zu Artikel – Regierung stoppt Pläne für riesige - Freie

Die Unabhängige für Mecklenburg-Vorpommern
OSTSEE
ZEITUNG
Bad Doberaner Zeitung
C4408A | Nr. 86 | 16. Woche | 63. Jahrgang | 1,00 €
www.ostsee-zeitung.de | Dienstag, 14. April 2015
Rostocker Bürgerschaft kassiert
Entlassung des Theater-Intendanten
Rostock – Die Rostocker Bürgerschaft hat Sewan Latchinian (54)
gestern nach kontroverser Diskussion erneut zum Intendanten des
Volkstheaters berufen. Latchinian
war vor zwei Wochen von Oberbürgermeister Roland Methling
(UFR) abberufen worden, nachdem der Theaterchef kritische
Worte zur Kulturpolitik im Land geäußert hatte. So verglich er den Kulturabbau in MV mit der Zerstörung
von Kulturgütern durch
den Islamischen Staat
im Irak. Kulturseite
Sewan Latchinian
Foto: J. Büttner/dpa
Olympia-Traum für Warnemünde geplatzt
Rostock – Hamburg geht mit Kiel
und nicht mit dem Segelrevier Rostock-Warnemünde in die Olympiabewerbung für 2024 oder 2028. Eine Auswahlkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes
(DOSB) gab gestern die Entscheidung bekannt. „Die Kommission
hat sich für die Stadt mit Weltruf für
den Segelsport entschieden“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hör-
mann in Hamburg. Der Zuschlag
für Kiel sei einmütig gefallen.
Politiker und Unterstützer der
Rostocker Bewerbung bedauerten
gestern die Entscheidung, zeigten
sich aber als faire Verlierer. Ros-
Stecker raus: Schwerin
stoppt Pläne für
riesige Ostsee-Windparks
tocks Oberbürgermeister Roland
Methling (parteilos) schickte herzliche Glückwünsche an die Kieler
Förde. Innen- und Sportminister Lorenz Caffier (CDU) sagte, im Wettstreit der drei Ostseestädte habe
Rostock-Warnemünde mit viel
Herzblut und in einer professionellen Art für die Austragung der Segelwettkämpfe in Warnemünde geworben. Seiten 2, Sport und Lokales
Kühlungsborn – Aufatmen an der
Ostseeküste: Die geplanten RiesenWindparks nur wenige Kilometer
von den Stränden der Urlaubsorte
in Mecklenburg entfernt, sind vom
Tisch. Die Landesregierung gibt die
Planungen auf. „Vor Rerik und Kühlungsborn, vor Heiligendamm und
vor Graal-Müritz werden definitiv
keine Windräder im Meer gebaut“,
verkündete gestern die stellvertretende SPD-Fraktionschefin im Landtag, Stefanie Drese.
Das Schweriner Energieministerium bestätigt, dass die Entwürfe für
das neue Landesentwicklungsprogramm (LEP) entsprechend geändert worden sind. Details will Minister Christian Pegel (ebenfalls SPD)
heute vorstellen. Die Tourismusbranche in MV hatte in den vergangenen Monaten massiv Front gegen
die Offshore-Parks gemacht – aus
Sorge, dass die Windräder Urlauber
vergraulen könnten. Bedenken hatten auch andere Branchen: Fischer
bangten um Fanggründe und Existenzen. Die Schifffahrt warnte, dass
die Mühlen zu dicht an vielbefahre-
nen Routen – etwa der Kadetrinne –
geplant worden seien.
„Ich bin zufrieden, dass das Energieministerium die Bedenken unseres wichtigsten Wirtschaftszweiges
ernst genommen hat“, sagt Drese.
Sie ist Abgeordnete für die Region
Doberan und hatte sich in den vergangenen Wochen mit ihrem Partei-Freund Pegel öffentlich wegen
der Windparks angelegt. Auch Umweltminister Till Backhaus (SPD)
und das Wirtschaftsressort von
CDU-Minister Harry Glawe waren
auf Distanz zu Pegel gegangen.
Nach OZ-Informationen sollen
von den bisher neun geplanten
Windparks im Meer nur noch vier
übrig bleiben – unter anderem soll
der bestehende Park Baltic I vor der
Halbinsel Fischland-Darß- Zingst erweitert werden. „Diese Flächen
sind für Investoren interessant, weil
bereits eine Stromtrasse zum Festland existiert“, sagt Drese.
Auch Arcadis I vor Rügen darf
wachsen. Weitere Windräder könnten zudem weit draußen vor Hiddensee und vor Warnemünde gebaut
werden. „Im Eignungsgebiet vor
Rostock wären gerade mal 40 Wind-
Maritime Vorranggebiete für Windenergieanlagen
Arcadis Ost I
Baltic I
DÄNEMARK
OZ-Grafik: O. Maaß
OSTSEE
Sassnitz
Stralsund
Rostock
Wismar
Tausende Fälle von
Noroviren in MV
Rostock – In Mecklenburg-Vorpommern stieg die Zahl der am Noro-Virus Erkrankten im Vergleich zum
Vorjahr erneut an. 3962 Infektionen wurden dem Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) für
die Saison 2014/2015 bisher gemeldet. Das sind 460 Fälle mehr als
2014. Allein im März steckten sich
fast 750 Menschen mit dem Virus
an. Die meisten Fälle wurden im
Landkreis Vorpommern-Greifswald (689) gezählt. Seite 6
Greifswald
Entwurf von Juli 2013
jetziger Entwurf
BAD DOBERAN
Milder Winter entlastet
klamme Gemeinde-Kassen
Die Kommunen sparen Tausende Euro ein – weil sie in diesem
Winter deutlich weniger Salz
brauchten. Und Doberans Mieter
dürfen sich ebenfalls freuen: auf
stattliche Nebenkosten-Rückzahlungen. Seite 9
räder möglich“, so Drese. Landesweit seien im Meer nur noch maximal 300 Windräder möglich – ein
Bruchteil dessen, was Pegel ursprünglich geplant hatte.
Sein Sprecher Steffen Wehner relativiert: „Wir haben von Anfang an
gesagt, dass wir im ersten Entwurf
des neuen Landesentwicklungsprogramms eine Maximal-Kulisse vorgelegt haben – und wir haben ebenfalls betont, dass diese Kulisse nach
der Bürgerbeteiligung deutlich anders aussehen wird.“ In die neuen
Pläne seien Hinweise der Marine,
der Schifffahrtsverwaltung, von Fischern und der Tourismusbranche
eingeflossen. „Wir haben alle begründeten Einwände berücksichtigt“, sagt Wehner und bestätigt,
dass in puncto Windparks kräftig abgespeckt wurde.
Die Urlaubsbranche reagierte auf
die Nachrichten aus Schwerin mit
Erleichterung: „Wir begrüßen sehr,
dass die Regierung die Sorgen der
Branche und der Bürger ernst genommen hat“, sagt Bernd Fischer,
Geschäftsführer des Tourismusverbandes MV. Der Verband bleibe
aber bei seiner Forderung, dass der
weitere Ausbau der Windkraft – im
Meer und an Land – endlich wissenschaftlich begleitet werden muss:
„Wir müssen jederzeit wissen, wie
groß die Akzeptanz bei Einwohnern und Gästen wirklich ist.“
Ulrich Langer, Tourismus-Chef in
Kühlungsborn und führender Kopf
der Anti-Windpark-Initiative „Freier Horizont“, äußert sich zurückhaltend: „Wir werden kein einziges Protestbanner abnehmen. Erst mal wollen wir die Änderungen schriftlich
haben.“ Er spricht nicht von guten,
sondern „vernünftigen“ Nachrichten: „Wir müssen uns dafür bei niemandem bedanken.“ Seite 2
BAD DOBERAN
Jugendclub kommt
beim Nachwuchs gut an
Das interaktive Konzept der Jugendsozialarbeiter Pierre Graslin
und Anna Bonin stößt auf positive
Resonanz. Der Club hat einen festen Stamm von bis zu 40 Mädchen
und Jungen, viele davon zwischen
elf und 13 Jahre alt. Seite 10
WIRTSCHAFT
Viele Hauptschüler
müssen draußen bleiben
Fast zwei von drei offenen Ausbildungsplätzen bei der IHK-Lehrstellenbörse sind für Jugendliche mit
niedriger Schulbildung verschlossen. Das ergab eine Auswertung
des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Seite 7
PANORAMA
65-jährige Berlinerin
erwartet Vierlinge
Ein Weltliterat geht
Lübeck – Günter Grass ist tot. Der Literaturnobelpreisträger starb
gestern im Alter von 87 Jahren in einem Lübecker Krankenhaus an
einer Lungenentzündung. Vertreter aus Politik, Kultur und Gesellschaft würdigten den oft streitbaren Weltliteraten. Spätestens mit
der Nobelpreis-Vergabe 1999 galt Grass als einer der bedeutendFoto: Public Adress
sten Schriftsteller der Gegenwart. Seiten 2 und 3
Ministerpräsident sieht keine Versäumnisse. Opposition zeigt sich befremdet.
Landeschef Erwin Sellering Foto: C. Kettler
ungenutzt gelassen“, sagte Sellering gestern als Zeuge im Parlamentarischen
Untersuchungsausschuss zur Insolvenz der Werften in
Stralsund und Wolgast. Unter den
damaligen Bedingungen sei das
Bestmögliche erreicht worden. Es
gebe die Schiffbaubetriebe trotz
Insolvenz bis heute, wenn auch
mit deutlich weniger Arbeitsplätzen und noch immer gefährdet.
Das Land hat die P+S-Werften massiv mit Kredi-
ten und Bürgschaften unterstützt
und durch die Insolvenz 2012 bis zu
270 Millionen Euro verloren.
Die Opposition reagierte befremdet auf Sellerings Zeugenaussage.
Linke-Fraktionschef Helmut Holter sagte, zumindest ein Hauch von
Selbstkritik würde Sellering gut zu
Gesicht stehen. Grünen-Obmann
Johannes Saalfeld zeigte sich überzeugt, dass die Werften mit einem
anderen Konzept sanierbar gewesen wären. Seite 5
Lokale Videos auf www.ostsee-zeitung.de
OZ- Wahlforum zur Bürgermeisterwahl in Grimmen | „Zahnmobil“ fährt ins Flüchtlingslager
| Video zum Volkstheater Rostock | OB-Wahl in Stralsund: Kandidaten stellen sich vor
Foto: dpa
THEMEN
DES TAGES
Wenn die Schwangerschaft gut
verläuft, wäre sie 17-fache Mutter:
Annegret R., Lehrerin aus Berlin,
erwartet Vierlinge. Am
18. Geburtstag ihrer Kinder wäre
die mehrfache Großmutter
Mitte achtzig. Seite 8
OZ SERVICE
Anzeigenservice: 0381 / 38 30 30 16
Leserservice: 0381 / 38 30 30 15
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König der Witze
Sellering rechtfertigt Werftenhilfen
Schwerin – Die Landesregierung
hat sich bei ihren gescheiterten Rettungsversuchen für die P+S-Werften in Stralsund und Wolgast nach
Ansicht von Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) keine
Versäumnisse vorzuwerfen. „Wir haben im Interesse der Mitarbeiter und
der Region keine Chance
Thüringens Landeschef Bodo
Ramelow (Linke)
wurde vor dem
Hintergrund der
Aufnahme
von Flüchtlingen mit dem
Tod bedroht.
Seite 4
» Trauer um Grass
Hunderte Anlagen vor der Küste von MV werden nicht gebaut.
Von Andreas Meyer
Ramelow bedroht
R
entner Siegfried Kather hat
sie alle: ob Ärztewitze,
Beamtenwitze, OstfriesenWitze, DDR-Witze, jüdische Witze,
politische Witze, Blondinenwitze,
Witze unter und oberhalb der Gürtellinie. Gute und blöde Witze. Für
den 85-jährigen Wismarer ist es
das schönste Hobby der Welt: das
Sammeln von Witzen. Und von denen hat er schon 200 000 – ausgeschnitten, katalogisiert und abgeheftet in Dutzenden Ordnern. Zeitungen und Zeitschriften werden
durchforstet, gefilzt und geplündert, sollte sich ein neuer Witz finden. Da kann Herr Kather das Mausen nicht lassen. Penibel, akkurat
und völlig humorfrei ist der Wismarer da. Denn der König der Witze
weiß, dass seine Sammlung die
reinste „Waffenkammer“ ist. Tückische Pfeile gegen uniformes Denken, politische Dummheit und blinden Gehorsam. Und früher die vielleicht einzigen Waffen, mit denen
man sich selbst in den Rücken
schießen konnte. Seite 6
jebu
Die Imbissbude mal daheim
419528 7701002
20016
Pizza, Puffer, Burger: Manchmal muss es ein Klassiker von der Imbissbude sein.
Warum das leckere Fast Food nicht mal selbst herstellen? Magazin I