VILSHOFENAN DER DONAU Weite Wege für die Umfahrung Donnerstag, 19. März 2015 Nummer 65 INTERVIEW Hunde an die Leine! / Seite 19 Augenscheinnahme des Bayerischen Verwaltungsgerichtshof – „Und wo sind jetzt die Fledermäuse?“ Von Helmuth Rücker Christl Macht (66) passionierte Wanderin u. Radfahrerin, Vilshofen Hunde ohne Leine sind Ihnen ein Gräuel – warum? Was die Leute mit ihren Hunden in ihrem Garten machen, ist mir egal. Aber auf öffentlichen Wander- und Radwegen gehören sie generell an die Leine. Das kümmert viele Hundehalter leider nicht: „Der tut doch nichts!“, heißt es dann. Aber niemand kann für das Verhalten seines Hundes garantieren. Haben Sie Angst vor Hunden? Ich habe einfach sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Vor einigen Jahren hat mich ein Hund ins Wadenbein gebissen, als ich auf der Straße am Haus seines Besitzers vorbeifuhr. Ich hatte ein halbes Jahr lang Probleme mit der Wunde. Und während meiner Schwangerschaft hat mich bei einem Spaziergang am Inn ein freilaufender Hund angesprungen. Seitdem traue ich keinem Hund mehr und erst recht nicht den Besitzern. Ich fühle mich in meiner Freiheit, zu gehen und zu radeln wohin ich will, stark eingeschränkt durch freilaufende Hunde – und das stresst mich. Was würden Sie sich wünschen? Jeder sollte seinen Hund auf offiziellen Radund Wanderwegen oder auch im Naturpark Bayerischer Wald anleinen. Die Besitzer sollten respektieren, dass sich Menschen vor freilaufenden Hunden fürchten und sie nicht auch noch schwach anreden. Ich habe oft das Gefühl, ich muss mich vor ihnen verteidigen, das finde ich unmöglich. Außerdem sollte jeder den Kot seines Hundes eintüten und mitnehmen, egal wo. Und es sollte selbstverständlich sein, dass jeder Hundebesitzer mit seinem neu angeschafften Tier in eine Hundeschule geht. Die Hunde müssen nun mal lernen, aufs Wort zu gehorchen. Die Fragen stellte Gesine Hirtler-Rieger Lokalredaktion: 4 0 85 41/96 61 21, Fax 0 85 41/ 96 61 42, E-Mail: [email protected] Geschäftsstelle: 4 0 85 41/9 66 10, Fax: 0 85 41/ 96 61 41. E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Mo. bis Do. 8−12.30 u. 13−16 Uhr, Fr. 8−13 Uhr Vilshofen. Dem Gericht war kein Weg zu weit. Runter zur Wolfach? Rauf auf den Galgenberg? Dort ins Gebüsch? Vorsitzender Richter Dr. Erwin Allesch vom 8. Senat des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs hatte Ausdauer und gutes Schuhwerk. Er hängte eher 300 Meter dran, als dass er den Punkt für abgehakt erklärt hätte. Fünf Stunden dauerte gestern die Augenscheinnahme im Prozess „Bund Naturschutz gegen den Freistaat Bayern“. Der BN ist der Auffassung, dass bei der geplanten Trasse für die Umfahrung Vilshofen die Natur zu wenig berücksichtigt wird. Frühlingssonne lud dazu ein, durch den Wald oder entlang der Wolfach zu gehen. Dem Gericht war wichtig, sich ein Bild davon zu machen, was passiert, wenn die 3,2 Kilometer lange Straße am Galgenberg entlang gebaut wird. Wenn eine Partei ein wenig abschweifte oder in Grundsatzdiskussionen verfiel, gab es ein klares Wort: „Das gehört nicht hierher.“ Das solle man sich für die mündliche Verhandlung am 21. Mai aufheben. Im Sitzungssaal des Rathauses wurden zu Beginn der Augenscheinnahme die Verhältnisse klar: Vorne saßen die drei Richter mit einer Protokollantin, links die drei BN-Vertreter mit ihrem Rechtsanwalt. Ihnen gegenüber hatten gleich 14 Personen Platz genommen, vom Oberlandesanwalt über den Leiter des Staatlichen Bauamts bis hin zum Bürgermeister. Letztendlich schälten sich zwei Wortführer heraus: Helgard Gillitzer vom Bund Naturschutz Vilshofen und Hubert Vollath, verantwortlicher Planer beim Staatlichen Bauamt. Sie lieferten sich mehrmals Wortgefechte. Der Vorsitzende Richter, Herr des Verfahrens, diktierte klar und Am Galgenberg wurde ersichtlich, wo die Umfahrung in den Hang gebaut würde. Am oberen Bildrand ist die Bahnlinie nach Neustift erkennbar. Der Vorsitzende Richter Dr. Erwin Allesch umringt von den verschiedenen Parteien. „Dann gehen wir halt noch zur Wolfach“, meinte er, als die Naturschützer aufzeigen wollten, wo ein möglicher Tunnel in den Berg gehen würde. Aufmerksame Zuhörer sind links Bürgermeister Florian Gams, in der Bildmitte BN-Kreisvorsitzender Karl Haberzettl, rechts mit weißem Bart Dr. Anton Huber und Oberlandesanwalt Anton Meyer geduldig alle relevanten Argumente in den Stenoblock. „Und wo sind jetzt die Fledermäuse?“ wollte er am Galgenberg wissen. Es ging aber auch um den Grubenlaufkäfer, den Ameisenbläu- ling und den Feuersalamander. „Es wäre falsch, es auf die Viecherl zu reduzieren“, sagte Gillitzer, „es geht ums Ganze. Es wird zu wenig Rücksicht auf die Natur genommen.“ Eine Bewertung seitens des Gerichts gab es nicht. Jede Seite versuchte, Äußerungen zu interpretieren, wenngleich jedem klar war: Entscheidend ist die mündliche Verhandlung, bei der Im Gänsemarsch ging es den Allinger Kreisverkehr entlang und dann über das Feld bis zum Lindahof. Die Klägerseite mit BN-Kreisvorsitzendem Karl Haberzettl und Helgard Gillitzer vom Vilshofener Ortsverband. Sie war eine der Wortführer. im Mittelpunkt steht, ob alles im Rahmen der Gesetze und Bestimmungen verläuft. Das hatte das Verwaltungsgericht Regensburg bereits einmal gewürdigt, nach Auffassung des Verwaltungsgerichtshofs allerdings nicht ausreichend genug, weswegen der Prozess nun von vorn beginnt. Dr. Allesch, ein gebürtiger Röhrnbacher, der in Passau Abitur machte, zeigte sich ausdauernd. Die Einladung von Florian Gams zu einer kleinen Mittagspause schlug er aus. „Wir machen durch.“ Ohne Imbiss, ohne Getränk – selbst Kaffee und Kuchen zum Abschluss um 16 Uhr wurden ausgeschlagen. „Wo sind wir jetzt?“ Immer wieder wurde die Karte herausgeholt. An sieben Stellen machte sich das Gericht ein Bild von den Örtlichkeiten.– F.: hr Schnuppern auf der Großbaustelle in Rathsmannsdorf 65 Studenten der Technischen Hochschule Deggendorf zu Besuch bei der Firma Rädlinger – Von der Unternehmensphilosophie begeistert Von Charlott Friederich Rathsmannsdorf. „Seid schlau und kommt zum Bau“, mit diesen Worten begrüßte der Geschäftsführer der Firma Rädlinger, Helmut Schmöller, 65 BauingenieursStudenten der Technischen Hochschule Deggendorf, die gestern das Großbauprojekt der Firma im neuen Gewerbegebiet in Rathsmannsdorf besichtigten. Im Dezember hatte Rädlinger mit dem Bau des neuen Bürogebäudes für ihre Tochterfirma „Rädlinger Ingenieurbau GmbH“ begonnen, die seit 2002 in Vilshofen beheimatet ist, jedoch aufgrund von Platzmangel am Ende des Jahres nach Rathsmannsdorf zieht (der VA berichtete). Bei strahlendem Sonnenschein machten Geschäftsführer Schmöller und Firmenchef Josef Rädlinger den angehenden Ingenieuren ihre Firma schmackhaft. Mit Erfolg. 45 zusätzliche Arbeitsplätze schafft das auf Tiefbau spezialisierte Familienunternehmen durch den Neubau. Und diese sind noch lange nicht alle besetzt. Da traf es sich gut, dass der bayerische Bauindustrieverband und die TH Deg- Statteten der Baustelle der Firma Rädlinger in Rathsmannsdorf einen Besuch ab: 65 Bauingenieursstudenten der Technischen Hochschule Deggendorf. Vorne im Bild: Firmenchef Josef Rädlinger (r.) und Geschäftsführer Helmut Schmöller. − Foto: Friederich gendorf neuerdings „Praxistage“ mit Baustellen-Exkursionen veranstalten. „Diese Chance haben wir genutzt, um uns der Jugend vorzustellen“, sagt Firmenchef Rädlinger. Vor allem wolle er den künftigen Ingenieuren zeigen, wie ihr Studium in der Praxis aussehen kann. „Noch vor ein paar Jahren hatten wir starken Bewerbermangel“, berichtet Geschäftsführer Schmöller. Daher freue man sich, dass wieder mehr junge Leute ihren Weg in die Baubranche finden würden. Die Firmenleitung hofft besonders auf Fachkräfte aus der Region: „Da trifft sich der Kontakt mit der Hochschule Deggendorf gut.“ Die Studenten, die vorher schon die Baustelle der Ortsumfahrung Reisbach besichtigt hatten, zeigten sich von dem Engagement der Firma beeindruckt. „Auch wenn mich der Tiefbausektor nicht interessiert, hat mir die Philosophie von Rädlinger sehr gut gefallen“, sagte der 26-jährige Student Marco Eller. Zuvor hatte Josef Rädlinger betont, dass es ihm vor allem auf ein gutes Miteinander in seiner Firma an- komme: „Wenn die richtigen Leute zusammen arbeiten, dann kommt der Erfolg ganz von selbst.“ Auch Manuel Höchbauer und Maximilian Hütter – beide Ingenieur-Studenten im sechsten Semester – fanden den Einblick in das Berufsleben interessant. Manuel ist gebürtiger Passauer und will später einen Job in Heimatnähe. „Deswegen ist Rädlinger für mich sehr attraktiv. Vor allem mit dem neuen Standort“, sagt der 20-Jährige. Als besonderer Firmen-Fan entpuppte sich der Berliner Christopher Bülow. Sein Praxissemester hatte der TH-Student bei der Ingenierbau verbracht und war – trotz der teils anstrengenden Arbeitszeiten – begeistert: „Das Arbeitsklima ist klasse. Ich werde mich für einen Job hier bewerben.“ Der 25-Jährige kann sich gut vorstellen in dem neuen Bürogebäude in Rathsmannsdorf zu arbeiten. „Ich habe mich in Niederbayern verliebt.“ Weiter ging es für die Studenten zum Hochwasserschutz nach Windorf und zur Brotzeit mit Vertretern der lokalen Bauindustrie.
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