Vergleichstest_MB Sprinter 316 CDI gegen VW Crafter 35 TDI Zwei Profis, zwei Marken, ein Konzept: professionelle 3,5-Tonner, die keinen Omnibusführerschein erfordern. Bruderzwist in der Einstiegsklasse W Beide 3,5-Tonner gibt es beim Mercedes- oder VW-Händler zu kaufen, gefertigt werden die beiden Kleinbusse im gleichen Werk. Doch es sind nicht nur die Markenzeichen, die Crafter und Sprinter unterscheiden. Wesentlicher Unterschied unter der Haube: Der etwas größere CDIDiesel kann mit Automatikgetriebe kombiniert werden, den TDI gibt es nur mit Handschaltgetriebe. B 10 bu st wn A N Z EI G E er einen geräumigen und komfortablen Kleinbus sucht, landet früher oder später beim Sprinter. Oder bei einem Crafter, der ja beinahe baugleich daherkommt. Er rollt ja ebenfalls im Daimler-Werk 0 21 54/95 80-0 Düsseldorf vom Band und wird mit der gleiwww.boeckels.de chen Sorgfalt montiert. Noch bis Ende 2015 jedenfalls, dann endet die Zusammenarbeit der beiden Konzerne. Die Produkte aus Düster“, der so gut wie alles besser können soll. seldorf gelten als Benchmark in der Branche. Nicht so beim Partner VW, der für seinen Erst jüngst hat die Van-Sparte von Mercedes 111460_Boeckels_Bus_Fahrt.indd 1 20.06.13 Crafter keine Notwendigkeit für die neuesten mit einer großen Modellpflege nochmal nachErrungenschaften sieht. Dort läuft bereits die gelegt. Man spricht dort vom „neuen SprinEntwicklung für einen konzerneigenen Nachfolger auf Hochtouren, schon 2016 ist mit ihm zu rechnen. Aber noch ist es nicht so weit. Die beiden Minis stehen für Premiumqualität und Komfort, sie lassen ihre Transporter-Herkunft fast vergessen. Wenn sich die Schiebetür öffnet, finden acht Fahrgäste unisono auf vollwertigen Sitzplätzen mit Dreipunktgurten und Kopfstützen Platz. Inklusive großzügigem Fußraum, im Fond herrscht volle Stehhöhe, wie in großen Bussen auch. Selbst beim Aussteigen muss der Fahrgast seinen Kopf nicht einziehen. Die elektrische Schiebetür des Sprinter ist mannshoch, man bekommt sie auch für den Crafter – die Sprinter-/CrafterEntwickler haben hier nicht gespart. Ebenso 15:28 Die Bus-Fahrt auf Ihrem Tablet! wenig bei der Klimatisierung: Wärmetauscher im Fond heizen den Fahrgastraum, und auf den Dächern sitzen Kältemaschinen. Sowohl der Mercedes als auch der VW besitzen zwei Klimageräte: Unter der Haube sitzt je eine ACAnlage, die den Fahrerbereich kühlt. Lesen Sie ab sofort die Bus-Fahrt auch auf Ihrem Smartphone oder Tablet! Wir bieten Ihnen eine App, die für alle Smartphones und Tablets mit iOS- und Android-Systemen optimiert ist. Sie können die App kostenfrei im Apple App-Store oder im Google Play Store herunterladen. Anschließend können Sie die digitalen Ausgaben in der Kiosk-App freischalten oder kaufen! A N Z EI G E T J ETZ E N B A G S 3 AU TESTE N! IS T A R : G code r chalt Freis rt-Neujah Fah Bus- CDI gegen TDI Wesentliche Unterschiede findet man unter der Haube. Denn für den Vortrieb ihrer rund 6 m langen Minis setzen Mercedes und VW auf eigene Dieselmotoren. Unter der Sternhaube sitzt der universelle OM 651-Vierzylinder, die 2,1-l-Maschine tritt hier als Topvariante mit 120 kW/163 PS an. Sie kommt auch sofort gewohnt antrittsstark zur Sache und zeigt sich selbst mit voller Auslastung quicklebendig. Dank zweistufiger Turboaufladung hängt der Vierzylinder beinahe bissig am Gas und stemmt sich mit bis zu 360 Nm Drehmoment vehement gegen alle Fahrwiderstände. Dann auf der Autobahn schafft er trotz Hochdach fast 160 km/h Spitze, beim Ausdrehen klingt er etwas angestrengt. Noch neu ist die 7GTronic-Automatik aus dem PKW-Programm, sie geht dem Diesel mit elektronischer Intelligenz zur Hand. Mit sieben Gängen werden die Fahrstufen und Schaltpunkte feiner sortiert, das Getriebe schaltet beinahe ruckfrei und belohnt maßvolles Gasgeben mit niedrigen Drehzahlen. Wer mit Augenmaß fährt, unterbietet ziemlich sicher die magische 10-l-Marke. Aber schnell wird klar: Wer schneller als 120 km/h fährt, zahlt einen Expresszuschlag. Für die künftig geforderten Euro-6-Abgasgrenzwerte verpassten die Motorenentwickler dem Vierzylinder zusätzlich einen SCR-Kat, Omnibusfuhrparks sind mit dieser Abgastechnologie längst vertraut. Unser Crafter-Minibus muss noch ohne neuesten Abgasstandard auskommen, für den Blue-Motion-Kombi wird ein Euro6-konformer Antrieb noch nicht angeboten. Im kantigen Crafter-Bug sitzt der 2,0-l-TDI, der Universaldiesel der Norddeutschen. Mit ebenfalls 120 kW/163 PS herrscht Leis- Nutzen Sie sämtliche Vorteile der Magazin-App: •Gesamtes Heft auf Ihrem Tablet •Feedback- und Empfehlungsfunktionen •Archiv •Seitenvorschau •Lesezeichen •Inhaltsverzeichnis •Offline-Magazin Medien für die Omnibusbranche bus-fahrt.com B 11 Vergleichstest_MB Sprinter 316 CDI gegen VW Crafter 35 TDI Technische Daten: MB Sprinter 316 CDI – Grundpreis 40.706,– E Motor Längs montierter Diesel-Vierzylinder OM 651, 4 Ventile pro Zylinder, zweistufige Turboregisteraufladung mit Ladeluftkühlung, Common-RailDirekteinspritzung, Euro 6 mit Abgasrückführung, SCR-Kat und Partikelfilter. 2.143 cm³ Hubraum 120 kW/163 PS bei 3.800/min Leistung Max. Drehmoment 360 Nm bei 1.400–2.400/min profilachse an Einblatt-Parabelfedern. Bereifung 235/65 R16 C. Bremsanlage Messwerte Leergewicht Testgewicht Hydraulische Scheibenbremsen vorn und hinten; ABS, Bremsassistent, elektronische Bremskraftverteilung; lastabhängiges ESP mit ABS und ASR, Optional: Seitenwindassistent, Collision Prevention Assist, Spurwarner. Beschleunigung: 0–60 km/h Kraftübertragung Maße und Gewichte Höhstgeschwindigkeit Heckantrieb, 7-stufige Wandlerautomatik 7 GTronic. Radstand 3.665 mm Nutzlast 855 kg Fahrwerk Länge/Breite/Höhe Kapazität Vorn Einzelradaufhängung mit Querblattfeder und Dämpferbeinen; hinten angetriebene Rohr- zul. Gesamtgewicht 6.069 x 1.993 x2.950 mm 8 Personen 3.500 kg Kraftstofftank 75 l 0–80 km/h 0–100 km/h 2.645 kg 3.490 kg 5,5 s 9,2 s 14,4 s 159 km/h Innengeräusche in db (A) 80 km/h 120 km/h Verbrauch Normalstrecke: 100 km/h 65,0 70,5 9,53 l daten gehen mit Start-Stopp-Systemen und Spritspar-Technologien an den Start. Wobei der Sprinter im Stadtverkehr einfach besser und schneller reagiert und den VW etwas alt aussehen lässt. Hohe Komfortnote für beide Minis Im Sprinter: gleiche Armaturen, aber neue Schalter für die Assistenzsysteme Wesentliche Unterschiede findet man unter der Haube. Denn für den Vortrieb ihrer rund 6 m langen Minis setzen Mercedes und VW auf eigene Dieselmotoren. B 12 tungspatt, doch der kleinere Bi-Turbo-Motor hat ins Sachen Drehmoment mit 400 Nm die Nase vorn. Spürbar wird das Plus allenfalls beim Durchzug, aus dem Stand hat der Crafter mit einer kapitalen Anfahrschwäche zu kämpfen. Erst mal in Schwung macht der TDI dem Crafter Beine – auf der Autobahn ist der VW sogar noch etwas flinker als der Sprinter. Der TDI verbrennt Kraftstoff nach Euro-5-plus-Reinheitsgebot, der Betreiber tankt nur Diesel und braucht sich um Adblue nicht zu scheren. Aber an der Tankstelle kann der VW keinen Vorteil herausschlagen. Zwei Sektgläser auf 100 km, nicht die Welt, nimmt er vom kalorienhaltigen Brennstoff mehr als der Sprinter zu sich. Beide Kandi- Geht es um Komfort und die Fahreigenschaften, marschieren Crafter und Sprinter im Gleichschritt. Hier gibt es nichts zu meckern. Beide laufen mit langem Radstand fast unbeirrbar geradeaus, die gute Straßenlage wird trotz des einfachen Fahrwerk-Layouts nicht mit Härte erkauft. Und sie laufen dezent leise, innen wie außen, weder Fahrgäste noch Passanten werden belästigt. Dem Fahrer helfen große Einschlagwinkel in engen Gassen, die leichtgängige Lenkung führt gefühlvoll durch den Verkehr. Überhaupt die Ergonomie: beispielhaft in dieser Fahrzeugklasse. Wobei es der Sprinter, bedingt durch seine Automatik, seinem Fahrer leichter macht. Der VW-Chauffeur muss Gas und Kupplung im Stop-andgo-Verkehr virtuos beherrschen, um keine schlechte Figur abzugeben. Kein Unterschied bei den Bremsen: Die Scheibenbremsen an den Rädern packen bei Bedarf bissig zu. Für viel Geld (rund 4.000 Euro) gäbe es für beide einen Telma-Retarder, den wir aber für einen 3,5-Tonner verzichtbar halten. ESP haben beide von Haus aus, aber nur der Sprinter hat einen Seitenwindassistenten. Auf der Autobahn kann ihn der 2,90 m hohe Minibus auch gut gebrauchen, wenn er bei voller Fahrt seitliche Böen einfängt. Man spürt nur ein leichtes Zupfen, wenn Technische Daten: VW Crafter 35 TDI – Grundpreis 37.005,– E Motor Bereifung 235/65 R16 C. Testgewicht Längs montierter Diesel-Vierzylinder 2,0 TDI, 4 Ventile pro Zylinder, Bi-Turboaufladung mit Ladeluftkühlung, Common-Rail-Direkteinspritzung, Euro 5 plus mit Abgasrückführung, Oxikat und Partikelfilter. 1.968 cm³ Hubraum 120 kW/163 PS bei 3.600/min Leistung 400 Nm bei 1.800/min Max. Drehmoment Bremsanlage Beschleunigung: Kraftübertragung Nutzlast Hydraulische Scheibenbremsen vorn und hinten; ABS, Bremsassistent, elektronische Bremskraftverteilung; lastabhängiges ESP mit ABS und ASR, Maße und Gewichte Länge/Breite/Höhe Radstand Kapazität Heckantrieb, 6-Gang-Handschaltgetriebe zul. Gesamtgewicht Kraftstofftank Fahrwerk Vorn Einzelradaufhängung mit Querblattfeder und Dämpferbeinen; hinten angetriebene Rohrprofilachse an Einblatt-Parabelfedern. 5.910 x 1.993 x2.897 mm 3.665 mm 880 kg 8 Personen 0–60 km/h 7,0 s 0–80 km/h 10,6 s 0–100 km/h 16,0 s Höhstgeschwindigkeit Innengeräusche in db (A) 80 km/h 65,8 75 l 120 km/h 70,5 Verbrauch Normalstrecke: 2.620 kg 100 km/h der Lenkwinkel-Sensor den Windeinfluss registriert und mit einer Einzelradbremsung an der Windseite pariert. Selbst eine Notbremsfunktion hat der Sprinter, wenn der Kunde das Fahrsicherheitspaket für 1.200 Euro mitbestellt. Es schließt Totwinkelwarner, Spurhalteassistent und die automatische Fernlichtbedienung mit ein. Im Ernstfall signalisiert ein automatischer Abstandswarner optisch die zu geringe Distanz zum Verkehrsteilnehmer, wenn es höchste Zeit wird, ertönt ein Warnton. Die letzte Gelegenheit für die richtige Reaktion: eine Notbremsung oder ein Ausweichen (wir haben diese Funktion nicht getestet). Der Brake Assist pro – so heißt das System im Daimler-Jargon – kann mit einer zielgenauen Bremsung noch rettend eingreifen – aber nur, wenn der Fahrer das Bremspedal tritt. bu st wn A N Z EI G E 0 21 54/95 80-0 www.boeckels.de Der Crafter liegt bei den Kosten vorn 111460_Boeckels_Bus_Fahrt.indd 1 20.06.13 Viele hilfreiche Goodies bekommt man für den Sprinter, der hier den Crafter links liegen lässt. Das an sich empfehlenswerte Automatikgetriebe für 2.000 Euro macht sich erst mit vielen Kilometern bezahlt – der Her- 160 km/h 3.500 kg Messwerte Leergewicht 3.485 kg steller verspricht 0,2 l/100 km Kraftstoffeinsparung. Nicht gerechnet der gesparte Kupplungsverschleiß, der dem Crafter irgendwann zu schaffen macht. Doch der Sprinter ist kein Billigheimer, fürs gleiche Geld bekommt man bei französischen Wettbewerbern schon professionelle 14- oder 17-Sitzer. So macht der günstig kalkulierte Crafter zuletzt noch etwas Rückstand wett. Gut 3.500 Euro spart der VW-Kunde, auch wenn der Crafter in Sachen Fortschritt dem Sprinter hinterher fährt. Nur 15:28 ein gutes Jahr noch, dann werden die Karten neu gemischt. Ob dann dieser Wettstreit noch so brüderlich geführt wird, darf bezweifelt werden. Wolfgang Tschakert 9,73 l Im Crafter: drei Pedale und manuelles Sechsgang-Getriebe Die beiden Minis stehen für Premiumqualität und Komfort, sie lassen ihre Transporter-Herkunft fast vergessen. B 13
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