4 / 2015 - Diakonie Württemberg

Informationsdienst
Abteilung Presse
und Kommunikation
Claudia Mann
Erscheint monatlich
4/2015
Aus der Landesgeschäftsstelle
Genetischer Bluttest darf keine Kassenleistung werden
Diakonie unterstreicht ihre Forderung zum Welt-Down-Syndrom-Tag
S.
2
Diakonie Württemberg begrüßt Richtlinien und mahnt weitere Klärungen an
Stellungnahme zur Umsetzung der Landesheimbauverordnung (ERL-Bau)
S.
3
Zwölf Koordinierungsstellen für Flüchtlingsarbeit gehen an den Start
Diakonie setzt Zeichen gegen Rassismus und für Chancengleichheit
S.
4
„Woher? Wohin? Wofür? Hauswirtschaft in Baden-Württemberg“
Fachtagung am 30. Juni unter Schirmherrschaft von Sozialministerin Altpeter
S.
6
Früherer württembergischer Diakonie-Chef ist 75 Jahre alt
Jens Timm gestaltete Sozialpolitik maßgeblich mit
S.
7
Diakonie-Berufsbotschafter werben junge Leute für Sozialberufe
Eine Schulung qualifiziert für kompetentes Auftreten
S.
8
Aufarbeitung von Unrecht in der Geschichte der Heimerziehung begonnen
Steuerungsgruppe in Korntal einigte sich auf erste Eckpunkte
S.
9
Fotoprojekt der eva will Sprachbarrieren überwinden
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge fotografieren ihren Alltag
S. 11
Spatenstich für neue Wohn- und Förderstätte der Nikolauspflege
Perspektive für Blinde und Sehbehinderte in Stuttgart-Stammheim
S. 13
Aus den Regionen
Kurznachrichten
S. 14
Personalnachrichten
S. 15
Redaktion: Claudia Mann
Diakonisches Werk
der evangelischen Kirche
in Württemberg e.V.
Postfach 10 11 51, 70010 Stuttgart
Heilbronner Str. 180
70191 Stuttgart
Telefon +49 711 1656-334
Telefax +49 711 165649-334
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Informationsdienst der Diakonie
Nummer 4 - April 2015
S. 2
Genetischer Bluttest darf keine Kassenleistung werden
Die Diakonie warnt davor, den genetischen Bluttest auf das DownSyndrom (Trisomie 21) als Regelleistung in die Schwangerenvorsorge
aufzunehmen. Sie befürchtet eine vorgeburtliche Reihenuntersuchung
auf Trisomie 21. Dies stünde in grundsätzlichem Widerspruch zur Forderung nach Inklusion.
Stuttgart. Derzeit berät der Gemeinsame Bundesauschuss (G-BA) der
Ärzte und Krankenkassen über den Antrag einer gewerblichen Anbieterfirma auf eine Erprobungsrichtlinie zu einem genetischen Bluttest auf
Trisomie 21. Am Ende dieses Verfahrens könnte der Test zu einer Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen werden. Dies wäre ein entscheidender Schritt zu einer vorgeburtlichen Reihenuntersuchung auf Trisomie
21. Ein genetischer Bluttest, der anhand einer mütterlichen Blutprobe in der
frühen Schwangerschaft nach Hinweisen auf eine Trisomie 21 beim ungeborenen Kind sucht, ist seit 2012 auf dem deutschen Markt. Im Falle eines
auffälligen Befunds gibt es keine Therapiemöglichkeit. Die einzige Alternative zur Geburt eines behinderten Kindes ist der Schwangerschaftsabbruch.
„Es geht nicht an, dass ein Testverfahren mit so weitreichenden und konfliktreichen Folgen einfach auf dem Verwaltungsweg probeweise oder dauerhaft
Eingang in die Regelversorgung findet. Der G-BA muss sich auch mit den
gesellschaftlichen und sozialen Konsequenzen vorgeburtlicher Diagnostik
auseinandersetzen und nicht nur medizinische Sachverhalte berücksichtigen,“ so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Der G-BA hat vor einigen Jahren beschlossen,
dass eine vorgeburtliche Reihenuntersuchung auf eine Chromosomenveränderung nicht Bestandteil der regulären Schwangerenvorsorge sei. „Ich sehe
nicht, warum dies jetzt beim genetischen Bluttest anders gehandhabt werden
sollte. Ein medizinisches Angebot mit diesem ethischen Konfliktpotential gehört nicht in die Regelversorgung von Schwangeren“, so Kaufmann.
„Von Menschen mit Down-Syndrom und ihren Familien wissen wir, dass sie
sich durch den Test abgewertet und in ihrer Existenz in Frage gestellt fühlen. Dagegen steht Gottes unbedingtes Ja zu jedem Menschenleben. Dieses Ja und nicht das Streben nach scheinbarer Vollkommenheit verleiht
allen, ob sichtbar behindert oder nicht, unverlierbare Würde. Statt immer
neuer vorgeburtlicher Tests brauchen wir gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die Familien mit behinderten Kindern eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen. Nur so können wir Vorurteile abbauen und Wege ebnen,
die es ermöglichen, dass Menschen unabhängig von ihren kognitiven oder
körperlichen Fertigkeiten ganz selbstverständlich miteinander leben, lernen,
arbeiten und wohnen“, so Kaufmann. Zu Fragen der vorgeburtlichen Diagnostik bietet die Pua-Fachstelle Information und Beratung. dk
Weitere Informationen: Claudia Heinkel, Beratungsstelle PUA, Tel.:
0711/1656-241, E-Mail: [email protected]
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Nummer 4 - April 2015
S. 3
Diakonie Württemberg begrüßt Richtlinien und mahnt weitere Klärungen an
Die württembergische Diakonie begrüßt die von Sozialministerin Katrin Altpeter vorgestellten Ermessensrichtlinien zur Anwendung der
Landesheimbauverordnung (ERL-Bau). Gleichzeitig bedauert sie deren verzögerte Veröffentlichung, nachdem die Landesheimbauverordnung bereits 2009 in Kraft getreten ist. „Dies hat vor Ort zu vielen
Hemmnissen und Verzögerungen bei der Umsetzung der Vorgaben
geführt“, bedauert Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Viele Einrichtungen
kämen nun angesichts der Fristen erheblich unter Zeitdruck.
Stuttgart. Kaufmann begrüßt, dass die Leistungserbringerverbände in die
Erarbeitung der Ermessenrichtlinien an unterschiedlichen Stellen einbezogen wurden und Behörden nun endlich klare Aussagen beispielsweise zu
möglichen Befreiungen oder Ermessensspielräumen bei Soll-Vorschriften
treffen können. Als Beispiele nennt er die geringfügige Unterschreitung der
Mindestgröße von Einzelzimmern und Ausnahmen für kleine Heime, die bei
reduzierter Platzzahl in eine wirtschaftliche Schieflage geraten würden.
Die Umsetzung der Landesheimbauverordnung hängt nach Ansicht der
Diakonie wesentlich davon ab, ob die betriebsnotwendigen Investitionskosten refinanziert werden können. „Es ist nach wie vor nicht geklärt, wie
bei einem Abbau von Doppelzimmern und einhergehender Platzzahlreduzierung ein neuer Investitionskosten-Satz berechnet wird und ob bei einem
Anbau von neuen Plätzen an ein ehemals gefördertes Gebäude dieser
Satz für alle Zimmer mit gleichem Standard einheitlich gestaltet werden
können“, so Kaufmann. Er fordert das Sozialministerium dazu auf, zur Klärung der Sachlage beizutragen. Auch weist er darauf hin, dass bei Baumaßnahmen aufgrund rechtlicher Regelungen zu Brandschutz, Erneuerbare-Wärme-Gesetz oder auch Auflagen zur Erdbebensicherheit weitere
Kosten anfallen, die berücksichtigt werden müssten.
Das Diakonische Werk Württemberg fordert im Interesse seiner Einrichtungen eine Planungs- und Rechtssicherheit. Hinausgezögerte endgültige
Entscheidungen mit bei einer längeren Übergangsfrist befristeten Befreiungen führen zu längeren Zeiten der Unsicherheit. „Für strategische Planungen, die naturgemäß langfristig angelegt sein müssen, kann dies Fehlentwicklungen und Marktnachteile zur Folge haben. Eine vollständige oder
teilweise Befreiung muss bereits während der Übergangsfristen möglich
sein, wenn die wirtschaftliche Unzumutbarkeit oder technische Unmöglichkeit der geforderten Maßnahmen nachvollziehbar dargestellt werden kann.“
Die Diakonie hat die Einzelzimmervorgabe im Interesse der Betroffenen
vom Grundsatz her immer unterstützt. Sie fordert jedoch Kompromisse, um
den Betrieb insbesondere in kleineren Einrichtungen aufrechterhalten zu
können. as
Weitere Informationen: Johannes Kessler, Leiter der Abteilung Gesundheit,
Alter, Pflege, Tel: 0711/1656-214, E-Mail: [email protected]
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Nummer 4 - April 2015
S. 4
Zwölf Koordinierungsstellen für Flüchtlingsarbeit gehen an den Start
Zwölf Koordinierungsstellen für die Flüchtlingsarbeit vor Ort nehmen
bei der württembergischen Diakonie ihre Arbeit auf. „Mit unserer
Flüchtlingsarbeit setzen wir uns für gegenseitigen Respekt sowie für
Teilhabe und Chancengerechtigkeit für alle Menschen ein“, so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen
Werks Württemberg. Das erste Treffen der neuen Mitarbeitenden fand
zum Internationalen Tag gegen Rassismus statt.
Stuttgart. Die zwölf neuen Mitarbeitenden begleiten und koordinieren das
Engagement Ehrenamtlicher auf Kirchenbezirksebene. „Mit großer Sorge
nehmen wir wahr, wie immer wieder Ängste und Hass gegenüber Flüchtlingen, Muslimen, Roma und Juden geschürt werden“, sagt Kaufmann. „Vorurteile und Ressentiments gegen Fremde reichen bis in die Mitte unserer
Gesellschaft. Es ist unser diakonischer und mitmenschlicher Auftrag, dass
wir uns für ein gutes Zusammenleben Aller einsetzen. Gott schuf ausnahmslos alle Menschen zu seinem Abbild und spricht ihnen ihre Würde
zu.“
In diesem Sinne wollen die zwölf Koordinierungsstellen eine Willkommenskultur für Flüchtlinge mitgestalten und für Verständnis und Unterstützung
von Flüchtlingen werben. Erfreulicherweise finden sich vor allem im Umkreis neuer Unterkünfte für Flüchtlinge engagierte Menschen aus allen gesellschaftlichen Kreisen und mit unterschiedlichen Motivationen in neuen
Asylarbeits- und Freundeskreisen zusammen. Ökumenische Zusammenarbeit und Beteiligung kommunaler Strukturen sind die Regel. „Diese Netzwerke brauchen eine Moderation und hohe Professionalität“, unterstreicht
Kaufmann. „Immer wieder neue Gesetze und nicht zuletzt die menschliche
Seite im Kontakt mit teils traumatisierten Flüchtlingen verlangen eine intensive Begleitung der ehrenamtlich Engagierten sowie Expertenwissen.“ Dieses sollen die zwölf neuen Mitarbeitenden leisten. Im Blick seien die Gaben
und Potenziale aller Akteure – die der haupt- und ehrenamtlich Tätigen und
die der Flüchtlinge.
Weitere Säulen kirchlich-diakonischer Flüchtlingsarbeit in Württemberg sind
die beiden Asylpfarrämter in Stuttgart und Reutlingen, die beiden Flüchtlingsdiakonate in den Prälaturen Heilbronn und Ulm, die mobilen Kontaktstellen für psychosoziale Beratung in den Großräumen Reutlingen/Ulm und
Rems-Murr-Kreis sowie die Beauftragten für Asyl und Migration in den 48
Kirchenbezirken. Die Diakonie ist in der Flüchtlingsberatung und in der Verfahrens- und Sozialberatung in den Landeserstaufnahmestellen tätig.
Gelder für die neuen Koordinierungsstellen hatte die Landessynode im November 2014 freigegeben. Mit ihrem Beitrag von insgesamt 3,55 Millionen
Euro hat die Evangelische Landeskirche ein sichtbares Zeichen des Engagements für Flüchtlinge gesetzt. Dazu gehört unter anderem ein Fonds zur
Finanzierung von Kleinprojekten und Aktionen mit und für Flüchtlinge. 50
Prozent des Betrages sind für Unterstützungsmaßnahmen der Diakonie
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Nummer 4 - April 2015
S. 5
Katastrophenhilfe für die Betroffenen vor Ort, etwa im Irak, in Syrien und
umliegenden Ländern, bestimmt.
Bisher sind Koordinierungsstellen in den Bezirks- oder Kreisdiakoniestellen
in Biberach, Böblingen, Calw, Esslingen, Göppingen, Heilbronn, Ludwigsburg, Mühlacker, Öhringen, Reutlingen, Waiblingen und Schwenningen
tätig. Sechs weitere Kirchenbezirke haben dringenden Bedarf angemeldet.
cm
Weitere Informationen: Birgit Dinzinger, Leiterin der Abteilung Migration
und Internationale Diakonie, Tel.: 0711/1656-377, E-Mail: [email protected]
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Nummer 4 - April 2015
S. 6
„Woher? Wohin? Wofür? Hauswirtschaft in Baden-Württemberg“
Unter dem Titel „Woher? Wohin? Wofür? Hauswirtschaft in BadenWürttemberg“ lädt die Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft
Baden-Württemberg unter Schirmherrschaft der Ministerin für Arbeit
und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Katrin Altpeter am
30. Juni 2015 zur Fachtagung ein. Veranstaltungsort ist der Hospitalhof in Stuttgart. Die Tagung will Impulse für die Zukunft setzen und
Denkanstöße geben, wohin sich die Hauswirtschaft entwickeln kann.
Stuttgart. Wo die Hauswirtschaft derzeit steht, zeigt die gerade veröffentlichte Studie „Hauswirtschaft als Spiegel gesellschaftlicher Herausforderungen“. Die wichtigsten Ergebnisse präsentiert Robert Baumann, Chefredakteur der Fachzeitschrift rhw management. In einem Film der Schülerinnen und Schüler der Hedwig-Dohm-Schule in Stuttgart, die Menschen auf
der Straße interviewen, werden Meinungen und Positionen zur Hauswirtschaft vorgestellt.
Mit Hanni Rützler vom Zukunftsinstitut in Kelkheim ist eine ausgewiesene
Expertin für Food Trends eingeladen. Sie wird deutlich machen, dass die
Ernährung gerade eine rasante Veränderung durchläuft und aus ihrem gerade veröffentlichten Food Report 2015 die neuen spannenden Entwicklungen wie Flexitarismus, New Gardening und Curated Food erklären.
Auch die Praxis wird zu Wort kommen: Highlights aus der Hauswirtschaft
unter den Stichworten Teilhabe, Wohlbefinden und Inklusion werden vorgestellt und zeigen praxisorientierte Ideen zur Nachahmung auf.
Was ist die Basis unseres Tuns, was leitet uns? Prof. Dr. Ulrike Pfannes
von der Hochschule Hamburg stellt in ihrem Vortrag ethisches Handeln in
der Hauswirtschaft in den Fokus. „Besser gemeinsam als einsam“ ist nur
einer der Leitgedanken.
Die Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft will die Zukunft der Hauswirtschaft in Baden-Württemberg gestalten Die Tagungsteilnehmer sind
eingeladen zu diskutieren, welche Ziele von der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft verfolgt werden sollen und wo sie sich noch mehr
politisch bemerkbar machen kann.
Die Tagung wendet sich an hauswirtschaftliche Fach- und Führungskräfte,
Trägervertreter/innen sozialer Einrichtungen und Akteure im Sozialbereich.
Es ist die erste gemeinsame Veranstaltung der Mitgliedsverbände der Landesarbeitsgemeinschaft Hauswirtschaft Baden-Württemberg sowie dem
Diakonischen Werk Württemberg und dem Caritasverband für die Erzdiözese Freiburg. pm
Weitere Informationen: Ursula Schukraft, Referat Hauswirtschaft, Tel.:
0711/1656-176, E-Mail: [email protected]; www.lag-hw-bw.de
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Nummer 4 - April 2015
S. 7
Früherer württembergischer Diakonie-Chef ist 75 Jahre alt
Oberkirchenrat i. R. Jens Timm, ehemaliger Vorstandsvorsitzender
des Diakonischen Werks Württemberg, hat am 13. März seinen 75.
Geburtstag gefeiert. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse stand elf Jahre, bis 2004, an der Spitze des Diakonischen Werks
Württemberg. Er hat in dieser Zeit die Sozialpolitik in BadenWürttemberg wesentlich mitgestaltet. Noch heute ist er in Diakonie
und Kirche aktiv.
Stuttgart. 1993 wurde Jens Timm Hauptgeschäftsführer, 2002 Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. Im Verlauf seiner
Amtszeit wurde das Diakonische Werk Württemberg umfassend modernisiert. Inhaltlich prägte er das Profil einer „Lobby für Arme und Entrechtete in
unserer Gesellschaft“. Gleichzeitig war Jens Timm Vertreter der Diakonie
im Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. In dieser Position hat er sich den Herausforderungen der deutschen Sozialpolitik
in Wort und Tat gestellt und die Geschicke der Landeskirche und der Diakonie maßgeblich mitbestimmt.
Der gebürtige Hamburger studierte zunächst Naturwissenschaften und
Sport, später evangelische Theologie. Nach dem Vikariat in Barsbüttel bei
Hamburg und in Bogotà/Kolumbien wurde er Stipendienreferent des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes und des Diakonischen Werks der Evangelischen Kirche in Deutschland. Nach sechsjähriger
Gemeindetätigkeit in Bietigheim-Buch wurde Jens Timm Leiter der Abteilung „Brot für die Welt“ im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in
Deutschland. Ab 1987 war er sechs Jahre lang Dekan des Kirchenbezirks
Böblingen, bevor er 1993 ins Diakonische Werk Württemberg wechselte.
Jens Timm engagierte sich vielfältig für die weltweite Ökumene. Nach der
Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 1997 in Hongkong wurde
Jens Timm als deutscher Vertreter in das Projektkomitee des Lutherischen
Weltbundes berufen. Im selben Jahr übernahm er den Vorsitz des Hauptausschusses des Deutschen Nationalkomitees. Zahlreiche Reisen und Besuche bei Partnergemeinden waren mit seiner internationalen Arbeit verbunden. Von 1999 bis Ende 2000 war Jens Timm Vorsitzender der Liga der
freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg und ist nun deren Ehrenvorsitzender.
Noch heute ist er ehrenamtlich in Kirchengemeinden aktiv. Beinahe jeden
Sonntag ist er als Prediger im Land unterwegs. In die Vorbereitung der
Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB) Ende Juli vergangenen Jahres war er ebenfalls eingebunden als Mitglied im Beirat des
LWB.
Jens Timm lebt mit seiner Frau in Schlierbach bei Kirchheim/Teck. Er hat
zwei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder. cm
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Nummer 4 - April 2015
S. 8
Diakonie-Berufsbotschafter werben junge Leute für Sozialberufe
Das Angebot an Ausbildungsmessen und Berufsinfoveranstaltungen
steigt in den letzten Jahren kontinuierlich an. Angesichts des Fachkräftemangels wird es für diakonische Träger gleichzeitig immer wichtiger, dort präsent zu sein, um bei der Berufswahlentscheidung von
Jugendlichen wahrgenommen zu werden. Dafür ist qualifiziertes Personal erforderlich, denn vor allem die Art der Präsentation ist entscheidend für den Erfolg. Dabei hat sich längst ein Konzept durchgesetzt, das auf einer Ansprache auf Augenhöhe basiert, bei dem junge
Mitarbeitende Jugendliche werben.
Stuttgart. Erstmals hat die Diakonie in Württemberg mit einer zweitägigen
Schulung sieben junge Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen diakonischer Einrichtungen zu Diakonie-Berufsbotschafterinnen und -Botschaftern qualifiziert: Auszubildende und Berufseinsteiger aus den Bereichen Heilerziehungspflege, Jugend- und Heimerziehung, Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Qualifizierung unterstützt aktive Botschafter von diakonischen
Einrichtungen und qualifziert solche, die neu in diese Aufgabe einsteigen.
Durchgeführt wurde die Schulung von Mitarbeitenden der Abteilung Freiwilliges Engagement, die seit Jahren mit einem ähnlichen Konzept im Bereich
der Freiwiligendienste arbeitet. Die Erfahrungen zeigen, so Anne-Maria
Sontheimer von der Abteilung Freiwilliges Engagement, dass die so qualifizierten Botschafterinnen und Botschafter künftig weitgehend selbstverantwortlich auf Messen oder Infoveranstaltungen an Schulen werben können.
Bei der Schulung erfuhren die Teilnehmenden viel über die Ausbildungs-,
Studien- und Berufsmöglichkeiten in der Diakonie und in ihrer eigenen Einrichtung. Vor allem lernten sie kompetent darüber zu berichten. Auch Björn
Franke, Werbefachmann der Agentur Kavallerie in Tübingen, unterstützte
sie dabei: Wie funktioniert Werbung und wie Werbung für den sozialen Bereich? Wie und mit welchen Botschaften werbe ich für die eigene Einrichtung und das eigene Berufsfeld? Wie trete ich auf Messen oder Infoveranstaltungen auf? Wie komme ich mit Besucherinnen und Besuchern ins
Gespräch? Vieles wurde von den Teilnehmenden praktisch geübt.
Für Michael Backhaus, Ausbildungsleiter in Mariaberg, hat sich die Schulung bereits ausgezahlt. Seine Botschafterinnen und Botschafter seien
hoch motiviert zurück gekommen und hätten sich gleich an die Planung für
nächste Aktionen gemacht. Auch die Wertschätzung, die er jungen Mitarbeitenden mit der Schulung entgegenbringen kann, ist für ihn wichtig. Die
Teilnehmenden wiederum danken es mit Engagement und einer hohen
Identifikation mit der Aufgabe und dem eigenen Unternehmen. Weitere
Schulungen gibt es regelmäßig, die nächste ist im Herbst 2015. ts
Weitere Informationen: Thomas Steigmiller, Referent Nachwuchskräftegewinnung, Tel.: 0711/1656-326, E-Mail: [email protected]
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Nummer 4 - April 2015
S. 9
Aufarbeitung von Unrecht in der Geschichte der Heimerziehung begonnen
Erstmals hat die Steuerungsgruppe des Aufarbeitungsprozesses von
Fällen physischer und psychischer Gewalt und des sexuellen Missbrauchs in den Kinderheimen der Korntaler Brüdergemeinde getagt.
Einmalig in Deutschland ist die Konstruktion einer paritätisch besetzten Steuerungsgruppe, der drei Repräsentanten der Interessengemeinschaft der Heimopfer Korntal sowie des Brüdergemeindewerks
angehören.
Korntal. Moderiert wird das Gremium von der Landshuter Erziehungswissenschaftlerin Professorin Mechthild Wolff, die im Januar 2015 von beiden
Seiten berufen und jetzt als Sprecherin der Steuerungsgruppe benannt
wurde. Das Aufarbeitungsprojekt, das in den kommenden zwei Jahren realisiert werden soll, trägt den Titel „Aufarbeitung von Unrecht in der Geschichte der Heimerziehung der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal“.
Einig waren sich die Mitglieder der Steuerungsgruppe darin, dass sie in den
nächsten zwei Jahren ein Aufarbeitungsprojekt anschieben und zur Realisierung beitragen wollen. Nach derzeitigen Planungen sind sieben Teilprojekte geplant: „Anerkennung von Leid und Hilfen“, „Entschuldigungen“,
„Aufarbeitungsgespräche“, „Erinnerung“, „Historische Aufarbeitung von den
50er Jahren bis in die 80er Jahre“, „Prävention“ und „Geistliche Aufarbeitung“. Die Steuerungsgruppe sieht ihre Aufgabe darin, Ziele und Rahmenbedingungen des Gesamtprojekts sowie der Teilprojekte gemeinsam festzulegen. Für die Detailplanungen sollen weitere Experten aus anderen
Aufarbeitungsprozessen gehört werden. „Es liegt eine große Chance für
alle Beteiligten darin, dass die Steuerungsgruppe mit der Hilfe von zusätzlichem Sachverstand durch Sachverständige und Unterstützer den Aufarbeitungsprozess gemeinsam und konstruktiv gestalten kann“, so Wolff.
Mit hoher Priorität wird sich die Steuerungsgruppe in ihren nächsten Sitzungen dem Projekt „Anerkennung von Leid und Hilfe“ widmen. In diesem
Zusammenhang soll es um die baldige Realisierung konkreter Hilfen für
Betroffene gehen. Das Gremium wird verschiedene Modelle und Formen
möglicher Hilfen für Heimopfer in vergleichbaren Institutionen prüfen. Diskutiert wurden bereits unterschiedliche Modelle einer rasch einzurichtenden
unabhängigen Anlaufstelle für Betroffene, um Bedarfslagen von Betroffenen aufzunehmen und erste Daten für die wissenschaftliche historische
Aufarbeitung festzuhalten.
Noch keine abschließende Einigung wurde in der Frage der Finanzierung
des gesamten Aufarbeitungsprozesses erzielt. Auf der Agenda der nächsten Steuerungsgruppe stehen deshalb verschiedene Finanzierungsmodelle, über die bereits verhandelt wurde. „Hier sind Unklarheiten entstanden, weil mögliche Varianten als bereits gesetzt öffentlich kommuniziert
wurden“, so Wolff. „Hier benötigen wir noch mehr Zeit für Gespräche und
Besonnenheit im Umgang miteinander. Ein Schweigegebot ist zwar niemandem auferlegt worden. Da es aber um viel Geld geht, müssen gerade
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Nummer 4 - April 2015
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solche zentralen Punkte zunächst in der Steuerungsgruppe gemeinsam
vertraulich abgewogen, rechtlich geprüft und eindeutig sein, bevor sie der
Öffentlichkeit vorgestellt werden“, so Wolff. Zugesichert wurde von der Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde bereits schon jetzt, dass sie für
die Betriebskosten des gesamten Aufarbeitungsprozesses grundsätzlich
aufkommen würde. In der Sitzung wurde auch festgehalten, dass persönliche Aufwendungen der Sprecherinnen und Sprecher der Interessengemeinschaft für die Aufarbeitungsarbeit übernommen werden. Dafür wird bis
zur nächsten Sitzung der Steuerungsgruppe ein Katalog erstellt, der dann
gemeinsam beschlossen werden soll. Die Betroffenen fordern ein weitgehendes Recht auf Mitsprache beim Mitteleinsatz ein, „dies muss ein zukünftiges Finanzierungsmodell des Aufarbeitungsprozesses selbstverständlich einlösen“, so Wolff.
Weiterer Klärungsbedarf ist auch entstanden, da sich die Parteien auf das
Prinzip der Selbstvertretung von ehemaligen Heimkindern geeinigt hatten.
Dieses sieht vor, dass sie als Experten in eigener Sache in dem Gremium
auftreten. Laut einer eigenen Presserklärung der IG Heimopfer präferieren
diese aber inzwischen ein anderes Modell. „Dies gilt es aus meiner Warte
neu zu verhandeln, um gemeinsam Lösungen zu finden und Kompromisse
zu schließen“, so Wolff abschließend.
Regelmäßig wird die Sprecherin der Steuerungsgruppe durch abgestimmte
Pressemitteilungen über den Fortgang des Gremiums und die Teilprojekte
des Aufarbeitungsprozesses berichten. Nach der nächsten Sitzung wird die
Steuerungsgruppe zu einem öffentlichen Pressegespräch einladen, um
über das Gesamtvorhaben zu berichten und sich den Fragen zu stellen. pm
Weitere Informationen: Sprecherin der Steuerungsgruppe zur Aufarbeitung
von Unrecht in der Geschichte der Heimerziehung der Brüdergemeinde
Korntal: Prof. Dr. Mechthild Wolff, Hochschule Landshut, Am Lurzenhof 1,
84036 Landshut, Anfragen bitte unter: [email protected]
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Nummer 4 - April 2015
S. 11
Fotoprojekt der eva will Sprachbarrieren überwinden
Auf den ersten Blick könnte es ein ganz normaler Medien-Workshop
sein: Jugendliche sitzen im Kreis und schauen konzentriert auf die
Displays ihrer Tablets. Es wird getippt, gewischt – und viel gelacht.
Doch was Fazal, Nouman und die anderen erlebt haben, ist alles andere als normal. Sie waren noch Kinder oder Teenager, als sie allein
ohne ihre Eltern aus den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt nach
Deutschland geflohen sind, oft unter lebensgefährlichen Umständen.
Bei dem Fotoprojekt „(Vor-)bildlich“ der Evangelischen Gesellschaft
(eva) fotografieren die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge sich
und ihren Alltag in Stuttgart.
Stuttgart. Durch die Sprache der Bilder wollen sie Sprachbarrieren überwinden, auf ihre schwierige Situation aufmerksam machen und mit anderen
ins Gespräch kommen. Gezeigt werden ihre Fotografien bei einer Ausstellung im Jugendhaus-Mitte, die am 19. Mai eröffnet wird.
„Heute sucht ihr zehn Fotos für die Ausstellung aus“, sagt Medienpädagogin und Workshopleiterin Katrin Schlör in die Runde. Sie spricht langsam
und deutlich. „Ich zeige euch eine App, mit der ihr eure Bilder bearbeiten
könnt.“ Schlör hat ein selbst gemaltes Plakat mitgebracht, auf dem Funktionen wie Helligkeit, Kontrast oder Farbfilter durch Symbole erklärt sind. Die
jungen Flüchtlinge lernen zwar alle Deutsch, die deutsche Grammatik bereitet ihnen aber noch Probleme. Wortungetüme wie Farbsättigung oder
Spiegelung ebenso. Ist etwas mit Händen und Füßen nicht zu erklären,
kommt einfach der Google-Übersetzer zum Einsatz und überträgt das
Fachvokabular ins Persische oder Arabische. „Aber am besten, ihr probiert
die Funktionen einfach mal aus“, sagt Schlör noch, bevor die Jugendlichen
in die schier unbegrenzten Möglichkeiten der Bildbearbeitungs-App eintauchen.
Das Flattichhaus der eva hat das Foto-Projekt „(Vor-)bildlich: Jung! Alleine!
Heimatlos?! Willkommen?“ im November gestartet. Finanziert wird es von
der Bischöflichen Medienstiftung der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der
Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg. In mehreren Workshop-Einheiten hat Katrin Schlör die sieben Jugendlichen, die von der eva und der
Stadt Stuttgart betreut werden, mit den Grundlagen der Fotografie vertraut
gemacht. Ab Mitte Januar hatten sie Zeit, ihren Alltag in Bildern festzuhalten. „Mit dem Projekt wollen wir den jungen Flüchtlingen ein Gesicht geben
und ihnen den Dialog mit der Öffentlichkeit ermöglichen“, erklärt Sakir Cal,
Sozialpädagoge im Flattichhaus. Denn kaum jemand nimmt von ihnen und
ihrer schwierigen Lage Notiz. Sprachliche und kulturelle Barrieren stehen
im Weg. Beim Fotografieren erleben die Jugendlichen außerdem ihre
Selbstwirksamkeit. „In anderen Kontexten wird eigentlich immer über sie
bestimmt“, sagt Medienpädagoge Benjamin Götz vom Flattichhaus. „Im
Projekt entscheiden sie selbst, was sie wie fotografieren. Wir haben bewusst keine Vorgaben gemacht.“
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Nummer 4 - April 2015
S. 12
So unterschiedlich ihre Schicksale – es gibt vieles, was die Jugendlichen
eint: Sie müssen alleine, in einer fremden Kultur, (noch) ohne ausreichende
Deutschkenntnisse und mit ungewisser Zukunftsperspektive ihr Leben in
Stuttgart meistern. Sie sind aus Krisenregionen im östlichen Afrika, aus
Palästina, Irak, Syrien oder Afghanistan geflüchtet. Viele haben Gewalt,
Hunger und Krieg erlebt. Manche sind gerade erst in Stuttgart angekommen, andere leben schon etwas länger hier.
So wie Rafik (Name geändert). Er war gerade 15 Jahre alt, als er nach
Deutschland floh – in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Als Angehörige
der afghanischen Minderheit lebte er mit seinen Eltern und den fünf jüngeren Geschwistern in Iran. Es war ein Leben ohne Perspektive, voller Angst
und Hoffnungslosigkeit. Afghanen dürfen in Iran weder zur Schule gehen
noch arbeiten. Auch Rafik war behördlicher Willkür ausgesetzt und von
Abschiebung bedroht. Seine Familie und er sahen keinen anderen Ausweg.
Rafik legte sein Leben in die Hände einer Schlepperbande und gelangte
nach einer dreieinhalbmonatigen Odyssee über die Türkei, Griechenland,
Italien und Frankreich schließlich nach Stuttgart. Hier wurde Rafik in Obhut
genommen und zunächst in der städtischen Notaufnahme für Jugendliche
in der Kernerstraße untergebracht.
Das war vor über zwei Jahren. Mittlerweile lebt Rafik, heute 18 Jahre alt, im
betreuten Jugendwohnen und wird von den Hilfen zur Erziehung der eva
unterstützt. Er besucht die Robert-Mayer-Schule und möchte in diesem
Sommer seinen Hauptschulabschluss machen. Als er von dem Fotoprojekt
gehört hat, war er sofort dabei. „Über die Fotos kann ich andere Menschen
ohne Sprache meine Gedanken sehen lassen“, so der 18-Jährige.
Auch Katrin Schlör ist von dem Projekt begeistert. „Die Jugendlichen haben
ganz kreative Fotos gemacht, mit tollen Blickwinkeln und besonderen Motiven“, erzählt sie. Nouman zum Beispiel hat die Stuttgarter Stadtbibliothek in
Szene gesetzt. Für viele junge Flüchtlinge ist die Einrichtung am Mailänder
Platz der Lieblingsort in Stuttgart. Auch Nouman verbringt hier seine Freizeit. Er trifft sich mit anderen, liest Zeitung, surft im Internet. Weitere Motive, die er und die anderen Jugendlichen festgehalten haben, sind zum
Beispiel das eigene Zimmer, die U-Bahn oder das Lieblingsgericht. Eine
Auswahl der Fotos wird vom 19. Mai bis 8. Juni im Jugendhaus Mitte zu
sehen sein. Weitere Ausstellungen sind geplant. pm
Weitere Informationen: Evangelische Gesellschaft Stuttgart, Annette
Kosakowski, stv. Pressesprecherin, Büchsenstraße 34/36, 70174
Stuttgart, Tel. 0711/2054-231, E-Mail [email protected]
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Nummer 4 - April 2015
S. 13
Spatenstich für neue Wohn- und Förderstätte der Nikolauspflege
Mit der neuen Wohn- und Förderstätte in Stuttgart-Stammheim erweitert die Stiftung Nikolauspflege ihr Angebot für blinde und sehbehinderte Erwachsene mit mehreren Behinderungen. Für diese gibt es
dann eine durchgängige Perspektive mit flexiblen Wohn-, Arbeits- und
Freizeitangeboten.
Stuttgart. Der Neubau erfolgt auf einem Grundstück der Stiftung Evangelische Altenheimat. Dieser Standort in unmittelbarer Nähe eines Mehrgenerationenhauses bietet eine Vielzahl von Kontakt- und Vernetzungsmöglichkeiten. „Außerdem erlebt die Nikolauspflege schon jetzt eine sehr herzliche
Willkommenskultur im Stadtteil“, so die zuständige Geschäftsbereichsleiterin Petra Mack mit Verweis auf die freundliche Aufnahme durch Bezirksvorsteherin Susanne Korge und die ersten konkreten Kooperations- und Vernetzungsangebote der benachbarten Einrichtungen und Gruppierungen.
Die Planung basiert auf der Bedarfsfeststellung des KVJS mit der Stadt
Stuttgart und den Landkreisen Ludwigsburg, Böblingen, Esslingen und
Göppingen. Diese sieht vor:
•
•
24 Plätze stationäre Wohnplätze (plus 1 Platz zur Kurzzeitunterbringung)
32 Plätze im Förder- und Betreuungsbereich (davon acht externe
Klienten)
Das Gebäude muss baulich auf die besonderen Bedarfe blinder und sehbehinderter Menschen mit zusätzlichen Behinderungen zugeschnitten sein
(klare Gliederung, Beleuchtung, Blendfreiheit etc.). Im Gebäude werden
Orientierungshilfen angebracht (Handläufe, taktile und kontrastreiche optische Leitlinien sowie Beschilderung in Form taktiler und visueller Piktogramme, um möglichst weitreichende Selbstständigkeit für die Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen.
Die Immobilie wird in der Trägerschaft der Stiftung Nikolauspflege erstellt.
Die Gesamtinvestitionskosten liegen bei ca. 5,5 Millionen Euro. Der Zuschuss des Landes beträgt knapp 1,6 Millionen Euro. Weitere Zuschüsse
erhält die Stiftung u.a. von der Aktion Mensch, dem Diakoniefonds, der
Kniese-Stiftung und der Aktion Weihnachten der Stuttgarter Nachrichten.
Ein erheblicher Eigenanteil muss selbst aufgebracht werden. „Aus diesem
Grund halten wir nicht hinter dem Berg, dass wir in erheblichem Umfang
auf Spenden angewiesen sind und für Zuwendungen in jeder Höhe dankbar sind“, so der Vorstandsvorsitzende der Nikolauspflege Dieter Feser. pm
Weitere Informationen: Nikolauspflege – Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen, Leitung Unternehmenskommunikation, Stefanie Krug Tel.:
0711/6564-922, Fritz-Elsas-Straße 38, 70174 Stuttgart, E-Mail: [email protected]
Informationsdienst der Diakonie
Nummer 4 - April 2015
S. 14
Kurznachrichten
Stuttgart. Der vij - Verein für Internationale Jugendarbeit Landesverein
Stuttgart e.V. - und die DAA - Deutsche Angestellten Akademie - haben
den Zuschlag für das Projekt The Job of my Life [MobiProEU] des
Bundesministeriums für Arbeit und Soziales bekommen. Ziel ist es,
Jugendliche aus dem europäischen Ausland für eine Ausbildung in
Deutschland zu gewinnen. Gemeinsam ist es gelungen, 30 qualifizierte
Bewerber aus Andalusien für eine Fachkräfte-Ausbildung in Deutschland
zu gewinnen, die Bewerberinnen und Bewerber befinden sich bereits in
Sprachkursen, um sich auf einen Aufenthalt in Deutschland vorzubereiten.
pm
Kassel. Mit einem neu gestalteten Auftritt und attraktiveren Preisgeldern
von insgesamt 28.000 Euro präsentiert sich der Sozialpreis innovatio
2015. Ausgezeichnet werden Projekte, die benachteiligten Menschen neue
Perspektiven eröffnen, die sich für andere stark machen oder mit Kreativität
und Mut nach sozialen Lösungen suchen. Es ist gleich, ob ein Projekt klein
oder groß ist, es zählt die Idee: Was ist neu? Was hilft wirklich weiter? Was
weist in die Zukunft? Zehn Projekte werden von einer Jury nominiert und
erhalten eine Prämie von 2.000 Euro. Der Gewinner des Sozialpreises innovatio erhält zusätzlich 8.000 Euro. Bewerbungsschluss ist der 15. Mai
2015. Die Teilnahmebedingungen und die Bewerbungsunterlagen sind unter www.innovatio-sozialpreis.de zusammengestellt. Der Sozialpreis innovatio wird alle zwei Jahre verliehen. Gestiftet von den Versicherern im
Raum der Kirchen und gefördert durch chrismon: Das evangelische Magazin. Schirmherren sind die Präsidenten des Deutschen Caritasverbandes
und der Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband. pm
Informationsdienst der Diakonie
Nummer 4 - April 2015
S. 15
Personalnachrichten
Heide-Rose Weber, Wirtschaftlicher Vorstand bei der Karlshöhe Ludwigsburg, wechselt nach Bad Boll. Weber geht zur Herrnhuter Brüdergemeine (Evang. Brüderunität). Weber kam Anfang 2000 vom AlbertSchweitzer-Kinderdorf in Waldenburg auf die Karlshöhe Ludwigsburg. Bis
zuletzt löste ein Vorhaben das nächste ab, immer musste um Finanzierungen für Neubauten, Umbauten oder Sanierungen gerungen werden und
noch im Januar wurde der Neubau der Therapeutischen Werkstatt eingeweiht. Darüber hinaus stand für Weber die Professionalisierung des gesamten Finanzmanagementsystems der Komplexeinrichtung Karlshöhe im
Mittelpunkt. Einen weiteren Schwerpunkt legte sie auf stringente Verhandlungen mit den Kostenträgern, um für die Stiftung fortlaufend sichere Finanzierungen zu ermöglichen. Weber war zudem Geschäftsführerin der
Karlshöhe-Tochter ISAK gemeinnützige GmbH. Die 52-jährige DiplomHaushaltsökonomin hat in Hohenheim, den Niederlanden und den USA
studiert. Zum 1. Mai wechselt sie zur Herrnhuter Brüdergemeine, einer
selbstständigen evangelischen Kirche, die weltweit in 28 Provinzen mit zusammen etwa 22.800 Mitgliedern gegliedert ist. In der fünfköpfigen Direktion wird sie für die Finanzen der Kirche verantwortlich sein. Als Nachfolger
hat die Karlshöhe Ludwigsburg den 48-jährigen Frank Gerhard, Kaufmännischer Leiter des Christlichen Jugenddorfwerkes Deutschland für die
Standorte Vaihingen/Enz, Stuttgart und Creglingen, berufen, der sein Amt
am 1. Juli 2015 antreten wird.