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MEDWED PEOPLE | RENATE MEDWED
INTERVIEW
„Das Business will agile,
flexible Infrastrukturen“
Neue Chancen. Peter Garlock, CIO der Post AG
Im KURIER-Gespräch erzählt Peter Garlock, CIO der
Österreichischen Post AG, in
welchen Bereichen CloudServices bereits eingesetzt
werden, wie deren Qualität
geprüft wird und warum
jetzt ein Cloud-Competence-Center aufgebaut wird.
KURIER: Warum ist die Cloud
für Ihr Unternehmen wichtig?
Peter Garlock: Das Business
möchteagileundflexibleInfrastrukturen, damit beschleunigen wir das Go to
Market für unsere Geschäftsideen.
Cloud Services. Für die Österreichische Post AG vielfach sinnvoll
N
eue IT-Ansätze wie
Cloud Computing,
Big Data, Social Media und Mobilität liefern
den Unternehmen strategische Mehrwerte – meist zu
geringeren Kosten als zuvor
und umfassender als es mit
eigenen Lösungen möglich
wäre.
Dementsprechend
stehen die IT-Verantwortlichen zunehmend unter der
Anforderung, mit weniger
Mitteln mehr zu erreichen –
und dies möglichst auch
noch in kürzester Zeit.
Cloud Services sind dabei
vielfach eine gute Wahl.
Die Österreichische Post
AG befindet sich gerade auf
diesem Weg der digitalen
Business-Transformation,
wobei Cloud Computing eine wesentliche Komponente darstellt, bestätigt CIO
Peter Garlock, der für die
Konzern IT verantwortlich
ist. „Mithilfe von Cloud Services sind wir in der Lage,
flexibel auf Anforderungen
zu reagieren und agiler Lösungen zu produzieren.“ So
wurde etwa die Collaboration im Unternehmen bereits Cloud-basierend aufgebaut. Ebenso läuft das
Mobile Device Management für die MobileFirstStrategie in einer Cloud.
Und auch der Betrieb einiger Business Prozesse wird
auf Kundenwunsch über eine Infrastruktur-Cloud abgewickelt.
International agieren
Die Österreichische Post ist
heute ein international
agierender Konzern in 12
Ländern, mit 55 Firmen
und 24.000 Mitarbeitern.
Der Geschäftsschwerpunkt
liegt bei Brief-, Paketlogistik und Online Innovationen. Garlock: „Da wir in allen Ländern, wo wir aktiv
sind, IT-Leistungen haben,
ist es für uns normal, dass
dort bzw. in der EU auch
die Daten untergebracht
sind. Diese Internationalität wird durch Cloud-Services unterstützt.“ Allerdings gehen hier der CIO
und sein IT-Team
sehr selektiv vor,
„schließlich steht
die Österreichische Post auch
für das Briefgeheimnis“. Daher werden z. B. Adressdaten
nicht in die Cloud verlagert.
Neue Cloud-Policy
Damit alle IT-Mitarbeiter
nach gleichen Richtlinien
vorgehen und auch Fachabteilungen einen Überblick
haben, wurde konzernintern eine Cloud-Policy erarbeitet. Im Rahmen der Erstellung hat der IT-Manager
auch eine Klassifizierung
von Dokumenten eingeführt: „Wir differenzieren,
was wir in die Cloud geben
und was nicht.“ Darüber
hinaus wird bei jeder neuen
IT-Herausforderung anhand
der Cloud-Policy überlegt,
welche technischen Rahmenbedingungen ein Service aus der Cloud haben
muss. Im Zuge des Anforderungskonzeptes
werden
auch die SLA und
Qualitätsansprüche festgelegt, die
unabhängig davon sind, ob das
Service aus der
Cloud kommt.
Kompetenz im Betrieb
Für den gezielten Einsatz
und folglich die optimale
Anwendung von Cloud
Computing braucht es nicht
zuletzt kompetente IT-Mitarbeiter. Zum Anforderungsprofil meint Peter
Garlock: „Wir suchen Mitarbeiter für alle IT Bereiche, Projektmanager, Entwickler, SLA- und Service
Manager.“ Um neue Mitarbeiter in den erfahrenen
Teams bestmöglich zu integrieren und um neue Ideen
mit bewährten Methoden
sinnvoll zu kombinieren,
baut die Österreichische
Post AG ein Cloud-Competence-Center auf. Hier soll
u.a. das Know-how zu relevanten Cloud-Diensten gebündelt werden.
Wie stellen Sie sicher, dass die
Fachabteilungen wissen, in
welcher Form Cloud Computing
möglich bzw. untersagt ist?
Indemwireseinfachansprechen. Zusätzlich haben wir
eine große Security-Verantwortung mit aufgebaut, die
Revision eingebunden und
ein eigenes Team etabliert,
das sich um den Daten-
Wie erwerben sich Ihre Mitarbeiter das erforderliche Cloud
Know-how?
Wir haben ein zentrales ITOperation Management.
Dort ist die Kompetenz der
SLA- und Service Manager,
etwa im Bereich von SLA
und Cloud-Services, gebündelt. Zudem hat die Österreichische Post begonnen,
ein
Cloud-CompetenceCenter aufzubauen und hier
mischen wir erfahrene Kollegen in traditionellen Methoden mit Neuzugängen,
die mit frischen Ideen aus
dem Markt zu uns kommen.
Wie prüfen Sie die ausreichende Qualität eines potenziellen
Cloud Services?
In unserer Cloud-Policy habenwirunsüberlegt,welche
technischen Rahmenbedingungen ein Cloud-Service
haben muss. Macht beispielweise die Nutzlast für eine
Cloud Sinn? Dies wird im
Vorfeld getestet. Es entsteht
ein längerer Prozess, wo wir
uns je nach Bereich für oder
gegen eine Cloud-Lösung
entscheiden. Im Rahmen eines Anforderungskonzeptes
werden auch die SLA und
Qualitätsansprüche festgelegt, die unabhängig davon
sind, ob das Service aus der
Cloud kommt oder nicht.
Die Service-Anforderungen
sind in der Hostingpolicy
und den AGBs festgelegt.
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Die IT-Strategie der Post
Haben Sie bereits eine konkrete Cloud-Strategie für die
nächsten Jahre entwickelt?
Wir haben 2014 begonnen,
eine Cloud-Policy für unsere
Cloud-Strategie zu entwickeln. Bei allen IT-Themen,
die neu vergeben werden,
prüfen wir den sinnvollen
Cloud-Einsatz, sofern das
mit unseren Datenschutzrichtlinien und unserem Risikodenken in Einklang gebracht werden kann bzw.
mit unseren Werten wie Vertrauen, Verlässlichkeit und
Sicherheit vereinbar ist.
schutz kümmert. Mit dieser
Kombination werden die
Fachabteilungen
ausreichend informiert.
IT-Manager Garlock: „Schnelles Go to Market mithilfe der Cloud“
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tur, nur 7 % auf Private
Cloud, so eine aktuelle Studie von Euro-Cloud. Österreich liegt bei der Anwendung von Cloud Computing
mit 12 %, wie Deutschland.
weit hinten. Spitzenreiter ist
Finnland mit 51 % (s. Grafik).
Am meisten werden
Cloud Lösungen von Freiberuflern und Dienstleistern
im wissenschaftlichen und
technischen Bereich eingesetzt, danach folgt Hotelund Gastgewerbe sowie Informations- und Kommunikationsgewerbe.
27 % der Betriebe mit
über 250 Mitarbeitern nutzen die Cloud, doch nur 10
% jener mit 10 bis 49 Beschäftigten.
AUF DEN PUNKT GEBRACHT
Initiative für die Wirtschaft.
Die digitale Transformation
unserer Gesellschaft bringt der
österreichischen Wirtschaft
enorme Chancen. Doch
Österreich scheint hier eine
industrielle Revolution zu
verschlafen. Die Plattform „Trust
in Cloud“ (TiC) ist eine Initiative
von EuroCloud, deren Mitglieder
die renommiertesten Anbieter
von Cloud-Technologien sind.
TiC hat sich zum Ziel gesetzt, die
heimische Wirtschaft – sowohl
große Industrieunternehmen als
auch KMU – fit für die Cloud zu
machen und das Vertrauen
in qualitativ hochwertige
Cloud-Lösungen zu stärken. Die
Initiative wird von allen anderen
großen IT-Organisationen
Österreichs unterstützt.
Österreich ist bereits
weit abgeschlagen
Tobias Höllwarth,
Vorstand EuroCloud Österreich,
Gründer von „Trust in Cloud“
.
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INTERNET
www.trustincloud.org
Im Jahr 2010 war die Cloud unbekannt. 2011 nur ein Hype, 2012
nicht relevant, 2013 zu riskant,
2014 aus Datenschutzgründen unmöglich. In Österreich werden relevante technologische Veränderungen für den Mittelstand solange verdrängt bis die wirtschaftlichen Konsequenzen schmerzen. Chancen und nachweisliche Erfolge innovativer
Cloud-Technologienwerdenübersehen,wirtschaftspolitische Maßnahmen bleiben aus.
Erforderlich wären bundesweite Strategien mit Vorbildwirkung, Aufklärungs- und Ausbildungsprogramme. Statt dessen beschäftigen wir uns lieber monatelang
mit Rauchverboten.
[email protected]
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Internationaler Vergleich. Im
Schnitt nutzen 19 % der EU
Unternehmen Cloud Dienste, v.a. Mail System und gemeinsame Dateiablage. 46
% dieser Unternehmen haben zusätzlich Finanz- und
Buchhaltungssoftware,
CRM und Infrastruktur aus
derCloud.12%setzendabei
auf Public Cloud Infrastruk-
„Trust in Cloud“
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Österreich: Nur 12 % nutzen Cloud Services