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FOCUS
Frisches Trinkwasser aus dem
Naherholungsgebiet
In den Langen Erlen trifft Angenehmes auf Nützliches: Das viel
besuchte Naherholungsgebiet ermöglicht Entspannung in der
Natur. Zugleich produziert IWB hier naturnah sauberes Trinkwasser.
Davon profitieren Menschen, Tiere und Pflanzen.
Text: Julia Konstantinidis
Weite Wiesen wechseln sich mit schattigen
Wald­abschnitten ab. Zwischen den Bäumen
schimmert da und dort das Wasser von Teichen
und schmalen Kanälen: Die abwechslungsreiche Charakteristik der Auenlandschaft, wel­
che die verästelten Flussläufe der Wiese vor
Jahrhunderten in der Ebene zwischen dem
Hirz­brunnenquartier und Riehen schufen, ist
noch gut zu erkennen. Heute sind die Langen
Erlen bei Tausenden von Spaziergängern, Velofahrern, Inline­skatern und Joggern als Nah­
erholungs­gebiet beliebt. Doch der Stadtwald
ist weit mehr als das. Quasi vor ihren Augen
produziert IWB hier die Hälfte des Basler Trinkwassers und versorgt damit täglich rund
210 000 Menschen. Die andere Hälfte kommt
aus der Aufbereitung im Hardwald.
Gewollte Unordnung
In einem in dieser Form einzigartigen Prozess
reichert IWB das Grundwasser, das sich tief im
Boden der Langen Erlen befindet, mit Rheinwasser an. Nach einer ersten groben Filterung
in der Schnellfilteranlage nahe der Tramhalte­
stellte Eglisee gelangt das Wasser mithilfe eines
ausgeklügelten Kanalsystems auf eine der elf
Wässerstätten. Sie erstrecken sich über 21 der
250 Hektaren des Langen-Erlen-Gebiets und
sind zum grössten Teil in Besitz von IWB. Das
Rheinwasser sickert durch den Waldboden,
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der es mechanisch und biologisch reinigt,
bis es sich mit dem Grundwasser vermischt.
«Die Wässerstellen sind jeweils in drei Felder
unterteilt. Wir fluten sie abwechslungsweise
während zehn Tagen», erklärt Andreas Rickenbacher. Der Leiter Betrieb und Instandhaltung
Wasser bei IWB steht leicht erhöht auf einem
Damm zwischen zwei Feldern der Wässerstelle
Spittelmatten, nahe der Schnellfilteranlage.
Die Felder sind mit Weiden, Eschen, Pappeln,
Eichen und Hagebuttensträuchern bewachsen – und natürlich mit Erlen. Der Boden auf
den Wässerfeldern ist bedeckt mit Laub, heruntergefallenen Ästen und umgestürzten
Baum­stämmen. «Früher wurde dieses Material
weggeschafft, doch es ist für die biologische
Filterung wertvoll. Deshalb lassen wir es heute
liegen», erklärt Werner Moser. Er ist bei IWB
Leiter der Aussenanlagen und bewirtschaftet
zusammen mit vier Mitarbeitern den LangenErlen-Wald. Auch Spaziergänger, die ihn auf die
«Unordnung» ansprechen, klärt er gerne über
die Gründe dieses Vorgehens auf.
Rückzugsort für Wildtiere
Während seiner regelmässigen Kontrollgänge
an die Wässerstellen begegnen Moser allerlei
scheue Waldbewohner wie Rehe, Dachse oder
Füchse. Weil in diesen Waldstücken Trinkwasser gewonnen wird, sind sie als Schutzzonen >>
Bild: Simon Havlik
Wasser aus dem Rhein versickert in den Wässerstellen der Langen Erlen. Der natürliche Boden der Auen ist
ein biologischer Filter. Dieser Reinigungsprozess hat einen grossen Anteil daran, dass das Basler Trinkwasser
die Anforderungen der Lebensmittelqualität erreicht.
Blick auf den revitalisierten Wuhrgraben Neuer Tych
von der Grendelgasse aus.
Bild: Simon Havlik
Bild: Simon Havlik
FOCUS
Brunnen Oberer Wiesengriener:
eines der fast 140 Jahre alten Brunnenhäuschen.
>> ausgewiesen. Hier haben die Tiere ihre Ruhe.
Nur Mitarbeitende von IWB dürfen diese betreten. Nebst der Bestellung des Waldes auf dem
ganzen Langen-Erlen-Gebiet gehören auch die
Pflege der Gewässer und der Spazierwege zu
ihren Aufgaben. «Dafür arbeiten wir eng mit
dem Forstbetrieb der Gemeinde Riehen und
der Stadtgärtnerei Basel zusammen, die gewisse Arbeiten im Auftrag von IWB übernehmen»,
so Moser. «Für die Trinkwasserproduktion
brau­chen wir schattigen Wald, damit es nicht
zu Algenwachstum, Mückenplagen oder der
Im Schutzgebiet der
Langen Erlen produziert
IWB die Hälfte des Basler
Trinkwassers.
Bildung von Keimen kommt», erklärt der Fachmann. Allerdings dürften die Bäume auch nicht
allzu gross werden. Denn falle ein stattlicher
Baum um, reisse er ein riesiges Loch in das
Wässerungsfeld – das Wasser würde ungenügend gefiltert und sofort versickern. «Deshalb
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entfernen wir die grossen Bäume sukzessive.
Stehen Baumfällungen an, informieren wir mit
Plakaten darüber», erklärt Moser.
Tanz der Keiljungfer
Am Rande der Obstwiese beim Spittelmatthof
steht eine Tafel von IWB. Sie informiert über
ein Projekt zur Erhaltung der heimischen Artenvielfalt. Mit Unterstützung von IWB und
der Gemeinde Riehen pflanzten die Betreiber
des Spittelmatthofs hochstämmige Kirschen-,
Zwetschgen-, Birnen- und Quittenbäume. Der
Obstgarten ist seither ein Zuhause für verschiedene Vogel- und Insektenarten. Ausserdem
sind die Bäume Nahrungsquelle für die Bienen
in den Langen Erlen. Diese leben in den Wildbienenhäuschen, die Basler Schülerinnen und
Schüler in einem Projekt gemeinsam mit IWB
aufstellten. Zudem finden sich in den Langen
Erlen auch einige Imkereien.
Ebenso fühlt sich hier die Westliche ­Keiljungfer,
eine seltene Libellenart, äusserst wohl. Für gute
Lebensbedingungen sorgten Werner M
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und sein Team, die den Baumbestand am
Spittel­­mattweiher – einer ehemaligen Versickerungsstelle – ausgelichtet haben. Moser: «Diese
Libelle kommt in der ganzen Schweiz nur in der
Bild: zVg
Bild: Simon Havlik
Bild: Franz Schweizer
Bild: Helen Schneider
Pflanzung der jungen Obstbäume
auf der Spittelmattwiese.
Die Langen Erlen sind ein Schutzgebiet für zahlreiche, zum Teil selten gewordene Tierarten:
Wasseramsel, Keiljungfer und Wildbienen.
Region Basel vor. Da sie viel Licht braucht, haben wir den Wald um den Teich gerodet.»
Für die Trinkwasserproduktion braucht IWB
schattigen Wald.
Jagdrevier für die Wasseramsel
Im Rahmen des grenzübergreifenden Projekts
«Landschaftspark Wiese» renaturiert IWB in
den Langen Erlen auch die Ufer der Gewässer.
Dies kommt besonders den Wasseramseln zu­
gute. Sie sind die einzigen Singvögel, die gut
schwimmen und sogar tauchen können. An
den natürlich gestalteten Ufern finden sie idea­
le Bedingungen, um auf Nahrungssuche zu
ge­hen. Um die Ansiedlung der faszinierenden
Vögel zu fördern, hat IWB vor vier Jahren gemeinsam mit der Gesellschaft für Vogelkunde
und Vogelschutz Riehen unter einigen Brücken
fünf Nistkästen für die Wasseramseln montiert.
Artgerechten Lebensraum bieten auch die
über 20 Biotope, welche seit Jahrzehnten in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Riehen, Pro
Natura, der Fachstelle Naturschutz Basel sowie
der Universität Basel in den Langen Erlen entstanden sind und wo es besonders im Frühling
und Sommer fröhlich quakt und summt.
Hochleistung idyllisch verpackt
Nahezu unmerklich produziert IWB im Schutzgebiet das Trinkwasser für Basel. Aufmerksame
Spaziergänger entdecken jedoch immer wieder
Anzeichen der Prozesse, die hier regelmässig
ab­­laufen. Etwa, wenn auf einem Wässerungsfeld das zu filternde Rheinwasser über einen
pilz­förmigen Zufluss auf den Waldboden fliesst.
Seit fast 140 Jahren zeugen zudem die 13 Brunnenhäuschen, die auf dem Gebiet verteilt ste­­­­hen, vom wichtigen Geschäft, das hier vor
sich geht. Die idyllischen Fassaden der Häuschen lassen kaum vermuten, dass im Inneren
modern­ste Pumpen das Grundwasser aus dem
Boden hinauf und über mächtige Leitungen
in die am Schorenweg gelegene Trinkwasseraufbereitung weiterbefördern. In den Langen
Erlen verbindet sich das Notwendige sprichwörtlich mit dem Angenehmen und beschert
den Baslerinnen und Baslern sowohl köstliches
Trinkwasser als auch ein Naherholungsgebiet
mit intakter Fauna und Flora.
iwb.ch/trinkwasser
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FOCUS
Erkunden Sie die Geheimnisse
der Langen Erlen
Die Langen Erlen sind weit mehr als ein Naherholungsgebiet. Wer genau hinschaut,
entdeckt in dieser Auenlandschaft nicht nur eine einzigartige, naturnahe
Trinkwasser­produktion, sondern auch zahlreiche heimische, und zum Teil gefährdete
Tier- und Pflanzenarten, die hier ideale Lebensbedingungen finden.
Weil am Rh
Zollfreie Strasse
Drei Länder Garten
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Wald
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Orte der IWB Trinkwasserproduktion
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Naturschutz- und Erholungsgebiete
Biotop Eisweiher
Hochstämmer-Obstwiese mit Wildbienenhäuschen
Vogelweiher
Spittelmattweiher
Revitalisierte Wuhrgräben Alter Tych, Neuer Tych
Nistkästen Wasseramsel
Reservat Pro Natura
Greifvogelstangen
Altholzinsel
Renaturiertes Wiesenufer
Restaurant Schliessi
Tierpark Lange Erlen
energie & wasser 1 / 15
Grafik: Simon Havlik
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