geht es zur Haushaltsrede 2015

SPD – Fraktion der Gemeinde Roetgen
Haushaltsrede 2015
Sehr geehrte Damen und Herren,
die zweite Fortschreibung des Haushaltssicherungskonzepts steht an,
und unsere Konsolidierungsmaßnahmen erhalten erneut einen herben
Dämpfer. Zwar steigen 2015 die wesentlichen Einnahmen aus Bundund Landeszuweisungen und nicht zuletzt aus der von uns erhöhten
Grundsteuer B und der Gewerbesteuer um 655.000 Euro, dem stehen
jedoch unausweichliche Mehrausgaben in Höhe von 765.000 Euro
gegenüber. Allein die Erhöhung der Regionsumlage um rund 320.000
Euro frisst die Steigerung bei der Grundsteuer und bei der
Gewerbesteuer auf.
Da nicht nur Roetgen unter der drastischen Erhöhung der
Regionsumlage
leidet,
kam
es
bei
der
Vorlage
des
Städteregionshaushalts zu einem bislang einmaligen Akt. Mit breiter
Mehrheit haben auch unionsgeführte städteregionsangehörige
Kommunen dem Haushaltsentwurf von Städteregionsrat Etschenberg
das gemeindliche Einvernehmen verweigert und ihn aufgefordert,
intensive Sparmaßnahmen vor der Haushaltsverabschiedung zu
ergreifen. Ohne Erfolg. Stattdessen soll es in den Jahren 2015/2016 eine
intensive Kostenkritik geben, bei der alle Ausgaben auf den Prüfstand
kommen sollen. Ergebnis vollkommen offen. Wird es überhaupt
Einsparungen geben? Warum wird Sparen für die Städteregion erst nach
dem massiven Widerstand der Kommunen ein Thema, das dann auch
noch auf die lange Bank geschoben wird?
Die Städteregion wird ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Kommunen in
diesem Punkt nicht gerecht, und das auch noch mit Unterstützung des
CDU-Städteregionstagsmitglieds Ronald Borning aus Roetgen.
Für die Gemeinde Roetgen bedeutet diese Sparverweigerung auf den
Punkt gebracht, dass unsere gemeindeeigenen Steuererhöhungen nicht
in erster Linie den Roetgener Haushalt sanieren, sondern erst einmal
zum Ausgleich der Mehrausgaben der Städteregion beitragen. Das ist
sehr frustrierend und schwer zu ertragen.
Erschwerend kommt weiterhin der Kommunal-Soli hinzu, der uns jährlich
mit ca. 150.000 € belastet. Die SPD steht voll hinter der Klage gegen die
Landesregierung, die der Bürgermeister gemeinsam mit anderen
betroffenen Kommunen angestrengt hat. Dass eine Kommune, die selbst
im HSK ist, auf diese Weise zusätzlich belastet wird, ist für die SPDRoetgen nicht akzeptabel.
Unter diesen sehr ungünstigen Rahmenbedingungen entwickelt der
Haushalt 2015 das HSK aus unserer Sicht dennoch konsequent weiter.
Eine Möglichkeit, in dieser Haushaltslage auf Steuererhöhungen zu
verzichten, sehen wir allerdings nicht.
Wir freuen uns, dass die anderen Fraktionen das ähnlich sahen und im
HFB durch einen einstimmigen Beschluss ihre Zustimmung zum
Haushalt 2015 erklärt haben. Erstaunlicherweise auch die UWG, die
bislang alle HSK-Haushalte abgelehnt hatte. Vielleicht hören wir gleich
noch von Frau Bourceau, woher dieser Sinneswandel kommt, denn an
den grundlegenden Haushaltsdaten und Sparmaßnahmen hat sich ja
nichts relevant geändert. Es bleibt zu hoffen, dass sich dahinter eine
gewachsene Einsicht verbirgt und nicht nur der opportunistische
Gedanke, dass es einer Bürgermeisterkandidatin gut zu Gesicht steht,
einem Haushalt zuzustimmen, den sie möglicherweise im nächsten Jahr
selbst in ähnlicher Form vorlegen müsste, wenn sie denn
Bürgermeisterin würde. Wir sind gespannt.
Der Spielraum für Investitionen und Unterhaltungsmaßnahmen ist in
diesem Haushalt, der kaum freiwillige Leistungen zulässt, notgedrungen
denkbar gering.
Eines der wichtigsten Ziele für Roetgen ist in der nahen Zukunft
allerdings die flächendeckende Breitbandversorgung des gesamten
Gemeindegebiets, für die die SPD sich schon seit einigen Jahren
vehement einsetzt. Ohne einen zeitgemäßen Zugang zu den
Datenautobahnen wird Roetgen zunehmend von der Entwicklung in der
Datenkommunikation abgekoppelt. Die Folgen für den Ort werden
verheerend sein, wenn Gewerbegetriebe, aber auch Privatpersonen, aus
Frust über einen unzureichenden Internetzugang oder wegen fehlender
Chancengleichheit gegenüber Wettbewerbern den Ort verlassen. Es
muss auf die Betroffenen wie ein Hohn wirken, wenn wir zwar die
Steuern kontinuierlich erhöhen, wir ihnen aber gleichzeitig zumuten,
dass sie im Hinblick auf die Internetinfrastruktur in der Steinzeit
verbleiben müssen.
Der dieses Jahr endlich stattfindende Breitbandausbau im Schachbrett
und in Mulartshütte darf nur ein Anfang sein. Die SPD hat daher
beantragt, Haushaltsmittel für 2016 einzustellen, um bei diesem Thema
weiter am Ball zu bleiben. Hoffnung macht, dass Bund und Land
offensichtlich die Benachteiligung des ländlichen Raums bei diesem
Thema erkannt haben und weitere Förderprogramme auflegen. Roetgen
muss alles tun, um bei der nächsten Fördermittelvergabe dabei zu sein.
Wir freuen uns, dass es in diesem Punkt die volle Unterstützung aller
Ratsparteien gibt.
Wir freuen uns auch, dass Roetgen als Wohnstandort weiterhin überaus
attraktiv ist. Die Baugebiete in der Greppstraße, im Wiedevenn und
demnächst in Rott auszuweisen, halten wir für einen richtigen und
wichtigen Schritt bei der weiteren Ortsentwicklung. Die schon im FNP
vorgegebene Weiterentwicklung des Ortes von innen nach außen muss
aus Sicht der SPD in den nächsten Jahren behutsam, aber kontinuierlich
weiterverfolgt werden. Die Verwaltung sollte sich durchaus schon einmal
nach Flächen für mögliches neues Wohngebiet umschauen. Eine
Verteilung der Grundsteuer B auf mehr Mitbürger kann evtl. dazu führen,
dass deren Anstieg letztlich nicht so hoch sein muss, wie im HSK bisher
vorgesehen.
Die Gefahr, dass es an der einen oder anderen Stelle im
Gemeindegebiet,
insbesondere
in
der
Lückenbebauung,
zu
Fehlentwicklungen kommt, ist sicherlich gegeben. Die SPD unterstützt
daher auch die Bemühungen um eine Ortsentwicklung, die zumindest in
weiten Bereichen des Ortsgebiets den dörflichen Charakter erhält. Die
SPD ist auch bereit, Geld für eine fachliche Beratung in die Hand zu
nehmen. Es ist aber ein Trugschluss, anzunehmen, dass sich auf
diesem Wege einfache Lösungen für ärgerliche Einzelfälle wie zuletzt bei
den Wohnbauplänen an der Bundesstraße finden lassen. Die SPD
fordert daher nicht zuletzt wegen der Höhe des auf dem Tisch liegenden
Honorarangebots, die Aufgabenstellung an den Berater noch einmal
intensiv zu überdenken.
Beschämend ist, was wir im Hinblick auf die Überlegungen bzgl. eines
ÖPNV-Verknüpfungspunktes, evtl. in Verbindung mit einem dringend
benötigten Gewerbegebiet, erleben müssen. Wie schon an der Kreuzung
Rosentalstraße wird eine für Roetgen positive Entwicklung durch
dogmatisches Verhalten der beteiligten Behörden verzögert, wenn nicht
gar verhindert. Der Streit geht dabei nicht etwa grundsätzlich um die
Frage, ob eine solche Entwicklung sinnvoll ist oder nicht. Nein, er dreht
sich ausschließlich darum, auf welche Weise der Anschluss an die B258
erfolgen soll. Über die Frage Ampel oder Kreisverkehr wird die
Gemeinde zum Spielball von Landesbetrieb und Städteregion.
Insbesondere die Städteregion ist hier zu kritisieren, verlangt sie von uns
doch auf der einen Seite zu Recht, dass wir die Auflagen des HSK strikt
befolgen. Auf der anderen Seite verhindert sie allerdings durch ihre
Blockadepolitik eine mit dem ÖPNV-Verknüpfungspunkt einhergehende
Attraktivitätssteigerung von Roetgen, die uns helfen könnte, den
Haushaltsausgleich schneller zu erreichen.
Hier hilft nur, dass alle Ratsfraktionen - wie von der SPD Roetgen bereits
beim Streit um Ampel oder Kreisverkehr an der Kreuzung
Bundesstraße/Rosentalstraße praktiziert - ihre Städtefraktionen von der
Roetgener Position überzeugen. Wir haben nicht den Eindruck, dass
CDU, Grüne und FDP dies bisher wirklich wollen oder können.
Es bleibt ein Ärgernis erster Güte, dass eine Ratsmehrheit aus CDU,
UWG und FDP sich nur scheinbar für Windkraftanlagen in Roetgen
einsetzt, denn sie tun dies nur, um Windkraftanlagen auf Aachener
Gebiet im Münsterwald zu reduzieren. Ganz Roetgen hat allerdings über
ein von diesen drei Parteien in diesem Zusammenhang initiiertes
Gutachten erfahren, dass Windkraftanlagen im Münsterwald sich mit
hoher Wahrscheinlichkeit lohnen werden. Warum wird denn nicht über
ein FNP-Änderungsverfahren der ernsthafte Versuch unternommen,
nachzuweisen, ob Windräder in Roetgen ökonomisch, ökologisch und
rechtlich Sinn machen bzw. möglich sind? Die SPD würde Windrädern ja
auch nur zustimmen, wenn alle vorgenannten Aspekte positiv bewertet
werden. Nein, CDU, UWG und FDP unternehmen den Versuch erst gar
nicht, weil er ja ihre Vorurteile widerlegen könnte. Da ist es doch viel
bequemer, wenn man weiter unbewiesen behaupten kann, dass
Windräder im Roetgener Teil des Münsterwalds unwirtschaftlich sind,
dass es schützenswerte Tierarten gibt, die den Bau ausschließen usw..
Es bleibt daher ein Ärgernis, dass dank dieser Taktik der Ratsmehrheit
Roetgen nicht nur weiterhin so gut wie keinen eigenen Beitrag zur
Energiewende
leistet,
sondern
dass
auch
auf
erhebliche
Pachteinnahmen verzichtet wird, die unseren Haushalt Jahr für Jahr mit
einem sechsstelligen Betrag entlasten könnten.
Meine Dame und Herren, die SPD wird diesem Haushalt mit HSK
dennoch zustimmen, weil sie konsequent zu dem vor 3 Jahren
eingeschlagenen Weg der Haushaltskonsolidierung steht. Dies tun wir,
wenn auch nicht alle unsere Vorstellungen zu Einzelposten des
Haushalts umgesetzt werden. Uns ist wichtig, dass das Ziel der
Haushaltskonsolidierung bis 2022 mit diesem Haushalt weiter
aufrechterhalten bleibt, auch wenn die erneut drastischen Erhöhungen
von Umlagen dieses Vorhaben sehr erschweren. Es macht ein wenig
Mut, dass eine Mehrheit der städteregionsangehörigen Kommunen nicht
mehr bereit ist, die Haushaltentwürfe der Städteregion weiter
kommentarlos abzunicken.
Es macht ein wenig Mut, dass der Bund Mittel für die zunehmend
desolate Infrastruktur der Kommunen bereitstellen will.
Und es macht Mut, dass das Land ebenfalls mehr Mittel, z. B. für die
Unterbringung von Asylbewerbern, zur Verfügung stellt.
Es reicht aber noch nicht.
Welcher Sinn steckt dahinter, wenn der Bund sich in einem
ausgeglichenen Haushalt sonnt, während die Mehrzahl der Kommunen
weiterhin von der kaum noch vorhandenen Substanz leben muss? Für
die SPD macht eine solche Politik keinen Sinn und wir fordern eine
deutlich bessere Ausstattung der Gemeinden als bisher.
Eins möchten wir noch deutlich machen. Falls die Kommunalaufsicht wie von Herrn Wagemann schon im HFB geäußert – unser HSK wegen
zu hoher Ausgaben nicht genehmigt, wird die SPD auf jeden Fall auf
dem Haushaltsansatz für den Breitbandausbau bestehen. Das ist für
uns im Hinblick auf die Zukunft Roetgens von überragender Bedeutung.
Meine Damen und Herren,
dies ist der letzte von Bürgermeister Manfred Eis vorgelegte Haushalt.
16 Jahre lang hat er mit großem Einsatz und Weitsicht die Geschicke der
Gemeinde Roetgen überparteilich geprägt und gelenkt. Dafür möchte
sich die SPD Roetgen bei Manfred Eis ausdrücklich bedanken. Dass
dies nicht nur die SPD, sondern auch eine stets große Mehrheit der
Roetgener Bürgerinnen und Bürger so sehen bzw. gesehen haben,
erkennt man an seinen überragenden Wahlergebnissen seit 1999. Der
Nachfolger oder die Nachfolgerin werden daran gemessen werden.
Unser Dank gilt selbstverständlich auch der gesamten Verwaltung für die
geleistete Arbeit des letzten Jahres und speziell bei der Aufstellung
dieses Haushalts.