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Emmental
Dienstag
12. Mai 2015
Im Reich der Stempelfrauen
ALCHENSTORF Petra Bracher und ihre Schwester Andrea
Nyfeler kreieren Stempel. Bereits über 150 verschiedene Sujets
stehen in ihrem Verkaufs- und Kurslokal zur Auswahl.
«Ich hatte keine Ahnung, was das
Wort bedeutet», sagt Andrea Nyfeler. Das «Wort» ist Scrapbooking, und begegnet ist es der 36Jährigen im Internet. Also machte sie sich schlau und fand heraus,
dass damit das Basteln mit Papier
und Stempeln gemeint ist. Von
der Neugierde gepackt, meldete
sie sich spontan zu einem entsprechenden Kurs an, allerdings
nicht ohne vorher ihre Schwester
Petra Bracher zu fragen, ob sie
Lust hätte mitzukommen. Das
war vor einem Jahr.
«Uns hat es sofort den Ärmel
reingenommen», erinnert sich
Petra Bracher, die in Alchenstorf
mit ihrem Ehemann einen landwirtschaftlichen Betrieb führt.
Als die beiden Frauen daheim das
Gelernte umsetzten, merkten sie
bald: Die meisten Stempel entsprachen nicht ihrem Stil oder
waren in englischer Sprache.
«Doch wir leben in der Deutschschweiz», so Petra Bracher. Das
brachte die Schwestern auf die
Idee, eigene Stempel zu kreieren,
solche mit deutschen und Mundarttexten.
«Wir setzten auf Risiko»
«Eigentlich gehören wir beide
zu der Sorte Mensch, die alle
wichtigen Entscheidungen zweimal überschläft», so Andrea Nyfeler. «Doch wir gaben gleich
Vollgas und setzten auf Risiko»,
fügt ihre Schwester hinzu und
schmunzelt. Es dauerte nicht
lange, und die ersten Schriftzüge
und Sujets waren bereit. Sie
fanden eine Schweizer Firma, die
für sie die Vorlagen auf Gummiplatten lasert. Den eigentlichen
Stempel montieren die Frauen
nachher selber. «Zwischen den
Gummi und das Holzstück kle-
ben wir ein Kautschukplättchen», erklärt Andrea Nyfeler.
Denn es sei wichtig, dass der
Stempel federe. Überhaupt müsse der Umgang gelernt sein. «Oft
wird der Stempel zu fest ins
Stempelkissen und nachher
nicht minder heftig aufs Papier
gedrückt.»
Lokal gesucht und gefunden
Doch die Schwestern stellen
nicht nur Stempel her, sie bieten
auch Kurse an. «Es gab Zeiten,
in denen wir zweimal pro Woche
einem Riesenstapel an Papieren,
Stempeln, Scheren, Leim und
farbigen Bändern in unsere Autos geladen haben und zu den
jeweiligen Kursorten gefahren
sind», erzählt Andrea Nyfeler, die
mit ihrem Ehemann und den beiden Söhnen im solothurnischen
Fulenbach wohnt. Doch das war
jeweils sehr aufwendig, und so
fassten die Frauen den Entschluss, ein Lokal einzurichten.
Der passende Ort war schnell gefunden: Im Bauernhaus von Petra und Rudi Bracher stand das
Lehrlingszimmer mit WC leer.
«Wir haben im letzten Jahr von
Milchviehhaltung auf Pouletmast umgestellt und bilden
schon lange keine Lehrlinge
mehr aus», erklärt die 39-jährige
Bäuerin. So bauten die Frauen
mithilfe ihres Vaters den Raum
zu einem Verkaufs- und Kurslokal um.
Öffnungszeiten verlängern
Mittlerweile verfügt die Firma
«Mundart-Stempel» über 150
Sujets wie Rosen, Eulen und Kronen. Auch zieren die Stempel
Schriftzüge wie: «Vo Härze», «Us
mire Chuchi» oder «Danke für
die Einladung». Zudem kreieren
die Schwestern auf Kundenwunsch auch persönliche Stempel. Zum Sortiment gehören auch
verschiedenfarbige Stempelkis-
Beat Fankhauser legte eine rund
zwei Meter lange Holzplatte auf
den Rastertisch der CNC-Maschine. Er drehte einen Schalter
nach links, drückte einen Knopf,
und schon begann der computergesteuerte Apparat Löcher in das
Holzstück zu bohren. In einem
zweiten Schritt wurde gefräst,
und nach sieben Minuten waren
acht Fotorahmen fertig. «Der
Gang mit dem Werkstück von
Maschine zu Maschine entfällt»,
erklärte Fankhauser, Präsident
des Schweizerischen Schreinermeisterverbandes Regionalsektion Emme-Aare.
Nicht die erste
Bestaunt werden konnte die
technisch ausgeklügelte Maschine bei der Einweihungsfeier des
neuen Lokals für die überbetrieblichen Kurse in Langnau.
Eingeladen hatte der Schreinermeisterverband gemeinsam mit
dem Bildungszentrum Emme, wo
die angehenden Schreinerinnen
und Schreiner unterrichtet werden. Zwar war den Lernenden bereits vorher eine CNC-Maschine
zur Verfügung gestanden, «doch
sie wurde damals als Occasion gekauft und bereitete uns oft Kummer», sagte Beat Fankhauser.
sen, auserlesene Papiere, Stanzer
sowie weiteres Zubehör.
Noch ist das Geschäft jeweils
einmal pro Monat geöffnet. Doch
wegen der steigenden Nachfrage
werden die Öffnungszeiten demnächst erweitert. «Wir haben
nicht mit einer solch grossen Resonanz gerechnet», sagt Petra
Bracher. Stolz sind die Frauen
auch auf die Tatsache, dass sie ihr
Geschäft ganz ohne finanzielle
Unterstützung ihrer Ehemänner
realisieren konnten. «Wir bestellen die Ware jeweils im Rahmen
unseres Bankkontos», sagt Andrea Nyfeler, die für die Buchhaltung zuständig ist.
Jacqueline Graber
Umgeben von Stempeln und Papier: Petra Bracher (vorne) und ihre Schwester Andrea Nyfeler.
Die neue Maschine
erspart so manchen Gang
LANGNAU Im Bildungszentrum Emme wurde das
neue Lokal für überbetriebliche Kurse eröffnet. Das Herzstück ist eine CNC-Maschine.
Unser Beileid
Dies ist jedoch nicht der einzige Grund für die Erneuerung:
«Im Rahmen der neuen Bildungsverordnung wurden mehr
Tage für die überbetrieblichen
Kurse vorgeschrieben», erklärte
Bernhard Guggisberg, Leiter der
Abteilung Holz/Milch am Bildungszentrum Emme. Mehr
Kurstage bedeuten mehr Bedarf
an Raum. Raum, der bei Bekanntgabe der neuen Vorschrift vor einem Jahr noch fehlte. Doch wie
so oft spielte der Zufall auch hier
eine Rolle. «Genau zu diesem
Zeitpunkt verlegte die Swissmechanic den Unterricht der Mechanikerlernenden nach Münchenbuchsee», so Guggisberg.
Der Schreinermeisterverband
packte die Gelegenheit beim
«Die alte CNCMaschine machte
uns oft Kummer.»
Beat Fankhauser
Beat Fankhauser erklärt den Lernenden Remo Greber und Elia Rohrer (v. l.),
was die neue Maschine alles kann.
Daniel Fuchs
Olaf Nörrenberg
BZ Namen
Schopf, mietete das freie Lokal
und richtete es nach seinen Bedürfnissen ein.
Die Gesamtkosten für die neue
Infrastruktur und die CNC-Maschine belaufen sich auf 250 000
Franken, dabei machte der Kauf
der Maschine rund die Hälfte des
Betrages aus. «Wirtschaftlich gesehen bringt die CNC-Maschine
keinen Gewinn», räumte Beat
Fankhauser ein. Doch es sei eine
Investition für die Lernenden
und stärke den Standort Langnau.
Logo eines Fussballclubs
Über 36 Jugendliche pro Lehrjahr holen sich im Bildungszentrum Emme das Rüstzeug für den
Schreinerberuf. Auf dem PC gezeichnet wird ab dem dritten
Lehrjahr, den Umgang mit der
CNC-Maschine erlernen die jungen Leute im vierten. Dass nebst
der Werkbank auch der PC ein
wichtiges Arbeitsinstrument ist,
stellt für die Lernenden kein
Problem dar. «Wir sind den Umgang mit dem Computer gewohnt», sagte Elia Rohrer aus
Konolfingen. Der 21-Jährige
zeichnete am Einweihungsfest
zusammen mit dem gleichaltrigen Remo Greber aus Bern das
Logo eines bernischen Fussballclubs am Computer. Dieses wurde mit einem Programm umgerechnet und auf die CNC-Maschine übertragen.
Jacqueline Graber
Die Evangelische Volkspartei
Langnau hat Kurt Herren zum
neuen Präsidenten gewählt. Der
58-Jährige übernimmt das Amt
von Simon Hofer, der zuletzt als
Interimspräsident gewirkt und
nach 15 Jahren seine Vorstandstätigkeit aufgegeben hat. pd
EGGIWIL
Ursula Ermel
Ursula Ermel-Dubach wurde
1933 geboren und wuchs mit drei
Geschwistern auf. Nach Schulaustritt absolvierte «Dubach Ursle», wie sie genannt wurde, ein
Welschlandjahr. Danach lernte
sie, wie ihre Mutter und Grossmutter, Damenschneiderin. Zusammen mit ihrer Mutter unterhielt sie danach viele Jahre
eine Damenschneiderei in der
Gerbe. 1953 heiratete die junge
Frau Ruedi Ermel, der dann
ebenfalls im Gerbestöckli einzog.
Im Laufe der Jahre bekam das
Ehepaar fünf Kinder. Mitte der
Siebzigerjahre erbauten Ursula
und Ruedi Ermel im Dorf ein
Haus an der Schulstrasse, das
während dreissig Jahren zum
Zentrum der Familie wurde. Viel
Freude bereiteten Ursula Ermel
die sieben Gross- und drei Urgrosskinder. Im Frühling 2001
verlor sie ihren Ehemann, und
kurz darauf wurde ihr die Diagnose Parkinson gestellt. Damit
begann ein langer Leidensweg.
2008 zog Ursula Ermel ins Alterszentrum Eggiwil. Sie hatte
sich gut eingelebt, blieb im Dorf
verwurzelt und vernetzt. cme
EGGIWIL
Hans Kunz
Hans Kunz kam 1921 als ältestes
von vier Kindern in der Ey zur
Welt. Seine Mutter starb bei der
Geburt der jüngsten Schwester;
Tante Emma ersetzte den Kindern die Mutter. Nach der Schule
half Hans Kunz daheim. In jungen Jahren trat er der Musikgesellschaft Eggiwil bei. Ein weiteres Hobby war das Schiessen.
Nach dem Tod des Vaters 1948
bewirtschaftete Hans Kunz mit
seinen Geschwistern die Höfe
Ey und Vorder Senggen. 1955
heiratete er Luise Ramseier vom
Senggeli. Daraufhin wurden die
Heimwesen getrennt, und das
junge Ehepaar übernahm den
Vorder Senggen. Zwei Kinder,
fünf Gross- und drei Urgrosskinder bereiteten Hans Kunz
viel Freude. Bis im letzten Sommer konnten er und seine Frau
die Gartenarbeiten selbstständig
ausführen und auch die Früchte
und Beeren verarbeiten. Als sich
zunehmend Altersbeschwerden
bemerkbar machten, zog das
Paar ins Dahlia Lenggen in Langnau, wo Hans Kunz einen Tag
nach seinem Geburtstag friedlich einschlief. cme
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