen kann ich geltend machen. Erfolg wird also in Einheiten von Schaden, den ich andern zufügen kann, verrechnet. Und wir Pädagogen sind dazu ausersehen, durch geeignete Massnahmen zu verhindern, dass die Vorteilssucht hemmungslos wird. Pädagogik soll der entfesselten Egomanie, die das Triebwerk der modernen Gesellschaft ist und die darum nicht nur geduldet, sondern sakrosankt ist, Zügel anlegen, damit die Wolfsnaturen nicht ungebändigt, sondern zivilisiert gegeneinander wüten. Wohlgemerkt, ich rede nicht davon, dass wir den Versuch unternehmen sollten, das Unvereinbare vereinbar zu machen, der Geldlogik irgendwie Spuren von Anstand einzuhauchen, sie moralisch ein wenig aufzupäppeln, um sie und uns vor ihren schlimmsten Auswüchsen zu bewahren. Ich spreche davon, dass wir überall, in den Institutionen und ausserhalb ihrer, Nischen finden und gründen sollten, die sich gegen die Zumutung der paradoxen Anforderungen sperren, gastliche Orte eben, da wir uns versammeln, um freundschaftlich und aufeinander hörend miteinander nachzudenken. Es geht nicht darum, es etwas besser zu machen, sondern es ganz anders zu machen, im Abseits, im Windschatten, bei jeder Gelegenheit. 7 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 8 Botanikwoche im Avers Kursleiter: Unterkunft: Kurskosten: Bern Kantons des Vereinigung Freie Pädagogische FPV 5. – 11. Juli 2015 Hansueli Morgenthaler, Grosshöchstetten; Helena Ellenberger-Kruker, Himmelried Andreas Ellenberger, Himmelried Ruedi Trauffer, Trubschachen Hotel Edelweiss, 7448 Juf (2150 m.ü.M) Fr. 200.– Halbpension: Fr. 336.– bis 474.– Auf kürzeren oder längeren Wanderungen talauswärts oder in die Höhe, z. B. Richtung Stallerberg, wenden wir uns dem mannigfaltigen Blütenreichtum des Hochtals zu. Wir möchten Gebärden, Farben und Formen der alpinen Pflanzenwelt zu uns sprechen lassen. Ein besonderes Augenmerk richten wir auf die im Averstal heimischen Heilpflanzen. Vor den Exkursionen beginnen wir den Tag im Schulhaus Cresta mit Zeichnen und Eurythmie. Die Abende halten wir uns frei für ergänzende Betrachtungen, gemeinsames Singen und Gespräche. Anmeldung bis 1. Mai an: H.U. Morgenthaler, Moosweg 41, 3506 Grosshöchstetten E-Mail: [email protected], Tel. 034 497 12 33 Teilnahmebestätigung und weitere Informationen erfolgen Anfang Juni 8 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 9 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Was wir den Jüngeren am sträflichsten vorenthalten, ist nicht der Lebensspass, sondern die Teilhabe am Lebensernst, die Erfahrung, dass es auf sie wirklich ankommt. Ich bin zutiefst überzeugt, dass derjenige, der nie im Auge eines Andern eine auf ihn gerichtete Hoffnung hat aufglimmen sehen, entweder verkümmert oder um sich schlägt. Und das meint ja vielleicht im Tiefsten der Begriff des Lebensernstes, dass da jemand ist, ‹der auf mich zählt, dem ich für meine Handlungen verantwortlich bin›, so Paul Ricoeur. «Um verlässlich zu sein», schreibt er, «muss man das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Um das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden, muss dieser andere auf uns angewiesen sein. ‹Wer braucht mich? › ist eine Frage, die der moderne Kapitalismus völlig zu negieren scheint. Das System strahlt Gleichgültigkeit aus». Was Aristoteles einmal über die Stadt sagte, das könnte auch in die Gründungsakte einer erst noch auszudenkenden Schule geschrieben werden. Er stellt fest, dass eine Stadt aus unterschiedlichen Menschen gemacht werde, und dass ähnliche Menschen keine Stadt zuwege brächten. Doch gerade zur Tilgung der Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit der Schuleinwohner werden die hochgelobten Standards etabliert, die alle vergleichbar machen sollen, damit jedem ‹output› sein Marktwert zugemessen werde und damit die Kosten der ‹Inputs› penibel kalkuliert werden können. Was die Schule ausmacht, ist eben nicht mehr, dass sie aus verschiedenen Menschen gebildet wird. Stattdessen ist nur noch die Rede von Verfahren, von Evaluation, Modularisierung, Schlüsselqualifikationen, Credit Points, Vergleichbarkeiten, Angebotsprofilen, outputorientierten Angebotsketten, effizienten Kontrollen, Qualitätssicherung und Marktchancen. Die Maschinierung des Lernens schreitet voran und wie bei aller Maschinierung ist die Besonderheit, der Einzelfall, die Singularität ein Störelement. Vereinheitlichung und Wiederholbarkeit sind die Prinzipien maschinellen Funktionierens. Was wäre, wenn unser lebhaftestes Interesse nicht der Vergleichbarkeit aller, sondern der vollkommenen Unvergleichlichkeit, der absoluten Einzigartigkeit eines jeden einzelnen gälte? Was wäre, wenn wir der Überraschung, dem Unerwartbaren und Staunenswerten in der Schule Gastrecht gewährten? Was wäre, wenn wir statt der alles durchherrschenden Konkurrenz der Freundschaft und Befreundung Vorrang gäben, wenn wir also die Schule als einen gastlichen Ort begriffen, in dem die Gastfreundschaft das Miteinander regelt? Und was, wenn an die Stelle der Wissensvermittlung und Qualifikation das Denken und das Fragen träte? Dem Denken ist nicht viel Erfolg beschieden. Es ist nicht, wie man heute sagt, ergebnisorientiert, es bringt keine Produkte hervor. Vier Eigenheiten sagt Heidegger dem Denken nach, die alle das Denken als eine Daseinsbestimmung der Schule zu disqualifizieren scheinen, denn es sind recht eigentlich keine Eigenschaften des Denkens, sondern Untauglichkeitserklärungen. «Denken führt zu keinem Wissen wie die Wissenschaften. Das Denken bringt keine nutzbare Lebensweisheit. Das Denken löst keine Welträtsel. Das Denken verleiht unmittelbar keine Kräfte zum Handeln.» Wozu aber dann soll es gut sein? Denken scheint die nutzloseste aller Tätigkeiten zu sein. Es führt zu nichts. Und doch wurde es schon zu Sokrates Zeiten als so gefährlich angesehen, dass es mit dem Tode bestraft wurde. Gerade, dass es zu nichts führt, macht, dass es unaufhörlich weitergehen muss. Es vermehrt nicht die Antworten, sondern die Fragen. Das hat wohl Kafka gemeint, als er sagte, wir sollten unsere Zeit nicht an Bücher verschwenden, die nicht wie ein Eispickel über uns kämen und das, was in unserem Schädel gefroren sei, zertrümmerten. Denken zersetzt alle Gewissheit. Gewissheit ist die Zwillings9 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 10 Freier Pädagogischer Arbeitskreis schwester des Fanatismus. Wer seiner Sache gewiss ist, der duldet keinen Widerspruch, der wird eisenhart und unbeugsam im Durchsetzen seines Willens, von keinem Zweifel angekränkelt. Hannah Arendt fragt: «Könnte vielleicht das Denken als solches – die Gewohnheit alles zu untersuchen, was sich begibt oder die Aufmerksamkeit erregt, ohne Rücksicht auf die Ergebnisse oder den speziellen Inhalt – zu den Bedingungen gehören, die die Menschen davon abhalten oder geradezu dagegen prädisponieren, Böses zu tun?» Der vorliegende Text ist die gekürzte Version eines Vortrags, den Marianne Gronemeyer Ende 2012 zum Thema «Wie wäre es, Schule zu machen» an der Ringvorlesung der Fachhochschule Nordwestschweiz hielt. Von Marianne Gronemeyer sind u.a. folgende Bücher erschienen: Die Macht der Bedürfnisse – Überfluss und Knappheit. 2002 Simple Wahrheiten und warum ihnen nicht zu trauen ist. 2006 Genug ist genug – über die Kunst des Aufhörens. 2008 Das Leben als letzte Gelegenheit: Sicherheitsbedürfnisse und Zeitknappheit. 4. Auflage, 2012 Wer arbeitet, sündigt – ein Plädoyer für gute Arbeit. 2012. Mehr Infos: www.marianne-gronemeyer.de «Kurse 2015» abonnieren? Das Heft, das Sie in Händen halten, können Sie jederzeit kostenlos abonnieren. Es erscheint vier Mal jährlich. Senden Sie Ihre Adresse einfach an Kurse FPA, PF 801, 6301 Zug, [email protected] oder Telefon 041 710 09 49 10 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 11 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Dem Lebendigen auf der Spur Lesen lernen im Buch der Natur Solange wir davon ausgehen, vermittels unseres alltäglichen Wahrnehmens und Denkens die ganze Wirklichkeit zu erfassen, sind wir in einer Illusion befangen. Denn da ist noch entschieden mehr. Was es heute zu erüben gilt, ist ein achtsames Hinschauen auf das, was sich hinter dem Sinnenfälligen verbirgt. Anteilnahme als Voraussetzung dafür, sich dazugehörig zu fühlen, setzt gesteigerte Achtsamkeit voraus. Als Gegenstand des gemeinsamen Betrachtens nehmen wir uns Erscheinungen aus der Pflanzenwelt vor. Da habe ich über die Jahre schon einiges an Erfahrungen gesammelt, die ich zusammen mit andern gerne verdichten möchte. Die kleine Gruppe besteht nun schon seit vielen Jahren, ist aber gegenüber neu Hinzustossenden offen. Wir treffen uns in diesem Jahr jeweils am Sonntag, 19. April, 17. Mai, 14. Juni, 12. Juli, 23. August, 27. September und 25. Oktober, jeweils 12.15 bis 15 Uhr im «Botanischen Garten» (vor der Cafeteria), Zollikerstr. 107, Tram Nr. 4 bis «Höschgasse», ab hier über die Höschgasse in fünf Minuten zum Eingang Zollikerstrasse. Wir freuen uns auf Euer Kommen! Keine Anmeldung erforderlich. Daniel Wirz Für Rückfragen: Tel. 041 710 09 49 oder [email protected] 11 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 12 Wir sind für Sie da. grundsätzlich ganzheitlich 365 Tage offen von 8-20 Uhr St. Peterstrasse 16, 8001 Zürich Telefon 044 211 44 77 www.stpeter-apotheke.com MUSISCH-PÄDAGOGISCHE WEITERBILDUNG Seit 1978 Für LehrerInnen, KindergärtnerInnen, SpielgruppenleiterInnen, Gymnastik-, Tanz- und SportlehrerInnen, MusiklehrerInnen, SozialpädagogInnen Ausbildungsinhalte: Theater und Theaterpädagogik, Improvisation, Rhythmik, Bewegung, Tanz, Musik und Gesang, Abschluss-Zertifikat Daten: 28. August 2015 bis 9. Juli 2016, Freitags 14.45 bis 21.15 Uhr + 5 Wochenend-Workshops Telefon 079 773 45 72 / E-Mail: [email protected] / www.metzenthin.ch Freiestrasse 58, 8032 Zürich 12 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 13 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Wie komme ich im Umgang mit Kindern an meine eigenen inneren Quellen? «Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt» (F. Schiller) «Erziehung ist immer Selbsterziehung» (R. Steiner) Leitung: Winfried Schneider 2. Mai 2015 in Zürich 13 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 14 Freier Pädagogischer Arbeitskreis An kaum einem Ort erscheinen die Fragen und Probleme und die Spiegelungen unseres Zeitgeschehens so geballt und so dringlich wie an unseren Kindergärten und Schulen. Die zerfallenden und sich neu bildenden Strukturen von Familie, Alltag und Umwelt bringen Dynamiken mit sich, die im sozialen Mit- und Gegeneinander Spuren hinterlassen. Gleichzeitig sind Kindergarten und Schule der Ort, an welchem jeder Erwachsene die Chance bekommt, über die Kinder das ganze Potenzial an Kreativität und Spiritualität einer zukünftigen Menschheit erahnen zu können. Wer als Mitarbeiter in dieser Gemeinschaft Aufgaben übernimmt, braucht selber Quellen, aus denen er schöpfen kann. Am Kurstag forschen wir danach mithilfe folgender Fragestellungen: Wie komme ich im Umgang mit Kindern an meine eigenen inneren Quellen? Wie erlebe ich Zeit und Raum? Was ist Rhythmus, was ist Klang? Wie kann ich meine Aufmerksamkeit für mich und meine Umgebung schulen und dabei Lichtekräfte und Mut gewinnen?» Die Spiele und spielerischen Bewegungsübungen dieses Kurses sind vor allem in der Unter- und Mittelstufe entstanden, werden aber auch gerne von Jugendlichen und Erwachsenen aufgenommen. Leitung: Winfried Schneider, Sozialarbeiter, 25 Jahre Waldorflehrer, Mitbegründer der Kalliasschule, Vater von 3 Kindern. Tagungsort: «Institut Unterstrass», im Neubau, direkt an der Seminarstrasse, 8057 Zürich Ab Zürich HB mit Tram Nr. 11 oder 14 bis «Schaffhauserplatz». Ab hier in 3 Minuten über die Seminarstrasse und durch den Park ins Seminar. Kosten: Fr. 210.– (inkl. vegetarisches Mittagessen) Fr. 185.– (für Mitglieder und Wenigverdienende) Anmeldung: bis 25. April online unter www.arbeitskreis.ch oder an: Kurse FPA, Postfach 801, 6301 Zug Tel. 041 710 09 49 E-Mail: [email protected] Zeitplan: Samstag, 10 – ca. 16.30 Uhr www.arbeitskreis.ch 14 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 15 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Arbeiten mit dem Kompetenzpass, BerufskollegInnen als Zaungäste Zwei zukunftsträchtige Arbeitsansätze aus der Praxis Foto: Anna Raussmüller, «Schulen lernen von Schulen». Leitung: Mark Plüss 2. Mai 2015 in Zürich 15 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 16 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Kompetenzorientierter Unterricht Die Gesamtschule Unterstrass Zürich und die Mehrklassenschulen Hinwil haben in mehrjähriger und enger Zusammenarbeit einen Kompetenzpass erarbeitet, der den systematischen Aufbau der fachlichen und überfachlichen Lerninhalte abbildet und damit das zielgerichtete Lernen und Lehren unterstützt. In einer Gruppe von rund 10 Schulen aus Zürich, Aargau und Liechtenstein wird der Pass nun weiterentwickelt. Im Seminar erfahren die Teilnehmenden, wie Lehrpersonen und Kinder mit diesem Kompetenzpass im Schulalltag arbeiten und wie die Implementierung in anderen Schulen erfolgt. Es bleibt Zeit für Ergänzungen und Austausch unter den Teilnehmenden. Zaungäste In Netzwerk Zaungäste geben Schulen einander bei gegenseitigen Besuchen fokussierte Rückmeldungen. Die Gastgeber kommen damit auf einfache Art zu Impulsen für die Weiterentwicklung und die Gäste erhalten eine anregende Weiterbildung. Die vom deutschen Schulnetzwerk «Blick über den Zaun» inspirierte peer review ist eine sorgfältig vorbereitete soziale Form der Evaluation, bei der sich die beteiligten Lehrpersonen auf Augenhöhe begegnen und voneinander lernen können. In diesem Teil des Seminars geht es um Erfahrungen aus den Pilotschulen und Möglichkeiten für weitere Schulen, sich am Netzwerk zu beteiligen. Informationen und Unterlagen zu diesen beiden Projekten finden sich auf www.quiss.ch. Leitung: Mark Plüss, Schulleitung Aussenwachten Tagungsort: «Institut Unterstrass», im Neubau, direkt an der Seminarstrasse 29, 8057 Zürich Ab Zürich HB mit Tram Nr. 11 oder 14 bis Schaffhauserplatz. Ab hier in 3 Minuten über die Seminarstrasse und durch den Park ins Seminar. Kosten: Fr. 210.– (inkl. vegetarisches Mittagessen) Fr. 185.– (für Mitglieder und Wenigverdienende) Anmeldung: bis 25. April online unter www.arbeitskreis.ch oder an: Kurse FPA, Postfach 801, 6301 Zug Tel. 041 710 09 49 E-Mail: [email protected] Zeitplan: Samstag, 10 – ca. 16.30 Uhr www.arbeitskreis.ch 16 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 17 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Prag zwischen gestern und morgen Rätselhafte Metropole an der Schwelle («Praha») – ein Annäherungsversuch Burg Karlstein Studienreise: 13. bis 19. Juli 2015 Reiseführung: Karel Dolista, Prag 17 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 18 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Prag ist eine in mancher Beziehung ganz ausserordentliche Stadt. Etliche für ganz Europa zukunftsweisende Impulse gingen von diesem Ort aus. Karl IV. – Rudolf Steiner bezeichnete ihn einmal als den «letzten Eingeweihten auf dem Kaiserthron» – gilt als Begründer der ältesten Universität Mitteleuropas. Später war es Jan Hus, der weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus die Geschichte Europas prägte. Um 1600 rückt Prag wieder ins Rampenlicht: Am dortigen Kaiserhof wirken in der Zeit der Rosenkreuzer und Alchemisten Tycho Brahe, Johannes Kepler und andere, die offensichtlich ein Stück Zukunft vorwegnahmen. Und immer wieder werden die zukunftsvollen Impulse zunichte gemacht, kehren aber – am Widerstand sichtlich erstarkt – unentwegt wieder. Es ist gewiss auch von Interesse, dass Rudolf Steiner einmal davon sprach, dass ausgerechnet Prag in naher Zukunft zur Wiege einer grundsätzlich neuen Kultur Europas werde. Vielleicht wird sich in diesen Tagen, wenn wir im Vergangenen nach den Zukunftskeimen Ausschau halten, das eine oder andere Rätsel klären. Karel Dolista: 1959 in Südböhmen geboren, arbeitete früher im Archiv der Stadt Prag. Heute ist er als sehr gefragter Reiseführer und Übersetzer tätig. Er hat ein ungemein reiches Wissen und zudem die Gabe, es mit grosser Lebendigkeit zu vermitteln. Er ist ausserdem öfter als Vortragender im ganzen deutschsprachigen Raum unterwegs. 18 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 19 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Reiseprogramm: – Montag, 13. Juli: Bahnreise Zürich – Prag (Zürich HB ab 11.16 Uhr, Prag HB an 21.18 Uhr), Transfer zum zentrumsnahen Hotel «Ariston-Patio»*** (Tel. 0042 222 787 517). Nachtessen im Zug. (Selbstverpflegung) – Dienstag, 14. Juli: Führung durch die Altstadt mit Akzent auf der tschechischen reformatorischen Tradition – Mittwoch, 15. Juli: Besuch der «Prager Judenstadt». Schwerpunkt: Religionsfreiheit und das Phänomen Judentum – Donnerstag, 16. Juli: Prager Burg mit Kathedrale, «Goldener Gasse», alchemistische Tradition, «Prager Fenstersturz» – Freitag, 17. Juli: Ausflug nach Karlstein (ca. 25 km westlich von Prag) Karl IV. liess diese Burg als bewusste irdische Nachbildung der übersinnlichen Gralsburg erbauen. – Samstag, 18. Juli: Prager Neustadt mit Vysehrad: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – Impulse, Visionen, Aussichten – Sonntag, 19. Juli: Rückreise (Prag ab 11.15 Uhr, Zürich HB an 20.41 Uhr) Dienstag bis Donnerstag jeweils 17 – 18 Uhr: Karel Dolista: «Aus dem Leben Karl IV.» (Vorträge) Das Programm ist bewusst so gestaltet, dass ausreichend Freiräume für individuelle Unternehmungen gegeben sind. 19 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 20 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Mitnehmen: Landeswährung: Kosten: Abzüge: Zuschläge: Anmeldung: ✂ Voranzeige: Identitätskarte Tschechische Kronen (Kc) pauschal CHF 1 450.– /Euro 1350.– Inbegriffen sind: Reiseunterlagen, Bahnreise Zürich – Prag – Zürich (Basis Halbtax), Transfer zum Hotel, Transportkosten zu den Ausflugszielen (Bahn, Bus, Tram, Metro), alle Übernachtungen (Basis Doppelzimmer inkl. Frühstück und Nachtessen inkl. Getränke), Eintritte in Museen, Kurtaxen, Reiseführung, Transfer zum Bahnhof (Rückreise) mit GA CHF 15.– für Reisende ohne Halbtax-Abo CHF 25.– Für Einzelzimmer CHF 200.–/Euro 180.– Preis ohne Bahnreise Zürich – Prag – Zürich: CHF 1270.– / Euro 1150.– bis 10. Juni 2015 an: Kurse FPA, Postfach 801, CH-6301 Zug Tel. 0041 (0)41 710 09 49 E-Mail: [email protected] Die TeilnehmerInnenzahl ist beschränkt. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt und umgehend bestätigt. Die gleiche Reise bieten wir zudem vom 5.–11. Oktober 2015 an. Anmeldung zur Studienreise, 13. bis 19. Juli 2015 nach Prag Name:..................................................... Vorname: ..................................................... Strasse: ................................................. Tel.: ............................................................. PLZ, Wohnort: ....................................... E-Mail: ......................................................... ( ( ( ( ) Ich habe kein Halbtaxabo ) Ich habe ein GA ) Teilnahme ohne Bahnreise Zürich – Prag – Zürich ) Ich wünsche ein Einzelzimmer Bitte dieser Anmeldung ein frankiertes Rückantwortcouvert beilegen. www.arbeitskreis.ch 20 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 21 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Spielraum ist Bildungsraum Leitung: Toni Anderfuhren 9. Mai 2015 in Rikon (ZH) 21 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 22 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Blicke über den Sandkastenrand – Auseinandersetzungen mit Pausenplätzen und ihren Qualitäten für Schule, Pause und freie Zeiten Pause ist kinderfroher Spielraum zwischen ernsten Lektionen zur Bildung unserer Kinder und – Pause braucht immer auch etwas Spielraum. Wir alle wissen: Spielraum ist dieser feine Spalt zwischen Tisch und Schublade. Kaum sichtbar und dennoch von grosser Bedeutung. Denn ohne Spiel klemmt die Schublade fest. Und in der Bildung?! Dieser einmalige Kurstag findet seinen ganz besonderen Ort beim Pipistrello-Winterquartier im Tösstal. Der Spiel- und Werkplatz Rikon ist voller Qualitäten, wie wir sie für Pausenplätze kaum zu träumen wagen. Weit weg vom Alltag entführt «der Spielträumer» mit Bildern und Geschichten in Themen rund ums Spiel und seine Werte. Sein Wissen und seine Begeisterung zum Thema dieses Tages verlocken zur Entwicklung von Visionen rund um Pausen, ihre Orte und deren Werte. Leitung: Toni Anderfuhren, 1954, während fünfundzwanzig Jahren für und auf Abenteuerspielplätzen tätig, arbeitet seit fünfzehn Jahren freiberuflich als Spielträumer. Mit Blick über den Sandkastenrand entwickelt er partizipativ Schulhofprojekte, sowie Konzeptionen für Spiel- und Lebensräume. Der «Spielträumer» ist Berater, Initiator, Autor, Begleiter und immer auch aufmerksamer Beobachter. Frei nach dem Motto «was immer Sie für eine Lösung suchen – ich mache Ihnen ein Problem daraus». Mehr Infos: www.spieltraeumer.ch Tagungsort: Spielwerkplatz beim Winterquartier Circolino Pipistrello, Schöntal, 8486 Rikon. 15 Fussminuten auf dem schönen Tössuferweg ab Bahnhof Rikon. Mehr Infos zum Ort: www.pipistrello.ch (s. unser Nachbar, der Spielwerkplatz) Zeitplan: Samstag, 10 – ca. 16.30 Uhr Kosten: Fr. 210.– (inkl. vegetarisches Mittagessen) Fr. 185.– (für Mitglieder) Anmeldung: bis 2. Mai an: Kurse FPA, Postfach 801, 6301 Zug Tel. 041 710 09 49 E-Mail: [email protected] www.arbeitskreis.ch 22 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 23 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Paul Gauguin Besuch der Ausstellung in der Fondation Beyeler in Riehen (mit einem vorbereitenden Abend) Leitung: Urs Moser 20. und 27. Mai 2015 in Zürich bzw. Riehen 23 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 24 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Wo liegt für uns moderne Menschen eigentlich das PARADIES? Paul Gauguin (1848–1903) war ein moderner Mensch, Seemann, Banker, Börsenmakler usw., und er suchte aus Überdruss an unserer modernen Zivilisation nach einem andern Ort, einem andern Leben, einer verlorenen Ursprünglichkeit… Äusserlich hat er dieses GELOBTE LAND auf Tahiti sicher nicht gefunden, lebte er doch unter erbärmlichen Umständen, war krank, mittellos, verkracht. Und doch hat er in seinen Werken einen ORT geschaffen, wo sein Ideal künstlerisch Gestalt annimmt. Wir wollen uns diesem Ort sorgfältig zu nähern versuchen und dann vor allem die Werke im Original auf uns wirken lassen. Leitung: Urs Moser war über viele Jahre Klassen- und Werklehrer an der Rudolf SteinerSchule in Baar. Heute arbeitet er an einer Kleinklassenschule. Für Rückfragen: Tel. 044 764 14 66 Wann? Wo?: Mittwoch, 20. Mai, 18.30 – 20.30 Uhr: Einführender Abend «Institut Unterstrass», im Neubau, direkt an der Seminarstrasse 29, 8057 Zürich Mit Tram Nr. 11 oder 14 ab Zürich HB bis «Schaffhauserplatz», ab hier über die Seminarstrasse ins Seminar Mittwoch, 27. Mai: Besuch der Ausstellung Hinreise: Zürich HB ab 15.36 Uhr (Wir treffen uns im vordersten Wagen 2. Klasse). Rückreise: Zürich HB an 21.00 Uhr Kosten: Fr. 100.– (ohne Eintritt) Fr. 80.– für Mitglieder FPA Anmeldung: bis 10. Mai online unter www.arbeitskreis.ch oder an: Kurse FPA, Postfach 801, 6301 Zug Tel. 041 710 09 49, E-Mail: [email protected] www.arbeitskreis.ch 24 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 25 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Die Schule: Ort des Schreckens zur Sortierung der Untertanen? Wir wollen an diesem Tag nicht darüber grübeln, wie man die Schule etwas besser machen kann. Gemeinsam mit einer ebenso versierten wie scharfen Systemkritikerin wollen wir sie einmal ganz grundsätzlich hinterfragen. Ist die Schule noch zu retten und, falls ja, wozu und wie? Leitung: Marianne Gronemeyer, Friesenheim (D) 30. Mai 2015 in Zürich 25 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 26 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Marianne Gronemeyer will uns den heimlichen Lehrplan der Schule vor Augen führen. Denn da zeigt sich ihr eine völlig unbegreifliche Ausgangslage. Kaum jemand, der nicht unter der Last der Schule ächzte. Sie produziert tagtäglich hundertfältiges Leid bei Eltern, Lehrern, und Schülern. Sie ist ein Ort des Schreckens, und alle wissen, dass es in ihr nicht um Bildung geht, sondern um Auslese, um den erbitterterten Kampf um gesellschaftliche Rangvorteile. Das meiste, was wir lernen, haben wir nachweislich nicht in der Schule gelernt. Im Gegenteil. Die Schule hat das Zeug, die Neugier und das Staunen, die Antriebskräfte des Lernens, systematisch zu zersetzen. Die Schule ist eine Stätte der planmässigen Herstellung von Versagern und Drop-outs. Und doch glauben wir alle, dass die Schule der einzige Weg ist, um gebildet zu werden. Die Frage nach dem «Wie» des Lernens greift unter diesen Bedingungen zu kurz, solange wir ihr nicht die Frage nach dem «Wozu» des Ganzen vorangestellt haben. Marianne Gronemeyer rät Lehrerinnen und Lehrern in aller Kürze: «Seien Sie freundlich und pfeifen Sie auf die Bürokratie. Ein halbwegs guter Lehrer kann man, so wie die Dinge liegen, nur insoweit sein, wie man den Mut hat, sich dem Reglement, der Zwecksetzung und dem Richtungssinn der Institution zu widersetzen. Sich in diesem Mut wechselseitig zu bestärken, wäre auch eine schöne Übung der Solidarität unter Schülern, Lehrern und Eltern, die übrigens gut daran täten, statt sich wechselseitig die Butter vom Brot zu nehmen, eine grosse Koalition der Nicht-Einverstandenen zu bilden.» Ein Tag der Debatte: Wir freuen uns auf möglichst verschiedene Meinungen, Fragen und einen reichen Erfahrungsaustausch! Leitung: Prof. Dr. Marianne Gronemeyer (*1941) war zunächst Lehrerin und studierte danach Sozialwissenschaften. 1987 bis 2006 war sie Professorin für Erziehungswissenschaften an der Fachhochschule Wiesbaden. Marianne Gronemeyer, eine fundierte Kritikerin der modernen Konsumgesellschaft sowie der Versäumnisangst des modernen Menschen, erhielt 2011 u.a. Den Salzburger Landespreis für Zukunftsforschung. Mehr Infos: www.marianne-gronemeyer.de Tagungsort: «Institut Unterstrass», im Neubau, direkt an der Seminarstrasse, 8057 Zürich. Ab Zürich HB mit Tram Nr. 11 oder 14 bis Schaffhauserplatz. Ab hier in 3 Minuten über die Seminarstrasse und durch den Park ins Seminar. Kosten: Fr. 210.– (inkl. vegetarisches Mittagessen) Fr. 185.– (für Mitglieder und Wenigverdienende) Anmeldung: bis 23. Mai online unter www.arbeitskreis.ch oder an: Kurse FPA, Postfach 801, 6301 Zug Tel. 041 710 09 49 E-Mail: [email protected] Zeitplan: Samstag, 10 – ca. 16.30 Uhr www.arbeitskreis.ch 26 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 27 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Buchtipp Marianne Gronemeyer Das Leben als letzte Gelegenheit Zum Buch: Marianne Gronemeyer sieht den Beginn der Moderne im 14. Jh. und somit in der Zeit der grossen Pestepidemien. Der Tod zeigte sein lebensverneinendes Gesicht, wurde als unabänderliche Naturgewalt erfahren. Er verlor angesichts des Grauens seine heilsgeschichtliche Bedeutung und forderte seine Bekämpfung heraus. Die Anstrengung des modernen Menschen hat seitdem drei Stossrichtungen: Das Leben muss sicherer werden, es muss schneller werden und das Fremde muss getilgt werden. Die grosse Presseresonanz und die hohen Verkaufszahlen dieses Buches zeigen, wie sehr die Autorin einen empfindlichen Nerv unserer Zeit trifft. Am Beginn der Moderne, so schreibt sie, wird das Leben als biologische Lebensspanne konstituiert. Es wird buchstäblich zur einzigen und letzten Gelegenheit; nicht für die Rettung der Seele, sondern für die Anhäufung von Lebenskapital. Das Leben gerät unter das Gesetz der Akkumulation. Es wird panisch. Neben den Tod tritt ein anderer, beinahe noch ärgerer Widersacher des Lebens: das Versäumnis. WBG, 5. Auflage 2014, Fr. 28.50 Buchbestellungen unter Tel. Nr. 044 211 27 05 oder [email protected] 27 Rätsel des Bösen (3-14) (Steffen Hartmann: Die Michael-Prophetie Rudolf Steiners und die Jahre 2012 bis 2033) Lebenskräfte - Übungen (2-14) Die grosse digitale Verstrickung (1-14) Gewissensstimme (4-13) Mann - Frau - Geschlecht (2-13) Läuterung - Tod (1-13) Familie und Beziehungen (4-12) Die unabhängige Zeitschrift für anthroposophisch Engagierte und sozial Bewegte .................................................................................................. Einsenden an: Gerold Aregger, Burgunderstr. 132, 3018 Bern Fax 031 991 48 23, eMail [email protected] Hören - Lauschen (4-14) .................................................................................................. Menschheitsprojekt Beton (1-15) Name und Adresse Vier Themenhefte pro Jahr, z.B. über { Jahresabo Fr. 70.- (4 Nrn.) { Probeheft Nr. .......(kostenlos) Gegenwart Zeitschrift für Kultur, Politik, Wirtschaft Talon Ich bestelle ein GEGENWART 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 28 Lernen in Bewegung Pädagogische Fachtagung auf theoretischer & praktischer Basis Lernen braucht Bewegung Erkenntnisse aus der Praxis und aus der Hirnforschung 2. Mai 2015 10.00 Uhr - 17.30 Uhr Urs Albisser Supervisor, Coach, Mediator, Organisationsberater www.ursalbisser.ch Bewegende Pädagogik Pädagogische Bewegung Der Wert der - Sinn machenden Bewegung Daniel Wirz Präsident Freier Pädagogischer Arbeitskreis Ki Musubi www.arbeitskreis.ch Verschmelzung der eigenen Bewegung mit der Bewegung des Partners Vertrauen und Eigenverantwortung Marcel Schriber Budo-Pädagoge, Aikido-Lehrer, dipl. Arbeitsagoge kämpfen, flüchten, tot stellen … … sein www.aikodo-sursee.ch Oliver Paganini dipl. Feldenkrais-Lehrer, dipl. JudoLehrer, Budo-Pädagoge www.judo-feldenkrais.ch Improvisiert Während dem Unterricht spontan auf unvorhergesehene Zwischenfälle reagieren Martin Soom Sonderschullehrer, Zauberkünstler, Spitalclown CH 6331 Hünenberg www.zauberer-luzern.ch/martin-soom Infos www.budo-yamabushi.ch | Kosten CHF 100.- (inkl. Verpflegung) | Anmeldung Werner Lussi, +41 79 360 88 91, [email protected] 28 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 29 Freier Pädagogischer Arbeitskreis Lesetipp Pädagogische Ziele kann man nicht konservieren. Sie müssen gelebt, ständig überdacht, hinterfragt und weiterentwickelt werden. So eignen wir sie uns an und fügen unseren Teil bei. Nur so leben sie weiter. Überlassen wir sie sich selbst, eingemeisselt an der Wand oder festgeschrieben in unseren Konzepten, entfremden sie sich uns und der aktuellen Realität. Zwischen dem Himmel unserer hochgesteckten Ziele und der Erde unseres pädagogischen Alltags landen wir so in einem uns lähmenden Dilemma. Mit den Blättern für neue Pädagogik empfehle ich euch hier eine Lektüre, die den Geist wachhält und inspiriert. Dieses Nachrichtenblatt des Studienkreises für Neue Pädagogik (SNP) ist ein Kind von Henning Köhler. Der engagierte Heilpädagoge, Kinder- und Jugendtherapeut und Autor zahlreicher Bücher ist einer der engagiertesten «Anwälte» für die Anliegen des Kindes. Im nachfolgenden Editorial des erwähnten Hefts (November 2014) legt er uns nahe, das eigene Scheitern im pädagogischen Alltag nicht zum Anlass zu machen, unseren Geisteszielen untreu zu werden. Versuchen wir sie, immer wieder neu, zu leben! Christian Wirz «…Unsere kleine Zeitschrift steht der Waldorfpädagogik nahe, ist jedoch keine WaldorfInsider-Postille, sondern ein offenes Forum für pädagogische Quer-, Kontra- und VorwärtsDenker. Unabhängige, kritische, sozial engagierte Köpfe mit einem gesunden Hang zur Philanthropie sollen hier zu Wort kommen. 1842 erteilte Max Stirner dem «unwahren Prinzip der Erziehung» eine nahezu in Vergessenheit geratene, ungemein kluge Absage und postulierte als vornehmstes pädagogisches Ethos, die Freiheit des Kindes niemals anzutasten. Doch damals waren die Würfel längst gefallen: zu Gunsten jenes unwahren Prinzips. «Man will Untertanen», schrieb Stirner. Wissenschaftliche Pädagogik ist seither nichts anderes als die Methodisierung der Manipulation kindlicher Entwicklungsverläufe nach Massgabe gesellschaftlicher Normen. Das heisst aber: Sehr früh schon vollzog sich die Abkehr von der «Pestalozzianischen Linie» freiheitlicher Pädagogik (oder auch Individualpädagogik). Eine historische Chance war verspielt. Das «Sozialisations», «Enkulturations»- oder auch «Eingliederungsparadigma» im Geist Friedrich Herbarts setzte sich im Mainstream durch. Eben der ganze «Erziehungs»-Unfug. Dass Menschen berufen seien, andere Menschen zu erziehen – ob Kinder oder Erwachsene – war sicher eine der dümmsten Ideen aller Zeiten. Sie hat unendlich viel Unheil angerichtet. «Eines nicht fernen Tages wird man sich schämen, das Wort Erziehung überhaupt in den Mund genommen zu haben», kündigte Steiner an. Sein Wort in Gottes Ohr. Heute, 100 Jahre später, sieht es nicht so aus, als sollte sich seine Prognose erfüllen. Auch in Waldorfzusammenhängen ist auffallend viel von Grenzen, Regeln, Gehorsam und Disziplin die Rede, auffallend 29 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 30 Freier Pädagogischer Arbeitskreis wenig hingegen von Freiheit. Gut, man betont bei jedem feierlichen Anlass, Waldorfpädagogik sei «Erziehung zur Freiheit» (genaugenommen ein Widerspruch in sich), vergisst aber allzu gern, dass «Freiheit ein Gut ist, welches durch Gebrauch wächst, durch Nichtgebrauch dahinschwindet» (Ernst von Weizsäcker). Der Gedanke, eingeräumte Freiheiten könnten missbraucht werden, löst so viel Angst aus, dass man lieber auf Reglementierungen und Strafandrohungen setzt. Besser wäre es, den Zusammenhang zwischen gelingenden Beziehungen und verantwortlichem Umgang mit Freiheit zu untersuchen. Ferner sich darauf zu besinnen, dass die Kunst der eigentliche, grosse Freiheitsraum ist. Eine beunruhigend resignierte Stimmung begegnet mir oft, wenn ich versuche, die Rede auf das magische Dreieck Soziale Wärme / Kunst / Freiheit zu bringen. Schnell wendet sich dann der «Praktiker» von dem vermeintlichen «Philosophen» ab und erklärt: «Klingt alles ganz wunderbar, Herr Köhler, aber wir stehen jeden Tag vor handfesten Problemen, die mit schwärmerischen Reden nicht zu bewältigen sind.» (Daran zu erinnern, was Pädagogik im Kern bedeutet, gilt mittlerweile als schwärmerische Rede ohne Wirklichkeitsbezug!) Der kapitulative Pragmatismus ist freilich kein Waldorf-spezifisches Problem, sondern zeitsymptomatisch. Ich wollte nur auf die Unangebrachtheit jeglichen Waldorf-Überlegenheitsdünkels hinweisen. Manche Leute in unseren Kreisen argumentieren ja sinngemäss wie folgt: «Nichts gegen Reformpädagogik, da geschieht manches Verdienstvolle, aber wir machen hier keine Reformpädagogik, wir machen die wahre Pädagogik.» Das nenne ich, mit Verlaub, einen entwicklungsverhindernden Selbstbetrug. Lernen wir voneinander! Zur Mitarbeit an den Blättern sind Autoren eingeladen, die kompromisslos «das Recht des Kindes auf Achtung» (Janusz Korczak) verteidigen, ganz gleich, wo sie sich ansonsten weltanschaulich verorten. Man kann ein Kind nicht achten und zugleich unterdrücken, deshalb sind Achtung und Respekt vor der Freiheit zwei Seiten einer Medaille. So einfach ist das. Und so schwer. Natürlich scheitern wir immer wieder an den eigenen Ansprüchen. Da fällt mir eine Passage von Samuel Beckett ein: «Aufstehen. Weitermachen. Scheitern. Wieder aufstehen. Weitermachen. Besser scheitern.» Schlimm wird es nur, wenn man aus dem Scheitern folgert, der Anspruch sei «unrealistisch» – und das Falsche kurzerhand für «alternativlos» erklärt…» Henning Köhler Bezugsquelle der Blätter für Neue Pädagogik (jährlich 1–2 Hefte, Richtpreis 3 Euro pro Ausgabe): Seminar für Waldorfpädagogik Köln, Yvonne Rausch, Luxemburgerstr. 190, 50937 Köln Tel. 0049 (0) 221 941 49 30, Mail: [email protected], www.waldorfseminar-koeln.de 30 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 31 ❯ Broschüren ❯ Flyer ❯ Plakate ❯ Karten aller Art ❯ Inserate ❯ Briefblätter ❯ Visitenkarten ❯ Logos Spielend zum Ziel Wir öffnen unsere Türen Reservieren Sie sich schon jetzt den 19.-21. Juni 2015, wir freuen uns auf Ihren Besuch! Highlights: Baustein um Baustein zum Ergebnis... Ein kreativer Prozess gleicht einem simplen Spiel mit Bausteinen. Anstelle von Bausteinen bedient sich unser Team von kreativen und aussergewöhnlichen Ideen. Sie werden gesammelt, geordnet und schliesslich zum fertigen Produkt zusammengesetzt. Vertrauen Sie auf unsere «Baukunst»... Neueste Soft- und Hardware und die Erfahrung unserer fähigen Mitarbeiter garantieren Ihnen eine rundum kompetente und qualitativ hoch stehende Ausführung Ihrer Wünsche. – Vortrag mit Daniel Albrecht, Ex-Skirennfahrer und Unternehmer – Vortrag mit Dr. Ing. Erwin Thoma, Erfinder «holz100» Infos unter www.frauholzstrasse.ch Wallimann Druck und Verlag AG Aargauerstrasse 12, 6215 Beromünster Telefon 041 932 40 50, Fax 041 932 40 55 E-Mail [email protected] 31 150335_Kursprogramm_FPA_Wirz.qxp 20.03.15 10:14 Seite 32 Der Glücksvogel Vor langer Zeit lebte einmal eine reiche Familie. Zu dieser Familie gehörten viele Kinder, Enkel und Urenkel. Sie führten lange Zeit alle miteinander ein glückliches und frohes Leben. Der Glücksvogel hatte sich bei ihnen niedergelassen, und er blieb viele Jahre ohne wegzufliegen. Eines Tages liess sich der Glücksvogel auf dem Arm des Familienältesten nieder: «Ich war jetzt bei eurer Familie viele Jahre lang, nun ist es Zeit, dass ich mich woanders umsehe. Wenn ich mich an einem Ort sehr lange aufgehalten habe, langweile ich mich. Ich habe Lust durch die Welt zu reisen, ich will von euch weggehen. Wenn es etwas gibt, was ihr euch von mir wünscht, so bittet darum.» Das Familienoberhaupt strich sich den Bart und dachte nach. «Gib uns eine Frist von drei Tagen. Ich will mich mit meiner Frau, meinen Kindern, Enkeln und Urenkeln zusammensetzen und beraten. Danach will ich dir unsere Antwort geben.» Nun versammelte sich die ganze Familie. «Unser Glücksvogel will uns verlassen, einen Wunsch will er uns noch erfüllen, was sollen wir uns wünschen?», fragte der Alte. Sie berieten und diskutierten heftig, jeder hatte einen Wunsch. «Wir wollen um vier Arten von Vieh bitten», meinte einer der Söhne. «Nein», rief ein anderer, «wir wollen um Ackerland und Weide, um Pflug und Mühle, Garten und Haustiere bitten!» Eine Tochter sprach: «Das Edelste von allem sind Gold, Silber, Edelsteine und Perlen.» Obwohl sie sich zwei Tage stritten, konnten sie sich doch auf nichts einigen. Das Familienoberhaupt sah sich vor eine unlösbare Aufgabe gestellt. Da fiel dem Alten seine jüngste Schwiegertochter ein, sie hatte sich an diesen Beratungen nicht beteiligt, sie war bei ihrem Kind geblieben. «Ruft sie herbei!» Gleich wurde ihr alles berichtet und die Streiterei ging von vorne los. Der Alte zerrte wieder an seinem Bart. «Seid ruhig! Sag’ du uns, was sollen wir uns von dem Glücksvogel wünschen?» Ohne viel nachzudenken antwortete sie: «Wir wollen den Glücksvogel um seine Freundschaft bitten. Wenn wir seine Freundschaft haben, dann wird uns unsere Arbeit gelingen, dann wird auf der ganzen Familie der Segen ruhen, wir werden von Streit und Zwietracht verschont bleiben. Ja, wir werden weiterhin wie bisher glücklich und froh leben.» Das war der richtige Wunsch an den Glücksvogel! Am dritten Tag kam er zum Familienoberhaupt. «Nun, was wollt ihr von mir erbitten?» «Wir haben lange beraten, es war nicht leicht – wir bitten dich um deine Freundschaft!» «So will ich euch wieder meine Freundschaft geben, ich werde von eurer Familie nicht fortgehen, denn die Freundschaft selbst ist das Glück. Da ich sie euch schenke, werde ich bei euch bleiben.» Der Glücksvogel blieb bei der Familie. Und diese verbrachte ein glückliches, frohes und zufriedenes Leben, denn sie waren so ans Ziel ihrer Wünsche gelangt. Märchen aus China 32
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