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Epidurale Steroide bei lumboradikulären Schmerzen nicht
besser wie eine orale Gabapentinbehandlung
Frage:
Wirksamkeit einer epiduralen Steroidinjektion, verglichen mit oralem Gabapentin, bei
Patienten mit lumboradikulären Schmerzen?
Hintergrund:
Epidurale Steroidinjektionen werden, obwohl es wenig Evidenz für einen anhaltenden
positiven Effekt gibt, sehr häufig durchgeführt. Gabapentin wird ebenfalls Patienten mit
ausstrahlenden Rückenschmerzen verschrieben, aber die Wirksamkeit dieser Medikamente
wurde noch nie in einer Studie direkt verglichen.
Einschlusskriterien:
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Älter als 17 Jahre
Schmerzscore für radikuläre Beinschmerzen von 4 oder mehr auf einer Skala von 0 bis 10 in
der Woche vor Studieneinschluss
Symptome dauerten mehr als 6 Wochen an (maximal bis 4 Jahre)
Befunde (positiver Lasegue) und/oder Symptome (Schmerzen auch unterhalb des
Kniegelenks) lumbosakraler, radikulärer Schmerzen
Zeichen einer Diskushernie oder einer Lumbalstenose im MRI
Ausschlusskriterien:
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Neuropathische Schmerzen von mehr als 4 Jahren Dauer,
Frühere Operationen oder Steroidinjektion oder frühere erfolglose Behandlung mit
Gabapentin und noch andere Ausschlusskriterien
Studiendesign und Methode:
Randomisierte Studie, doppelt verblindet
Studienort:
Vier Militärspitäler und drei zivile Spitäler in USA
Interventionen:
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Gruppe 1: unter radiologischer Kontrolle interlaminäre oder transforaminale Injektion von
60 mg Methylprednisolon und 1 ml 0.25% Bupivacaine. Höhe der Injektion je nach Klinik
und radiologischem Befund und Placebopillen
Gruppe 2: Gabapentin 300 mg Kapseln; in steigender Dosis (15 bis 24 Tage) verschrieben
bis zu einer Tagesdosis von 1800 oder 3600 mg/Tag und Sham-Injektion (vorgetäuschte
Injektion von Medikamenten) mit gleichen Nadeln wie in Gruppe 1, ohne aktives
Medikament, nur 3 ml NaCl-Lösung wurden gespritzt.
Outcome:
Primärer Outcome
• Durchschnittlicher Bein-Schmerzscore auf einer Skala zwischen 0 und 10 nach einem und
drei Monaten (mit der Skala werden die Schmerzen in der Woche vor der Messung erfasst)
Sekundäre Outcomes
• Stärke der ausgeprägtesten Bein- und Rückenschmerzen in der jeweils vergangenen Woche
• Oswestry-Disabiltiy Index
• Nebenwirkungen, Komplikationen
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Reduktion zusätzlich zu Gabapentin oder epiduraler Steroidinjektion eingenommener
Medikamente
Zufriedenheit mit der Therapie
Resultat:
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348 potentielle Kandidaten wurden untersucht und 145 wurden in die Studie
eingeschlossen; 73 Patienten in die Gruppe mit epiduralen Steroiden und 72 in die Gruppe
mit Gabapentin; mittleres Alter bei 42 Jahren, etwa ein Viertel waren Frauen
Nach einem und nach drei Monaten waren die Beinschmerzen, erfasst mit dem Score, in
beiden Gruppen weniger stark ausgeprägt. Die Abnahme betrug in beiden Gruppen
zwischen 1.7 und 2.2 Punkten, die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant.
Bei den sekundären Endpunkten - ‚Stärke der stärksten Beinschmerzen’ und
Rückenschmerzen - war nach einem Monat ein geringer Vorteil für die epiduralen Steroide
auszumachen, nach drei Monaten waren die Unterschiede aber nicht mehr signifikant.
Die am häufigsten berichteten Nebenwirkungen waren: Sedation, Müdigkeit,
Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, gastrointestinale Beschwerden; die Häufigkeit zwischen
den beiden Gruppen war nicht signifikant unterschiedlich.
Kommentar:
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Dies ist die erste Studie in der die beiden Therapieformen miteinander hinsichtlich der
Wirksamkeit verglichen wurden.
In den ersten Wochen nach der Injektion scheint der Effekt der epidural applizierten
Steroide etwas grösser zu sein wie in der mit Gabapentin behandelten Gruppe; allerdings
sind Unterschiede nach drei Monaten nicht mehr nachweisbar.
Interessant wäre es die Kosten der beiden Therapieformen zu vergleichen.
Literatur:
Cohen S.P et al. Epidural steroid injections compared with gabapentin for lumbosacral
radicular pain: multicenter randomized double blind comparative efficacy study. BMJ
2015;350:h1748
Verfasser:
Johann Steurer