Sport. | Montag, 20. April 2015 | Seite 36 Erfolgreiche Saison Erfolgreicher Einstand Genf. Mit einer deutlichen Niederlage gegen Genf endet für die Basketballer der Starwings eine Saison, die trotz Verpassen der Playoffs äusserst erfolgreich war. Seite 32 Binningen. Der SC Binningen siegt in der 2. Liga interregional gegen Seefeld mit 1:0. Als Trainer an der Seitenlinie stand erstmals Teammanager Alain Burger. Seite 33 Die RTV-Party von Rankhof bis Jägerhalle Von Rüstü bis Valderrama: Feiern mit Sportlegenden Von Fabian Kern Handballer sind bekannt für ihre Ausdauer in der dritten Halbzeit, Pascal Stauber seit jeher für seine stimmungsvollen Partys. Für diesen Feiertag der einmaligen Sorte war deshalb klar, dass sich alle Beteiligten warm und auch Würdige Verabschiedung. Pascal Stauber (l.) auf seiner Ehrenrunde – bejubelt von «seinen» Cheerleadern. Der perfekte Abschluss Der RTV schlägt Birsfelden 33:20 – und ist zurück in der Nationalliga A VIPs. RTV-Urgestein Florian Blumer, Jörg Schild mit Gattin Judith. Foto Plüss Von Sebastian Briellmann (Text) und Dominik Plüss (Fotos) speziell würden anziehen müssen. Das Programm stand schon seit Wochen. Stauber lud viele Weggefährten aus seiner Karriere ein, um seinen Abschied würdig zu begleiten. Schon beim Apéro vor dem Spiel wurde klar, welchen Stellenwert Stauber im Schweizer Handball und speziell in Basel einnimmt. Wer das noch nicht wusste, dem wurde das spätestens bei der Würdigung von Jörg Schild, dem Präsidenten von Swiss Olympic, bewusst, der Stauber von klein auf kennt. Die Rede von Regierungsrat Christoph Eymann nach dem Spiel ging an die ganze Aufstiegsmannschaft. Der Basler Sportminister lud den RTV zu einem Apéro ins Rathaus ein. Die Basler Polit-Promi- Basel. Fünf Minuten vor Spielende erhebt sich die ganze Halle, da RTVTrainer Silvio Wernle ein Time-out nimmt. Nicht aus taktischen Gründen. Die Begegnung gegen den TV Birsfelden ist nämlich längst entschieden, alle wissen, der RTV Basel steigt auf, ist zurück in der Nationalliga A. Wernle nimmt es, um nicht nur die Promotion, sondern vielleicht den noch emotionaleren Moment des Tages zu feiern: den Abschied von Torhüter Pascal Stauber (vgl. Text rechts). Was folgt, ist eine stehende Ovation für den verdienten Keeper, der sich vollkommen zu Recht von den 1500 Fans in der proppenvollen Rankhofhalle feiern lässt. Der nochmals alle Emotionen durchlebt; Freude, Dankbarkeit, Wehmut vielleicht auch. Anschliessend verschwindet Stauber bis zur Schlusssirene in der Kabine. Später wird er sagen, dass er erst in diesem Moment ganz abschalten konnte, eine riesige Last von seinen Schultern gefallen sei. Doch dann gibt es kein Halten mehr. Champagnerduschen, ein HeleneFischer-Double, das Staubers Lieblingslied «Atemlos» zum Besten gibt, diverse Danksagungen. Der ganze Druck, dieses Spiel unbedingt gewinnen zu müssen, weicht endgültig der puren Freude. Einseitige Partie Doch den Baslern gelingt es schon ganz früh, die Partie in die richtigen Bahnen zu lenken. Fokussiert und abgeklärt wird verteidigt und angegriffen. Die Folge: Klare Führung zur Pause (18:9), klares Resultat zum Schluss (33:20). Obwohl TVB-Coach Thomas Reichmuth seine besten Spieler laufen lässt, das Spiel natürlich gewinnen wollte. «Vielleicht wars nicht so spektakulär, aber für uns wichtig», sagt ein glücklicher Silvio Wernle. Der Übungsleiter weiss, dass an diesem Abend einfach alles aufgegangen ist. Die Krönung nach einer Saison, die Geschafft. Der RTV feiert den Aufstieg in die Nationalliga A feuchtfröhlich. schlecht begonnen hatte und mit dem verdienten Aufstieg überragend beendet wurde. «Es war tatsächlich ein schwieriger Start», bekräftigt Wernle. Danach habe man sich zusammengerauft, zu Weihnachten den Rückstand auf Endingen auf ein erträgliches Mass reduziert. Im neuen Jahr passten die Rädchen dann ineinander. Von den letzten elf Partien gewannen die Realturner zehn, dazu kommt ein Remis, das wie ein Vollerfolg gewertet werden konnte. Endgültiger Abschied Stauber sieht das ähnlich. Die Aufholjagd, der Höhepunkt am Wochenende. «Das war wirklich der perfekte Abschluss heute, es hätte nicht besser sein können», sagt der Mann des Tages. Er danke dem ganzen Team für dieses Ende. Und dieses würdigt seinen Schlussmann. Weil Stauber seit Beginn seiner Karriere in orangen Socken spielt, trägt die Equipe zu seinen Ehren geschlossen orange Stulpen. Bei allen Abschiedszeremonien für Pascal Stauber: Für den RTV ist ja noch nicht einmal Schluss – noch steht im Cup das Final-four-Wochenende auf dem Programm. Noch einmal mit dem 116-fachen Nationalspieler im Tor. Auch der Gegner ist voll des Lobes über den Schlussmann. Reichmuth nimmt ebenfalls kurz vor Schluss eine Auszeit, gratuliert dem RTV zum Aufstieg und insbesondere dem scheidenden Keeper. Trotz klarem Verdikt darf auch Birsfelden mit seinen 300 Supportern ausgiebig feiern. Nach einem fantastischen 2015 mit 18 Punkten schaffen die Baselbieter den Klassenerhalt, den dem TVB im Dezember nicht mehr viele zugetraut hätten. «Wir haben im Januar mit Adam Salamon den optimalen Spieler verpflichtet, zudem unsere Deckung verstärkt», sagt Thomas Reichmuth. Das reichte, um die Mannschaft zu stabilisieren und zum Erfolg zu kommen. rin Laura Tschopp, waren ebenso zu Gast wie der Riehener Speerwerfer Nicola Müller und der Basler Spitzenfechter Benjamin Steffen. Herzstück von Staubers Gästeliste stellten aber die vielen nationalen Grössen aus der Handballszene dar. Aus der Ostschweiz reisten Erich Studer, früherer Kreisläufer beim RTV und Pfadi Winterthur, sowie Elio Bucher, der ehemalige Spielmacher von Kadetten Schaffhausen, an. Aus Zürich fuhr Ex-BundesligaProfi Iwan Ursic ans Rheinknie, aus Bern kamen Matthias Zumstein, langjähriger Kreisläufer der Nationalmannschaft und inzwischen Chefarzt am Inselspital, und Antoine Ebinger, der mit Stauber das Tor in der Nationalmannschaft hütete. Den weitesten Anreiseweg hatte aber der beste Schweizer Handballer der Gegenwart. Andy Schmid, Regisseur der Rhein- Ebi und Valderrama. Die Luzerner Marco Vukelic und Andy Schmid. Foto ker Neckar-Löwen in der Bundesliga, lebt in Heidelberg. Staubers Zimmergefährte aus Nationalmannschaftszeiten blieb auch für die Party nach der Party in der Jägerhalle, wo er dem Motto «Sportlegenden feiern sich» als kolumbianischer Fussballstar Carlos Valderrama nachkam. Während Pascal Stauber als früherer türkischer Fussball-Nationalgoalie Rüstü in Handschuhen feierte, grüsste sein Bruder Michel als Björn Borg und rollte Teamkollege Florian Goepfert als Michael Schumacher auf einem Bobby-Car durchs Lokal. Die originellste Verkleidung präsentierte aber Marko Vukelic. Aufstiegs-Trio. Gaetano Mecenero, Danijel Radulovic und Marc Droll. Foto Plüss nenz rundete Nationalrat und Ex-Spitzenhandballer Markus Lehmann ab. Etwas weniger lang her ist die Karriere des langjährigen Nationalkeepers Rolf Dobler, der in der Rankhofhalle auf alte Bekannte traf. Aus der RTV-Aufstiegsmannschaft von 2003 gaben sich Danijel Radulovic, Marc Droll und Gaetano Mecenero die Ehre, aus jener von 2007 Trainer Davide Cubito und Mark Kuppelwieser. Doch nicht nur Handballer und Politiker trafen sich zur Aufstiegs- und Rücktrittsparty. Die gesamte Mannschaft von Sm’Aesch Pfeffingen, angeführt von der ebenfalls scheidenden Spielführe- Rüstü und Ruud Gullit. Pascal Stauber und Iwan Ursic. Foto ker Der RTV-Aufbauer erwies als Alex Ebi inklusive Schnauz seinem Präsidenten die Ehre, welcher breit grinsend meinte: «Das nenne ich eine echte Legende!» Auch erkämpfte Basler Siege führen zum Titel Der Super-League-Leader gewinnt in Sion ohne spielerisch zu überzeugen und liegt weiterhin zehn Punkte vor den Young Boys Von Oliver Gut, Sion Am Schluss, da hatte Paulo Sousa einen Erfolg des Charakters, der Persönlichkeit gesehen. Und nannte das 1:0 des von ihm trainierten FC Basel in Sion einen «grossartigen Sieg», sprach von einem «fantastischen Resultat». Wer unbefangener auf die 90 Minuten Fussball im Stade de Tourbillon blickt, der wählt nicht ganz so euphorische Worte. Der frühe Samstag Abend im Wallis bot wenige Leckerbissen und überschaubaren Unterhaltungswert. Sousas Feststellungen sind folglich richtig zu interpretieren. Auch der Portugiese dürfte nach zuvor überzeugenden rotblauen Darbietungen für einmal nicht eben begeistert vom spielerischen Gehalt seiner Mannschaft gewesen sein. Dafür war der FCB zu wenig Protagonist und zu wenig dominant, was Sousa ja immer ganz wichtig ist. Er erspielte sich so denn auch kaum gute Gelegenheiten zum Torabschluss. Aber er war bereit, den Kampf gegen zu Beginn und zum Schluss feurige Walliser anzunehmen. Er stand im Abwehrzentrum gut und agierte konzentriert gegen den Ball. Und er zeigte jenes entscheidende Plus, das ihn auf nationalem Niveau auch dann meistens auszeichnet, wenn er dem Gegner nicht klar überlegen ist: Effizienz – diesmal verkörpert durch Breel Embolo. Embolo, Zverotic und die Differenz Der Teenager sah in vielen Szenen wenig Land, nutzte in der 34. Minute aber die beste Basler Möglichkeit des Spiels, um den bulligen Ndoye mit gekonntem Körpereinsatz abzuschütteln und per Diagonalschuss den einzigen Treffer der Partie zu erzielen. Sion hatte bis dahin nur eine gute Gelegenheit durch einen Kopfball von Konaté gehabt und sollte danach erst in den Schlussminuten wieder gefährlich werden: Während Derlis Gonzalez zwei vielversprechende Basler Konter nicht mit dem K.o.-Schlag abschliessen konnte, vergab Zverotic aus drei Metern, indem er den Ball in der 85. Minute übers Tor der Rotblauen schoss. Damit liess er genau jenes kühle Blut vermissen, das Embolo zuvor bewiesen hatte – und das an Tagen wie diesem die kaum wahrnehmbare Differenz zwischen einer guten und der besten Schweizer Mannschaft ausmacht. Warum also hätte sich Paulo Sousa danach nicht in gar blumigen Worten freuen sollen? Auch er weiss: Am Ende einer Saison sind es oft nicht die GalaAuftritte, sondern Spiele wie dieses, die darüber entscheiden, wer den goldenen Kübel in den Händen hält. Spiele, die man trotz der Abwesenheit der beiden besten Liga-Torschützen – Shkelzen Super League 28. Runde Sion–Basel Zürich–St. Gallen Vaduz–Aarau Young Boys–Thun Luzern–Grasshoppers 0:1 (0:1) 1:2 (1:0) 0:2 (0:1) 4:0 (2:0) 2:0 (1:0) Die Tabelle 1. Basel 2. Young Boys 3. Thun 4. Zürich 5. St. Gallen 6. Sion 7. Grasshoppers 8. Luzern 9. Vaduz 10. Aarau 28 28 28 28 28 28 28 28 28 28 20 16 11 12 11 8 8 6 6 4 4 6 9 5 8 8 7 10 9 10 4 6 8 11 9 12 13 12 13 14 69:29 52:32 34:35 43:37 43:45 33:39 40:48 34:40 22:40 21:46 64 54 42 41 41 32 31 28 27 22 Gashi und Marco Streller waren gesperrt – und ohne glänzende Tagesform gewinnt. Selbst für den Ligaprimus mit generell hohen spielerischen Ansprüchen gilt: Auch erkämpfte Siege führen zum Titel. Dieser ist wieder um drei Punkte näher gerückt. Zwar tat der BSC Young Boys dem FC Basel am Sonntag keinen weiteren Gefallen und gewann das Berner Derby gegen den FC Thun mit 4:0. Doch der Vorsprung des Leaders vom Rhein auf den Zweitklassierten bleibt unverändert bei zehn Zählern, während die Spiele immer weniger werden. Noch acht Runden sind zu absolvieren. Dabei muss der FCB noch fünfmal gewinnen, um zum sechsten Mal in Serie Schweizer Meister zu sein – egal, ob mit Glanz und Dominanz oder Kampf. Und all das auch nur dann, wenn sich YB gleichzeitig schadlos hält. Seiten 34, 35
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