Pressemeldung Konjunkturumfrage Slowakei 2015

PRESSEMELDUNG
KONJUNKTURUMFRAGE SLOWAKEI 2015:
Ausländische Investoren mit positiver
Geschäftserwartung, keine Verbesserung bei
Standortbedingungen
(25.03.2015) 2015 wird es der slowakischen Wirtschaft besser gehen als im
Vorjahr, doch von einem kräftigen Aufschwung kann keine Rede sein. So
zumindest sehen es die ausländischen Investoren in der Slowakei. Laut
einer Stimmungsumfrage unter 167 Firmen aus dem europäischen Ausland
rechnet
jeder
dritte
Teilnehmer
mit
einer
Verbesserung
der
konjunkturellen Lage, trotz weiterhin ungelöster Standortprobleme. Die
wirtschaftlichen Auswirkungen der Ukraine-Krise halten die meisten
Unternehmen für begrenzt.
Für mehr als jedes fünfte der befragten Unternehmen sieht die gegenwärtige
Wirtschaftslage in der Slowakei positiv aus, das beste Ergebnis seit 2009.
Jedoch beurteilen mehr als 60 Prozent die Situation lediglich als befriedigend.
Von einer Verbesserung im weiteren Jahresverlauf gehen 28 Prozent der
Betriebe aus, mit einem Anteil von knapp 60 Prozent glaubt die klare Mehrheit
an eine Stagnation der Gesamtwirtschaft. Die Erwartungen an das eigene
Unternehmen fallen dagegen deutlich zuversichtlicher aus. Über die Hälfte der
Firmen rechnet mit steigenden Umsätzen in diesem Jahr, während sich nur
neun Prozent auf eine schlechtere Geschäftslage gefasst machen. Rund jeder
dritte Betrieb möchte Investitionen und Mitarbeiterzahl ausweiten.
„Insgesamt zeichnet die Umfrage ein etwas optimistischeres Stimmungsbild als
noch 2014, von Euphorie ist aber nichts zu spüren“, kommentiert Vladimír
Slezák, Präsident der Deutsch-Slowakischen Industrie- und Handelskammer
(DSIHK) sowie Siemens-Generaldirektor, die jüngsten Ergebnisse. „Weder die
Weltkonjunktur noch die staatliche Wirtschaftspolitik liefern hierzu die
notwendigen Impulse“, erläutert Slezák.
Patrick Sagmeister, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in der Slowakei,
weist auf einen ermutigenden Faktor hin. Die Anzahl der Unternehmen, die
neue Mitarbeiter einstellen wollen, sei in diesem Jahr deutlich größer als der
Anteil an Firmen, die Personal abbauen müssen. Dies sei insbesondere dem
verarbeitendem Gewerbe zu verdanken, bei welchem die Differenz am
höchsten ausfalle, so Sagmeister.
In der Ukraine-Krise sieht die klare Mehrheit der Umfrageteilnehmer momentan
keine Geschäftsgefahr. Sieben von zehn Unternehmen sind davon überzeugt,
dass
weder
der
Konflikt
noch
die
damit
zusammenhängenden
Wirtschaftssanktionen der EU Auswirkungen auf ihre Geschäftsentwicklung
hätten. Vladimír Slezák sieht darin ein Signal auf Seiten der Wirtschaft: „Die
Investoren glauben nicht an eine Verschärfung der Krise.“
Den Standort Slowakei zeichnen nach Meinung der befragten Investoren vor
allem die Mitgliedschaft in der EU, die leistungsbereiten und produktiven
Arbeitskräfte zu relativ moderaten Kosten sowie die Verfügbarkeit und Qualität
lokaler Zulieferer aus. Die Zugehörigkeit zur Europäischen Union bewerteten
die Investoren 2015 so positiv wie noch nie zuvor in der Umfrage, die seit 2004
durchgeführt wird. „Während sich in vielen Ländern Europas Skepsis über die
EU und den Euro ausbreiten, haben wir hier ein klares Statement der
Unternehmen,
wie
wichtig
der
Binnenmarkt
und
die
gemeinsame
Währungsunion für die slowakische Wirtschaft sind“, erklärt Patrick Sagmeister,
österreichischer Wirtschaftsdelegierter in der Slowakei.
Ansonsten ist jedoch bei den diesjährigen Ergebnissen an kaum einer Stelle
festzustellen, dass die Investoren an den Standortbedingungen etwas positiver
zu beurteilen hätten als im Vorjahr. Bei immanent wichtigen Faktoren wie der
Verfügbarkeit von Fachkräften, dem Berufsbildungssystem, der Flexibilität des
Arbeitsrechts oder der Korruptionswahrnehmung waren die Bewertungen der
Unternehmen sogar schlechter. Den Gesetzesreformen der letzten Zeit, sei es
im Arbeits-, Steuer- oder Vergaberecht, können die Unternehmen keine
positiven Effekte abgewinnen, erläutert Vladimír Slezák. Am stärksten nahm
die Unzufriedenheit beim Thema Rechtssicherheit zu. „Die mangelnde
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Durchsetzung von Rechtsansprüchen und die anhaltenden Probleme in der
slowakischen Justiz machen den Investoren weiterhin zu schaffen“, bringt der
DSIHK-Präsident das Problem auf den Punkt. „Die Verfahren dauern einfach zu
lange und die Urteile sind in der Regel nicht vorhersehbar.“
Alles in allem bewerten die Teilnehmer die Slowakische Republik als den
zweitattraktivsten Investitionsstandort in Mittel- und Osteuropa. Im Vergleich
zum Vorjahr hat sie mit Tschechien den Spitzenplatz getauscht. Polen und
Estland teilen sich unverändert die Ränge drei und vier. Vladimír Slezák zieht
daraus eine gemischte Bilanz: „Im internationalen Standortwettbewerb steht
die Slowakei im Moment noch relativ gut da. Es wird jedoch auf Dauer nicht
ausreichen, nur den Status quo aufrecht zu erhalten.“ Für eine vermehrte
Schaffung von Innovationen etwa sei das Land nur bedingt gerüstet, wie auch
die anhaltend schlechte Bewertung bei den Bedingungen für Forschung und
Entwicklung in der Umfrage zeige, so Slezák.
Technische Parameter zur Umfrage
Befragungszeitraum: Februar 2015
Anzahl Teilnehmer: 167 lokale Unternehmen
Beteiligung nach Sektoren:
Industrie (44,9%), Handel (19,8%), Dienstleistungen (35,3%)
Organisatoren:
AußenwirtschaftsCenter Bratislava
Deutsch-Slowakische Industrie- und Handelskammer
Französisch-Slowakische Handelskammer
Niederländische Handelskammer in der Slowakischen Republik
Schwedische Handelskammer in der Slowakischen Republik
Slowakisch-Österreichische Handelskammer
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