DOWNLOAD ( 4,29 MB)

relevant
Das Magazin der Oesterreichischen Kontrollbank Gruppe #1/2015
18 EXPORTSERVICE
Wenn die OeKB
bei Ihnen vorbeikommt
20 EXPORT CHAMPIONS
Doppelmayr Seilbahnen:
Steil bergauf
22 L ÄNDERREPORT
Liechtenstein: Der kleinste
Industriestaat der Welt
FINANZIERUNG
Wo geht’s hier zum Geld?
2 INHALT
FINANZIERUNG
WISSENSWERTES
16 RESEARCH SERVICES
Nicht nur eine Studie,
sondern auch ein Werkzeug
18 EXPORTSERVICE
Wenn die OeKB bei Ihnen vorbeikommt
20 EXPORT CHAMPIONS
Doppelmayr Seilbahnen: Steil bergauf
TRENDS
22 L ÄNDERREPORT LIECHTENSTEIN
Der kleinste Industriestaat der Welt
26 BRANCHEN IM FOKUS
Papier- und Zellstoffbranche
28 OeKB GESCHÄFTSKLIMA-INDEX MOE
Wo geht’s hier zum Geld?
Einer der Gründe für die düsteren Wachstumsaussichten ist
die geringe Bereitschaft von Unternehmen, Investitionen
zu tätigen. Ist daran die vielzitierte Kreditklemme schuld?
Gibt es für Unternehmen keine Alternativen, um ihren
Finanzierungsbedarf zu decken? Ab Seite 6
12 FINANZMÄRKTE ALS ENT WICKLUNGSMOTOR
In Entwicklungs- und Schwellenländern sind oft
nicht einmal Kredite für einfache Investitionen wie
einen Traktor verfügbar.
Banken trotz allem weiter zuversichtlich
32 MÄRKTE IM FOKUS
Rumänien und Tadschikistan
EINBLICK
30 GLEICH UMS ECK
Ein wahrlich fürstliches Palais
31 PERSÖNLICH
Neue Namen, neue Funktionen
13 INTERVIEW: MARINOMED
CEO
Andreas Grassauer spricht über die
Finanzierung des Biotech-Start-ups Marinomed.
14 I NTERVIEW: FACC
anuel Taverne erklärt, wie der Flugzeugzulieferer
M
FACC sich über den Kapitalmarkt finanziert.
15 C ROWDFUNDING
lattformen für Kleininvestoren professionalisieren
P
sich – auch die OeKB kann Kompetenz einbringen.
www.oekb.at
Relevant 1/2015
EDITORIAL 3
IMPRESSUM
Medieninhaber und Herausgeber:
Oesterreichische Kontrollbank Aktiengesellschaft,
1010 Wien, Am Hof 4, Tel.: +43 1 531 27-2859;
E-Mail: [email protected]., relevant.oekb.at
Chefredaktion: Peter Gumpinger, Ingeborg Eichberger.
Redaktionsteam: Mag. (FH) Barbara Bogner, Dr. Peter
Gaspari, Mag. Nadja Gutmann, Mag. Gerhard Kinzelberger,
Mag. Wilhelm Schachinger, Mag. Gero Sodia, Mag. Barbara
Steurer, Heinz Wachmann, MSc.
MitarbeiterInnen dieser Ausgabe:
Mag. Ines Baumann, Mag. Gerald Mayer,
MMag. Agnes Streissler-Führer, Mag. Charlotte Thell.
Fotos: Coverstory Illustrationen Anika Reissner/
Egger & Lerch (S. 1/2, 6, 8, 12, 14/15), Creativ Crop/
Gettyimages (S. 1/2/6/9/14/15), Mike Kemp/Rubberball/Corbis (S.12), OeKB/PAGE SEVEN (S. 3), BMEIA/
Mahmoud (S. 5), Ramona Kaulitzki/Shutterstock (S. 17),
Reinhard Lang/Egger & Lerch (S. 19), Bilderbox/United
Archives/picturedesk.com (S. 23), Wayne Walton/
Gettyimages (S. 23), Ivoclar Vivadent (S. 24), Hilti AG
(S. 24), Neutrik (S. 25), mejnak/Shutterstock (S. 26),
pio3/Shutterstock (S. 27), Christina Häusler (S.27, 31),
Raiffeisen Bank International AG (S. 29), Palais
Liechtenstein GmbH/Fotomanufaktur Grünwald (S. 30),
LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz –
Vienna (30).
Konzeption, redaktionelle Mitarbeit, Grafik,
Produktion: Egger & Lerch GmbH, Vordere Zollamtsstraße 13, 1030 Wien, www.egger-lerch.at.
Hersteller: Grasl Druck & Neue Medien
GmbH, Bad Vöslau.
Verlags­ und Herstellungsort: Wien.
Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz:
Aufsichtsrat: Dr. Erich Hampel, Vorsitzender, UniCredit
Bank Austria AG, Wien; Dr. Walter Rothensteiner,
1. Vorsitzender-Stellvertreter, Generaldirektor und
Vorsitzender des Vorstandes der Raiffeisen Zentralbank
Österreich Aktiengesellschaft, Wien; Mag. Dr.
Franz Hochstrasser, 2. Vorsitzender-Stellvertreter,
Generaldirektor-Stellvertreter und VorsitzenderStellvertreter des Vorstandes der Erste Group Bank AG,
Wien; Mag. Helmut Bernkopf, Direktor und Mitglied des
Vorstandes der UniCredit Bank Austria AG, Wien; Mag.
Dr. Peter Bosek, Direktor und Mitglied des Vorstandes
der Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG,
Wien; Mag. Dr. Michael Glaser, Direktor der UniCredit
Bank Austria AG, Wien; Dr. Matthias Heinrich, Direktor
und Mitglied des Vorstandes der Raiffeisen-Landesbank
Steiermark AG, Graz; Mag. Dieter Hengl, Direktor und
Mitglied des Vorstandes der UniCredit Bank Austria AG,
Wien; Herbert Messinger, BAWAG P.S.K. Bank für Arbeit
und Wirtschaft und Österreichische Postsparkasse
Aktiengesellschaft, Wien; Mag. Christoph Raninger,
Direktor und Mitglied des Vorstandes der Österreichischen
Volksbanken-AG, Wien; Mag. Dr. Karl Sevelda, Generaldirektor und Vorsitzender des Vorstandes der Raiffeisen
Bank International AG, Wien; Mag. Dr. Herta Stockbauer,
Direktor und Vorsitzende des Vorstandes der BKS Bank
AG, Klagenfurt; Mag. Herbert Tempsch, UniCredit Bank
Austria AG, Wien; Robert Zadrazil, Direktor und Mitglied
des Vorstandes der UniCredit Bank Austria AG, Wien;
Mag. Franz Zwickl, Wien.
Vom Betriebsrat entsandt: Mag. Martin Krull,
Vorsitzender des Betriebsrates; Mag. Erna Scheriau,
Vorsitzende-Stellvertreterin des Betriebsrates; DI
Alexandra Griebl; Elisabeth Halys; Christian Leicher;
Ulrike Ritthaler, Mag. Christoph Seper; Ing. Markus Tichy.
Vorstand: Dr. Rudolf Scholten; Mag. Angelika SommerHemetsberger; Stand: 17. März 2015.
Grundlegende Richtung des periodischen Mediums:
Information für Stakeholder der OeKB Gruppe zu
Wirtschaftsthemen – insbesondere Außenwirtschaft,
Kapitalmarkt, Kreditversicherung, Finanzdaten,
Wirtschaftsinformation, Entwicklungspolitik,
Nachhaltigkeit und Informationstechnologie.
Liebe Leserinnen und Leser,
der Zugang zu Kapital ist das Um und Auf einer funktionierenden
Wirtschaft – die Kreditvergabe korreliert oft direkt mit der Konjunktur. Nun ist es so, dass in den vergangenen Jahren die Entwicklung des heimischen Kreditmarkts äußerst schleppend verlief. Da
stellt sich die Frage: Handeln die Banken zu restriktiv? Gibt es eine
Kreditklemme? Oder liegt es umgekehrt an mangelnder Nachfrage
durch die Unternehmen, die gar nicht investieren wollen?
Auf den nächsten Seiten geht RELEVANT diesen Fragen nach und
lässt dabei nicht außer Acht, dass Bankkredite längst nicht der
einzige Weg sind, an Kapital zu kommen. Denken Sie zum Beispiel
an Crowdfunding – oder besser: Lesen Sie darüber. Ein Exkurs
zeigt auf, wie unsere Tochter OeEB zu besserem Kapitalzugang in
Entwicklungsländern beiträgt.
Die aktuelle Ausgabe führt Sie außerdem ins Gebirge: Das Vorarlberger Unternehmen Doppelmayr ist ein Weltmarktführer, den
jeder kennt – der aber in seinem Portfolio einige Überraschungen
bereithält. Gleich nach Vorarlberg kommt bekanntlich Liechtenstein, so auch in diesem Magazin; ein Blick auf die Wirtschaft des
Fürstentums bringt ebenfalls für viele Unerwartetes zutage.
Eine anregende Lektüre wünschen Ihnen
Rudolf Scholten
Angelika Sommer-Hemetsberger
Vorstand der Oesterreichischen Kontrollbank AG
www.oekb.at
4 AKTUELL
Salm liefert dritte Brauereianlage nach Kuba
Wiener Braukunst in der Karibik
In Santiago de Cuba entsteht derzeit ein Braugasthaus – die Brauereianlage im Wert von rund 800.000 Euro wird von der
Wiener Firma O. Salm & Co GmbH geliefert. Es ist nicht das erste Kuba-Geschäft von Salm: Bereits vor 11 Jahren wurde
eine Anlage über den Atlantik verschifft. Diese stellt seither das Herzstück Kubas erster Gasthausbrauerei dar, gelegen an
der Plaza Vieja in Havannas Altstadt. Vor zwei Jahren folgte eine zweite, doppelt so große Anlage für eine „Cervecería“ in
Havanna, nun eine für ein Lokal in der Stadt Santiago, das dort anlässlich deren 500-Jahr-Feier errichtet wird. „Wir haben
uns auf Kuba in den letzten 11 Jahren einen guten Namen gemacht“, meint Salm-Chef Walter Welledits. Alle zwei Monate
schickt Salm 20 Tonnen Malz und andere Rohstoffe nach Kuba, gebraut wird nach Wiener Rezepturen. Aufgrund der
Lockerung des US-Embargos gegen Kuba, durch die sich die Zahl der US-Touristen von derzeit 3,6 Millionen verdoppeln
soll, wittert Welledits weitere Chancen: „Wir rechnen für die nächsten Jahre mit ca. 10 weiteren Anlagen.“ Ein anderes Embargo macht der Wiener Firma dagegen zu schaffen. „Wir müssen einen Ausgleich schaffen für den Verlust des russischen
Marktes, den wir über 24 Jahre aufgebaut haben“, sagt Welledits. Es ist nicht der erste große Rückschlag für die Firma O.
Salm & Co GmbH in deren 90-jähriger Geschichte. Schon im Gründungsjahr 1924 betrieb Salm unter Gründer Georg Welledits eine Niederlassung in Budapest, bald darauf auch welche in Prag, Bukarest und Sofia. Der Krieg brachte die totale
Zerstörung aller Produktionsstätten, doch Salm schaffte es noch einmal, auf die Beine zu kommen. 1978 übernahm Sohn
Walter Welledits das Unternehmen und begann mit dem außereuropäischen Export. Heute findet man Salm-Anlagen in 28
Ländern, etwa in Indonesien (Bali), in Südafrika, Brasilien, Japan, den USA, Kasachstan, Singapur und sogar im mongolischen Ulaanbaatar. „Die OeKB ist beim Finanzieren und Absichern unserer Exporte stets eine große Hilfe“, lobt Welledits.
www.oekb.at
Relevant 1/2015
AKTUELL 5
Wieder neuer Rekord bei der ISIN-Vergabe
Erneut wurden in Österreich so viele Wertpapiere wie nie zuvor begeben: Die OeKB hat im Jahr 2014 insgesamt 8.557 ISINs (International
Securities Identification Numbers) zugeteilt. Als National Numbering
Agency weist die OeKB jedem Finanzinstrument auf Anforderung durch
den Emittenten ein solches „Kennzeichen“ zu. Damit ist die weltweit
eindeutige Identifizierung des Wertpapiers gewährleistet. 2005 wurden
in Österreich rund 3000 ISINs angefordert, seither stieg die Zahl stark
an. 2013 wurde mit 8.063 vergebenen ISINs erstmals die 8000er-Marke erreicht. Im Jahr 2014 wurde dieser Wert nun erneut übertroffen.
Derivat-ISINs sind in die Zahlen übrigens nicht eingerechnet. Die
Zu­teilung der zwölfstelligen, alphanumerischen ISIN ist kostenlos. Als
spezielle Services bietet die OeKB die Blockreservierung von fortlaufenden ISINs sowie Wunsch-ISINs. Bei diesen können neun Stellen frei
gewählt werden, die ISIN lautet dann zum Beispiel AT000KAPSCH9.
Unter www.profitweb.at finden registrierte Nutzer das ISIN-Verzeichnis
mit allen zugeteilten Wertpapierkennnummern. Es stehen Informationen zu Neueröffnungen, Änderungen sowie Löschungen zur Verfügung.
Kauri, Gold und Cybercoins –
Formen des Geldes
So vielfältig wie die menschlichen Kulturen und Lebensweisen sind, so
unterschiedlich sind die daraus hervorgegangenen Geldformen, die von der
Kaurischnecke bis zu Bitcoins reichen. Diesem breiten Spektrum widmet
sich die neue Ausstellung im Geldmuseum der Oesterreichischen Nationalbank, die bis Jänner 2016 läuft. Über die Jahrtausende hinweg entstanden
immer neue Wirtschaftsformen, die, je komplexer sie wurden, immer neue
Arten von Zahlungsmitteln erforderten: das meterhohe Steingeld der Insel
Yap, Schweinehauer und Hundezähne wirken heute kurios. Die Ausstellung
beschäftigt sich aber auch mit Münzen, Banknoten aus ausgefallenen
Materialien wie Stoff, Leder oder Holz und dem bargeldlosen Zahlungsverkehr. Den chronologischen Abschluss bilden Kryptowährungen wie Bitcoins.
Geldscheine sind auch im neuen Buch aus der Reihe |design|er|leben|
über den Banknotendesigner Roman Hellmann zu bewundern, der ab 1952
für 25 Jahre bei der OeNB als Grafiker tätig war.
Geldmuseum
Otto-Wagner-Platz 3, 1090 Wien
Eintritt frei
Geöffnet Di und Mi 9.30–15.30 Uhr, Do 9.30–17.30 Uhr, Fr 9.30–13.30 Uhr
www.geldmuseum.at
Vorständin Andrea
Hagmann freute sich
über gutes Feedback
für die Arbeit der
OeEB.
OECD-Lob für die OeEB
Ein aktuelles Review der OECD stellt der
österreichischen Entwicklungspolitik ein
ausgewogenes Zeugnis aus, lobt aber die
Arbeit der Oesterreichischen Entwicklungsbank (OeEB). Das Development Assistance
Committee (DAC) der OECD nimmt alle vier
bis fünf Jahre die Entwicklungspolitik seiner
Mitgliedsländer in Form eines Peer Reviews
unter die Lupe, nun war Österreich an der
Reihe. Der DAC-Vorsitzende Erik Solheim
fand bei der abschließenden Präsentation
im Jänner positive Worte für den Bereich
Wirtschaft und Entwicklung, Österreich leiste
hier gute Arbeit. „Dieses Lob gilt auch
der OeEB“, freuen sich die Vorstandsmitglieder Andrea Hagmann und Michael Wancata.
„Der Aufbau der Wirtschaft durch private
Investitionen ist ein Puzzlestein auf dem Weg
zu einer besseren Lebenssituation in den
Entwicklungsländern.“ Speziell den Wachstumspfad der OeEB streicht der Bericht
positiv hervor. Kritisiert werden dagegen das
im internationalen Vergleich geringe Budget
für Entwicklungszusammenarbeit und mangelnder öffentlicher und politischer Rückhalt
für dieses Thema.
GEWINNSPIEL
Wir verlosen drei Exemplare von Band #11 der Dokumentationsreihe
|design|er|leben|, der den Banknotendesigner Roman Hellmann und
dessen Werk vorstellt. Wer gewinnen will, sendet bis 13. Mai ein E-Mail
mit dem Betreff „Gewinnspiel – Roman Hellman“ an [email protected].
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
www.oekb.at
6
KEIN WEG IN SICHT
Viele Unternehmen kritisieren,
dass sie gerne investieren
würden, aber keine Finanzie­
rung erhalten.
www.oekb.at
Relevant 1/2015
FINANZIERUNG
7
Wo geht’s
hier zum Geld?
KREDITE & CO Einer der Gründe für die düsteren Wachstumsaussichten ist
die geringe Bereitschaft von Unternehmen, Investitionen zu tätigen. Ist daran die
vielzitierte Kreditklemme schuld? Gibt es für Unternehmen keine Alternativen,
um ihren Finanzierungsbedarf zu decken?
Ü
ber die Gründe der mangelnden Investitionstätigkeit von Unternehmen in
Österreich und im gesamten Euroraum
herrscht Uneinigkeit. Immer wieder ist von einer
Kreditklemme die Rede, die es vor allem für
Klein- und Mittelbetriebe sehr schwer mache, die
immer anspruchsvoller werdenden Bedingungen
der Banken zu erfüllen – sofern diese überhaupt
bereit sind, einen Kredit zu vergeben. Banken
sehen dagegen einen Rückgang in der Nachfrage
nach Krediten. Gibt es also die berüchtigte
Kreditklemme überhaupt?
Die Europäische Zentralbank versucht den
geringen Investitionen durch niedrige Zinsen
und Liquiditätsprogramme entgegenzutreten.
Billige Kredite der EZB an Geschäftsbanken, die
dieses Geld an potenzielle Kreditnehmer aus
dem KMU-Bereich weitergeben sollen, zeigen
jedoch wenig Wirkung: Seit der Wirtschafts- und
Finanzkrise sind auch die regulatorischen Vorschriften für Banken strenger geworden (Stich­wort
Basel-III-Richtlinie). Diese können dadurch das
historisch niedrige Leitzinsniveau nicht in vollem
Umfang auf ihre Kreditkonditionen übertragen.
Hürden höher, Interesse niedriger
Die Banken räumen ihrerseits zwar ein, dass
es etwas höhere Kredithürden als in der Vergangenheit gibt, sehen den Grund für die schwache
Entwicklung des Kreditgeschäfts aber in der
geringen Nachfrage seitens der Unternehmen.
Diese würden aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und der damit einhergehenden
geringen Nachfrage nach ihren Produkten
mittelfristig keine höheren Gewinne erwarten
und daher auf Investitionen verzichten.
So oder so: Der Blick in den aktuellen Kredit­
bericht der Oesterreichischen Nationalbank
(http://www.oenb.at/Publikationen/Volkswirtschaft/kreditbericht) zeigt, dass das
Kreditgeschäft zwischen inländischen Banken
und Unternehmen 2013 und 2014 jeweils nur
um etwa 1 Prozent gewachsen ist. Insgesamt ist
von einer verhaltenen Kreditdynamik die Rede.
Diese sei „auch vor dem Hintergrund eines
sich verschlechternden makroökonomischen
Umfeldes zu sehen, das eine stärkere Zunahme
der Kreditdynamik in den nächsten Monaten eher
unwahrscheinlich macht“. Im gesamten Euroraum
>
www.oekb.at
8
>
ist die Wachstumsrate der Unternehmenskredite
sogar negativ (–1,8 Prozent) – nicht nur aufgrund
der „Sorgenkinder“ im Süden, auch Länder wie
Slowenien und die Niederlande erleben einen
Rückgang. In Frankreich oder Deutschland
kann man – ähnlich wie in Österreich – nur
ein moderates Wachstum beobachten.
Anleihen bei anderen nehmen
Bankkredite sind allerdings längst nicht die
einzige Möglichkeit für Unternehmen, an frisches
Geld zu kommen. Womöglich ist der schwache
Kreditmarkt also gar kein Zeichen einer Finanzierungsflaute? In Österreich finanziert sich
der Privatsektor traditionell zum Großteil aus
Bankkrediten. In den Jahren 2001–2011 sollen
es laut Bank für internationalen Zahlungsausgleich über 60 Prozent gewesen sein. Demnach
machen Bankkredite in den USA gerade einmal
20 Prozent der Privatsektorfinanzierung aus, in
der Schweiz unter 40 Prozent. Eine andere Untersuchung sagt, dass in Österreich 56 Prozent der
Unternehmen mit Fremdfinanzierungsbedarf auf
Bankkredite vertrauen. In der gesamten Eurozone
beträgt dieser Wert 49 Prozent und in den USA
gar nur 5 Prozent.
Die nach Volumen mit Abstand wichtigste Alternative zu Krediten sind Aktien und Anleihen. Wenn
potenzielle Anleger in einem Niedrigzinsumfeld
nach attraktiven Möglichkeiten suchen, ihr Geld
anzulegen, und Unternehmen ihren Finanzierungsbedarf nicht bei Banken abdecken können, sind
Unternehmensanleihen ein möglicher Ausweg für
beide. Wie beim Kredit wird auch bei der Anleihe
Fremdkapital gegen Zins und Tilgung aufgenommen. Im Gegensatz zum Bankkredit bestimmt
hier aber allein der Emittent die Bedingungen.
www.oekb.at
Relevant 1/2015
FINANZIERUNG
9
NEUE PFADE
Manchmal liegt der richtige
Weg abseits der in Europa
immer noch vorherrschen­
den Bankenfinanzierung.
Unternehmen gehen sogar noch einen Schritt
weiter und betreiben gleich eigene Banken, über
die sie sich Kapital beschaffen - allen voran
die Autobauer. Volkswagen, BMW und Daimler
betreiben jeweils Institute mit einer Bilanzsumme
in der Größenordnung von 100 Milliarden Euro.
Zum Vergleich: Die BAWAG P.S.K. kommt gerade
einmal auf 36 Milliarden Euro. Damit können die
Firmen direkt bei der EZB Geld ausleihen, ohne
dass eine andere Bank mitnascht. Außerdem
nutzen die Unternehmen ihre Banken, um ihren
Abnehmern preiswerte Finanzierungen anzubieten – was wiederum den Absatz fördert.
Forderungen weitergeben
Allerdings birgt diese Form der Fremdfinanzierung
ein gewisses Risiko: Im Falle von Liquiditätsproblemen muss man nicht nur mit einem Gläubiger
– der Bank – eine Lösung suchen, sondern mit
allen Anlegern.
Chancen für die Großen
In den letzten Jahren werden Anleihen auch bei
österreichischen Unternehmen immer beliebter
– 2014 wurden an der Wiener Börse 39 davon
begeben, mit einem gesamten Emissionsvolumen
von rund 7 Milliarden Euro. So holte sich etwa
der Verbund neues Geld für nur 1,5 Prozent
Zinsen bei zehn Jahren Laufzeit. Auch die Nachfrage der Investoren nach Unternehmensanleihen
in Wien ist hoch – obwohl sie bei der AlpinePleite das Risiko dieser Veranlagungsform
vorgeführt bekamen.
Ein Allheilmittel sind Anleihen und ähnliche Produkte aber nicht: Für kleinere Unternehmen sind
sie weniger geeignet, weil durch die strenge österreichische Prospektpflicht rasch unverhältnismäßig hohe Nebenkosten entstehen. Und große
Konzerne haben oft ohnehin weniger Probleme,
Bankkredite zu bekommen. Einige große deutsche
Auch für kleinere Unternehmen gibt es Alternativen zu Bankkrediten. Eine wachsende Konkurrenz
zu Betriebsmittelkrediten stellt etwa das Factoring
dar: Dabei verkauft ein Unternehmen seine Forderungen aus Lieferungen oder Dienstleistungen
an ein Factoringunternehmen und erhält dadurch
sein Geld sofort – ohne darauf warten zu müssen,
dass der Kunde seine Rechnung bezahlt. Neben
diesem Liquiditätseffekt übernimmt das Factoringunternehmen auch oft die Debitorenbuchhaltung, das Inkasso und das Mahnwesen. Wird
auch das Forderungsausfallsrisiko übernommen,
spricht man von echtem Factoring, ansonsten ist
von unechtem Factoring die Rede. Das Factoring-Volumen hat sich in Österreich in den letzten
Jahren vervielfacht.
Bei jungen Unternehmen in der Startphase
besteht die Möglichkeit der Finanzierung über
Venture Capital. Hier beteiligen sich private
Investoren am Unternehmen, die später mit dem
Verkauf der Beteiligung hohe Gewinne erzielen
können, aber auch ein hohes Totalausfall-Risiko tragen. Oft wird den meist unerfahrenen
Unternehmensgründern auch unter die Arme
gegriffen, indem der Investor als Business Angel
etwa betriebswirtschaftliches Know-how oder die
eigenen Netzwerke zur Verfügung stellt.
Die Masse macht’s
Der große internationale Trend ist Crowdfunding.
>
www.oekb.at
10
Frankreich +2,9 %
Deutschland +1,2 %
WACHSTUMSRATE DER
UNTERNEHMENSKREDITE 2014
Österreich +1,1 %
Quelle: Kreditbericht der OeNB
Euroraum –1,8 %
Niederlande – 4,2 %
Griechenland –3,5 %
Slowenien –15,5 %
Spanien –9,6 %
Italien –3,1 %
Wenig Dynamik
Irland –11,6 %
>
Wozu brauche ich eine Bank, wenn ich direkt
von Kunden oder anderen Interessenten Geld
bekommen kann? Ursprünglich wurde über die
„Crowd“ Geld für kulturelle oder soziale Projekte
gesammelt. Inzwischen hat sich diese Finanzierungsmethode in zahlreichen Ländern auch in
der Wirtschaft etabliert. Braucht ein Unternehmen schnell und unkompliziert frisches Geld,
können Interessenten über Internetplattformen
entsprechend ihrer investierten Beträge Anteile
am Unternehmen erwerben. In Österreich wurde
bisher dafür noch keine rechtliche Grundlage
geschaffen, einzelne Anbieter wagten sich aber
bereits auf das Gebiet. Konsumentenschützer
warnen allerdings davor, dass Crowdfunding
eine riskante Anlageform sei und daher nicht
für „kleine“, unerfahrene Sparer geeignet.
Der Konsumentenschutz wird auch als Grund
angeführt, warum Firmen nicht einfach Geld
ausborgen können, bei wem sie wollen. Hinlänglich bekannt ist die Geschichte des Waldviertler
Schuhproduzenten Heini Staudinger, der ins
Visier der Finanzmarktaufsicht geriet, weil sein
Unternehmen sich durch Kleinkredite von Kunden
finanzierte. Einen neuen gesetzlichen Rahmen
für niedrigschwellige Finanzierungsmodelle für
kleine und mittelständische Unternehmen zu finden, steht aktuell auf der Agenda der Regierung.
www.oekb.at
Es werden also tatsächlich weniger Kredite an
Unternehmen vergeben. Die Wachstumsraten
anderer Finanzierungsmethoden, bei denen
keine Banken involviert sind, gleichen das nicht
aus – ein Hinweis auf eine insgesamt mangelnde
Nachfrage nach Kapital seitens der Unternehmen.
Dies wird durch eine Umfrage bestätigt, die zweimal jährlich von der Europäischen Kommission
und der EZB in Auftrag gegeben wird. Bereits zum
siebten Mal in Folge vermelden die österreichischen KMU in der aktuellen Befragung insgesamt
eine rückläufige Nachfrage nach Bankkrediten
und Anleiheemissionen. Allerdings stellten die befragten Unternehmen aber auch eine Verschlech­
terung der Verfügbarkeit von Bankkrediten fest.
Eine andere, vom WIFO durchgeführte Umfrage
kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Darüber
hinaus wird dort festgestellt, dass der Anteil der
Unternehmen steigt, die die Bankkonditionen als
inakzeptabel erachten. Diese Firmen könnten also
durchaus einen Finanzierungsbedarf haben, bewerben sich aber aus Aussichtslosigkeit erst gar
nicht um einen Kredit und dürften sich vermehrt
von der Bankenfinanzierung abwenden.
Alternativen zu Bankkrediten, die international
sehr stark in Anspruch genommen werden,
spielen in Österreich noch eine relativ kleine
Rolle. Nimmt man andere Länder als Maßstab,
kann man hier aber in den nächsten Jahren
kontinuierliches Wachstum erwarten, zumal für
das laue Kreditgeschäft kein starker Rücken­wind in Aussicht ist. π
Relevant 1/2015
FINANZIERUNG
11
Zitate-Rätsel zu Geld & Kredit
WER HAT’S GESAGT?
„Von jetzt an werde ich nur soviel ausgeben, wie ich einnehme –
und wenn ich mir Geld dafür borgen muss!“
Paris Hilton • George Washington • Mark Twain • Hugh Grant
„In Österreich macht man keine Schulden,
man genießt Kredit.“
Hannes Androsch • Elfriede Ott • Hubert von Goisern • Karl Farkas
„Die Phönizier haben das Geld erfunden – aber warum so wenig?“
Johann Nepomuk Nestroy • Obelix • Marcus Tullius Cicero • Alfred Dorfer
„Wenn einer von mir einen Kredit haben will, frage ich
immer meinen Anwalt. Und wenn der ja dazu sagt – dann nehme
ich mir einen anderen Anwalt.“
Donald Trump • Henry Ford • Dagobert Duck • Fiona Swarovski
„Gläubiger haben ein besseres Gedächtnis als Schuldner.“
Otto Schenk • J. R. Ewing • Bertha von Suttner • Benjamin Franklin
Die Auflösung finden Sie auf Seite 31.
www.oekb.at
12
ERSATZ GESUCHT
Nicht überall können
Banken langfristige
Kredite anbieten.
Finanzmärkte als
Entwicklungsmotor
ENTWICKLUNG In Entwicklungs- und Schwellenländern sind oft nicht einmal
Kredite für einfache Investitionen wie einen Traktor verfügbar – geschweige
denn für zukunfts­trächtige Investitionsprojekte wie ein Wasserkraftwerk.
Der Zugang zu Bankleistungen ist die Basis für
eine funktionierende Wirtschaft – doch in vielen
Weltgegenden herrscht hier großer Aufholbedarf.
Ein Dilemma: Lokale Banken, die das Risiko vor
Ort einschätzen könnten, haben oft keinen Zugang
zu langfristiger Refinanzierung. Internationale
Geschäftsbanken und Kapitalmärkte könnten
diese Mittel zur Verfügung stellen, aber wollen
häufig das wirtschaftliche und politische Risiko
nicht eingehen.
Prof. Martin Brown von der Universität St. Gallen,
der langjährige Erfahrung in der Entwicklung
des Finanzsektors in Afrika, Asien und Osteuropa
hat, berichtet zum Beispiel über die Lage in
Georgien: „Dort ist es für eine Bank nicht möglich,
über Spareinlagen oder lokale Kapitalmärkte für
mehr als zwei Jahre Geld zu bekommen. Dies
bedeutet, dass eine Bank, die längerfristige
www.oekb.at
Kredite vergibt, erhebliche Risiken tragen muss.“
Die kurzen Laufzeiten der angebotenen Kredite
stehen selbst einfachen Investitionen wie dem
Kauf eines Traktors im Weg. „In vielen Ländern
existiert das landwirtschaftliche Kreditgeschäft
nicht, wie es bei uns die Raiffeisenbanken anbieten“, sagt Brown. Dabei hätten gerade die Bauern
oft Geld für Modernisierungen dringend nötig, um
die Produktivität zu steigern und konkurrenzfähig
bleiben zu können. Doch Ernteerträge schwanken
stark. Agrarkredite sind daher für Banken riskanter
als andere KMU-Finanzierungen.
Entwicklungsbanken füllen Lücken
Diese Lücken der Finanzmärkte in Entwicklungsund Schwellenländern versuchen Entwicklungsbanken wie die OeEB, eine Tochter der OeKB, zu
füllen. Der bedeutendste Unterschied zu klassischer Entwicklungszusammenarbeit:
Relevant 1/2015
FINANZIERUNG
13
„Ohne Förderstellen
würde es uns nicht geben“
Die Projekte sollen nicht nur entwicklungspolitisch sinnvoll, sondern auch für Geldgeber wie
-empfänger wirtschaftlich nachhaltig sein. Die
Entwicklungsbanken wollen dabei nicht große
Gewinne erzielen, aber ein entwicklungspolitisch
wie wirtschaftlich positives Ergebnis. So vergibt
die OeEB etwa Kreditlinien an Spezialinstitute
und lokale Banken, die die Entwicklung der
Privatwirtschaft stärken sollen.
Die türkische Şekerbank erhielt beispielsweise
eine Kreditlinie über 25 Millionen Euro, die
zweck­gebunden für Kredite an Kleinunternehmen
verwendet wird, um diesen Investitionen im
Bereich Energieeffizienz, wie beispielsweise in
eine Gebäudesanierung, zu ermöglichen. Doch
der Schwerpunkt der Arbeit der OeEB liegt auf
der direkten Finanzierung des Realsektors: Wo es
an Krediten für alltägliche Investitionen wie einen
Traktor oder eine Gebäudesanierung mangelt, ist
es erst recht eine Herausforderung, große Infrastrukturprojekte wie ein Kraftwerk zu finanzieren.
Energie für die Wirtschaft
„Für Geschäftsbanken ist das Risiko zu groß,
wenn beispielsweise in einem Land wie Nicaragua
ein Geothermie-Kraftwerk gebaut wird, für das
man 15 Jahre Kreditlaufzeit benötigt“, erklären
die OeEB-Vorstände Andrea Hagmann und
Michael Wancata. „Lokale Banken können nicht
mehr als zwei oder drei Jahre bieten, und auch
am internationalen Kapitalmarkt ist es schwierig,
für Investitionsprojekte in Entwicklungsländern
eine Finanzierung zu bekommen.“
Ein näher liegendes Beispiel ist ein Kleinwasserkraftwerk, das die steirische enso hydro GmbH
derzeit an der Lengarica im Südosten Albaniens
baut. In Albanien ist die unzureichende Stromversorgung ein Hauptgrund für die Zurückhaltung
ausländischer Investoren. Das Kraftwerk soll den
Strombedarf von knapp 10.000 albanischen Haushalten decken. Insgesamt werden in das Projekt
23 Millionen Euro investiert. Die OeEB stellt dafür
eine Finanzierung über 5 Millionen Euro bereit. π
Das Wiener Biotech-Unternehmen Marinomed entwickelt
antivirale Therapien. Bei der Finanzierung ist das
Unternehmen auf private Investoren und Förderstellen
angewiesen, erklärt CEO Andreas Grassauer.
Wie ist Marinomed entstanden?
Andreas Grassauer: Das Unternehmen wurde 2006 als Spin-off
der Veterinärmedizinischen Universität gegründet, mit der Uni
als Teilhaber – das wurde erst kurz zuvor rechtlich möglich.
Wie hat sich die Firma in der Anfangsphase finanziert?
Wir sind einen klassischen Biotech-Start-up-Weg gegangen: Wir
wurden mit einer Preseed-Finanzierung des AWS (Austria Wirtschaftsservice, Anm.) unterstützt und in das Inkubatorprogramm
des Universitären Gründerservice INiTS aufgenommen. Auf
Basis dessen haben wir auch bald einen Investor gefunden, eine
österreichische Stiftung, die die Unterstützung durch das AWS
als Qualitätskriterium gesehen hat. Damit waren wir in der Lage,
richtig durchzustarten und die ersten Produkte zur Marktreife zu
entwickeln. Wir wurden später auch durch die FFG (Forschungs­
förderungsgesellschaft, Anm.) unterstützt – ein Darlehen bekommt
man als Technologie-Start-up in dieser Phase nur von so einer
Gesellschaft, da passt man in die Kriterien von Banken nicht hinein.
Und wie sieht es jetzt aus?
Bankkredite sind für uns immer noch kein Thema. Klinische Studien
oder teurere Produktentwicklungen führen dazu, dass man wenig
Eigenkapital hat, dadurch scheidet eine Bankenfinanzierung aus.
Die vielen neuen Regularien haben es nicht leichter gemacht.
Kredite gibt es vielleicht für Investitionsprojekte wie den Kauf einer
Maschine oder eines Grundstücks, aber mit Hochtechnologie oder
Forschung hat man wenig Chancen.
Findet man andere Geldquellen?
Die Finanzkrise hat es für Hi-Tech-Unternehmen nicht leichter
gemacht, Investoren zu finden, weil es in Europa nicht diese breite
Investmentkultur wie in den USA gibt. Und die rechtlichen Rahmenbedingungen für Venture Capital und Private Equity sind nicht
optimal. In den USA stecken zum Beispiel auch große Pensionsfonds
oder Versicherungsgesellschaften einen Anteil in Private Equity, bei
uns ist das kaum möglich. Auch an der Börse hat man es schwer –
in Österreich hat es in all den Jahren ein einziges Biotech-Unternehmen an die Börse geschafft. Ohne Unterstützung der Förderstellen
würde es uns und viele andere Biotech-Unternehmen nicht geben.
www.oekb.at
14
„Irgendwann kommt man
bei den Banken an ein Limit“
Der Flugzeugkomponentenhersteller FACC aus
Ried im Innkreis ist in den vergangenen Jahren
rasant gewachsen. Wie dieses Wachstum finanziert
wurde, erklärt Manuel Taverne, Director
Investor Relations der FACC AG.
FACC ist seit dem Vorjahr an der Wiener Börse
gelistet. War das die beste Möglichkeit, an frisches
Geld zu kommen?
Manuel Taverne: Einen neuen Kapitalzugang zu schaffen, war
nicht der Hauptgrund für den Börsegang. Aber natürlich haben
wir es gerne mitgenommen, dass wir dadurch weitere Alternativen zu Bankkrediten erschließen konnten. Schon in der
Vergangenheit war die Finanzierung sowohl über Fremd- als
auch Eigenkapitel strukturiert.
Warum ist das nötig – sind die Konditionen für
Bankkredite nicht attraktiv?
Irgendwann kommt man bei den Banken an ein Limit, was Besicherungsmöglichkeiten betrifft. Die Banken müssen Risiken auch
mehr streuen als früher, da stoßen wir bei der Größe unseres
Unternehmens an Grenzen. Wir haben – einhergehend mit dem
deutlichen Wachstum der FACC AG seit Gründung – bereits
frühzeitig ein breites Finanzierungskonzept aufgebaut.
In welcher Form?
Unser erstes Produkt war ein Mittelstandsbond, gefolgt von einer
Hybridanleihe sowie aktuell einer Anleihe über 90 Millionen sowie
einem Schuldschein über 40 Millionen Euro. So haben wir uns
innerhalb eines Jahres mit 130 Millionen Euro am Kapitalmarkt
bedient, bei einer Bilanzsumme von 600 Millionen Euro. Die Fremdfinanzierung über ein Schuldscheindarlehen haben wir gewählt,
weil sie großteils unbesichert ist und relativ günstige Konditionen
bietet. Dafür besteht ein gewisses Risiko, weil man für die Rückzahlung dann kurzfristig wieder einen höheren Kapitalbedarf hat.
Wie sehen Sie aktuell die Chancen von kleineren
Unternehmen, an Kapital zu kommen?
Ich glaube, wenn der Business Case valide ist, wenn man eine
klare Strategie hat und ein gutes Produkt, wird man auch die
entsprechenden Finanzierungen finden – sei es über eine Bank
oder über Private Equity.
www.oekb.at
VIELE KLEINE
Investoren statt
eines großen – das
ist der Gedanke
hinter Crowdfunding.
Relevant 1/2015
FINANZIERUNG
15
Zeit zum Schwärmen
CROWDFUNDING Im Rahmen eines Arbeitskreises treiben
heimische Crowdfunding-Plattformen die Professionalisierung
der Branche voran. Die OeKB zeigt auf, wie ihre Kompetenzen
und Infrastruktur sinnvoll dafür genutzt werden könnten.
Viele Kleininvestoren statt eines großen – das
ist die Idee hinter Crowdfunding (frei übersetzt:
Schwarmfinanzierung). Auch aus Österreich gibt
es erste Erfolgsbeispiele: Das Wiener GetränkeStart-up „all i need“ sammelte beispielsweise
auf der Plattform Conda 193.800 Euro von 239
Investoren ein. „Auf unserer Plattform wurden
seit März 2013 schon 13 Projekte erfolgreich
abgeschlossen“, berichtet Paul Pöltner, Kogründer
und Geschäftsführer von Conda. Ihm ist es ein
persönliches Anliegen, dass jeder auf einfachem
Weg in Unternehmen investieren kann – „nämlich
auch in das Geschäft um die Ecke, nicht nur in
große Konzerne“.
Pöltner leitet einen Arbeitskreis in der Fachgruppe
Finanzdienstleister der WKO, zu dem sich mehrere
Crowdfunding-Plattformen zusammengeschlossen
haben. „Wir wollen gemeinsame Qualitätsstandards setzen“, berichtet Pöltner. Derzeit arbeite
man an Standesregeln für Plattformen. Auch
die Diskussionen über ein geplantes Crowdfunding-Gesetz behält man im Auge: „Derzeit kann
man bis 250.000 Euro Kapital ohne teure Auflagen einsammeln. Darüber ist durch die Prospektpflicht mit mindestens 50.000 Euro Nebenkosten
zu rechnen. Ziel des Arbeitskreises ist, dass sich
diese Situation zumindest nicht verschlechtert.“
OeKB sieht Synergien
Eine Arbeitsgruppe Crowdinvesting gibt es auch in
der OeKB, Valentin Kassin ist der Fachexperte der
Gruppe. Was hat aber die OeKB mit Crowdfunding
zu tun? „Sobald ein Unternehmen sagt, es gibt
eine Tilgung, Dividende, Zinsen oder einen ähnlichen Zahlungsstrom, sollte man sich anschauen,
wo es schon nutzbare Kapitalmarktinfrastruktur
gibt“, meint Kassin – und die finde man eben bei
der OeKB als Zentralverwahrer für Wertpapiere.
„Wir übernehmen eine Transferfunktion für Wertpapiere versus Kapital. Das kann man analog auf
Crowdfunding anwenden“, erklärt Kassin. „Plattformen sind gut in der Beratung und Darstellung
der Projekte. Aber wenn es darum geht, Zahlungsströme und Firmenanteile abzubilden, dann sind
die Lösungen oft suboptimal.“ Pöltner begrüßt die
Initiative: „Wir freuen uns, dass es hier Partner wie
die OeKB gibt, die Interesse haben, das Geschäft
weiter zu professionalisieren.“
Kassin und seine Kollegen haben auch konkrete
Ideen entworfen: „Ein Vorschlag sieht vor, dass die
Crowdfunding-Projekte in Wertpapieren abgebildet
sind, die nach dem Kauf im Depot des Investors
bei seiner Hausbank aufscheinen.“ Das Routing
erfolge dabei über die OeKB. „Die andere Idee
hat zum Kern, dass bei der OeKB eine zentrale
Registerstelle eingerichtet wird. Die Wertpapiere
oder zum Beispiel auch Genossenschaftsanteile,
die man über die Investitionsplattform kauft, hält
dabei die Registerstelle – es ist kein Depot nötig.“
Die Transaktionsstückkosten könne man dabei
niedriger halten als bei der anderen Variante. Das
sei gerade bei Kleinbeträgen entscheidend. π
Crowdfunding vs.
Crowdinvesting
Der Unterschied zwischen
Crowdfunding und Crowdinvesting ist nicht klar
definiert. Von Crowdinvesting wird üblicherweise
gesprochen, wenn es um
Projekte mit finanziellem
Rücklauf geht, also um eine
Anlage für den Investor.
Crowdfunding bezieht sich
oft auf nichtkommerzielle
Projekte (zum Beispiel im
Kunst- oder Sozialbereich),
bei denen einfach Spenden
gesammelt werden, wird
aber auch als Überbegriff
verwendet.
www.oekb.at
16 RESEARCH SERVICES
Nicht nur eine
Studie, sondern auch
ein Werkzeug
SYSTEMATISCH IN NEUE MÄRKTE Welche Länder sind unsere interessan­
testen Zukunftsmärkte? Als Antwort auf diese Frage suchte der Anlagenbauer
framag mehr als eine Studie mit Momentaufnahmen. Gefragt war ein Werkzeug,
mit dem sich die entscheidenden Faktoren intern aktualisieren und gewichten
lassen. Fündig wurde framag bei OeKB Research Services.
OeKB
RESEARCH SERVICES:
Entscheidungsgrund­
lagen für die Interna­
tionalisierung
Die Kernkompetenz der
OeKB Research Services
liegt in der methodischen
Erhebung und Analyse von
Daten, Informationen und
Trends, um den Kunden
Entscheidungsgrundlagen
über Märkte, Branchen und
Unternehmen zu liefern.
Um potenzielle Exportländer zu analysieren, wählt
OeKB Research Services
die Methode des Scoring-Modells, das jeweils
maßgeschneidert in enger
Abstimmung mit dem Auftraggeber aufgesetzt wird.
www.oekb.at
Mit 80 bis 90 Prozent Exportanteil gehört framag
bereits zu den österreichischen Exportchampions.
Das oberösterreichische Hightech-Unternehmen
hat sich unter anderem auf den Bau von Anla­
gen für das Zerteilen von Stahl spezialisiert. So
werden zum Beispiel Brennschneidemaschinen
für Stahlerzeuger oder große Kreissägen für
Stahlbearbeiter produziert. Auf den bisherigen
Exporterfolgen, die bis in die USA und nach China
reichen, ruht man sich bei framag aber nicht aus
– ganz im Gegenteil: In welchen Märkten diese
Sparten künftig besonders gute Absatzchancen
haben, will Franz Haas, Geschäftsführer der
framag GmbH, akribisch analysieren.
„Uns geht es weniger um kurzfristige Chancen,
sondern mehr um die Frage: Wo gibt es in den
kommenden fünf Jahren die größten Potenziale?“,
erklärt Franz Haas im Gespräch mit RELEVANT.
„Daher gehen wir systematisch in drei Stufen
vor.“
Stufe eins: das Grobscreening
In einer ersten Phase wurden zwölf Länder ins
Rennen geschickt, die besonders interessant sein
könnten oder eine gewisse Leitfunktion für eine
Region haben. „Für diese zwölf Favoriten wollten
wir dann ein Ranking, und dafür haben wir uns an
OeKB Research Services gewendet“, erzählt der
42-jährige Geschäftsführer. Bei einem Kick-off
bei framag in Frankenburg verschaffte sich die
Truppe von OeKB Research Services persönliche
Einblicke in das Unternehmen. Und schon rund
sechs Wochen nach dem Treffen, kurz vor Weihnachten 2014, wurde das erste Grobscreening
präsentiert: Je circa ein Drittel der Länder wurde
als „high potentials“, als „interessant“ und als
„eher uninteressant“ eingestuft.
Hinter diesem scheinbar simplen Ergebnis
stecken ein ausgeklügeltes Modell und akribische Recherchen, wie Wolfgang Lueghammer,
der verantwortliche Projektmanager von OeKB
Research Services, schildert: „Wir haben ein
Scoring-Modell aufgesetzt, das individuell auf die
Produkte und die Abnehmerbranchen von framag
zugeschnitten ist. Daraufhin haben wir für jedes
Land vergleichbare Indikatoren recherchiert und
berechnet, die die Chancen und Risiken eines
möglichen Markteintritts abbilden – angefangen
bei der BIP-Prognose über das Produktionsvolumen im Maschinenbau bis hin zu strategischen
Infrastrukturplänen der jeweiligen Region.“
Die ersten Ergebnisse waren für das framagVertriebsteam zum Teil durchaus überraschend:
„Aus dem Bauch heraus hätten wir manches anders eingeschätzt. Wir hatten zwar schon vorher
Relevant 1/2015
17
„Wir hatten zwar schon vorher einige
Informationen, aber nie so strukturiert
und transparent und nicht so einfach
aktualisierbar.“ Franz Haas, Geschäftsführer framag
einige Informationen, aber nie so strukturiert und
transparent und nicht so einfach aktualisierbar.“
Nun ist die erste Stufe des Projekts also genommen, die Phase wird aber nie ganz abgeschlossen
sein. Haas: „Wir wollten keine Einmalaktion,
sondern eine wiederholbare Methode. Daher
haben wir von der OeKB auch ein Werkzeug
bekommen und Know-how aufgebaut, sodass
wir dieses Grobscreening in Zukunft selbst
adaptieren können. Wir können das Modell auch
selbst mit neuen Daten füttern und die Parameter beeinflussen.“ Damit, so Haas, könnte zum
Beispiel in einem Jahr berücksichtigt werden, wie
sich die Situation in einem Land verändert hat.
Stufe zwei: das Gewichten
In Stufe zwei geht es nun darum, die Faktoren
zu gewichten und Märkte noch genauer zu
betrachten. „Das wird stark von uns selbst
getrieben, aber auch eine intensive Diskussion
mit OeKB Research Services sein“, meint der
framag-Geschäftsführer. „Das Gewichten der
Faktoren ist auf jeden Fall unser Job“, betont
Haas. „Wir müssen selbst wissen, welchen
Stellenwert beispielsweise die Stabilität einer
Regierung hat. Andererseits wollen wir natürlich
nicht das System so lange zurechtbiegen, bis
das herauskommt, was wir uns ohnehin erwartet
haben. Wir wollen uns intensiv mit den Ländern
auseinandersetzen und neu gewonnene Informationen in unsere Einschätzung einfließen lassen.
Zum Beispiel, dass in bestimmten Ländern Rohstoffe gar nicht exportiert werden dürfen und
somit im Land verarbeitet werden müssen.“
Stufe drei: die Tiefenanalyse
In Stufe drei schließlich werden die interessantesten Potenziale tiefgreifend analysiert: Welche
Firmen sind mögliche Kunden, wie sind diese
strukturiert? Dazu Franz Haas: „Diese Analysen
möchten wir großteils intern machen, aber eine
zusätzliche Hand von außen wird auch dabei
sinnvoll sein.“ π
FRAMAG:
Hightech aus
Oberösterreich
framag bietet getreu dem
Unternehmenscredo:
„engineering for the best!“
innovative Produkte für
die Geschäftsfelder
Anlagenbau (Lösungen
für die Stahlerzeugung
und -verarbeitung),
Schwingungstechnik
(Maschinenbetten und
Plattenfelder aus dem
Verbundwerkstoff
HYDROPOL®) sowie Sondermaschinenbau (individuelle Kundenlösungen).
www.framag.com
Kontakt:
Wolfgang Lueghammer
Tel.: +43 1 531 27-2568
[email protected]
www.oekb.at
18 EXPORTSERVICE
AUF TOUR
Erwin Marchhart und
Markus Hoskovec besu­
chen Unternehmen in
ganz Österreich.
Wenn die
OeKB bei Ihnen
vorbeikommt
VOR-ORT-BERATUNG FÜR EXPORTEURE Nicht alle Unternehmen,
die vom OeKB Exportservice profitieren könnten, nutzen dieses. Ein
neues Beratungsteam widmet sich daher noch aktiver als bisher diesen
Exporteuren und besucht sie gerne auch persönlich.
Erwin Marchhart und Markus Hoskovec sind in
jüngster Zeit nicht mehr oft in der OeKB anzutreffen. Denn seit Anfang des Jahres bilden sie
so etwas wie die mobile Speerspitze des OeKB
Exportservice und besuchen österreichweit
Unternehmen.
Denn Internet und Telefon sind schön und gut,
aber manchmal ist es einfach effizienter, sich
vor Ort ein Bild zu machen: zum Beispiel, um
ein Unternehmen und dessen Akteure besser
kennenzulernen und herauszufinden, ob und wie
man sie bei der Absicherung und Finanzierung
von Exporten unterstützen kann.
Persönliche Treffen zwischen OeKB-Beratern und
den Unternehmen gab es schon bisher. Neu ist,
dass es ein eigenes Team gibt, das sich exklusiv
um potenzielle Neukunden kümmert. „Wir besuchen sie entweder alleine oder auch gemeinsam
www.oekb.at
mit einem Betreuer ihrer Hausbank“, freut sich
das Team auf interessierte Exporteure.
Für Unternehmen jeder Größe
Dabei richtet das Exportservice-Beratungsteam
sein Augenmerk auch auf KMU. „Die OeKB ist
für Kunden jeder Größe da“, betont Markus
Hoskovec, der bisher in der Analyseabteilung des
Exportservice mit der Beurteilung von Unternehmen und Projekten beschäftigt war. Bei seiner
neuen Aufgabe geht er mit besonderem Enthusiasmus ans Werk. „Wir versuchen zu verstehen,
wie die Unternehmen ticken, damit wir ihnen
dann die besten Lösungen anbieten können – das
ist eine spannende und befriedigende Aufgabe.“
Auch Erwin Marchhart geht die Sache mit großer
Begeisterung an. Als stellvertretender Leiter
der Abteilung Exportgarantien bringt er langjährige Erfahrung mit und war auch bisher in der
Relevant 1/2015
19
Kundenbetreuung tätig. „Früher hatten wir nicht
immer ausreichend Zeit für die Neukunden – das
hat sich jetzt verändert. Genau dafür gibt es das
Exportservice-Beratungsteam.“
Zeigen, wie einfach es ist
In der Beratung wollen Marchhart und Hoskovec
vor allem den Nutzen in den Vordergrund stellen.
Markus Hoskovec: „Wir wollen zeigen, dass es
einfach ist, die jeweils passenden Instrumente
einzusetzen. Und zwar egal, ob es um ein KMU
oder ein großes Unternehmen geht.“
„Es ist wie bei einem Auto: Ich will damit fahren
und nicht unbedingt wissen, wie es funktioniert“,
vergleicht Erwin Marchhart. „Genauso wollen die
Unternehmen einfach bei ihren Exporten unterstützt werden – welche Mechanik genau dahinter
steckt, spielt eine untergeordnete Rolle.“ π
Laden Sie die OeKB zu sich
ins Unternehmen ein!
Wollen auch Sie in einem persönlichen
Gespräch gemeinsam erkunden, wie sich Ihr
Auslandsgeschäft noch besser entwickeln
kann? Das neue Exportservice-Beratungsteam
kommt gerne zu Ihnen ins Haus – natürlich
österreichweit.
Sprechen Sie einfach einen Berater an:
Erwin Marchhart
Tel.: +43 1 531 27-2620
[email protected]
Markus Hoskovec
Tel.: +43 1 531 27-2308
[email protected]
www.oekb.at
20 EXPORT CHAMPIONS
c
ns
o
exp rt
mpio
ha
75 JAHRE ENT WICKLUNG
liegen zwischen dem ersten Dop­
pelmayr-Schlepplift am Arlberg und
der Premiere der Cabrio-Seilbahn.
Steil bergauf
SEILBAHNBAU Mal „oben ohne“, mal mit heißer Sitzbank, mal mitten in der
Stadt. Die Doppelmayr Seilbahnen GmbH wird ihrem Anspruch, die besten
Seilbahnen der Welt zu bauen, auf vielfältige Weise gerecht.
Wer kennt den Klassiker nicht? In Form eines
Tellers zieht er jeden einzeln oder als T-Bügel
auch zu zweit den verschneiten Hang hinauf.
Damit man, kaum oben angekommen, wieder
hinunterwedeln kann. Sein Österreich-Debüt
verdankt der Schlepplift dem Seilbahnbauer
Doppelmayr. Das Familienunternehmen fertigte
1937 den ersten Ski-Schlepplift des Landes und
legte damit einen Grundstein für den Erfolg des
Wintertourismus in Österreich sowie für eine
lange, internationale Seilbahntradition.
Auch heute sind Seilbahnsysteme für den
Winter das Flaggschiff des Unternehmens –
sie verantworten immerhin rund 80 Prozent
des Umsatzes. Dieser lag im letzten Jahr
mit einem Wachstum von 8 Prozent bei
858 Millionen Euro. Seine Gewinne steigerte
der Seilbahnbauer im Geschäftsjahr 2012/13
gar um 27 Prozent. Österreich mit seiner langen
Skitradition gilt dabei nach wie vor als einer
www.oekb.at
der stärksten Seilbahnmärkte der Welt. Vom einfachen Schlepplift über Sessel- und Pendelbahnen bis hin zu Gruppen- und Gondelbahnen: Fast
600 Millionen Menschen jährlich transportieren
die österreichischen Seilbahnen allein während
der Wintersaison – fast das Dreifache der Österreichischen Bundesbahnen, die durchschnittlich
250 Millionen Passagiere pro Jahr befördert.
Doch auch über die Grenzen hinweg boomt das
Geschäft. „Wir bauen jedes bekannte Seilbahnsystem auf allen Kontinenten der Welt“, verkündet
Ekkehard Assmann stolz. „Der Export spielt bei
uns eine besondere Rolle“, ergänzt der Leiter
für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Das
Geschäft im Ausland macht schließlich knapp
80 Prozent des Gesamtgeschäfts aus. Insgesamt
über 14.500 Seilbahnsysteme für Mensch und
Maschine setzte das Unternehmen in 88 Ländern
um – und gilt damit als Weltmarktführer im
Seilbahnbau.
Relevant 1/2015
21
Export mit Händen und Füßen
1952 verkaufte Doppelmayr den ersten Schlepp­
lift ins Ausland, nämlich in die Schweiz. Sechs
Monate später lieferte der damalige Inhaber Emil
Doppelmayr ein Pendant nach Kanada – ohne
ein Wort englisch sprechen zu können. Angeblich
habe er den Deal mit Händen und Füßen abgeschlossen, erzählt man sich in Mitarbeiterkreisen.
Ganz nach dem Vorbild seines Vaters setzte auch
Arthur Doppelmayr in den 1960er-Jahren verstärkt auf den Export. Während sich die meisten
Mitbewerber in den darauffolgenden Jahren auf
den Heimmarkt konzentrierten, baute Doppelmayr
die erste große Pendelbahn in Kalifornien. Immer
das große Ganze im Blick behalten – mit dieser
Strategie überwand das Unternehmen einige
Krisen in der Branche. Denn das Geschäft mit
den Seilbahnen ist sehr volatil. Je nach Tourismusentwicklung und Schneelage schwankt
auch die Auftragslage. „Es kann passieren, dass
in einem Jahr drei Anlagen gebaut werden, im
nächsten keine und dann wieder fünf in Auftrag
gehen“, sagt Assmann.
Eine entscheidende Rolle spielt das Engagement
und die Motivation der rund 2.450 Mitarbeiter.
„Die meisten von ihnen bauen Seilbahnen
aus Leidenschaft“, erklärt Ekkehard Assmann.
Auf­geben scheint hier ein Fremdwort zu sein.
Bei einem Auftrag fiel plötzlich der Strom aus.
Damit die Arbeiten fristgerecht fertig wurden,
kaufte das Unternehmen kurzerhand einen gro­
ßen Generator. Bei einem anderen Bauauftrag,
in Asien, versagten plötzlich die Funkgeräte.
Statt die Arbeiten zu vertagen, verständigte
sich das Team von Bergspitze zu Bergspitze
mit Fahnen und Signalen. „Die Begeisterung für
die Produkte ist tief in der DNA des Unternehmens verankert“, resümiert Assmann. „Unser Ziel
ist es, die besten Seilbahnen der Welt zu bauen.“
Per Cabrio auf den Gipfel
Um dieses Ziel zu erreichen, fusionierte das österreichische Unternehmen 2002 mit Garaventa
– dem Schweizer Marktführer und Spezialisten für
Pendel- und Standseilbahnen. Zwei Jahre später
brachte die Doppelmayr Gruppe die weltweit
erste Sitzheizung für den Sessellift auf den
Markt. Es folgten weitere Innovationen, mit denen
der Seilbahnspezialist weltweit neue Maßstäbe
setzte. Da wäre etwa die Cabrio-Seilbahn: Eine
doppelstöckige Bahn mit offenem Oberdeck ist
seit rund drei Jahren in der Schweizer Bergwelt
in der Region Vierwaldstättersee in Betrieb. Oder
die 40 neuartigen Seilbahnen für die Olympischen
Winterspiele 2014 in Sotschi. 23 Flugstunden
entfernt baute Doppelmayr in Vietnam die mit
rund 5.800 Metern längste Seilbahn der Welt.
Dabei setzt das Unternehmen seit über 35
Jahren auf die Zusammenarbeit mit der OeKB.
„Wir stoßen immer mehr in exotische Länder
vor. Dabei spielt die OeKB eine große Rolle, um
politisches und teilweise wirtschaftliches Risiko
abzusichern“, sagt Martin Rusch, Rechtsberater
der Doppelmayr Gruppe.
Durch die Stadt gondeln
Und was ist mit den 20 Prozent des Umsatzes,
die nichts mit dem Wintersport zu tun haben?
„Ein großes Thema ist die Seilbahn in der Stadt“,
sagt Ekkehard Assmann. Je mehr Städte wachsen,
desto härter ist der Wettbewerb um verbleibende
Flächen. Nicht selten fehlt die nötige Infrastruktur. Besonders in verbauten Großstädten ist der
Ausbau von Straßen und Verkehrsnetzen zu teuer
oder schlichtweg nicht möglich. Seilbahnsysteme
hingegen bieten neue Verkehrswege, die weniger
Lärm und Emissionen verursachen. Sie entlasten
Strecken mit erhöhtem Verkehrsaufkommen
und überbrücken Hindernisse wie Flüsse und
Höhenunterschiede.
ABSEITS DER SKIPISTE
Urbane Seilbahnen boomen
– in La Paz (Bolivien) baute
Doppelmayr gar ein Netz
aus drei Linien. Noch überra­
schender: Auch der Hogwart
Express, der seit einigen
Monaten durchs Universal
Orlando Resort fährt, ist
ein Produkt des Wolfurter
Unternehmens.
Diesen Herausforderungen stellte sich zuletzt die
bolivianische Großstadt La Paz, mit einer Höhe
von bis zu 4.100 Metern der höchstgelegene
Regierungssitz der Erde. Im vergangenen Jahr
installierte Doppelmayr dort das weltweit größte
urbane Seilbahnnetz. Mit insgesamt drei Verkehrslinien über den Dächern können die rund
zwei Millionen Einwohner von La Paz und der
westlich angrenzenden Großstadt El Alto bequem
und sicher Stau und Verkehrshinder­nisse umgehen. Und auch die damit verbundenen Gefahren.
„Statistisch gesehen ist die Seilbahn das
sicherste Transportmittel der Welt“, schwärmt
Assmann. π
www.oekb.at
IECHTEN
22 L ÄNDERREPORT
wi
egion
sr
EIN
ST
L
schaft
rt
Der kleinste
Industriestaat der Welt
LÄNDERREPORT LIECHTENSTEIN Das Fürstentum ist gemeinhin als Finanzplatz
bekannt. Dabei ist das wahre wirtschaftliche Herz Lichtensteins seine Industrie.
PLUS / MINUS
+ EWR-Mitglied
+ Zollunion
mit der Schweiz
+ kurze Amtswege
+ niedrige Steuern
+ liberale
Wirtschaftspolitik
+ hohe Rechtssicherheit und Stabilität
- kein Euro
- nicht EU-Mitglied
- hohes Lohnund Preisniveau
- begrenzter Platz
www.oekb.at
Dass man bei einem Musical oder einem
Konzert ein Regierungsmitglied trifft, kann
einem überall auf der Welt passieren. Dass das
Regierungsmitglied dabei nicht im Publikum sitzt,
sondern auf der Bühne steht, erlebt man wohl
nur in Liechtenstein. Die Kleinheit des Landes
– 37.000 Einwohner auf gebirgigen 160 Quadratkilometern Fläche – ist für so manches Kuriosum
gut. So ist das Fürstentum etwa die erfolgreichste
Nation bei Olympischen Spielen überhaupt, wenn
man nach den Medaillen pro Einwohner geht.
Man erzählt auch, dass Liechtenstein einmal
mit mehr Soldaten aus dem Krieg heimkehrte,
als es in diesen gezogen war – die 80 Soldaten
fanden unterwegs einen Mitstreiter.
Die Kleinheit des Landes ist auch mitverantwortlich dafür, dass die Wirtschaft floriert – die
Behördenwege sind so kurz wie möglich. „Man
bekommt bei Bedarf auch einen Minister ans
Telefon“, bringt es Werner Bachmann, CEO der
Neutrik AG, auf den Punkt. Neutrik, gegründet
1975, ist heute weltweit führend in der Konstruktion, Herstellung und Vermarktung von Audio-,
Koaxial-, Strom- und Rundsteckverbindern.
Besonders für die hochwertigen Audiostecker
ist das Unternehmen bekannt. Diese sorgen bei
Konzerten vieler Weltstars dafür, dass die Musik
in optimaler Qualität zu hören ist.
Bohren, baggern, heizen
Neutrik und seine Stecker reihen sich damit in
eine lange Liste von Liechtensteiner Erfolgs­
geschichten ein: Bohrmaschinen von Hilti,
Beschichtungen von Oerlikon Balzers, Zahntechnikprodukte von Ivoclar Vivadent, Bagger von
Kaiser, Heiz- und Lüftungssysteme von Hoval ...
– hochentwickelte Industrieprodukte sind ein
Markenzeichen des Standorts. Dabei haben die
genannten Firmen nicht nur ihre Hauptsitze
vor Ort, auch produziert wird im Fürstentum.
Die Voraussetzungen dafür wurden in den letzten
Jahrzehnten Schritt für Schritt geschaffen:
Schon seit dem Vertrag über die Zollunion mit
der Schweiz von 1923 geht es aufwärts. Im
Zweiten Weltkrieg blieb man neutral und von
Kämpfen verschont. Ein weiterer großer Schritt
war der Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) im Jahr 1995. Parallel dazu verfolgte
die Fürstenfamilie eine liberale Wirtschaftspolitik,
die sich im Arbeitsrecht und Gesellschaftsrecht
widerspiegelt, auch die moderaten Steuern sind
für Firmen attraktiv: Für juristische Per­sonen
gilt eine Ertragssteuer von 12,5 Prozent.
Werner Bachmann von Neutrik schätzt besonders,
dass Liechtenstein sowohl Teil des EWR als auch
des Schweizer Wirtschaftsgebiets ist: „Wir können
Relevant 1/2015
23
von beiden Systemen profitieren. Speziell, wenn
man nach Europa liefert, zahlt sich die EWR-Mitgliedschaft aus – wir können zum Beispiel
CE-Kennzeichnungen selbst auf unseren Produkten anbringen, während man in der Schweiz
dafür ein unabhängiges Testlabor braucht.“ Auch
der Facharbeitermangel sei „nicht so stark wie
woanders“, meint Bachmann. „Durch unsere Lage
können wir auf drei verschiedene Ausbildungssysteme zugreifen –Schweiz, Österreich und auch
Deutschland.“ Arbeitsplätze in Liechtenstein sind
auch bei den Arbeitnehmern beliebt: Von rund
36.000 unselbstständig Beschäftigten pendelt
mehr als die Hälfte aus dem Ausland ein.
Forschungsfreundliche Politik
Ernst Risch von der Standortagentur Liechtenstein Marketing nennt weitere Vorteile, die
das Land Investoren und Unternehmern bietet:
„Rechtssicherheit, politische Kontinuität und eine
solide Finanzpolitik sind im Fürstentum keine
leeren Worte. Nur wenige Staaten weltweit sind
schuldenfrei – Liechtenstein ist einer davon.“
Forschungs- oder handelsintensive Unternehmen
sowie spezialisierte Dienstleister seien in Liechtenstein besonders gut aufgehoben: „Neben den
allgemein guten Rahmenbedingungen profitieren
sie beispielsweise von einer IP-Box.“ Risch spricht
damit an, dass „Intellectual Properties“ (IP), also
Einnahmen aus Lizenzen, Patenten, Marken und
Urheberrechten, steuerlich begünstigt werden.
KEIN URBANER TRUBEL
stört Liechtensteins Idylle
– doch auf die Dichte an
Unternehmen von Weltrang
können viele Metropolen
neidisch sein.
Was manche Investoren zögern lasse, sei, dass
Liechtenstein keine temporären finanziellen
Vorteile biete, meint Risch: „Die Regierung geht
einen anderen Weg und macht den Standort
für Unternehmen langfristig attraktiv.“ Auch der
funktionierende, innovative Finanzplatz zeichne
Liechtenstein aus.
Schwarzgeld ade
Damit sind wir bei der großen Schattenseite der
jüngeren liechtensteinischen Geschichte an­
gelangt: Schon lange beäugte die internationale
Gemeinschaft Liechtensteins Rolle als Steueroase
kritisch, 2009 wurde der Druck so groß, dass
das Land einlenkte. „Liechtenstein hat rasch
auf die internationalen Vorwürfe reagiert und ist
von der schwarzen Liste heruntergekommen“,
befindet Gudrun Hager, die als österreichische
Wirtschaftsdelegierte in Bern auch das Fürstentum betreut. „Der Bankenmarkt hat sich in den
>
„Wenn man nach Europa liefert,
lohnt sich die EWR-Mitgliedschaft.“
www.oekb.at
24 L ÄNDERREPORT LIECHTENSTEIN
HIGHTECH AUS SCHAAN
In der 6.000-Einwohner-Gemeinde haben sowohl
Ivoclar Vivadent (Zahntechnik) als auch Hilti,
berühmt für seine Bohrhämmer, ihren Hauptsitz.
>
letzten Jahren konsolidiert – es gibt jetzt nur
mehr 14 Banken – und das verwaltete Kunden­
ver­mö­gen hat zuletzt wieder zugenommen.“ Die
Anerkennung internationaler Standards habe als
klares Signal an die Staatengemeinschaft gewirkt.
2013 wurde schließlich ein Abkommen zwischen
Österreich und Liechtenstein über die steuerliche Zusammenarbeit unterzeichnet, das für
in Liechtenstein geparktes Schwarzgeld auch
einmalige Nachzahlungen für die Vergangenheit
vorsieht. „Die Politik hat mit dem Abkommen
die nötigen Voraussetzungen geschaffen, um
die fruchtbare wirtschaftliche Zusammenarbeit
zwischen Liechtenstein und Österreich in Zukunft
weiter zu stärken und auszubauen“, sagt dazu
Georg Sparber, stellvertretender Missionsleiter
der Liechtensteinischen Botschaft in Wien. Die
Einnahmen für die Republik Österreich blieben
„Für Vorarlberg ist Liechtenstein
eine Art erweiterter Heimmarkt.“
inoffiziellen Berichten zufolge allerdings hinter
den Erwartungen zurück: Die Regierung rechnete
für 2014 mit rund 500 Millionen Euro, tatsäch­lich
sollen es laut Medien nur 220 Millionen Euro
gewesen sein.
In Österreich aktiv
Die von Sparber angesprochene fruchtbare
www.oekb.at
wirtschaftliche Zusammenarbeit zeigt sich unter
anderem in 1.350 Arbeitsplätzen, die acht
liechtensteinische Firmen in Österreich geschaffen haben. Der Großteil davon entfällt
auf Industriebetriebe – allen voran Hilti mit
drei Standorten in Österreich – aber auch die
Finanzbranche ist mit Standorten in Österreich
vertreten. „Die liechtensteinischen Banken LGT
und Liechtensteinische Landesbank unterhalten
je eine Niederlassung in Wien und erzielen
auf dem österreichischen Markt sehr positive
Geschäftsergebnisse“, berichtet Sparber.
Auf der anderen Seite ist vor allem Swarovski
erwähnenswert: Das österreichische Unternehmen beschäftigt in Triesen über 600 Mitarbeiter
und ist damit einer der größten Arbeitgeber
Liechtensteins. Der Standort ist für das Supply
Chain Management aller funkelnder SwarovskiArtikel weltweit zuständig, auch ein Zentrallager
befindet sich in Triesen. Eine Niederlassung in
Liechtenstein zu eröffnen sei für österreichische
Unternehmen aber „schon aus Platzgründen
schwierig – besonders für Industrie“, befindet
die Wirtschaftsdelegierte Gudrun Hager. Für
„platzsparende“ Branchen wie Wirtschafts- und
Finanzdienstleister gelte das weniger.
Grenzgänger
Die Handelsbeziehungen sind – relativ zur
Größe Liechtensteins – ebenfalls sehr intensiv:
26 Prozent der Importe kommen aus Österreich,
10 Prozent der Exporte gehen dorthin. Das macht
Relevant 1/2015
25
FÜR FEINE KL ÄNGE
sind die Audiostecker von
Neutrik weltweit geschätzt.
Österreich zum viertwichtigsten Handelspartner
nach der Schweiz, Deutschland und den USA.
Noch reger als der Warenverkehr ist allerdings der
Personenverkehr an der Grenze: Täglich kommen
rund 8.300 Personen aus dem benachbarten
Vorarlberg nach Liechtenstein zur Arbeit.
„Für Vorarlberg ist Liechtenstein eine Art
erweiterter Heimmarkt“, meint Hager. Sie weist
allerdings darauf hin, dass man sich als Unternehmer, der über die Grenze schielt, gut über die
gesetzlichen Besonderheiten informieren sollte:
„Obwohl Liechtenstein gemeinsames Zollgebiet
mit der Schweiz ist, gelten einige völlig andere
Regelungen – zum Beispiel für Montagetätigkeiten
oder grenzüberschreitende Dienstleistungen.“
Circa 150 österreichische Unternehmen werden
pro Jahr vom AußenwirtschaftsCenter Bern zu
Geschäften in Liechtenstein beraten; dazu kommen jene, die sich bei der Wirtschaftskammer in
Feldkirch erkundigen.
Der Franken-Faktor
Das heißeste Thema für alle Unternehmen mit
Liechtenstein-Bezug ist derzeit sicherlich die
Entwicklung des Franken-Kurses. „Es ist noch zu
früh, die Auswirkungen der ‚Frankenkrise‘, von
der viele sprechen, abzuschätzen“, meint Hager.
„Für manche Unternehmen ist das eine große
Herausforderung, aber viele sind gut gewappnet.“
Das Kurslimit sei für Unternehmen in der Schweiz,
Liechtenstein und Österreich praktisch gewesen,
weil sie dadurch gut kalkulieren konnten – „aber
man wusste, dass das nicht immer so bleiben
wird.“ Derzeit sieht Hager verbesserte Einstiegsmöglichkeiten für österreichische Exporteure in
den Frankenraum.
Die Einschätzung von Werner Bachmann von
Neutrik bestätigt das: „Der hohe Frankenkurs ist
sicher ein Nachteil für uns. Wir müssen unsere
Produktivität steigern und werden Vormaterial
eher im EU-Raum einkaufen. Liechtenstein bleibt
für uns aber immer noch ein sehr attraktiver
Standort.“ π
Kennzahlen
Fläche: 160 Quadratkilometer
Einwohner: 37.129
Beschäftigte: 36.224
davon Zupendler: 19.140
Quelle: Amt für Statistik Liechtenstein, Zahlen für 2013.
Industriewertschöpfung
Anteil der Industrie an der
gesamten Wertschöpfung in Prozent
iechtenstein*
L
Österreich
Schweiz
Deutschland
EU-28
38
22
21
26
19
Quelle: Eurostat, Zahlen für 2013;
*Amt für Statistik Liechtenstein, Zahl für 2012.
Arbeitslosenquote
Arbeitslose in Prozent der Erwerbspersonen
iechtenstein*
L
Österreich
Schweiz
Deutschland
EU-28
2,5
5,3
4,0
5,1
10,3
Quelle: Eurostat, Zahlen für 2014;
*Amt für Statistik Liechtenstein, Zahl für 2013.
Bruttoinlandsprodukt
BIP real 4,38 Mrd. Euro
BIP pro Kopf 119.000 Euro*
* Das BIP/Kopf ist aufgrund der großen Zahl der Tagespendler
schwer mit anderen Ländern vergleichbar.
Quelle: WKO, Zahlen für 2013.
www.oekb.at
26 BRANCHEN IM FOKUS
PAPIERINDUSTRIE
Druck durch
digitale Medien
1991: 40,
Neben dem globalen Abschwung und der Rezession
in den Industrieländern ab Mitte 2008 trifft auch das
geänderte Mediennutzungsverhalten die Papier- und
Zellstoffindustrie, wenngleich mit regional unterschiedlichen Ausprägungen. Trotz der Erholung der Auftragslage konnte in der Branche das Vorkrisenniveau
nicht erreicht werden. Die zunehmende Digitalisierung
setzt die Erzeuger von grafischen Papieren stark unter
Druck, selbst in wachstumsstarken Ländern wie China
kann nur ein vergleichsweise moderates Wachstum
erzielt werden.
Weltmarkt
Die Unternehmenskonzentration der Papierwirtschaft
ist international gesehen als gering zu bezeichnen.
China, die USA, Japan und Deutschland sind die weltweit größten Papier- und Zellstoffproduzenten, wobei
sich China zum weltweit größten Papierhersteller und
-verbraucher entwickelte. In Europa bleibt Deutschland
vor Finnland und Schweden sowohl Marktführer in der
Zellstoff- als auch in der Papierindustrie.
Chancen
Positiv sind die Aussichten für die Hygienepapiere, wo
durchschnittlich weltweite Wachstumsraten von 4 %, in
Wachstumsmärkten sogar von 6 bis 7 % erzielt werden
können. Durch die Zunahme des weltweiten (Online-)
Handels profitieren auch Karton- und Verpackungspapiere, die den Rückgang bei den grafischen Papieren
zumindest teilweise kompensieren.
Risiken
Sorge bereiten den europäischen Papierproduzenten
die schwieriger werdenden Rahmenbedingungen in
der EU für die kritischen Faktoren Holz, Energie und
Arbeit sowie die daraus resultierenden Wettbewerbsnachteile gegenüber Nordamerika und Asien. Die
Papierindustrie warnt vor den neuen EU-Klimazielen:
Das EU-Ziel, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030
um 40 % zu reduzieren, mache Europa als Standort
für die Papiererzeugung deutlich unattraktiver und
gefährde damit zahlreiche Arbeitsplätze.
www.oekb.at
20
3% |
67,4
00:
5
51,
20
%|
10: 68
,7 % | 20
13:
71
,7
USA & Kanada
85,1
WELTPRODUKTION
2012 in Mio. Tonnen
Gesamt: 400 Papier /167 Zellstoff
Lateinamerika
21,6
(Quelle: Austropapier)
Papier
21,0
Zellstoff
Luxemburg
300 kg
PAPIERVERBRAUCH
pro Person und Jahr
EU-27
Österreich
250 kg
160 kg
USA
230 kg
Asien
45 kg
Relevant 1/2015
%
....
...
.....
27
Kontakt für weitere
Informationen:
Ines Baumann
Tel. +43 1 531 27-2456
[email protected]
. . ( Q u e l l e : St a t i s t a . d e )
China
Europa
106,7
„Österreichs Papierwirtschaft
ist erstaunlich robust“
8,3
OeKB-Analystin Ines Baumann glaubt nicht an
einen Kapazitätsausbau.
102,5
45,2
76,1
19,6
Asien (ohne China)
Afrika
4,4
1,7
Australien 4,0
6,1 Milliarden
141 Betriebe
2,9
€ Umsatz
16.800 Mitarbeiter
4,8 Millionen
Tonnen Papier und Pappe produziert
DIE ÖSTERREICHISCHE PAPIERWIRTSCHAFT
(Papiererzeugung und -verarbeitung) 2013
Wie geht es der heimischen Papierbranche?
Die Papierwirtschaft in Österreich zeigt sich im
wachstumsschwachen wirtschaftlichen Umfeld
als bemerkenswert robust und konkurrenzstark –
der kleine Markt zeichnet sich zunehmend durch
eine Spezialisierung aus und in Relation zum ProKopf-Verbrauch ist Österreich mittlerweile zum
drittgrößten Papiererzeuger der Welt avanciert.
Welche Rolle spielt Papier in Österreichs
Exportwirtschaft?
Da die an den heimischen Standorten erzeugten
Produkte weltweit gefragt sind, beträgt die
Exportquote in etwa 85 %. 2013 zählte die
Wertschöpfungskette Forst-Holz-Papier mit
einem Überschuss von 3,41 Mrd. Euro zu den
wichtigsten Aktivposten des österreichischen
Außenhandels.
Wie sind die Aussichten für die Zukunft?
Im Jahr 2014 konnte in der Papiererzeugung
und -verarbeitung ein Produktionsplus von 2 %
erzielt werden, allerdings gab es auch einen –
durch den stetigen Kostendruck verursachten –
leichten Umsatzrückgang. Es wird 2015 durch
die moderate Entwicklung auf den wichtigen westeuropäischen Absatzmärkten mit keiner nennenswerten Nachfragebelebung gerechnet. Starke
Exportzuwächse gibt es dafür in Afrika, Australien
und Ozeanien. Ein weiterer Kapazitätsausbau
scheint aufgrund der Kleinheit des Marktes bzw.
der schon fortgeschrittenen Konzentration und
Spezialisierung eher nicht realisierbar.
www.oekb.at
28 OeKB GESCHÄFTSKLIMA-INDEX MOE
oe
xm g
BA N K
EN
li
tsk m
h
esc äf
nd
a-i e
OeKB GESCHÄFTSKLIMA-INDEX MOE
Banken trotz allem weiter
zuversichtlich
Beim Blick auf die Meldungen, die in den vergangenen Wochen und Monaten zum Mittelosteuropa-Engagement heimischer Kreditinstitute durch
die Medien gingen, drängt sich der Eindruck auf,
dass der Grundtenor in der Branche überwiegend
kritisch ist. Zwar hatte sich die große Osteuphorie der Banken bereits infolge der Finanzkrise
2008/09 gelegt, doch zuletzt häuften sich die
Negativschlagzeilen wieder merklich. Konkret
ist etwa von Teilausstiegen aus schwierigen
MOE-Märkten und massiven Abschreibungen für
notleidende Kredite die Rede, die auf dem Sektor
lasten. Wie ist es nun aber tatsächlich um die
aktuelle Stimmung der Entscheidungsträger aus
der Bankenwirtschaft bestellt, die von Österreich
aus ihr Mittelosteuropa-Geschäft steuern?
überwiegt demnach – trotz negativer Ent­
wicklungen in Einzelmärkten wie zum Beispiel
der Ukraine – die Zufriedenheit der Banken mit
dem derzei­tigen Geschäftsgang. Hinsichtlich der
Perspektiven für die nächsten sechs Monate ist
laut Februar-Erhebung sogar ein langsam zurückkehrender Optimismus zu beobachten: Wurde im
Oktober 2014 noch für 12 % der Niederlassungen
mit einer Verbesserung der Performance gerechnet, so blicken mittlerweile 20 % der MOE-Banken­
töchter positiv in die Zukunft. Offensichtlich wittern
die Direktinvestoren auch in wirtschaftlich und
politisch angespannten Zeiten durchaus noch
Geschäftschancen in der Region.
Geschäftsklima trotz schwierigerem
Umfeld nur leicht eingetrübt
Die verbesserten Geschäftserwartungen der
Banken spiegeln sich auch in den Investitionsstrategien wider: Obwohl es – insbesondere vor dem
Hintergrund des anhaltenden Konflikts zwischen
Russland und der Ukraine – vereinzelt Vorhaben
zum Abbau der lokalen Präsenz gibt, planen die
Kreditinstitute derzeit keinen breit angelegten
Rückzug aus der Region Mittelosteuropa. Vielmehr
stehen die Zeichen auf Konsolidierung: 85 % der
bestehenden MOE-Standorte sollen im kommenden
Jahr unverändert beibehalten werden. Für stabile
Kernmärkte wie Tschechien und die Slowakei steht
zum Teil sogar eine Forcierung der Investitionstätigkeit auf der Agenda. Damit signalisieren die
Banken klar, dass sie auch mittel- bis langfristig
Vertrauen in das Ertragspotenzial ihrer Mittelost­
europa-Aktivitäten haben.
Die jüngsten Ergebnisse des OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa bestätigen auf den
ersten Blick den Eindruck eines schwieriger
gewordenen Umfelds für die Kreditinstitute: Der
Geschäftsklima-Index sinkt im Februar 2015 um
0,8 Punkte auf einen Wert von 78,8. Bei einer
näheren Betrachtung der Branchenresultate
relativiert sich dieses etwas trübere Stimmungs­
bild jedoch. So wird immerhin für rund ein Drittel
der MOE-Töchter eine gute aktuelle Performance
gemeldet. Für weitere 52 % wird die Ist-Situation
zumindest als befriedigend bzw. saisonüblich
eingestuft, während für lediglich 16 % der Bank­
beteiligungen die Geschäfte schlecht laufen.
Bezogen auf die Gesamtregion Mittelosteuropa
www.oekb.at
An regionalen Kernmärkten
wird auch weiterhin festgehalten
Relevant 1/2015
29
DR. JOHANNES
GEBERTH
Head of Global
Corporate
Customers,
Raiffeisen Bank
International AG
„Die Erfolgsgeschichte Mittel­
osteuropa ist für die heimischen
Banken noch nicht vorbei – trotz
politischer und wirtschaftlicher
Risiken in einzelnen Märkten.“
BEHALTEN ODER VERKAUFEN? Raiffeisen nimmt derzeit
seine Töchter und Beteiligungen wie die slowakische Tatra Banka
einzeln unter die Lupe.
OeKB GESCHÄFTSKLIMA-INDEX
MITTELOSTEUROPA
BANKEN
Geschäftsklima und Investitionen
Geschäftsklima
Investitionen
100
90
80
70
60
Q1 2007
Q1 2008
Q1 2009
Q1 2010
Quelle: OeKB Geschäftsklima-Index Mittelosteuropa
Q1 2011
Q1 2012
Q1 2013
Q1 2014
Q1 2015
Die Research Services der Oesterreichischen
Kontrollbank führen viermal im Jahr eine Erhebung unter rund 400 Headquarters durch, die von
Österreich aus insgesamt 1.900 MOE-Unternehmensbeteiligungen steuern. Im Fokus stehen die
Erfahrungen, Einschätzungen und Erwartungen
dieser global aktiven Unternehmen hinsichtlich
Konjunktur- und Geschäftsentwicklung in der
Region. Verdichtet und strukturiert ergeben sich
daraus zahlreiche Frühindikatoren, die detaillierte
Analysen und Prognosen zu zwölf Ländern Mittel­
osteuropas und zehn Branchen erlauben.
Details und Bestellung von Berichten:
http://bit.ly/RELEVANT313_1
oder bei Verena Ebner, Tel. +43 1 531 27-2560,
[email protected]
www.oekb.at
30 GLEICH UMS ECK
Ein wahrlich
fürstliches Palais
STADTPALAIS LIECHTENSTEIN Das aufwendig sanierte
Palais unweit der OeKB ist ein wenig bekanntes Schmuckstück, das seine Besucher mit Luxus beeindruckt.
Als Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein sein
Stadtpalais in der Wiener Bankgasse im Jahr 1953
– damals noch als Kind – erstmals betrat, wurde er
von einer wüsten Szenerie empfangen. Bombentreffer und ein abgestürztes Flugzeug hatten es im
Zweiten Weltkrieg stark beschädigt.
Liebevoll saniertes Stadtschlösschen
ÖFFENTLICHE
FÜHRUNGEN:
zweimal im Monat
(an ausgewählten
Freitagen), von
17.00 bis 18.30 Uhr
(Einlass: 16.45 Uhr),
Preis: 25 Euro
pro Person
EVENTS:
Die prunkvollen
historischen Räume
im ersten und zweiten
Stock stehen für
exklusive Veranstaltungen mit bis zu
500 Personen zur
Verfügung.
www.oekb.at
Wer das von außen unscheinbar wirkende Stadtschlösschen heute besucht, kommt dagegen aus
dem Staunen nicht mehr heraus. Fürst Hans-Adam
II., ab 1989 Familien- und damit Staatsoberhaupt
von Liechtenstein, investierte rund 100 Millionen
Euro in die Renovierung. Herausgekommen ist ein
architektonisches Gustostückerl, das seinesgleichen sucht. Die Prunkräume mit ausgesuchten
Meisterwerken der Fürstlichen Sammlung machen
das Palais zu einem Geheimtipp. Die monumentale Feststiege bezeichnet manch einer als das
„schönste Stiegenhaus Wiens“. Dahinter warten
opulente Deckenfresken, liebevoll in Kleinarbeit
restaurierte Mahagonischränke und filigrane Seiden-Wandbespannungen in allen nur erdenklichen
Farben und Mustern.
Kronleuchter mit vier Metern Durchmesser
In der Mitte des Ballsaals im zweiten Stock prangt
majestätisch ein goldener Kronleuchter mit einem
Durchmesser von vier Metern. Dieser Lüster und
vier Kandelaber – in jeder Saalecke einer – trugen
früher 712 Kerzen. Nun ahmen eigens entwickelte
LED-Lämpchen das warme Kerzenlicht nach. Hinzu
kommen Wände über und über voll mit vergoldeten
Elementen und ein Fußboden, der einst vom Pionier des Möbeldesigns Michael Thonet parkettiert
wurde. Unter der Decke versteckt sich eine Loge
für das unsichtbar musizierende Orchester.
Hochbarock und Neo-Rokoko
Begonnen wurde die Restaurierung im Jahr 2008,
abgeschlossen schließlich im April 2013. Alleine
für die Vergoldung mit 150.000 Stück Blattgold
investierte man 54.000 Arbeitsstunden. An
Spitzentagen waren 500 Personen gleichzeitig auf
der Baustelle. Damit erstrahlt das Palais wieder
im gleichen Glanz wie schon vor über 150 Jahren:
Ursprünglich als Bau des Hochbarock errichtet,
gelangte es 1694 in den Besitz der Liechtensteins.
1836 startete eine Umgestaltung im Stil des
Neo-Rokoko. Der damalige Fürst Alois II. beauftragte den angesehenen britischen Architekten Peter
Hubert Desvignes mit dem Umbau, der in über
zehn Jahren rund vier Millionen Gulden (etwa 120
Millionen Euro) verschlang. Desvignes baute dabei
zahlreiche technische Raffinessen ein: Das Palais
erhielt schon damals einen Aufzug, eine hausinterne Sprechanlage mit „Correspondenz-Schläuchen“
aus Kautschuk und eine Dampfluftheizung. π
Relevant 1/2015
PERSÖNLICH 31
IM MAHA GONIZIMMER bestimmt
die tiefblaue Sei­
denbespannung die
Atmosphäre.
NEUE NAMEN, NEUE FUNKTIONEN
Exportservice-Beratung
Das neue Exportservice-Beratungsteam der OeKB, derzeit bestehend
aus ERWIN MARCHHART (Leitung)
und MARKUS HOSKOVEC, ist
seit Beginn 2015 unterwegs bei
Exporteuren und Banken, um vor
Ort gemeinsam mit den Kunden
passende Lösungen zum Absichern
und Finanzieren von Auslandsgeschäften zu erarbeiten.
IT Services
DER BALLSAAL
mit seinem riesigen
Lüster raubt so
manchem Besucher
den Atem.
MARIA-THERESIA STADLER führt
seit Anfang Jänner 2015 gemeinsam mit LECH LEDÓCHOWSKI
die Abteilung IT Services, in der
alle IT-Einheiten der OeKB zusammengeführt wurden. Stadler ist seit
1996 in der OeKB beschäftigt. Sie
begann in der Internen Revision und
wechselte 2010 in die IT-Gruppe
des Exportservicebereichs. Ihre
Hauptverantwortung umfasst Solution
und Development von IT-Leistungen.
Ledóchowski, bisher Abteilungsleiter Informatik, verantwortet die
IT-Operations.
Kapitalmarkt Services
Die neue Abteilungsleiterin der
Kapitalmarkt Services heißt seit
1. Jänner MARIA KUCERA. Kucera
war seit 1990 in der OeKB im Bereich
Rentenmarkt und Meldestelle tätig,
wo sie seit 2002 auch als stellvertretende Abteilungsleiterin fungierte.
In ihren Verantwortungsbereich
fallen die Bereiche Clearing & Risk
Management, Wertpapier Services
und Meldestelle sowie Fonds und
Wertpapierdaten.
GEORG ZINNER und
PETER FELSINGER führen seit
Jänner 2015 als Abteilungsleiter und
Stellvertreter die Abteilung Central
Securities Depository (CSD). In dieser
Rolle bereiten sie auch die Ausgliederung des CSD-Geschäfts in eine
eigene Gesellschaft vor. Dort werden
sie als Geschäftsführer tätig sein.
Marketing &
Unternehmenskommunikation
Seit Anfang Jänner leitet ANTON
STEFFKO die neugegründete Abteilung
Marketing & Unternehmenskommunikation. Der studierte Betriebswirt
(WU Wien) trat nach mehreren Jahren
Selbstständigkeit 2000 in die OeKB
ein, wo er 2005 die Leitung der
IT-Einheit im Exportservice übernahm.
Von 2009 bis Ende 2012 war er in
Zagreb Vorstand der Hrvatsko kreditno
osiguranje d.d., einer ehemaligen
Tochtergesellschaft der OeKB. Nach
seiner Rückkehr unterstützte er in
einer Stabsstelle des Vorstands
die erfolgreiche Umsetzung von
Projekten mit Schwerpunkt Exportförderung. PETER GUMPINGER ist
Unternehmenssprecher.
OeKB Business Services GmbH
CHRISTIAN KÖRBLER und
HEINZ WACHMANN führen seit
Februar 2015 die Geschäfte der
OeKB Business Services GmbH.
Die 100 %-Tochter der OeKB ist
spezialisiert auf die Umsetzung von
Social Intranets und Collaboration-Portalen sowie auf Lösungen
für Online-Datenmanagement und
Geschäftsprozess-Management.
Auflösung zum Zitate­Rätsel auf Seite 11:
1. Mark Twain, 2. Karl Farkas, 3. Johann Nepomuk Nestroy, 4. Henry Ford, 5. Benjamin Franklin
www.oekb.at
32 MÄRKTE IM FOKUS
CHANCE
Rumänien
BIP: +2,3 % (2014), +3 % (2015*)
Staatshaushalt: sinkende Budgetdefizite
(2014: -2 % des BIP; 2015*: -1,2 % des BIP)
Leistungsbilanz: positive Leistungsbilanz (2014:
+1,9 % d. BIP); negative Handelsbilanz (2014: -3,8 %)
Auslandsverschuldung: spürbar gesunken
(2014: 65 % d. BIP, 2015*: 64 % d. BIP). Hohe, aber
deutlich sinkende Schuldendienstrate (2014: 59 %)
Wirtschaftliche Situation: Rumänien ist es seit
2012 gelungen, trotz eines schwierigen Konjunktur­
umfeldes in Europa die Wirtschaft dank einer guten
Performance im Exportsektor auf Wachstumskurs zu
halten, die hohen Zwillingsdefizite deutlich abzubauen und die Auslandsverschuldung zu stabilisieren.
Eine strikte Kredit- und Fiskalpolitik unterstützen
die Konsolidierung des Staatshaushaltes. 2015 wird
mit einem Wachstum von 3 % gerechnet, getragen
vom steigenden Konsum im Inland, begünstigt durch
höhere Reallohnzuwächse, niedrigere Energiekosten
und das sinkende Zinsniveau. Das Verhältnis zum
Internationalen Währungsfonds ist gut. Die Absorption von EU-Geldern soll verbessert werden,
insbesondere für den Ausbau der Infrastruktur und
die Modernisierung von Staatsbetrieben.
Politisches Risiko: Die Mitte-Links-Regierung unter
Premier Viktor Ponta genießt eine relativ stabile
Mehrheit im Parlament, zuletzt ist es aber zu Spannungen innerhalb der Koalition gekommen. Vorzeitige Neuwahlen können daher nicht ausgeschlossen
werden. Die Stichwahlen zu den Präsidentschaftswahlen im November 2014 gewann überraschend
Klaus Joannis, der einen verstärkten Kampf gegen
die weitverbreitete Korruption ankündigte und den
prowestlichen Kurs fortsetzen will. Verbesserte
Beziehungen zu Moldawien (Militärabkommen seit
April 2013).
Aktuelle Länderkategorie: 3 von 7 – mittleres bis
niedriges Risiko
Deckungspolitik der OeKB: Deckung ohne
Einschränkungen
Deckungsquote für politische Risiken: 100 %
Weitere I­nformationen zu Rumänien: Charlotte Thell,
Tel. +43 1 531 27-2618, [email protected]
* geschätzt
RISIKO
Tadschikistan
BIP: +6,7 % (2014*), - 0,9 % (2015*)
Staatshaushalt: beinahe ausgeglichenes Budget
(2014*: +0,1 % des BIP; 2015*: -0,1 % des BIP)
Leistungsbilanz: negative Leistungs- (2014*:
-9,4 % des BIP) und Handelsbilanz (2014*: - 44,2 %)
Auslandsverschuldung: von 2010 bis 2014 im
Vergleich zum BIP fallend (2014*: 40,0 % d. BIP), ab
2015 wieder deutliche Steigerung prognostiziert.
Relativ stabile Schuldendienstrate (2014*: 33,4 %)
Wirtschaftliche Situation: Tadschikistan ist die
ärmste der fünf zentralasiatischen Republiken. Ein
Bürgerkrieg (1992–1997) warf das Land zusätzlich
zurück. 36 % leben unterhalb der Armutsgrenze.
Wegen der Gebirgslage ist nur rund 7 % der Landesfläche für Landwirtschaft geeignet. Wichtigste
Exportgüter sind Aluminium, Baumwolle und Strom
aus Wasserkraft. Das BIP-Wachstum ist seit 2010
robust, 2015 droht jedoch ein Einbruch. Extrem
hohe Gastarbeiter­überweisungen (knapp 50 % der
Wirtschaftsleistung) vornehmlich aus Russland.
Politisches Risiko: Staatsoberhaupt ist seit
1994 Emomalii Rachmon. Die verfassungsmäßige
Beschränkung auf zwei Amtszeiten wurde 2003
aufgehoben, 2013 wurde er mit 86,6 % der Stimmen
wiedergewählt. Laut OSZE kam es bei den Wahlen
der vergangenen Jahre zu massiven Unregelmäßigkeiten (z. B. Nicht-Zulassung von Oppositionskandidaten). Die Stimmung innerhalb der Bevölkerung
richtet sich zunehmend gegen den Präsidenten und
seine gewaltige Machtfülle. 98 % der Bevölkerung
sind muslimisch, die Regierung unterdrückt teilweise
als fundamentalistisch gebrandmarkte Gruppen.
Aktuelle Länderkategorie: 7 von 7 – hohes Risiko
Deckungspolitik der OeKB: Deckung mit
Einschränkungen
Deckungsquote für politische Risiken: 95 %
Weitere I­nformationen zu Tadschikistan: Gerald Mayer,
Tel. +43 1 531 27-2247, [email protected]