20150322 predigt Konfirmation yolo

Reformierte Kirchgemeinde Leutwil-Dürrenäsch
Konfirmation am 22. März 2015, Dürrenäsch
Rahel Brand
Konfirmationspredigt:
YOLO – Du lebst nur einmal….
Liebe Konfirmandin, liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde,
Yolo - You only live once - Du lebst nur einmal Dieses Thema habt ihr gewählt und im Film und euren Gedanken ausgeführt. Ich habe mir auch ein
paar Gedanken dazu gemacht.
Ok, nehmen wir mal an da stimmt „Yolo du lebst nur einmal“ - was bedeutet das dann? Was hat das
für Konsequenzen. Zunächst mal 4 Stimmen, die man hören kann bei uns. Und damit klar wird, dass
das nicht meine eigene Meinung ist, sehr ihr auf der Leinwand eine Person, die das sagen könnte:
„Cooler Teenager“
„Hey Mädels, hey Jungs Yolo - du lebst nur einmal,- wisst ihr was das für mich bedeutet? Yolo, das
heißt möglichst viele Mädels. Möglichst viel Kohle möglichst viel Spass. Koste es was es wolle. Und
wenn dabei andere auf der Strecke bleiben ist mir das egal. Jeder muss schauen, dass er nicht zu
kurz kommt. Jeder muss schauen, dass er ein möglichst großes Stück vom Kuchen abkriegt. Denn es
gilt ja Yolo - du lebst nur einmal!
Heidi Klum:
Hey Mädels! Ihr schaut in den Spiegel und seid nicht zufrieden? Das geht ja gar nicht!
Aber kein Problem, da läßt sich na klar was machen. Erstmal natürlich abnehmen abnehmen,
abnehmen. weil Doppelkinn und sowas, da s geht ja gar nicht. Also mit Disziplin und Einsatz geht das,
ist doch klar. Und dann dazu das Richtige Make up und die richtigen Klamotten, dann sieht das doch
alles schon viel besser aus.
Ok ganz so schön wie ich, die Heidi werdet ihr vielleicht nicht, aber besser wie jetzt das kriegen wir
auf jeden Fall hin, denn vergesst nicht: Yolo - du lebst nur einmal und da solltest du ja nicht gerade
als hässliches Entlein in die Geschichte eingehen…
Dalai Lama
Hey Yolo Kids. Lasst auch nicht verrückt machen. Alles Leben ist ein einziger Kreislauf. Was du jetzt
nicht erlebst, erlebst du im nächsten Leben. Wer stirbt kommt zurück und macht neue Erfahrungen
auf einer höheren Ebene. Und so wirst du immer vollkommener und immer vollkommener. Bis du
irgendwann ganz oben angekommen bist. Perfekt vollendet. Mit dir selbst und dem All im Einklang.
Also kein Stress, vergesst „Yolo“ denn alles kommt wieder.
Angst- Teufel
Ja genau, ihr lebt nur einmal, und genau in diesem einen leben da kann man ganz schön viele, ja
eigentlich unendlich viele Fehler machen. Und das hat Folgen, diese Fehler werden alle bestraft.
Grausam bestraft. Und zwar nicht in diesem leben. Nein im ewigen Höllenfeuer. Ich hab schon
vorgeheizt. Wer zu viele Fehler macht, schmort ewig, ohne zu verbrennen. Also: Habt ihr
verstanden: YOLO - du lebst nur einmal und deshalb: Keine Fehler machen, sonst bekommt ihrs mit
mir zu tun.
Konfirmationspredigt „Yolo“ 22.3.15
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OK - wir haben verstanden:
Also, so kann man also auf „Yolo“ reagieren:
- Nimm dir alles, was geht
- Schau, dass du so perfekt wie möglich bist
- mach ja keinen Fehler
- Du lebst so lange immer wieder bis du irgendwann endlich perfekt bist.
Ich weiß nicht wie es euch so geht: Ich finde keine dieser 4 Reaktionen so richtig überzeugend oder
gar prickelnd. Aber was dann? Und vor allem, was bedeutet „Du lebst nur einmal“ wirklich aus
meiner Sicht, aus der Sicht einer Christin, die sehr gerne lebt.
3 Punkte sind mir wichtig:
1. Du bist einmalig und hast der Welt etwas zu geben
Yolo - du lebst nur einmal stimmt. Aber da kommt ja noch was dazu.
Ihr lebt nicht nur einmalig, ihr seid auch einmalig. Jeden von euch gibt es nur einmal. Und ich glaube
ganz fest daran, dass es für jeden einzelnen Menschen Dinge gibt, die nur er dieser Welt und auch
anderen Menschen geben kann. Ich meine damit nicht nur besondere Begabungen. Die habt ihr alle
miteinander. Vielleicht könnt nur ihr mit euren Augen und mit eurer Stimme einem bestimmten
Menschen sagen, dass er und gerade er was ganz besondere ist.
Ihr seid einmalig und ihr habt dieser Welt etwas zu geben. Und ich wünsche euch sehr, dass ihr das
entdeckt jeder für sich. So wie übrigens Jesus das für sich auch entdeckt hat. Dass er ganz vielen
einzelnen Menschen, denen er begegnet ist etwas ganz besonders zu geben hatte. Nämlich eine
Brücke zu Gott nicht nur zu bauen sondern selbst zu sein. Und das, genau das war ihm ja dann am
Ende sogar wichtiger als sein eigenes Leben. Aus Liebe zu uns ging er bis in den Tod damit diese
Brücke, über den Tod hinaus trägt. Wahnsinn eigentlich.
Aber wahrscheinlich ist das sogar ein ziemlich guter Gradmesser, wenn man vor der Frage steht, ob
man das gefunden hat, was man der Welt zu geben hat. Wenn einem das, das Allerwichtigste ist und
man das Gefühl hat dass man das jetzt tun muss. Auch wenn es negative Konsequenzen für einen
selbst hat.
Nelson Mandela war so einer der wusste genau was seine Aufgabe ist. 27 Jahre war er in einer Mini
Zelle eingesperrt und hat trotzdem nicht aufgegeben, an die Freiheit und die Fähigkeit zur Liebe zu
Glauben Er hätte locker ein leichteres Leben leben können aber das wäre nicht sein Leben gewesen.
Also macht euer Ding, aber eben wirklich euers. Und dann ist es gut für euch und für andere.
Der 2. Punkt: Jeder Tag ist wertvoll
Yolo - du lebst nur einmal: Ja stimmt. Und gerade deshalb ist jeder Tag wertvoll. „Heute ist der letzte
Tag vom Rest deines Lebens“ hat mal jemand gesagt. Ja, stimmt ist so. Aber ich finde ganz wichtig,
dass uns dieses Wissen nicht vor allem Angst macht. Und blockiert. Vielmehr eher gespannt auf das,
was jeder Tag bringt. Und deshalb: warum nicht jeden Tag anfangen mit dem Gedanken: Hey super,
dass ich Leben darf. Dass ich da sein darf. Dass ich Freunde hab.
Klar ist nicht alles gut und klar gibt es auch Tage da kotzt es einen an. Und doch: jeder Tag ist
wertvoll. Und manchmal sind es im Rückblick sogar die schwierigen Zeiten, die besonders wertvoll
sind.
Und noch was: es gibt hammertage. Ganz besondere Momente. Das kann für mich beim
Musikmachen sein oder im Garten mit meinen Kindern oder dann, wenn sich zwei Augenpaare
treffen und da ganz viel Glück ist oder oder oder - ganz besondere Tage. Momente die man gerne
Konfirmationspredigt „Yolo“ 22.3.15
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festhalten würde und sie aber dadurch eher kaputt macht. Da geht es drum, dann ganz da zu sein.
Offen zu sein und einfach zu geniessen. Und so ein Stück Ewigkeit ein Stück Himmel zu spüren mitten
auf der Erde. Als ein Geschenk des Himmels. Und dann vielleicht auch mal danke zu sagen!
Der 3. Punkt: Fehler sind erlaubt
Yolo - du lebst nur einmal. Ja stimmt. Aber daraus die Konsequenz zu ziehen, dass man keine Fehler
machen darf, wäre fatal. Denn wer lebt und etwas tut, macht immer auch Fehler. Dem gelingen viele
Dinge, aber manches misslingt auch. Doch die gute Nachricht heute für euch ist: Das ist ok. Du musst
nicht alles perfekt machen und fehlerfrei. Und vor allem: das ist noch wichtiger: Du musst auch nicht
tun, als ob dir keine Fehler passieren und als ob du keine Schwächen hättest. Zachäus der Zöllner, der
die Leute ausgenommen hat, hat das erlebt oder auch die Frau, die beim Ehebruch erwischt wurde:
Zu denen kam Jesus und hat ihnen gesagt: „Ich kenn dich, ich weiß alles von dir, du brauchst mir
nichts vormachen, aber ich lieb dich, trotzdem und manchmal vielleicht auch grade deshalb.“
Also: Mach was und freu dich wenn’s dir gelingt aber wisse immer Gottes Liebe und der Wert deines
Lebens hängt davon nicht ab. Dazu noch was aus dem Leben von Martin Luther: Der hatte einen
Freund. Philipp Melanchthon. Blitzgescheit, aber voller Angst Fehler zu machen und v.a.
Entscheidungen zu treffen. Zum dem hat Luther mal gesagt: „Lieber Philipp, du kannst nicht leben,
ohne Fehler zu machen. Falsche Entscheidungen gehören dazu. Auch Abwarten kann ja falsch sein.
Hab’ also nicht so viel Angst. Nur Mut! Sündige tapfer!“ Und dann hatte Luther noch einen zweiten
Rat für seinen Freund. „Glaube noch tapferer!“ Und damit meinte er: Entscheidungen treffen heißt
zwar manchmal: Augen zu und durch. Aber auf dem Weg da durch sind wir ja nicht allein. Wir haben
einen gnädigen Gott. Auf den können wir uns verlassen. Für den ist es ein Leichtes, auch unsere
Fehler zum Guten zu wenden. Philipp Melanchthon hat im Laufe der Jahre seine Angst vor Fehlern
überwunden – zumindest ein bisschen. Ein Draufgänger ist er zwar nie geworden. Aber er hat leichter
gelebt. Das wünsch ich euch und den Glauben, dass Gott auch aus unsern vermeintlichen Fehlern
und Umwegen und Irrwegen etwas Gutes machen kann.
Liebe Konfirmanden, liebe Gemeinde,
Yolo - du lebst nur einmal: ja, stimmt. Aber das bedeutet nicht: Alles mitnehmen was geht: sondern
eher: Du hast dieser Welt etwas ganz Besonderes zu geben:
Es bedeutet nicht: du musst perfekt sein innerlich und äusserlich, aber du bist einmalig, weil Gott
dich liebt.
Es bedeutet nicht: bloss keine Fehler machen, sondern: gib dein Bestes und vertrau darauf, dass
Gott aus deinem Leben etwas Gutes machen kann.
Es bedeutet nicht: dein Leben ist ein ewiger Kreislauf, bis du irgendwann die höchste Stufe erreicht
hast, aber: dieses Leben ist noch lange nicht alles; wir haben ein Leben in der Ewigkeit vor uns.
Und deshalb das Beste zum Schluss: Weil Gott dich liebt und aus Liebe alles gegeben hat sogar sein
Leben, deshalb darfst du, kannst du, sollst du dich und dein Leben lieben.
Amen.
Konfirmationspredigt „Yolo“ 22.3.15
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