DER OENOLOGE DER OENOLOGE - Bund Deutscher Oenologen eV

DER OENOLOGE
42.
40.Jahrgang
Jahrgang••11/2014
1/2012
Zeitschrift für Führungskräfte des Weinbaus, der Oenologie, der Getränketechnologie und der Weinwirtschaft
Mitglied im Internationalen Oenologenverband UIOE, Paris und im Deutschen Weinbauverband, Bonn
EDITORIAL
FORSCHUNG & LEHRE
OENOLOGEN IM PROFIL
Roter Riesling – eine neue
Trendsorte?85
Interview mit Dr. Uwe Hofmann,
MULEWF in Mainz
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Wettbewerb der
Wettbewerbe
Klaus
Herrmann
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BUND DEUTSCHER OENOLOGEN
INTERN
Editorial
Wettbewerb der Wettbewerbe
Weinwettbewerbe sind wichtig. Sie verleihen Auszeichnungen in Form von Medaillen, die absatzfördernd auf die Flaschen geklebt werden und dem Weinerzeuger zur Standortbestimmung dienen.
Da sich mit den Wettbewerben aber
auch Geld verdienen lässt,
hat vor einigen Jahren eine
Entwicklung eingesetzt, die
uns in Europa eine fast unüberschaubare Vielzahl an
Verkostungen beschert hat.
Um die Durchführung dieser Veranstaltungen in geordneten Bahnen zu halten,
haben die OIV und der Internationale
Oenologenverband (UIŒ) Richtlinien
für Wettbewerbe und einheitliche Bewertungsbögen entwickelt und übernehmen oft die Schirmherrschaft über
die Veranstaltung. Den Winzern, die teilweise eine Menge Geld investieren, gibt
dies die Sicherheit, dass ihre Muster
fach- und sachgerecht verkostet werden.
Die Zusammensetzung der Jurys spielt
eine ganz entscheidende Rolle: Je mehr
erfahrene Oenologen probieren, desto
eher sind die Ergebnisse nachvollziehbar. Wer eine oenologische Ausbildung
hat, besitzt Grundlagen, Weine professionell, objektiv und fair zu beurteilen.
Darin liegt die Verpflichtung für uns, die
Meinungsführerschaft bei der Weinbeurteilung weltweit zu behalten. Natürlich ist es eine knüppelharte Schufterei,
den Master of Wine zu erlangen. Ich
habe großen Respekt vor allen, die das
geschafft haben. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung scheint nur noch
von MWs die Rede zu sein, wenn es um
Weinbeurteilung geht. Es wird Zeit, den
Verbrauchern wieder ins Gedächtnis zu
rufen, wer wirklich hinter den Weinen
steht.
Leute, seid nicht so bescheiden! Unsere
Kollegen in den romanischen Ländern
machen es vor. Wer sich dort als Oenologe vorstellt, erntet Anerkennung. Für
solche Ziele haben wir unseren Berufsverband. Doch ein Verband kann nur
etwas bewirken, wenn seine Mitglieder
dazu stehen und das Ganze mit Leben
füllen. Also, auf geht‘s!
Klaus Herrmann
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DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11
Intensive Vorstandssitzung des BDO
Bund Deutscher Oenologen plant 2015: Verbesserte Internetpräsenz,
mehr Zusammenarbeit zwischen den regionalen Gruppen, BDO-Tagung
Zur Vorstandssitzung waren viele Vorstände der regionalen BDO-Gruppen gekommen: M. Brixius,
A. Rosch, S. Renth-Queins, R. Stocké, E. Diesler, S. Böhm,D. Pozzetta. Verdeckt bzw. nicht im Bild:
R. Lönarz, J. Wagenitz, H. Kessler, B. Schandelmaier, M. Ludwig, C. von Wallbrunn
Im Oktober traf sich der BDO-Vorstand zusammen mit den Vorständen der einzelnen
BDO-Gruppen aus den verschiedenen Anbaugebieten zum jährlichen Meinungsaustausch. Es entwickelte sich eine intensive
und effektive Vorstandssitzung. Zunächst
wurde die sehr aktive Mitarbeit der einzelnen BDO-Gruppen beleuchtet und gelobt.
Die Ideen zur Weiterentwicklung der Arbeit
in den einzelnen Gebietskreisen sprudelten und sollen bereits 2015 umgesetzt werden:
•
Veröffentlichung eines Rahmenterminkalenders aller BDO-Gruppen bereits in
der Dezemberausgabe "Der Oenologe"
• Übergreifende Zusammenarbeit der einzelnen BDO-Gruppen, z. B. bei der Themengestaltung, Wiederholung erfolgreicher Veranstaltungen in anderen Gebieten, gemeinsame Einladungen
• Erweiterte Öffentlichkeitsarbeit
• Neugründungen und Wiederbelebung von
BDO-Gruppen durch Einbindung weiterer,
engagierter Mitglieder
• Verbesserte Verteilung von Informationen
und ständig aktualisierte Mitgliederverwaltung durch das Zentralorgan: BDOGeschäftsstelle in Geisenheim
Im Laufe des sehr angeregten Meinungsaustausches ergab sich eindeutig, dass
der BDO im Internet präsenter und in den
neuen sozialen Netzwerken vertreten sein
muss. Hierzu wird ein Konzept unter Mit-
wirkung möglichst vieler Mitglieder erarbeitet.
Der Anschub wird zunächst von der BDOGeschäftsstelle und allen BDO-Vorständen
gesteuert werden. Ziel ist es, für alle BDOMitglieder eine interessante Plattform
zum Austausch von oenologischen, weinbaulichen, marketingtechnischen, ausbildungsrelevanten und weinbaupolitischen
Themen zu entwickeln. Die Plattform kann
auch von allen Mitgliedern genutzt werden,
um auf eigene betriebsspezifische Angelegenheiten, wie bspw. Veranstaltungen und
Stellenangebote, hinzuweisen.
Ein weiteres Hauptthema war die Vorbereitung der nächsten BDO-Tagung. Diese wird
am 14. April 2015 im Gerd-Erbslöh-Hörsaal
in Geisenheim stattfinden.
Für den Vormittag sind Vorträge mit weiterführenden Inhalten u. a. aus den Bereichen
Pflanzenstärkung, Lebensmittelsicherheit,
Membrantechnik und Weinstilistiken geplant.
Der Nachmittag steht im Zeichen von kurzen Impulsvorträgen der Gewinner des
Oenologen-Nachwuchspreises und einer
Podiumsdiskussion mit internationalen
und renommierten Persönlichkeiten aus
den verschiedensten Bereichen.
Zum Abschluss der Tagung wird ebenfalls
wieder eine Abendveranstaltung in einem
repräsentativen Umfeld organisiert.
Rolf Stocké
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Roter Riesling = neue Trendsorte?
Der Verein Slowfood Rheingau und die HS Geisenheim machen den
vergessenen Bruder des Riesling bekannt – eine Sorte für die Zukunft?
Deutschland durchaus zu mehr Diversifizierung beitragen und ist gleichzeitig ein
tolles Marketinginstrument. Slowfood
geht davon aus, dass trotz der positiven
Eigenschaften in naher Zukunft nur ein
Nischenmarkt besetzt werden kann, dieser
aber große Auswirkungen auf den gesamten Weinmarkt haben wird.
Einer der wichtigsten Punkte in Bezug auf
den Roten Riesling ist, dass durch Anbau,
Konsum und Nachfrage der Verbraucher
ein großer Beitrag zum Erhalt genetischer
Ressourcen geleistet wird. Motto: Trinkt
Wein und tut Gutes dabei!
Um diesen Wein für den Verbraucher wahrnehmbar zu machen, fordert Slowfood die
Ausdehnung des Anbaus auf mindestens
50 ha bundesweit. Doch die Sorte ist noch
nicht vom Bundessortenamt offiziell zugelassen
worden – welch Ironie,
handelt es sich doch um
eine autochthone Sorte,
die schon seit Jahrhunderten existiert. Dies ist
vor allem für die Winzer
in Rheinland-Pfalz problematisch, da das zuständige Ministerium, im
Gegensatz zu anderen
Bundesländern, den Anbau untersagt. Die Empfehlung an die pfälzischen
Winzer lautet daher, entweder Roten Riesling als
"Versuchsreben" zu pflanzen oder einfach die DeRoter Riesling kam bei der Verkostung gut an, er hat weniger Säure
klaration nicht korrekt zu
und mehr Körper als der weiße Riesling
machen. Wenn die Reben
zu tragen beginnen, wird die Klassifizieblühende Zukunft vorausgesagt. Warum?
rung auch für Rheinland-Pfalz vermutlich
Ganz einfach, diese Sorte weist einige
geregelt worden sein und man hat gute,
sehr positive Eigenschaften auf, die sie
ausgewachsene Reben Roter Riesling steauch als sogenannte Klimasorte attrakhen. Das Dilemma der pfälzischen Winzer
tiv machen. Es ist eine Sorte, die den
führte während der Podiumsdiskussion zu
erwarteten Folgen des Klimawandels
hitzigen Debatten mit dem Abgesandten
relativ gut gewachsen scheint. Vor aldes Mainzer Ministeriums, welcher allerlem die immer feuchtere Herbstwittedings die offizielle Meinung persönlich
rung verträgt der Rote Riesling sehr gut
nicht teilen konnte.
und reagiert mit sehr später FäulnisNach den Vorträgen luden ausgewählte
bildung im Vergleich zu seinem weißen
Weingüter zur Verkostung des Roten RiesBruder. Objektiv-analytisch ist eine verlings. Und, oh Schreck, der Wein ist ja gar
besserte Weinqualität nachweisbar und
nicht rot, sondern hell. Genau wie sein
somit kann der Wein im Rieslingland
Slowfood Rheingau und die Hochschule
hatten zu einem Symposium über Roten
Riesling eingeladen. Moment mal, ist
Riesling nicht der Weißwein schlechthin?
Soweit richtig, jedoch handelt es sich
beim Roten Riesling um eine andere, recht
unbekannte Rebsorte. Man geht heute
davon aus, dass sich der bekannte Weiße
Riesling aus dem (blau gefärbten) Roten
Riesling durch eine farbabschaltende Mutation entwickelt hat. Da die Winzer lange
Zeit weiße Beeren bevorzugten, fristete
die rote Variante ein kümmerliches Dasein,
unentdeckt in den Beständen der Rebenzüchter. Seit etwa einem Jahrzehnt ist die
rote Rieslingtraube wieder in den Fokus
gerückt, sowohl bei Anbauern als auch in
der Wissenschaft – und es wird ihr eine
weißer Verwandter. Allerdings kann durch
Maischeerhitzung oder Kaltmazeration
sowohl Rosé als auch Rotwein hergestellt
werden. Aus Mangel an Trauben wird dies
aber bisher kaum gemacht. Geschmacklich
ist der Rote Riesling etwas kräftiger und
weniger sauer als der normale Riesling.
Dazu kommt ein höherer Gehalt an zuckerfreiem Extrakt. Je nach Weingut waren sehr
große geschmackliche Unterschiede feststellbar, wobei dem Autor dieser Zeilen bis
auf einen alle verkosteten Weine sehr gut
schmeckten. Aufzeichnung der Veranstaltung unter: www.video.hs-gm.de. Weitere
Infos zum Roten Riesling: www.slowfoodrheingau.de/roterriesling.html.
OENOVITI international
Hochschulverbund tagt in Geisenheim
Vom 3. bis 5. November 2014 tagte der
Hochschulverbund OENOVITI international
OENODOC an der Hochschule Geisenheim.
Das OENOVITI international OENODOC Konsortium ist ein Verbund aus mittlerweile
31 Hochschulen, fünf außer-universitären
Forschungseinrichtungen und neun Industriepartnern aus insgesamt 20 Ländern,
welches gemeinsam Forschungsprojekte
im Weinbereich fördert und sich zum Ziel
gesetzt hat, eng in der Ausbildung zusammenzuarbeiten.
Derzeit werden sechs Projekte unterstützt,
eines davon mit Geisenheimer Beteiligung.
Ziel des Treffens war es, die bestehenden
Aktivitäten auszubauen und zusätzliche Finanzierungsgrundlagen durch Beteiligung
an nationalen und internationalen (z.B. EU)
Förderprogrammen bzw. Unterstützung
durch Stiftungen zu erreichen.
In Geisenheim waren Vertreter von Institutionen aller 20 teilnehmenden Länder anwesend und Hochschulen aus Slowenien,
Georgien und Österreich wurden ebenso
in das Konsortium aufgenommen wie das
Australian Wine Research Institute und mit
der E & J Gallo Winery, USA, eine der größten Produzenten und Kellereien der Welt.
ZUM
VORMERKEN
Die 59. BDOFachtagung findet
am 14. April 2015
an der Hochschule
Geisenheim statt.
DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11
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Rocky Horror Riesling Show?
Kurioses und Kultiges rund um den Riesling: Stuart Pigott hält Vorlesung in
Geisenheim und präsentiert Weine aus aller Welt
Die Anmeldezahlen übertrafen alle Erwar- ständigem Wandel befindet. Nach langen
tungen: der Weinjournalist Stuart Pigott Reisen um die ganze Welt findet Stuart
kehrte jetzt in die Geisenheimer Hörsäle Pigott nun zurück zu seinen Wurzeln, was
zurück und begeisterte das Publikum mit er in seiner neuesten Veröffentlichung
der Vielfalt des Themas "Global Riesling". "Best White Wine On Earth: The Riesling
In ungewohnt selbstkritischen Tönen nahm Story" auf teils kritische, aber auch amüer die Anwesenden mit auf eine Reise um sante Weise festhielt. Er hatte an der Hochschule Geisenheim jedoch nicht nur Theodie Weinwelt.
Seine unzähligen Anekdoten bewiesen rie im Gepäck, sondern auch fünf köstliche
vor allem eins: Riesling ist kommunika- Rieslinge aus Frankreich und Österreich,
tiv! Bei kaum einer anderen Rebsorte ist den USA, Australien und Neuseeland zur
der Kontakt und Austausch zwischen den Verkostung. Ein gelungener Abend, der so
Winzern der neuen "Generation Ries- manches Vorurteil gegenüber internationaling" so rege, dass sich das Produkt in len Rieslingen aus dem Weg räumte.
Stuart Pigott als Dozent – vor einigen Jahren saß
er selbst in Geisenheim auf der Schulbank
Oenologen im Profil: Dr. Uwe Hofmann, Dipl.-Ing. Weinbau & Oenologie
Sie stammen nicht aus einem Weingut.
Wie kamen sie auf die Idee, in Geisenheim zu studieren?
Nach dem Abitur habe ich darüber nachgedacht Biologie zu studieren. Ich entschloss mich für ein Praktikum in der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey,
da mich auch speziell das Thema Genetik
interessierte. Dabei entschied ich mich
recht schnell, in Geisenheim zu studieren.
Wie sind Ihre Erinnerungen an das Studium?
In unserem Semester (1980-1984) waren
einige Quereinsteiger und Querdenker.
Studienkollegen waren u. a. die heutigen
Professoren Doris Rauhut, Monika Christmann und Hannes Schulz. Damals haben
wir viel hinterfragt und uns intensiv mit
Umweltfragen und Ökoweinbau auseinandergesetzt. Gerne habe ich mich in
der Asta und im Studierendenparlament
engagiert.
Was kam nach dem Abschluss?
Das Aufbaustudium Oenologie in Gießen mit der anschließenden Promotion.
Damals die erste Promotion zum Thema
Ökoweinbau, dabei ging es um die Umstellung der Rebflächen auf der Mariannenaue zum Ökoweinbau. Hierfür hatte
ich bis 1993 einen Forschungsauftrag
vom Land Hessen.
1993 gründeten Sie Ihr Unternehmen Eco
Consult und waren 25 Jahre selbständig
tätig. Wie sah Ihre Arbeit aus?
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DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11
Dr. Uwe Hofmann,
ist Referent im
Referat Weinwirtschaftspolitik,
Oenologie, Weinrecht & Ökologischer Weinbau im
Ministerium für
Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung,
Weinbau und Forsten in Mainz
Ich war als internationaler Berater in
Weinbau, Oenologie, Betriebswirtschaft
und Qualitätsmanagement in vielen Ländern der Welt tätig. Oft befand ich mich
drei Viertel meiner Zeit im Jahr im Ausland
und habe drei Vegetationsperioden erlebt.
In den osteuropäischen Ländern mussten
in dieser Zeit durch die Privatisierungen
neue Strukturen geschaffen werden. Hier
gab es einen großen Beratungsbedarf zur
Restrukturierung der Betriebe. Dies tat ich
auch zehn Jahre im Auftrag der damaligen
GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit). In den meisten Ländern
weltweit war meine Aufgabe die Umstellung der Betriebe auf Ökoweinbau, die Ausbildung von Beratern und Fachleuten sowie
der Aufbau von Organisationsstrukturen.
Was war die besondere Erfahrung in dieser
Zeit?
Es war sehr spannend, die Vielschichtigkeit und die Mentalität der verschiedenen
Weinbauländer kennenzulernen, speziell in
Südosteuropa und Südafrika, wo ich 1995
bis 2005 intensiv tätig war. In dieser Zeit
gab es durchdringende gesellschaftliche
Entwicklungen im positivem Sinne, die
sehr interessant waren mitzuerleben.
Oder auch die Beobachtung der unterschiedlichen Vorstellungen im Weinbau
in Ländern wie Australien und Kalifornien.
Der Ökologische Weinbau lag Ihnen immer sehr am Herzen.
Seit 1984 habe ich in verschiedenen nationalen und internationalen Gremien des
ökologischen Landbaus sowie Vertretung
des Ökologischen Weinbaus mitgearbeitet. Ich war nationaler Koordinator des
Abstimmungsprozesses zur Erarbeitung
von Richtlinien zur ökologischen Weinbereitung. Von 1985 bis 1990 war ich Vorsitzender des Bundesverbandes ECOVIN.
Seit 2013 arbeiten Sie im MULEWF in
Mainz. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Wie sieht Ihre Arbeit dort aus?
Es war für mich sozusagen ein Neustart
mit neuen Herausforderungen nach einer
langen Zeit der Selbständigkeit. Nun beschäftige ich mich intensiv mit Weinbaupolitik und kann hierbei meine langjährige
berufliche Erfahrung sehr gut einbringen.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich bin Vorsitzender vom Rheingauer
Tauchclub Oktopus-Rüdesheim, bin da
gerne engagiert und widme mich meinem
Hobby dem Tauchen.
Das Interview führte
Simone Renth-Queins.
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Unterwegs in Sachen Fußballkultur
Weinelf bei der Preisverleihung des Fußballkulturpreises / Deutsche
Weinkönigin als Botschafterin für Wein- und Fußballkultur
Von links: Erica Fischbach, Simon Lönarz, Peter Kröper, Ronny Mechnich, Janina Huhn, Thomas
Porsch, Martin Kerber, Robert Lönarz und Michael Apitz
Außerhalb der Stadien gibt es einige fuß- nissen eine Perspektive bekommen. Ausballerische Großereignisse – die Weinelf gezeichnet wurden auch das Fußballbuch
Deutschland ist hier längst gut angekom- des Jahres ("Fußball in den 1970ern"), ein
men und häufig aktiv mit dabei. Jüngstes "Fußball-Hörspiel des Jahres" (zu Ehren des
Beispiel war die Nürnberger Gala rund um kolumbianischen Nationalspielers Andrés
den Fußballkulturpreis, der seit zehn Jah- Estobar, der 1994 im Alter von nur 27 Jahren von der Deutschen Akademie für Fuß- ren in Medellin ermordet wurde, nachdem
ballkultur verliehen wird. Partner sind hier ihm ein paar Tage zuvor in einem mit 1:2
die Stadt Nürnberg, das Sportmagazin Ki- verlorenen WM-Spiel gegen die USA ein
Eigentor unterlaufen war), der in der Francker und die easycredit/TeamBank.
Es sind bemerkenswerte Kategorien, in kenmetropole mit Humor angenommene
denen Preise verliehen werden, etwa in Fußballspruch des Jahres (abgeliefert von
diesem Jahr "Lernanstoß" – ein Fußball- Gertjan Veerbeek, dem vom Club gefeuerBildungspreis für ein Projekt, bei dem ten Trainer: "Ich hoffe, dass ich 90 Jahre alt
Flüchtlinge durch Trainingsangebote, Aus- werde. Dann könnte ich sagen, ich hätte
bildung und Vermittlung von Sprachkennt- 100 werden können. Aber ich habe in Nürnberg gearbeitet.") sowie
der
Walther-BensemannPreis für Persönlichkeiten
der Szene. Ihn erhielt diesmal Trainer Ottmar Hitzfeld.
Mit ihm konnte DFB- und
Weinelf-Trainer Erich Rutemöller ebenso ein Wiedersehen feiern wie mit
Pierre Littparski, einem
Mitglied der Weltmeistermannschaft 1990, der
Die Deutsche Weinkönigin
Janina Huhn (links) mit
Preisträger Ottmar Hitzfeld
und WEINELF-Managerin Erica
Fischbach
derzeit beim VfL Wolfsburg als Spielerbeobachter tätig ist. Mitglieder der Weinelf
waren "Beobachter" des unterhaltsamen
Treibens in Nürnberg und dabei teilweise
für den Genuss zuständig. Etwa Karl Josef
Lauzi, der mit Mumm Rotkäppchen einen
Sektempfang bestritt.
Am Weinelf-Weinstand wirbelten Thomas Porsch (Weingut Trenz, Johannisberg) und Richard Kerber (Staufen),
unterstützt von der neuen Deutschen
Weinkönigin Janina Huhn aus der Pfalz,
die die Gewächse aus verschiedenen
Ländern zelebrierte. Robert und Junior
Simon Lönarz, Michael Apitz, Ronny Mechnich und Reiseexperte Peter Kröper hielten
außerdem die Stellung. Und über allem
wachte in bewährter Art Weinelf-Managerin Erica Fischbach.
R. Knoll
Astronaut in Geisenheim
VEG holt TJ Creamer an den Campus
Auf große Resonanz stieß der Besuch von
Astronaut TJ Creamer im Gerd-Erbslöh-Hörsaal der Hochschule Geisenheim. Er kam
auf
Einladung
des
Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter
Willsch
und
des Deutschen
Zentrums
für
Luft- und Raumfahrt mit Unterstützung
der
VEG-Geisenheim
Alumni in den
Rheingau.
Der
Astronaut
flog mit einer
internationalen
Crew im Rahmen
der ISS-Expeditionen 22/23 im November 2008 für sechs
Monate zur Internationalen Raumstation.
Packend schilderte er seine Erfahrungen
im Weltall, beeindruckend waren besonders seine Schilderungen der Schwerelosigkeit.
In seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag
"Presentation of experiments conducted on
board oft he ISS with special regard to Alexander Gerst’s Mission‚ blue dot" machte
er auch die Bedeutung von Weltraumforschung für die Krebsforschung deutlich.
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BUND DEUTSCHER OENOLOGEN
FORSCHUNG & LEHRE
Fassreport Teil 25
Geisenheimer Geschichten Großartige Zeitzeugen:
Semester 1975–1978
Hubert Konrad (Hochschule Geisenheim),
der diesem Semester angehörte, berichtete uns, dass im Sommersemester 1978
40 Studenten den Studiengang Weinbau
und Kellerwirtschaft und sieben Studenten den Studiengang Getränketechnologie abgeschlossen haben. Wilfried Dörr,
über viele Jahre Vizepräsident des Bundes
Deutscher Oenologen (BDO), hatte ebenfalls in diesem Semester seinen Studienabschluss. Der Fassboden hat eine eigene,
besonders interessante Geschichte. Hubert Konrad hat uns das erläutert:
"Das Semester 1975/1978 trifft sich seit
1980 jährlich einmal im Frühjahr, meist in
einem Weinbaugebiet. Organisiert wird
das Treffen jeweils von den Kolleginnen
und Kollegen vor Ort. 2015 wird das in Geisenheim zum 40-jährigen Studienbeginn
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DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11
sein. Beim Semestertreffen 1993 im Rheingau wurde beschlossen, die Tradition des
geschnitzten Semesterfasses wieder aufleben zu lassen. Diese Tradition war bei vorhergehenden Semestern in Vergessenheit
geraten. Das Treffen führte uns auch auf
Schloss Johannisberg. Dort steht das Denkmal von Karl, dem Spätlesereiter.
1975 wurde die "Erfindung" der Spätlese gebührend gefeiert. Wir waren uns
schnell einig dieses historische Ereignis für das Motto unseres Fassbodens "1775–1975 – 200 Jahre
Spätlese – Wir sind die Auslese" zu verwenden.
Realisiert wurde das Projekt – aus verschiedenen
Gründen – allerdings
erst im Jahr 2010. Die
großen
Semesterexkursionen führten
1977 unter Leitung
von Professor Bayer
und Professor Dr. Bauer nach Frankreich
(Champagne, Loire,
Cognac,
Bordeaux
und Paris) und unter
Professor Dr. Kiefer
und
Fachoberlehrer
Karl Fetter nach Italien (Toskana, Umbrien,
Oltrepo Pavese und Piemont)."
Hubert Konrad zeigt auch
kurz die damalige Hochschulpolitik auf. "In die Studienzeit fielen die Auseinandersetzungen und Diskussionen
zum neuen Hochschulrahmengesetz
(HRG), besonders um die Einführung des
achtsemestrigen Diplomstudiums.
Im Sommersemester 1977 kam es sogar
zu einem 14-tägigen Vorlesungsboykott
an der FH Wiesbaden, mit teilweiser Unterstützung durch die Dozentenschaft. Das
Land Hessen setzte das HRG im Juni 1978
um. Bei der Abschlussfeier am 13. Juli 1978
erhielten wir als letzter Jahrgang die Graduierungsurkunde. Wir konnten sie aber nach
wenigen Wochen gegen die neue Diplomurkunde eintauschen. Am 17. Juli 1978 wurde Professor Dr. Paul Claus verabschie-
det. Er wechselte in das Ministerium nach
Wiesbaden und am 1. Juni 1978 wurde Professor Dr. Helmut Dittrich zum geschäftsführenden Direktor der Forschungsanstalt
bestellt." Interessant war aus den "Jahresberichten der FAG" zu entnehmen, dass bereits 1975 die ersten Versuche zur Entalkoholisierung mit Umkehrosmose im Institut
Weinchemie und Geträkeforschung unter
Professor Dr. Karl Wucherpfennig durchgeführt wurden. Auch auf die umfangreichen
Untersuchungen des damals stark in der
Diskussion stehenden Mufftones durch
Pentachlorphenol wurde hingewiesen.
Ebenso ist der Tod von Professor Dr. Hugo
Schanderl am 10. Juli 1975 zu erwähnen.
Während die beiden Jahrgänge 1977 und
1978 nur mittelmäßige Weinqualitäten hervorbrachten, glänzten die Weinjahre 1975
und 1976 mit hervorragenden Qualitäten
und Durchschnitts-Ertragsmengen von 109
bzw. 100 hl/ha. Gerade der 1976er wurde
öfter als "Jahrhundertjahrgang" bezeichnet. Über 80 % der Ernte wurde zu Prädikatswein. 1976 kletterte der Weinexport
zum ersten Mal über die Grenze von einer
Million Hektoliter. "Sonnenschlucker" wurde der Wein des Jahres 1976 genannt.
Wolfgang Heeß (Foto: Hartmut Tesch)
Karriereplattform
Weinjobs.com und der BDO vermitteln
Stellen in der Weinbranche
Der Bund Deutscher Oenologen möchte
seinen Mitgliedern einen modernen und
effektiven Career Service anbieten. Neben
den Koorperationen mit den verbundenen
Hochschulen wurde jetzt mit Dipl.-Ing Franz
Regner von weinjobs.com eine weitreichende Vereinbarung geschlossen. Derzeit werden folgende Positionen neu besetzt:
•Leiter/in der Außenwirtschaft, Weingut
Loimer GmbH
•PR Berater mit Weinerfahrung (m/w) in
Hamburg
Die Hochschule Geisenheim informiert auf
ihrer Homepage über offene Stellen. Die
interne Jobbörse für Geisenheimer gibt's
unter www.hs-geisenheim.de/job.
BUND DEUTSCHER OENOLOGEN
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Franz Wehrheim
Ref.: M. Dreßler –
A. Stahl
Kostenträgerbasierte
Entscheidungsfindung und strategische Implikationen
für das Sortiment eines Weinguts
Auch Premiumweingüter sind gefordert
durch Professionalisierung ihre Gewinnsituation zu verbessern. Um dies zu erreichen, sind Kenntnisse über Kosten der
einzelnen Weine unumgänglich. Die Arbeit
gibt Einblick in die Kostenstruktur des
Weingutes Dr. Wehrheim. Kern der Arbeit
ist ein Modell, welches das kostenstellenbasierte in ein kostenträgerbasiertes
System überführt. Die daraus gewonnenen
Kenntnisse werden genutzt, um die Profitabilität der einzelnen Weine zu analysieren
und kostenträgerbasierte Entscheidungen
zu treffen. Das flexible Modell ermöglicht
auch Vergleiche mit anderen Weingütern.
Auf Basis der Kostenträgerrechnung wurden Sortimentsanpassungen und die Implikationen auf den Gewinn simuliert.
Simon Dorsch
Ref.: A. Kortekamp –
J. Bogs
Stäuben mit Bentonit – eine Option im
Kampf gegen Botrytis?
Ziel der Bachelorarbeit war es herauszufinden, ob das Stäuben von Bentonit und Talk
eine Wirkung gegen Graufäule hat und zu
welchem Entwicklungsstadium der beste
Effekt eintritt. Während Bentonit dem Pilz
Wasser entziehen soll, wirkt Talk wasserabweisend. Um die Ergebnisse besser einordnen zu können, erfolgte in den Jahren
2012 und 2013 ein Vergleich mit einer unbehandelten Kontrolle sowie mit Varianten
mit Botrytizideinsatz bzw. Traubenteilen.
Das Traubenteilen erwies sich 2012 als sehr
effektiv, aber auch als zeit- und kostenintensiv und wurde 2013 nicht fortgeführt.
Der einmalige Botrytizideinsatz zu Beginn
des Traubenschlusses war nicht ausreichend, um die Trauben effektiv vor einem
Botrytisbefall zu schützen. Auch das dreimalige Stäuben von Bentonit mit Talk zu
verschiedenen Entwicklungsstadien erzielte nur geringe Wirkungsgrade von 0 bis 20
%. Die beste Wirkung beim Einsatz dieser
Präparate wurde durch eine kombinierte
Behandlung mit einem Botrytizid zu Beginn
des Traubenschlusses und einem Stäuben
von Bentonit mit Talk zum Weichwerden
der Beeren erreicht. Die Ergebnisse zeigen,
dass neben der Tatsache, dass Stäube generell keine Zulassung als Pflanzenschutzmittel besitzen, die Wirkungsgrade zu gering sind, um einen Einsatz zu rechtfertigen.
Nathalie Haas
Ref.: B. Weik –
M. ScharfenbergerSchmeer
Auswirkungen unterschiedlicher Hefeanzuchten auf das Gärverhalten der Hefezellen im Vergleich dreier Reinzuchthefen
Verglichen wurden unterschiedliche Hefe­
anzuchtmethoden mit drei verschiedenen
Hefen (Fermicru VB1, Lalvin CY 3079 und Levuline BRG) bei der Vergärung eines Weißburgundermostes. Die Methoden waren
Anzucht mittels Most-Wassergemisch; nur
mit Most und eine Direkt-Beimpfung ohne
Heferehydrierung. Ziel war es, eine Aussage über den idealen Hefeansatz zu treffen.
Zu Gärbegin wurde die Zellzahl der Hefe
mikroskopisch bestimmt, die Lebendzellzahl während der Gärung wurde über das
KBE-Verfahren sowie die Lebend-Totfärbung mittels Flusszytometrie analysiert.
Alkoholproduktion und Zuckerabbau wurden mittels FTIR gemessen. Während der
Gärung wurden mittels Konelab NOPA-,
Pyruvat- und Acetaldehydgehalte ermittelt.
Die anfängliche Annahme deutete darauf
hin, dass sich eine Beimpfung ohne Rehydrierung der Reinzuchthefen negativ auf den
Gärverlauf auswirken würde. Diese Annahme wurde nicht bestätigt und teilweise sogar wiederlegt. Bei der Hefe Levuline BRG
überzeugt die Variante ohne Anzucht bei
Lebendzellzahl, Verwertung der Hefenährstoffe und bei Produktion von Gärungsne-
benprodukten. Anscheinend konnte sich
die nicht rehydrierte Hefe besser an die
Gegebenheiten anpassen.
Pascal Richard
Ref.: B. Weik –
M. ScharfenbergerSchmeer
Ermittlung der Ursprünge der gärenden
Hefekulturen bei spontanvergorenem
Most
Oft werden spontanvergorene Weine damit
beworben, dass weinbergseigene Hefen
diese vergären. In dieser Arbeit wurden
sechs spontanvergorene Varianten aus unterschiedlichen Weinbergslagen während
der Gärung mit mikrobiologischen Untersuchungen in einem österreichischen
Weingut begleitet. Es wurden sowohl von
verschiedenen Kelleroberflächen als auch
von Beerenhäuten und aus dem gärenden
Most Hefen isoliert. Zudem wurden Zellzahlen von Saccharomyceten und NichtSaccharomyceten dokumentiert. Es konnten insgesamt 84 Isolate zehn unterschiedlichen Gattungen zugeordnet werden. Es
wurde festgestellt, dass in diesem Weingut
die Hefe P. anomala sowohl vor Lesebeginn
als auch im ganzen Vergärungsprozess
präsent war. S. cerevisiae-Stämme konnten vor Lesebeginn auf Kelleroberflächen
und auf den Beerenhäuten im Weinberg
identifiziert werden. Desweiteren konnten
seltene Hefen zu späteren Zeitpunkten der
Gärung bestimmt werden, die zuvor auf
den Beerenhäuten der Varianten gefunden
wurden. Die These, dass viele an der Spontangärung beteiligte Hefen aus der Kellerflora stammen, wurde untermauert, ein
Einfluss der Weinbergsflora wurde nicht
ausgeschlossen.
SIE WÜNSCHEN – WIR
SCHREIBEN
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Nennen Sie uns Ihren Favoriten per
E-Mail: [email protected] oder Fax:
06321 89 08 21. Der Beitrag mit den
meisten Nennungen wird in einer der
nächsten Ausgaben von DER DEUTSCHE
WEINBAU ausführlicher veröffentlicht.
DER OENOLOGE · 21.11.2014 · NR.11
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