Grosser Tag für Hochdorfer Kinder

Luzern
Montag, 13. April 2015 / Nr. 84
Zentralschweiz
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BOTE DER URSCHWEIZ
Grosser Tag für Hochdorfer Kinder
Stolz ziehen die Hochdorfer Erstkommunikanten vom Pfarreizentrum zur Kirche. Nach dem Gottesdienst schenkt Pfarrer Roland Häfliger jedem der Kinder ein Kreuz
mit einer Ähre drauf. Die Ähre steht sinnbildlich für das Brot des Lebens, entsprechend ist die Kirche dekoriert – mit allen Namen der Erstkommunikanten.
Bilder Manuela Jans
HOCHDORF 78 Kinder durften gestern in Hochdorf die
Erstkommunion empfangen.
In gleich zwei Gottesdiensten
ging es um das Thema «Jesus – das Brot des Lebens».
NATHALIE EHRENZWEIG
[email protected]
Die 43 Kinder, die sich kurz vor 11 Uhr
vor dem Pfarreizentrum St. Martin in
Hochdorf aufstellen, strahlen mit der
Sonne um die Wette. Gleich ist es so
weit: Sie halten Einzug in die Kirche,
um dort ihre Erstkommunion zu feiern.
Es ist bereits die zweite am gestrigen
weissen Sonntag. «Wir haben 78 Kinder
in diesem Jahrgang. Die Anzahl Kinder
steigt wieder leicht an», erklärt Pfarrer
Roland Häfliger die zwei Gruppen.
«Beim zweiten Gottesdienst bin ich
meistens etwas entspannter als beim
ersten», gibt er schmunzelnd zu.
Nervös tänzeln die Kinder herum,
spielen mit der Kordel ihres Kleides.
Beim Durchzählen fällt auf: Ein Kind
fehlt. «Eins ist noch aufs WC gegangen»,
hört man. Auch den Eltern ist die Aufregung anzumerken. Ob mit Seidenkrawatte oder leuchtend buntem Sari:
Die Eltern sind herausgeputzt und zücken unzählige Kameras, um ihren
Nachwuchs an diesem wichtigen Tag
fürs Familienalbum abzulichten. Dann
geht es los: Alle sind da, die Glocken
haben aufgehört zu läuten, die Harmonie Hochdorf marschiert voraus, die
Ministranten und die Erstkommunikanten hinterher.
Vier Kinder begrüssen die Menschen
in Schweizerdeutsch, Englisch, Tamilisch und Italienisch zum Gottesdienst.
Dazu stellen sie sich auf einen Schemel,
um ans Mikrofon zu reichen, damit sie
von ihren Familien auch in den hintersten Reihen gehört werden. Die
dezent nach dem Motto «Jesus – das
Brot des Lebens» dekorierte Kirche ist
voll besetzt.
Die Geschichte vom Königssohn
Das Thema zieht sich als roter Faden
durch den Gottesdienst. Dabei betont
Pfarrer Roland Häfliger, dass es bei «Brot
des Lebens» nicht in erster Linie um
das Sattwerden geht, sondern auch um
das Teilen, um das Gemeinschaftserlebnis. Um dies zu illustrieren, erzählt der
Pfarrer die Geschichte vom alten, weisen König, der seinem Sohn den Rat
gibt, das Brot des Glücks zu finden, um
damit gut für seine Untertanen zu sorgen. Von den Untertanen hat aber niemand von diesem Brot gehört. Bis ein
Kind sein Brot mit dem hungrigen
Prinzen teilt und dieser danach glaubt,
das Brot des Glücks gefunden zu haben.
Doch das Kind erklärt ihm, dass das
ganz gewöhnliches Brot sei, welches es
mit dem Prinzen geteilt hat. Nur durch
das Teilen wird das Gebäck zum Brot
des Glücks, erläutert Pfarrer Roland
Häfliger den Kindern. «Jesus nährt, begleitet und stärkt.»
Auch Eltern wirken mit
Immer wieder werden die Erstkommunikanten in den Gottesdienst mit
einbezogen, so auch beim Lesen der
Fürbitten. Sogar eine Mutter liest eine
Fürbitte, nämlich die, in der sie darum
bittet, dass die Eltern gute Vorbilder im
Glauben sein sollen. Dann nähert sich
der Gottesdienst dem Höhepunkt: Die
Kinder bringen die Schalen mit den
Hostien zum Altar und treten dann für
das Beten des Vaterunsers zu Pfarrer
Roland Häfliger, der, während der Kinderchor singt, die Hostie bricht und an
die Kinder verteilt.
Die Kleinen gehen leer aus
Nun bekommen auch die übrigen
Gottesdienstbesucher ihre Hostie. Bei
kleineren Kindern keimt dabei der Neid
auf: «Aber ech wott au eis», murmelt
ein kleines Mädchen, als es enttäuscht –
ohne Hostie – mit dem Vater zurück
zum Platz geht.
Der Pfarrer verdankt alle Beteiligten,
dann reihen sich die Kinder wieder
ein. Stolz gehen sie aus der Kirche,
nachdem sie zum ersten Mal in ihrem
Leben die Hostie empfangen haben
und in die Mahlgemeinschaft mit Gott
aufgenommen worden sind. Draussen
spielt die Harmonie noch mal ein
Ständchen, während Roland Häfliger
den Kindern ein besonderes Kreuz
schenkt – mit einem Brot und einer
Ähre darauf. Natürlich knipsen die
Eltern, noch stolzer als vor dem Gottesdienst, posieren mit den Kindern, gratulieren. Nach der Kirche ist jetzt Zeit
für die Familienfeier.
«Chance für
Beziehung zu Jesus»
BISTUM BASEL jem. «Die Feier der
Erstkommunion im Kindesalter gestalten wir als Chance, mit den
Kindern eine Beziehung zu Jesus
Christus zu entwickeln.» So definiert
der pastorale Entwicklungsplan
«Den Glauben ins Spiel bringen»
des Bistums Basel, zu dem der
Kanton Luzern gehört, einen der
Kerngedanken der römisch-katholischen Erstkommunionsfeier. Und
weiter: «Mit den Eltern oder anderen
Bezugspersonen suchen wir Wege,
den Zugang zur Eucharistie zu vertiefen, damit sie die Kinder auf dem
Glaubensweg begleiten können.»
Drei Sakramente
Die drei Sakramente Taufe, Eucharistie und Firmung gelten in
der römisch-katholischen Kirche
quasi als die Stationen zur schrittweisen Eingliederung der Kleinkinder, Kinder und Jugendlichen in die
Glaubensgemeinschaft. Man spricht
auch von den drei Initiationssakramenten.
Weisses Kleid heisst Albe
«
Ich konnte zwar gut
schlafen, bin aber früh
aufgewacht. Am meisten
gefreut habe ich mich auf die
Hostie.
»
Jasmin Fercher (10)
«
Am meisten habe ich
mich aufs Vorlesen gefreut.
Viel üben musste ich dafür
nicht.
»
Dean Schipani (10)
«
Am schönsten war, dass
ich die Menschen in der
Kirche auf Tamilisch begrüssen durfte. Aber ich war sehr
nervös.
»
Rina Sritharan (9)
«
Wir feiern daheim. Das
Essen durfte ich so halb
auswählen. Ich habe Rüebli
ausgesucht. Und die
Schwarzwäldertorte. Dazu
gibt es ein Entrecote.
»
Janik Hermann (9)
Warum genau der erste Sonntag
nach Ostern Weisser Sonntag heisst,
ist nicht eindeutig herleitbar. Es wird
vermutet, dass der Name auf weisse
Taufgewänder zurückzuführen ist:
In frühchristlicher Zeit wurden solche Gewänder von den in der Osternacht Getauften acht Tage lang getragen.
Das weisse Kleid wird Albe genannt. Es ist aus der antiken Tunika
hervorgegangen und besteht in der
Regel aus weissem oder naturfarbenem Leinenstoff. Die Albe wird auch
von Priestern als liturgisches Untergewand unter der Messbekleidung
getragen.
www...
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