Es gilt das gesprochene Wort – Sendesperrfrist: Redebeginn! MINT-Frühjahrsreport 2015 Statement von Thomas Sattelberger Vorstandsvorsitzender „MINT Zukunft schaffen“ BDA | Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Mitglied von BUSINESSEUROPE Hausadresse: Breite Straße 29 | 10178 Berlin Briefadresse: 11054 Berlin [email protected] www.arbeitgeber.de T +49 30 2033-1800 F +49 30 2033-1805 Pressekonferenz Berlin, 20. Mai 2015 Prof. Hüther hat sehr eindringlich die demografischen Herausforderungen, insbesondere im Osten Deutschlands, beschrieben. Dies heißt: Eine arbeitsmarktorientierte Zuwanderung ist angesichts der schon jetzt bestehenden strukturellen Fachkräfteengpässe insbesondere im MINT-Bereich unbedingt erforderlich. on mit dem „Haus der kleinen Forscher“ unser MINT-Engagement weiter aus. - Berufsorientierung und -beratung erfahrungsorientiert und „zum Anfassen und Machen“ intensivieren – an den Gymnasien gleichermaßen wie im NichtGymnasialbereich – und insbesondere Mädchen und junge Frauen offensiver für MINT ansprechen. Stärker als bisher muss auch die Berufsorientierungskompetenz von Eltern und Lehrkräften entwickelt werden. Dabei ist die Eigenverantwortung der jungen Menschen für ihre Berufsorientierung stärker zu adressieren. Es handelt sich nicht nur um eine Bringschuld der Akteure, sondern auch um eine Holschuld der Schülerinnen und Schüler. - Und: Die Gymnasien müssen sich deutlich stärker als momentan als Schulen verstehen, die sowohl für Studium als auch Berufsausbildung in gleicher Intensität und Offenheit beraten. Willkommenskultur etablieren Die Reformen im Zuwanderungsrecht der letzten Jahre sowie die verbesserte Anerkennung ausländischer Abschlüsse waren wichtige Schritte. Das aktuelle Zuwanderungsrecht muss jedoch noch weiter in Richtung Zuwanderung von gut ausgebildeten Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern weiterentwickelt werden, die noch keinen konkreten Arbeitsplatz haben – dafür aber die Qualifikationen und die notwendigen Sprachkenntnisse besitzen beziehungsweise bereit sind, diese zu erwerben, um schnell einen Arbeitsplatz in Deutschland zu finden. Auch die Beschäftigungspotenziale der Asylbewerber und sogenannten Geduldeten sollten genauer identifiziert und besser genutzt werden. Im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe wird Deutschland nur erfolgreich sein, wenn in allen Lebensbereichen der Wandel hin zu einer gelebten Willkommenskultur gelingt. Akademiker und Facharbeiter Migration und Integration dürfen nicht primär als Problem, sondern als Chance für eine Vielfalt der Talente, eine größere interkulturelle Kompetenz sowie für eine demografische „Wetterfestigkeit“ begriffen werden. Nur wenn auch die Integration in das soziale und kulturelle Leben gelingt, werden die dringend benötigten Fachkräfte eine längerfristige Perspektive in Deutschland sehen. Die deutschen Unternehmen brauchen aber sowohl Akademiker als auch Facharbeiter. Insbesondere im MINT-Sektor werden wir bis Ende des Jahrzehnts eine Lücke in Höhe von 1,3 Millionen beruflich Qualifizierten haben. Und der IT-Sektor hat heute schon 41.000 unbesetzte Positionen. Nach Jahren erfreulicherweise deutlich gestiegener Studienanfängerzahlen jetzt die Hochschultüren zuschlagen zu wollen, wäre falsch, zumal dadurch die soziale Undurchlässigkeit des Hochschulzugangs zementiert würde. Um bereits in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund und Neuzuwanderern den Zugang zum Arbeitsmarkt und eine möglichst zügige Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen, brauchen sie grundlegende sowie berufsbezogene Sprachkenntnisse. Sprachförderung ist daher ein Schlüsselfaktor einer effizienten Fachkräftestrategie. Unser Augenmerk muss auch auf der nach wie vor viel zu hohen Abbruchquote und der zu geringen Verbleibquote internationaler Studierender liegen. MINT-Bildung stärken Aber selbst wenn es uns über Zuwanderung und Integration gelingt, erhebliche Potenziale zu erschließen, müssen wir vor dem Hintergrund der wachsenden Fachkräftelücke unsere Anstrengungen für mehr und bessere MINT-Bildung weiter verstärken. Was heißt das? - MINT-Profile an Schulen stärken: MINT-freundliche Schulen im Breitensport und Schulen der MINTExzellenz-Netzwerke im Spitzensport sind wichtige Bausteine auf diesem Weg. Auch im Kita- und Grundschulbereich bauen wir durch eine Kooperati- Es ist seit einiger Zeit beliebt, von einer Überakademisierung zu reden, die unserer beruflichen Bildung das Wasser abgrabe. Den Begriff „Akademikerschwemme“ möchte ich gerne als „Unwort des Jahres“ bezeichnen. Stattdessen muss es uns besser als bisher gelingen, mehr junge Menschen zum Hauptschulabschluss, zur Ausbildungsreife und zu einem erfolgreichen Bildungsabschluss zu führen. Hier liegt eine Systemschwäche gleichermaßen von Schule wie Berufsausbildung vor. 1,3 Millionen Menschen zwischen 20 und 29 Jahren haben keinen Berufsabschluss, rund die Hälfte davon ist arbeitslos. Hier – bei mehr jungen Menschen, die ausbildungsfähig die Schulen verlassen, und mehr Angelernten, die in differenzierter, gegebenenfalls modularer Form Ausbildungsqualifikationen erwerben – liegen die entscheidenden Potenziale für die berufliche Bildung – und nicht in einer künstlichen Verknappung von Studienplätzen. Die Öffnung von staatlichen Hochschulen für deutlich mehr Angebote an berufsbegleitenden Studiengängen und -plätzen würde die Durchlässigkeit erheblich fördern. 2 MINT-Frühjahrsreport 2015 | Pressekonferenz | Thomas Sattelberger Berlin, 20. Mai 2015 „MINT Zukunft schaffen“ Mit unserer Initiative „MINT Zukunft schaffen“ engagieren wir uns auf breiter Front für die MINTFachkräftesicherung: - Fast 17.000 MINT-Botschafterinnen und -Botschafter werben in Schulen und Hochschulen für MINT-Berufe. - Unser MINT-Portal bietet in Kooperation mit den Portalen des Bundesbildungsministeriums und des DIHK Zugriff auf 15.000 Angebote für Schüler und Studierende – darunter Unterrichtsmaterialien, Kontakte zu Unternehmen und Mentoring-Programme. - Wir haben inzwischen mehr als 950 MINTfreundliche Schulen geehrt und fördern sie auf ihrem Weg zu mehr MINT. - Zusammen mit „acatech“ – der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften – koordinieren wir das Nationale MINT-Forum, welches mit einer breiten Resonanz in Politik und Presse im Juni dieses Jahres den inzwischen dritten Nationalen MINTGipfel ausrichten wird. Wir werden uns auch künftig für eine Stärkung der MINT-Bildung in Kindergärten, Schulen und Hochschulen engagieren – und so als Wirtschaft einen entscheidenden Beitrag zur Fachkräftesicherung in Deutschland leisten. 3 MINT-Frühjahrsreport 2015 | Pressekonferenz | Thomas Sattelberger Berlin, 20. Mai 2015
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