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Markus Dufner
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Geschäftsführer des Dachverbands
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www.kritischeaktionaere.de
Rede bei der Hauptversammlung der Adidas AG,
am 07.05.2014
Sehr geehrte Mitglieder des Aufsichtsrats!
Sehr geehrte Mitglieder des Vorstands!
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre von Adidas!
Ich heiße Markus Dufner und bin Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen
Aktionärinnen und Aktionäre. Mit unseren 30 Mitgliedsorganisationen setzen wir uns ein für
die Einhaltung von Umweltschutz, Menschenrechten und soziale Rechten durch die
Unternehmen.
Vor drei Monaten hatte ich Gelegenheit, mit einer Delegation der Christlichen Initiative
Romero nach El Salvador zu reisen. Wir haben uns zwei Wochen in dem kleinen
mittelamerikanischen Land aufgehalten, um uns ein eigenes Bild von den
Produktionsbedingungen in der Textilbranche zu machen. Die Gespräche mit Näherinnen und
Stickerinnen, mit Gewerkschaften und Frauenkooperativen, mit der Arbeitsministerin von El
Salvador und dem Arbeitgeberverband der Textilbranche machten eines deutlich: die
Abhängigkeit von den multinationalen Konzernen ist sehr groß.
Die großen Marken, wie Adidas, Puma & Co in El Salvador genannt werden, lassen ihre Schuhe
und T-Shirts in Maquilas nähen. Das sind Fabriken, die in Freihandelszonen liegen und für den
Weltmarkt produzieren. Die Marken haben dabei alle Vorteile auf ihrer Seite: niedrige Löhne
und Steuern und von ihnen abhängige Auftragnehmer.
80.000 bis 100.000 Menschen arbeiten in den Maquilas. Sie sind die Leidtragenden. Viele der
Näherinnen, meist junge Frauen vom Land, wurden nie über ihre elementaren Rechte
aufgeklärt. Der staatlich festgesetzte Mindestlohn von rund 160 Dollar in der Textilbranche
reicht bei weitem nicht aus, um eine Familie über die Runden zu bringen. Immer wieder
werden Arbeitsrechte von den Fabrikbesitzern verletzt. Die Frauen müssen unbezahlte
Überstunde leisten, eine gewerkschaftliche Organisation wird oft behindert.
Herr Hainer, wir haben uns mal aus einer anderen Perspektive mit der Vergütung beschäftigt,
die Sie als Vorstandsvorsitzender von Adidas erhalten. 2013 betrug Ihr durchschnittliches
Einkommen 325.000 Euro – nicht im Jahr, sondern im Monat! Damit haben Sie ca. das 2000fache einer Näherin in einem Ihrer Zulieferbetriebe in El Salvador verdient. Herr Hainer,
welches Gefühl haben Sie dabei? Lässt es Sie kalt, so viel mehr zu verdienen als eine
Arbeiterin, die Schuhe mit den drei Streifen zusammennäht?
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Die Kampagne für Saubere Kleidung hat mal recherchiert, wie sich die Kosten bei einem
Adidas-Schuh zusammensetzen:
- Handelsmarge und Mehrwertsteuer: 50 %
- Gewinn der Marke – also von Adidas: 13,5 %
- Forschung und Produktentwicklung: 11 %
- Werbung und Sponsering: 8,5 %
- Materialkosten: 8 %
- Fracht und Steuern: 5 %
- andere Produktionskosten: 1,6 %
- Lohnkosten: 0,4 %
Ja, Sie haben richtig gehört: der Lohnkostenanteil an einem Schuh der Marke Adidas beträgt
unglaubliche 0,4 %. Das bedeutet: Von einem Adidas-Schuh, den Sie im Laden für 100 Euro
verkaufen, erhalten die Hersteller gerade mal 40 Cent.
Meine Damen und Herren, ich finde diese Vorstellung kaum erträglich. Herr Hainer, haben Sie
sich mal bewusst gemacht, dass es die Näherinnen sind, die den Mehrwert der AdidasProdukte erst möglich machen und Ihr Monatsgehalt von 325.000 Euro mit erwirtschaften?
Ich fordere Adidas deshalb auf, alles dafür zu tun, den Lohnkostenanteil auf 0,8 % zu
verdoppeln. Die Arbeitsministerin von El Salvador, Sandra Edibel Guevara Pérez, versicherte
unserer Delegation bei einem zweistündigen Treffen, dass sie alles in ihrer Macht Stehende
tue, um die Situation der Arbeiterinnen zu verbessern. Das ist glaubhaft: Bis vor einem Jahr
war die Ministerin noch Leiterin einer Frauenorganisation.
Die Arbeitsministerin und ihr Chefinspektor machten kein Hehl daraus, mit welchen
Schwierigkeiten sie in El Salvador zu kämpfen zu haben. Aber leider stehen die viel zu wenigen
Arbeitsinspektoren im wahrsten Sinn des Wortes oft vor verschlossenen Fabriktoren. Die
Maquila-Besitzer zahlen lieber das Bußgeld für die verweigerte Inspektion, als diese
zuzulassen.
Herr Hainer, haben die Zulieferfirmen, die für Adidas arbeiten, auch schon staatlichen
Inspektoren den Zugang verwehrt? Bei welchen Zulieferern ist dies passiert und wie oft?
Anders sieht es aus, wenn Adidas oder Puma aufgrund von Beanstandungen Audits
durchführen. Weil die Fabrikbesitzer fürchten, dass die Marken ihnen die Aufträge entziehen,
beheben sie Mängel umgehend.
Aber es gibt auch Zeichen, die mir Hoffnung machen. In Kooperativen wie der Organisation
„Mujeres Transformando“ werden die Frauen über ihre Rechte aufgeklärt und erhalten
Unterstützung. Sie erfahren, dass sie einen Betriebsrat bilden und einer Gewerkschaft
beitreten dürfen. Sie lassen sich von den Patrones und Aufsehern nicht mehr alles gefallen.
Meine Damen und Herren, Adidas nutzt die niedrigen lokalen Mindestlöhne und seine eigene
Stellung als dringend benötigter Investor gezielt aus, um die Lohnkosten in den
Produktionsländern weiterhin gering zu halten. Der staatlich festgesetzte Mindestlohn von
Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V. gegründet 1986 | als gemeinnützig anerkannt
vom Finanzamt Köln-Mitte | SteuerSteuer-Nr.
Nr. 215/5863/0913 | Vereinsregister Köln Nr. 9529
Vorstand Barbara Happe, Dorothea Kerschgens, Paul Russmann, Bernd Moritz | Geschäftsführung Markus Dufner
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rund 160 Dollar in der Textilbranche reicht bei weitem nicht aus, um eine Familie über die
Runden zu bringen. Auch im Hinblick auf die Kontrollen der Produktionsstätten versteckt sich
Adidas hinter staatlichen Bestimmungen und entzieht sich so seiner Verantwortung.
Wie sieht die Beschaffung bei Adidas aus?
Die Adidas Sourcing Ltd. (mit Sitz in Hong Kong) verantwortet die weltweite Beschaffung des
Konzerns. Die Produkte werden hauptsächlich von ca. 1.200 Direktlieferanten aus 69 Ländern
bezogen. Diese wiederum werden von rund 300 Unternehmen aus 45 Ländern beliefert (vgl.
Christliche Initiative Romero 2014a). Bei wie vielen Ihrer Direktlieferanten haben Sie schon
Audits durchgeführt?
Adidas hat unter dem Namen Workplace Standards Richtlinien für Geschäftspartner
veröffentlicht. Von den Partnern wird verwartet, dass sie sich „fair, integer und
verantwortungsbewusst verhalten“. Im Abschnitt Löhne und Sozialleistungen der Workplace
Standards heißt es unter anderem: „Grundlöhne müssen mindestens den Lebensunterhalt
und darüber hinaus einige zusätzliche Ausgaben der Mitarbeiter sowie ein Mindestmaß an
erspartem Vermögen ermöglichen“ (Adidas 2006). Wären diese Standards bereits umfassend
durchgesetzt, gäbe es weniger Anlass zur Kritik an Adidas.
Meine Damen und Herren, Adidas muss sich endlich seiner Verantwortung für die
Arbeiterinnen und Arbeiter in den Produktionsstätten stellen, anstatt die Situation in
Schwellen- und Entwicklungsländern auszunutzen. Meine Kollegin wird Sie gleich über unsere
Kampagne „Meine Stimme für gerechte Löhne“ informieren.
Ich überreiche Ihnen jetzt unseren „Steckbrief Adidas“.
_____________
Machen Sie mit bei unserer OnlineOnline-Petition
„Meine Stimme für gerechte Löhne“
Wir fordern Adidas Chef Hainer auf, existenzsichernde Löhne
und menschenwürdige Arbeitsbedingungen in den
Zulieferbetrieben zu garantieren. Hierzu haben wir eine
Online-Petition auf der Plattform openpetition.de erstellt.
Unterstützen Sie uns, unterzeichnen Sie die Petition, indem
Sie dem untenstehenden Link folgen und geben auch Sie
Ihre Stimme für gerechte Löhne ab.
https://www.openpetition.de/petition/online/meinestimme-fur-gerechte-lohne
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