Ressourceneffizienz der Metallrückgewinnung vor und nach der Verbrennung Ressourceneffizienz der Metallrückgewinnung vor und nach der Verbrennung Kerstin Kuchta und Verena Enzner 1. Ausgangssituation .......................................................................................107 2. Metallpotenzial im Abfall...........................................................................108 2.1. Restabfall ......................................................................................................109 2.2. Gewerbeabfall ..............................................................................................109 2.3. Sperrmüll......................................................................................................109 2.4. Wertstoffgemisch.........................................................................................110 3. Metallrecycling vor der Verbrennung ......................................................110 4. Metallrecycling nach der Verbrennung....................................................113 5. Vergleich und Bewertung der Ressourceneffizienz vor und nach der Verbrennung ................................................................................114 6. Anmerkungen ..............................................................................................115 7. Literatur ........................................................................................................115 1. Ausgangssituation Die 2014 veröffentlichte Studie Beitrag der Kreislaufwirtschaft zur Energiewende – Klimaschutzpotenziale auch unter geänderten Rahmenbedingungen optimal nutzen im Auftrag des BDEs proklamiert, dass ein Verwertungsstatus für Abfallverbrennungsanlagen (MVA) im Sinne der Energiewende nicht mehr zu rechtfertigen sei. Die Abfallverbrennung könne nur noch im Zuge einer Beseitigung für stark schadstoffhaltige Abfälle dienlich sein [2]. Vertreter des Umweltbundesamts schätzen die Situation anders ein und beschreiben die Vorzüge Metallrückgewinnung nach der Abfallverbrennung [5]. Der Artikel Eisen aus dem Feuer beschreibt 2014: Die Abfallverbrennung hat das Potenzial, sich zu einem optimalen Recyclingverfahren für Metalle aus gemischten Abfällen zu entwickeln [11]. Das novellierte Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2012 verlangt für alle recyclebaren Abfälle ab 2015 die Erfassung in einer gesonderten Wertstofftonne. Dies betrifft neben verschiedener Kunststofffraktion auch wertstoffgleiche Nichtverpackungen aus Metall. 107 Kerstin Kuchta, Verena Enzner Vor diesem Hintergrund ergibt sich jedoch die Fragestellung, ob oder in welchem Umfang eine hauptsächliche Erfassung der Metalle durch die Wertstofftonne sinnvoll ist, da dies neben Umstellungen innerhalb der Abfallwirtschaft auch die Veränderung von verinnerlichten Abfalltrenngewohnheiten des einzelnen Bürgers bedeutet. In Bezug auf die Rückgewinnungsquoten für Metalle nach der Abfallverbrennung werden im BVT-Merkblatt über beste verfügbare Techniken der Abfallverbrennung [12] für Eisen Quoten von 55 bis 60 % und für Nicht-Eisen-Metalle (NE) von fünfzig Prozent beschrieben. Daneben gibt die Literatur in einigen Fällen (z.B. Pretz 1998 [7]) für die Rückgewinnung von Eisen aus der Schlacke lediglich eine Effizienz von 92,5 % und für NE von möglichen 34 % bzw. elf Prozent an. In einer Untersuchung dreier MVAs kommt Deike [3] auf eine Recyclingquote von 92,7 % für alle Metalle. Mitbetrachtet werden müssen hier etwaige Schuttabzüge. Dieser bezeichnet den Fremdanteil innerhalb einer Metallfraktion, z.B. durch anhaftende Mineralik. Die im Folgenden vorgestellte Studie erhebt im Auftrag der EdDE e.V. den aktuellen Stand der Technik zur Metallabtrennung aus MVA Aschen und Schlacken und bewertet vergleichend die Zuordnung von Metallen zur Wertstofftonne und den Restmüllfraktionen, welche in der MVA behandelt werden. 2. Metallpotenzial im Abfall Für die erforderliche grundlegende Bestimmung des Ressourcenpotenzials im Abfall wurden die Abfallströme Restabfall, Gewerbeabfall und Sperrmüll sowie die Sammelgruppe Leichtstoffverpackungen (LVP) auf enthaltene Metalle untersucht. Dafür wurden Sortieranalysen aus Literatur und eigene Untersuchungen herangezogen. Das Ergebnis dieser Analyse ist in Bild 1 zusammenfassend dargestellt. Anteil Prozent 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bild 1: 108 0 Restabfall Gewerbeabfall Sperrmüll LVP Ergebnis der Bestimmung des Metallpotenzials in betrachteten Abfallströmen 2014 Ressourceneffizienz der Metallrückgewinnung vor und nach der Verbrennung Während Restabfall heute einen mittleren Metallgehalt von zwei Prozent aufweist, enthalten Gewerbeabfall und Sperrmüll fünf bis sechs Prozent Metall und der Metallanteil in LVP ist mit 17 % anzunehmen. 2.1. Restabfall Restabfall bezeichnet den Abfall, der von der öffentlichen Müllabfuhr eingesammelt wird. Er stammt mehrheitlich aus privaten Haushalten und besteht aus nicht-getrennt gesammelten Abfallstoffen. Seine Zusammensetzung ist heterogen und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, z.B. den gesetzlichen Rahmenbedingungen, sozioökonomische Faktoren und der abfallwirtschaftlichen Situation sowie der Struktur des Entsorgungsgebiets. Eine exakte Bestimmung der Zusammensetzung ist deshalb nur innerhalb begrenzter Gebiete möglich und nicht vollständig und unmittelbar auf andere Gebiete übertragbar. Das bundesweite Aufkommen an Restabfalls ist von 1996 19,9 Millionen Tonnen auf 14,0 Millionen Tonnen in 2012 gesunken [10]. Zur Bestimmung des Metallgehaltes im Restabfall wurden Analysen aus Deutschland und Österreich von 1978 bis 2013 herangezogen. Innerhalb dieser Zeit hat sich der Metallgehalt im Restabfall von fünf Prozent in den letzten acht Jahren auf im Mittel zwei Prozent verringert. 2.2. Gewerbeabfall Gewerbeabfall ist Abfall, der in Handwerk, Dienstleistung, Handel und öffentlichen Einrichtungen anfällt. Die Zusammensetzung von Gewerbeabfall schwankt aufgrund dieser vielfältigen Herkunftsbereiche stark. Das Aufkommen von Gewerbeabfall hat sich von 1996 5,3 Millionen Tonnen auf 3,8 Millionen Tonnen in 2012 reduziert [10]. In 15 Abfallanalysen von 1983 bis 2008 aus Deutschland ist kein eindeutiger Trend im Metallgehalt zu erkennen. Dies liegt daran, dass sich der Gewerbeabfall je nach Herkunft unterscheidet. Der Metallanteil liegt im Mittel bei etwa fünf Prozent. 2.3. Sperrmüll Als Sperrmüll werden feste und sperrige Abfälle bezeichnet, die in Haushalten anfallen. Sie passen aufgrund ihrer Größe nicht in die im Entsorgungsgebiet vorgesehenen Restabfall-Behälter und werden deshalb getrennt vom Restabfall gesammelt. Die Zusammensetzung von Sperrmüll ist sehr heterogen und unterscheidet sich erheblich vom Restmüll. Er besteht zu über sechzig Prozent aus Möbeln. Darüber hinaus gibt es große Teile an Bau- und Renovierungsabfällen [1, 6]. Auch das Sperrmüllaufkommen hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren in Deutschland verringert; von 3,0 Millionen Tonnen in 1996 auf 2,4 Millionen Tonnen in 2012 [10]. Zur Bestimmung des Metallgehaltes wurden fünf Abfallanalysen von 2006 bis 2014 herangezogen. Es zeigt sich ein mittlerer Metallgehalt von 5,4 %. 109 Kerstin Kuchta, Verena Enzner 2.4. Wertstoffgemisch Das System Gelber Sack/Gelbe Tonne dient der Erfassung und getrennten Sammlung von Leichtverpackungen (LVP) aus Haushalten. Es wurde im Rahmen der Verpackungsverordnung bzw. dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz durch das Duale System Deutschland eingeführt, damit die Verkäufer von Produkten ihrer Verpflichtung der Verpackungsrücknahme nachkommen konnten [1]. Die Zusammensetzung des Leichtverpackungsabfalls ist, bedingt durch die unterschiedlichen Verpackungsformen und –materialien, heterogen. LVP-Abfall besteht aus verschiedenen Kunststoffen (PE, PP, PET), Metallen sowie Verbundmaterialen. Zur Bestimmung des Metallgehaltes wurde das Referenzszenario des Umweltbundesamtes mit der Studie Planspiel zur Fortentwicklung der Verpackungsverordnung- Teilvorhaben 1: Bestimmung der Idealzusammensetzung der Wertstofftonne [15] herangezogen. Darin werden 12,3 % für Weißblech und 4,8 % für Aluminium angenommen. 3. Metallrecycling vor der Verbrennung In der mechanischen Aufbereitung von Wertstoffgemischen kommen grundsätzlich verschiedene mechanische Aufbereitungs- und Trenntechniken zum Einsatz. Bei der Zerkleinerung werden in der Regel Langsamläufer, Shredder und Hammermühlen angewendet. Für die Klassierung werden Trommelsiebe, linear und flach bewegliche Leichtverpackungs-Sammelware Grobzerkleinerung Konditionierung > 220 mm Leichtgut (MKS) Windsichtung Leichtgut > 220 mm Schwergut > 220 mm < 20 mm Siebklassierung Magnetscheidung sensorgestützte automatische Klaubung und Wirbelstromscheidung sensorgestützte automatische und ggf. manuelle Produktkontrolle Folien KunststoffHohlkörper Bild 2: Flüssigkeitskartons Alu Weißblech PE PP PS PET Misch-PPK EBS kunststoffe Sortierrest Schematische Darstellung der LVP-Sortierung nach dem Stand der Technik Quelle: UBA (2012): Analyse und Fortentwicklung der Verwertungsquoten für Wertstoffe. Sammel- und Verwertungsquoten für Verpackungen und stoffgleiche Nichtverpackungen als Lenkungsinstrument zur Ressourcenschonung. UBA-FB 001636 Texte 40/2012 110 Energie aus Abfall mann Energie aus Abfall 1 Energie aus Abfall 6 Thomé-Kozmiensky und Beckmann Energie aus Abfall 5 nsky und Beck Thomé-Kozmiensky und Beckmann Energie aus Abfall 7 Thomé-Kozmiensky Beckmann Thomé-Kozmiensk Energ ie au s Abfa ll 8 Thomé-Kozmiensky und Beckmann Thomé-Kozmiensky und Beckmann Energie aus Abfall 4 zmie Energie aus Abfall 9 Thomé-Kozmiensky und Beckmann é-Ko Energie aus Abfall 10 Thomé-Kozmiensky und Beckmann Energie aus Abfall 12 Thom Energie aus Abfall 11 Thomé-Kozmiensky und Beckmann Thomé-Kozmiensky und Beckmann Thomé-Kozmiensky und Beckmann Energie aus Abfall 3 Thomé-Kozmiensky Beckmann Energie aus Abfall 2 Herausgeber: Karl J. Thomé-Kozmiensky und Michael Beckmann • Verlag: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky Energie aus Abfall, Band 1 (2006) Energie aus Abfall, Band 2 (2007) Energie aus Abfall, Band 3 (2007) Energie aus Abfall, Band 4 (2008) ISBN: 978-3-935317-24-5 ISBN: 978-3-935317-26-9 ISBN: 978-3-935317-30-6 ISBN: 978-3-935317-32-0 Hardcover: 594 Seiten mit farbigen Abbildungen Hardcover: 713 Seiten mit farbigen Abbildungen Hardcover: 613 Seiten mit farbigen Abbildungen Hardcover: 649 Seiten mit farbigen Abbildungen Energie aus Abfall, Band 5 (2008) Energie aus Abfall, Band 6 (2009) Energie aus Abfall, Band 7 (2010) Energie aus Abfall, Band 8 (2011) ISBN: 978-3-935317-34-4 ISBN: 978-3-935317-39-9 ISBN: 978-3-935317-46-7 ISBN: 978-3-935317-60-3 Hardcover: 821 Seiten mit farbigen Abbildungen Hardcover: 846 Seiten mit farbigen Abbildungen Hardcover: 765 Seiten mit farbigen Abbildungen Hardcover: 806 Seiten mit farbigen Abbildungen Energie aus Abfall, Band 9 (2012) Energie aus Abfall, Band 10 (2013) Energie aus Abfall, Band 11 (2014) Energie aus Abfall, Band 12 (2015) ISBN: 978-3-935317-78-8 ISBN: 978-3-935317-92-4 ISBN: 978-3-944310-06-0 ISBN: 978-3-944310-18-3 Hardcover: 809 Seiten mit farbigen Abbildungen Hardcover: 1.096 Seiten mit farbigen Abbildungen Hardcover: 977 Seiten mit farbigen Abbildungen Hardcover: 666 Seiten mit farbigen Abbildungen Paket- 330,00 EUR statt 600,00 EUR preis Energie aus Abfall, Band 1 bis 12 Einzelpreis: 50,00 EUR Bestellungen unter www. .de oder Dorfstraße 51 D-16816 Nietwerder-Neuruppin Tel. +49.3391-45.45-0 • Fax +49.3391-45.45-10 E-Mail: [email protected] TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky WASTE MANAGEMENT Recycling und Rohstoffe Band 4 .de Wir widmen uns aktuellen verfahrens- und anlagentechnischen sowie politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Themen, soweit sie die Abfall- und Kreislaufwirtschaft, die Energie- und Rohstoffwirtschaft und den Immissionsschutz betreffen. Unsere Aufgabe sehen wir in der Kommunikation zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Technik und Wissenschaft. Zu wichtigen Themen veranstalten wir Konferenzen und Congresse – dazu geben wir Bücher heraus. Stets sind wir auf der Suche nach interessanten Referenten, aktuellen Themen und spannenden Projekten um unser Angebot weiterzuentwickeln. Gern lassen wir uns von neuen Ideen inspirieren und diskutieren deren Realisierbarkeit. Der TK Verlag gibt seit dreißig Jahren Fachbücher zu zahlreichen Themen des technischen Umweltschutzes heraus: • Thermische Abfallbehandlung und energetische Verwertung • Mechanisch-biologische Abfallbehandlung und Ersatzbrennstoffe • Biologische Abfallbehandlung • Recycling und Rohstoffe • Verpackungen, ... Unsere Konferenzen im Überblick: • Berliner Abfallwirtschafts- und Energiekonferenz • Berliner Recycling- und Rohstoffkonferenz • Berliner Konferenz Mineralische Nebenprodukte und Abfälle • IRRC – Waste-to-Energy • Berliner Immissionsschutzkonferenz Insgesamt sind bislang bei uns etwa zweitausend Fachbeiträge erschienen, die in ihrer Gesamtheit einen guten Überblick über technische, wirtschaftliche, rechtliche und politische Entwicklungen geben. Seit Kurzem stellen wir Ihnen die Fachbeiträge kostenlos auf unserer Internetseite zur Verfügung. Dorfstraße 51 D-16816 Nietwerder-Neuruppin Tel. +49.3391-45.45-0 • Fax +49.3391-45.45-10 E-Mail: [email protected] TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky Thomé-Kozmiensky + Goldmann TZ CH U NSS el www. 4 K. J. Thomé-Kozmiensky & S. Thiel pp ky rd, A miens , Rota é-Koz rsteyl Thombert, Ve Dom Energie aus Abfall 11 Karl Thomé-Kozmiensky und Beckmann Besuchen Sie uns unter ISSIO IMM 8 recht Umwelt nung gie Pla Strate Thomé-Kozmiensky + Goldmann Recycling und Rohstoffe Band 7 iensky é-Kozm J. Thom Karl J. Thomé-Kozmiensky und Andrea Versteyl V • Planung und Umwelt Umweltrecht recht 6 Thomé-Kozmiensky + Goldmann Recycling und Rohstoffe Band 5 2 Ressourceneffizienz der Metallrückgewinnung vor und nach der Verbrennung Siebe, Flachsiebe, Bechersiebe und bewegte Roste verwendet. Zur Metallabscheidung sind Überbandmagnetabscheider und Trommelabscheider für Eisen sowie Wirbelstromscheider für Nicht-Eisen im Einsatz. In der Sortierung werden sensorgestützte Detektionstechniken, z.B. NIR (Nahinfrarotspektroskopie), und automatische Klaubung angewandt. Allen Anlagen gemein ist die Kombination der Techniken zur Zerkleinerung, Klassierung, Metallabscheidung und Sortierung [13]. Bild 2 zeigt ein typisches Prozessschema nach dem Stand der Technik. Die bestverfügbare Technik für Abfallaufbereitung beschreibt die Effizienz der Weißblechrückgewinnung mit 98 %. Werden die Daten für die Rückgewinnung von Metallen [4] mit den oben genannten Daten aus dem Referenzszenario des UBAs kombiniert, ergeben sich Rückgewinnungsquoten von 81,3 % für Weißblech und 62,5 % für Aluminium. Etwaige Fremdstoffanteile sind hier nicht berücksichtigt. Um diese Daten stichprobenartig zu überprüfen und einen etwaigen Fremdstoffanteil zu bestimmen, wurden sowohl eine mechanische Gewerbeabfallaufbereitung sowie eine Anlage zur Aufbereitung der Wertstoffsammlung besucht und Proben von den Metall- und Restfraktionen genommen. In händischen Sortierversuchen und mit Hilfe von Veraschung der organischen Bestandteile konnten die vorhandenen Metallanteile bestimmt werden. 4. Metallrecycling nach der Verbrennung Metall wird nach der Verbrennung innerhalb der Schlackeaufbereitung zurückgewonnen. Die konventionelle Schlackeaufbereitung beginnt in Deutschland mit dem Austrag aus dem Nassentschlacker. Nach einer heute in der Regel sehr kurzen Alterung (signifikant kürzer als drei Monate) erfolgt eine Separation in verschiedene Korngrößen und Materialfraktionen. Im Rahmen des Aufteilungsprozesses werden in der Regel mehrere Magnetscheider, Windsichter und Wirbelstromscheider eingesetzt. Gegebenenfalls werden zusätzlich Zerkleinerungsaggregate genutzt [14]. Die Rückgewinnungseffizienz wird von Pretz et al [8] für Eisen mit 92,5 % und für NE mit bis zu 34 % aber in der Regel nur elf Prozent angegeben. Diese Literaturquelle wurde vielfach zitiert und stellt auch die Grundlage der Bewertung im Rahmen der UBA Studie 2011 zum Planspiel Wertstofftonne dar. Neuere Untersuchung, so z.B. die Untersuchung von Deike und Ebert, 2012, beschreibt den aktuellen Stand der Technik mit einer Recyclingquote von 92,7 % für alle Metalle. In der BVT (bestverfügbaren Technik) ist die Metallrückgewinnung der Schlackeaufbereitung [12] mit 55 bis 60 % für Eisen und mit fünfzig Prozent für Nicht-Eisen beschrieben. Da die hier genannten Zahlen signifikant unterschiedliche Quoten ergäben, wurden innerhalb der hier vorgestellten Studie deutsche Schlackeaufbereiter und Abfallverbrenner zum aktuell praktizierten Stand der Technik der Schlackeaufbereitung befragt. 113 Kerstin Kuchta, Verena Enzner Die Befragung wurde mit hohem Erfolg durchgeführt, so dass die beantworteten Fragebögen vier Millionen Tonnen der fünf Millionen Tonnen in 2012 repräsentieren [9]. Demnach lässt sich eine gute Anlage wie folgt charakterisieren: Aus der Schlacke werden mit Hilfe von vier Magnetabscheidern 7,6 % Eisen zurückgewonnen. Mit drei NEAbscheidern werden 1,7 % NE-Metalle abgeschieden. Die Aufbereitung der Schlacke erfolgt nach vier Wochen Alterung. Schlacke kleiner zwei Millimeter wird abgesiebt und keiner Aufbereitung mehr zugeführt. Der Anteil an Unverbranntem liegt bei 0,75 %. Als Outputfraktionen werden Eisen in verschiedenen Größenfraktionen (grob, mittel und fein), VA (Edelstahl), Messing, Kupfer, Mischmetall verschiedener Körnung sowie E-Motoren zurückgewonnen. Während die Eisenfraktionen nur geringe Schuttabzüge aufweisen, werden im NE-Mischmetall Schuttabzüge zwischen 15 und 60 % verzeichnet. Beispielhaft ist in Bild 2 eine auf hohe Qualität verschiedener Metalloutströme ausgerichtete Anlage dargestellt. Die Aufteilung erfolgt hier in zahlreiche Metallfraktionen. Schlackeaufbereitung 84,8 % 1,1 % Unverbranntes 7% Überkom 3,1 % MV Schrott E46 0,3 % MV Schrott S1 1,7 % MV Feineisen 5,7 % aufbereitete Mineralik 1,7 % Eisen NE 0,6 % MV Mischmetallschrott MV Schreddermischschrott 0,5 % MV VA Schrott 0,3 % MV Elektromotoren Kupfer Bild 3: Quelle: 1% MV-NEMetalle Aluminium Messing Output bei der Schlackeaufbereitung beispielhaft für eine Anlage EdDe 2015, in Vorbereitung 5. Vergleich und Bewertung der Ressourceneffizienz vor der Metallrückgewinnung und nach der Verbrennung Um die Metallrückgewinnung vor und nach der Verbrennung vergleichen zu können, werden die Rückgewinnungsmengen der jeweiligen Aufbereitung mit dem Ressourcenpotenzial des Inputabfalls zu Recyclingquoten verrechnet. Auf diese Weise kann die Effizienz der jeweiligen Anlage dargestellt werden. Beispielhaft ist das Grundszenario für den Restabfall in Bild 4 als Sankey-Diagramm dargestellt. 114 Ressourceneffizienz der Metallrückgewinnung vor und nach der Verbrennung Eisenanteil: NE-Anteil: 1,7 % 0,4 % Abgas, Abgasreinigungsrückstände, Flugasche Verbunde: 4,2 % Elektroschrott: 1,1 % Kunststoff: Organik: Textilien: Windeln/ Hygiene: PPK: 7,6 % 22,6 % 4,4 % 3,5 % 16,7 % Glas: 6,7 % Inertes: 1,0 % Fein- und Mittelanteil: 22,3 % Sonstiges: 4,7 % Bild 4: Schlacke Eisen: 1,8 % NE: 0,4 % Unverbranntes: 3,5 % Mineralik: 23,8 % Ressourceneffizienz bei der Verbrennung von Restabfall Stoffgleiche Nichtverpackungen, die nach bisher praktizierte Zuordnung im Restabfall enden, sollen mit Einführung der Wertstofftonne in diese sortiert werden. Um einen Vergleich des jetzigen Zustands mit dem nach Einführung der Wertstofftonne herbeizuführen, werden Daten aus dem Planspiel zur Fortentwicklung der Verpackungsverordnung (UBA 2011) herangezogen. Darin sind zusätzlich abschöpfbare Metallanteile aufgeführt. Für die Wertstofftonne bedeutet dies zusätzliche 1,5 kg/E*a Weißblech und 0,4 kg/E*a Aluminium. Demnach müsste in der Wertstofftonne 2015 14,5 % Weißblech und 5,1 % Aluminium vorhanden sein und im Restabfall verbleiben nur noch 0,1 % Metall. 6. Anmerkungen Die genauen Daten sowie detaillierte Ergebnisse dieser Studie können der EdDEDokumentation, die voraussichtlich im zweiten Quartal 2015 erscheint entnommen werden. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass das Recycling von Metallen aus der Abfallverbrennung mindestens gleichwertig, wenn nicht höherwertig als die Miterfassung als stoffgleiche Nichtverpackung in der Wertstofftonne ist. 7. Literatur [1] Bilitewski, B.; Härdtle, G.: Abfallwirtschaft. Handbuch für Praxis und Lehre. 4. Auflage. 2013 [2] Dehoust, G.; Harthan, Ralph, O.; Stahl, H.; Hermann, H.; Matthes, F. Chr.; Möck, A.; ÖkoInstitut e.V.: Beitrag der Kreislaufwirtschaft zur Energiewende – Klimaschutzpotenziale auch unter geänderten Rahmenbedingungen optimal nutzen. Berlin. 2014 115 Kerstin Kuchta, Verena Enzner [3] Deike, R.; Ebert, D.; Warnecke, R.; Vogell, M. : Abschlussbericht zum Projekt Recyclingpotenziale bei Rückständen aus der Müllverbrennung. UDE Duisburg. 2012 [4] Heibeck, L.; Wilcken, H.-D.; Kornau, J.; Albers; Henning: Bewertung der Leistungsfähigkeit einer Sortieranlage für Leichtverpackungen nach Einführung der Wertstofftonne. In: Müll und Abfall (12), 2012, S. 664-671 [5] IGAM – Interessengemeinschaft der Aufbereiter und Verwerter von Müllverbrennungsschlacken (2015). Informationsfilm. https://www.youtube.com/watch?v=STDZxTjDHgQ. [6] Kranert, M.; Cord-Landwehr, K.: Einführung in die Abfallwirtschaft. Wiesbaden: Vieweg + Teubner Verlag/Springer Fachmedien GmbH. 2010 [7] Pretz, Th.; Meier-Kortwig, J.: Aufbereitung von Müllschlacken unter besonderer Berücksichtigung der Metallrückgewinnung. RWTH Aachen. 1998 [8] Pretz, Th; Meier-Kortwig, J.: Aufbereitung von Müllschlacken unter besonderer Berücksichtigung der Metallrückgewinnung. 41. Jahrgang, Aachen. Lehrstuhl für Aufbereitung und Recycling fester Abfälle. 2000. Online verfügbar unter https://www.google.de/search?q=pretz+ meyer+kortwig&ie=utf-8&oe=utf-8&rls=org.mozilla:de:official&client=firefox-a&gws_rd=cr, zuletzt geprüft am 05.08.2013 [9] Statistisches Bundesamt Umwelt (2014a): Abfallentsorgung – Fachserie 19 Reihe 1 2012. Wiesbaden. Online verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/ UmweltstatistischeErhebungen/Abfallwirtschaft/Abfallentsorgung2190100127004.pdf?__ blob=publicationFile [10] Statistisches Bundesamt Umwelt (2014b): Zeitreihe zum Abfallaufkommen. 1996-2012. Wiesbaden. Online verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Umwelt/UmweltstatistischeErhebungen/Abfallwirtschaft/Tabellen/ZeitreiheAbfallaufkommen.pdf?__blob=publicationFile, zuletzt geprüft am 05.02.2015 [11] Thome-Kozmiensky, Karl J.: Eisen aus dem Feuer – Die Abfallverbrennung hat das Potenzial, sich zu einem optimalen Recyclingverfahren für Metalle aus gemischten Abfällen zu entwickeln. In: ReSource 1/2014.y [12] UBA (2005): Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (IVU). BVT-Merkblatt über beste verfügbare Techniken der Abfallverbrennung. Dessau [13] UBA (2006): Integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung (IVU). Merkblatt über die besten verfügbaren Techniken für Abfallbehandlungsanlagen. Dessau [14] UBA; Alwast, H.; Riemann, A. (2010): Verbesserung der umweltrelevanten Qualitäten von Schlacken aus Abfallverbrennungsanlagen. UBA-FB 001409. 50/2010. Hg. v. UBA. Dessau-Roßlau [15] UBA; Bünemann; Rachut, G.; Christiani, J.; Langen, M.; Wolters, J.; UBA (2011): Planspiel zur Fortentwicklung der Verpackungsverordnung – Teilvorhaben 1: Bestimmung der Idealzusammensetzung der Wertstofftonne. Dessau [16] UBA (2012): Analyse und Fortentwicklung der Verwertungsquoten für Wertstoffe. Sammel- und Verwertungsquoten für Verpackungen und stoffgleiche Nichtverpackungen als Lenkungsinstrument zur Ressourcenschonung. UBA-FB 001636 Texte 40/2012 116
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