Nr. 23 • 7. Juni 2015 | www.sonntagsblatt.at Retouren an Postfach 555, 1008 Wien Bischofplatz 2, A-8010 Graz, Postfach 872 • Telefon 0 31 6/80 41-111 • DVR: 0029874/115 € 0,70 • Verlagspostamt A-8020 Graz • P.b.b. • GZ 02Z032422 W 8 SEITEN SONDERBERICHTE Mit Begeisterung dabei Geschätzte 33.000 Besucherinnen und Besucher nahmen die Einladung von 106 Kirchen und kirchlichen Einrichtungen zur Langen Nacht freudig an. Sie erlebten ein buntes Programm, etwa im Innenhof von Schloss Brunnsee bei Mureck (links), in Graz in der Bürgerspitalskirche (ganz oben), in der Leechkirche (oben) und in Graz-Straßgang (unten). Fotos: Röck, Neuhold (2x), Geißler II Das war die Lange Nacht der Kirchen Funkelnde Nacht E in wundervoller Abend“, „Die Lange Nacht der Kirchen sollte es öfter geben“, „Immer wieder überraschend und neu“, „einfach genial :-)“, „Wir haben viele Freunde getroffen und alles sehr genossen …“ So und ähnlich lauteten Rückmeldungen zur Langen Nacht der Kirchen in der Steiermark im persönlichen Gespräch, aber auch auf Facebook und Messenger. „Finsternis wäre für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag“ stand als Leitwort aus dem Psalm 139 über diesem österreichweiten ökumenischen Projekt, an dem sich u. a. auch Südtirol, die Tschechische Republik, Ungarn und Estland mit hunderten Kirchen beteiligten. Allein vom Boden- bis zum Neusiedlersee waren über 700 Kirchen hell erleuchtet und boten über 3000 Stunden Programm. In der Steiermark luden 106 Kirchen und Klöster zu 500 Veranstaltungen, rund 33.000 Besucher wurden aus den Pfarren rückgemeldet. Die Lange Nacht der Kirchen ist aber keine Großveranstaltung, bei der einfach eine Menschenmenge zur selben Zeit am selben Ort dasselbe erlebt. Der Zauber dieser Nacht liegt vielmehr darin, dass sich hier übers ganze Land verteilt Orte auftun für immer wieder andere Begegnungen und Erlebnisse, die Kirche in all ihren Facetten zum Funkeln bringen. Und das noch verstärkt wird durch die unglaubliche Begeisterung, die unzählige Menschen großteils ehrenamtlich über Monate in diese Veranstaltung gesteckt haben – um mit viel Sorgfalt und Liebe und in großer Gastfreundschaft auch in anderen diese Freude am Kirchesein und am Glauben zu wecken. Gertraud Schaller-Pressler 7. Juni 2015 Klingende Fülle Die Besucher waren mit Begeisterung dabei. Sie lauschten den Chören und bewunderten den Kirchturm mit Uhr und Glockenwerk. Auch ein neuer Kirchenführer wurde präsentiert. Der Chor Cantichorum erfreute bei Maria Painolds Tour „Klingende Pilgernacht“ in GrazFoto: Christine Geissler Straßgang. Der Innenhof des Schlosses Brunnsee bot ein wunderbares Ambiente. Begonnen hat der Abend mit einer Maiandacht, gestaltet von der Volksschule Brunnsee. Beim offenen Singen konnte man in frühere Zeiten eintauchen. Der Schlossherr erzählte uns seine Familiengeschichte. Danke auch, dass SchülerInnen der Musikschule Mureck und die Gruppe Keymotion noch um 22 Uhr die Messgestaltung Anna Rössler, Mureck übernahmen. Das albanische Märchen, gespielt von der Jungschar, wurde musikalisch begleitet von der Musikschule Fernitz. Andreas Patsch, Fernitz Ein wunderbarer Filmvortrag! Elisabeth Stoißer-Widegger, St. Margarethen bei Lebring Anni Reiterer, Arnfels Während in der Kirche die Camerata Pätzold begeisterte, bastelten Kinder im Pfarrhof Rosenkränze, die vor der hl. Messe gesegnet wurden. Gertrude Schmidbauer, Maria Osterwitz Der Seniorentanzkreis, der Kirchenchor, der Männergesangsverein und die Katholische Frauenbewegung gestalteten in St. Peter die Nacht. Wolfgang Toberer, St. Peter am Ottersbach Fans reisten sogar aus Wien an, um das Blueskonzert zu erleben. Monika Leitner, Spital am Semmering Liturgische Gegenstände, Noten und auch alte Musikinstrumente wurden gezeigt, die sonst nie bzw. nur selten zu sehen sind . Stephan Werner, Minoritenkirche Bruck In der voll besetzten Pfarrkirche wurde vom Vokalensemble Gnas ein ergreifender Konzertabend geboten. Stefan Fink, St. Stefan im Rosental „Du bist das Licht der Welt“ ertönte um Mitternacht beim ökumenischen Schlussgebet zur Musik Foto: Neuhold der Gruppe Mundwerk im Innenhof des Priesterseminars in Graz. 7. Juni 2015 Das war die Lange Nacht der Kirchen III BLITZLICHTER ST. VEIT AM VOGAU. Einfach zum Staunen sind die beeindruckenden Deckenfresken, die in St. Veit am Vogau bei Kirchenführungen vorgestellt wurden. Rudolf Pauli erzählte die Entstehungsgeschichte der weitum bekannten barocken Wallfahrtskirche, die dem heiligen Veit geweiht ist. Die Orgelführung von Christoph Tschiggerl bot zudem Einblick in ein Instrument, das ursprünglich in der Basilika Mariazell stand, erst um 1753 nach St. Veit am Vogau kam und zu den bedeutendsten Klangdenkmälern Österreichs zählt. Nach dem Eintreffen der Pilgerfackelwanderer aus Straß wurde um 22 Uhr ein Lichtergottesdienst mit Pfarrer Robert Strohmaier und Diakon Johann Pock gefeiert. Foto: Ruckenstuhl Von Freud’ und Einsatzbereitschaft Ökumenisch & generationsübergreifend – auch im Dekanat Leibnitz wurde Gemeinschaft gelebt. D ie Kirchenmusik ist ein bisschen der evangelische Stolz“, davon sprach Pfarrerin Marianne Pratl-Zebinger, als sie die zahlreichen Gäste in ihrem „evangelischen Kirchlein“ in Hengsberg begrüßte. Passend hierzu und zum ökumenischen Gedanken interpretierte der katholische Kirchenchor Hengsberg mit Violinen- und Viola-Unterstützung Paul Gerhardts „Geh aus mein Herz und suche Freud“. Eine perfekte Einstimmung, suchten die Besucher anschließend ja wirklich die Freud in der Langen Nacht. Entweder ein paar Schritte weiter in der katholischen Kirche, bei der Fotoausstellung in Leibnitz oder hinter einer der vielen anderen geöffneten Kirchentüren. Viele jüngere Besucher taten dies etwa in der Stadtpfarrkirche Leibnitz. Dort präsentierten sich Feuerwehr und Rot-Kreuz-Jugend, nachdem es die Initialzündung für diese Zusammenarbeit schon beim letztjährigen Regiotag gegeben hatte. „Sagt’s, wenn ihr was braucht’s, wir machen was“, erzählt Stadtpfarrer Anton Neger vom Angebot, das er nicht und schon gar nicht die begeisterten Kinder ausgelassen hatten. Auch das anschließende Programm sprach (nicht nur) der Jugend zu. Mit dem Jungscharchor ging es zuerst musikalisch „Gemeinsam einmal um die Welt“, bevor mit dem Kirchturm ein nicht ganz so weit entferntes (aber immerhin 26 Meter hohes) Ziel ausgewählt wurde. Als Belohnung für die Bezwingung der steilen Stufen gab es nicht nur einen tollen Ausblick über die Stadt, man konnte auch die Jugendblaskapelle hautnah miterleben. Ihre Einsatzgebiete stellten übrigens auch die Orden, konkret die Kapuziner und Schulschwestern, vor. Und nicht nur Leibnitz ließ die Lange Nacht musikalisch (mit einem gemeinsamen Singen) ausklingen, auch in der Pfarrkirche Wildon ging es mit einer Mischung aus Jazz, Gospel und Pop ins große Finale. Den Besuchern kam das gemütliche Zuhören gerade Recht, konnte doch das vorangegangene Kirchturmabseilen durchaus in körperliche Anstrengung ausarten. Dann doch lieber zur Musik mitwippen und/oder mit dem Smartphone filmen. Um auch für die Daheimgebliebenen festzuhalten: Die Kirchenmusik ist halt schon ein bisschen der christliche Stolz. BENJAMIN TRABY Ein Fest für die Ohren waren die klassischen Klänge in der evangelischen Kirche Hengsberg, auch wenn manch jüngere Besucher sich mehr AufFotos: Traby regung wünschten, wie z. B. Kindermusical, Feuerwehrautos und Rettungseinsätze – die gab es in und vor der Stadtpfarrkirche Leibnitz. IV Das war die Lange Nacht der Kirchen 7. Juni 2015 Quer durch Graz. Tandemfahren trainiert Wadln und den Glauben. GISELA REMLER V iele haben sich schon länger daran gewöhnt, in der Langen Nacht in der Grazer Innenstadt einen entspannten Spaziergang von Kirche zu Kirche zu unternehmen. Durchaus mit überraschenden Erkenntnissen. In der Murvorstadt blühen vor der Bürgerspitalskirche zum Heiligen Geist die Rosen. „Ich hab’ ja gar nicht gewusst, dass hier eine Kirche ist“, sagt eine Besucherin. Ja, es ist ein verborgenes und meist versperrtes Schmuckstück, das die Türen geöffnet hat, die sonst außer zu den Gottesdiensten geschlossen sind. „Effata“, sagte Jesus zu einem Taubstummen. Das ist auch heute noch Motto: Türen werden geöffnet, weil es etwas zu sagen gibt. Das wird durchaus goutiert. Für meine Nachbarin Gesine – eigentlich nicht religiös – gehört die Lange Nacht einfach dazu. Sie weiß schon, was heuer auf ihrem Programm steht: „Ich mag das Lichterlabyrinth im Priesterseminar, da geh ich immer hin, weil es so schön ist.“ Aber „nur keinen Kulturstress“, meint sie. Den könnte man auch bekommen bei den vielen verführerischen Angeboten. In der vollen Heilandskirche nehmen sich Rotraud Perner und Superintendent Hermann Miklas, moderiert von Edith Zitz, des Universalthemas Liebe an. Viele Fortbewegungsmöglichkeiten boten sich den Besuchern der Langen Nacht bei den Touren in Graz: Roller, Skater, Segways und Vespas sind unterwegs. Zum ersten Mal gibt es eine sportliche Variante, um eine selbst gewählte Kirche im Stadtgebiet zu erreichen. Ziemlich viel Mut muss jeder aufbringen, der zum ersten Mal Tandem fährt. „Augen zu und durch“, empfiehlt Klaus Brandl, der routinierte Tandemfahrer von der DSG. Eine Kirche kann man sich aussuchen und wird vom Treffpunkt in der Herrengasse Viel Auswahl. Verborgene Klostergärten öffnen die Türen (Bild oben). Start für die Tandemfahrer ist beim Kircheneck in der Fotos: Neuhold Herrengasse (Bild rechts). Besuchen Sie auch: www.sonntagsblatt.tv Überraschende hingeführt. St. Veit oder Mariatrost soll es nicht gerade sein, verständlich bei den Steigungen zum Schluss. Recht weit ist allerdings auch der Weg von der Innenstadt bis zur koptisch-orthodoxen Kirche am Ende der Wienerstraße, aber wenigstens flach, sehr schön an der Mur entlang. Ganz im Grünen, die Vögel zwitschern, nur die Kurven machen mir zu schaffen. „Es ist uns jedes Jahr eine große Freude, unseren Beitrag zur Langen Nacht der Kirche zu leisten und interessierte Gäste bei uns willkommen heißen zu dürfen“, erzählt Vater Raphael. Die Gemeinde in Graz ist sehr lebendig und eine zweite Kirche schon im Entstehen. Verlockend die süßen Kuchen, interessant ein Comic über das Leben von Sr. Emmanuelle und ein Bericht über das ägyptische Mönchtum. Sich durchzukosten durch die Vielfalt macht Appetit, eine alte Erfahrung: Abschluss ist für mich in der Andräkirche. Pfarrer Hermann Glettler sagt am Beginn ganz zu Recht: DOBL. Das schwungvolle Nachtgebet stand unter dem Motto „Wofür schlägt dein Herz?“ Unter dem Rhythmus des Herzschlags erzählte Jung und Alt, wofür das Herz schlägt: für die Musik, für die Kinder, die Familie, die Menschen in der Pfarre, für Gott. „Das Nachtgebet hat das Herz Foto: Franz Habith berührt“ – so eine Teilnehmerin. GRAZ-LIEBENAU. Überaus groß war die Beteiligung am „ökumenischen Baustellengottesdienst“ beim Südgürtel in Graz-Liebenau. Meditiert wurde die „Baustelle Leben“: Ist es ein geräumiges Haus? Eine kalte Höhle? Eine Luxusvilla? Für die Musik sorgten „Contigo“ Foto: prtrumler und der Musikverein Liebenau. BLITZLICHTER BREITENAU. Kirche, Pfarrhof und der Vorplatz bilden einen Klangraum, weil man tolle Stimmen hört. Es ist ein großer Begegnungsraum und Bewegungsraum. Interessante Einsichten in die historische Orgel und Spannendes in der Opferkammer gab es in BreiFoto: Ernst Grabmaier tenau. Das war die Lange Nacht der Kirchen 7. Juni 2015 V Wofür mein Herz schlägt „Wofür mein Herz schlägt“ war das Motto der Langen Nacht der Kirchen in Fürstenfeld. Foto: Alois Schlemmer E „Sie haben sicher schon einige Stationen hinter sich.“ Und er bietet mit Annelies Pichler, Chefredakteurin des Megaphon, ein weiteres Schmankerl. Den neu gegründeten Chor der Megaphonverkäufer und Freunde des Megaphons. Sie nehmen die Besucher mit in ein swingendes Musikerlebnis. Anregend, bis auch die und der Letzte eigentlich völlig unmusikalisch zumindest leise und vorsichtig mitzusummen beginnt. So schwingt eine sternenklare Nacht ganz harmonisch aus. ine kunterbunte Vielfalt bot sich in Fürstenfeld, denn Menschen jeden Alters brachten sehr individuell zum Ausdruck, wofür ihr Herz schlägt. So brachten Jugendorganisationen der Freiwilligen Feuerwehr und vom Roten Kreuz Statements und luden zum Mittun ein. Liebestexte in ihrer Vielfalt wurden vorgetragen, und verschiedene Gruppen brachten ihr Herzensanliegen musikalisch zum Ausdruck. „Besonders berührt hat mich, dass auch unsere syrischen Flüchtlinge den Abend mit uns feierten, sich unter das Volk mischten und für Begegnung offen waren“, berichtet Regina Stampfl, Pastoralassistentin im PV Fürstenfeld – Altenmarkt – Söchau. All das, was an diesem Abend an unser Herz rührte, konnte als Botschaft mit Gasluftballons in den lauen Nachthimmel entsandt werden. Die Schautafeln zum Thema: „Liebe, Segnen“ sowie das Hohelied in seiner ganzen Länge können noch in den nächsten Wochen in der Stadtpfarrkirche besichtigt werden. HARTBERG. Gemeinsam mit dem Gymnasium Hartberg wurde das Thema „Mensch, wo bist du?“ in kreativer Form bearbeitet. Beim ökumenischen Gottesdienst mit Franz Rechberger, Josef Reisenhofer und der evangelischen Pfarrerin Barbara Schildböck begeisterte die Church-Band des Foto: Gymnasium Hartberg Gymnasiums die Besucher. LEOBEN. In der St.-Alfons-Kirche in Leoben wurde ökumenisch gefeiert. Abt Paisios von der Metropolis Austria sprach über die orthodoxe Spiritualität, ostkirchliche Gesänge umrahmten den stimmungsvollen Abend. Bei der Agape gab es auch praktische Einblicke in das orthoFoto: Karl Mlinar doxe Glaubensleben. Wege „Glaube – Hoffnung – Liebe“ war das Motto der beeindruckenden geistlichen Reise in St. Foto und Text: Irene Perchthaler Lambrecht. W eit waren die Türen und Tore geöffnet, und das Licht leuchtete in jeden Winkel: Die Benediktinerabtei St. Lambrecht gewährte tiefe Einblicke in sonst verschlossene Räume: Sakristei, Dachboden, Glockenturm, Gruft, die „Schule des Daseins“ wurden zugänglich gemacht. Es war dies aber auch die Nacht der Orgel-Musik, der Chöre und Musikgruppen, die die Gottesräume und den Kreuzgang erfüllten! Küche und Keller hatten auch Gutes zu bieten! So wurde etwa der „Lamberti-Wein“ im Kaisersaal verkostet und mit Chorgesang untermalt. Die Katholische Frauenbewegung und der Verein des Benediktinerstiftes bewirteten die Gäste mit kulinarischen Schmankerln. Ein musikalisches Marienlob gab es in der Schlosskapelle. Mit dem Totengedenken in der Gruft der Stiftskirche endete eine beeindruckende Reise durch die Nacht, welche als Botschaft „Glaube – Hoffnung – Liebe“ zum Inhalt hatte! LIEZEN. Nach der Kirchen- und Kirchturmführung von Franz Weber und dem spirituellen Lauf gaben die „Free Drummers“ in der Pfarrkirche Liezen ein tolles Trommelkonzert. Im Anschluss lud Pfarrer Andreas Fischer zu einer „meditativen Reise zu einem Leben Foto: Gerhard März nach der Geburt“. VI Das war die Lange Nacht der Kirchen Heilandskirche: Rotraud Perner, Edith Zitz und Hermann Miklas begeben sich auf die Spuren der „Dimensionen der Liebe“. Stadtpfarrkirche: Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz und Matthias Beck ermuntern: „Liebe das Leben – Lebe die Liebe.“ 7. Juni 2015 Leechkirche: Arnold Mettnitzer lädt anspruchsvoll und zugleich eindringlich dazu ein, „der Fotos: Neuhold Seele eine Stimme zu geben“. Lange nach-denkliche Nacht Drei gut besuchte „philosophische“ Nachtgespräche im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“. D as diözesane „Jahr der Liebe“ stand Pate für drei Veranstaltungen mit renommierten Gästen aus Wien. Den Anfang machten die Psychoanalytikerin und evangelische Theologin Rotraud Perner, die sich mit Superintendent Hermann Miklas, moderiert von der ehemaligen Grün-Politikerin Edith Zitz, in der Heilandskirche auf die Spuren der „Dimensionen der Liebe“ begab. Dabei taten sich doch bemerkenswert unterschiedliche Zugänge auf. Während Miklas – „Wer das Ich aufgibt, hört auf, ein Gegenüber zu sein“ – vor allem das Getrenntbleiben in der Liebe in den Mittelpunkt seiner Überlegungen stellte, strich Perner das Ineinander-Aufgehen in der Liebe hervor. Einig war man sich dagegen darin, dass jede Liebe Zeit brauche, damit sie, um mit Perner zu sprechen, das „Herz ausdehnen“ könne. Und Miklas wiederum verwies auf Martin Buber: „Das Ich wird erst zum Ich am Du!“ Weil fast alle die Liebe von ihren Eltern lernen, diese allerdings immer auch aus einer Perspektive der Machtlosigkeit erlebt werde, finden sich viele Menschen als erwachsene Liebende oft in einer Art „Froschperspektive“ wieder. Achtsamkeit und Machtverzicht sind daher in jedem Fall zentrale Dimensionen jeder Liebe. In der Stadtpfarrkirche, der zweiten Station, sprach Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz mit dem Wiener Moraltheologen und Arzt Matthias Beck über „Liebe das Leben – Lebe die Liebe“. Nach dem eher psychologisierenden Herangehen an das Thema in der Heilandskirche entfaltete sich zwischen den beiden Priesterpersönlichkeiten ein hoch theologischer Diskurs. Beck entwickelte nach seinem eingangs formulierten Zweifel, ob viele ihr Leben leben würden, in das sie ja – ganz nach Martin Heidegger – „geworfen“ und nicht freiwillig getreten sind, eine Dreifaltigkeit der Liebe: Gott ist als Vater der Urgrund des Seins, der Heilige Geist unser Seelengrund und der inkarnierte Jesus das unüberbietbare „Beziehungsgeschehen“ und somit Liebesgeschehen Gottes mit dem Menschen. Und diese Beziehung wiederum sei untrennbar mit der Freiheit des Menschen verbunden. Weil Gott uns ganz ernst nimmt, hat er diesen „Machtver- lust“ in Kauf genommen. „Gott ist ein Gott der Entfaltung“, und eine Kirche, die nicht zu dieser Freiheit führe, sei eine Kirche, die nicht im Sinne Gottes wirke. Unter allen Religionen sei das Christentum „die höchste Wertschätzung für die Menschen“. Den – mehr meditativen als diskursiven – Schlusspunkt setzte der Wiener Psychotherapeut und Theologe Arnold Mettnitzer, der, begleitet vom Saxofonisten Edgar Unterkirchner, die zur späten Stunde noch in großer Zahl in die Leechkirche Gekommenen einlud, mit ihm das Thema „Der Seele eine Stimme geben“ anspruchsvoll und zugleich eindringlich zu bedenken. Man höre am besten mit dem Herzen, könnte man Mettnitzers Gedanken zusammenfassen, den Beweis erbrachte er mit Texten von Martin Buber, Rainer Maria Rilke, Ingeborg Bachmann und Christine Lavant. Liebe kann immer nur dort gelingen, wo die Menschen einander Gehör verschaffen, zugleich aber auch das Geheimnis aufrechterhalten und auf gleicher Augenhöhe miteinander leben. Unterkirchners Klänge zwischen den einzelnen Impulsen verdichteten den ohnehin schon intensiven Abend. PISCHELSDORF. „Wir sind Pfarre“ stand auf der von Kindern bemalten Fahne. Nach dem von den „Romatschachner Dirndln“ mitgestalteten Gottesdienst gab es von der Katholischen Jugend und Landjugend Pischelsdorf interpretierte Musik und meditative Texte. Steckerlbrot und Lichterlabyrinth begeisterten.Foto: Jonas Pregartner ROTTENMANN. Zur Nachtwallfahrt nach Frauenberg hat der Pfarrverband Rottenmann – Selzthal – Oppenberg eingeladen. Besonders gut kam das „Gebet an die Nacht“ an, bei dem die Teilnehmer aktiv mit Gesten und Gebärden ihren Glauben zum Ausdruck Eva Hohenwarter-Hagen bringen konnten. HANS PUTZER BLITZLICHTER ÖBLARN. „Mache dich auf und werde Licht“ war das Motto zur Langen Nacht der Kirchen in Öblarn. Bei der im Vorjahr renovierten „Stapfer-Kapelle“ in Bach gab es nach einem spirituellen Licht-Impuls eine Agape, bevor es in einem stimmungsvollen Fackelzug wieder zur Pfarrkirche zurückging. Foto: Karl Edegger 7. Juni 2015 Das war die Lange Nacht der Kirchen St. Johann ob Hohenburg. Mehrere meditative Stationen halfen beim Gehen entlang der am Kirchplatz mit Steinen und Licht ausgelegten Spirale, den Weg zur Mitte zu finden. Außerdem gab es eine Messwein- und Käseverkostung, musikalische LeckerFoto: Muhri bissen und eine Märchenstunde mit Blasmusik. VII St. Bartholomä. Eine Führung auf den Kirchturm wurde in vielen Pfarren angeboten. Hier war der abenteuerliche Aufstieg verbunden mit einer Foto: Melbinger Video-Show. Mitterdorf IM MÜRZTAL. Zwei- oder dreirädrig waren die meisten der Fortbewegungsmittel, die zur Kinder- und Jugendfahrzeugsegnung mitgebracht wurden. Damit begann das Programm zur Langen Nacht der Foto: Helfgott Kirchen im Pfarrverband Mitterdorf – Wartberg. Afro-asiatisches Institut Graz. Stimmungsvoll beleuchtet bot sich das Foyer der KHG als Bühne für die Community Dance Performance „Through the open door“ von der Tanzkompanie der Grazer Oper unter Foto: Neuhold der Leitung von Darrel Toulon. So vergeht eine Lange Nacht schnell: wenn man mit dem Segway unterwegs ist! Hier der Speisesaal der Schulschwestern in Eggenberg, dort das Marienstüberl, wo an 365 Tagen im Jahr all jene etwas zu essen bekommen, die sich sonst nichts leisten könnten – und denen durch die rund 100 HelferInnen wohl auch jene menschliche Zuwendung zuteil wird, nach der sie mindestens ebenso Ulrike Schantl, GrazGuides hungern. Nach dem Einstieg ins Grazer Kanalsystem kamen wir bei der Ursulinenkirche heraus, wo uns Sr. Andrea Eberhart über Kirche und Konvent Auskunft gab. Ein weiterer Höhepunkt war die Besichtigung des Hubschrauberlandeplatzes am LKH. Der herrliche Ausblick auf Graz in alle Himmelsrichtungen – inklusive Sonnenuntergang – hat die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr beeindruckt! Nach einem einstündigen Fußmarsch durch den Leechwald erreichten wir das Ziel, die Basilika von Mariatrost. Christian Kronheim, Zertifizierter Pilgerbegleiter Weitere Fotos auf www.SONNTAGSBLATT.at Viele Stunden Unsere Fotografen erlebten (rechts oben beginnend im Uhrzeigersinn) die Lange Nacht der Kirchen in Graz in der Stiegenkirche (Foto: Neumann), im Hof des Priesterseminars und vor dem Dom (2 x Neuhold), in St. Stefan im Rosental (Fink), in St. Peter am Ottersbach (Schweitzer), in Pischelsdorf (Pregartner) und in St. Bartholomä (Melbinger).
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