DER OENOLOGE 42. 40.Jahrgang Jahrgang••11/2014 1/2012 Zeitschrift für Führungskräfte des Weinbaus, der Oenologie, der Getränketechnologie und der Weinwirtschaft Mitglied im Internationalen Oenologenverband UIOE, Paris und im Deutschen Weinbauverband, Bonn EDITORIAL FORSCHUNG & LEHRE OENOLOGEN IM PROFIL Roter Riesling – eine neue Trendsorte?85 Interview mit Dr. Uwe Hofmann, MULEWF in Mainz 86 Wettbewerb der Wettbewerbe Klaus Herrmann 84 BUND DEUTSCHER OENOLOGEN INTERN Editorial Wettbewerb der Wettbewerbe Weinwettbewerbe sind wichtig. Sie verleihen Auszeichnungen in Form von Medaillen, die absatzfördernd auf die Flaschen geklebt werden und dem Weinerzeuger zur Standortbestimmung dienen. Da sich mit den Wettbewerben aber auch Geld verdienen lässt, hat vor einigen Jahren eine Entwicklung eingesetzt, die uns in Europa eine fast unüberschaubare Vielzahl an Verkostungen beschert hat. Um die Durchführung dieser Veranstaltungen in geordneten Bahnen zu halten, haben die OIV und der Internationale Oenologenverband (UIŒ) Richtlinien für Wettbewerbe und einheitliche Bewertungsbögen entwickelt und übernehmen oft die Schirmherrschaft über die Veranstaltung. Den Winzern, die teilweise eine Menge Geld investieren, gibt dies die Sicherheit, dass ihre Muster fach- und sachgerecht verkostet werden. Die Zusammensetzung der Jurys spielt eine ganz entscheidende Rolle: Je mehr erfahrene Oenologen probieren, desto eher sind die Ergebnisse nachvollziehbar. Wer eine oenologische Ausbildung hat, besitzt Grundlagen, Weine professionell, objektiv und fair zu beurteilen. Darin liegt die Verpflichtung für uns, die Meinungsführerschaft bei der Weinbeurteilung weltweit zu behalten. Natürlich ist es eine knüppelharte Schufterei, den Master of Wine zu erlangen. Ich habe großen Respekt vor allen, die das geschafft haben. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung scheint nur noch von MWs die Rede zu sein, wenn es um Weinbeurteilung geht. Es wird Zeit, den Verbrauchern wieder ins Gedächtnis zu rufen, wer wirklich hinter den Weinen steht. Leute, seid nicht so bescheiden! Unsere Kollegen in den romanischen Ländern machen es vor. Wer sich dort als Oenologe vorstellt, erntet Anerkennung. Für solche Ziele haben wir unseren Berufsverband. Doch ein Verband kann nur etwas bewirken, wenn seine Mitglieder dazu stehen und das Ganze mit Leben füllen. Also, auf geht‘s! Klaus Herrmann 84 DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11 Intensive Vorstandssitzung des BDO Bund Deutscher Oenologen plant 2015: Verbesserte Internetpräsenz, mehr Zusammenarbeit zwischen den regionalen Gruppen, BDO-Tagung Zur Vorstandssitzung waren viele Vorstände der regionalen BDO-Gruppen gekommen: M. Brixius, A. Rosch, S. Renth-Queins, R. Stocké, E. Diesler, S. Böhm,D. Pozzetta. Verdeckt bzw. nicht im Bild: R. Lönarz, J. Wagenitz, H. Kessler, B. Schandelmaier, M. Ludwig, C. von Wallbrunn Im Oktober traf sich der BDO-Vorstand zusammen mit den Vorständen der einzelnen BDO-Gruppen aus den verschiedenen Anbaugebieten zum jährlichen Meinungsaustausch. Es entwickelte sich eine intensive und effektive Vorstandssitzung. Zunächst wurde die sehr aktive Mitarbeit der einzelnen BDO-Gruppen beleuchtet und gelobt. Die Ideen zur Weiterentwicklung der Arbeit in den einzelnen Gebietskreisen sprudelten und sollen bereits 2015 umgesetzt werden: • Veröffentlichung eines Rahmenterminkalenders aller BDO-Gruppen bereits in der Dezemberausgabe "Der Oenologe" • Übergreifende Zusammenarbeit der einzelnen BDO-Gruppen, z. B. bei der Themengestaltung, Wiederholung erfolgreicher Veranstaltungen in anderen Gebieten, gemeinsame Einladungen • Erweiterte Öffentlichkeitsarbeit • Neugründungen und Wiederbelebung von BDO-Gruppen durch Einbindung weiterer, engagierter Mitglieder • Verbesserte Verteilung von Informationen und ständig aktualisierte Mitgliederverwaltung durch das Zentralorgan: BDOGeschäftsstelle in Geisenheim Im Laufe des sehr angeregten Meinungsaustausches ergab sich eindeutig, dass der BDO im Internet präsenter und in den neuen sozialen Netzwerken vertreten sein muss. Hierzu wird ein Konzept unter Mit- wirkung möglichst vieler Mitglieder erarbeitet. Der Anschub wird zunächst von der BDOGeschäftsstelle und allen BDO-Vorständen gesteuert werden. Ziel ist es, für alle BDOMitglieder eine interessante Plattform zum Austausch von oenologischen, weinbaulichen, marketingtechnischen, ausbildungsrelevanten und weinbaupolitischen Themen zu entwickeln. Die Plattform kann auch von allen Mitgliedern genutzt werden, um auf eigene betriebsspezifische Angelegenheiten, wie bspw. Veranstaltungen und Stellenangebote, hinzuweisen. Ein weiteres Hauptthema war die Vorbereitung der nächsten BDO-Tagung. Diese wird am 14. April 2015 im Gerd-Erbslöh-Hörsaal in Geisenheim stattfinden. Für den Vormittag sind Vorträge mit weiterführenden Inhalten u. a. aus den Bereichen Pflanzenstärkung, Lebensmittelsicherheit, Membrantechnik und Weinstilistiken geplant. Der Nachmittag steht im Zeichen von kurzen Impulsvorträgen der Gewinner des Oenologen-Nachwuchspreises und einer Podiumsdiskussion mit internationalen und renommierten Persönlichkeiten aus den verschiedensten Bereichen. Zum Abschluss der Tagung wird ebenfalls wieder eine Abendveranstaltung in einem repräsentativen Umfeld organisiert. Rolf Stocké BUND DEUTSCHER OENOLOGEN INTERN Roter Riesling = neue Trendsorte? Der Verein Slowfood Rheingau und die HS Geisenheim machen den vergessenen Bruder des Riesling bekannt – eine Sorte für die Zukunft? Deutschland durchaus zu mehr Diversifizierung beitragen und ist gleichzeitig ein tolles Marketinginstrument. Slowfood geht davon aus, dass trotz der positiven Eigenschaften in naher Zukunft nur ein Nischenmarkt besetzt werden kann, dieser aber große Auswirkungen auf den gesamten Weinmarkt haben wird. Einer der wichtigsten Punkte in Bezug auf den Roten Riesling ist, dass durch Anbau, Konsum und Nachfrage der Verbraucher ein großer Beitrag zum Erhalt genetischer Ressourcen geleistet wird. Motto: Trinkt Wein und tut Gutes dabei! Um diesen Wein für den Verbraucher wahrnehmbar zu machen, fordert Slowfood die Ausdehnung des Anbaus auf mindestens 50 ha bundesweit. Doch die Sorte ist noch nicht vom Bundessortenamt offiziell zugelassen worden – welch Ironie, handelt es sich doch um eine autochthone Sorte, die schon seit Jahrhunderten existiert. Dies ist vor allem für die Winzer in Rheinland-Pfalz problematisch, da das zuständige Ministerium, im Gegensatz zu anderen Bundesländern, den Anbau untersagt. Die Empfehlung an die pfälzischen Winzer lautet daher, entweder Roten Riesling als "Versuchsreben" zu pflanzen oder einfach die DeRoter Riesling kam bei der Verkostung gut an, er hat weniger Säure klaration nicht korrekt zu und mehr Körper als der weiße Riesling machen. Wenn die Reben zu tragen beginnen, wird die Klassifizieblühende Zukunft vorausgesagt. Warum? rung auch für Rheinland-Pfalz vermutlich Ganz einfach, diese Sorte weist einige geregelt worden sein und man hat gute, sehr positive Eigenschaften auf, die sie ausgewachsene Reben Roter Riesling steauch als sogenannte Klimasorte attrakhen. Das Dilemma der pfälzischen Winzer tiv machen. Es ist eine Sorte, die den führte während der Podiumsdiskussion zu erwarteten Folgen des Klimawandels hitzigen Debatten mit dem Abgesandten relativ gut gewachsen scheint. Vor aldes Mainzer Ministeriums, welcher allerlem die immer feuchtere Herbstwittedings die offizielle Meinung persönlich rung verträgt der Rote Riesling sehr gut nicht teilen konnte. und reagiert mit sehr später FäulnisNach den Vorträgen luden ausgewählte bildung im Vergleich zu seinem weißen Weingüter zur Verkostung des Roten RiesBruder. Objektiv-analytisch ist eine verlings. Und, oh Schreck, der Wein ist ja gar besserte Weinqualität nachweisbar und nicht rot, sondern hell. Genau wie sein somit kann der Wein im Rieslingland Slowfood Rheingau und die Hochschule hatten zu einem Symposium über Roten Riesling eingeladen. Moment mal, ist Riesling nicht der Weißwein schlechthin? Soweit richtig, jedoch handelt es sich beim Roten Riesling um eine andere, recht unbekannte Rebsorte. Man geht heute davon aus, dass sich der bekannte Weiße Riesling aus dem (blau gefärbten) Roten Riesling durch eine farbabschaltende Mutation entwickelt hat. Da die Winzer lange Zeit weiße Beeren bevorzugten, fristete die rote Variante ein kümmerliches Dasein, unentdeckt in den Beständen der Rebenzüchter. Seit etwa einem Jahrzehnt ist die rote Rieslingtraube wieder in den Fokus gerückt, sowohl bei Anbauern als auch in der Wissenschaft – und es wird ihr eine weißer Verwandter. Allerdings kann durch Maischeerhitzung oder Kaltmazeration sowohl Rosé als auch Rotwein hergestellt werden. Aus Mangel an Trauben wird dies aber bisher kaum gemacht. Geschmacklich ist der Rote Riesling etwas kräftiger und weniger sauer als der normale Riesling. Dazu kommt ein höherer Gehalt an zuckerfreiem Extrakt. Je nach Weingut waren sehr große geschmackliche Unterschiede feststellbar, wobei dem Autor dieser Zeilen bis auf einen alle verkosteten Weine sehr gut schmeckten. Aufzeichnung der Veranstaltung unter: www.video.hs-gm.de. Weitere Infos zum Roten Riesling: www.slowfoodrheingau.de/roterriesling.html. OENOVITI international Hochschulverbund tagt in Geisenheim Vom 3. bis 5. November 2014 tagte der Hochschulverbund OENOVITI international OENODOC an der Hochschule Geisenheim. Das OENOVITI international OENODOC Konsortium ist ein Verbund aus mittlerweile 31 Hochschulen, fünf außer-universitären Forschungseinrichtungen und neun Industriepartnern aus insgesamt 20 Ländern, welches gemeinsam Forschungsprojekte im Weinbereich fördert und sich zum Ziel gesetzt hat, eng in der Ausbildung zusammenzuarbeiten. Derzeit werden sechs Projekte unterstützt, eines davon mit Geisenheimer Beteiligung. Ziel des Treffens war es, die bestehenden Aktivitäten auszubauen und zusätzliche Finanzierungsgrundlagen durch Beteiligung an nationalen und internationalen (z.B. EU) Förderprogrammen bzw. Unterstützung durch Stiftungen zu erreichen. In Geisenheim waren Vertreter von Institutionen aller 20 teilnehmenden Länder anwesend und Hochschulen aus Slowenien, Georgien und Österreich wurden ebenso in das Konsortium aufgenommen wie das Australian Wine Research Institute und mit der E & J Gallo Winery, USA, eine der größten Produzenten und Kellereien der Welt. ZUM VORMERKEN Die 59. BDOFachtagung findet am 14. April 2015 an der Hochschule Geisenheim statt. DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11 85 BUND DEUTSCHER OENOLOGEN INTERN Rocky Horror Riesling Show? Kurioses und Kultiges rund um den Riesling: Stuart Pigott hält Vorlesung in Geisenheim und präsentiert Weine aus aller Welt Die Anmeldezahlen übertrafen alle Erwar- ständigem Wandel befindet. Nach langen tungen: der Weinjournalist Stuart Pigott Reisen um die ganze Welt findet Stuart kehrte jetzt in die Geisenheimer Hörsäle Pigott nun zurück zu seinen Wurzeln, was zurück und begeisterte das Publikum mit er in seiner neuesten Veröffentlichung der Vielfalt des Themas "Global Riesling". "Best White Wine On Earth: The Riesling In ungewohnt selbstkritischen Tönen nahm Story" auf teils kritische, aber auch amüer die Anwesenden mit auf eine Reise um sante Weise festhielt. Er hatte an der Hochschule Geisenheim jedoch nicht nur Theodie Weinwelt. Seine unzähligen Anekdoten bewiesen rie im Gepäck, sondern auch fünf köstliche vor allem eins: Riesling ist kommunika- Rieslinge aus Frankreich und Österreich, tiv! Bei kaum einer anderen Rebsorte ist den USA, Australien und Neuseeland zur der Kontakt und Austausch zwischen den Verkostung. Ein gelungener Abend, der so Winzern der neuen "Generation Ries- manches Vorurteil gegenüber internationaling" so rege, dass sich das Produkt in len Rieslingen aus dem Weg räumte. Stuart Pigott als Dozent – vor einigen Jahren saß er selbst in Geisenheim auf der Schulbank Oenologen im Profil: Dr. Uwe Hofmann, Dipl.-Ing. Weinbau & Oenologie Sie stammen nicht aus einem Weingut. Wie kamen sie auf die Idee, in Geisenheim zu studieren? Nach dem Abitur habe ich darüber nachgedacht Biologie zu studieren. Ich entschloss mich für ein Praktikum in der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey, da mich auch speziell das Thema Genetik interessierte. Dabei entschied ich mich recht schnell, in Geisenheim zu studieren. Wie sind Ihre Erinnerungen an das Studium? In unserem Semester (1980-1984) waren einige Quereinsteiger und Querdenker. Studienkollegen waren u. a. die heutigen Professoren Doris Rauhut, Monika Christmann und Hannes Schulz. Damals haben wir viel hinterfragt und uns intensiv mit Umweltfragen und Ökoweinbau auseinandergesetzt. Gerne habe ich mich in der Asta und im Studierendenparlament engagiert. Was kam nach dem Abschluss? Das Aufbaustudium Oenologie in Gießen mit der anschließenden Promotion. Damals die erste Promotion zum Thema Ökoweinbau, dabei ging es um die Umstellung der Rebflächen auf der Mariannenaue zum Ökoweinbau. Hierfür hatte ich bis 1993 einen Forschungsauftrag vom Land Hessen. 1993 gründeten Sie Ihr Unternehmen Eco Consult und waren 25 Jahre selbständig tätig. Wie sah Ihre Arbeit aus? 86 DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11 Dr. Uwe Hofmann, ist Referent im Referat Weinwirtschaftspolitik, Oenologie, Weinrecht & Ökologischer Weinbau im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten in Mainz Ich war als internationaler Berater in Weinbau, Oenologie, Betriebswirtschaft und Qualitätsmanagement in vielen Ländern der Welt tätig. Oft befand ich mich drei Viertel meiner Zeit im Jahr im Ausland und habe drei Vegetationsperioden erlebt. In den osteuropäischen Ländern mussten in dieser Zeit durch die Privatisierungen neue Strukturen geschaffen werden. Hier gab es einen großen Beratungsbedarf zur Restrukturierung der Betriebe. Dies tat ich auch zehn Jahre im Auftrag der damaligen GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit). In den meisten Ländern weltweit war meine Aufgabe die Umstellung der Betriebe auf Ökoweinbau, die Ausbildung von Beratern und Fachleuten sowie der Aufbau von Organisationsstrukturen. Was war die besondere Erfahrung in dieser Zeit? Es war sehr spannend, die Vielschichtigkeit und die Mentalität der verschiedenen Weinbauländer kennenzulernen, speziell in Südosteuropa und Südafrika, wo ich 1995 bis 2005 intensiv tätig war. In dieser Zeit gab es durchdringende gesellschaftliche Entwicklungen im positivem Sinne, die sehr interessant waren mitzuerleben. Oder auch die Beobachtung der unterschiedlichen Vorstellungen im Weinbau in Ländern wie Australien und Kalifornien. Der Ökologische Weinbau lag Ihnen immer sehr am Herzen. Seit 1984 habe ich in verschiedenen nationalen und internationalen Gremien des ökologischen Landbaus sowie Vertretung des Ökologischen Weinbaus mitgearbeitet. Ich war nationaler Koordinator des Abstimmungsprozesses zur Erarbeitung von Richtlinien zur ökologischen Weinbereitung. Von 1985 bis 1990 war ich Vorsitzender des Bundesverbandes ECOVIN. Seit 2013 arbeiten Sie im MULEWF in Mainz. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Wie sieht Ihre Arbeit dort aus? Es war für mich sozusagen ein Neustart mit neuen Herausforderungen nach einer langen Zeit der Selbständigkeit. Nun beschäftige ich mich intensiv mit Weinbaupolitik und kann hierbei meine langjährige berufliche Erfahrung sehr gut einbringen. Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Ich bin Vorsitzender vom Rheingauer Tauchclub Oktopus-Rüdesheim, bin da gerne engagiert und widme mich meinem Hobby dem Tauchen. Das Interview führte Simone Renth-Queins. BUND DEUTSCHER OENOLOGEN INTERN Unterwegs in Sachen Fußballkultur Weinelf bei der Preisverleihung des Fußballkulturpreises / Deutsche Weinkönigin als Botschafterin für Wein- und Fußballkultur Von links: Erica Fischbach, Simon Lönarz, Peter Kröper, Ronny Mechnich, Janina Huhn, Thomas Porsch, Martin Kerber, Robert Lönarz und Michael Apitz Außerhalb der Stadien gibt es einige fuß- nissen eine Perspektive bekommen. Ausballerische Großereignisse – die Weinelf gezeichnet wurden auch das Fußballbuch Deutschland ist hier längst gut angekom- des Jahres ("Fußball in den 1970ern"), ein men und häufig aktiv mit dabei. Jüngstes "Fußball-Hörspiel des Jahres" (zu Ehren des Beispiel war die Nürnberger Gala rund um kolumbianischen Nationalspielers Andrés den Fußballkulturpreis, der seit zehn Jah- Estobar, der 1994 im Alter von nur 27 Jahren von der Deutschen Akademie für Fuß- ren in Medellin ermordet wurde, nachdem ballkultur verliehen wird. Partner sind hier ihm ein paar Tage zuvor in einem mit 1:2 die Stadt Nürnberg, das Sportmagazin Ki- verlorenen WM-Spiel gegen die USA ein Eigentor unterlaufen war), der in der Francker und die easycredit/TeamBank. Es sind bemerkenswerte Kategorien, in kenmetropole mit Humor angenommene denen Preise verliehen werden, etwa in Fußballspruch des Jahres (abgeliefert von diesem Jahr "Lernanstoß" – ein Fußball- Gertjan Veerbeek, dem vom Club gefeuerBildungspreis für ein Projekt, bei dem ten Trainer: "Ich hoffe, dass ich 90 Jahre alt Flüchtlinge durch Trainingsangebote, Aus- werde. Dann könnte ich sagen, ich hätte bildung und Vermittlung von Sprachkennt- 100 werden können. Aber ich habe in Nürnberg gearbeitet.") sowie der Walther-BensemannPreis für Persönlichkeiten der Szene. Ihn erhielt diesmal Trainer Ottmar Hitzfeld. Mit ihm konnte DFB- und Weinelf-Trainer Erich Rutemöller ebenso ein Wiedersehen feiern wie mit Pierre Littparski, einem Mitglied der Weltmeistermannschaft 1990, der Die Deutsche Weinkönigin Janina Huhn (links) mit Preisträger Ottmar Hitzfeld und WEINELF-Managerin Erica Fischbach derzeit beim VfL Wolfsburg als Spielerbeobachter tätig ist. Mitglieder der Weinelf waren "Beobachter" des unterhaltsamen Treibens in Nürnberg und dabei teilweise für den Genuss zuständig. Etwa Karl Josef Lauzi, der mit Mumm Rotkäppchen einen Sektempfang bestritt. Am Weinelf-Weinstand wirbelten Thomas Porsch (Weingut Trenz, Johannisberg) und Richard Kerber (Staufen), unterstützt von der neuen Deutschen Weinkönigin Janina Huhn aus der Pfalz, die die Gewächse aus verschiedenen Ländern zelebrierte. Robert und Junior Simon Lönarz, Michael Apitz, Ronny Mechnich und Reiseexperte Peter Kröper hielten außerdem die Stellung. Und über allem wachte in bewährter Art Weinelf-Managerin Erica Fischbach. R. Knoll Astronaut in Geisenheim VEG holt TJ Creamer an den Campus Auf große Resonanz stieß der Besuch von Astronaut TJ Creamer im Gerd-Erbslöh-Hörsaal der Hochschule Geisenheim. Er kam auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Willsch und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt mit Unterstützung der VEG-Geisenheim Alumni in den Rheingau. Der Astronaut flog mit einer internationalen Crew im Rahmen der ISS-Expeditionen 22/23 im November 2008 für sechs Monate zur Internationalen Raumstation. Packend schilderte er seine Erfahrungen im Weltall, beeindruckend waren besonders seine Schilderungen der Schwerelosigkeit. In seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag "Presentation of experiments conducted on board oft he ISS with special regard to Alexander Gerst’s Mission‚ blue dot" machte er auch die Bedeutung von Weltraumforschung für die Krebsforschung deutlich. DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11 87 BUND DEUTSCHER OENOLOGEN FORSCHUNG & LEHRE Fassreport Teil 25 Geisenheimer Geschichten Großartige Zeitzeugen: Semester 1975–1978 Hubert Konrad (Hochschule Geisenheim), der diesem Semester angehörte, berichtete uns, dass im Sommersemester 1978 40 Studenten den Studiengang Weinbau und Kellerwirtschaft und sieben Studenten den Studiengang Getränketechnologie abgeschlossen haben. Wilfried Dörr, über viele Jahre Vizepräsident des Bundes Deutscher Oenologen (BDO), hatte ebenfalls in diesem Semester seinen Studienabschluss. Der Fassboden hat eine eigene, besonders interessante Geschichte. Hubert Konrad hat uns das erläutert: "Das Semester 1975/1978 trifft sich seit 1980 jährlich einmal im Frühjahr, meist in einem Weinbaugebiet. Organisiert wird das Treffen jeweils von den Kolleginnen und Kollegen vor Ort. 2015 wird das in Geisenheim zum 40-jährigen Studienbeginn 88 DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11 sein. Beim Semestertreffen 1993 im Rheingau wurde beschlossen, die Tradition des geschnitzten Semesterfasses wieder aufleben zu lassen. Diese Tradition war bei vorhergehenden Semestern in Vergessenheit geraten. Das Treffen führte uns auch auf Schloss Johannisberg. Dort steht das Denkmal von Karl, dem Spätlesereiter. 1975 wurde die "Erfindung" der Spätlese gebührend gefeiert. Wir waren uns schnell einig dieses historische Ereignis für das Motto unseres Fassbodens "1775–1975 – 200 Jahre Spätlese – Wir sind die Auslese" zu verwenden. Realisiert wurde das Projekt – aus verschiedenen Gründen – allerdings erst im Jahr 2010. Die großen Semesterexkursionen führten 1977 unter Leitung von Professor Bayer und Professor Dr. Bauer nach Frankreich (Champagne, Loire, Cognac, Bordeaux und Paris) und unter Professor Dr. Kiefer und Fachoberlehrer Karl Fetter nach Italien (Toskana, Umbrien, Oltrepo Pavese und Piemont)." Hubert Konrad zeigt auch kurz die damalige Hochschulpolitik auf. "In die Studienzeit fielen die Auseinandersetzungen und Diskussionen zum neuen Hochschulrahmengesetz (HRG), besonders um die Einführung des achtsemestrigen Diplomstudiums. Im Sommersemester 1977 kam es sogar zu einem 14-tägigen Vorlesungsboykott an der FH Wiesbaden, mit teilweiser Unterstützung durch die Dozentenschaft. Das Land Hessen setzte das HRG im Juni 1978 um. Bei der Abschlussfeier am 13. Juli 1978 erhielten wir als letzter Jahrgang die Graduierungsurkunde. Wir konnten sie aber nach wenigen Wochen gegen die neue Diplomurkunde eintauschen. Am 17. Juli 1978 wurde Professor Dr. Paul Claus verabschie- det. Er wechselte in das Ministerium nach Wiesbaden und am 1. Juni 1978 wurde Professor Dr. Helmut Dittrich zum geschäftsführenden Direktor der Forschungsanstalt bestellt." Interessant war aus den "Jahresberichten der FAG" zu entnehmen, dass bereits 1975 die ersten Versuche zur Entalkoholisierung mit Umkehrosmose im Institut Weinchemie und Geträkeforschung unter Professor Dr. Karl Wucherpfennig durchgeführt wurden. Auch auf die umfangreichen Untersuchungen des damals stark in der Diskussion stehenden Mufftones durch Pentachlorphenol wurde hingewiesen. Ebenso ist der Tod von Professor Dr. Hugo Schanderl am 10. Juli 1975 zu erwähnen. Während die beiden Jahrgänge 1977 und 1978 nur mittelmäßige Weinqualitäten hervorbrachten, glänzten die Weinjahre 1975 und 1976 mit hervorragenden Qualitäten und Durchschnitts-Ertragsmengen von 109 bzw. 100 hl/ha. Gerade der 1976er wurde öfter als "Jahrhundertjahrgang" bezeichnet. Über 80 % der Ernte wurde zu Prädikatswein. 1976 kletterte der Weinexport zum ersten Mal über die Grenze von einer Million Hektoliter. "Sonnenschlucker" wurde der Wein des Jahres 1976 genannt. Wolfgang Heeß (Foto: Hartmut Tesch) Karriereplattform Weinjobs.com und der BDO vermitteln Stellen in der Weinbranche Der Bund Deutscher Oenologen möchte seinen Mitgliedern einen modernen und effektiven Career Service anbieten. Neben den Koorperationen mit den verbundenen Hochschulen wurde jetzt mit Dipl.-Ing Franz Regner von weinjobs.com eine weitreichende Vereinbarung geschlossen. Derzeit werden folgende Positionen neu besetzt: •Leiter/in der Außenwirtschaft, Weingut Loimer GmbH •PR Berater mit Weinerfahrung (m/w) in Hamburg Die Hochschule Geisenheim informiert auf ihrer Homepage über offene Stellen. Die interne Jobbörse für Geisenheimer gibt's unter www.hs-geisenheim.de/job. BUND DEUTSCHER OENOLOGEN INTERN Franz Wehrheim Ref.: M. Dreßler – A. Stahl Kostenträgerbasierte Entscheidungsfindung und strategische Implikationen für das Sortiment eines Weinguts Auch Premiumweingüter sind gefordert durch Professionalisierung ihre Gewinnsituation zu verbessern. Um dies zu erreichen, sind Kenntnisse über Kosten der einzelnen Weine unumgänglich. Die Arbeit gibt Einblick in die Kostenstruktur des Weingutes Dr. Wehrheim. Kern der Arbeit ist ein Modell, welches das kostenstellenbasierte in ein kostenträgerbasiertes System überführt. Die daraus gewonnenen Kenntnisse werden genutzt, um die Profitabilität der einzelnen Weine zu analysieren und kostenträgerbasierte Entscheidungen zu treffen. Das flexible Modell ermöglicht auch Vergleiche mit anderen Weingütern. Auf Basis der Kostenträgerrechnung wurden Sortimentsanpassungen und die Implikationen auf den Gewinn simuliert. Simon Dorsch Ref.: A. Kortekamp – J. Bogs Stäuben mit Bentonit – eine Option im Kampf gegen Botrytis? Ziel der Bachelorarbeit war es herauszufinden, ob das Stäuben von Bentonit und Talk eine Wirkung gegen Graufäule hat und zu welchem Entwicklungsstadium der beste Effekt eintritt. Während Bentonit dem Pilz Wasser entziehen soll, wirkt Talk wasserabweisend. Um die Ergebnisse besser einordnen zu können, erfolgte in den Jahren 2012 und 2013 ein Vergleich mit einer unbehandelten Kontrolle sowie mit Varianten mit Botrytizideinsatz bzw. Traubenteilen. Das Traubenteilen erwies sich 2012 als sehr effektiv, aber auch als zeit- und kostenintensiv und wurde 2013 nicht fortgeführt. Der einmalige Botrytizideinsatz zu Beginn des Traubenschlusses war nicht ausreichend, um die Trauben effektiv vor einem Botrytisbefall zu schützen. Auch das dreimalige Stäuben von Bentonit mit Talk zu verschiedenen Entwicklungsstadien erzielte nur geringe Wirkungsgrade von 0 bis 20 %. Die beste Wirkung beim Einsatz dieser Präparate wurde durch eine kombinierte Behandlung mit einem Botrytizid zu Beginn des Traubenschlusses und einem Stäuben von Bentonit mit Talk zum Weichwerden der Beeren erreicht. Die Ergebnisse zeigen, dass neben der Tatsache, dass Stäube generell keine Zulassung als Pflanzenschutzmittel besitzen, die Wirkungsgrade zu gering sind, um einen Einsatz zu rechtfertigen. Nathalie Haas Ref.: B. Weik – M. ScharfenbergerSchmeer Auswirkungen unterschiedlicher Hefeanzuchten auf das Gärverhalten der Hefezellen im Vergleich dreier Reinzuchthefen Verglichen wurden unterschiedliche Hefe anzuchtmethoden mit drei verschiedenen Hefen (Fermicru VB1, Lalvin CY 3079 und Levuline BRG) bei der Vergärung eines Weißburgundermostes. Die Methoden waren Anzucht mittels Most-Wassergemisch; nur mit Most und eine Direkt-Beimpfung ohne Heferehydrierung. Ziel war es, eine Aussage über den idealen Hefeansatz zu treffen. Zu Gärbegin wurde die Zellzahl der Hefe mikroskopisch bestimmt, die Lebendzellzahl während der Gärung wurde über das KBE-Verfahren sowie die Lebend-Totfärbung mittels Flusszytometrie analysiert. Alkoholproduktion und Zuckerabbau wurden mittels FTIR gemessen. Während der Gärung wurden mittels Konelab NOPA-, Pyruvat- und Acetaldehydgehalte ermittelt. Die anfängliche Annahme deutete darauf hin, dass sich eine Beimpfung ohne Rehydrierung der Reinzuchthefen negativ auf den Gärverlauf auswirken würde. Diese Annahme wurde nicht bestätigt und teilweise sogar wiederlegt. Bei der Hefe Levuline BRG überzeugt die Variante ohne Anzucht bei Lebendzellzahl, Verwertung der Hefenährstoffe und bei Produktion von Gärungsne- benprodukten. Anscheinend konnte sich die nicht rehydrierte Hefe besser an die Gegebenheiten anpassen. Pascal Richard Ref.: B. Weik – M. ScharfenbergerSchmeer Ermittlung der Ursprünge der gärenden Hefekulturen bei spontanvergorenem Most Oft werden spontanvergorene Weine damit beworben, dass weinbergseigene Hefen diese vergären. In dieser Arbeit wurden sechs spontanvergorene Varianten aus unterschiedlichen Weinbergslagen während der Gärung mit mikrobiologischen Untersuchungen in einem österreichischen Weingut begleitet. Es wurden sowohl von verschiedenen Kelleroberflächen als auch von Beerenhäuten und aus dem gärenden Most Hefen isoliert. Zudem wurden Zellzahlen von Saccharomyceten und NichtSaccharomyceten dokumentiert. Es konnten insgesamt 84 Isolate zehn unterschiedlichen Gattungen zugeordnet werden. Es wurde festgestellt, dass in diesem Weingut die Hefe P. anomala sowohl vor Lesebeginn als auch im ganzen Vergärungsprozess präsent war. S. cerevisiae-Stämme konnten vor Lesebeginn auf Kelleroberflächen und auf den Beerenhäuten im Weinberg identifiziert werden. Desweiteren konnten seltene Hefen zu späteren Zeitpunkten der Gärung bestimmt werden, die zuvor auf den Beerenhäuten der Varianten gefunden wurden. Die These, dass viele an der Spontangärung beteiligte Hefen aus der Kellerflora stammen, wurde untermauert, ein Einfluss der Weinbergsflora wurde nicht ausgeschlossen. SIE WÜNSCHEN – WIR SCHREIBEN Interessiert Sie eine der hier abgedruckten Kurzfassungen besonders? Nennen Sie uns Ihren Favoriten per E-Mail: [email protected] oder Fax: 06321 89 08 21. Der Beitrag mit den meisten Nennungen wird in einer der nächsten Ausgaben von DER DEUTSCHE WEINBAU ausführlicher veröffentlicht. DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11 89
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