Bayerisches Zahnärzteblatt 04/15

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BZB April 15
Praxis
BLZK
Gewinner waren alle
Zahnärzte engagierten sich bei Special Olympics in Inzell
Es war eine gelungene Neuauflage: Zum zweiten
Mal nach 2009 fanden Anfang März die Special
Olympics in Inzell statt. Zu den Gewinnern zählten nicht nur die teilnehmenden Sportler, sondern
auch Zahnärzte mit ihren Teams, die das von der
Bayerischen Landeszahnärztekammer organisierte
Gesundheitsförderprogramm „Special Smiles“ mit
Leben erfüllten – und die Athleten im Bemühen um
die Mundgesundheit unterstützten.
Fotos: BLZK
Vier Tage lang stand der Wintersportort mit seinen 4 500 Einwohnern ganz im Zeichen des sportlichen Großereignisses. 800 gemeldete Sportler mit
geistiger Behinderung – vorwiegend aus Deutschland, aber auch aus Österreich, der Schweiz und den
Niederlanden – fieberten zusammen mit 200 Familienangehörigen, 330 Betreuern, 500 ehrenamtlichen Helfern und prominenten Vertretern aus
Sport, Politik und Gesellschaft den Wettbewerben in
acht Wintersportarten und dem Rahmenprogramm
entgegen. Mehr als 2 800 Teilnehmer kamen nach
Inzell – das bedeutete eine Rekordbeteiligung bei
Nationalen Winterspielen.
An dem Gesundheitsförderprogramm Special Smiles beteiligten sich Zahnärzte und Praxisteams
aus der Region, dem Saarland, aus Hessen, Niedersachsen und Berlin sowie Zahnmedizinstudenten
Dr. Christian Bolstorff zeigt der Zahnmedizinstudentin Lisa Sturm (r.), worauf es beim
Screening ankommt. Die Zahnmedizinische Fachangestellte Sabine Höppner notiert
die Ergebnisse.
der LMU München. Ebenfalls vor Ort waren Mitarbeiter des Hauptsponsors Wrigley. Die BLZK
hatte insgesamt 54 ehrenamtlich Mitwirkende
für die Veranstaltung engagiert, um im Rahmen
des „Healthy Athletes“-Programms Special Smiles
zahnärztliche Untersuchungen und Mundhygieneberatung anzubieten. Für die Kammer war es nach
dem Einstieg im Jahr 2009 bereits der sechste Special Smiles-Auftritt, den sie organisierte. Unterstützung kam daneben von der LAGZ, der Firma
CP GABA und der „Aktion zahnfreundlich“. Die
beiden Letztgenannten spendeten Give-aways, die
nach dem Durchlaufen des zahnärztlichen Untersuchungs- und Beratungsprogramms an die Athleten verteilt wurden.
Eröffnungsfeier mit Prominenz und Lokalkolorit
Der Startschuss fiel mit einer aufwendigen Eröffnungsfeier in der Max-Aicher-Arena, dem erst
vor Kurzem umgestalteten Eislaufstadion, in dem
schon Eisschnelllauf-Legenden wie Anni FriesingerPostma ihre Trainingsrunden gedreht und erste
Erfolge gefeiert hatten. Eröffnet wurden die Wettkämpfe von Schirmherrin Doris Schadt, der Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck.
Ihre Premiere als neue Präsidentin von Special
Olympics Deutschland feierte die ehemalige Finanzministerin des Saarlandes, Christiane Krajewski. Neben ihr standen Bayerns Sozialministerin Emilia Müller und verschiedene Größen aus
der Sportwelt und der Musikszene auf der Bühne.
Müller verkündete, dass ihr Ministerium die Spiele
mit insgesamt 30.000 Euro bezuschusst.
Special Olympics sind gelebte Inklusion
Special Olympics Deutschland gibt es seit 1991. Inzwischen gehören der Bewegung mehr als 40 000
Athleten aus allen Bundesländern an. Die Organisation fungiert als Schnittstelle und Kompetenzzentrum zwischen dem organisierten Sport und
Institutionen für Menschen mit geistiger Behinderung, wie zum Beispiel Werkstätten und Wohneinrichtungen.
Ein wichtiger Bestandteil der Spiele ist das seit 2004
durchgeführte Gesundheitsprogramm Healthy Ath-
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letes, zu dem auch das zahnärztliche Programm
Special Smiles gehört. Als Christiane Krajewski bei
einem Rundgang den von der BLZK errichteten
Parcours, bestehend aus Putzbrunnen, Kariestunnel und drei Screeningplätzen, den Wartebereich
sowie den BLZK-Messestand besuchte, war sie beeindruckt von dem inhaltlich und optisch ansprechenden Angebot.
Gesundheitsförderung gehört dazu
Ebenso wie die anderen Healthy Athletes-Programme dient Special Smiles der Gesundheitsförderung
und Prävention. Basierend auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Menschen mit geistiger Behinderung ein um 40 Prozent höheres Risiko für
zusätzliche gesundheitliche Einschränkungen haben, umfasst es Beratungen zu richtiger Mundhygiene und zahngesunder Ernährung sowie Screenings. Deren Ergebnisse fließen anonymisiert in
eine große Mundgesundheitsstudie unter Federführung der Universität Heidelberg ein.
Grundlage der Screenings ist ein standardisierter
Untersuchungsbogen, bei dem es neben der zahnärztlichen Befunderhebung unter anderem um folgende Fragen geht:
· Putzt der Patient seine Zähne selbst oder benötigt
er Hilfe?
· Verwendet er eine Handzahnbürste oder eine elektrische Zahnbürste?
· Benutzt er Zahnseide oder eine Interdentalbürste?
· Verwendet er Fluorid-Gelee oder eine Fluorid-Spüllösung?
· Hat er einen Hauszahnarzt?
Bei den zahnärztlichen Untersuchungen wird den
Athleten der Umgang mit Zahnseide oder Zungen-
Maren Müller-Schiefer (l.), Regional Clinical Director Special Smiles
und Zahnärztin aus Inzell, mit der 18-jährigen Tanja Kirsch aus Ruhpolding, einem der beiden offiziellen Gesichter der Spiele von Inzell
Mit dem LAGZ-Löwen „Dentulus“ wurden die Athleten auf das Special Smiles-Angebot aufmerksam gemacht. Hier zeigt ein Sportler, wie man Löwenzähne putzt.
bürste gezeigt. Am Ende erhält jeder Teilnehmer
einen Laufzettel, auf dem gegebenenfalls auffällige Befunde und die Notwendigkeit einer anschließenden Behandlung notiert werden. Über die Ergebnisse der Untersuchungen berichtet Dr. Imke
Kaschke, MPH, Leiterin Healthy Athletes von Special Olympics Deutschland, in einer der nächsten
Ausgaben des BZB.
Lerneffekt bei Sportlern und Zahnärzten
Doch nicht nur die Sportler mit ihren Betreuern
konnten bei Special Smiles etwas lernen. Auch
Zahnärzte aus anderen Bundesländern wirkten
unter Anleitung von Dr. Christoph Hils, National
Clinical Director Special Smiles, am Programm
mit und wurden in die Lage versetzt, künftig in ihrem Bundesland selbst Special Smiles-Programme
durchzuführen. Dabei profitierten sie vom Knowhow versierter Kollegen wie dem ehemaligen Berliner Kammerpräsidenten und sozial engagierten
Dr. Christian Bolstorff. Ziel ist es, nach und nach
in allen Bundesländern solche Gesundheitsprogramme anzubieten.
Am Ende war das Fazit aller Mitwirkenden durchweg positiv. Das wunderte freilich niemanden –
schließlich gehören die bayerischen Zahnärzte zu
den Special Smiles-Akteuren der ersten Stunde.
Ulrike Nover
Leiterin Fachbereich Prophylaxe, Patientenberatung,
Soziales Engagement der BLZK