Ein Familientheater um das liebe Geld

22 Weinland
DONNERSTAG, 16. APRIL 2015
Museumsideen um den Weinbau erweitert
Das Museum in Rheinau soll
Historische Museen
Der Besucher darf heute
nicht mehr stören
nun ein Profi im Detail
planen. Von Pro Weinland
wurde auch ein RebbauMuseum ins Spiel gebracht.
VON MARK GASSER
RHEINAU Bis ein Museum, in welchem
die «drei K» – Kloster, Klinik und Kelten
– thematisiert werden, auf der Klosterinsel eröffnet wird, vergehen wohl noch
mehr als zwei Jahre. Doch der im Januar 2014 gegründete Verein IG Museum Rheinau, die Nachfolgeorganisation der Arbeitsgemeinschaft Pro Insel
Rheinau (PIR), will bereits in diesem
Jahr an die Detailplanung gehen. Die
nötigen Umbauarbeiten liegen in der
Kompetenz des Regierungsrats. Der
dafür nötige Betrag ist aber – wie auch
jener für die Sanierung – noch offen.
An der ersten ordentlichen Jahresversammlung am Dienstagabend waren
zunächst nur die anwesenden 13 der
total 19 Gründungsmitglieder stimmberechtigt. Doch im Laufe des Abends
wurden vom Verein auch die restlichen
63 Personen, die inzwischen einen Antrag gestellt hatten und von denen 15
anwesend waren, einstimmig definitiv
in den Kreis der Mitglieder aufgenommen. Zu den Einzel- und Kollektivmitgliedern gehören nebst 37 Rheinauern
auch Benkemer, Marthaler, weitere Zürcher sowie zahlreiche Schaffhauser.
Viele Quellen bereits angezapft
Die Jahresrechnung 2014 weist nicht
wegen dieser eher symbolischen Einnahmequelle von jährlich total 5000 Franken den hohen Einnahmenüberschuss
von 307 000 Franken aus. Allein 250 000
Franken flossen dank dem Lotteriefonds
an Kantonsbeiträgen in die Kasse, weitere 56 000 Franken kamen als Erbe von
der aufgelösten PIR. Damit ist wohl die
IG Museum Rheinau kurz nach ihrer
Geburt einer der reichsten Vereine im
Weinland. Bisher war aber auch der
fünfköpfige Vorstand unter Präsident
Daniel Grob sparsam und verzichtete
bei seinen Sitzungen auf ein Honorar.
Hinzu kamen Treffen mit kantonalen
Ämtern, der Klinikleitung in Rheinau,
einige Kurse oder Besuche in historischen Museen, im Kloster Einsiedeln
Im Abtgebäude (r.) gleich neben der Klosterkirche wird das Museum über «Kelten, Kloster und Klinik» entstehen.
oder dem Sammlungszentrum «Rheinauer Schätze» im Depot des Landesmuseums in Affoltern. Aus Letzterem wären viele Exponate fürs Museum in Rheinau erwünscht – beispielsweise als langfristige Dauergaben. Auch gebe es schon
die Bereitschaft für Schenkungen: Darunter die Sammlung an Psychiatrie-Exponaten vom Burghölzli, welche dort
ungenutzt in Kisten lagert. Und der
84-jährige Rheinauer Künstler Hans Rudolf Bosshard sicherte zu, Darstellungen von Patienten der damaligen Heilund Pflegeanstalt Rheinau beizutragen.
«Es gibt genug Quellen für gute Exponate, um die richtige Auswahl für
eine tolle Dauerausstellung und für
Sonderausstellungen realisieren zu
können», bilanziert der Rheinauer
Archivar Stefan Keller. Es fehle weder
am Platz noch an Objekten. Das Museum würde auf dem ersten und zweiten Stockwerk des Abtgebäudes realisiert – und vielleicht würde sogar der
Dachboden genutzt. Das Erdgeschoss
als Ganzes eigne sich hingegen nicht
als Ausstellungsraum. In Teilen des
Erdgeschosses ist derzeit die Wohngruppe «Tilia» eingemietet.
Obwohl dieses Jahr bereits viel
Geld investiert werden muss, fliesst
dieses noch nicht in die Ausstellungsgestaltung. 100 000 Franken sind für
das Museumsprojekt budgetiert, das
vorerst darin besteht, einen geeigneten Museologen zu finden und ihn mit
dem Detailkonzept zu beauftragen. Er
soll dann mit den kantonalen Ämtern –
Archäologie, Denkmalpflege und Hochbau – zusammenarbeiten.
«Kloster und Rebbau sind Brüder»
Nach der Wiederwahl des fünfköpfigen Vorstands mit Daniel Grob (Präsidium), Pia Riedo, Markus Späth, Lorenz Schreiber und Stefan Keller wurde
mit Margrith Sutter, die das Sekretariat im Amt für Volksschule des Kan-
Bild Mark Gasser
tons Thurgau leitete und Führungen
im Kloster Rheinau macht, ein zusätzliches Vorstandsmitglied gewählt.
Als Anregung brachte Hannes Huggel von Pro Weinland die Idee vor, neben
den Museumsräumen ein Weinbau-Museum nach dem Muster des Kantons
Schaffhausens zu realisieren. Während
viele kleinere, private Museen existierten, gebe es kein über die Region hinaus
bekanntes im Weinland. Der Weinbau
sei das Aushängeschild der Region und
der touristische Wert eines solchen Museums im Naherholungsgebiet um Rheinau sicher auch gross. Ausserdem seien
Kloster und Rebbau «historische Brüder». Huggel meinte, dass viele Objekte
für ein Weinbaumuseum aus der Umgebung zur Verfügung gestellt würden. So
habe der Weinmacher Heiner Hertli in
Flurlingen eine «Riesensammlung» an
alten Gegenständen – vom Zapfenzieher bis zum Kupferkessel. Der Vorstand
will die Idee prüfen.
RHEINAU Verstaubt und düster, so stellen wir uns oft ein historisches Museum vor. Wie es heute Interesse wecken kann, erklärte die Ausstellungsmacherin Margarethe Greiner (Bild)
an der Mitgliederversammlung der
IG Museum Rheinau. Dynamisieren
heisst das Zauberwort, mit dem Greiner
als selbständige Ausstellungsmacherin
die Museumslandschaft aufmischt.
Sammeln, Bewahren, Forschen und
Ausstellen bilden die vier Säulen, die
ein Museum tragen. Diese Regel galt
in der Vergangenheit und wird auch in
Zukunft ein Museum ausmachen. Ausstellen und Vermitteln aber haben sich
in ihrer Art total verändert. «Nur zu oft
wurden die Besucher von der Museumsleitung als störender Faktor wahrgenommen», sagte die Referentin. Heute
solle ein Museum immer breitere
Schichten erreichen, wodurch aber die
Anforderungen an die Museen stiegen.
Gut 20 Berufe seien heute im Museumsbereich gefragt: Neben Konservatoren,
Archäologen und Historikern arbeiteten jetzt auch Museumspädagogen und
Schauspieler in Museen mit.
Als Herzstück eines Museums gilt
immer noch die Sammlung. Nur beim
Ausstellen hat sich Wesentliches
geändert. Am Beispiel einer banalen
Kaffeekanne zeigt die Referentin auf,
wie ein Gegenstand durch eine Geschichte das
Interesse der
Besucher wecken kann. Die
Kanne gehörte
dem Dichter Jeremias Gotthelf.
Ein Text, der
beschreibt, wie
bei Gotthelfs der
Morgenkaffee
zubereitet wurde, erweckt den Gegenstand erst zu neuem Leben. Weiter
sollen die Besucher ins Geschehen
hineingezogen werden. Als Beispiel
nannte Greiner das Museum Lindengut
in Winterthur. Die Bevölkerung konnte
dort Gegenstände vorbeibringen und
dazu deren Geschichte erzählen. (um)
Ein Familientheater um das liebe Geld
Journal
Die Proben zum neuen Stück
ANDELFINGEN Immer wieder meldeten
sich Anwohner in der Vergangenheit
bei der Gemeindeverwaltung Andelfingens und bemängelten die Leistungsfähigkeit des Swisscom-Netzes. Bei einer
Besprechung mit dem Gemeinderat
versicherten zwei Swisscom-Vertreter,
dass das Netz aufgrund der Zahl der
Anschlüsse fertig ausgebaut sei und die
Minimalanforderungen für ländliche
Netze erfüllt sei. Anschlüsse, welche
nicht in der Umgebung der SwisscomZentrale lägen, müssten mit verminderter Leistungsfähigkeit rechnen, erklärte Swisscom dem Gemeinderat. Bis
2020 sei keine Besserung in Sicht.
schauerin nun selber den Schritt auf
die Bühne gewagt hat.
Viele weitere Übungen dienen
natürlich auch dazu, die Mitwirkenden
auf gezielte Weise auf das Theaterspiel
vorzubereiten. Es gibt immer wieder
Möglichkeiten, sich mit der eigenen
Rolle auseinanderzusetzen und mit ihr
mehr und mehr vertraut zu werden,
indem man sich beispielsweise ganz bewusst in seiner Rolle im Raum bewegt
oder sich mit Mitspielern unterhält.
des Vereins Theatervirus
Uhwiesen sind in vollem
Gange. Zum Gelingen
der Produktion tragen
20 theaterbegeisterte Laien
auf und hinter der Bühne bei.
VON BEAT RAJCHMAN
UHWIESEN Bereits seit dem letzten Oktober wird im Werkgebäude von Uhwiesen intensiv geprobt, damit ab dem
1. Mai das heitere Stück «Verwandte
sind auch Menschen» von Erich Kästner insgesamt achtmal über die Bühne
gehen kann. Die Vorbereitungsarbeiten sind schon so weit fortgeschritten,
dass das unterhaltsame Stück szenenweise in Kostümen und mit dem fertigen Bühnenbild geprobt werden kann.
Während der Aufführungen haben die
Mitspieler dann oft einen regelrechten
Marathon hinter der Bühne zu absolvieren, müssen doch vom Theaterraum
bis zur Garderobe im Keller ganze
43 Stufen bewältigt werden.
Regie führt bereits zum neunten
Mal Elisabeth Sauter-Rufer, die das
Stück ausgewählt, massiv gekürzt und
Bei der Testamentseröffnung gibt es nur lange Gesichter.
den 16 Mitwirkenden ihre unterschiedlichen Rollen auf den Leib geschrieben
hat. Eigentlich hätten gerne 20 theaterbegeisterte Laien aus Uhwiesen und
Umgebung mitgespielt. Zum Glück gelang es der Regisseurin, die vier Theaterfreunde, die dieses Jahr nicht auf
der Bühne erscheinen können, hinter
den Kulissen und einen jungen Mann
gar als Pianisten zu beschäftigen, der
den Theaterabend musikalisch umrahmen wird.
Bild Beat Rajchman
Wie schon in den vergangenen Jahren werden die Proben mit Gemeinschaftsübungen begonnen, bei denen
ein gutes Gruppengefühl gefördert
wird. So freut sich der pensionierte
Schaffhauser Taxichauffeur Toni Rütimann, der bereits bei der ersten Aufführung des Theatervirus 1993 dabei
war, genauso auf das Gelingen des
neuen Stücks wie die 19-jährige medizinische Praxisangestellte Anna Kadinic,
die als jahrelange begeisterte Zu-
Das Erbe geht an den Diener
Auf das Stück bezogen sind alle ach
so lieben Verwandten darauf aus, vom
reichen Onkel aus Amerika möglichst
viel zu erben. Nach seinem Ableben hat
dieser ominöse reiche Mann seinen Diener Rutschi zusammen mit Anwalt Weber beauftragt, die Erbschaft zu verteilen. Lange Gesichter gibt es natürlich,
als der gehetzte Anwalt vor versammelter Verwandtschaft kurz und bündig
mitteilt, dass der liebe Onkel aus Amerika seine ganze Erbschaft aus grosser
Dankbarkeit seinem Diener vermacht
hat. Der Hinweis, dass nach vier Tagen
noch ein weiteres Testament eröffnet
wird, lässt die kunterbunte Familie noch
etwas gemeinsam ausharren. Als dann
der begünstigte Diener in seine wirkliche Rolle schlüpft, beginnen sich die Ereignisse zu überstürzen.
Langsames Swisscom-Netz:
Gemeinderat vertröstet Bürger
Nachfolge von RPK-Präsident
Rüegger gesucht
UNTERSTAMMHEIM Das Rücktrittsgesuch
des Präsidenten der Rechnungsprüfungskommission Unterstammheim,
Urs Rüegger, wurde per 9. Februar vom
Bezirksrat bewilligt. Die Gemeinde setzt
die Ersatzwahl auf den 14. Juni an. Im
Rahmen einer Wählerversammlung
vom Montag, 20. April soll eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger für Rüegger
gesucht werden. Er war wegen eines
Versäumnisses als Präsident des Trägervereins KiTa Stammertal bei den
Behörden in die Kritik geraten und trat
daraufhin als RPK-Präsident zurück.