Erasmus Erfahrungsbericht Durham University 2014/ 2015 Katharina Weber Vorbereitungen und Anreise: Zu den Vorbereitungen, die man am besten trifft bevor es endlich ab nach Durham geht, und zur Anreise findet ihr ja in all den anderen Berichten schon ausführliche Informationen, weswegen ich mich hier eher kurz halten werde. Zu den Vorbereitungen zählt auf jeden Fall die Suche einer Bleibe. Der Wohnungsmarkt in Durham ist allgemein um einiges besser als der in Heidelberg, also keine Angst ihr werdet euch nicht mit zig anderen Studenten um ein Zimmer schlagen zu müssen. Allerdings müsst ihr euch auf jeden Fall privat etwas suchen, da die Colleges Erasmusstudenten, die ein ganzes akademisches Jahr bleiben, keine Unterkunft bieten. Bei der Wohnungssuche kann ich die Internetseiten „studentpad“ und „flatshare“ empfehlen oder die facebook Gruppe „Durham find a Housemate“. In welchen Stadtteil ihr ziehen wollt, bleibt komplett euch überlassen. Ich persönlich wohne in Gilesgate, dem Stadtteil der oben auf einem der Hügel liegt und circa 80% der anderen Erasmusleute beheimatet, was nach nächtlicher Feierei wunderbar ist, da man so niemals alleine nach Hause laufen muss und Mitglied der Gilesgate – Heimlauf – Crew werden kann. Am Ende von Gilesgate befinden sich ein großer Tesco, ein Aldi und viele andere Supermärkte. Andere beliebte Gegenden sind Claypath oder Viaduct. Schaut euch aber Durham am besten mal bei Google Maps an, um zu entscheiden ob euch einige Fußmärsche nicht doch zu weit sind. Ich bin im September direkt nach Newcastle geflogen und habe dann den Abholservice der Uni genutzt. Man konnte also schon am Flughafen erste Kontakte zu all den neuen und freundlichen Menschen knüpfen und hat gleich in den ersten Stunden England schon Erasmusluft geschnuppert. Nehmt für die Formals, die oft sehr schick sind, auf jeden Fall ein paar schöne Kleider oder einen Anzug mit! Leben in Durham und Umgebung Durham und Heidelberg haben vieles gemeinsam: ein wunderschönes Schloss, eine lange Geschichte, einen Fluss (hier allerdings gefährlicher als in Heidelberg), viele viele Studenten, etliche Cafés und Pubs, aber leider auch das Kopfsteinpflaster. Durham ist jedoch etwas kleiner als Heidelberg. Ist aber wirklich nicht schlimm, denn man kann so alles zu Fuß erreichen und ist nicht auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Zudem verläuft man sich selbst in den ersten Wochen nicht. Ansonsten ist Durham wohl die schönste, charmanteste und idyllischste Stadt, in der ich je gelebt habe. Läuft man vom Unigebäude in die Innenstadt fühlt man sich schon ein bisschen wie Harry Potter, der gerade seine Einkäufe in der Winkelgasse erledigt. Auch das bereits erwähnte Schloss und die Kathedrale tragen zum magischen Charme der Stadt bei und die Wiese die Schloss und Kathedrale verbindet, lädt besonders jetzt bei den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings zum draußen sitzen ein. Da Durham im Norden Englands ist, können die Winter schon kalt und rau werden. Schnee hatten wir zwar nicht so vielen, aber glatt wurde es doch einige Male, was den Weg von Gilesgate runter in die Stadt in eine regelrechte Rutschpartie verwandelt hat. Der Norden Englands ist allerdings nicht nur kalt, sondern bietet sich auch wunderbar für den einen oder anderen Ausflug an. Schottland ist praktisch gleich um die Ecke und auch Städte wie York, Manchester, Liverpool und natürlich Newcastle sind nicht weit entfernt. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass wenn man eine Großstadt will auch in eine Großstadt gehen sollte, weil die vielen Reisen nach Newcastle dann doch eher gering ausfielen. Auch die Küste, der Hadrians Wall und der Lake District sind praktisch direkt vor der Tür. Für Reisen empfiehlt sich auf jeden Fall die Anschaffung einer Railcard 16-25 und das am besten schon gleich am Anfang. Beim Buchen der Züge ist der frühzeitige-im-Internet-Bucher klar im Vorteil, da die Preise stark schwanken. Absolute Insidertipps : Den besten Kaffe gibt es im Flat White, genieße die riesigen Scones in 9Altars, English Breakfast im Treats, die Pancakes im Saddler’s, den Tee im Tealicious und die riesige Schoktorte bei Cafe Continental. Das Uni-Leben in Durham Die Durham University ist in England praktisch eine Institution und Talentschmiede. Man munkelt sogar, dass die Uni gerade Oxford überholt. Verwunderlich, da man in Deutschland doch eher selten von Durham hört. Erwähnt man es aber gegenüber Briten, sind diese meist sofort hellauf begeistert. Das bedeutet aber auch, dass die Studenten hier zu den besten des ganzen Landes gehören. Sie waren zum Großteil in „public schools“ (Achtung false friend, denn eine public school besuchten auch William und Kate). Viele der Studenten sind auch aus dem Süden England und sprechen wundervolles Britisches Englisch, das dem RP ganz nahe kommt. Das besondere an Durham sind wohl die Colleges. In Durham selbst gibt es 14 und dazu noch 2 in Stockton. Jeder Student, auch wir Erasmusstudenten, ist Mitglied bei einem College. Wir werden aber einfach zugeteilt. Die Colleges teilen sich in Bailey- und Hill Colleges. Die Bailey Colleges sind in der Innenstadt und die Hill Colleges auf dem Hügel gleich hinter der Science –Site. A propos Science – Site: noch etwas was Durham und Heidelberg gemeinsam haben. Die meisten Sprachstudenten haben ihre Kurse in Elvet Riverside, direkt in der Stadt. Die Naturwissenschaften befinden sich etwa 5 -10 Gehminuten davon entfernt in der Science – Site. Aber zurück zu den Colleges. Die Colleges bieten einem ihre Tradition, oder nicht je nachdem ob es Tradition gibt, viele Societys und Veranstaltungen. Mein College, das St Chad’s direkt gegenüber der Cathedral ist das allerbeste überhaupt (ich entschuldige mich hiermit bei allen anderen, aber es ist einfach die Wahrheit). Als Bailey College gehört es zu den Colleges, die bei den Formal Dinners, jeden Dienstag und Donnerstag, eine Gown tragen. Die Formal Dinner sind auch eine wunderbare Gelegenheit mit den englischen Speisen wie Yorkshire Pudding, Custard, Crumble, sowie den englischen Trinkgewohnheiten vertraut zu werden. Außerdem bekommt jeder Student in seinem College einen Tutor zugewiesen, der praktisch eine Art akademischer Berater ist und Ansprechpartner über das Jahr hinweg. Ich selbst hatte wahnsinnig Glück mit meinem Tutor, der seine Gruppe auch gerne zu Wine and Cheese zu sich nach Hause eingeladen hat. Neben dem Tutor habe ich auch gleich eine ganze College – Familie bekommen, die aus meinen beiden College Dads und meiner College Sister bestand und mit denen man sich einmal pro Term beim Family Formal traf. Ansonsten muss ich sagen, dass ich nicht so viel mit den Briten aus meinem College zu tun hatte, da die meisten Fresher um einiges jünger waren als ich. Wie aktiv ihr im College seid, bleibt natürlich euch selbst überlassen, aber die Formals würde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen! Zur Kurswahl: Ich war am German Department, was mich zunächst etwas enttäuscht hat, rückblickend gesehen aber doch ein Glücksgriff war. Die Kurse am German/ beziehungsweise Modern Language Department sind etwas weniger arbeitsintensiv als die am English Department. Zudem sind die Deutschkurse eine wunderbare Gelegenheit Kontakte zu den britischen Mitstudenten zu knüpfen. Die sind als Deutschstudenten nämlich sehr interessiert, freundlich und super glücklich wenn sie die Chance bekommen ihre erworbenen Sprachfähigkeiten praktisch zu testen. Da ihr am German Department nur Final Year Courses besuchen dürft, sind die Leute auch meistens im gleichen Alter, da sie das Jahr zuvor im Ausland verbracht haben. Am English Department habe ich dann noch zwei Kurse belegt. Das Learning Agreement hat mich zunächst nur zu einem zugelassen, aber wenn man beim ersten Treffen mit dem Erasmus-Koordinator des English-Department ganz lieb fragt, bekommt man meistens noch einen zweiten Kurs dazu. Außerdem belege ich noch einen RussischSprachkurs und einen Kurs am Biological and Biomedical Science Department. Schaut euch auch unbedingt die Kurse der School of Education an, da diese auch viele tolle Angebote hat. Ich belege hier den Kurs Harry Potter and the Age of Illusion. Ja, ihr habt richtig gelesen ein Kurs über Harry Potter in der Stadt in der Teile des ersten Films gedreht wurden. Der Kurs begann sogar mit einer Sorting Ceremony in der Great Hall des Castle in Gowns. Eine Mensa wie unseren Marstall gibt es in Durham leider nicht. Aber in der DSU findet sich ein nettes, kleines Café, in dem ich unzählige Freistunden verbracht habe, das eigentlich von den meisten Studenten regelmäßig aufgesucht wird und ein großes Angebot an Essen und Trinken hat. Aber Vorsicht: Dienstags ist die Suppe extrem scharf. Lernen lässt es sich in Durham wunderbar in der Bill Bryson Library, die während der Klausur- und Essayphase 24 Stunden lang geöffnet habt. Dort bekommt der Ausdruck „eine Nachtschicht einlegen“ ganz neue Ausmaße, wenn man gemeinsam mit anderen Zombies noch um eins in einem der bequemen lila (die Unifarbe) Sessel sitzt und versucht den Essay noch vor der Deadline fertig zu schreiben. Durham und Erasmus Wie schon erwähnt ist das Erasmus-Leben hier etwas anders als man es vielleicht aus Filmen wie „L’Auberge espagnole“ kennt. Durham hat einfach seinen ganz eigenen Charme. Erasmus wird auch zu Erasmus, wenn man viel Zeit mit den anderen Erasmusleuten verbringt. Hier in Durham sind wir eine richtige Erasmus-Community. Es hat zwar eine Weile gedauert bis sich alle gefunden haben, aber letztendlich macht es mit den Menschen, die das gleiche erleben wie man selbst doch am meisten Spaß. Es gibt auch zahlreiche Erasmus Events von „Cultural Speed-Dating“ bis zum Golden-Mile-College-Bar Crawl, der durch alle 14 College Bars führte. Das wundervolle an Durham ist auch, dass man egal wo man hingeht, sei es einfach nur in den Tesco, um sich eine Packung des Englischen Toast zu kaufen oder abends in eine Bar, man trifft immer ein bekanntes Gesicht. Zum Nachtleben lässt sich sagen, dass Durham das ein oder andere zu bieten hat. So findet sich hier nicht nur Klute, der schlechteste Nightclub in the whole of Europe, sondern auch „Loveshack“ und der absolute Erasmuspartytreff Fabio’s. Fazit Alles in allem hat mir Durham richtig gut gefallen. Ich war zum Glück das volle akademische Jahr hier, denn alles andere wäre viel zu kurz um alle Eindrücke des Erasmuslebens aufzunehmen. Warum mir Durham so gut gefallen hat, liegt aber nicht am Charme der Stadt, an den netten Professoren, die Emails in Windeseile beantworten und sich wirklich um einen kümmern, sondern an den Leuten aus allen möglichen Ländern, die ich hier kennen gelernt habe und jetzt meine Freunde nenne. Es sind ganz einfach die Menschen, die Erasmus machen. Erasmus bedeutet auch offen für alles Neue zu sein, eine andere Kultur von Grund auf neu kennen zu lernen und neue Leute zu treffen. Ich bin mir sicher, dass Durham auch für dich klasse wird. Um nochmal den Erasmusgedanken auf Durhamart zu beantworten, folgt nun ein Zitat aus Harry Potter, original aus einer meiner Essayfragen: “Books! And cleverness! There are more important things – friendship and bravery!“(Harry Potter and the Philosopher’s Stone). Also sei mutig und genieße die neue Kultur und lerne Erasmus mit Land und Leuten kennen. Ich hoffe mein Bericht hat dir bei deiner Entscheidung geholfen. Ist deine DurhamNeugier noch nicht gestillt, zögere nicht mich mit weiteren Fragen zu löchern: [email protected] Die allerbesten Grüße aus Durham, Katharina
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