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Immer zu Späßen aufgelegt, der Sieger des Trialwettbewerbes, Vincent Hermance.
Eine der deutschen Nachwuchshoffnungen, die
16-jährige Theresa Lenz aus Dettingen/Erms.
Ralf Mellert erzählt seine Geschichte Johannes
Heinrich vom Chariteam München.
Ein schöner Rücken kann entzücken, und dafür
gibt es sogar ein Autogramm.
Heubach hat am Wochenende einiges an Masse verloren, denn die Fahrer räumten viel Schlamm
ab. „A muddy race“ – ein schlammiges Rennen, wie auch Gunn-Rita Dahle-Flesja meinte.
Ein langer Weg zurück ins Leben, mit Sport und viel Freude. Ralf Mellert freut sich mit der deutschen Spitzenfahrerin Adelheid Morath über deren vierten Platz.
Fotos: apr
Ein Biker und seine Lebensgeschichte
Bike the Rock: Weltklasse-Rennen, Charity und eine bewegende Geschichte über eine gelungene Rückkehr ins Leben
Es war ein besonderes Bike the RockWochenende, für den Sport und
für einen Menschen, der sich seit
15 Jahren unter anderem mit dem
Mountainbiken ins Leben zurück
kämpft. Dass er dies kann, dafür
sorgen auch die Rennradler vom
Chariteam München.
Von Alfred Pradel
Mountainbiken verbindet. Wer es nicht
glaubt, der kann dies beim Bike the Rock
fühlen. Egal ob es die Downhiller sind,
die Damen und Herren der Elite, die Trialer: So sehr die Konkurrenz um die Plätze
die Wettbewerbe prägen, so sehr versteht
man sich am Rande des Wettkampfgeschehens.
Das Bike the Rock hat sich in den vergangenen Jahren zu einer besonderen
Marke des Radsports in der Region entwickelt, auch abseits der Strecken. Ob es
nun ein Rekordversuch für das Guinness
Buch der Rekorde ist, der dieses Jahr ausgefallen ist, oder eine besondere Aktion,
stets findet auch Begleitendes statt.
In diesem Jahr war das Bike the Rock
für einen jungen Mann und das Chariteam München ein besonderes Ereignis.
Ralf Mellert lautet der Name des jungen
Mannes. Er ist begeisterter Mountainbiker, schon bei vielen Rennen mitgefahren,
war auch schon beim Alb-Extrem am
Start. Aber wer seine Geschichte kennt,
würde das nicht glauben wollen. Denn
Ralf Mellert, heute 36 Jahre alt, muss sich
nach einem schweren Unfall – er kam bei
Glatteis von der Straße ab und prallte gegen einen Baum – seit 15 Jahren zurück
ins Leben kämpfen. Und er kämpft jeden
Tag, in der beruflichen Karriere und beim
geliebten Radfahren.
„Mein Genick war gebrochen, ich hatte
ein Schädelhirntrauma dritten Grades,
aber ich wurde so fachmännisch aus meinem Auto gerettet, dass ich weiterleben
durfte. Nach zehn Tagen im Koma war ich
soweit, in Neresheim eine Frührehabilitation zu beginnen. Es folgten Rehas in
Karlsbad und Gailingen am Bodensee.“
Dass Ralf Mellert so schnell so fit wurde
wie er heute ist, verdankt er auch einem
Freund, der ihn mit dem Mountainbike
anfreundete. Denn: „Ich war vorher nie
Sportler, mein Unfall passierte drei Monate vor dem Abitur und auf dem Heimweg von der Musikprobe. Aber der Sport
hat mir unheimlich geholfen, wieder der
zu sein, der ich heute bin.“ Wichtig ist für
Mellert, dass er bei jeder Fahrt einen
Helm trägt und hofft, dass alle beim Radoder Skisport einen Helm tragen. „Damit
könnten viele Schicksale, wie ich eines zu
tragen habe, vermieden werden.“ Auch
wenn man es dem jungen Mann aus Sulzbach an der Murr nicht ansieht, leidet er
bis heute an den Unfallfolgen. Nach einer
gewissen Zeit kommt die Müdigkeit, die
Konzentration lässt nach, ebenso die
Merkfähigkeit. Aber er regeneriert auch
schnell, hat sich mit eisernem Willen die
Fachhochschulreife erarbeitet, konnte
wieder zurück zu seinem Arbeitgeber, der
Firma Trumpf in Ditzingen, die ihn auch
für eine zweijährige Weiterbildung in
Nürnberg freigestellt hat.
„Seit heute ist es mein Traum, bei
Bike the Rock mitzufahren“
Noch in diesem Jahr wird er die Ausbildung zum technischen Produktdesigner
abschließen, sein Arbeitgeber wartet auf
ihn. „Ich bin sehr dankbar, dass ich bei
meiner Firma immer eine Chance und
eine Perspektive bekommen habe.“ Und
auf noch etwas freut sich Ralf Mellert
nach seinem Bike the Rock-Abenteuer am
Wochenende. „Ich werde fleißig trainieren, werde mir die Strecke hier einmal
anschauen. Seit heute ist es mein Traum,
bei Bike the Rock mitzufahren. Ich werde
mich, wenn ich gesund bleibe, 2016 bei
den Hobbyfahrern anmelden.“ Eine kleine Motivationsspritze in Form eines
T-Shirts hat ihm gestern Petra Lange vom
Bike the Rock-Orgateam schon einmal
überreicht. Dass Ralf Mellert so gut ins
Leben zurückfinden konnte, hat er auch
der Hilfe der ZNS-Hannelore-Kohl-Stiftung zu verdanken, die sich sehr um ihn
gekümmert hat. Diese Stiftung wiederum
wird vom Chariteam München unterstützt, dem mit 200 Mitgliedern größten
Rennrad-Jedermann-Team in Deutschland. Jürgen und Eva Lang aus Heubach
sind seit Jahren begeisterte Teammitglieder und sie haben anlässlich des Bike the
Rock Mitglieder nach Heubach eingeladen. Bei dieser Gelegenheit konnten sie
das Team und ihr Anliegen den vielen Zuschauern näherbringen. Die Begegnung
mit Ralf Mellert hat alle darin bestärkt, in
ihrem Werben um Spenden für Menschen
mit Schädelhirntrauma nicht nachzulassen. „Es ist schön zu sehen, dass die Gelder Menschen helfen, ihr Schicksal zu
meistern und so gut als möglich in ihr Leben zurückzufinden“, so Jürgen Lang bei
der ersten Begegnung mit Mellert.
„Es zeigt sich am Beispiel von Ralf,
dass der Sport, auch der Radsport, bei der
Reha sehr hilfreich ist. Ich hoffe, wir können den weiteren Weg von ihm verfolgen
und wir heißen Ralf schon heute im kommenden Jahr in Heubach willkommen.“
Die Mitglieder des Chariteams betonten
im Gespräch auch den Jedermanngedanken. Neue Mitglieder, die gerne im Team,
in einer tollen Gruppe Radfahren, auch
bei Etappenfahrten von München nach
Hamburg oder in anderen Gegenden mit
dabei sein wollen, sind immer herzlich
willkommen. Ralf Mellert auf jeden Fall
freut sich, dass er sein persönliches
Schicksal erzählen darf, denn treffen
kann es jeden. „Es ist schön, wenn man
ein helfendes Umfeld hat, wenn man nur
die Nebenwirkungen der Verletzungen
bewältigen muss, aber ein gewisses soziales Umfeld bleibt. Da bin ich auch meinen
Eltern sehr dankbar, denn für sie waren
die Zeiten nicht einfach.“
Bike the Rock – die Marke für Stadt
und Region blickt ins Jahr 2016
Ein Wohlfühlumfeld für die Fahrer,
aber auch für die Zuschauer, klasse Wettkampfbereiche mit den Downhill- und
Rennstrecken sowie dem Trialbereich.
Heubach hat sich als Austragungsort für
den Mountainbikesport mit Bike the Rock
einen international wohlklingenden Namen erarbeitet. 880 Fahrerinnen und Fahrer haben am vergangenen Wochenende
um gute Platzierungen gekämpft. Wenn
es nach dem Heubacher Bürgermeister
Frederick Brütting und Organisationschef Eckhard Häffner geht, dürfen es im
kommenden Jahr gerne noch mehr sein.
„Wir hatten in diesem Jahr mit Annika
Langvad, Adelheid Morath, Gunn-Rita
Dahle-Flesja sowie Yana Belomoina bei
den Damen und Julien Absalon, Nino
Schurter, Florian Vogel und Moritz Milat
bei den Herren Vertreter der absoluten
Weltspitze in Heubach.“
Bei vielen Fahrern steht der Bike-theRock-Termin schon früh ganz fest im Kalender. „Wir rechnen im kommenden Jahr
mit einem qualitativ und quantitativ
gleichwertigen Fahrerfeld. Die spannende Frage wird sein, wer vom Nachwuchs
nachkommt“, so Frederick Brütting, der
sich seit Sonntagabend auf Bike the Rock
2016, die 16. Auflage des Mountainbikeklassikers, freut.
Gute Freunde, die Trialfahrer der Weltklasse. So gute Freunde, dass sich einer für den anderen für kleine Kunststücke auf den Boden legt. Das Publikum
hatte trotz des Regenwetters seine große Freude an den Showeinlagen der Sportler.