Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft

Landwirtschaft in der Mitte
der Gesellschaft
Agrarpolitische Standortbestimmung und ausgewählte Zahlen
und Fakten zur Lage der Landwirtschaft
www.bmel.de

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Inhalt
Grußwort
5
Agrarpolitische Leitsätze
6
Agrarpolitische Standortbestimmung
8
Ländliche Räume vital erhalten
8
Wettbewerbsfähige und nachhaltige Landwirtschaft stärken
10
Innovationen mit Verantwortung umsetzen
14
Natürliche Lebensgrundlagen nutzen und bewahren
15
Nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft und Fischerei stärken 16
Globale Verantwortung übernehmen
17
Impressum
19
4

5
Grußwort
Liebe Leserinnen und Leser,
Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sind wesentliche
Bestandteile unserer Gesellschaft und berühren uns alle
in unserem täglichen Leben. Sie versorgen uns mit wertvollen Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen
und prägen unsere vielfältigen Kulturlandschaften und
ländlichen Räume. Landwirtschaft schafft unsere Lebensgrundlagen. Um die natürlichen Produktionsgrundlagen
für die Landwirtschaft zu bewahren, müssen wir unsere
natürlichen Ressourcen nachhaltig nutzen und erhalten.
So sind für mich das Schützen und das Nutzen unserer
Ressourcen keine Gegensätze, sondern zwei Seiten einer
Medaille. Diesem Prinzip folgt meine Politik.
Es gilt, die Ernährung in Deutschland sicherzustellen
und die hohen Ansprüche der Verbraucherinnen und
Verbraucher zu erfüllen, ohne dabei die Ernährung der
Weltbevölkerung insgesamt aus den Augen zu verlieren.
Denn wir tragen als klimatisch und naturräumlich
begünstigtes und wirtschaftlich starkes Land weltweit
Verantwortung.
Attraktive, lebenswerte und vitale ländliche Räume
sind für unsere Gesellschaft und das Wohl der dort
lebenden Menschen von wesentlicher Bedeutung. Denn
ländliche Räume sind zugleich Lebens-, Arbeits- und
Erholungsräume, die geprägt sind durch die Land- und
Forstwirtschaft. Der Erhalt der Wirtschaftskraft und
Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe und eine verlässliche
Grundversorgung in diesen Regionen kommen somit
allen in Deutschland lebenden Menschen zu Gute.
Aber nicht nur das Wohl der Menschen ist für unsere
Gesellschaft von Bedeutung. Auch der respektvolle
Umgang mit unseren Nutztieren und unserer Umwelt ist
ein grundlegender Wert, dem ich mich verpflichtet fühle.
Wie wollen wir diese mannigfaltigen Aufgaben bewältigen? Die Landwirtschaft muss nach vorne schauen und
mit den Anforderungen unserer Zeit Schritt halten. Aber
es ist nicht so, dass wir bei Null beginnen und alles bisher
Dagewesene nun über Bord werfen sollten. Wir dürfen
uns nicht von dem abwenden, was wir erreicht haben,
sondern müssen das fortentwickeln und verbessern, was
Bestand hat. Deshalb müssen zum einen alle entlang
der Wertschöpfungskette Verantwortung übernehmen.
Das heißt, vom Landwirt über den Handel bis hin zum
Verbraucher sind wir alle gefragt, wenn es um unsere
Einstellung zur Ressourcennutzung und den Umgang
mit unseren Mitgeschöpfen geht. Die Bäuerinnen und
Bauern müssen in der Mitte der Gesellschaft stehen.
Zum anderen müssen wir für Innovationen aufgeschlossen sein. Fortschritt wächst aus angewandter Forschung.
Eine zukunftsfähige Landwirtschaft müssen wir durch
Forschung sichern, deren Ergebnisse in der Praxis funktionieren und nicht nur in der Theorie. Auf dieser wissensbasierten Grundlage treffen wir heute Entscheidungen, die die Landwirtschaft von morgen gestalten.
Mit dieser Broschüre möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen Überblick über die Schwerpunkte
meiner Agrarpolitik geben. Gleichzeitig sollen einige ausgewählte Zahlen und Schaubilder Sie über die Situation
in der Landwirtschaft informieren. Ich wünsche Ihnen
eine interessante Lektüre.
Christian Schmidt MdB
Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
6
Agrarpolitische Leitsätze
Agrarpolitische Leitsätze
LEITSATZ
1
Ländliche Räume vital erhalten
Ländliche Räume prägen das Bild unserer Heimat, sie versorgen uns mit Lebensmitteln, geben
Raum für Erholung und sind Lebens- und Arbeitsräume. Jeder Zweite lebt bei uns im ländlichen
Raum. Diese Regionen mit ihren unterschiedlichen Anforderungen sollen fit für die Zukunft gemacht
und lebenswert für die Menschen gestaltet werden. Ich setze mich dafür ein, die ländliche Entwicklung voranzubringen, damit ländliche Regionen heute wie in Zukunft vital und attraktiv bleiben. Wir
wollen Zukunftstechnologie als Basis für wettbewerbsfähige ländliche Räume nutzen. Wir müssen neue
Wege gehen und über die Vernetzung voneinander lernen.
LEITSATZ
2
Natürliche Ressourcen schützen und nutzen
Im Zentrum meiner Agrarpolitik stehen das Schützen und Nutzen unserer natürlichen
Lebensgrundlagen. Dahinter steht die klare Überzeugung: Schutz und Nutzen sind zwei
Seiten ein und derselben Medaille. Nur wenn wir unsere Ressourcen nachhaltig nutzen und
schonen, können wir sie effizient und dauerhaft als Grundlagen unseres Lebens erhalten. In der
Landwirtschafts-, Forst- und Fischereipolitik ist die effiziente und nachhaltige Bewirtschaftung
der Ressourcen meine Richtschnur. In der Tierhaltung werden wir unserer ethischen Verantwortung gerecht. Denn wir achten Tiere um ihrer selbst willen – als Mitgeschöpfe, die kein Wirtschaftsgut wie jedes andere sind. Mit meiner Initiative „Eine Frage der Haltung – neue Wege für
mehr Tierwohl“ werden wir auf der Grundlage der hohen Standards, den die Tierhalterinnen
und Tierhalter bereits jetzt bieten, weitere konkrete Verbesserungen erreichen.
LEITSATZ
3
„Mittel zum Leben“ schaffen
Unsere Landwirtschaft produziert sichere, gesunde und bezahlbare Lebensmittel. Immer wichtiger wird daneben die Produktion weiterer „Mittel zum Leben“: Mit der Erzeugung von Biomasse
tragen die Land- und Forstwirtschaft entscheidend zum Gelingen der Energiewende bei: Sie sind wichtige Energielieferanten. Und sie sind als Rohstofflieferanten für innovative Produkte des täglichen
Bedarfs oder im Hightech-Bereich gefragt. Die Landwirtschaft pflegt unsere vielfältigen Kulturlandschaften und unseren Erholungsraum. Ich setze mich dafür ein, dass die Rahmenbedingungen so
gestaltet werden, dass die Landwirtschaft mit breiter gesellschaftlicher Akzeptanz auch zukünftig mit
den steigenden Anforderungen Schritt halten kann. Dabei ist klar: Die Ernährung der Menschheit ist
und bleibt die vordringliche Aufgabe der Landwirtschaft!
Agrarpolitische Leitsätze
7
LEITSATZ
Gesellschaftliche Anerkennung geben
und Planungssicherheit schaffen
4
Damit unsere Landwirte ihre anspruchsvollen und vielfältigen Aufgaben erfüllen können, müssen sie
fest in der Mitte der Gesellschaft verankert sein. Im gesellschaftlichen Dialog will ich die Rolle der
Bäuerinnen und Bauern stärken. Planungssicherheit und verlässliche Rahmenbedingungen sind Grundvoraussetzungen einer zukunftsfähigen Landwirtschaft. Wir setzen dabei auf die bäuerlichen Familienbetriebe. Sie brauchen ein sicheres Fundament, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen.
Gleichzeitig dürfen wir ihnen nicht mit überzogenen bürokratischen Anforderungen Fesseln anlegen.
Die Direktzahlungen aus Brüssel honorieren die gesellschaftlich wichtigen Leistungen der Landwirte.
Denn ihre Leistungen verdienen Anerkennung und Unterstützung. Dafür mache ich mich stark.
LEITSATZ
Leistungs- und wettbewerbsfähige
Land- und Ernährungswirtschaft stärken
5
Deutschland ist ein Land mit moderner und leistungsfähiger Landwirtschaft. Etwa die Hälfte der
Landesfläche wird landwirtschaftlich genutzt. Die Landwirtschaft hat zusammen mit der Ernährungswirtschaft eine zentrale ökonomische Bedeutung. Beide Branchen sichern jeden neunten
Arbeitsplatz in Deutschland – auch außerhalb der Großstädte. Der konsequente Weg hin zur
Marktorientierung hat sich bewährt: Im internationalen Handel sind unsere Produkte beliebt,
denn Qualität, Nachhaltigkeit und ein fairer Preis überzeugen. Diese Wettbewerbsfähigkeit gilt
es zu erhalten und auszubauen – Forschung und Innovation spielen dabei eine Schlüsselrolle.
So können wir auch in Zukunft nach unseren Vorstellungen produzieren und verarbeiten.
LEITSATZ
Globale Verantwortung übernehmen
Deutschland ist ein hochentwickeltes und von der Natur begünstigtes Land. Daraus erwächst
auch die Verpflichtung, Verantwortung für die Ernährungssicherung weltweit wahrzunehmen.
Denn immer noch leiden 800 Millionen Menschen an Hunger. Die Bekämpfung des Hungers
ist dabei zuerst ein Gebot der Menschlichkeit. Sie ist aber auch ein Gebot der politischen und
wirtschaftlichen Vernunft. Soziale Verwerfungen, politische Unruhen und gewaltsame Konflikte haben vielfach ihre Ursache im Hunger und im fehlenden Zugang zu lebensnotwendigen
Ressourcen. Eine produktive und nachhaltige Landwirtschaft und vielfältige ländliche Räume
sind die entscheidenden Faktoren zur Armutsminderung, für Ernährungssicherung und politische Stabilität.
6
8
Agrarpolitische Standortbestimmung
Agrarpolitische Standortbestimmung
Ländliche Räume vital erhalten
Ländliche Räume: Das sind 90 Prozent der Fläche unseres Landes. Mehr als die Hälfte unserer Bevölkerung lebt
in Dörfern, Gemeinden und Städten auf dem Land. Zentrales Anliegen der Bundesregierung ist, diese Regionen als
eigenständige Lebens- und Wirtschaftsräume zu stärken, um ihre Zukunftsfähigkeit und Attraktivität zu erhalten –
und so den unterschiedlichen Herausforderungen, wie etwa dem demografischen Wandel, zu begegnen.
Mit vielfältigen Förderprogrammen, Initiativen, Modellvorhaben und Wettbewerben hilft das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), neue
Potenziale zu eröffnen und Eigeninitiative zu fördern.
Zentral ist hier die Bund-Länder „Gemeinschaftsaufgabe
Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“
(GAK). Diese wird mit dem Ziel einer stärkeren Gewichtung auf ländliche Entwicklung neu ausgerichtet, um die
Lebensverhältnisse im ländlichen Raum zu verbessern
und neue Einkommensmöglichkeiten zu schaffen.
Jährlich stehen in Deutschland zwischen 2014 und
2020 aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds
für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)
EU-Mittel in Höhe von rund 1,4 Mrd. Euro bereit. Sie
werden durch nationale Mittel von Bund, Ländern
und Kommunen ergänzt und verstärkt. Sie werden
verwendet für die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit
der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft, die
Gewährleistung der nachhaltigen Bewirtschaftung der
natürlichen Ressourcen und des Klimaschutzes sowie der
ausgewogenen räumlichen Entwicklung der ländlichen
Wirtschaft.
Eine weitere Säule bildet das „Bundesprogramm Ländliche Entwicklung“, kurz BULE, mit seinen Projekten
„Land(auf)Schwung“ und „Unser Dorf hat Zukunft“, die
vor allem bürgerschaftliche Initiativen unterstützen.
Das BMEL hat die Rolle eines Koordinators für die
ländlichen Räume übernommen. Über die im BMEL
angesiedelte „Interministerielle Arbeitsgruppe
Ländliche Räume“ stimmen sich die Ministerien über
ihre Aktivitäten für den ländlichen Raum ab. Ebenso
wird im Geschäftsbereich des BMEL derzeit ein
„Kompetenzzentrum Ländliche Räume“ aufgebaut,
um die vielfältigen politischen Aktivitäten für den
ländlichen Raum zu vernetzen.
90 Prozent
44 Millionen
Etwa
der Fläche in Deutschland sind ländlich geprägt.
Etwa
Menschen leben auf dem Land; das sind mehr als die
Hälfte der Einwohner Deutschlands.
80 Prozent
Über
der Fläche Deutschlands werden für unsere Lebensmittel- und Rohstoffversorgung land- und forstwirtschaftlich genutzt.
Ballungsräume
Quelle: BMEL, Stand 2012
Ländliche Regionen
Agrarpolitische Standortbestimmung
9
AUSGEWÄHLTE FÖRDERINSTRUMENTE FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT
UND DEN LÄNDLICHEN RAUM
Nationale Obergrenze
344 Mio. €
Umverteilungsprämie
29 Mio. €
1.474 Mio. €
Zusatzaltersversorgung
Greening-Prämie
1.385 Mio. €
49 Mio. €
4.913
2,6 Mrd. €
1,3 Mrd. €
Basisprämie
1,6
Mrd. €
10%
LEADER
12%
0,5 Mrd. €
Hochwasser-/
Küstenschutz
13
16
28 Mio. €
Landabgaberente
100 Mio. €
Unfallversicherung
11%
1,4 Mrd. €
Agrardieselgesetz
Steuerbegünstigung für Betriebe
der Land- und Forstwirtschaft
Ökolandbau
9%
18%
Basisdienstleistungen
und Dorferneuerung in
ländlichen Gebieten
Mio. €
Landwirtschaftliche Sozialpolitik 2015
20%
Mrd. €
ELER-Förderung
der ländl. Räume
2014-2020
%
4%
2,1 Mrd. €
Quelle: BMEL
Agrarumweltund Klimaschutzmaßnahmen
Sonstige
2,3 Mrd. €
Alterssicherung
3.694
Krankenversicherung
Junglandwirteprämie
Mio. €
Direktzahlungen
2015
3.046 Mio. €
2.152 Mio. €
430 Mio. €
je
Steuermindereinnahmen
des Bundes 2013, 2014, 2015
1,2 Mrd. €
Ausgleichszulage in natürlich
benachteiligten Gebieten
Investitionen
BEDEUTUNG DER LAND- UND ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT
16,0
293
20,7
243 246
VORGELAGERTE
WIRTSCHAFTSBEREICHE
21,1
113,9 119,2 116,8
3553
3635
3707
16,3
NACHGELAGERTE
WIRTSCHAFTSBEREICHE
Bruttowertschöpfung in Mrd. €
626
625
19,1
20,3
LANDWIRTSCHAFT
619
(EINSCHL. FISCHEREI)
Erwerbstätige in 1000 Personen
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachhochschule Südwestfalen
2011
2012
2013
10
Agrarpolitische Standortbestimmung
Wettbewerbsfähige und nachhaltige Landwirtschaft stärken
285.000 Betriebe, davon 90 Prozent familiengeführt, bilden die Grundlage für die Leistungsfähigkeit unserer
Landwirtschaft. Die Agrar- und Ernährungswirtschaft insgesamt bietet Arbeit für rund 4,5 Mio. Beschäftigte
und ist für sechs Prozent der deutschen Bruttowertschöpfung verantwortlich.
Eines der Ziele des BMEL ist, die Wettbewerbsfähigkeit
der Land- und Ernährungswirtschaft zu erhalten. Mit
der 2013 beschlossenen Reform der Gemeinsamen
Agrarpolitik (GAP) wurde dafür die Basis geschaffen:
Die Direktzahlungen sind im Zeitraum 2014 bis 2020
stabil geblieben. Gleichzeitig werden die vielfältigen
gesellschaftlichen Leistungen der Landwirte stärker als
bisher honoriert, mit einem besonderen Augenmerk
auf Nachhaltigkeit. Kleine und mittlere Unternehmen
werden ebenso wie Junglandwirte stärker gefördert.
Ziel ist jetzt, gemeinsam mit der EU-Kommission eine
Reduzierung des bürokratischen Aufwands für die
Landwirte zu erreichen.
Umstand Rechnung, dass sich die gesellschaftlichen
Anforderungen an den Umgang mit Nutztieren ändern.
Ziel ist, eine messbare Verbesserung des Tierwohls zu
erreichen und Tierschutz als Wettbewerbsvorteil einer
an den Verbraucherwünschen orientierten Landwirtschaft
zu verankern.
Für die Pflanzenerzeuger steht im Mittelpunkt, das
Pflanzenschutz- und Düngerecht so zu gestalten, dass
eine nachhaltige Landwirtschaft vorangebracht wird.
Ein besonderer Fokus liegt auf dem Wachstumsmarkt
„Ökologischer Landbau“. Gemeinsam mit der Branche
arbeitet das BMEL an einer „Zukunftsstrategie
Ökologischer Landbau“, um Wettbewerbsfähigkeit
und Produktivität der Branche zu stärken und den
Flächenanteil auf 20 Prozent zu steigern.
Ein weiteres zentrales Ziel ist, die Nutztierhaltung in
Deutschland zu erhalten. Die Initiative „Eine Frage der
Haltung – neue Wege für mehr Tierwohl“ trägt dem
DEUTSCHE LANDWIRTSCHAFT GUT AUFGESTELLT
Reale Nettowertschöpfung der Landwirtschaft je Arbeitskraft (AK)
Indicator A
(2005 = 100)
200
Deutschland
Dänemark
190
Frankreich
Niederlande
180
EU-28
170
160
150
140
130
120
110
100
Quelle: Eurostat 2014
2010
2011
2012
2013
2014
Agrarpolitische Standortbestimmung
11
ENTWICKLUNG DER ERZEUGERPREISE
Landwirtschaftliche Erzeugerpreise in Deutschland
€ je 100 kg
40
€ je 100 kg
350
300
35
250
30
200
25
150
20
100
15
50
0
10
2010
2011
2012
2013
2014
¹ Schlachtgewicht, ² Durchschnittlicher Erlöspreis ab Hof.
Brotweizen
Milch²
Quelle: AMI, BLE (363, 422, 423); BMEL (123)
Schweine¹
Rinder¹
Speisekartoffeln
EINKOMMEN DER LANDWIRTE
Einkommen der Haupterwerbsbetriebe nach Ländern 2013/14
Schleswig-Holstein
44.002 € (+ 1,5 %*)
Mecklenburg-Vorpommern
57.304 € (+ 2,3 %*)
Niedersachsen
44.615 € (+ 1,9 %*)
Brandenburg
29.031 € (- 14,9 %*)
Nordrhein-Westfalen
39.441 € (+ 9,1 %*)
Sachsen-Anhalt
53.780 € (- 17,0 %*)
Hessen
33.690 € (+ 14,0 %*)
Sachsen
28.685 € (- 14,4 %*)
Rheinland-Pfalz
30.665 € (+ 7,5 %*)
Saarland
29.630 € (+ 3,3 %*)
Thüringen
33.292 € (- 11,4 %*)
Bayern
32.201 € (+ 1,3 %*)
Baden-Württemberg
29.428 € (+ 5,3 %*)
Quelle: BMEL (123)
Gewinn plus Personalaufwand je Arbeiskraft
* Veränderung gegen Vorjahr
12
Agrarpolitische Standortbestimmung
EINKOMMEN DER LANDWIRTE
Gewinne der Haupterwerbsbetriebe nach Betriebsformen 2013/2014 (Euro je Unternehmen)
Ackerbau
GEWINN: 89.651 € (- 19,8 %*)
Gemischt
GEWINN: 53.792 € (- 6,4 %*)
Gartenbau
GEWINN: 52.680 € (- 0,6 %*)
Weinbau
GEWINN:
60.099 € (- 10,1 %*)
Veredlung
GEWINN: 68.932 € (+ 0,6 %*)
16,3%
15,3%
4,9%
10,9%
ANTEIL
DER
BETRIEBE
4,2%
1,6%
9,4%
37,1%
Obstbau
GEWINN:
57.625 € (- 28,6 %*)
Sonstiger Futterbau
GEWINN: 37.425 € (- 8,2 %*)
Milch
GEWINN: 63.883 € (+ 31,6 %*)
* Veränderung gegen Vorjahr
Quelle: BMEL (123)
Agrarpolitische Standortbestimmung
13
RÜCKGANG LANDWIRTSCHAFTLICHER BETRIEBE VERLANGSAMT SICH
Abnahmerate der Betriebszahl: - 1,6 %, langjähriger Mittelwert der Abnahmerate - 3 % jährlich
1.080.300
299.100
LANDWIRTSCHAFTLICHE
BETRIEBE
ARBEITSKRÄFTE IN DER
LANDWIRTSCHAFT
38.502
AUSZUBILDENDE
IN AGRARBERUFEN
33.660
1.020.500
285.000
2010
Quelle: Statistisches Bundesamt
2013
AGRARHANDEL
Deutsche Aus- und Einfuhr von Gütern der Land- und Ernährungswirtschaft
63,4
2014vorl.
70,3
62,7
2013vorl.
69,1
2013
66,0
74,6
2012
63,4
73,0
2011
59,7
2010
53,3
2009
49,2
Ausfuhr in Mrd. Euro
Quelle: Statistisches Bundesamt
Einfuhr in Mrd. Euro
71,3
63,3
59,0
Agrarpolitische Standortbestimmung
14
Innovationen mit Verantwortung umsetzen
737 Millionen Euro investiert das BMEL allein im Jahr 2015 in die Forschung. Die Ressortforschung des BMEL
leistet über die Politikberatung einen Beitrag zur Lösung bestehender Herausforderungen. Die Forschungs- und
Innovationsförderung des BMEL zielt darauf, neue Erkenntnisse zum Wohl von Mensch, Tier und Umwelt schnell
in die Praxis umzusetzen.
Schwerpunkte der Forschung sind:
Ziel der Programme ist darüber hinaus, durch eine nachhaltige Produktionssteigerung einen Beitrag zur Sicherung der Welternährung zu leisten, zum Ausbau einer
biobasierten Wirtschaft beizutragen und das Potential
von Biomasse so zu nutzen, dass die Ernährungssicherung nicht gefährdet wird.
→→ zukunftsfähige und attraktive ländliche Räume,
→→ nachhaltige Produktion und Nutzung
pflanzlicher Ressourcen,
→→ Verbesserung von Tierwohl und Tiergesundheit,
→→ funktionsfähige Märkte und faire Handelsbedingungen,
→→ Lebensmittel- und Produktsicherheit,
→→ gesunde Ernährung und Lebensweise,
→→ Sicherung der globalen Ernährung.
Immer wichtiger wird das Thema „Big Data“. Hier ist
das Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft
durch die Nutzung praxistauglicher Anwendungen der
Digitalisierung zu stärken.
Mit den zentralen Forschungsprogrammen „Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft“, dem „Innovationsprogramm“
und dem Förderprogramm „Nachwachsende Rohstoffe“
wird vor allem in mehr Nachhaltigkeit investiert.
Dabei ist klar, dass Innovation Grenzen hat: So steht das
Ziel, ein Anbauverbot von gentechnisch veränderten
Pflanzen national umzusetzen, ebenso fest wie der
Grundsatz, dass es keine Patente auf Nutzpflanzen und
Nutztiere geben wird.
FORSCHUNGSSCHWERPUNKTE
Förderprogramme des BMEL
59,0
36,2
2015
17,0
14,0
10,0
Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe
Programm zur Innovationsförderung
Programm zur Förderung des ökologischen Landbaus
und anderer nachhaltiger Formen der Landwirtschaft
Förderung von Modell- und Demonstrationsvorhaben
Bundesprogramm Ländliche Entwicklung
5,0
Internationale Forschungskooperationen zu Welternährung
und ERA-Net Forschungsprojekte nach den Europ.
Forschungsrahmenprogrammen
4,0
Förderung von Maßnahmen zur Verbesserung der
Versorgung mit pflanzlichen Eiweißen heimischer Produktion
Höhe der Forschungsgelder in Mio. Euro €
Quelle: BMEL
606
621
2011
2014
668
2013
709
2014
Ausgaben für Wissenschaft, Forschung und
Entwicklung in Mio. €
737
2015
Agrarpolitische Standortbestimmung
15
Natürliche Lebensgrundlagen nutzen und bewahren
Boden, Wasser und biologische Vielfalt bilden zentrale Grundlagen für unsere Landwirtschaft. Neben der Nutzung
dieser Ressourcen ist es deshalb Aufgabe der Landwirtschaft, sie zu schützen und zu bewahren. Deshalb muss es das
gemeinsame Ziel des BMEL und der Landwirte sein, das gesamte Spektrum der Verbraucherwünsche an landwirtschaftliche Produktionsweisen ernst zu nehmen und leistbare Änderungen umzusetzen, um so mehr Vertrauen und
Akzeptanz für die Landwirtschaft zu erreichen.
Das BMEL setzt deshalb auf eine Politik, die den Landwirten langfristige Akzeptanz sichert und in Zukunft
Wettbewerbsvorteile sichern kann. Dabei bietet eine
auf das Tierwohl ausgerichtete umweltgerechte und
ökonomisch tragfähige Produktionsweise die Chance,
zukünftige Wettbewerbsvorteile der deutschen Landwirtschaft zu sichern. Dazu gehört auch ein klares Ja
zu Innovationen, die zum Beispiel zu einer Effizienzsteigerung bei der Düngung führen können, sowie
dem Einsatz von emissionsmindernden Verfahren
sowohl im Pflanzenbau als auch in der Tierhaltung.
Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei. Gleichzeitig wird das Ziel verfolgt, die außerlandwirtschaftliche Flächeninanspruchnahme zu reduzieren, den
Vorrang der Ernährungssicherung zu wahren und
wertvolle Naturräume zu erhalten. Das gilt auch hinsichtlich des Ausbaus der Stromnetze, bei dem eine
möglichst geringe Inanspruchnahme von land- und
forstwirtschaftlichen Flächen geboten ist.
Darüber hinaus trägt die Landwirtschaft durch Energieeinsparung entlang der Produktionskette sowie im
Rahmen der Substitution fossiler Energieträger durch
energetische und stoffliche Nutzung von Biomasse zur
BODEN WIRD TEURER
NEUE LÄNDER
2003
€
169
2013
€
243
174
€
€
16.
381
€
2013
84
Pachtentgelte für landwirtschaftliche
Einzelgrundstücke²
2003
9.1
Durchschnittliche Kaufwerte für
landwirtschaftlichen Grundbesitz¹
10.
€
113
3.8
294
231
€
€
16.
31
€
489
€
510
25.
1
€
89
€
FRÜHERES
BUNDESGEBIET
¹ Euro je Hektar veräußerter Fläche
der landwirtschaftlichen Nutzung
² Euro je Hektar landwirtschaftlich
genutzter Fläche
Quelle: Statistisches Bundesamt
∅ DEUTSCHLAND
2003
2013
16
Agrarpolitische Standortbestimmung
Nachhaltige Forst- und Holzwirtschaft und Fischerei stärken
Mit seinen Holzvorräten ist der Wald in Deutschland die bedeutendste Rohstoffquelle für stofflich und energetisch
genutzte Biomasse und als Kohlenstoffspeicher von erheblicher Bedeutung für den Klimaschutz. Ziel ist, auf Dauer
einen umfassenden und tragfähigen Ausgleich zwischen den steigenden Ansprüchen an den Wald und seiner nachhaltigen Leistungsfähigkeit zu erreichen.
Dabei gilt es, die verschiedenen Funktionen des Waldes
– als Rohstoffquelle, als Kohlenstoffspeicher und als
Lebens- und Erholungsraum – in Einklang zu bringen.
Mit der Waldstrategie 2020, die den Rahmen für die
Forstpolitik der kommenden Jahre setzt, strebt die
Bundesregierung umfassende und tragfähige Lösungen
für den Erhalt dieser Multifunktionalität an.
Meere sind Quelle für Rohstoff, Energie und Nahrung.
Um die Meere als eine Quelle hochwertiger Nahrungsmittel zu bewahren, sind der Schutz und die nachhaltige Nutzung der globalen Fischbestände sowie
ihrer Lebensräume unverzichtbar. Mit der Reform
der Gemeinsamen Fischereipolitik ist seit 2014 die
Nachhaltigkeit als wichtiges Prinzip der europäischen
Fischereipolitik verankert.
Auch im Hinblick auf die Fischerei in Flüssen und Seen
ist die Nachhaltigkeit ein besonderes Anliegen der
Bundesregierung. Zusammen mit den Bundesländern
soll der Schutz der wandernden Fischarten durch
Forschungsvorhaben und Besatzmaßnahmen gestärkt
werden.
ANBAU NACHWACHSENDER ROHSTOFFE
Hektar
2.600.000
2.400.000
2.200.000
2.000.000
1.800.000
Festbrennstoffe: 9
Industriestärke: 100
Industriezucker: 10
Ölpflanzen: 140
Faserpflanzen: <1
1.600.000
Arznei- und
Färbepflanzen: 12
1.400.000
2.337
1.200.000
Biogas: 1.250
1.000.000
Biodiesel/
Pflanzenöl: 629
Gesamtanbaufläche
in 1.000 Hektar
800.000
600.000
263 INDUSTRIEPFLANZEN
400.000
2.074 ENERGIEPFLANZEN
Bioethanol: 168
200.000
0
2000
2001
2002
Quelle: FNR (2014); © FNR 2014
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Agrarpolitische Standortbestimmung
17
Globale Verantwortung übernehmen
Neun Milliarden Menschen werden voraussichtlich im Jahr 2050 auf unserem Planeten leben. Um das Menschenrecht
auf angemessene Nahrung zu verwirklichen, muss die Produktion von Lebensmitteln nach Schätzungen der Ernährungsund Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bis dahin um rund 60 Prozent gesteigert werden.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft leistet einen Beitrag dazu, indem es weltweit
seine Kompetenzen und Erfahrungen im Bereich Ernährung und Landwirtschaft einbringt. Dazu unterstützt
das BMEL Pilotprojekte zur Förderung der Ernährungssicherung sowie eine Reihe von Partnerländern beim
Aufbau einer produktiven und ressourcenschonenden
Land- und Ernährungswirtschaft. Im Rahmen von
internationalen Organisationen wie der FAO und durch
die Ausrichtung der jährlich in Berlin stattfindenden
„Welternährungskonferenz“ (Global Forum for Food
and Agriculture) leistet das BMEL darüber hinaus einen
Beitrag für die Entwicklung von Strategien und Regeln
für eine nachhaltige Ernährungssicherung.
Gleichzeitig wächst die Bedeutung des internationalen
Agrarhandels. Hier unterstützt das BMEL stabile
Rahmenbedingungen und setzt sich für mehr
Transparenz im internationalen Agrarhandel ein.
IMPULSE FÜR DIE WELTERNÄHRUNG SETZEN
Mrd.
m²
3500
10
3250
9
3000
8
2750
7
2500
6
2250
5
2000
4
1750
3
1500
1970
Quelle: World Bank 2010/11 FAO
1980
1990
Agrarfläche pro Kopf
2000
Weltbevölkerung
2009
2050
2
18
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium
für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Referat L3
Wilhelmstraße 54
10117 Berlin
Stand
Mai 2015
Text
BMEL
Gestaltung
neues handeln GmbH, Berlin
Bildnachweis
Bildmotive © Titel: BMEL/Walkscreen; Grußwort: BMEL/photothek.net/
Jörg Sarbach; Grafiken: VoodooDot, snorks, Tshooter , bioraven , angelh,
Alexander Ryabintsev, Kapreski, chrupka, bioraven, KALABUKHAVA IRYNA,
Happy Art, Vitek Prchal, lekkyjustdoit, karnoff, kotoffei, boreala/shutterstock.com
Druck
Bonifatius GmbH, Paderborn
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Leinöl-Farben gedruckt.
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