Geschäftsführung des Studierendenwerks Hamburg 11.05.2015 Liebe Eltern! Seit einigen Wochen erleben Sie immer wieder, dass die Betreuung Ihrer Kinder in unseren Kitas aufgrund von Streikaktivitäten eingeschränkt werden musste. Zunächst als nicht so einschränkende Warnstreiks, jetzt seit Freitag in einem als unbefristet angekündigten Erzwingungsstreik. Dies stellt Sie in Ihrer Verantwortung für die Betreuung Ihrer Kinder und der Notwendigkeit Arbeit und / oder Studium fortzusetzen vor erhebliche Schwierigkeiten, die wir wirklich gut nachvollziehen können. Auch Ihre Verärgerung über die Streiks und die damit verbundenen Schwierigkeiten können wir gut verstehen. Insofern ist es auch verständlich, dass uns und auch unseren Arbeitgeberverband (AVH) immer wieder Mails erreichen, die uns auffordern, etwas zu tun, um den Streik zu beenden, z. B. mehr Gehalt zu zahlen. Wir haben persönlich auch für die Anliegen der Beschäftigten unserer Kitas sehr großes Verständnis und würden uns wünschen, dass die gesellschaftliche Anerkennung und damit auch finanzielle Wertschätzung ihrer Arbeit - wie auch in anderen sozialen Bereichen- eine bessere werden könnte. Dafür sind aber der Streik und der Arbeitgeber Studierendenwerk als Streikgegner der vollkommen falsche Ort. Wir sind an den Verhandlungen nicht beteiligt, auch unser Arbeitgeberverband (AVH) ist noch nicht in Tarifverhandlungen. Verhandelt wird zwischen den kommunalen Arbeitgebern als Träger von Kitas und den Gewerkschaften bundesweit. Als Hamburger Kitaträger haben wir keinerlei Einfluss auf diese bundesweit geführten Tarifverhandlungen. Und wenn es einen neuen Vertrag gibt, der auch für Hamburg Anwendung finden soll, können wir ihn als Arbeitgeber nur dann finanzieren, wenn wir auch das Geld dafür von der Stadt bekommen, d.h. wenn die BASFI zusagt, die Gutscheinentgelte entsprechend zu erhöhen. Wir haben dafür keine finanziellen Polster, da wir unser Geld immer in die pädagogische Arbeit (z. B. Vertretungskräfte), die Modernisierung unserer Kitas und die Verbesserung von Arbeitsbedingungen unserer Erzieherinnen (besonders Lärmschutz) gesteckt haben. Das Ziel besserer gesellschaftlicher und damit auch finanzieller Wertschätzung ist ebenso wie das Ziel besserer Betreuungsstandards eine eher gesellschaftspolitisch denn tarifrechtlich zu beantwortende Frage. Wir können insofern nur sehr wenig tun, um diese auch für Sie schwierige Situation zu beenden, sehen uns aber sehr wohl in der Verantwortung, Sie bei der Bewältigung dieser Situation zu unterstützen. Wir haben versucht, eine Notdienstvereinbarung mit den Gewerkschaften abzuschließen; das war nicht möglich, es wird seitens Verdi/GEW bei den Eltern keine existenzielle Bedrohung durch Streiktage gesehen. Wir haben nun eine Notbetreuung eingerichtet, die von fachlich dazu befugten Mitarbeitern des Studierendenwerks wahrgenommen wird. Unsere Azubis, aber auch die Abteilungsleitung Frau Romano werden mithelfen, da die Erzieherinnen größtenteils streiken. Wir hoffen allerdings, dass wir mit unseren, sich Ihren Kindern und Eltern sehr verpflichtet fühlenden Erzieherinnen eine Vereinbarung erreichen können, dass in jeder Kita eine Notbetreuung möglich wird, solange gestreikt wird. Lassen Sie uns abschließend und zusammenfassend folgende Punkte hervorheben: 1. Das Studierendenwerk Hamburg ist – anders als viele andere Kita-Träger - Mitglied in einem Arbeitgeberverband (Arbeitsrechtliche Vereinigung Hamburg, AVH) und unterliegt damit der Tarifbindung. Wir zahlen mit S 8 (zwischen 2.478,17 € (Einstiegsgehalt) und 3.318,92 €) mehr als bundesweit und sicher auch bei vielen Hamburger Kitas üblich (S 6 - S 8). Wir wären wirtschaftlich nicht in der Lage, die geforderten Erhöhungen zu finanzieren, wenn die Gutscheine nicht entsprechend erhöht werden. 2. Wir sind Mitglied der AVH, des Arbeitgeberverbands u.a. für soziale Einrichtungen in Hamburg. Die AVH wird mit den Gewerkschaften ver.di / GEW und dbb über die Bezahlung unserer Beschäftigten mit Sozial- oder Erziehungstätigkeiten verhandeln. Diese Verhandlungen haben lt. AVH noch gar nicht begonnen. Vielmehr ist vereinbart, zunächst die Ergebnisse der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) abzuwarten, die für die anderen Verbände über dieselben Themen verhandelt. Hieran werden sich die Verhandlungen in Hamburg dann orientieren. 3. Eine Notbetreuung wird den dringenden Bedarfen und Möglichkeiten im Studierendenwerk angepasst angeboten. Nachdem in Folge der Urabstimmung in den Gewerkschaften fest stand, dass der Streik unmittelbar bevor stand, wurde durch das Studierendenwerk umgehend eine zentrale Notbetreuung in der Kita Hallerstraße eingerichtet. Sie richtet sich an Eltern von Kindern aus den Kitas des Studierendenwerks in Campusnähe von Universität und Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. (http://www.studierendenwerk-hamburg.de/studierendenwerk/de/familienservice/kitas/), Das Notbetreuungsangebot gilt gleichermaßen für studierende wie berufstätige Eltern (alleinerziehend oder beide Elternteile berufstätig bzw. studierend), wenn diese weder eine Alternativbetreuung organisieren, Urlaub nehmen noch ihr Kind mit zur Hochschule oder Arbeit nehmen können. Angesprochen sind im Wesentlichen Kinder ab 3 Jahren. Kinder im Krippenalter können nur aufgenommen werden, wenn zumindest ein dem Kleinkind bekanntes Gesicht in der Betreuung aktiv ist. Das hieß an den vergangenen drei Streiktagen, dass nur Krippenkinder der Kita Hallerstraße betreut werden konnten, da nur aus dieser Kita eine Mitarbeiterin in der Notbetreuung anwesend war. Das andere Notbetreuungspersonal setzte sich aus pädagogischen Fachkräften des Familienservice zusammen, die in der Regel nicht in den Kitas eingesetzt sind. Die Eltern wurden gebeten, sich bis zum Abend vor der Betreuung anzumelden, um einzuschätzen, ob wir dem Bedarf gerecht werden könnten, aber auch nach Ablauf dieser Frist wurden alle Kinder, die nachträglich gemeldet wurden, aufgenommen. Die zentrale Notbetreuung fand und findet zu folgenden Zeiten statt: Freitag, 8.5. 8.30 – 14.30 Uhr Montag, 11.5. 8.30 – 15.30 Uhr Dienstag, 12.5. 8.30 – 15.30 Uhr Für die Kita UKE ist eine gesonderte Betreuung gewährleistet. Sollten nach dem 12.5. weitere Streiks stattfinden, ist das Ziel des Studierendenwerks, dezentral in allen Kitas eine Notbetreuung einzurichten. Dies ist jedoch abhängig von der Anzahl der streikenden Erzieherinnen und Erzieher. 4. Auch wenn kein Rechtsanspruch besteht, wird das Studierendenwerk den Eltern, deren Kinder an den Streiktagen nicht die Notbetreuung nutzen, auf Antrag den anteiligen Elternbeitrag/Essensgeld zurückerstatten. 5. Selbstorganisierte Kinderbetreuung in den Kitas des Studierendenwerks: Das Studierendenwerk stellt die Räume der Kitas (außer Kita Hallerstraße, s. o.) gern für Eltern zur Verfügung, die selbst organisiert Betreuung anbieten möchten. 6. Die Verbesserung der Betreuungsstandards ist uns ein wichtiges Anliegen, hier gibt es erste Zusagen des Senats. Als Studierendenwerk haben wir uns sehr bemüht, dass auch bei Krankheit wenn irgend möglich eine Ersatzkraft verfügbar war. Das hat dazu geführt, dass wir deutlich mehr pädagogische Wochenstunden (ca. 20%) aus Eigenmitteln realisiert und finanziert haben, als im Gutscheinsystem verpflichtend vorgesehen sind. Liebe Eltern, wir hoffen, wir konnten Ihnen die Situation etwas transparenter machen und Ihnen gleichzeitig vermitteln, dass Ihre Kinder bei uns in den besten Händen waren, sind und auch in Zukunft sein werden. Uns war und ist wichtig, alles dafür zu tun, dass in unseren Kitas gute Erziehungsarbeit geleistet werden kann und auch die Arbeitssituation für unsere sehr engagierten und pädagogisch kompetenten Erzieherinnen und Erzieher gut ist; wir sind aber in die für Hamburg geltenden Rahmenbedingungen eingebunden und müssen auch die wirtschaftliche Absicherung unserer Kitas gewährleisten. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf, wenn Sie Fragen haben, die Kitaleitungen vor Ort stehen Ihnen ebenso zur Verfügung wie die zuständige Abteilungsleitung, Frau Romano, ihr Team und ich. Herzlichen Gruß Ihr Ihre Jürgen Allemeyer Isabel Romano
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