Interview Wohnungswirtschaft MD.pub

Interview
Die Bearbeitung von Forderungen stellt Unternehmen
aus der Wohnungswirtschaft sowie Hausverwaltungen
und
Immobilienunternehmen
regelmäßig
vor
große
Herausforderungen.
Denn im Gegensatz zu vielen anderen Branchen lassen
sich Zahlungsstörungen in der Wohnungsbewirtschaftung nahezu unmöglich vermeiden. Somit zählt das Forderungsmanagement in vielen Wohnungsunternehmen
zwar zur Kernkompetenz, es bindet aber auch gleichzeitig Kapazitäten, die die Unternehmen für die Kernaufgabe der Bewirtschaftung gewinnbringender einsetzen
könnten.
Deshalb erfreut sich das Outsourcen von Funktionen,
die das Forderungsmanagement unterstützen, bei Unternehmen der Branche zunehmender Beliebtheit.
BÜRGEL Forderungsmanagement Döneke & Kurze aus
Götz Kurze
Magdeburg betreut zahlreiche Unternehmen aus der
Wohnungswirtschaft und kann diese Entwicklung nur
Forderungsmanagement
für die
Wohnungswirtschaft
bestätigen.
Geschäftsführer
Götz
Kurze
weiß,
worauf
es
den
Wohnungsunternehmen ankommt.
Herr Kurze, für die Bearbeitung von rückständigen Mieten und die Überwa-
Ein spezialisierter Dienstleister berichtet.
chung von Mietkonten betreiben viele Wohnungsunternehmen eigene
Mahnabteilungen. Dort haben sich die Abläufe eingespielt. Welche Vorteile
kann die Zusammenarbeit mit einem Inkassounternehmen hier noch
bringen?
In der Wohnungswirtschaft handelt es sich längst um ein Problem der Massenbearbeitung. Angesichts des dramatischen Verschuldungsgrades in der
Bevölkerung – und vor allem hier in Sachsen-Anhalt – müssen die eigenen
Mahnabteilungen entsprechend groß dimensioniert sein. Das Überwachen
der Mietkonten, das Ausbringen von kaufmännischen Mahnungen und im
Einzelfall auch das persönliche Klärungsgespräch mit einem Mieter sind
natürlich Tätigkeiten, die nur vom Unternehmen selbst erbracht werden
sollten. Das gebietet auch schon der ethische Grundsatz, der mit der Verantwortung eines Wohnungsunternehmens verbunden ist. Andererseits
unterliegen die Unternehmen natürlich auch einem Rentabilitätsgrundsatz.
Das heißt, die vermietete Fläche muss auch wirtschaftlich bleiben.
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FAKTura, Debitorenpraxis für den Mittelstand 2011
Interview
Hier setzen wir an. Denn die Eigenaufwendungen für die Forderungsbeitreibung können nicht auf den Schuldner abgewälzt werden. Es ist rechtlich nicht
erlaubt, Personal- und Verwaltungskosten der eigenen Forderungsbearbeitung vom Mieter zu fordern. Wird dagegen ein Rechtsdienstleister eingeschaltet, entfallen die eigenen Aufwendungen und ein Schuldner hat die In-
Das klingt schwierig. Wie gehen Sie mit dieser Aufgabe um?
Das regelmäßige penetrante Ausbringen von Zwangsvollstreckungsmaßnahmen hat nach unserer Erfahrung wegen der ungenügenden Vermögenssituationen nur wenig Aussicht auf Erfolg. Dem Gegenüber hat sich die
kassokosten als Verzugsschaden zu tragen.
direkte Kontaktaufnahme und Kommunikation mit dieser Schuldnerklientel
Ab wann kommen Sie dann ins Spiel?
wir durch persönliche Telefongespräche und den Abschluss von Ratenzah-
Das ist ganz unterschiedlich. Wie schon dargelegt, wird das Unternehmen das
kaufmännische Mahnverfahren zunächst selber betreiben. Sind die Bemühungen erfolglos, bleibt nur die gerichtliche Geltendmachung. An dieser Stelle
offenbart sich ein Kostenrisiko, denn ob die Gläubiger die Gerichtskosten und
evtl. Gerichtsvollzieherkosten später vom säumigen Mieter erstattet bekom-
als teilweise erfolgreich herausgestellt. Den überwiegenden Erfolg erzielen
lungsvereinbarungen. Sogar Schuldner mit harten Negativmerkmalen lassen sich am Telefon zu Zahlungsvereinbarungen bewegen und viele davon
kommen ihren Versprechen auch nach.
Setzen Sie für diese Aufgaben spezielle Programme ein?
men, steht zunächst auf einem anderen Blatt.
Natürlich, ohne eine leistungsfähige Datenverarbeitung lassen sich unsere
Unsere Unterstützung an dieser Stelle kann darin bestehen, durch ein Auffor-
und stellen unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen alle erforderlichen
derungsschreiben von BÜRGEL den Beitreibungsdruck beim säumigen Mieter
Dokumente digital an ihrem Arbeitsplatz zur Verfügung. Auch haben wir ein
zu verstärken. Für das Wohnungsunternehmen ist dies nur ein zusätzliches
ausgeklügeltes Wiedervorlagemanagement, das telefonische und schriftli-
Puzzle, um die vorgerichtliche Zahlungsquote zu verbessern und das Kosten-
che Maßnahmen steuert.
risiko zu reduzieren. Unsere Tätigkeit kann sich also je nach Wunsch auf
diese vorgerichtliche Maßnahme reduzieren oder auf die komplette Durchführung des gerichtlichen Mahnverfahrens erstrecken. In diesem Tätigkeitsbereich spielt vor allem unser Know-how in der gerichtlichen Zwangsvollstreckung eine Rolle.
Welche Dienstleistung wird aus der Wohnungswirtschaft am meisten
abgerufen?
Prozesse nicht mehr händeln. Zum Beispiel arbeiten wir komplett papierlos
Übrigens können uns unsere Kunden bei der Arbeit zusehen. Unser webbasierender Inkasso-Manager erlaubt den Einblick in unsere Tätigkeiten
und auch in die erforderlichen Dokumente.
Eine Frage zum Schluss: Wohnungsunternehmen tragen auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Das umfasst den Umgang mit Menschen, Mietern und Mietschuldnern. Wie schaffen Sie als Inkasso-Partner diesen
Balanceakt?
Die meisten Kundenbeziehungen mit Wohnungsunternehmen beginnen im
Bereich der Langzeitüberwachung bereits titulierter Mietforderungen. Für
dieses Branchen-Spezialgebiet beschäftigen wir eine eigene Abteilung. Im
Laufe der Jahre fanden immer mehr Wohnungsgesellschaften zu uns. Inzwischen dürften wir in diesem Segment wohl Marktführer im nördlichen
Das ist natürlich wichtig. Das Auftreten eines beauftragten Dienstleisters in
diesem sensiblen Bereich ist auch eine Visitenkarte für das Wohnungsunternehmen. Nur wer im Forderungsmanagement kompetent und seriös
agiert, kann auch eine partnerschaftliche Kundenbeziehung im Mietverhält-
Sachsen-Anhalt sein.
nis erhalten. Unsere Kunden schätzen unseren konservativen und seriösen
Was macht Ihre Langzeitüberwachung so attraktiv?
den Schuldnern aus.
Die Überwachung ausgeklagter, also bereits titulierter Forderungen ist inso-
Herr Kurze, wir bedanken uns für das Gespräch.
Stil. Das wirkt sich übrigens auch positiv auf die Zahlungsbereitschaft bei
weit anspruchsvoll, als in diesen Forderungen die Unpfändbarkeit, bzw. die
Erklärung der Vermögenslosigkeit durch die Schuldner zum Zeitpunkt unserer
Beauftragung bereits vorliegt. Die Realisierung ist demnach als langfristiger
Prozess im Rahmen der gesetzlichen Verjährungsfristen zu bewerten. Als
Besonderheit ist zu berücksichtigen, dass ein großer Teil der betroffenen
Kontakt:
Schuldner meist im unteren Bereich des sozialen Gefüges platziert ist.
www.buergel-magdeburg.de
[email protected]
Erschwerend kommt hinzu, dass ein Teil der Schuldner nicht oder nur mit
hohem Aufwand auffindbar ist.
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