Lousberg Gesellschaft Bürgerschaftliches Engagement 2003 bis 2015 Der Lousberg ist ein geologisch, kultur- und gartenhistorisch bedeutendes Erbe: Er ist ein Zeugenberg der urzeitlichen Lagunenlandschaft. In der Jungsteinzeit wurde hier Feuerstein abgebaut und bearbeitet. Bis zur napoleonischern Zeit eine kahle Schafsweide war er zentraler Punkt der Vermessung der Rheinlande durch Tranchot, an die der Obelisk erinnert. Auf Anordnung Napoleons begann 1807 nach dem Plan des Stadtgärtners M. Hoffmann die mühsame Erschließung des Berges durch Alleen, die 1815 der Düsseldorfer Hofgärtner M. F. Weyhe mit der Planung einer Parkanlage fortsetzte. Die Anlage wurde um 1900 durch Gartendirektor Grube neu gestaltet, von der Stadt aus mit Treppenanlagen erschlossen und um den Salvatorberg erweitert. Im Jahr 1995 wurde das Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet auch zum Gartendenkmal erklärt. Anfang der 2000er Jahre machte der Lousberg einen vernachlässigten Eindruck: Wege und Wiesen waren von Unkraut und Buschwerk überwachsen und oft nicht mehr passierbar, umgestürzte Bäume lagen in Hängen und Wegen, Treppen waren überwuchert, Sichtachsen zugewachsen, die Sicht von der Buchenallee in die Soers durch wilden Aufwuchs versperrt. Als im April 2003 nach einer Begehung des Lousbergs durch den Umweltausschuss die Stadt kein Interesse an einer Änderung des Zustands erkennen ließ, wurde im Juli von Bürgern auf dem Rondell-Fest der Nizzaallee auf Stellwänden über die Bedeutung des Lousbergs als Parkdenkmal informiert und die Idee einer "Lobby für den Lousberg" geboren. Im September fand eine von zahlreichen Anwohnern besuchte Veranstaltung in der ehem. Kirchenmusikschule in der Weyhestraße statt, bei der über die Chancen eines Bürgervereins gesprochen wurde; dort auch gründeten dann am 22. November 2003 35 Personen die "Lousberg Gesellschaft - Bürgerverein zur Erhaltung und Pflege des Parkdenkmals Lousberg": "Ziel des Vereins ist die Erhaltung und Entwicklung des Landschaftsparks Lousberg und Salvatorberg, der 1807 eingerichtet wurde, sowie die Erhaltung und Förderung seines Umfeldes. Dies soll unter Berücksichtigung der vielfältigen natürlichen und historischen Elemente geschehen. Informationen und Veranstaltungen sollen die Bedeutung des Parkdenkmals bekannt machen. Der Verein strebt an, die Stadt Aachen bei der Pflege und Gestaltung der historischen Anlage zu unterstützen. Die Mitglieder wollen ihre besondere Verbundenheit mit diesem bedeutsamen Erbe der Aachener Bürger und Bürgerinnen Ausdruck verleihen. Der Verein dient ebenfalls der Pflege der Nachbarschaft rund um Lousberg und Salvatorberg." Als Gründungsvorstand wurden gewählt: Axel Deubner - Vorsitzender, Sibille Spiegel stellvertretende Vorsitzende, Helena Poll - Schriftführerin und Doris Virnich - Schatzmeisterin. Ein Beirat aus fachkundigen Mitgliedern ergänzt den Vorstand auch heute noch. Umgehend wurde Anfang 2004 mit der Arbeit begonnen, ein Internet-Auftritt eingerichtet und schon im Februar Kontakt mit den für den Lousberg zuständigen Ämtern gesucht: Mit dem Stadtbetrieb, Umwelt-, Denkmal- und Planungsamt, Verkehrsverein und Vertretern des Landschaftsbeirats. Bei einem Treffen mit Mitgliedern des Arbeitskreises Denkmalpflege der Stadt Aachen wurde die Pflege des Parkdenkmals und die Erstellung eines Parkpflegewerks zum gemeinsamen Anliegen erklärt. Als erste Maßnahmen wurden die PKW-Zufahrt zu 12 Aposteln und zur Buchenallee mit Pollern gesperrt und die Hangkante in der Buchenallee zur Soers frei geschnitten, so dass wieder die Sicht in die Soers möglich war wie auf historischen Bildern zu sehen. 1/4 -2- Seite 2 Landschaftsarchitekt Hans Sauren, Mitglied des Beirats der LG, erstellte nach intensiven Diskussionen einen umfangreichen Katalog, der Pflegemängel erfasste und Maßnahmen zur Behebung aufgezeigte, wobei in den Gesprächen mit der Stadt immer betont wurde, dass die Belange des Denkmalschutzes und des Natur- und Landschaftsschutzes mit den Fachämtern abgestimmt werden sollten. Um die Ziele des Vereins bekannt zu machen, wurden ab Frühjahr 2004 Jahresprogramme erstellt. Das erste zeigte praktisches Bürgerengagement: Das Beet zwischen den Säulen wurde in Patenschaft übernommen und neu bepflanzt sowie im Herbst 1000 Narzissenzwiebeln in der Wiese vor dem Drehturm gesetzt. Eine erste Exkursion nach Düsseldorf zum deutschen Gartenmuseum in Schloss Benrath informierte über Gartenkunst. In Vorträgen, zunächst noch im Gregoriushaus an der Weyhestraße, wurde über Aspekte des Lousbergs gesprochen. Von Anfang an informierte die LG auch die Aachener Presse über ihre vielfältigen Aktivitäten. Die Jahresprogramme und Rückblicke, Fotodokumente und die Pressearbeit sind archiviert. Auch im Jahr 2004 noch wurde das große Projekt der Wiederherstellung der Buchenallee in Angriff genommen. Statt eines kompletten Neuaufbaus hat die LG für eine behutsame Erneuerung geworben, nämlich die alten und gesunden Buchen zu erhalten, damit die Geschichte der Allee ablesbar bleibt, und die Lücken mit Nachpflanzungen zu schließen. Eine intensive Patenschaftssuche begann und im Frühjahr 2006 ergänzten dann 40 junge Buchen den alten Bestand. Alle Sponsoren erhielten eine Urkunde; der Spendenscheck wurde an die Bürgermeisterin Astrid Ströbele übergeben. Ende des Jahres 2004 kam es zu ersten Kontakten zum Sozialwerk Aachener Christen: Geplant wurde eine "Beschäftigungsinitiative für Langzeitarbeitslose", die, im Forsthaus auf dem Lousberg untergebracht, für Aufräum- und Pflegearbeiten zuständig sein sollte. Ab dem Frühjahr 2005 nahm unter Anleitung der Landschaftsarchitektin Anette Sommer das "Lousberg Projekt" seine Arbeit auf - in enger Zusammenarbeit, im Austausch von Erfahrungen und mit gegenseitige Hilfe bei "Hand und Spanndiensten " mit der Lousberg Gesellschaft. Seit vor einem Jahr Frau Sommer zum Stadtbetrieb wechselte, leitet der Landschaftsarchitekt Martin Heinrichs die Gruppe. In Sorge um den Bestand der Lousberggruppe hat die LG sich immer wieder für den Verbleib des Projekts in der öffentlichen Förderung erfolgreich ausgesprochen die gelungene Zusammenarbeit mit einer ehrenamtlichen Bürgerinitiative wurde von der Stadt als bemerkenswert angesehen. Erfreulicherweise wurde im April 2005 das Drehturm - Restaurant wiedereröffnet, betrieben von der Sozialorganisation WABE; so konnten die Besucher des Lousbergs wieder täglich die schöne Aussicht im Drehcafé genießen. Inzwischen aber ist der Drehturm, obwohl ein Technisches Denkmal, zu einem Büroturm umgebaut; dadurch ist die Aussicht jetzt nur noch am Sonntag möglich. Der Büroturm verursacht auch weiteren PKW-Verkehr im Park: Er beansprucht mehr Flächen für Stellplätze und verschärft die Verkehrsbelastung, was allgemein als Beeinträchtigung des Parkdenkmals, der Erholungsfunktion und der Sicherheit der Besucher kritisiert wird. Im September 2005 mietete die Lousberg Gesellschaft von der Stadt Aachen den Kerstenschen Pavillon - auch Couven - Pavillon genannt - an, der bisher privat genutzt war. Dies wurde ermöglicht durch großzügige monatliche Spenden aus der Mitgliedschaft und von Freunden des Lousbergs. Jetzt konnte die LG Ausstellungen, Vorträge, Informationen und Veranstaltungen an diesem besonderen Ort stattfinden lassen. 2/4 -3- Seite 3 Damit der barocke Pavillon auch mit seinem Umfeld - Garten, Brunnen, Gitter - als Auftakt und Eingang zum Park wahrgenommen wird, wurde mit der Wiederherstellung des Geländes begonnen, das vertraglich in der Obhut der LG ist. Auch hier erstellte Hans Sauren einen Pflanz- und Pflegeplan. Durch Mitglieder wurde der Wildwuchs um den Pavillon herum beseitigt, das Gelände gestaltet und neu bepflanzt. In vielen Einsätzen beteiligten sie sich bereitwillig und mit Begeisterung, einige auch mit finanziellem Einsatz - damals wie heute. Die Öffnung des Pavillons für Ausstellungen, Vorträge, Versammlungen seit 2005 und nicht zuletzt auch die regelmäßigen Öffnungszeiten des Pavillons, brachten dem Anliegen der LG große Publizität. Sowohl in finanzieller Hinsicht, als auch durch praktische Arbeit zeigten sich die Mitglieder, aber auch Freunde des Lousbergs den Zielen des Vereins sehr verbunden. Der Verein ist kontinuierlich gewachsen auf bis heute über 200 Mitgliedern. Im Jahr 2005 nahm die LG auch zum ersten Mal am bundesweit statt findenden "Tag des offenen Denkmals" teil. Seitdem beteiligte sie sich mit Führungen und Ausstellungen unter seinem alljährlich neu gestellten Motto. In der Programmgestaltung wurde darauf geachtet, auch über die historischen Dimensionen des Lousbergs durch Vorträge zu informieren: - zur Geologie : Prof. Kasig, RWTH Aachen, 2007 und Prof. Walter RWTH Aachen, 2010, - zum Feuersteinbergwerk der Jungsteinzeit : J. Weiner, Amt f. Bodendenkmalpflege i. Rhld, 2004, - zu den Planungen in der Franzosenzeit: Prof. Dauber, Aachen, Trier, 2004, - zur Parkplanung 1815 durch M.F. Weyhe: Frau Dr. M. Ritter, Dortmund, 2005, - zu den Parkplanungen im 19. Jahrhdt. - von Hoffmann über Weyhe bis Grube: Dr. P. Gleißner, Stadt Aachen, 2007, - zum angrenzenden Müschpark und zur Arbeit des Weyhe - Sohnes J.C. Weyhe: Frau Dr. Vogelsang und Herr Lutum, Meerbusch, 2010, - zur wechselvollen Geschichte des barocken Pavillons von J.J. Couven: Dr.A. Kappler, Hannover, 2013, und noch viele andere, die im nachfolgenden Verzeichnis aufgeführt sind. Das Jahr 2007 war besonders ereignisreich: Im Frühjahr wurde in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland der Lousberg in das Europäische Gartennetzwerk / European Garden Heritage Network (EGHN) aufgenommen - obwohl das Gartendenkmal kein Parkpflegewerk vorweisen konnte, was sonst Voraussetzung für die Aufnahme ist. Der Lousberg ist europaweit in den Veröffentlichungen des EGHN verzeichnet; eine Plakette am Gitter des Pavillons weist darauf hin. Im Sommer 2007 wurde an die Errichtung des Tranchot-Obelisk vor 200 Jahren mit einer Veranstaltung am Standort gedacht und im Pavillon mit einer Ausstellung historischer Messgeräte des Geodätischen Institut der RWTH Aachen. Viele Besucher feierten das Zweihundertjährige Jubiläum der Gestaltung des Lousbergs im August 2007 unter Beteiligung von 200 Gästen aus der Euregio mit Namen "Lousberg". Die Begrüßung fand auch auf niederländisch und französisch statt, Oberbürgermeister Dr.Jürgen Linden hielt die Eröffnungsrede. Als erster Band von Veröffentlichungen der LG erschien im Jahr 2007 von Karlheinz Dannert das Buch "Die Nizzaallee - eine schöne Aachener Straße". Herr Dannert hat sich ab 2009 auch der Archivierung der Bücher, Bilder und Graphiken der LG angenommen. Der Fundus wurde in den folgenden Jahren durch Schenkungen aus den Nachlässen der Familien Groetzner und Roderburg bereichert. 3/4 -4- Seite 4 Immer wieder wurden - teilweise unter großem finanziellem Einsatz einzelner Mitglieder notwendige Verbesserungen und Restaurierungen ermöglicht, so 2008 für die aufwändige Sanierung des barocken Gitters am Pavillon. Die Lousberg Gesellschaft schaut auch in die Umgebung des Lousbergs und äußerte sich zu Bauvorhaben am Salvatorberg, dem Gregoriushaus, Karmeliterkloster und jetzt auch zur geplanten Bebauung des Gärtnerei - Geländes am Soerser- und Champierweg. Der Ankauf des Müschparks durch die Stadt Aachen 2008 wurde von der LG besonders begrüßt; bedauerlich ist allerdings, dass nicht auch die gläserne Gewächshaus- Kuppelanlage in städtischen Besitz und Schutz überging. Der Erwerb auch des Gartengeländes am Höverhaus an der Rütscherstraße als Arrondierung des Lousbergs wurde von der Lousberg Gesellschaft befürwortet. Im Jahr 2011 trat die SPARDA - Bank erstmals als Sponsor bei der Beschaffung neuer Bänke auf: "Bänke statt Bäume" lautete das Motto; in den folgenden Jahren konnten weitere marode Bänke ersetzt werden, sowohl durch Spenden von Freunden des Lousbergs als auch erneut durch Spenden der SPARDA - Bank. Seit 2013 erinnert eine Gedenktafel an der oberen Kupferstraße an die Franzosenzeit und an die am Lousberg oder Salvatorberg in Massengräbern von 1794 bis 1797 beigesetzten französischen Soldaten; sie wurde von Mitgliedern der Lousberg Gesellschaft angeregt und gespendet. Schon zur Tradition geworden ist die gemeinsame Begehung des Lousbergs im Herbst mit Vertretern der zuständigen Ämter, dem Leiter der Arbeitsgruppe und fachkundigen Vertretern der LG, um dringende Pflegemaßnahmen zu besprechen. Seit Gründung der Lousberg Gesellschaft wurde über eine nachhaltige Entwicklung des Parkdenkmals diskutiert: Nicht nur um "kurzfristige Notmaßnahmen oder Gelegenheitsarbeiten" soll es gehen, vielmehr um ein kontinuierlich und langfristig wirksames "Parkpflegewerk", ein Regelwerk, das ein Pflegekonzept unter Berücksichtigung der historischen Bedeutung festlegt. Schon 1995 wurde diese Absicht bei der denkmalpflegerischen Unterschutzstellung von Lousberg und Salvatorberg bekundet. Im Vorstand und Beirat wird jetzt erörtert, in Etappen vorzugehen und die Erarbeitung eines Parkpflegewerks im "offenen, zeit- und kostengedehnten Verfahren" (Prof. H. W. Hallmann) vorzuschlagen. Das bereits 2010 erstellte "Hydrogeologische Gutachten" wird als ein Baustein gesehen; in Hinblick darauf wurden bereits Wege saniert, Rinnen zur Wasserableitung freigelegt sowie Hangsicherungen und Verbau an Wegen vorgenommen. Auch die Sanierung der Treppenanlage zum Obelisk im Jahr 2011 durch Dipl. Ing. Architektin Heike KussingerStankovic, Denkmalberatung, war ein wesentlicher Beitrag. Der Vorstand der LG besteht aktuell aus: Sibille Spiegel, Vorsitzende - Annette HeuschAltenstein, stellvertretende Vorsitzende - Karlheinz Dannert, Schriftführer und Doris Virnich, Schatzmeisterin. Der Dank geht an alle, die sich in den vergangenen Jahren so einsatzfreudig und vorbildlich für Schutz und Pflege des stadthistorisch bedeutenden Lousberg und Salvatorberg engagiert haben. Im März 2015 Sibille Spiegel 4/4
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