Experiment 05: Beschleunigte Sanduhr mehrfach vorhanden (15x) Stand: 16.04.2015 // v09 Phänomen Die Ablaufzeit einer Sanduhr kann sehr stark beschleunigt werden, wenn sie rotierend ge schleudert wird. Material pro Schülergruppe • Sanduhr (Laufzeit ungefähr 1 Minute) • reißfeste Schnur Zusätzlich benötigtes Material • Stoppuhr, Armbanduhr oder sonstiges Gerät mit Stoppuhrfunktion Vorbereitung Die Schnur wird an der Sanduhr gut festgeknotet. Es sollte noch ungefähr 1 m Länge nach dem Knoten übrig sein. Nun wird am anderen Ende eine Schlaufe geknotet, damit die Schnur beim Experiment sicher gegriffen werden kann. www.niliphex.de aktuelle Dokumentation und weitere Materialien 1/5 Experiment 05: Beschleunigte Sanduhr Durchführung Dieser Versuch sollte eher im Freien durchgeführt werden. Idealerweise sollte die Sanduhr über dem Kopf gedreht werden (Umlauf wie in einer Zen trifuge), damit eine möglichst gleichmäßig Beschleunigung auf die Sanduhr wirkt. Um Verletzungen zu vermeiden, muss besonders darauf geachtet werden, dass niemand mit den Sanduhren getroffen wird. Sie sind aus Glas und zerbrechlich. Messungen: 1. Ruhedurchlaufzeit der Sanduhr messen: Abweichungen von der aufgedruckten Dauer (1 min) um einige Sekunden sind möglich. Die Durchlaufzeit der Sanduhren kann in beiden Richtungen unterschiedlich sein. Um 'oben' und 'unten' zu markieren, kann einer der beiden Aufkleber am Fuß bzw. Kopf der Sanduhr entfernt werden. 2. Durchlaufzeit messen, wenn die Sanduhr geschleudert wird: Sobald der Sand durchgelaufen ist, sollte die Zeit gestoppt werden. Gleichzeitig sollte die Anzahl der Umläufe gezählt werden. Nun kann daraus (unter Kenntnis der Länge der Schnur) die Zentripetalbeschleunigung abgeschätzt werden, die zusätzlich zur Erdbeschleu nigung auf die Sanduhr wirkt. Beim Rotieren sollte darauf geachtet werden, dass die Sanduhr möglichst aus dem Handgelenk rotiert wird, damit die Länge der Schnüre einheitlich ist. Für einen zweiten Durchlauf kann die Schnur auf die andere Seite der Sanduhr ge zogen werden. Zu beachten sind dabei die unterschiedlichen Durchlaufzeiten in bei de Richtungen. Die gemessenen Daten können z.B. in einer Tabelle notiert werden: Rotationen Durchlaufzeit (in s) zugehörigen Zentripetal beschleunigung Mögliche weitere Aktivitäten • Abschätzen, welche Zentripetalbeschleunigung bei den verschiedenen Rotationen auf die Sanduhr wirkt. www.niliphex.de aktuelle Dokumentation und weitere Materialien 2/5 Experiment 05: Beschleunigte Sanduhr • Ein Problem bei diesem Versuch ist, dass nicht gut zu erkennen ist, wann die Sand uhr abgelaufen ist, während sie rotiert wird. Ggf. kann folgende Aufgabe gestellt werden: „Versuche dieses Problem zu lösen, indem du eine die Sanduhr lediglich 10 Sekun den rotierst und dabei die Anzahl der Rotationen zählst. Stelle danach zügig die Sanduhr hin und lass den Rest des Sandes dann in Ruhe abfließen. Miss die ge samte Zeit, bis die Sanduhr durchgelaufen ist. Wenn du zu viele Rotationen ge macht hast, ist die Sanduhr bereits vorher durchgelaufen – du solltest dann die An zahl der Rotationen reduzieren. Nun kannst du versuchen eine Gleichung aufzustellen, die mit Hilfe der Ruhezeit die hypothetische Gesamte Durchlaufzeit in Rotation T X bestimmt. T Ruhe : Durchlaufzeit in Ruhe (ca. 60 Sekunden, genauer in a) gemessen) : 10 Sekunden (Durchlaufzeit in Rotation) T1 : Restdurchlaufzeit in Ruhe im Versuch T2 T ges : Durchlaufzeit im Versuch : errechnete Durchlaufzeit in Rotation (wie lange wäre die Sanduhr gelaufen, TX wenn sie die ganze Zeit rotiert hätte) S ges : gesamte Sandmenge in der Sanduhr : Sandmenge, die in T1 durchgelaufen ist S1 : Sandmenge, die in T2 durchgelaufen ist S2 T ges =T 1 +T 2 S ges =S 1 +S 2 Die Gesamtzeit besteht aus den beiden Teilzeiten. Die Gesamtmenge besteht aus den beiden Teilmengen. In der Zeit T 1 ist die Sandmenge S 1 durch die Sanduhr durchgelaufen. Wäre die Sandmenge S 1 in Ruhe (nicht in Rotation) durch die Sanduhr durchgelaufen, dann hätte dies die Zeit T S1_in_Ruhe =T Ruhe −T 2 gedauert. Stattdessen ist die Sandmenge S 1 in der Zeit T 1 durchgelaufen, d. h. die Sanduhr T wurde um den Faktor b= S1_in_Ruhe beschleunigt. Das lässt sich analog für die ge T1 T samte Laufzeit annehmen: b= Ruhe TX Diese beiden Gleichungen für b können gleichgesetzt werden und es ergibt sich: T S1_in_Ruhe T Ruhe = T1 TX Umgeformt ergibt sich T X = T 1 · T Ruhe T S1_in_Ruhe Mit dieser Formel kann genauer die Beschleunigung der Durchlaufzeit bestimmt werden. Werte deine Ergebnisse grafisch aus. Trage auf der XAchse die errechneten Be schleunigungen auf und auf der YAchse die zugehörigen hypothetischen Durch laufzeiten T X . Welcher Zusammenhang lässt sich vermuten?“ www.niliphex.de aktuelle Dokumentation und weitere Materialien 3/5 Experiment 05: Beschleunigte Sanduhr Hinweise • Die Herleitung kann gekürzt werden, um sie auf das Kompetenzniveau der Klasse anzupassen. • Es kann ein Wettbewerb initiiert werden mit dem Ziel, die Sanduhr am schnellsten durchlaufen zu lassen. Zusammenhang mit: ➔ Experiment 03: Kraftbrücken sichtbar machen Fachlicher Hintergrund Sanduhren unterscheiden sich grundlegend von einer gleichartig gebauten Uhr, die statt Sand eine Flüssigkeit wie z. B. Wasser verwen det. Die Abflussrate des Wassers hängt von der Höhe der Wassersäu le ab. Folglich würde das Wasser ei ner Wasseruhr zu Beginn schneller durchlaufen als am Ende. Die Sand uhr läuft ab einer bestimmten Höhe aber kontinuierlich, weil sich durch Kraftbrücken der Druck auf die unte ren Sandschichten nicht mehr er höht. Das ist auch der Grund warum Q Staude, J.; Haupt, J. S.; Nordmeier, V. (2014): Die beschleunigte Sanduhr Einwirkung äuße z. B. auf Saunasanduhren die Zeit uelle: rer Kräfte auf den Fluss granularer Materie. In: PhyDid B Didaktik der Physik Beiträge zur DPG Frühjahrstagung. angaben auf dem Holz in gleichen Abständen aufgedruckt sind (bei gleichen Zeitabständen). Bei einer Wasseruhr wären die Abstände ungleich. Wenn nun die Sanduhr beschleunigt wird, wird das Granulat stärker belastet und die Sanduhr läuft schneller ab. Dies wäre bei der Wasseruhr zu erwarten gewesen, bei der Sanduhr müssten eigentlich die Kraftbrücken verstärkt werden und folglich dürfte keine nennenswerte Beschleunigung eintreten. Das ist aber nicht zutreffend. Adäquater ist das Modell, dass der Sand schneller am Hals abtransportiert wird (durch die höhere Beschleu nigung), was zur Folge hat, dass der Sand auch schneller nachrücken und somit insge samt schneller abfließen kann. Eine einfache Anwendung lässt sich bei Gesellschaftsspielen zu Hause finden. Diese Sanduhren können beschleunigt werden, wenn sie im Handgelenk rotiert werden oder auch am langen Arm. Lagerhinweise / Instandhaltung Nach dem Versuch lässt sich die fertig geknotete Schnur um die Sanduhr wickeln und so das gesamte Paket in die Box zurücklegen, ohne dass alle Fäden miteinander verknoten. Weiteres Material auf: www.niliphex.de • Staude, J.; Haupt, J. S.; Nordmeier, V. (2014): Die beschleunigte Sanduhr – Einwirkung äußerer Kräfte auf den Fluss granularer Materie. In: PhyDid B - Didaktik der Physik - Beiträge zur DPG-Frühjahrstagung. => auch zu finden auf www.niliphex.de www.niliphex.de aktuelle Dokumentation und weitere Materialien 4/5 Experiment 05: Beschleunigte Sanduhr Anmerkungen Sie haben weitere Ideen? Etwas ist Ihnen unklar? Ihnen ist etwas aufgefallen? Melden Sie es zurück an joachim.haupt@fuberlin.de oder via www.niliphex.de Entwickelt von Lizenz der Inhalte von NiliPhEx: – CC0 1.0 – gemeinfrei / bedingungslos www.niliphex.de aktuelle Dokumentation und weitere Materialien 5/5
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