2000 Freiwillige Frühjahr 2015

FREISPRUNG
2000
Freiwillige
Frühjahr
2015
Foto: TILL Budde
Inhalt
4
Wie geil sind wir
eigentlich?
5
Das kleine
Wörtchen trans
6
cinéma culture
7
„Ohren auf, Augen
auf, Klappe halten“
8
10 Dinge, die…
9
Auf ins Abenteuer!
10
Ich. Du. Wir.
Durchschnitt.
12
I Will Survive
13
Was bist du bereit
zu ändern?
14
Expertengruppe
Welt verändern
15
Ich packe meinen
Koffer...
16
Muss nur noch kurz
die Welt retten...
17
Bilderrätsel
18
Wanted
Hermann Hesse
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Freisprung / 3
Wie geil sind wir eigentlich?
Jetzt, wo wir eure ungeteilte Aufmerksamkeit haben, kommen wir zum Thema:
Abgesehen von der Frage, wie geil wir sind ... habt ihr euch mal gefragt, ob kulturweit
euch auch in das richtige Land schickt? Folgt den Fragen und findet heraus,
welches Land WIRKLICH zu euch passt! • Homezone: Götz
Stehst Du auf Kultur?
bleib daheim!
Nein
Ja
Magst Du lieber...
Architektur
Sitten & Bräuche
Bist Du bereit, einen neuen
lokalen Dialekt zu lernen?
Nein
Ja
Bist Du figurbewusst?
Trägst Du Hut?
Bist Du gerne oben
ohne unterwegs?
Ja
Nein
Wo liegen
Deine Prioritäten?
Menschen
Bist Du...
#nachhaltig
Schmuck
MITTELERDE
McDonalds
und im Urlaub?
All Inclusive
Abenteuer
Wanderurlaub
4 / Freisprung
Essen
Partymensch
Familienmensch
SCHLUMPFHAUSEN
Nein
Ja
Nein
Ja
bauen lassen
selber bauen
Schatzsuche
Gold&Dukaten
TAKA-TUKA-LAND
SCHLARAFFENLAND
Das kleine
Wörtchen
Nicht nur unser Lieblingskulturweitwort beginnt mit diesen fünf harmlos wirkenden Buchstaben … Hier eine kleine Wortgeschichte • Homezone: Sandra
T
rans. Was hat es in unserer Sprache
zu suchen? Mit Transit, Transfer und
Transport kommt es groß raus. Alle
wollen sich damit schmücken. Warum
auch nicht? Es lässt sich prima transkribieren, transformieren, transportieren und
transferieren. Bei all diesen Transplantationen, trotz jeglicher Transparenz: Es lässt
einen vor allem transpirieren. Denn was
genau sagst es aus?
Die alten Römer nutzten es als Zeichen
dafür, dass etwas jenseits von etwas (gelegen) ist. Es ist als übernommene Vorsilbe
wohl mit über oder durch zu translatieren
und wird vermehrt von verschiedensten
Begriffen umgarnt bis gejagt:
Wir träumen von einer Fahrt mit der
transsibirischen Eisenbahn, streiten über
das Transatlantische Handelsabkommen
und erledigen überfällige Transaktionen
online, unterwegs im Transregio. Und wir
wagen uns an neue Verknüpfungen wie
transsexuell, transdisziplinär, transnational
und auch vor Kulturalität gibt es kein halten. Dabei lässt es seinen Wortpartner stets
zu etwas übergehen, ja, sogar über sich hinausgehen.
In einem – zugegebenermaßen – recht
theoretischen Streit gegen multi und inter
versucht es, unseren traditionellen Kulturbegriff nicht nur auf die gesamte Lebenswelt zu erweitern, sondern ihn auch sozial
zu öffnen. Während das kleine Wörtchen
trans also eine kulturelle Liaison eingeht,
entdecken wir uns als kollektive Individuen
und setzen Transkulturalität ganz oben auf
unsere kulturweit-Liste. Transzendental!
Freisprung / 5
cinéma culture
Von wimmelnden Städten zu kargen Weiten, vom Surrealen bis zum allzu Realen ist bei
dieser kleinen Auswahl vielleicht etwas für euch dabei, wenn ihr mal in Ruhe oder Gesellschaft einen Film ansehen wollt. • Homezone: Mika
Wild Tales - Jeder dreht mal durch!
(OT: Relatos salvajes)
Argentinien / Spanien 2014.
Regie: Damián Szifron
Fünf surreale „Fairy Tales“, Offenbarung
menschlicher Abgründe oder doch nur
eine humoristische Überhöhung argentinischer Realitäten? Ein Film der einen
nicht kalt lässt und einen so manchmal an
seiner eigenen Moral zweifeln lässt: Was
hättest du getan? Witzig, spannend und
bildgewaltig.
The Raid 2
Indonesien / USA 2014.
Regie: Gareth Evans
Besser als Cricket? Nein, aber dieser
Thriller ist auf jeden Fall spannender!
Schauplatz ist die indonesische Metropole Jakarta. Protagonist Rama stürzt sich
mitten in die Irrungen und Wirrungen der
Untergrundszene und verzückt den Zuschauer immer wieder mit kaum übertrieben Kampfszenen.
Der Dieb des Lichts (OT: Svet-Ake)
Heute bin ich Samba (OT: Samba)
Kirgisistan 2010.
Regie: Aktan Arym Kubat
Frankreich 2014.
Regie: Eric Toledano & Oliver Nakache
Mit größter erzählerischer Ruhe schildert
dieser Film die Geschichte eines kirgisischen Dorfelektrikers, der einen Windpark
errichten will. Die daraus resultierende
Spannung zwischen Tradition und Fortschritt entwickelt sich zu einer herzlichen,
menschlichen Globalisierungskritik.
Omar Sy, der Star aus „Ziemlich beste
Freunde“, schafft es in diesem Film auf
sympathische, kritische und humorvolle
Weise, die europäische Flüchtlingsparadoxie darzustellen. Er erfährt am eigenen Leib, illegal aber seit zehn Jahren in
Frankreich, integriert aber vom Abschiedsbescheid bedroht zu sein. Alice (Charlotte
Gainsbourg), nach einem Burnout in der
Flüchtlingshilfe tätig, erlebt parallel die Situation Sambas aus „sicherer“ Entfernung.
6 / Freisprung
„Ohren auf, Augen
auf, Klappe halten“
Ein Brief an das eigene Ich vor Ausreise... • Homezone: Philipp & Verena
Hallo liebes Ich,
in wenigen Tagen wirst du deine Homezone1 verlassen. In weniger als einer Woche
wirst du an einem neuen, unbekannten Ort sein. Einem Ort voller Ungewissheiten.
Was erwartet dich? Was wird von dir erwartet? Was erwartest du? Zurzeit schwirren viele Fragezeichen durch den Raum. Die letzten Tage waren randvoll gefüllt
mit neuen Ideen, Begegnungen, Inspiration aber auch viel Input und Vorbereitung
für die Zeit nach diesem Seminar. Die Zeit, wenn du plötzlich alleine auf deinem
Koffer in einer unbekannten Stadt sitzt oder vor einer fremden Schulklasse stehst.
Du wirst immer noch du selbst sein, ausgestattet mit Privilegien wie der deutschen
Staatsbürgerschaft, Sozialversicherungen und natürlich Dr. Walters all inclusive
Servicepaket.2 Aber du bist auch du selbst mit all deiner Transkulturalität und findest
sicher 1000 Anknüpfungspunkte an die fremden Menschen3 um dich herum. Also
Augen auf, Ohren auf und Klappe halten! Und wenn du doch was sagst, bleib bitte
fair4! Fülle deinen Koffer mit neuen Erfahrungen, Eindrücken, Freundschaften und
(hier ist Platz für deinen persönlichen Favoriten). Falls du nach einiger Zeit noch
zurückkommen möchtest, kannst du hier in Deutschland mit den Inhalten deines
Koffers dein Umfeld neu gestalten.
Die Zeit hier war zauberschön, ohne Angst und ohne Zweifel. Doch jetzt beginnt
deine Zeit als Botschafter*in5 Deutschlands im Ausland.6
- Hier könnte deine Schlussbemerkung stehen Bleib frisch, dein i(s)ch!
1.) Anmerkung der Homezone: und unsere Komfortzone.
2.) Anmerkung der Autoren: Außer natürlich der Reisegepäckversicherung. Aber mit
deinem 5000€ Laptop und deinem 3000€ Handy wärst du sowieso unterversichert.
3.) Anmerkung der Homezone: Sogenannte Fremde sind Freunde, die du noch nicht
kennst.
4.) Anmerkung der Autoren: Was ist schon fair?! Die Welt ist böse und ungerecht,
habe ich in einer Studie gelesen, die von schwedischen Wissenschaftlern durchgeführt wurde und von einem Konzern finanziert, der hier nicht genannt werden darf.
5.) Tipp: Achte in deinem Blog auf Gender!
6.) Anmerkung der Homezone: no borders, no nations, kein Mensch ist illegal, refugees welcome!
Freisprung / 7
10 Dinge, die…
…du während Deines Auslandsaufenthaltes getan haben solltest.
Denn oft sind es die kleinen Dinge, die unser Leben bereichern. Hier ein paar Anregungen
um euren Alltag in einer neuen Umgebung spannender, vielseitiger
– eben unvergesslich zu machen. Ganz ohne Länderspezifik. Ganz ohne Zwang. Aber
für alle. Probiert Euch aus! • Homezone: Kathrin
8 / Freisprung
Auf ins Abenteuer!
In weniger als einer Woche werden wir in alle Welt entsendet. Im Gepäck
haben wir nicht nur die tolle Vorbereitung des kulturweit-Teams, sondern auch unsere
ganz persönlichen Ängste und Erwartungen. • Homezone: Jörn & Selim
A
ber was ist, wenn … Wenn ich im
Großstadtgewimmel
überfallen
werde. Wenn ich bei schlechter
medizinischer Versorgung auf dem Land
ernsthaft krank werde, oder auch einfach
keine Kontakte zu Gleichaltrigen finde ...
wenn die Sprachbarriere eine zu große
Hürde für echten Austausch darstellt …
Heimweh … Feststellen zu müssen, nicht
für einen Freiwilligendienst „gemacht
zu sein“. Auch diese Gedanken geistern
- mehr oder weniger präsent - wohl in
allen unseren Köpfen umher. Klar, dass
irgendwo allein in ein anderes Land geworfen, einige wirkliche Herausforderungen auf jeden von uns zukommen
werden. Für viele ist es der erste längere
Aufenthalt im Ausland oder das erste Mal
weg von Eltern und Familie. Vielleicht ein
halbes oder ganzes Jahr ohne den langjährigen Partner, was die Beziehung auf
eine harte Probe stellen könnte … Aber
was wäre unser Freiwiligendienst ohne
diese beiden Pole? Wenn wir keine Ängste hätten, die wir überwinden können?
Wohl längst nicht so intensiv und spannend!
Trotz all dieser Ängste die uns auf
unserem Abenteuer eventuell begleiten werden, bietet uns kulturweit die
Möglichkeit ein anderes Land zu entdecken und neue Herausforderungen
zu meistern. Das lässt uns träumen von
größeren und kleineren Plänen, die wir
im Ausland verwirklichen wollen. Die
Kulturen, denen wir vor Ort begegnen
werden sind aufregend und bringen
uns hoffentlich viele interessante Erfahrungen. Viele von uns wollen eine neue
Sprache lernen, vielleicht auch Literatur
in der jeweiligen Landessprache lesen,
um mit der einheimischen Bevölkerung
in Kontakt treten zu können. In Argentinien über Gott und die Welt diskutieren, oder in Uruguay eine Sportgruppe
für regelmäßiges Training finden, all das
gehört auch zum Freiwilligendienst. Andere träumen davon alte Hobbys wieder
aufzunehmen, weil ihnen im deutschen
Alltag die Zeit dafür fehlte. Das kann
ein Besuch in einer Zirkusschule in Madagaskar sein oder einfach mal wieder
öfter auf der Gitarre klimpern. Schluss
mit „Das wollte ich schon immer mal
machen…“ ! Zeichnen, Ukulele spielen
lernen, sich in Tadschikistan traditionelle
Kleidung schneidern lassen - im Rahmen unseres Freiwilligendienstes haben
wir den Freiraum endlich all das zu tun!
Um möglichst viel von unserem Einsatzland zu sehen, werden Pläne gemacht
um mit dem Zug an die Küste zu fahren,
mehrtägige Wanderungen zu unternehmen, oder auf einem zu Esel reiten. Doch
manchmal, wenn alle die Eindrücke uns
überwältigen, ist es auch genug raus in
die Natur zu fahren, sich zurückzulehnen
und einfach hoch in den Sternenhimmel
zu schauen.
Freisprung / 9
Ich. Du. Wir. Durchschnitt.
Der Die Das zweitausendste Freiwillige sieht ungefähr so aus und zeigt sich
als Tee trinkender Elitenmorph. Das sind wir! • Homezone: Roberto
W
ie kann man 158 junge Leute auf einen gemeinsamen Nenner bringen? Fangen wir
oberflächlich an: Wir sind durchschnittlich
1,72 m groß, haben entweder braune oder blonde Haare
und blaue Augen. Die meisten von uns wurden im Oktober geboren und fast ein Drittel von uns trägt eine
Brille. Was Piercings angeht, sind wir eher zurückhaltend. Dafür wir haben wir zu 80% mindestens ein A
im Vornamen.
Natürlich sind wir bald im Ausland, doch auf
welchen Kontinent führt uns unser Freiwilligendienst? Ein Drittel reist bald nach Südamerika
aus. Allerdings sind wir nach dem Vorbereitungsseminar noch kurz zu Hause. Unsere
Vorfreude liegt auf einer Skala von eins
bis fünf etwa bei 4,3 und die Mehrheit beherrscht die Sprache des Gastlandes noch
nicht so richtig.
Doch wer waren wir, bevor uns das
kulturweit-Schicksal ereilte? Knapp die
Hälfte von uns hat noch nicht angefangen
zu studieren. Die allgemeine Hochschulreife
haben wir mit einem Schnitt von 1,98 erreicht.
Die Studierenden unter uns haben ihren Bachelor durchschnittlich mit 2,1 abgeschlossen.
Doch wir sind mehr als Abi-Schnitt und Körpergröße. Eine deutliche Mehrheit isst Fleisch, ein bisschen
mehr als die Hälfte von uns hat schon einmal geklaut.
Sozial sind wir gut unterwegs mit durchschnittlich 387,3
Facebook-Freunden. Unsere Eltern sind zu 59% Akademiker und eine deutliche Mehrheit raucht nicht. Für das
Seminar haben wir etwa drei Paar Schuhe eingepackt,
auf Partys trinken wir Bier wie Wein. Bei Schere, Stein,
Papier entscheiden wir uns generell eher für Papier
und Stein, Smartphones sind in der breiten Mitte angekommen. Bei der Frage „Tee oder Kaffee?“ antwortet die
Mehrheit mit Tee, der Rucksack übertrumpft die Handtasche. Und arme 40% von uns müssen sich im
Ausland mit einer Fernbeziehung herumschlagen.
10 / Freisprung
1%
2%
Nicht in Deutschland
geboren: 8% z.B.
Ägypten
England
Österreich
Togo
Polen
Lettland
Vietnam
USA
Kasachstan
Venezuela
In Deutschland
geboren: 92 %
1%
6%
5%
12%
2,5%
19%
5%
2%
Religion
Nicht Gläubig: 37%
5%
2%
Gläubig: 62%
2,5%
2%
20%
13%
37%
50%
2,2%
4,3%
4,3%
2,2%
Römisch-katholisch
Evangelisch
Islam
Buddhismus
Bahai
Russisch-orthodox
Sonsatiges
7%
Ausbildung
1.5%
Arbeit
7.5%
Studium
47%
Abitur
37%
Migrationshintergrund
von Jana Homezone
Danke an 132 Befragte
Freisprung / 11
I Will Survive
Vergessen und verloren irgendwo in den Weiten unserer Erde:
Ohne diese drei hammerharten Survival-Tipps kommst du nie wieder
nach Hause. • Homezone: Matthias
C
hina-Visum nicht bekommen? Kulturweit
schick dich alternativ zum Nordpol. Die
blöden Premium-Plus-Tennis-Socken sind
zwar immer noch sexy, aber werden ihrer Aufgabe nicht gerecht. Jetzt das Chilipulver, das es
im Auswärtigen Amt zu den Konferenzhäppchen
gab, rinn in die Socken und ab auf die Piste!
N
aturkatastrophenfest? Verwende die Hälfte deines Koffers zur Mitnahme eines
Satelliten-Telefons (die andere Hälfte ist
selbstverständlich für deine vegane und allergenfreie Nahrung reserviert). Dann kannst
du bei einer unerwarteten Plastiksturmflut
Dr. Walter anrufen. Er wird dich finden.
S
mog liegt über deiner beschaulichen 6-Millionen-Metropole in Asien. Egal – die Arbeit
ruft. Und rein in den Bus. Au ja! Eine Person schreit dir ins Ohr. Dein Trommelfell platzt.
Durchhalten. Plötzlich. Licht am Ende des Tunnels. hellleuchtender Fleck wird dir gewahr.
Völlig erschöpft lässt du dich auf dein strahlend
weißes Handtuch fallen, was dir seit den Morgenstunden eisern den Platz frei hält. Gute Fahrt!
12 / Freisprung
Was bist du bereit zu ändern?
Eine knisternde Geschichte zweier junger Kulturweitler, voller Gegensätze
und Verbundenheit. Kann ihre Zuneigung die schier unüberwindbaren Grenzen ihres
Idealismus überbrücken…? • Homezone: Maria
Wo gehst
du hin?
Wo kommst
du her?
Wer bin
ich?
Boah, immer dieser
Ökofraß! Mit Fleisch
macht man sich hier
echt unbeliebt...
unüberwindbare…
oh yeah, was
für ein
Veggie-Paradies!
…Konflikte?
Geheimnisse erschweren den Weg…
…zum
gemeinsamen
Glück.
Achtung!
Fahrlässiges Handeln
ist nicht versichert.
ein Gemeinschaftsprojekt von Vegetariern, Fleischessern, Pesquetariern und Veganern.
die ganze Geschichte wird im kulturweit-Blog veröffentlicht.
Freisprung / 13
Expertengruppe Welt verändern
Homezone: Victoria & Fanny
Wir haben uns getroffen, um über die Zukunft der Erde zu sprechen.
Wir, das ist eine Gruppe von Freiwilligen zwischen 18 und 25 Jahren,
die demnächst einige Monate in vielen Teilen der Welt einen Freiwilligendienst absolvieren wird. Wir werden im Unterricht assistieren, als
Archäologen in der Erde graben oder bei regionalen Medienstationen
mitarbeiten.
Jetzt sitzen wir hier und diskutieren über die Welt.
Denn die Lage sieht düster aus. Sehr düster. Seit 1880, seitdem die
Menschen die Temperatur auf der Erde messen, gab es kein Jahr, das
wärmer gewesen wäre als 2014. Die ersten 15 Jahre des neuen Jahrtausends waren (bis auf eine einzige Ausnahme) die Wärmsten bislang. Die Situation ist ernst – der Klimawandel nur ein Beispiel für die
laut tickende Zeitbombe, die unseren Planeten bedroht.
Wir sind per se Experten für die Fragen der Zukunft. Einfach, weil wir
jung sind und die Chance haben, die Zukunft der Erde mitzugestalten.
Auch, weil wir die Konsequenzen aller Planungsfehler der Politiker
und die ökologischen Vergehen der Wirtschaft selbst zu spüren bekommen werden.
Aber was sind unsere größten Sorgen? „Dass die Armut schlimmer
wird.“, äußert Laura. „Dass die Vielfalt verloren geht und die Menschen
aufhören zusammenzuarbeiten.“, befürchtet Lukas. „Ökologische Katastrophen und unheilbare Krankheiten.“, zählt Manana auf. „Weltuntergang!“, sagt Franzi. „Das Schlimmste wäre, wenn wir die Kurve in
der Energie- und Klimapolitik nicht kriegen.“, sagt Adina. „Ich hoffe,
dass die Politiker es auf die Reihe kriegen.“
Aber danach sieht es momentan nicht aus. Also was können wir machen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen?
Nathanael ist skeptisch: „Ich würde behaupten, dass wir die Welt nicht
verändern können.“
„Doch! Es fängt im Kleinen an.“, entgegnet Leah, „Man muss sich
fragen: Wo kommen Produkte her? Lebe ich sparsam genug?“ Aber
Ressourcen schonen ist nicht alles, es kommt auch auf die eigene
Einstellung an: „Wir können unser Bild von Anderen verändern,“ sagt
Jacqueline. „Und damit verstehen, wie Andere leben.“, stimmt Emily
ein.
Noch sind wir in Brandenburg, bald in der ganzen Welt unterwegs.
Wir sitzen hier und sind gespannt auf die Chancen zum Weltverändern, die sich in den nächsten Monaten bieten werden. Selbst, wenn
es nur ganz Kleine sind.
14 / Freisprung
„die
Lage
sieht
düster
aus“
„Lebe
ich
sparsam
genug?“
Ich packe meinen Koffer...
Skurril, interessant, überflüssig oder nützlich? Die Homezone von Nicole hat die
bemerkenswertesten Dinge zusammen getragen, die ihr alle in eure Koffer gepackt
habt und die ihr mit in die ganze Welt nehmt. • Homezone: Nicole
Freisprung / 15
Muss nur noch kurz die Welt retten...
‚Schnell mal weg‘ klingt gut. ‚Schnell mal weg und helfen‘ klingt besser. ‚
Schnell mal weg zum Helfen‘ klingt im Lebenslauf am besten. Eine kurze Einführung
ins Voluntouring • Homezone: Maria
A
uch wir kulturweit-Freiwilligen trafen vor einigen Monaten die Entscheidung, als Freiwillige ins Ausland zu gehen. Wir setzen damit sechs
beziehungsweise zwölf Monate unseres
Lebens, mit Sicherheit, etwas Geld und
viele Hoffnungen und Erwartungen auf
eine Karte – die kulturweit-Karte. Damit
sind wir nicht allein – viele aus unserer Generation spielen mit der ‚Voluntourismus‘Karte. Dass diese kein Joker ist, zeigt unsere Homezone hier.
Der Begriff ‚Voluntourismus‘ setzt sich
zusammen aus dem englischen Wort ‚Volunteer‘ – der Freiwillige und dem Wort
‚Tourismus‘.
Gemeint ist eine 2-6 wöchige
Reise in ein Entwicklungs- oder Schwellenland, in dem sich ‚Freiwillige‘ in sozialen
Einrichtungen wie Waisenhäusern, Schulen und Behindertenheimen engagieren
können. Das Ganze wird gegen Gebühr
von einem Reiseveranstalter vermittelt.
Gutes tun im Turbogang
Die Welt dreht sich immer schneller und
so hat auch der Durchschnitts-Abiturient
vermeintlich nicht mehr genug Zeit für Orientierung und gute Taten. Darum nehmen
immer mehr junge Erwachsene die Dienste
von Voluntouring-Organisationen in Anspruch. Doch warum?
Der Wunsch, die Welt zu retten, sie zu
entdecken und dabei möglichst wenig Zeit
zu verlieren, motiviert viele zu einem solchen Kurzzeitabenteuer. Auch unter den
kulturweit-Freiwilligen ist Helfen, und dabei
die Welt zu sehen, eine große Motivation.
16 / Freisprung
Wenn die soziale Komponente
im Lebenslauf noch fehlt
Auf Messen, durch Anzeigen und im Internet bieten Agenturen ihre Dienste an.
Das Aufnahmeverfahren ist einfach: Wer es
sich leisten kann, darf voluntouren. Andere
Aufnahmekriterien fallen unter den Tisch,
ebenso das pädagogische Begleitprogramm. Völlig ohne Kenntnisse über ihr Tätigkeitsfeld, Vorbildung, Sensibilisierung für
die Strukturen vor Ort oder die rechtliche
Lage werden die Freiwilligen in - meist touristisch attraktive - Regionen entsendet. Die Putzfrau wurde entlassen
Auch die Einsatzstellen haben ihre Probleme mit dem ‚Helfersyndrom‘ unserer
Generation. Unausgebildet, hochmotiviert
und nur kurzzeitig vor Ort, ist ein nachhaltiger Einsatz fast nicht zu bewerkstelligen.
Einige Freiwillige verlassen den Dienst enttäuscht, da sie in ihren Einsatzstellen viele
Aufgaben gar nicht ausführen durften, obwohl sie im Angebot beschrieben waren.
Ein Freiwilliger ist aber kein Lehrer oder
Sonderpädagoge. Die Einsatzstellen verwenden die schier unzähligen Freiwilligen
teils als billige Arbeitskräfte und entlassen
die lokalen Mitarbeiter.
Doch so anders sind sie nicht, die Voluntourer. Auch sie wollen sich sozial engagieren, wollen die Welt sehen, sich orientieren.
Genau wie wir spielen sie das FreiwilligenSpiel. Leider entpuppt sich der Joker für
manche als Flop. *Wir verwenden das generische Maskulinum,
und beziehen uns damit auf alle Geschlechter.
Bilderrätsel
Vier Schlüsselbegriffe aus den letzten zehn Tagen, mal aus einer ganz neuen Perspektive!
Viel Spaß beim lösen. Auflösung auf Seite 18. • Homezone: Steffi
+
+
+
+
Freisprung / 17
Lösungen für Seite 16: 1. Homezone Home + Zone 2. toleranzen toller + Ranzen 3. Feedback Feed
+ Back 4. diskussion diss + Kuss + Ion
Impressum
Gefördert durch:
kulturweit - Seminarzeitschrift
freisprung Nr. 12, März 2015
Herausgeber / V.i.s.d.P.:
Peter Martin,
deutsche uNeSCo-Kommission e.V.
Hasenheide 54, 10967 Berlin;
www.kulturweit.de
RedakteurInnen:
die Homezone-Korrespondent_innen
Gestaltung: Paul Ramisch
Fotos: till Budde, Paul Ramisch
Druck: dCM Berlin
Auflage: 250
Partner: