Offener Brief an die Einwohnerinnen und Einwohner des OT

GEMEINDE HELLINGEN
Landkreis Hildburghausen
Mitgliedsgemeinde der VG „Heldburger Unterland“
 036871/2 95 07
Fax 036871/3 00 86
An alle Einwohnerinnen und Einwohner
der Gemeinde Hellingen/ OT Hellingen
Hausanschrift:
Gemeinde Hellingen
Straße der Einheit 8
98663 Hellingen
bzw. über
Verwaltungsgemeinschaft
„Heldburger Unterland“
OT Heldburg
Häfenmarkt 164
98663 Bad ColbergHeldburg
Ihr Zeichen
Sachbearbeiter
Other
Aktenzeichen
Datum
2015-05-30
Informationen zur aktuellen Diskussion um das Lenin-Denkmal
Sehr geehrte Einwohnerinnen und Einwohner,
hiermit möchte ich mich heute mit Informationen an Sie wenden, die
sowohl für die bereits laufende Debatte als auch für die zukünftigen
Diskussionen und Entwicklungen rund um das o. g. Thema von Bedeutung
sind. Um die Einlassungen möglichst kompakt darzustellen, habe ich diese
in mehrere Punkte unterteilt und zusammengefasst:
1. Hergang der bisherigen Entwicklungen
Hier muss zunächst klargestellt werden, dass das Thema zu keiner Zeit
einer
Hinterzimmer-Diskussion
Willensbildungsprozess
gebietet
entwachsen
es,
die
ist!
Der
zuständigen
demokratische
Gremien
der
Gemeinde entsprechend einzubinden, was bedeutet, dass hier zunächst
der Haupt- und Finanzausschuss in ordentlicher Art und Weise über das
Vorhaben unterrichtet wurde. Mein gezielt-konstruktiver Vorschlag einer
Abschaffung des bestehenden Denkmals und einer Neuinstallation eines
Schiller-Denkmals wurde einhellig zugestimmt. Daraufhin habe ich dem
Ausschuss signalisiert, dieses Thema im Gemeinderat vorzubringen.
In der öffentlichen Gemeinderatssitzung vom 07.05.2015 in Käßlitz habe
ich den gesamten Gemeinderat über die Idee ausführlich informiert und
den Diskussionsprozess angestoßen. Endergebnis der Diskussion im Rat
war, und so ist es auch protokolliert worden, dass der Gemeinderat der
Abschaffung des Lenin-Denkmals zustimmt. Somit wurde ich beauftragt,
die nächsten Schritte einzuleiten und den Entscheidungsprozess für die
Gemeinde weiter zu forcieren.
2. Fakten zu einem möglichen, neuen Schiller-Denkmal
Um einen konstruktiven Vorschlag unterbreiten zu können, musste
zunächst
einmal
eine
Idee
zu
Papier
gebracht
werden.
Dankenswerterweise hat der Schleusinger Künstler, Benedikt Solga, einen
kostenfreien Entwurf zur Verfügung gestellt, den ich ebenfalls den
Gremien vorgestellt habe. Dieser Entwurf umfasst ein Denkmal aus
Cortenstahl, da selbstverständlich auch hier auf die Kostenseite geachtet
werden muss. Preislich bewegt man sich beim geplanten Modell zwischen
maximal 8.000 und 9.000 Euro. Die Demontage des Lenin-Denkmals
würde der Bauhof übernehmen, somit entstünden keine zusätzlichen
Kosten. Zudem stellte dieser relativ neue Werkstoff mit seiner oxidierten
Oberfläche den nahezu perfekten Brückenschlag zwischen der Moderne
(2015) und der Zeit Schillers (1759-1805), der „Weimarer Klassik“, dar.
Neben
dem
Antlitz
Schillers,
das
aus
dem
Material
markant
herausgearbeitet werden kann, sollte auch ein passendes Zitat Platz
finden. In Anbetracht des 25-jährigen Jubiläums der Deutschen Einheit
und der kürzlich erfolgten Umbenennung der „Hauptstraße“ in „Straße der
Einheit“ böte sich das Thema „Einheit in Freiheit“ geradezu an. Dies
spiegelt ein quasi zeitloses Zitat aus Schillers Wilhelm Tell am besten
wider: „Wir sind ein Volk, und einig wollen wir handeln.“. Somit erhielte im
110. Jahr der Taufe des Schillerplatzes an der Schillerstraße auch ein
Schiller-Denkmal seinen Platz, welches im „Land der Dichter und Denker“
sicherlich keine allzu schlechte Figur abgäbe! An dieser Stelle ist noch
einmal ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass die Diskussion bisher
überhaupt keine ideologische Komponente beinhaltete.
Vielmehr soll hier eine geistig-kulturelle Debatte ihren Platz finden und die
Suche nach der besten und nachhaltigen Lösung im Mittelpunkt stehen.
Dies betrachte ich vollkommen rational und freue mich ebenso über
konstruktive Einwürfe vonseiten der Bürger.
3. Gegenargumente und weitere Beweggründe
Hier ist zunächst zu erwähnen, dass ich persönlich mit einigen Bürgern
Gespräche geführt habe, die auf den in Umlauf gebrachten Listen
unterschrieben haben. Daneben wurden mir ebenfalls von den Initiatoren
der Unterschriftenlisten einige Argumente für die Beibehaltung des
bestehenden
Denkmals
übermittelt.
Diese
habe
ich
zur
Kenntnis
genommen und akzeptiert. Zugleich möchte ich ein paar dargelegte
Äußerungen meinerseits einordnen (ausführlicher tue ich das gerne im
persönlichen Gespräch bzw. in der nächsten Gemeinderatssitzung):
a) Die Ablehnung eines neuen Denkmals, nur, weil es neu ist und anders
aussieht, ist aus meiner Sicht kein tragendes Gegenargument. Denn
Kunst, noch dazu in moderner Art und Weise, finden niemals alle gleich
gut bzw. schlecht. Es wird immer eine Frage des jeweiligen Geschmacks
bleiben!
b) Das Argument, hier werde Steuergeld verschwendet, kann ich in Bezug
auf dieses Vorhaben nicht nachvollziehen. Zunächst einmal müsste der
Gemeinderat das Ganze haushalterisch genehmigen. Des Weiteren würde
bei diesem öffentlichen Vorhaben nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten
entschieden, also der wirtschaftlich günstigste Bieter ausgesucht. Andere,
bereits vorgesehene
beeinträchtigt.
Maßnahmen,
Gelder
für
würden unter
„Alltagsmaßnahmen“,
keinen Umständen
wie
zum
Beispiel
Straßensanierungen etc., stehen nach wie vor im Haushalt der Gemeinde.
Langfristige
Vorhaben,
wie
beispielsweise
Investitionen,
stehen
im
Vermögenshaushalt und sind somit von dieser Maßnahme komplett
separiert. Aus meiner Sicht ist eine Ausgabe im vierstelligen Bereich
jedoch generell ungeeignet, um von Steuergeldverschwendung sprechen
zu können!
c) Ein weiterer Hinderungsgrund, der mir übermittelt wurde, ist die Frage
der Entscheidungsbefugnis in dieser Frage. Zwangsläufig ist es so, dass
hier der Gemeinderat entscheiden muss. Somit ist es nicht ausschließlich
eine „Hellinger“ Frage, da ja alle Ortsteile von den Räten repräsentiert
werden. Alle Gemeinderäte haben ein freies Mandat und sind nur ihrem
Gewissen verpflichtet. Bei Fragen, die die anderen Ortsteile betreffen,
müssen die „Hellinger“ Gemeinderäte ja ebenso ein Votum abgeben. Also
sind auch in dieser Frage alle gemeinsam verantwortlich, um eine
Entscheidung zu treffen.
4. Weitere Schritte zur Lösungsfindung
Der bereits erwähnte Eingang der Unterschriftenlisten aus Hellingen zeigt
das große Interesse an diesem Thema. Die Willensbekundung vieler
Einwohnerinnen und Einwohner Hellingens, zugunsten einer Erhaltung des
bestehenden Denkmals, wird mit Sicherheit nicht unter den Tisch fallen,
sondern vielmehr als beachtenswerter Punkt bei der Entscheidungsfindung
einfließen.
Allerdings
gehört
es
in
einer
Demokratie
zu
den
Wesenselementen, dass die vom Volk gewählten Gremien Entscheidungen
mit Mehrheitscharakter treffen müssen. Und das ist auch gut so, denn
irgendwann muss eine Entscheidung gefällt werden! Deshalb wird in der
nächsten Gemeinderatssitzung ein entsprechender Aufhebungsbeschluss
zum Denkmalerhaltungsbeschluss aus dem Jahr 1999 eingebracht, der
dann zur Diskussion und Abstimmung stehen wird. Entweder findet sich
dann eine Mehrheit für die Erhaltung des bestehenden Denkmals oder eine
Mehrheit für die Entfernung desselben. Die dann getroffene Entscheidung
wird in jedem Fall eine ausgewogene und gerechtfertigte sein. Eben diese
ist dann auch vollumfänglich und von allen zu akzeptieren!
Für Rückfragen stehe ich jederzeit zur Verfügung!
Mit freundlichen Grüßen
Christopher Other
Bürgermeister