FREISPRUNG 2000 Freiwillige Frühjahr 2015 Foto: TILL Budde Inhalt 4 Wie geil sind wir eigentlich? 5 Das kleine Wörtchen trans 6 cinéma culture 7 „Ohren auf, Augen auf, Klappe halten“ 8 10 Dinge, die… 9 Auf ins Abenteuer! 10 Ich. Du. Wir. Durchschnitt. 12 I Will Survive 13 Was bist du bereit zu ändern? 14 Expertengruppe Welt verändern 15 Ich packe meinen Koffer... 16 Muss nur noch kurz die Welt retten... 17 Bilderrätsel 18 Wanted Hermann Hesse Stufen Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! Freisprung / 3 Wie geil sind wir eigentlich? Jetzt, wo wir eure ungeteilte Aufmerksamkeit haben, kommen wir zum Thema: Abgesehen von der Frage, wie geil wir sind ... habt ihr euch mal gefragt, ob kulturweit euch auch in das richtige Land schickt? Folgt den Fragen und findet heraus, welches Land WIRKLICH zu euch passt! • Homezone: Götz Stehst Du auf Kultur? bleib daheim! Nein Ja Magst Du lieber... Architektur Sitten & Bräuche Bist Du bereit, einen neuen lokalen Dialekt zu lernen? Nein Ja Bist Du figurbewusst? Trägst Du Hut? Bist Du gerne oben ohne unterwegs? Ja Nein Wo liegen Deine Prioritäten? Menschen Bist Du... #nachhaltig Schmuck MITTELERDE McDonalds und im Urlaub? All Inclusive Abenteuer Wanderurlaub 4 / Freisprung Essen Partymensch Familienmensch SCHLUMPFHAUSEN Nein Ja Nein Ja bauen lassen selber bauen Schatzsuche Gold&Dukaten TAKA-TUKA-LAND SCHLARAFFENLAND Das kleine Wörtchen Nicht nur unser Lieblingskulturweitwort beginnt mit diesen fünf harmlos wirkenden Buchstaben … Hier eine kleine Wortgeschichte • Homezone: Sandra T rans. Was hat es in unserer Sprache zu suchen? Mit Transit, Transfer und Transport kommt es groß raus. Alle wollen sich damit schmücken. Warum auch nicht? Es lässt sich prima transkribieren, transformieren, transportieren und transferieren. Bei all diesen Transplantationen, trotz jeglicher Transparenz: Es lässt einen vor allem transpirieren. Denn was genau sagst es aus? Die alten Römer nutzten es als Zeichen dafür, dass etwas jenseits von etwas (gelegen) ist. Es ist als übernommene Vorsilbe wohl mit über oder durch zu translatieren und wird vermehrt von verschiedensten Begriffen umgarnt bis gejagt: Wir träumen von einer Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn, streiten über das Transatlantische Handelsabkommen und erledigen überfällige Transaktionen online, unterwegs im Transregio. Und wir wagen uns an neue Verknüpfungen wie transsexuell, transdisziplinär, transnational und auch vor Kulturalität gibt es kein halten. Dabei lässt es seinen Wortpartner stets zu etwas übergehen, ja, sogar über sich hinausgehen. In einem – zugegebenermaßen – recht theoretischen Streit gegen multi und inter versucht es, unseren traditionellen Kulturbegriff nicht nur auf die gesamte Lebenswelt zu erweitern, sondern ihn auch sozial zu öffnen. Während das kleine Wörtchen trans also eine kulturelle Liaison eingeht, entdecken wir uns als kollektive Individuen und setzen Transkulturalität ganz oben auf unsere kulturweit-Liste. Transzendental! Freisprung / 5 cinéma culture Von wimmelnden Städten zu kargen Weiten, vom Surrealen bis zum allzu Realen ist bei dieser kleinen Auswahl vielleicht etwas für euch dabei, wenn ihr mal in Ruhe oder Gesellschaft einen Film ansehen wollt. • Homezone: Mika Wild Tales - Jeder dreht mal durch! (OT: Relatos salvajes) Argentinien / Spanien 2014. Regie: Damián Szifron Fünf surreale „Fairy Tales“, Offenbarung menschlicher Abgründe oder doch nur eine humoristische Überhöhung argentinischer Realitäten? Ein Film der einen nicht kalt lässt und einen so manchmal an seiner eigenen Moral zweifeln lässt: Was hättest du getan? Witzig, spannend und bildgewaltig. The Raid 2 Indonesien / USA 2014. Regie: Gareth Evans Besser als Cricket? Nein, aber dieser Thriller ist auf jeden Fall spannender! Schauplatz ist die indonesische Metropole Jakarta. Protagonist Rama stürzt sich mitten in die Irrungen und Wirrungen der Untergrundszene und verzückt den Zuschauer immer wieder mit kaum übertrieben Kampfszenen. Der Dieb des Lichts (OT: Svet-Ake) Heute bin ich Samba (OT: Samba) Kirgisistan 2010. Regie: Aktan Arym Kubat Frankreich 2014. Regie: Eric Toledano & Oliver Nakache Mit größter erzählerischer Ruhe schildert dieser Film die Geschichte eines kirgisischen Dorfelektrikers, der einen Windpark errichten will. Die daraus resultierende Spannung zwischen Tradition und Fortschritt entwickelt sich zu einer herzlichen, menschlichen Globalisierungskritik. Omar Sy, der Star aus „Ziemlich beste Freunde“, schafft es in diesem Film auf sympathische, kritische und humorvolle Weise, die europäische Flüchtlingsparadoxie darzustellen. Er erfährt am eigenen Leib, illegal aber seit zehn Jahren in Frankreich, integriert aber vom Abschiedsbescheid bedroht zu sein. Alice (Charlotte Gainsbourg), nach einem Burnout in der Flüchtlingshilfe tätig, erlebt parallel die Situation Sambas aus „sicherer“ Entfernung. 6 / Freisprung „Ohren auf, Augen auf, Klappe halten“ Ein Brief an das eigene Ich vor Ausreise... • Homezone: Philipp & Verena Hallo liebes Ich, in wenigen Tagen wirst du deine Homezone1 verlassen. In weniger als einer Woche wirst du an einem neuen, unbekannten Ort sein. Einem Ort voller Ungewissheiten. Was erwartet dich? Was wird von dir erwartet? Was erwartest du? Zurzeit schwirren viele Fragezeichen durch den Raum. Die letzten Tage waren randvoll gefüllt mit neuen Ideen, Begegnungen, Inspiration aber auch viel Input und Vorbereitung für die Zeit nach diesem Seminar. Die Zeit, wenn du plötzlich alleine auf deinem Koffer in einer unbekannten Stadt sitzt oder vor einer fremden Schulklasse stehst. Du wirst immer noch du selbst sein, ausgestattet mit Privilegien wie der deutschen Staatsbürgerschaft, Sozialversicherungen und natürlich Dr. Walters all inclusive Servicepaket.2 Aber du bist auch du selbst mit all deiner Transkulturalität und findest sicher 1000 Anknüpfungspunkte an die fremden Menschen3 um dich herum. Also Augen auf, Ohren auf und Klappe halten! Und wenn du doch was sagst, bleib bitte fair4! Fülle deinen Koffer mit neuen Erfahrungen, Eindrücken, Freundschaften und (hier ist Platz für deinen persönlichen Favoriten). Falls du nach einiger Zeit noch zurückkommen möchtest, kannst du hier in Deutschland mit den Inhalten deines Koffers dein Umfeld neu gestalten. Die Zeit hier war zauberschön, ohne Angst und ohne Zweifel. Doch jetzt beginnt deine Zeit als Botschafter*in5 Deutschlands im Ausland.6 - Hier könnte deine Schlussbemerkung stehen Bleib frisch, dein i(s)ch! 1.) Anmerkung der Homezone: und unsere Komfortzone. 2.) Anmerkung der Autoren: Außer natürlich der Reisegepäckversicherung. Aber mit deinem 5000€ Laptop und deinem 3000€ Handy wärst du sowieso unterversichert. 3.) Anmerkung der Homezone: Sogenannte Fremde sind Freunde, die du noch nicht kennst. 4.) Anmerkung der Autoren: Was ist schon fair?! Die Welt ist böse und ungerecht, habe ich in einer Studie gelesen, die von schwedischen Wissenschaftlern durchgeführt wurde und von einem Konzern finanziert, der hier nicht genannt werden darf. 5.) Tipp: Achte in deinem Blog auf Gender! 6.) Anmerkung der Homezone: no borders, no nations, kein Mensch ist illegal, refugees welcome! Freisprung / 7 10 Dinge, die… …du während Deines Auslandsaufenthaltes getan haben solltest. Denn oft sind es die kleinen Dinge, die unser Leben bereichern. Hier ein paar Anregungen um euren Alltag in einer neuen Umgebung spannender, vielseitiger – eben unvergesslich zu machen. Ganz ohne Länderspezifik. Ganz ohne Zwang. Aber für alle. Probiert Euch aus! • Homezone: Kathrin 8 / Freisprung Auf ins Abenteuer! In weniger als einer Woche werden wir in alle Welt entsendet. Im Gepäck haben wir nicht nur die tolle Vorbereitung des kulturweit-Teams, sondern auch unsere ganz persönlichen Ängste und Erwartungen. • Homezone: Jörn & Selim A ber was ist, wenn … Wenn ich im Großstadtgewimmel überfallen werde. Wenn ich bei schlechter medizinischer Versorgung auf dem Land ernsthaft krank werde, oder auch einfach keine Kontakte zu Gleichaltrigen finde ... wenn die Sprachbarriere eine zu große Hürde für echten Austausch darstellt … Heimweh … Feststellen zu müssen, nicht für einen Freiwilligendienst „gemacht zu sein“. Auch diese Gedanken geistern - mehr oder weniger präsent - wohl in allen unseren Köpfen umher. Klar, dass irgendwo allein in ein anderes Land geworfen, einige wirkliche Herausforderungen auf jeden von uns zukommen werden. Für viele ist es der erste längere Aufenthalt im Ausland oder das erste Mal weg von Eltern und Familie. Vielleicht ein halbes oder ganzes Jahr ohne den langjährigen Partner, was die Beziehung auf eine harte Probe stellen könnte … Aber was wäre unser Freiwiligendienst ohne diese beiden Pole? Wenn wir keine Ängste hätten, die wir überwinden können? Wohl längst nicht so intensiv und spannend! Trotz all dieser Ängste die uns auf unserem Abenteuer eventuell begleiten werden, bietet uns kulturweit die Möglichkeit ein anderes Land zu entdecken und neue Herausforderungen zu meistern. Das lässt uns träumen von größeren und kleineren Plänen, die wir im Ausland verwirklichen wollen. Die Kulturen, denen wir vor Ort begegnen werden sind aufregend und bringen uns hoffentlich viele interessante Erfahrungen. Viele von uns wollen eine neue Sprache lernen, vielleicht auch Literatur in der jeweiligen Landessprache lesen, um mit der einheimischen Bevölkerung in Kontakt treten zu können. In Argentinien über Gott und die Welt diskutieren, oder in Uruguay eine Sportgruppe für regelmäßiges Training finden, all das gehört auch zum Freiwilligendienst. Andere träumen davon alte Hobbys wieder aufzunehmen, weil ihnen im deutschen Alltag die Zeit dafür fehlte. Das kann ein Besuch in einer Zirkusschule in Madagaskar sein oder einfach mal wieder öfter auf der Gitarre klimpern. Schluss mit „Das wollte ich schon immer mal machen…“ ! Zeichnen, Ukulele spielen lernen, sich in Tadschikistan traditionelle Kleidung schneidern lassen - im Rahmen unseres Freiwilligendienstes haben wir den Freiraum endlich all das zu tun! Um möglichst viel von unserem Einsatzland zu sehen, werden Pläne gemacht um mit dem Zug an die Küste zu fahren, mehrtägige Wanderungen zu unternehmen, oder auf einem zu Esel reiten. Doch manchmal, wenn alle die Eindrücke uns überwältigen, ist es auch genug raus in die Natur zu fahren, sich zurückzulehnen und einfach hoch in den Sternenhimmel zu schauen. Freisprung / 9 Ich. Du. Wir. Durchschnitt. Der Die Das zweitausendste Freiwillige sieht ungefähr so aus und zeigt sich als Tee trinkender Elitenmorph. Das sind wir! • Homezone: Roberto W ie kann man 158 junge Leute auf einen gemeinsamen Nenner bringen? Fangen wir oberflächlich an: Wir sind durchschnittlich 1,72 m groß, haben entweder braune oder blonde Haare und blaue Augen. Die meisten von uns wurden im Oktober geboren und fast ein Drittel von uns trägt eine Brille. Was Piercings angeht, sind wir eher zurückhaltend. Dafür wir haben wir zu 80% mindestens ein A im Vornamen. Natürlich sind wir bald im Ausland, doch auf welchen Kontinent führt uns unser Freiwilligendienst? Ein Drittel reist bald nach Südamerika aus. Allerdings sind wir nach dem Vorbereitungsseminar noch kurz zu Hause. Unsere Vorfreude liegt auf einer Skala von eins bis fünf etwa bei 4,3 und die Mehrheit beherrscht die Sprache des Gastlandes noch nicht so richtig. Doch wer waren wir, bevor uns das kulturweit-Schicksal ereilte? Knapp die Hälfte von uns hat noch nicht angefangen zu studieren. Die allgemeine Hochschulreife haben wir mit einem Schnitt von 1,98 erreicht. Die Studierenden unter uns haben ihren Bachelor durchschnittlich mit 2,1 abgeschlossen. Doch wir sind mehr als Abi-Schnitt und Körpergröße. Eine deutliche Mehrheit isst Fleisch, ein bisschen mehr als die Hälfte von uns hat schon einmal geklaut. Sozial sind wir gut unterwegs mit durchschnittlich 387,3 Facebook-Freunden. Unsere Eltern sind zu 59% Akademiker und eine deutliche Mehrheit raucht nicht. Für das Seminar haben wir etwa drei Paar Schuhe eingepackt, auf Partys trinken wir Bier wie Wein. Bei Schere, Stein, Papier entscheiden wir uns generell eher für Papier und Stein, Smartphones sind in der breiten Mitte angekommen. Bei der Frage „Tee oder Kaffee?“ antwortet die Mehrheit mit Tee, der Rucksack übertrumpft die Handtasche. Und arme 40% von uns müssen sich im Ausland mit einer Fernbeziehung herumschlagen. 10 / Freisprung 1% 2% Nicht in Deutschland geboren: 8% z.B. Ägypten England Österreich Togo Polen Lettland Vietnam USA Kasachstan Venezuela In Deutschland geboren: 92 % 1% 6% 5% 12% 2,5% 19% 5% 2% Religion Nicht Gläubig: 37% 5% 2% Gläubig: 62% 2,5% 2% 20% 13% 37% 50% 2,2% 4,3% 4,3% 2,2% Römisch-katholisch Evangelisch Islam Buddhismus Bahai Russisch-orthodox Sonsatiges 7% Ausbildung 1.5% Arbeit 7.5% Studium 47% Abitur 37% Migrationshintergrund von Jana Homezone Danke an 132 Befragte Freisprung / 11 I Will Survive Vergessen und verloren irgendwo in den Weiten unserer Erde: Ohne diese drei hammerharten Survival-Tipps kommst du nie wieder nach Hause. • Homezone: Matthias C hina-Visum nicht bekommen? Kulturweit schick dich alternativ zum Nordpol. Die blöden Premium-Plus-Tennis-Socken sind zwar immer noch sexy, aber werden ihrer Aufgabe nicht gerecht. Jetzt das Chilipulver, das es im Auswärtigen Amt zu den Konferenzhäppchen gab, rinn in die Socken und ab auf die Piste! N aturkatastrophenfest? Verwende die Hälfte deines Koffers zur Mitnahme eines Satelliten-Telefons (die andere Hälfte ist selbstverständlich für deine vegane und allergenfreie Nahrung reserviert). Dann kannst du bei einer unerwarteten Plastiksturmflut Dr. Walter anrufen. Er wird dich finden. S mog liegt über deiner beschaulichen 6-Millionen-Metropole in Asien. Egal – die Arbeit ruft. Und rein in den Bus. Au ja! Eine Person schreit dir ins Ohr. Dein Trommelfell platzt. Durchhalten. Plötzlich. Licht am Ende des Tunnels. hellleuchtender Fleck wird dir gewahr. Völlig erschöpft lässt du dich auf dein strahlend weißes Handtuch fallen, was dir seit den Morgenstunden eisern den Platz frei hält. Gute Fahrt! 12 / Freisprung Was bist du bereit zu ändern? Eine knisternde Geschichte zweier junger Kulturweitler, voller Gegensätze und Verbundenheit. Kann ihre Zuneigung die schier unüberwindbaren Grenzen ihres Idealismus überbrücken…? • Homezone: Maria Wo gehst du hin? Wo kommst du her? Wer bin ich? Boah, immer dieser Ökofraß! Mit Fleisch macht man sich hier echt unbeliebt... unüberwindbare… oh yeah, was für ein Veggie-Paradies! …Konflikte? Geheimnisse erschweren den Weg… …zum gemeinsamen Glück. Achtung! Fahrlässiges Handeln ist nicht versichert. ein Gemeinschaftsprojekt von Vegetariern, Fleischessern, Pesquetariern und Veganern. die ganze Geschichte wird im kulturweit-Blog veröffentlicht. Freisprung / 13 Expertengruppe Welt verändern Homezone: Victoria & Fanny Wir haben uns getroffen, um über die Zukunft der Erde zu sprechen. Wir, das ist eine Gruppe von Freiwilligen zwischen 18 und 25 Jahren, die demnächst einige Monate in vielen Teilen der Welt einen Freiwilligendienst absolvieren wird. Wir werden im Unterricht assistieren, als Archäologen in der Erde graben oder bei regionalen Medienstationen mitarbeiten. Jetzt sitzen wir hier und diskutieren über die Welt. Denn die Lage sieht düster aus. Sehr düster. Seit 1880, seitdem die Menschen die Temperatur auf der Erde messen, gab es kein Jahr, das wärmer gewesen wäre als 2014. Die ersten 15 Jahre des neuen Jahrtausends waren (bis auf eine einzige Ausnahme) die Wärmsten bislang. Die Situation ist ernst – der Klimawandel nur ein Beispiel für die laut tickende Zeitbombe, die unseren Planeten bedroht. Wir sind per se Experten für die Fragen der Zukunft. Einfach, weil wir jung sind und die Chance haben, die Zukunft der Erde mitzugestalten. Auch, weil wir die Konsequenzen aller Planungsfehler der Politiker und die ökologischen Vergehen der Wirtschaft selbst zu spüren bekommen werden. Aber was sind unsere größten Sorgen? „Dass die Armut schlimmer wird.“, äußert Laura. „Dass die Vielfalt verloren geht und die Menschen aufhören zusammenzuarbeiten.“, befürchtet Lukas. „Ökologische Katastrophen und unheilbare Krankheiten.“, zählt Manana auf. „Weltuntergang!“, sagt Franzi. „Das Schlimmste wäre, wenn wir die Kurve in der Energie- und Klimapolitik nicht kriegen.“, sagt Adina. „Ich hoffe, dass die Politiker es auf die Reihe kriegen.“ Aber danach sieht es momentan nicht aus. Also was können wir machen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Nathanael ist skeptisch: „Ich würde behaupten, dass wir die Welt nicht verändern können.“ „Doch! Es fängt im Kleinen an.“, entgegnet Leah, „Man muss sich fragen: Wo kommen Produkte her? Lebe ich sparsam genug?“ Aber Ressourcen schonen ist nicht alles, es kommt auch auf die eigene Einstellung an: „Wir können unser Bild von Anderen verändern,“ sagt Jacqueline. „Und damit verstehen, wie Andere leben.“, stimmt Emily ein. Noch sind wir in Brandenburg, bald in der ganzen Welt unterwegs. Wir sitzen hier und sind gespannt auf die Chancen zum Weltverändern, die sich in den nächsten Monaten bieten werden. Selbst, wenn es nur ganz Kleine sind. 14 / Freisprung „die Lage sieht düster aus“ „Lebe ich sparsam genug?“ Ich packe meinen Koffer... Skurril, interessant, überflüssig oder nützlich? Die Homezone von Nicole hat die bemerkenswertesten Dinge zusammen getragen, die ihr alle in eure Koffer gepackt habt und die ihr mit in die ganze Welt nehmt. • Homezone: Nicole Freisprung / 15 Muss nur noch kurz die Welt retten... ‚Schnell mal weg‘ klingt gut. ‚Schnell mal weg und helfen‘ klingt besser. ‚ Schnell mal weg zum Helfen‘ klingt im Lebenslauf am besten. Eine kurze Einführung ins Voluntouring • Homezone: Maria A uch wir kulturweit-Freiwilligen trafen vor einigen Monaten die Entscheidung, als Freiwillige ins Ausland zu gehen. Wir setzen damit sechs beziehungsweise zwölf Monate unseres Lebens, mit Sicherheit, etwas Geld und viele Hoffnungen und Erwartungen auf eine Karte – die kulturweit-Karte. Damit sind wir nicht allein – viele aus unserer Generation spielen mit der ‚Voluntourismus‘Karte. Dass diese kein Joker ist, zeigt unsere Homezone hier. Der Begriff ‚Voluntourismus‘ setzt sich zusammen aus dem englischen Wort ‚Volunteer‘ – der Freiwillige und dem Wort ‚Tourismus‘. Gemeint ist eine 2-6 wöchige Reise in ein Entwicklungs- oder Schwellenland, in dem sich ‚Freiwillige‘ in sozialen Einrichtungen wie Waisenhäusern, Schulen und Behindertenheimen engagieren können. Das Ganze wird gegen Gebühr von einem Reiseveranstalter vermittelt. Gutes tun im Turbogang Die Welt dreht sich immer schneller und so hat auch der Durchschnitts-Abiturient vermeintlich nicht mehr genug Zeit für Orientierung und gute Taten. Darum nehmen immer mehr junge Erwachsene die Dienste von Voluntouring-Organisationen in Anspruch. Doch warum? Der Wunsch, die Welt zu retten, sie zu entdecken und dabei möglichst wenig Zeit zu verlieren, motiviert viele zu einem solchen Kurzzeitabenteuer. Auch unter den kulturweit-Freiwilligen ist Helfen, und dabei die Welt zu sehen, eine große Motivation. 16 / Freisprung Wenn die soziale Komponente im Lebenslauf noch fehlt Auf Messen, durch Anzeigen und im Internet bieten Agenturen ihre Dienste an. Das Aufnahmeverfahren ist einfach: Wer es sich leisten kann, darf voluntouren. Andere Aufnahmekriterien fallen unter den Tisch, ebenso das pädagogische Begleitprogramm. Völlig ohne Kenntnisse über ihr Tätigkeitsfeld, Vorbildung, Sensibilisierung für die Strukturen vor Ort oder die rechtliche Lage werden die Freiwilligen in - meist touristisch attraktive - Regionen entsendet. Die Putzfrau wurde entlassen Auch die Einsatzstellen haben ihre Probleme mit dem ‚Helfersyndrom‘ unserer Generation. Unausgebildet, hochmotiviert und nur kurzzeitig vor Ort, ist ein nachhaltiger Einsatz fast nicht zu bewerkstelligen. Einige Freiwillige verlassen den Dienst enttäuscht, da sie in ihren Einsatzstellen viele Aufgaben gar nicht ausführen durften, obwohl sie im Angebot beschrieben waren. Ein Freiwilliger ist aber kein Lehrer oder Sonderpädagoge. Die Einsatzstellen verwenden die schier unzähligen Freiwilligen teils als billige Arbeitskräfte und entlassen die lokalen Mitarbeiter. Doch so anders sind sie nicht, die Voluntourer. Auch sie wollen sich sozial engagieren, wollen die Welt sehen, sich orientieren. Genau wie wir spielen sie das FreiwilligenSpiel. Leider entpuppt sich der Joker für manche als Flop. *Wir verwenden das generische Maskulinum, und beziehen uns damit auf alle Geschlechter. Bilderrätsel Vier Schlüsselbegriffe aus den letzten zehn Tagen, mal aus einer ganz neuen Perspektive! Viel Spaß beim lösen. Auflösung auf Seite 18. • Homezone: Steffi + + + + Freisprung / 17 Lösungen für Seite 16: 1. Homezone Home + Zone 2. toleranzen toller + Ranzen 3. Feedback Feed + Back 4. diskussion diss + Kuss + Ion Impressum Gefördert durch: kulturweit - Seminarzeitschrift freisprung Nr. 12, März 2015 Herausgeber / V.i.s.d.P.: Peter Martin, deutsche uNeSCo-Kommission e.V. Hasenheide 54, 10967 Berlin; www.kulturweit.de RedakteurInnen: die Homezone-Korrespondent_innen Gestaltung: Paul Ramisch Fotos: till Budde, Paul Ramisch Druck: dCM Berlin Auflage: 250 Partner:
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