Ansehen - Aktion Kinderträume

Schifferstadter Tagblatt
Nr. 76
Dienstag, 31. März 2015
Zehn Jahre „Leben – ein Leben lang“
Stationäres Hospiz Elias in Ludwigshafen feiert zehnjähriges Jubiläum
LUDWIGSHAFEN (kahy). Vor zehn Jahren wurde das stationäre Hospiz Elias in
der Ludwigshafener Gartenstadt eröffnet. Vieles hat sich seitdem verändert –
politisch, gesellschaftlich und hospizlich. Über 1.000 Menschen sind bisher
hier verstorben, immer stehen Menschen mit akutem Bedarf auf der Warteliste für einen Hospizplatz.
Das Jubiläum feiert die Ludwigshafener Einrichtung mit einem bunten
Strauß an Veranstaltungen: Das Leitthema des Hospiz „Leben – ein Leben lang“
wurde übertragen in das Motto „LebensZeit“. Drei unterschiedliche Kunstrichtungen (Musik, Malerei, Buch) nehmen
den letzten Lebensabschnitt als wertvollen Lebensinhalt und existenzielle Erfahrung des Menschen in den Fokus.
Der Auftakt ist am Samstag, den 18.
April (ab 10 Uhr), wenn der international bekannte Graffiti-Künstler „Hombre“ aus Mannheim (Pablo Fontagnier)
gemeinsam mit vier weiteren „Sprayern“
das Ludwigshafener Wahrzeichen „Tortenschachtel“ am Berliner Platz zum
Thema „Lebens-Zeit“ gestaltet. Begleitet
wird das Event von einem „Hip Hop
Jam“.
Am Sonntag, den 19. April (17 Uhr),
sind alle Interessierten eingeladen, wenn
im Rahmen des Festaktes „10 Jahre stationäres Hospiz Elias“ im Theater im
Pfalzbau die eigens für das stationäre
Hospiz durch Thomas Bierling komponierte Sinfonie „Lebens-Zeit“ in Zusammenarbeit mit der Musikschule Ludwigshafen uraufgeführt wird. Einen tiefen Einblick in das Leben und die Arbeit
im Hospiz gibt das zum Jubiläum erscheinende Buch „Der Tod treibt das Leben auf die Spitze“.
Bis heute sind im stationären Hospiz
Elias 1044 Frauen und Männer zwischen
21 und 98 Jahren verstorben, 96 Prozent
der Patienten waren an Krebs erkrankt.
„In den letzten zehn Jahren ist das Hospiz zu einem wichtigen Baustein in der
bundesweiten Hospizlandschaft und vor
allem auch der Versorgung in Ludwigshafen und Umgebung geworden“, betont
Marcus Wiechmann, Geschäftsführer
der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH (Träger des Hospizes).
Das Hospiz in der Steiermarkstraße, das
als ein besonderer Ort für Sterbende eingerichtet wurde, sei vor allem ein Ort
zum Leben. „Viel Zeit wird für Gespräche verwandt, für Information, Beratung
und Aufklärung. Immer wieder stehen
wir aber auch vor neuen Herausforderungen – zum Beispiel bei der Begleitung
von jungeSeite 1 von 3n Familienvätern
oder Müttern, inklusive kleiner Kinder“,
berichtet Rolf Kieninger. So gibt es im
Hospizgarten auch einen kleinen Spiel-
platz. Auch in der aktuellen Sterbehilfediskussion bezieht das Team des Hospiz Stellung: „Mit einer aktiven Tötung
kann keine Würde am Lebensende garantiert werden. Es gibt alternative
Wege“, erklärt Rolf Kieninger. Der
Wunsch nach Sterbehilfe sei oft eine Folge der Angst vor Hilflosigkeit und
Schmerzen am Lebensende, so der
Fachmann, der täglich Sterbende und
ihre Angehörigen und Freunde begleitet.
„In der Hospizarbeit erleben wir, dass
die Arten der Sterbehilfe, wie sie in
Deutschland bisher geregelt sind, nämlich die aktive, indirekte und passive
Sterbehilfe, sowie die Beihilfe zum Suizid nicht bekannt sind. Betroffenen und
oft auch behandelnden Ärzten ist klar,
was straffrei ist und was nicht“, führt er
aus und appelliert: „Es ist zwingend notwendig die Hospiz- und Palliativlandschaft weiter auszubauen.“
Einiges hat sich seit den Anfängen verändert: „Die Menschen in und um Ludwigshafen wissen inzwischen mehr über
die Hospizarbeit und die Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod
findet eher statt“, schildert Rolf Kieninger. Auch das Team vom Hospiz Elias
hat bei dieser Öffentlichkeitsarbeit mitgewirkt. Positiv für Patienten und Angehörige sei auch, dass die Finanzierung
des Hospizaufenthaltes seit einigen Jahren ohne Eigenanteil geregelt ist.
„Schwierig bleiben aber nach wie vor die
zehn Prozent der Kosten, die vom Träger
sichergestellt werden müssen, also über
Spenden und Patenschaften abgedeckt
werden. Das sind pro Jahr mindestens
80.000 Euro.“
Ein großer Vorteil in Ludwigshafen –
vier auf Schmerzmedizin und Palliative
Care spezialisierte niedergelassene Ärzte
stehen rund um die Uhr für die Bedürfnisse der Patienten zur Verfügung. Tra-
eines stationären Hospizes. Es sollte neben dem ambulanten Hospiz- und Palliativdienst die ganzheitliche helfende
Begleitung von schwerstkranken Menschen und ihnen Nahestehenden ermöglichen. Seit der Errichtung des stationären Hospiz Elias unterstützt der Förderverein bei vielfältigen Anliegen: etwa in
der Gestaltung des Hauses, durch Fortbildungen von Haupt- und Ehrenamtlichen oder medizinische und therapeutische Hilfsmittel. „Diese finanzielle Beteiligung ist wichtig, da Hospiz- und Palliativeinrichtungen bis heute nicht kostendeckend im Rahmen der Sozialgesetzgebung finanziert werden. Der Förderverein mit seinen rund 300 Mitgliedern wird das Hospiz Elias auch weiterhin nach Kräften unterstützen. Mit unterschiedlichsten Aktivitäten wollen wir
darüber hinaus weiter einen Beitrag leisten, die Hospizidee im Bewusstsein der
Bevölkerung zu verankern“, betont der
Vorsitzende Clemens G. Schnell.
gend für die Hospizarbeit sind auch in
dem stationären Hospiz die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Seit einigen Jahren
sind das immer rund 25 Frauen und
Männer, die sich zwischen zwei und
sechs Stunden pro Woche engagieren.
Anfänge des stationären
Und auch das multiprofessionelle hauptamtliche Team von 15 Mitarbeitern
Hospiz Elias
bringt sich engagiert ein. „Und viele Bürgerinnen und Bürger, eine Reihe von PaDie Anfänge des stationären Hospiz
ten und der Förderverein ermöglichen Elias, dessen Bau durch den Nachlass
unsere Arbeit und Betreuung durch ihre von Gerda und Dr. Heinz Bauer ermögSpende“, so der Hospizleiter.
licht wurde, waren dagegen ganz unspektakulär: Am 1. April 2005 nahm das
neu zusammengestellte Team in ebenUnterstützung durch
falls ganz neuen Räumlichkeiten seine
Tätigkeit auf. Neben dem Fokus auf den
Förderverein
Einkauf von praktischen Dingen, legten
Bereits 2001 wurde der Förderverein die Teammitglieder, die zuvor im KranHospiz für die Stadt Ludwigshafen und kenhaus, im Altenpflegeheim oder im
den Rhein-Pfalz-Kreis e.V. gegründet. Hospiz gearbeitet hatten, Abläufe und
Die Aufgabe, die die Aktiven sich damals Leitbild fest. Bereits ab Mitte März gab
gesetzt hatten, war die ideelle und finan- es Anmeldungen aus Kliniken und Arztzielle Unterstützung der Hospizarbeit. praxen. Am 12. April wurde dann eine
Ein großes Anliegen war die Errichtung 85-jährige Dame als erste Hospizpatien-
tin aufgenommen. Ermöglicht wurde der
Neubau des stationären Hospizes durch
den Nachlass von Gerda (geb. Graf,
1921–1992) und Dr. Heinz Bauer (1922–
2000) aus Ludwigshafen. Das Gelände
stellte der Träger, die St. Dominikus
Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH,
zur Verfügung. Über 200.000 Euro Spenden wurden bis zur Eröffnung zusätzlich
für das Hospiz gesammelt. Anfang März
2004 erfolgte der erste Spatenstich. Am
11. März 2005 weihte der damalige Bischof Dr. Anton Schlembach das Hospiz
und übergab es seiner Aufgabe.
VERANSTALTUNGEN
Zum Jubiläum treten die Verantwortlichen und Mitarbeiter des Hospiz‘ auf
verschiedenen Wegen in Kontakt mit der
Öffentlichkeit. Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren.
Am Samstag, den 18. April (ab 10 Uhr),
wird der international bekannte Graffiti-Künstler „Hombre“ (Pablo Fontagnier) aus Mannheim gemeinsam mit vier
weiteren Sprayern das Ludwigshafener
Wahrzeichen „Tortenschachtel“ am Berliner Platz zum Thema „Lebens-Zeit“ gestalten. Begleitet wird das Event von einem „Hip Hop Jam“, ein DJ der Szene
legt Musik auf und Break Dancer aus der
Region werden „performen“ und „batteln“. Unter anderem sind auch Passanten dazu aufgefordert ihre Gedanken
zum Thema „Lebens-Zeit“ zu formulieren.
Am Sonntag, den 19. April (17 Uhr),
wird im Rahmen des Festaktes „10 Jahre
stationäres Hospiz Elias“ im Theater im
Pfalzbau, die eigens für das stationäre
Hospiz komponierte Sinfonie „LebensZeit“ in Zusammenarbeit mit der Musikschule Ludwigshafen uraufgeführt.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Oberbürgermeisterin Dr. Eva
Lohse hat die Schirmherrschaft übernommen. Dazu gibt es Informationen
zum Hospiz Elias und viel Gelegenheit
zu Austausch und Begegnung. Komponist Thomas Bierling hat die Sinfonie für
das stationäre Hospiz geschaffen. Diese
wird vom Sinfonieorchester, der Rockband und der Jazzband der Musikschule
Ludwigshafen aufgeführt.
Auch das zum Jubiläum entstandene
Buch „Der Tod treibt das Leben auf die
Spitze“ wird zum Festakt vorgestellt. Geschichten und Bilder aus dem Hospiz,
die über die vergangenen zehn Jahre und
im Rahmen verschiedener Projekte entstanden sind, bieten einen tiefen Einblick in das Leben und die Arbeit im stationären Hospiz Elias.
Noch mehr Spontanität und Flexibilität für das Kinderhospiz Sterntaler
Dank der „Aktion Kinderträume e. V.“ / Übergabe eines behindertengerechten VW Caddys
DUDENHOFEN. Es war ein weiterer Tag
der Freude im Kinderhospiz Sterntaler,
an dem die Schirmherrin des „Aktion
Kinderträume e. V.“, Margit Tönnies
und ihr engagiertes Team (Silke Wallhorn, Verena Weitkemper und Gisela
Daccasch), zusammen mit Tennis-Ikone
Anke Huber und Katrin Tönshoff (Leiterin der Geschäftsstelle der Dietmar
Hopp Stiftung) die stationäre Einrichtung in Dudenhofen besuchten.
Anlass war die Übergabe eines behindertengerecht umgebauten VW Caddys,
der den Sterntalern zusätzliche Flexibilität verleiht, was spontane Unternehmungen mit Sterntaler-Kindern anbelangt, die besonderer Beförderungsmittel bedürfen. Seit 2011 veranstaltet Margit Tönnies zusammen mit Anke Huber
ein Charity Golfturnier auf der Golfanlage in St. Leon-Rot, dessen großer Unterstützer Dietmar Hopp ist. Von Beginn
an erfreut sich dieses Turnier größter Beliebtheit.
Persönlichkeiten aus Wirtschaft,
Sport, Politik, Kultur und Medien treffen sich, um gemeinsam einen sportlichen Wettkampf auszutragen und sich
in den Dienst der guten Sache zu stellen.
Der Gesamterlös des Turniers fließt zu
gleichen Teilen an die „Franz Beckenbauer Stiftung“ und den “Aktion Kin-
derträume e. V.“ Aus einem Teil dieses
Erlöses wurde auch der behindertengerecht umgebaute VW Caddy für das Kinderhospiz finanziert.
„Den Familien, denen wir helfen, fehlt
ganz oft vor allem eines: Lebenszeit. Aus
diesem Grund ist Schnelligkeit ein unerlässlicher Grundsatz unseres Handelns. Wo sonst bürokratische Wege lange Wartezeiten bedingen und finanzielle
Unterstützung sowie Entlastung abgelehnt werden, erfüllt unser Verein direkt, unbürokratisch und flexibel seine
Aufgaben“, so Margit Tönnies bei der
Übergabe. Dietmar Hopp (Unterstützer
und Stifter) ergänzte: „Schön, dass Margit Tönnies, die gute Seele des „Aktion
Kinderträume e. V.“, auch zu den Förderern der Sterntaler gehört. Und ich
freue mich, dass sie den Familien hier
vor Ort neue Freiheiten durch das schöne Auto schenkt.“
Vor der Übergabe ließen sich die Gäste
ganz ausführlich informieren und durch
das Kinderhospiz und auch den in Fertigstellung begriffenen Erweiterungsbau
führen. Frau Tönnies sprach sowohl mit
dem Pflege-Team, wie auch mit den kleinen Gästen. Mit ihrer herzlichen Art eroberte sie im Sturm alle Herzen. Die
Sterntaler freuten sich über die große
Anerkennung, die ihnen von Frau Tön-
nies für ihre wichtige Arbeit ausgesprochen wurde. Die sich an den Rundgang
anschließende Pressekonferenz wurde
aus gegebenem Anlass verändert eröffnet, als vorgesehen. Linnford Nnoli,
Pressesprecher des Kinderhospizes, bat
im Sinne aller Anwesenden um einen
Moment der Stille und des Gedenkens
an die am Vortag verunglückten Opfer
des Germanwings Unglückes. „Alle, die
wir hier sitzen, wissen, wie unfassbar
der Verlust der Kinder selbst für Mamas
und Papas ist, die sich trotz Diagnose
theoretisch darauf „vorbereiten“ können.
Daher ist uns umso klarer, wie verzweifelt die Angehörigen aller Opfer und insbesondere jene Familien sein müssen,
die ihre gesunden, am Lebensbeginn stehenden Kinder zum Schüleraustausch
verabschiedet- und nun statt deren
wohlbehaltener Rückkehr zu feiern, einen kaum zu verschmerzenden Verlust
zu beklagen haben.“
So traurig dieser Aspekt auch war und
ist, so sehr hatte er doch auch mit dem
Thema dieses Treffens zu tun: Anteilnahme wo immer und wann immer es
möglich ist. So war auch auf ungeplante
Weise eine Verbindung geschaffen, zwischen den unvorhersehbaren und den
„diagnostizierten“ Schicksalen, um die
Silke Wallhorn, Verena Weitkemper, Anke Huber, Gisela Daccasch, Margit Tönnies,
Ursula Demmer, Linnford Nnoli und Karin Tönshoff bei der Übergabe des Fahrzeuges.
Foto: privat
wir uns als Privatpersonen, Gesellschaft, Vereine, Stiftungen und Initiativen kümmern müssen, weil sie für den
Einzelnen kaum zu tragen sind. Und genau in diesem Sinne handelt auch der
„Aktion Kinderträume e. V.“ und sein
großartiges Team. Ursula Demmer (Geschäftsführerin „Kinderhospiz Sternta-
ler e. V.“) bedankte sich bei allen Förderern für ihr Engagement. Krönender
Abschluss dieses Treffens war die feierliche Übergabe des behindertengerecht
umgebauten VW Caddys. Es war ein Tag
der intensiven Begegnungen, der Freude, wie auch der Besinnlichkeit im Kinderhospiz Sterntaler.