Sehr viel mehr als Toleranz

Inhalt
Brasilien
Japan
Das will ich von meinen
Gastgebern lernen Stefan Kürle
Sehr viel mehr als Toleranz Andres Besch
4
5
Ein Außenseiter verändert sich
14
20 Jahre Gemeinde in Kibogaoka
– Warum es gut war zu feiern
15
Esther und Michael Stock
Dirk und Erika Grabowski
Tolerante Beziehungen 6
Mehr als tolerieren – lieben
7
Manfred Schwalb
Manfred Weidt
Thailand
Aushalten– Durchhalten
– Festhalten
16
Lothar Sommerfeld
Peru
Nehmt einander an!
Felipe und Uta Salazar
8
Albanien
Toleranz in Thailand Werner und Hiltrud Kemp
17
Wo willst du uns gebrauchen? 18
Würdest du noch für Boy
und uns beten?
19
Stefan und Li-Anne Höß
Albanien als Vorbild
für gelebte Toleranz in Europa
Johannes und Kim Anne Kalb
9
Dietrich Trebing
Spanien
Taiwan
Toleranz als Grundstein
Vanessa Lutz, Anna-Lena Schildt
und Sabine Schmid
10
Rückblick und Entwicklungen der
Arbeit unter Thai-Gastarbeitern
20
Unterschiedlich gelebte Toleranz
21
Nikorn Wongkittikhun
Uganda
Joachim und Simone Schmid
Neue Sichtweisen durch meinen
Auslandseinsatz in Uganda Kristin Alexi
11
Die „Matten-Gemeinschaft“
feiert Geburtstag!
60 Jahre Haus Bethesda in Hualien/Taiwan
Russland
Micha Dreyer
Wenn man anders ist Hanno Weber
12
Die Gemeinde als Wasserquelle mit
reinem, kühlem und rettendem Wasser 13
22
Deutschland
Missionszentrale
23
Schwester Maren C. Martens
Impressum MARBURGER MISSIONS MAGAZIN
Berichte für Missionsfreunde herausgegeben von der
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Redaktionsteam:
Wolfgang Winkler (Leitung)
Rainer Becker (Direktor)
Helga Adelhardt
Petra Wennmann (Grafik und Layout)
Bildnachweis: wenn an den Fotos nicht
anders vermerkt, MM-Archiv
Titelseite: Kurzzeitmitarbeiter Hanno
Weber mit Teilnehmern des Jugendkreises
Saratow; Bericht Seite 12
Druck: Berth, Gladenbach
Auf ein Wort
– Toleranz
Liebe Leserinnen und Leser,
es ist ein spannendes Thema, das wir als
Schwerpunkt für diese Ausgabe gewählt
haben: Mission und Toleranz.
Was ist Toleranz? Wie wird sie gelebt? Kann
und darf man sie einfordern? Das sind alles
Fragen, die mich dabei beschäftigen.
Wie man „Wikipedia“ entnehmen kann, hat sich der
Begriff „Toleranz“ gebildet im Zusammenhang mit der
Fähigkeit des christlichen Glaubens, andere religiöse
Überzeugungen neben sich zu ertragen. Daraus entwickelte sich das heutige demokratische Grundrecht
der Religionsfreiheit.
Das ist doch eigentlich ein positiver Ansatz von Toleranz. Doch ich nehme einen anderen Gebrauch dieses
Wortes in der gegenwärtigen Diskussion wahr. Häufig
nehme ich eine Forderung der „Welt“ an die Christen
wahr, alle Religionen als gleich gültig zu akzeptieren.
Damit einher geht der Vorwurf, wer dazu nicht uneingeschränkt ja sage, sei im Mittelalter verhaftet und
würde Mission mit Zwangstaufen und gewaltbereiter
Landeinnahme gutheißen wie bei den Kreuzzügen
oder den spanischen und portugiesischen Eroberern
in Südamerika vor vielen hundert Jahren. Solche Leute,
vermutet man, seien heute noch bereit dazu, für die
Verbreitung des christlichen Glaubens über Leichen zu
gehen. Sogar der Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt
meint, christliche Mission heute sei wieder gefährlich,
man müsse vor ihr warnen. Damit fühle ich mich sehr
schlecht. Das Bild passt nicht zu mir und nicht zur
Marburger Mission.
Toleranz kommt von dem lateinischen Verb „tolerare“, was soviel heißt wie erdulden, ertragen, erleiden.
Inhaltlich also etwas ganz anderes. Es geht bei Toleranz
darum, dass ich als Christ meine Meinung auch laut
sagen darf, nicht gezwungen werde, etwas anderes als
das von mir Erkannte Wahrheit zu nennen. Und dabei
den Menschen anzunehmen und ihm die Freiheit zu
gewähren, anderer Meinung zu sein als ich. Das halte
ich für meine evangelische Pflicht und meine demokratische obendrein.
Ich möchte mich nicht gerne kriminalisieren lassen,
„nur“ weil ich nach wie vor glaube, dass Jesus der Weg,
die Wahrheit und das Leben ist. Ich möchte auch nicht
gerne den Nachbarn jüdischen, animistischen oder
auch muslimischen Glaubens kriminalisieren müssen.
Ich meine, unserer Gesellschaft steht die viele Angst
nicht gut zu Gesicht.Viel lieber möchte ich meinen
Nachbarn willkommen heißen. Will mit ihm über Jesus
sprechen dürfen. Will fragen, hören, verstehen, aber
auch erklären, werben, einladen und mich befreunden
dürfen, will vergleichen, achten, mir eine Meinung
bilden. Ich will dem Fremden in meiner Heimat neue
Heimat ermöglichen, ihn verstehen lassen, was ich
an ihr schätze. Und wenn wir Freunde werden, dann
kann ich ihm vielleicht sogar zeigen, wo meine Seele
beheimatet ist.
Die Missionare der Stiftung Marburger Mission leben
jeden Tag davon, dass jemand ihnen die Hand reicht
und sie willkommen heißt in der Fremde. Dennoch
wird ihre Andersartigkeit nicht automatisch nivelliert.
Müssen wir unbedingt alles gleich tun, nur weil wir
jetzt Nachbarn sind? Sind wir dahin unterwegs?
Wo führt uns die Diskussion hin? Welchen Weg nimmt
unsere Gesellschaft? Sind wir in Europa „zu weit
entwickelt“ für Menschen, die ernsthaft an die Auferstehung Jesu Christi glauben, die sich Ostern tatsächlich gefreut haben über das leere Grab von Jesus? Und
können Christen auch Toleranz beanspruchen?
Diese Ausgabe des MMM
gibt Einblick, wie Missionarinnen und Missionare Toleranz
erleben und wie sie Andersdenkenden und Glaubenden
begegnen.
Viel Freude beim Lesen
der verschiedenen Beiträge
wünscht Ihnen
Ihr
3
mmm
2/2015
Brasilien
Das will ich von
meinen Gastgebern lernen
Wie begegnen Brasilianer den Ausländern in
ihrem Land? Ob sie den Kontakt meiden oder Interesse zeigen, davon schreibt Stefan Kürle, und
was er von ihnen lernen will:
I
Ich bin Ausländer
ch bin Ausländer. Damit bin ich in Brasilien einer
unter vielen. Es ist ja nicht so, dass es Ausländer nur
in Europa gäbe. Hier bin eben auch ich einer von
ihnen. Gehöre ich damit zu einer „Problemgruppe“?
Das kommt wahrscheinlich auf die Perspektive an. Ich
kann die Landessprache nur holprig, zumindest nicht
so, dass ich auch nur für 30 Sekunden jemandem mein
Ausländersein verbergen
könnte.
Ich passe an vielen Stellen
nicht so recht in die lokale
Kultur. Manchmal will ich
das auch gar nicht. An anderen Stellen fällt es mir einfach schwer, so zu sein wie
meine Gastgeberkultur –
Stefan und Birgit Kürle
ich würde ja gerne, aber ich
mit Marit, Simeon und
bin einfach zu sehr DeutJakob
scher. Es ist also durchaus
1.Ausreise: 2006
möglich, dass ich anecke,
Dozent für AT an der
ein Problem bin, dass man
Theologischen Fakultät
mich eigentlich gar nicht so
Sul Americana, Rolândia
gerne hier haben möchte.
Wie Brasilianer uns begegnen
Doch das erlebe ich so nicht. Eigentlich ist das seltsam,
denn Brasilianer misstrauen zunächst mal jedem, den
sie nicht genauer kennen.Vertrauen muss man sich
„erarbeiten“. So könnte man ja meinen, dass sie dann
gerade ein Problem mit Ausländern haben würden.
Dem aber ist nicht so. Wir als Familie haben erlebt,
dass uns immer ganz freundlich und mit viel echtem
Interesse begegnet wurde. Da wird gefragt, wo wir in
Deutschland herkommen, auch wenn der Fragende
überhaupt keine Ahnung von deutscher Geografie hat.
Es werden die üblichen Vorurteile gegenüber Deutschen angebracht: essen nur Kartoffeln, sind immer
pünktlich und können nicht lachen. Und dann fragen
sie, ob „wir“ wirklich so sind.
Klar wollen sie auch wissen, wie es uns denn damit
geht, dass unsere Familie so weit weg ist – denn das
wäre für viele Brasilianer ein echtes Problem. So
entsteht für uns Ausländer der Eindruck, dass man sich
für uns interessiert, dass wir wahrgenommen werden,
so wie wir sind und was wir so mitbringen. Das macht
es uns leicht, hier anzukommen – immer wird versucht zu verstehen, was wir meinen, und nicht schon
abgeschaltet, wenn sie merken, dass wir uns nicht so
recht ausdrücken können.
Das will ich lernen
Ich will von meinen Gastgebern lernen, wenn ich denn
vielleicht später mal kein Ausländer, sondern auch
Gastgeber bin. Will den Kontakt nicht vermeiden, will
mich dafür interessieren, wo sie herkommen und was
sie bewegt.Vielleicht ist das dann ja meine Chance,
3.Mo 19,34 zu leben:
„Wie ein Einheimischer unter euch soll euch der
Fremde sein, der bei euch als Fremder wohnt; du
sollst ihn lieben wie dich selbst. Denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen.
Ich in der HERR, euer Gott.“
Stefan Kürle
4
mmm
2/2015
Brasilien
Andres Besch mit
der Familie von
Pastor Assis
Sehr viel mehr
als Toleranz
Was Andres Besch in acht Wochen Mitarbeit in
der Gemeinde erlebt, ist mit dem Wort „Toleranz“
nicht umfassend beschrieben. Es ist sehr viel
mehr. Doch was hat er erlebt?
D
er Ort Poço Dantas ist nur über eine Erdstraße
zu erreichen. In der Trockenzeit muss man auf der
Fahrt dorthin zu den vorausfahrenden Autos genügend
Abstand halten, um nicht in einer großen Staubwolke
die Sicht zu verlieren. In der Regenzeit dagegen muss
man aufpassen, dass man nicht im Schlamm stecken
bleibt. In der kleinen Presbyterianergemeinde in Poço
Dantas arbeite ich ein Jahr lang mit, um Kultur und
Sprache besser kennenzulernen.
Wenn ich auf die ersten acht Wochen zurückblicke,
frage ich mich, wie ich in meiner Anfangszeit Toleranz
erlebt habe. Mein Fazit - ich habe sie kaum erlebt.
Zuhause in der Pastorenfamilie
Da ich in der ersten Zeit noch keine eigene Unterkunft in Poço Dantas hatte, konnte ich an den
Wochenenden bei Assis, dem Pastor der Gemeinde,
und seiner Familie wohnen. Das Kinderzimmer der
Töchter wurde kurzerhand in das Schlafzimmer der
Eltern verlegt. Eine Hängematte wurde als Kinderbett
über dem Ehebett gespannt, damit ich in dem kleinen
Haus ein eigenes Zimmer hatte.
Wenn ich am Freitagnachmittag in Poço Dantas ankam,
wurde mir jedes Mal aufs Neue „Herzlich Willkommen zu Hause“ gesagt.Vanusa, die Frau des Pastors,
Nach dem
Gottesdienst in
Poço Dantas
verbot mir, mich für die Mahlzeiten zu bedanken.
Schließlich tut man so etwas nur, wenn man irgendwo
zu Gast ist. Sie jedoch bemühte sich darum, ihr Haus
zu meinem Zuhause zu machen.
Ich erinnere mich auch an die vielen neugierigen Gespräche während der Mahlzeiten, die in der Regel mit
„Wie ist das in Deutschland“ anfingen, oder Fragen
nach mir und meiner Familie, mit denen man mich
besser kennenlernen wollte.
Da war das Bemühen, Worte, die ich nicht kenne, zu
umschreiben und mir zu erklären. Sie hörten mir geduldig zu, wenn ich etwas erzählte und am Ende keiner
so richtig wusste, was ich eigentlich sagen wollte.
Sehr viel mehr als Toleranz
Ich bin mir sicher, Toleranz im Sinne
von Erdulden oder Ertragen habe ich
in Poço Dantas kaum erlebt. In meiner Andersartigkeit als Deutscher
wurde ich nicht einfach nur stehen
gelassen. Das, was ich in den ersten
Wochen erlebt habe, war sehr viel
mehr als Toleranz. Das war herzliche
Gastfreundschaft, offene Arme und
Freundlichkeit. Das war ehrliches Interesse, Mitgefühl und Liebe. Müsste
ich zwischen Toleranz und dem, was
ich erlebt habe, wählen, dann wäre
ich mir meiner Entscheidung sicher.
Andres Besch
Andres Besch
1. Ausreise: 2014
Jugendarbeit,
Gemeindebau
im Nordosten Brasiliens
5
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2/2015
Brasilien
T
oleranz im Sinne der Industrienorm bedeutet „die
zulässige Abweichung von vorgegebenen Sollwerten“.
Nicht so einfach ist es, Toleranz im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen zu definieren. So richtet
man sich an einem mehr oder weniger vorhandenen
Konsens aus.
Im Portugiesischen hat das Wort „tolerar“ mit „erdulden, nachsichtig, großzügig, weitherzig“ zu tun. Intolerant bedeutet, „unduldsam und engherzig zu sein,
keine andere Meinung oder Weltanschauung gelten zu
lassen als die eigene“.
Während weltweit für mehr Toleranz gekämpft wird,
erlebe ich, dass im familiären Bereich die Intoleranz
gegen die Andersartigkeit von Mann und Frau zunimmt. In einer Umfrage gaben 77 % der brasilianischen Frauen an, dass sie wöchentlich und manche
sogar täglich Gewalt durch Worte, Gesten oder
körperlich erleben.
In einem seelsorgerlichen Gespräch sagte die Frau in
Anwesenheit ihres Mannes: „Wir sind 32 Jahre verheiratet.Von Anfang an beschimpft mich mein Mann als
dumme Kuh, als Hurentochter und mit anderen Worten, die ich gar nicht sagen will, wenn mir irgendetwas
nicht gelingt“. Hartherzig antwortet er: „Und das bist
du auch.“ Auch wenn sie im Gespräch zugab, so manch
dummen Fehler gemacht zu haben, ist dennoch die
Toleranz vonseiten des Mannes gefragt.
Manfred Schwalb
betet für ein
Ehepaar
Tolerante
Beziehungen
Manfred und Waltraud
Schwalb
1. Ausreise: 1977
Seminararbeit im Bereich Seelsorge, Ehe und
Familie, Curitiba
6
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2/2015
Während sich weltweit für
mehr Toleranz eingesetzt
wird, erlebt Manfred Schwalb
in seiner Arbeit, dass im familiären Bereich die Intoleranz
zunimmt. Wie können seiner
Meinung nach tolerante Beziehungen gestaltet werden?
Im Kurs für Verlobte hatten wir letzte Woche das
Thema Konflikte. Fast alle bestätigten, dass schon
jetzt in ihrer Beziehung Konflikte bestehen und sie
nicht wissen, wie sie mit den Unterschieden aus der
Herkunftsfamilie bzw. Charakterunterschiede des
zukünftigen Partners besser umgehen könnten. Die
fehlende Toleranz zeigte sich dann in Worten oder im
strafenden Schweigen.
Wir brauchen Weisheit, um gesunde und tolerante
Beziehungen zu gestalten, und das nicht nur in der Ehe.
Wenn ich an unsere Selbsthilfegruppe „Das Leben finden“ denke, dann sehe ich, dass viele Charakterschwächen nicht überwunden werden, weil man sich und
der Sünde gegenüber zu tolerant ist. Toleranz ist nicht
ein Billigen der Sünde – Sünde ist, was Gott Sünde
nennt, und die müssen wir bekennen und ablegen. Wir
müssen lernen, eine Liebe zu leben, die Schwächen
des anderen akzeptiert und trägt, aber nicht Sünde
toleriert. Das zu lernen und zu unterscheiden ist vor
allem in Familien von Süchtigen sehr schwer.
Letzten Endes lernen wir nur an Gott, was echte Toleranz ist: intolerant der Sünde gegenüber, geduldig und
gütig dem Sünder gegenüber.
„Barmherzig und gnädig ist der Herr,
er gerät nicht schnell in Zorn,
sondern ist reich an Gnade.“ Ps 103,8
Manfred Schwalb
Brasilien
Mehr als tolerieren – lieben
Manfred Weidt will Andersdenkende und Glaubende nicht nur tolerieren, er will sie lieben. Warum
und wie er das tut und was ihn dabei besonders herausfordert, davon berichtet er:
Ü
Toleranz und die Liebe Gottes
ber Toleranz wird sehr viel gesprochen. In der
westlichen Welt ist oft der Gedanke im Hintergrund,
dass es keine absolute Wahrheit gibt. Deshalb ist es
am besten, wenn jeder seine Wahrheit, Religion oder
Weltanschauung lebt, die er in seinem kulturellen
Umfeld erlernt hat.
Als Christen können wir diesem Gedanken nicht folgen, denn wir würden Jesus Christus, unsern HERRN,
einen Lügner nennen. Er sagt: „Ich bin die Wahrheit
und das Leben.“ Er lehrt uns aber auch, Andersdenkende und Glaubende nicht nur zu tolerieren, gewähren zu lassen oder zu erdulden, sondern sie zu lieben.
Von der Liebe Gottes getrieben sollen wir allen Völkern der Erde Gottes Liebe erweisen und bezeugen.
Viele sprechen in der westlichen Welt wie selbstverständlich vom „lieben Gott“. In anderen Kulturkreisen
ist das ganz anders. Gott, Götter und Geister werden
meist mit Angst in Verbindung gebracht. Diese muss
man besänftigen, ablenken oder beruhigen.
Die Liebe Gottes leben
In unserem Team aus Brasilianern, Guaraní und NichtIndianern und Helga und mir sprechen wir immer
wieder darüber, wie wir die Liebe Gottes in diesem
Umfeld leben und erklären können. Oft sind es
kleine Gesten, die hoffentlich von den „Noch-NichtChristen“ als Liebe empfunden werden. Dazu einige
Beispiele:
Wie sprechen wir über Schamanen oder Menschen,
die im Animismus (Geisterglauben) leben? Mir kommt
dabei die Auslegung Luthers zum 8. Gebot in den
Sinn: „… Gutes von ihm reden und alles zum Besten
kehren.“ Ich bin mit dem Auto unterwegs in ein Dorf.
Am Wegrand sehe ich einen Schamanen, halte an und
frage, ob er mitfahren will.
Einige Indianer sind auf der Durchreise. Da wir in der
Nähe des Busbahnhofs wohnen, kommen sie zu uns
nach Hause. Der Schamane bekommt ein besonders
gutes Glas Wasser oder Kaffee oder ein Mittagessen.
Ich frage den Schamanen um Rat, wenn es um Pflanzen
oder Guaraní-Traditionen geht, denn er kennt sich gut
aus.
Ich bete für die Schamanen und bitte Gott, uns Gelegenheiten zu zeigen, wie wir lieben können. Bete und
gebiete aber auch den Mächten der Finsternis, die so
viele Menschen in Angst, Süchten und Streit gefangen
halten.
Was mir schwerfällt
Am schwersten fällt es mir, die älteren Frauen zu
lieben, wenn ich höre, wie sie junge Leute beraten. Es
scheint so, als hätten sie Gefallen daran, wenn diese
Menschen nicht glücklich in ihrer jungen Ehe sind.
Oder wenn ich sehe, wie sie den ganzen Tag mit der
Pfeife im Mund umherlaufen und nichts dagegen tun,
wenn selbst sechsjährige Kinder rauchen.
Ich weiß natürlich, dass Gott auch
diese Frauen liebt, und deshalb freue
ich mich, dass sich die Frauenarbeit in
den Guaraní-Dörfern immer besser
entwickelt und dadurch mehr und
mehr Guaraní Gottes Liebe kennenlernen, Heilung an Geist und Seele
erfahren und Orientierung für ihr
Leben bekommen.
Manfred und Helga Weidt
Lieben ist nicht leicht, aber unser
1. Ausreise: 1984
HERR ist eine unerschöpfliche Quelle
Landesleitung, Gemeindeder Liebe und bei ihm können wir
gründung und Gemeindeimmer wieder auftanken.
bau unter Guaraní-Indianern, Laranjeiras do Sul
Manfred Weidt
Teilnehmerinnen
eines Frauenkreises
7
mmm
2/2015
Peru
Nehmt einander an!
Es ist oft in den Gemeinden anzutreffen: Verschiedene Gemeindeglieder kommen nicht mehr
zur Gemeinde. Felipe und Uta Salazar benennen
Gründe dafür und zeigen auf, wie sie diesem
Problem begegnen:
D
ie Nacht in der Bauernhütte im Dorf Manzanapata
war kalt, obwohl im November eigentlich der Sommer
beginnt. Früh um 5 Uhr morgens kriecht Felipe unter
den Decken hervor, um eine Familie zu besuchen,
die später am Tag keine Zeit mehr haben wird. Es
ist Sonntag, aber für die Bauern in den Anden macht
das kaum einen Unterschied.Vieh und Hof wollen
versorgt werden. Um 11 Uhr wird in der Gemeinde
der Gottesdienst stattfinden. Und genau darum geht
es: Die Familie, die Felipe zu dieser frühen Stunde
besucht, ist schon länger nicht mehr in die Gemeinde
gekommen. Sie ist außerdem nicht die einzige, die den
Versammlungen fern bleibt. Der Gemeindeleiter hatte
uns gebeten, zu kommen und einige Hausbesuche zu
machen, um zu hören, was los ist.
Warum sie der Gemeinde fernbleiben
Es ist ein häufiges Phänomen in den Dorfgemeinden:
Menschen, die einen Anfang mit Jesus gemacht haben, kommen nicht mehr in die Gemeinde. Oft ist
ein bestimmter Vorfall der Grund dafür. Man hat sich
gegenseitig beleidigt und verletzt oder schämt sich für
eigenes Fehlverhalten und möchte sich weder der Versammlung
noch dem Wort Gottes aussetzen.
Felipe und Uta Salazar
mit Lydia und Gabriel
1. Ausreise: 1996
Gemeindebau,
Andahuaylas
Felipe Salazar im
Gespräch mit Bewohnern des Dorfes
Manzanapata
8
mmm
2/2015
Appelle und Vorwürfe helfen hier nicht weiter. Die
betroffenen Menschen brauchen jemanden, der ihnen
einfach nur zuhört.
Ja, sie hatten keine Lust mehr zu kommen. Die Ehe
ist so schwierig, der ständige Ärger, die finanziellen
Probleme. Da ist einem einfach nicht danach zumute,
am Sonntag Loblieder zu singen.
Ein anderer erzählt, dass er eine Weide für sein Vieh
mieten wollte. Es war schon alles besprochen. Aber
dann vergab die Besitzerin die Pacht an eine andere
Familie aus der Gemeinde. Warum wurden sie bevorzugt? Haben sie die Besitzerin überredet oder ihr ein
besseres Geschenk gemacht? Wurden wir bewusst
ausgestochen? So fragt sich der Betroffene. Misstrauen
ist entstanden. Man möchte sich nicht gerne begegnen
– schon gar nicht in der Gemeinde.
Wichtige Aufgaben
in der Gemeindearbeit
Dies sind wichtige Aufgaben in der Gemeindearbeit:
Menschen zuhören, sie verstehen, die Lasten mit ihnen
vor Jesu Kreuz ablegen und sie wieder miteinander ins
Gespräch bringen.Versöhnung ist möglich, wenn der
Blick auf Jesus gerichtet wird. Dann erleben die Betroffenen: Ich bin von Jesus geliebt und der andere ist
es auch. Wir sind verschieden, aber als Kinder Gottes
gehören wir zusammen und können uns annehmen.
Und wenn es mir nicht gut geht, suche ich erst recht
die Gemeinschaft der Geschwister. Rö 15, 7 ist eine
wichtige Botschaft in den Dorfgemeinden – nicht nur
in diesem Jahr: Nehmt einander an, wie Christus euch
angenommen hat zu Gottes Lob.
Felipe und Uta Salazar
Albanien
Albanien als Vorbild für
gelebte Toleranz in Europa
Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit leben in Albanien meist
friedlich zusammen. Johannes und Kim Anne Kalb zeigen auf, warum Albanien
als Vorbild für gelebte Toleranz gilt und wie sie mit dieser Toleranz umgehen:
D
Die Religion der Albaner
ist das Albanertum
ie Religionszugehörigkeit verteilt sich in Albanien
folgendermaßen:
58,8 % muslimisch, davon 2,1 % Bektaschi
10 % katholisch
6,8 % albanisch-orthodox
0,1 % protestantisch
(am schnellsten wachsende Gruppe)
24,3 % andere.
So steht es zumindest auf dem Papier. Doch Religion
spielt für die meisten Albaner keine wichtige Rolle in
ihrem Leben. Dies liegt u.a. daran, dass Albanien nach
dem 2. Weltkrieg zu einem kommunistischen Staat
wurde. Der Diktator Enver Hoxha erklärte 1967
Albanien zum ersten atheistischen Staat der Welt.
Daraufhin wurden Kirchen und Moscheen geschlossen,
religiöses Leben verboten und Geistliche eingesperrt,
gefoltert und ermordet. Erst 1990 wurde das Religionsverbot wieder aufgehoben.
Diese Zeit hat ihre Spuren hinterlassen.Viele Albaner
wissen noch, aus welcher religiösen Tradition ihre
Familie entstammt, aber für sie selber kommt Religion erst hinter anderen Dingen wie das Albanertum,
Familie und Geld. Ein albanischer Spruch
lautet „Die Religion des Albaners ist das
Albanertum.“ Das bedeutet, dass das Vaterland der Religion vorgezogen wird.
Heute herrscht in Albanien, wie schon zu
früheren Zeiten, ein weitgehend friedliches Miteinander der Religionen, das
durch gegenseitige Toleranz geprägt ist.
Aus diesem Grund gilt Albanien, in Bezug
auf seinen Umgang mit den verschiedenen
Religionen, als Vorbild für ganz Europa.
Persönlicher Umgang mit
der Toleranz
Bei einem Spaziergang kamen wir mit
einem Geschäftsinhaber ins Gespräch.
Er fragte uns, weshalb wir von Deutschland nach Albanien gekommen seien. Wir
erklärten ihm, dass wir uns für Kinder mit
Behinderung einsetzen und Missionare
seien. Der Ladenbesitzer meinte, dass er
Muslim sei, aber letztlich doch alle Religionen nur dasselbe wollten. Der Absolutheitsanspruch einer Religion führe doch
nur zu Krieg.
Um des lieben Friedens willen wäre es
bei solchen Gesprächen leichter zu sagen,
dass alle Religionen gleich seien. Es kostet
uns auch Überwindung zu sagen: „Nein,
das sehen wir anders“. Wir sind für einen
toleranten und friedlichen Umgang miteinander. Doch es gibt nun mal große Unterschiede zwischen den Religionen. Für
uns macht Jesus diesen Unterschied
und wir glauben, dass er uns und
den Menschen um uns herum ein
erfülltes Leben geben möchte. Das
möchten wir weitersagen – mit Wort
und Tat.
Johannes und Kim Anne Kalb
Kim Anne und Johannes
Kalb mit Anna-Li
1. Ausreise: 2013
sozial-diakonische Arbeit
für Kinder mit Behinderungen in Albanien
9
mmm
2/2015
Spanien
v.l.
Vanessa Lutz,
Anna-Lena
Schildt,
Sabine Schmid
Toleranz
als Grundstein
Toleranz ist wichtig und elementar. Für die anstehenden Aufgaben war es für sie klar, doch in
Bezug auf die eigenen Teammitglieder zunächst
nicht:
G
Toleranz für das Team
eht man ein Jahr für und mit Gott in ein anderes
Land, um zu dienen, so geht man mit einer toleranten
Grundhaltung gegenüber der Kultur und Menschen
des Einsatzlandes. Zweitrangig im Blick war zunächst
die Toleranz seinem Team gegenüber. Man hat vorerst
nicht den Blick dafür, dass die anderen ja nicht aus derselben Familie, Stadt und demselben Umfeld kommen.
Trotz einer gemeinsamen christlichen Basis ist doch
jeder von dem, was für ihn „normal“ ist, unterschiedlich geprägt. So ging es zumindest uns am Anfang.
Wir haben nicht damit gerechnet, dass innerhalb von
Leuten aus demselben Land solche Kulturunterschiede
herrschen können und Toleranz und Kommunikation
dementsprechend wichtig sind.
Mittlerweile haben wir uns gut zusammengefunden
und wissen um die Gewohnheiten eines jeden Einzelnen. Da gibt es schließlich einige, wenn man eine
Fränkin, eine Schwäbin und eine Ostfriesin in eine
Wohn- und Arbeitsgemeinschaft zusammenstellt.
Toleranz - ein wichtiges Thema
in unserer Arbeit
Toleranz ist ein Thema, das generell in unserer Arbeit
sehr großgeschrieben wird. In einer Gemeinde, in
der 18 verschiedene Nationen vertreten sind, selbstverständlich. Nur wenige sind gebürtige Spanier, die
Mehrheit kommt aus südamerikanischen Ländern oder
Rumänien und Pakistan. In der Jugend sind wir ein
ziemlich bunter Haufen und es macht wahnsinnigen
Spaß, über Kulturunterschiede oder Sprachbarrieren
hinweg Gemeinschaft zu pflegen und gemeinsam Gott
zu loben.
Bei unserer Arbeit in der Obdachlosenintiative
„Misión Urbana“ in Valencia ist das Thema Toleranz
ebenfalls elementar. Menschen, die vielleicht vom äußeren Erscheinungsbild her oder durch aufdringliches
Verhalten eine Herausforderung sind, erfordern oft in
verschiedenen Bereichen viel Toleranz.
Wir sind immer wieder aufs Neue sehr froh, hier zu
sein und uns einbringen zu können, und wir freuen
uns, dass Gott uns gebraucht und unsere Herzen für
andere Menschen öffnet.
Vanessa Lutz, Anna-Lena Schildt und Sabine Schmid
Im Jugendkreis sind
verschiedene Nationen
vertreten
10
mmm
2/2015
Uganda
Neue Sichtweisen durch
meinen Auslandseinsatz in Uganda
Seit sechs Monaten ist Kristin Alexi als Kurzzeitmitarbeiterin in Uganda. Drei Monate folgen
noch. Eine spannende Frage ist für sie, wie es
ihr in den zurückliegenden sechs Monaten in der
neuen Kultur ergangen ist und wo sie herausgefordert wurde, Toleranz zu lernen:
W
er die deutsche Kultur kennt und die afrikanische
Kultur kennenlernt, wird merken, wie unterschiedlich
die Lebensweisen der Menschen sein können. Wie
viel Wert in Deutschland auf Pünktlichkeit, Struktur
und Genauigkeit gelegt wird und wie individualistisch
die deutsche Gesellschaft sein kann, wurde mir erst
durch das Erleben der ugandischen Kultur deutlich:
Hier verbringen Menschen ihren Tag draußen, leben
in kleinen Lehmhütten als große Familie zusammen,
freuen sich über einen freundlichen Gruß auf der Straße und nehmen sich Zeit für Besuche und Freunde. In
Deutschland werden Termine ausgemacht, um Leute
zu treffen oder zu besuchen. In Uganda kommt man
einfach vorbei und ist willkommen. Nach einem halben
Jahr in Uganda lerne ich mehr und mehr, die afrikanische Kultur zu akzeptieren, anzunehmen und manches
einfach zu tolerieren, bei denen ich als Deutsche
anders denken und handeln würde.
„Mzungu, how are you?“ (Weiße, wie geht’s dir?) Diesen oder einen ähnlichen Satz bekomme ich zu hören,
wenn ich unterwegs bin. Als Weiße(r) in Afrika ist man
immer jemand Besonderes. Man kann seine Hautfarbe
nicht verändern. Menschen sind eben unterschiedlich, im Aussehen, in ihrer Lebensweise, Kultur und
Sprache. So weit weg von zu Hause zu sein, gibt mir
außerdem eine ganz neue Sichtweise auf mein bisheriges Leben in Deutschland. Wie dankbar darf ich sein,
eine stabile Familie zu haben. Ich kann mir sicher sein,
nach diesem Jahr studieren zu können. Dafür muss ich
nicht der Oberschicht des Landes angehören, wie es
in Uganda der Fall wäre, wo für Schul- und Studiengebühren hart gearbeitet werden muss. Ich lerne zu
schätzen, was ich in Deutschland für selbstverständlich
gehalten hatte.
Immer wieder merke ich, wie herausfordernd es sein
kann, Menschen so anzunehmen, wie sie sind. Sie nicht
verändern zu wollen und tolerant mit ihren Charaktereigenschaften umzugehen. Ich lerne es auszuhalten,
Feste wie Geburtstag oder Weihnachten nicht mit den
Menschen zu feiern, die mir vertraut sind, sondern
Neues zu erfahren. Schön ist, dass das Neue mich
nicht nur herausfordert, sondern mir auch zum Segen
wird, weil ich dadurch Toleranz und Liebe zu den Menschen lerne, die so ganz anders sind als ich selbst.
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen
hat. Auf diese Weise wird Gott geehrt.“ (Rö 15, 7)
Durch die Jahreslosung dürfen wir uns daran erinnern
lassen, wie wichtig es ist, anderes anzunehmen und zu
tolerieren. Wie schön ist es doch zu wissen, dass wir
dadurch Gott die Ehre geben, indem wir voneinander
lernen und uns gegenseitig bereichern.
Kristin Alexi
Die Kurzzeitmitarbeiterinnen Kristin
Alexi (li.) und
Nadine Schenke mit
einer ugandischen
Studentin
Zu Gast auf
der Hochzeit
von Daniel
Irankunda.
2013 war er
als Kurzzeitmitarbeiter in
Deutschland
11
mmm
2/2015
Russland
mache, und soll erklären, was eine lutherische Kirche
ist. Während in Deutschland die evangelischen Kirchen
ein Hauptantrieb der Toleranz und der Verständigung
sind, ist die St. Marienkirche in Saratow selbst auf die
Toleranz von außen angewiesen. Toleranz heißt nicht,
sich an gegebene Normen anzugleichen, sondern gibt
die Möglichkeit, eigene Standpunkte klarzumachen.
Über 50% der Bevölkerung sind Mitglieder der orthodoxen Kirche. Sie ist mit Abstand die größte Glaubensgemeinschaft in Russland.
Hanno Weber
stellt sich der
Gemeinde in
Saratow vor
Wenn man
anders ist
Hanno Weber ist seit Ende September 2014 als
Kurzzeitmitarbeiter in Saratow. Er erlebt im russischen Umfeld nicht nur seine Andersartigkeit
als Deutscher, sondern auch die der lutherischen
Gemeinde. Wie spannend ein Perspektivwechsel,
wie wichtig die eigene Position und von Gott Toleranz zu lernen ist, davon handelt sein Beitrag:
W
Ein Perspektivwechsel
as muss man mitbringen, wenn man in einem
weit entfernten Land Gott dienen will? Auf jeden Fall
jede Menge Interesse für das Leben der Leute vor Ort
und ein gewisses Maß an Offenheit für die Kultur!
Das beginnt bei alltäglichen Handlungen wie dem Verhalten beim Busfahren und reicht bis zu theologischen
Fragen, die manchmal anders beantwortet werden.
Land und Kultur prägen das menschliche Denken –
wie sollte es auch anders sein!
So habe ich in Russland das erste Mal mit Leuten gesprochen, die unsere Gemeinde besuchen, doch noch
nie den Namen Mose oder Abraham gehört haben.
Manchmal erzähle ich Jugendlichen an der Uni, was ich
Eine der Aufgaben in Saratow:
der Kirchbau
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mmm
2/2015
Stellung beziehen
Zu Beginn meiner Kurse an der Universität in Saratow
fragte mich eine Professorin, was denn die Mission
meiner Kirche sei. Aus Angst, etwas zu sagen, was zu
offensiv wirken könnte, sagte ich, vornehmlich beschäftige sich die Gemeinde in Saratow mit dem Wiederaufbau der Kirche, die früher in Saratow gestanden
habe. Später ärgerte ich mich, die Chance nicht besser
genutzt zu haben. Es war eben die Angst, keine Toleranz zu finden für meine Ansichten.
Vieles von dem, was heute den russischen Alltag ausmacht, entstammt der Sowjetzeit. Sehr viele Menschen
sind Atheisten, und ich erlebe bei vielen Russen Vorsicht oder Skepsis gegenüber Neuem und Unbekanntem. Während meiner Zeit hier zeigten sich auch die
guten Seiten, die diese Vergangenheit haben kann: Es ist
um vieles leichter, mit unvoreingenommenen Leuten
über die Bibel und Gottes Botschaft zu reden als mit
Menschen, die im Hinterkopf ein ganz bestimmtes
Bild vom Christentum und seinen Anhängern haben.
Manchmal empfinde ich, als sei eine seelische Sehnsucht in der Bevölkerung spürbar.
Ich denke, hier schlägt die Arbeit der St. Marienkirche
Wurzeln: In der Sehnsucht der Menschen nach Sinn
und indem sie da ist für Leute, die gesellschaftlich
gescheitert sind und sonst nirgendwo angenommen
werden.
Von Gott Toleranz lernen
Der Schwerpunkt der Gemeindearbeit hier liegt
darauf, den Menschen den Weg zum erfahrbaren,
persönlichen Gott zu zeigen. Darin liegt der Schlüssel zum toleranten Verhalten: dass wir als Gemeinde
versuchen, so mit anderen Meinungen und Menschen
umzugehen, die in unsere Gemeinde kommen, wie
Gott es mit jedem Einzelnen tut. In einem bekannten
Liedtext von Johannes Nitsch heißt es: „Jesus, zu dir
kann ich so kommen, wie ich bin“ und später: „Bei
dir muss ich nicht bleiben, wie ich bin“. Nach diesem
Toleranzverständnis versucht die Marienkirche hier
zu arbeiten und den Menschen zu begegnen. Das alles
kann nur gelingen, wenn sie ein festes Standbein hat,
von dem aus sie handelt: Und hier sind wir auf unsere
Beziehung zu Gott geworfen.
Hanno Weber
Russland
Schwester Maren
Martens lebt inzwischen ein Jahr
in Saratow. Für
sie ist es wichtig
und interessant zu
erfahren, wer die
Menschen in ihrer
Gemeinde sind. Dazu hat sie ein Interview mit Valentina geführt, die seit vielen Jahren zur evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde gehört:
Foto: asshakur
Die Gemeinde als Wasserquelle mit
reinem, kühlem und rettendem Wasser
Sr. Maren: Was meinen Sie: ist es in Saratow leicht,
Menschen in unsere Gemeinde einzuladen? Wenn ja,
warum? Wenn nein, was hindert die Menschen, zu uns
zu kommen?
S
r. Maren: Valentina, welche Rolle spielte der christliche Glaube in Ihrer Kindheit und Jugend?
Valentina: Meine Kindheit und Jugend verlebte ich in Uljanovsk in einer Familie von Partei-Anhängern. In der Stadt
gab es keine Kirche, und weil Gott „nicht existierte“, gab es
keine Gespräche oder Fragen über Gott.
Sr. Maren: Wie sind Sie in unsere Gemeinde
gekommen?
Valentina: Ich kann es nur als „ein Wunder“ bezeichnen,
dass ich in solch einer gottlosen Umgebung zu Gott
gekommen bin. Heute verstehe ich, dass Gott mich immer
liebte und zum Glauben führte.
Getauft wurde ich mit 50 Jahren in einer orthodoxen
Kirche des Frauenklosters in Saratow. Ich wusste damals
nicht, dass eine lutherische Gemeinde in Saratow existierte.
In jener Zeit habe ich viele geistliche Bücher gelesen und
versuchte, auch die Bibel zu lesen. Als ich von der ev.-luth.
Gemeinde gehört habe, bin ich dahin gegangen. Ich war
begeistert von der dort herrschenden Atmosphäre, dem
wohlwollenden Verhalten des Pastors Alexander Scheiermann allen Anwesenden gegenüber, der Freundlichkeit der
Gemeindemitglieder und den interessanten Predigten.
Sr. Maren: Valentina, Sie wurden in unserer Gemeinde
konfirmiert. Was bedeutet Ihnen die Gemeinde? Welchen Wert hatte der Konfirmandenunterricht für Sie?
Valentina: Seit meinem ersten Besuch habe ich weder Gottesdienste, Bibelstunden noch den Konfirmandenunterricht
versäumt. Diesen Unterricht besuchte ich sogar dreimal,
weil ich es so interessant fand! Die Gemeinde hat für mich
eine große Bedeutung: Ich kann das mit dem Gefühl eines
Wanderers vergleichen, der sich in einer heißen Wüste verlaufen hat, am Verdursten ist und plötzlich eine grüne Oase
mit einer Wasserquelle findet, woraus das reine, kühle,
rettende Wasser fließt.
Valentina mit
Frauen des
Valentina: Es ist bedauerlich, dass Leute nicht gerne in die Seniorenkreises
Kirche gehen. Ich verschweige nie, dass ich lutherisch bin.
Bei jeder Gelegenheit versuche ich unaufdringlich, Menschen in unsere Kirche einzuladen. Aber anscheinend ist es
für die ungläubigen Menschen schwer, eine Entscheidung
zu treffen. Meine Bekannten besuchen orthodoxe Kirchen.
Ein älterer Mann sagte einmal: „Ich bin Sünder, deswegen
darf ich nicht in die Kirche gehen.“ Er versteht aber nicht,
dass der HERR zu uns kam, um Sünder zu retten.
Seitdem unsere Gottesdienste im neuen Kirchengebäude
stattfinden, wächst die Zahl der Gemeindebesucher.Viele
besuchen feierliche Gottesdienste, die unvergesslich sind.
Besonders beeindruckend wurden diese im letzten Jahr mit
Ihrer Ankunft in unserer Gemeinde. Sr. Maren, eine kluge,
energische und unermüdliche Frau mit einer guten Seele.
Sie beschäftigen sich mit Jugendlichen, bereiten Anspiele
vor, singen im Kirchenchor, halten Bibelstunden für die
Jugend und Älteren, haben eine Theatergruppe gegründet,
Seniorentreffen und machen noch viel
anderes. Sie hinterlassen einen bleibenden Eindruck.
Sr. Maren: Welche Wünsche haben Sie
für unsere Gemeinde?
Valentina: Dass unsere Kirche bald
fertig gebaut ist, unsere Gemeinde
zahlenmäßig wächst und sich im Glauben stärkt.
Sr. Maren: Vielen Dank für das
Gespräch!
Schwester
Maren C. Martens
1. Ausreise: 2005
Gemeindebau und
Sozial-diakonische Arbeit,
Saratow
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Japan
Ein Außenseiter verändert sich
„Glaubt ihr, ein Mensch kann sich verändern?“
Diese Frage stellte ein junger Mann in seiner
Ansprache während der Schulabschlussfeier.
Und er gibt die Antwort und erzählt, was ihn
verändert hat:
D
Der Nagel, der hervorsteht,
wird eingeschlagen!
ieses japanische Sprichwort trifft in vielem die
japanische Einstellung gegenüber Andersdenkender.
Natürlich ist inzwischen, durch die Einflüsse der
Globalisierung, ein Prozess des Umdenkens zu sehen.
Trotzdem kann man ihn spüren, diesen Gruppenzwang,
der gerne alle gleich behandelt und Gehorsam fordert. Das fängt schon in der Schule an. Im April waren
wir zur Abschussfeier der kleinen christlichen Schule
eingeladen, die von uns Räume angemietet hat. Der
Pastor und seine Frau kümmern sich dort besonders
um Kinder, die im normalen Schulalltag nicht zurechtkommen. Ein Mädchen und zwei Jungs konnten die 12.
Klasse abschließen. Alle drei haben eine besondere
Geschichte und brachten dies in einer kurzen, sehr
bewegenden Rede zum Ausdruck.
Weil der Bambus geschmeidig ist,
fürchtet er nicht den Sturm!
Anpassung schützt vor Ausgrenzung,
doch wenn man nicht so kann oder
will wie die anderen, ist man außen
vor. Der Junge, dessen Name sich
aus den Schriftzeichen für „gehen“
und „Traum“ zusammensetzt, musste
Michael und Esther Stock
mit Ricarda und Leonie
1. Ausreise: 2007
Foto: brettjordan
Foto: bthomso
Leitung Freizeitheim
„Karuizawa Fellowship
Bible Camp“, Karuizawa
Japanische
Schüler
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erfahren, dass er seinen Traum nicht leben konnte. Er
war anders, sehr introvertiert, so hat er es irgendwann in der Schule nicht mehr ausgehalten und ist
einfach zu Hause geblieben. Nach einem Jahr hörte er
von der kleinen Schule und versuchte es damit. Das
war vor ungefähr 6 Jahren. Wir konnten sehen, wie er
sich immer abseits der Gruppe aufhielt. Mit den Jahren
sahen wir die Veränderung. Er machte mit, lachte auch
mal, aber wir hörten ihn nie ein Wort reden. Als er
seine „Ansprache“ bei der Abschlussfeier hielt, waren
wir sehr beeindruckt.
Es war für ihn eine besondere Herausforderung, als
nach den ersten Jahren in der kleinen Schule plötzlich
andere Jungs in seinem Alter dazustießen. Er liebte es,
allein zu sein, da fühlte er sich sicher; sich mit Gleichaltrigen auseinanderzusetzen, war er nicht gewohnt.
Doch sie luden ihn ein, in der Worship-band mitzumachen, und er wurde der Schlagzeuger.Von Anfang an
haben ihn die Lieder sehr berührt.
Jeder nimmt die Farbe
seiner Umwelt an
Am Schluss seiner Rede stellte er die Frage: „Glaubt
ihr, ein Mensch kann sich verändern?“ und antwortete
selbst darauf: „Ja, denn ich habe es selbst erlebt. Ich
habe Schule nie gemocht, aber diese Schule liebe ich!“
Das liegt nicht nur am Unterrichtsstil, der kleineren
Gruppe oder netteren Lehrern. Wir haben sein Lieblingslied zusammen gesungen. Es heißt: „Das Wunder
der Gnade“. Der Junge erzählte, dass er in den Jahren
begriffen hat, dass Gott ihn liebt. So konnte er sich öffnen und hat sich, sichtbar für die Leute um ihn herum,
verändert.
Esther und Michael Stock
Japan
20 Jahre Gemeinde in Kibogaoka
– Warum es gut war zu feiern
Vor 20 Jahren begann die Gemeinde in Kibogaoka, dem „Hügel der Hoffnung“.
In diesen zwei Jahrzehnten begegneten dort viele Menschen Jesus und bekamen
Hoffnung für ihr Leben. Es gab aber auch das andere: Zeiten der Entmutigung,
und es ist ein Wunder Gottes, dass es die Gemeinde noch gibt:
A
m 22. März konnten wir in unserer kleinen Berggemeinde im Hinterland Osakas ein Jubiläum feiern!
Auf den ersten Blick fragt man sich vielleicht, ob es
nötig ist, schon bei dem 20. Jahrestag solch ein Fest zu
planen. Aber bei näherem Hinschauen haben wir den
Wert und die Chance entdeckt und dieser Gemeinde,
die im Umbruch steckt, zu dieser Feier verholfen.
Vier Dinge zeigen uns, dass es GUT war, zu feiern und
Gott die Ehre zu geben:
Es ist ein GUTES Zeugnis von der
Überwindung von Entmutigungen!
Schauen Sie auf dem Gruppenbild in die Gesichter
unserer Gemeindeglieder, der Besucher von Gemeindeaktivitäten und Jubiläumsgäste. Wer hätte dies noch
vor acht Jahren gedacht! Damals gab es in der Gemeinde eine Krise, die eine einzelne Person auslöste.
Sie führte dazu, dass die aufblühende Gemeinde fast
völlig erstorben wäre. Rein menschlich gesehen bestand kaum noch Hoffnung. Aber die Botschaft: „Wirf
das Netz ein zweites Mal aus!“, gab Mut zum Neuanfang! Das war GUT!
Es war eine GUTE Möglichkeit,
Abschied zu nehmen!
Sr. Gerlinde Fuchs, die während dieser 20 Jahre im
Wesentlichen die Arbeit prägte, konnte noch einmal
alles Gute in einer Bilderpräsentation Revue passieren lassen. Es ist GUT, wenn man sich und anderen
nochmal vor Augen halten kann, wie viele Menschen
zur Gemeinde kamen, dort tief gesegnet wurden
und sich taufen ließen – auch wenn viele von ihnen
Grußwort von
Rainer Becker
weggezogen sind. Es ist etwas GUTES, wenn
man Abschied nehmen muss und gleichzeitig wissen
kann, dass es weitergeht, wenn auch anders.
Es war eine GUTE Chance,
Kontakte zu knüpfen!
Noch einmal konnten Menschen des großen Kontaktnetzes von Sr. Gerlinde eingeladen und mobilisiert
werden. Das hilft auch dem Nachfolger, Beziehungen
zu knüpfen. Manche Besucher haben wir Grabowskis
zum ersten Mal überhaupt gesehen, mit einigen konnten bei einem tollen Buffet in Gesprächen Kontakte
geknüpft und vertieft werden. Das hat uns GUTgetan.
Es war eine GUTE Gelegenheit, in der
Kerngruppe zusammenzuwachsen!
Die Vorbereitung hat uns in der Kerngemeinde weiter
zusammenwachsen lassen. Ob es um
die Erstellung der Jubiläumsschrift ging,
des Programms im Festgottesdienst
oder die Raumvorbereitung. Wir waren aufeinander angewiesen und das ist
GUT für alles, was wir in der Zukunft
als neues Team noch entwickeln
werden.
Danke, wenn Sie uns weiterhin als
Dirk und Erika Grabowski
Gemeinde, die noch einmal bei null
mit Julia und Sophia
beginnen musste, umbeten und un1. Ausreise: 2010
terstützen, damit es GUT wird nach
Gottes Zielen, die er mit uns hat.
Gemeindebau,
Osaka
Dirk und Erika Grabowski
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Thailand
Aushalten –
Durchhalten –
Festhalten
Vor zehn Jahren mussten die ersten Christen des
Dorfes ihren Wohnort verlassen. Sie waren nicht
mehr erwünscht. Inzwischen hat sich einiges getan. Lothar Sommerfeld berichtet vom Aus- und
Durchhalten und von dem, was sich in diesem
Dorf bewegt:
P
astor Moses und ich sind gerade im höchstgelegenen Dorf unseres Dienstbereiches angekommen. Wir
sind noch nicht ganz aus dem Auto ausgestiegen, da
sagen uns gleich zwei Mädchen: „Heute ist der Gottesdienst da drüben.“
Wir gehen zunächst zum Pastor im Ort. Der dort gereichte und frisch gebrühte Tee wärmt uns. Es ist zwar
schon März, aber hier oben noch empfindlich kalt. Es
ist richtig, heute Abend ist der Gottesdienst im Nachbardorf, das wir von der Kirche aus sehen können.
Eigentlich ist es das ursprüngliche Dorf der Gemeinde Sanklang - zu Deutsch „Mittelweg“. Als die ersten
Familien Christen wurden, mussten sie das Dorf
verlassen. Das Ausbrechen aus den gewohnten Bahnen
tolerierte die Bevölkerung nicht.
Aushalten
Lothar und Inga
Sommerfeld
1.Ausreise: 1987
überregionaler Gemeindebau unter ethnischen
Minderheiten,
Huai-Khrai
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Da hieß es aushalten, um des Glaubens willen Haus und alles Gewohnte
verlassen. Toleranz üben, hier leidend
ertragen.
Gut zehn Jahre liegt das zurück.
Viele Gebete für die alten Nachbarn,
Verwandten und ehemaligen Freunde
gingen gen Himmel, wo der Thron
Gottes ist.
Erst im letzten Monat haben wir über
die neue Kirche im Dorf gesprochen.
Sie soll so groß sein, dass Platz für
viele neue Familien ist. Ein Kirchbau
mit Blick auf die zu gewinnenden
Menschen.
Durchhalten
Ich denke an eine Frau, die mit ihrer Familie die ganzen Jahre für ihre Angehörigen gebetet hat. Wie ein
kleines Kind hat sie sich vor einigen Monaten gefreut,
als ihr jüngerer Bruder, dessen Frau und Kind zu
Christus fanden. Nun kommt dieser „kleine Bruder“
vorbei, wir trinken noch unseren Tee. Er strahlt über
das ganze Gesicht und sagt: „Heute im Haus meines
kleinen Bruders - bis gleich“, und weg ist er.
Wir steigen wieder ins Auto und fahren ins Nachbardorf. Das Haus ist schon voll. Es ist alles bereit für
Gottesdienst und Festessen. „Nun ist nur noch mein
älterer Bruder übrig“, ist die Begrüßung unseres Gastgebers. Er selbst ist erst einige Monate Christ, und nun
sieht er, wie sein jüngerer Bruder und dessen Frau zu
Jesus kommen.
Festhalten
Festhalten, an Jesus und an denen, die wir für ihn
gewinnen wollen. Nun sind es im Ort schon drei
Familien. Dem Dorf, das die Christen noch vor einigen
Jahren vertrieben hat.
Auf dem Rückweg meint Moses, der früher in einer
Nachbargemeinde als Pastor war: „Hast du gemerkt,
die fangen an zuzuhören. In dem Dorf kommt noch
was nach. Gott sei Dank.“
Gut, dass es zuerst Jesus ist, der uns aushält, dass seine
Liebe durchhält und er an uns festhält.
Lothar Sommerfeld
Thailand
Toleranz in Thailand
Von der Toleranz in Thailand, im Alltag eines Pastors und ob Toleranz zu weit gehen kann, davon
schreiben Werner und Hiltrud Kemp, bevor sie im
Mai nach zwölf Jahren Missionsdienst in Thailand
nach Deutschland zurückkommen:
Toleranz in Thailand
D
ie Thai haben eine Tradition der Toleranz durch
ein nationales Toleranzedikt der Religionen (1878).
Die größte Religion in Thailand, der Buddhismus, lehrt
die Toleranz und Friedfertigkeit. Aber es hat in der
Geschichte des Buddhismus auch Machtkämpfe und
Aggressionen gegeben, besonders im Ausland. Im Allgemeinen wird die Geduld als sehr wichtig im Zusammenleben der Menschen betont.
Die Thai sind Gruppenmenschen und nicht Individualisten wie wir in der westlichen Welt. Gruppenmenschen betonen die Einheit ihrer Gruppe und vermeiden direkte offene Konfrontationen untereinander,
jedenfalls in der Öffentlichkeit. Was alles hinter dem
Rücken passiert, ist freilich eine andere Sache.
Der westliche Individualismus ist mehr sachbezogen
und nimmt weniger Rücksicht auf die guten Beziehungen. Das kann sehr hinderlich für die geistliche Einheit
sein.
Natürlich gibt es auch Konflikte in der Gesellschaft
Thailands. Wir denken da an den Konflikt mit den
Muslimen im Süden Thailands, der über 5000 Menschen das Leben gekostet hat.
auch: Wie tolerant kann man bei Sünde sein? Bei der
eigenen oder bei der von anderen? Wie tolerant ist
echte Liebe? Die Antwort auf diese Fragen entscheidet über eine positive oder negative Entwicklung des
geistlichen Lebens. Mögen sie diese Frage nach dem
Wort Gottes beantworten und danach leben.
Der Heimatdienst in Deutschland
Bitte beten Sie weiter treu
mit für den Reisedienst in
Deutschland ab Ende Mai
und auch für das Phayao
Bibelseminar, das Anfang
Juni in ein neues Studienjahr
startet. Herzlichen Dank für
Ihre vielseitige Unterstützung unseres zwölfjährigen
Dienstes in Thailand. Wir
freuen uns auf ein Wiedersehen! Gott befohlen!
Werner und Hiltrud Kemp
Werner und Hiltrud
Kemp
1. Ausreise: 1991
nach Taiwan
1. Ausreise: 2003 nach
Thailand
Dozenten am Phayao
Bible Seminary, Phayao
Kann Toleranz zu weit gehen?
Die Thai sind in der Regel friedliebend und die Einheit
der Gemeinde ist ein sehr wichtiges Thema. Kann die
Toleranz auch zu weit gehen? Kürzlich hatten wir ein
Pastorenehepaar zu Gast. Er erzählte, dass es manchmal besser ist, Nichtchristen als Helfer bei Arbeiten an
der Kirche zu haben. Den Nichtchristen kann man was
sagen, z. B.: „Das ist nicht gut, was du gemacht hast.“
Die würden das auch akzeptieren. Christen würden
manchmal ärgerlich werden, wenn man so mit ihnen
spricht, und das Verhältnis belastet sein. Manche oder
eine ganze Menge von ihnen würden solch ein Verhalten der Kritik nicht tolerieren. Also muss der Pastor
sehr aufpassen, wie er mit seinen Gemeindegliedern
umgeht, damit sie ihm nicht weglaufen, und er wird
versuchen, sie nach dem Wort Gottes zu fördern.
Wie tolerant darf ein Diener
Gottes sein?
Mit dieser Frage werden sich unsere Studenten und
Absolventen beschäftigen müssen, die unser Phayao
Bibelseminar verlassen haben. Eine brisante Frage ist
Studenten des
Phayao Bible
Seminary
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Thailand
Wo willst DU uns gebrauchen?
Für ihren Dienst in Dok Kham Tai ist diese Frage
für Stefan und Li-Anne Höß sehr wichtig. Was
tun, wenn dann als Antwort die konkrete Bitte
kommt, in einer Schule mitzuarbeiten, deren Träger ein buddhistischer Tempel ist?
O
Die Bitte
ktober 2014: „Herr, bitte zeige uns, wo du uns
haben und gebrauchen willst, um mit Menschen in
Kontakt zu kommen.“ So oder ähnlich beten wir,
wenn wir uns fragen, wie wir in unserem Dorf Jesus
bekanntmachen können. Sicherlich: Wir könnten viel
machen - aber „was will Gott tun?“, das ist die entscheidende Frage.
Ist das die Antwort?
So kam es eines Tages, dass zwei Frauen vor unserer
Tür standen. Sie waren Lehrerinnen einer Grundschule in Dok Kham Tai. Zwar hatten wir uns in vielen
Schulen Dok Kham Tais vorgestellt, um unsere Hilfe
beim Englisch-Unterricht anzubieten
- doch diese Schule war uns wohl entgangen.Von einer befreundeten Kollegin
haben die beiden erfahren, dass wir neu
ins Dorf gezogen seien und unsere Hilfe
anbieten würden. „Ob wir denn auch zu
ihnen kommen, um den Kindern beim
Englisch zu helfen?“, war die Frage.
An und für sich kein Problem - was
uns allerdings verunsicherte, war die
Stefan und Li-Anne Höß
Tatsache, dass der Träger der Schule ein
buddhistischer Tempel ist. Wir sind doch
1. Ausreise: 2012
nach Thailand gekommen, um mit der
Kinder- und Jugendarbeit,
Kirche zusammenzuarbeiten und nicht
Chiang Mai
Weihnachten
durften an der
Schule evangelistische Comics über
die Geburt Jesu
verteilt werden
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2/2015
mit dem Tempel! Wäre die Gefahr nicht zu groß, hier
vor einen „fremden Karren“ gespannt zu werden, so
dass dadurch unser eigentliches Anliegen untergeht?
Von den beiden Lehrerinnen erbaten wir uns Bedenkzeit. Wir führten viele Gespräche, in welchen wir uns
Meinungen einholten: von unserem thailändischen
Vorgesetzten, von Missionars-Kollegen und natürlich
von Gott, von dem wir uns Richtungsweisung erbaten.
Letztlich ließen wir uns auf die Anfrage der Lehrerinnen ein - im Vertrauen auf Gott und im Wissen, dass
wir jederzeit wieder andere Wege einschlagen können.
Was daraus wurde
März 2015: Heute helfen wir immer noch gerne beim
Englisch-Unterricht in besagter Schule. Dadurch haben
wir viele Kontakte zu Schülern und deren Eltern und
Lehrern im Dorf bekommen. Unsere samstägliche
„Englisch-Jungschar“ mit bis zu 40 Besuchern besteht
zum großen Teil aus Schülern dieser Schule, deren
Träger der Tempel ist. Zwar können wir im Unterricht
nichts von Jesus erzählen, doch in der Jungschar hören
die Kinder jedes Mal von der Liebe und Kraft Gottes.
Zu Weihnachten durften wir an der Schule evangelistische Comics über die Geburt Jesu verteilen. Als wir
an einem Schulfest teilnahmen, lobte uns eine Lehrerin
vor den versammelten Eltern in höchsten Tönen. Dies
ist für uns sehr wichtig, dadurch gewinnen die Eltern
Vertrauen zu uns, und wir können neue Kontakte
knüpfen.
„Herr, bitte zeige uns, wo du uns haben und gebrauchen willst. „Wir glauben, dass Gott auf diese Frage
antwortet. Wir sind gespannt, wie Gott weiter wirkt
und führt. Denn da sind wir uns sicher: Nur wenn ER
Menschen zu sich zieht, kann Mission gelingen. Danke,
dass Sie mit und für uns beten.
Stefan und Li-Anne Höß
Thailand
Dietrich Trebing an
Boys Krankenbett
Würdest du noch für
Boy und uns beten?
Krankenbesuche gehören zum Dienst von Dietrich Trebing, wie der bei
Boy. Dabei ist es ihm ein Anliegen, für die Patienten zu beten. Doch wie
und wann ist die geeignete Möglichkeit bei Erkrankten, wenn sie keine
Christen sind?
Y
Der Bruder namens Boy
ing, eines unserer Payap-Gemeindemitglieder, rief
mich kürzlich an. Sie hatte gerade erfahren, dass ihr
Bruder Boy (42 J.) tags zuvor als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert worden war, wie es hieß, mit starken
Herzschmerzen, kreidebleich und in Schweiß gebadet.
Wenig später trafen wir uns auf der Intensivstation,
wo schon andere Familienmitglieder eingetroffen
waren. Boys Allgemeinzustand hatte sich durch einen
am Vortag rasch erfolgten kardiologischen Eingriff
gebessert. Die Ärzte hatten es jedoch nicht für nötig
gehalten, mit dem Patienten und den Angehörigen zu
reden über die Diagnose, die Röntgenbilder oder was
überhaupt gemacht worden war. Boy wirkte unruhig
und die Angehörigen sehr besorgt.
Dann hielt ich mit den Aufnahmen von Boys Herz
einen Moment lang auch Erinnerungen an meine eigenen „Herzensgeschichten“ in der Hand; ein nur allzu
bekannter und darum schnell erläuterter Anblick: Boy
hatte einen Vorderwand-Infarkt erlitten. Das betroffene Blutgefäß war zunächst unsichtbar, d.h. verschlossen, aber auf den späteren Bildern wieder ganz offen
und gut erkennbar. Dafür hatte, Gott sei Dank, ein
sofort implantierter Stent ausgereicht. Darum fühlte
sich unser Patient besser, aber noch schwach.
Gebet erwünscht
Nun war gesagt, was zu sagen war, und im Krankenzimmer herrschten große Erleichterung und Dankbarkeit. In die momentane Stille hinein sagte Ying: „Würdest du jetzt noch für Boy und uns beten?“ Mit genau
diesem Wunsch hatte ich schon während der Hinfahrt
Gott in den Ohren gelegen, wusste aber nicht, wie ich
es richtig anfangen sollte. Das passte jetzt einfach, und
niemand hatte etwas dagegen. Obwohl sie alle, außer
Ying, keine Christen sind. So durfte, ja musste ich
geradezu den Patienten samt
seinen Angehörigen fürbittend
mitnehmen vor das Angesicht
Gottes. IHM, und nicht dem
Schicksal, galt es zu danken
für die gnädige Bewahrung
von Boy und seiner Familie. Einen ernsten Rat für Kettenraucher Boy hatte ich noch
zum Abschied: Rauche nie
Dietrich und Maria
wieder, sonst musst du bald
Trebing
wieder hier hin ...! Daraufhin
1. Ausreise: 1984
nickte er und meinte, das sei
ihm jetzt auch klar ...
Studentenmission und
Dietrich Trebing
Seelsorge an der PayapUniversität, Gemeindebau,
Chiang Mai
19
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2/2015
Taiwan
Die Einladung
zur Thaifreizeit
Rückblick und Entwicklungen der
Arbeit unter Thai-Gastarbeitern
Nikorn Wongittikhun gibt Einblick in die ThaiArbeit in Taiwan und berichtet von der Freizeit
und davon, wie sich die Gemeinde in Taichong
entwickelt:
A
Große Thaifreizeit 2015
n der diesjährigen Thai-Freizeit nahmen insgesamt
250-280 Personen teil. Die meisten waren bereits
Christen. Rechnen wir alle zusammen, waren es ungefähr 50-60 Thai-Gastarbeiter, die ihr Leben Gott gaben
und Jesus aufnahmen. Nun ist es wichtig, sie zu begleiten. Wir besuchen junge Gläubige vermehrt in den
unterschiedlichen Industrievierteln: Dort haben die
jeweiligen Gemeinden auch Verantwortung für sie übernommen, damit
sie im Weg Gottes wachsen. Auch
aus unserer Gemeinde in Taichong
nahmen sieben bis acht Personen an
der Freizeit teil.
Nikorn und Nok Wongkittikhun mit Nava und Navi
1. Ausreise: 2009
Thai-Gastarbeitermission,
Neili
20
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2/2015
Die Entwicklung der
Gemeinde in Taichong
Was die Geschwister in Taichong betrifft: Es kommen wieder vermehrt
Neue zum Gottesdienst. Gemeinsam mit den Mitgliedern haben wir
unsere diesjährigen Ziele für die
Gemeinde „Haus der Liebe“ festgelegt. Zum einen
wollen wir jedes Gemeindeglied fördern, ein Herz des
gemeinsamen Dienens zu haben.
Zudem verdeutlicht die Zahlenkombination 10-550 die weiteren Ziele. Wir verwenden diese Zahlen,
damit die Geschwister es leichter verstehen und sich
merken. Was bedeutet 10-5-50?
l In den 10 Industrievierteln in Taichong wollen wir
das Evangelium von Jesus verkünden, durch Evangelisationen, Verteilen von Schriften und verschiedene
Aktivitäten.
l Wir wollen die 5 Zellgruppen in den großen
Industrievierteln, wo unsere Mitglieder wohnen,
ausbauen.
l 40-50 regelmäßige Gottesdienstbesucher in
Taichong.
Bitte beten Sie dafür, dass mehr Menschen in den
verschiedenen Industrievierteln zum Glauben finden.
Ein weiteres Ziel unserer Arbeit ist es, eine neue
Generation von Mitarbeitern und Pastoren aufzubauen. Zurzeit begleite ich 10 Thai, die neben ihrer Arbeit
ein Fernstudium am Bibelseminar BBS in Bangkok
absolvieren.
Für Ihre Gebete und Ihren Anteil an dieser Arbeit
danke ich Ihnen sehr herzlich. Gott segne Sie.
Nikorn Wongittikhun
Taiwan
Unterschiedlich gelebte Toleranz
Was kann und darf ich als Christ mitmachen und was nicht? Wie geht jemand mit den alten Religionen
und Bräuchen um, der zum Glauben an Jesus gekommen ist? Für Familie Schmid ist es nicht einfach,
in der fremden taiwanesischen Umgebung und Kultur zu erkennen, was richtig und was falsch ist:
R
eligion ist in Taiwan ein fester Bestandteil des
täglichen Lebens und es ist kein Problem, darüber zu
reden. Die meisten hören aufmerksam zu, wenn man
erzählt, was man glaubt, selbst wenn sie andere Ansichten vertreten. In gegenseitigem Respekt über die
Religionsgrenzen hinweg leben die Menschen zusammen. Doch es ist für die Christen hier nicht einfach,
ihren Platz in dieser toleranten Umgebung zu finden.
Wenn man zum Glauben an Jesus Christus kommt –
wie geht man mit den alten Religionen und Bräuchen
um, die familiäre Beziehungen, den Alltag, ja die ganze
Kultur durchziehen?
Klare Abgrenzung
Frau C. erzählt vom Tod ihres Vaters und von den
tagelangen buddhistischen Beerdigungsriten. Wie
soll sie als Christin nur damit umgehen? Sie möchte
nicht respektlos vor ihrer Familie erscheinen, aber ihr
christlicher Glaube verbietet ihr, andere Götter anzubeten, und so kann sie bei den Ritualen einfach nicht
mitmachen. Bei den chinesischen Festtagen fährt sie
oft nicht nach Hause, da sie Angst hat, dass ihre Familie nicht versteht, wenn sie nicht bei allen Zeremonien
mitmachen möchte.
Kultur oder Religion?
Frau L. wiederum sieht keinen Konflikt zwischen
ihrem christlichen Glauben und darin, bei den Ritualen
zur Ahnenverehrung mitzumachen. Sie sagt, das sei
nun eben ihre chinesische Kultur und habe im Grunde
nichts mit Religion zu tun. So kann sie auch die Opfergaben auf den Altar stellen, aber sie sagt, sie bete nicht
zu ihren Vorfahren, sie erinnere sich nur an sie.
Alles in einem
Frau X. geht noch einen Schritt weiter und nimmt sich
von allem etwas. Sie geht in eine Kirche und besucht
mit einer Freundin einen Bibelkreis. Stehen wichtige
Entscheidungen an, wird auch der Wahrsager befragt
und im Tempel zu verschiedenen Göttern und den
Vorfahren gebetet. Sie sagt von sich selbst: „Ich bin
Christ, Buddhist und Taoist.“
Für diese drei Frauen bedeutet Toleranz ganz Unterschiedliches. Für uns als lernende Missionare ist
es nicht einfach, in dieser fremden Umgebung und
Kultur zu erkennen, was richtig und was falsch ist, wo
nicht genügend Toleranz gelebt wird
oder wo sie zu weit geht. Auch in
Deutschland, wo inzwischen viele
Religionen und Weltanschauungen
zusammenkommen, ist es schwierig,
Toleranz richtig zu leben. Wo muss
ich klar Position beziehen, was muss
ich akzeptieren und wo muss ich
gar neue Einflüsse mit aufnehmen?
Joachim und Simone
Eine spannende Frage, der jeder von
Schmid mit Amy und Anna
uns immer wieder begegnet und wo
1. Ausreise: 2013
wir auf Gottes Weisheit und seine
Führung angewiesen sind.
Sprachstudium
Ziel: Dozent für AT am
Lutherischen Seminar
Joachim und Simone Schmid Hsinchu
Taiwaner bringen
Opfergaben dar
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2/2015
Taiwan
Die „Matten-Gemeinschaft“ feiert Geburtstag!
60 Jahre Haus Bethesda in Hualien/Taiwan
Vor 60 Jahren begann die Arbeit des Kinderheimes Bethesda in Hualien. Damals
ahnte niemand, wie groß die Arbeit werden würde und wie viele Kinder mit
Behinderungen hier die Liebe Gottes erfahren werden. Micha Dreyer, Direktionsassistent der MM, war eingeladen, an der Jubiläumsfeier teilzunehmen:
D
ie „Gemeinschaft der
Matte“ - so bezeichnete Rainer
Becker Bethesda in seiner
Festpredigt zum 60-jährigen
Jubiläum. Dieser Begriff ist
aus einer Geschichte, die im
Lukasevangelium steht, hergeleitet: Ein Gelähmter wird auf
seiner Matte zu Jesus getragen.
Seine vier Freunde ergreifen
drastische Maßnahmen, damit
ihr behinderter Freund Jesus
begegnen kann.
22
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2/2015
Entwicklungen in der Gesellschaft erkennen wir daran,
wie die Gesellschaft mit den Schwächsten umgeht.
Die Arbeit von Bethesda ist ein großes Vorbild für den
Umgang mit Benachteiligten in der Gesellschaft.“ Dem
fügte die Vertreterin des Bürgermeisters außerdem
hinzu, dass es bewundernswert sei, dass Christen in
Taiwan ihren Dienst voller Hingabe verrichten. Ihr sei
aufgefallen, dass es Christen bei ihrer Arbeit nicht um
Anerkennung gehe, sondern um selbstloses Dienen.
Beachtlich ist die Anzahl der rund 100 ehrenamtlichen
Mitarbeiter in Bethesda. Fast alle sind keine Christen.
Herr Chen Hong-Lie, ihr Vertreter, sagte, dass die Kinder und Jugendlichen in Bethesda für viele Freiwillige
wie eigene Kinder oder Enkel seien.
Gemeinschaft der Matte
Gemeinschaft der Matte
Der große Saal des Heims Bethesda war mit 350
Besuchern bis zum letzten Platz belegt.Viele Freunde und Unterstützer der Arbeit drückten durch ihre
Anwesenheit ihre Verbundenheit mit Bethesda aus.
Darunter befanden sich je ein Vertreter des Landrats und des Bürgermeisters. Sie betonten: „Positive
Ein Punkt aus Rainer Beckers Predigt war, dass jeder
Mensch irgendeine Art von „Matte“ mit sich trage, in
Form von Verletzungen und Defiziten. In der Gemeinschaft zusammen und mit Gott können wir uns
gegenseitig unterstützen.
Sehr gut passte das Grußwort
von Herrn Chou, den Vater eines
Jungen mit Behinderung. Durch die
Arbeit von Bethesda habe er mehr
empfangen als Hilfe und Förderung
für seinen Sohn. Überschwänglich bedankte er sich bei
den Mitarbeitern: „Vielen Dank, liebe Mitarbeiter von
Bethesda, dass ihr uns neue Hoffnung und Perspektive
gegeben habt. Bethesda hat nicht
nur unserem Sohn ein neues Leben
ermöglicht, sondern auch die Beziehungen innerhalb unserer Familie
gestärkt.“
Micha Dreyer,
Sekretariat MM.Zentrale
Deutschland
Nachrichten
aus der MM-Zentrale
Aus der MM-Familie
Willkommen im Leben
Mit Katrin und Florian Förg
und Gesine und Bastian
Liebold (Schulleiter CDSC) in
Thailand freuen wir uns über
die Geburt ihrer Kinder.
Am 18.03.2015 erblickte
Judith Jarunee Förg
(oben)
und zwei Wochen später,
am 01.04.2015, Joah
Konstatin Liebold das
Licht der Welt.
Wir erbitten Gottes Segen und Schutz für die Kinder
und ihren Eltern und wünschen den beiden Familien
viel Freude an und mit ihren Kindern.
Am Ziel
Am 25.03.2015 vollendete Gott
das Leben von Frau Amalie Wolf
unserer letzten ehemaligen Chinamissionarin. 1936 reiste sie mit
vier anderen „Missionsbräuten“,
zwei Diakonissen und Missionar
Pretel nach China aus. Nach dem
Erlernen der chinesischen Sprache
heiratete sie am 02.10.1938 den Chinamissionar Julius Wolf, der bereits vier
Jahre in China in Bado und Oschan tätig
war. Gemeinsam mit ihrem Mann war sie bis März
1949 in Pehcheng,Yuki und wieder Pehcheng tätig.
Sie war mit ganzem Herzen Missionarin und glücklich im Dienst. Sie vertraute Jesus besonders in der
Zeit des 2. Weltkrieges, als aus Deutschland keinerlei
Unterstützung kommen konnte und es ums blanke
Überleben ging. Nach der kommunistischen Revolution mussten sie 1949 das Missionsfeld verlassen und
kehrten nach Deutschland zurück.
Wir danken Gott für das Leben von Amalie Wolf und
für den Dienst an unzähligen Menschen in China und
Deutschland.
Rückmeldung möglich
Haben Sie Fragen oder Anmerkungen zu einem
Artikel, dann schreiben Sie an die Redaktion mm@
marburger-mission.org oder direkt an den jeweiligen
Verfasser [email protected]
Höchste Ehrung für
Imo und Erika Scharrer
Am 30. April überreichte in Hsinchu der oberste Kommandeur der Einwanderungsbehörde für Mitteltaiwan
die „Meihua-Karte“ (Pflaumenblüten-Karte) an Imo
und Erika Scharrer. Diese Auszeichnung ist die höchste, die ein Ausländer in Taiwan erhalten kann, und
beinhaltet zudem ein Dauervisum. Grund für diese
Ehrung ist der Dienst Scharrers unter den Ausländern
in Taiwan.
Neben Direktoren staatlicher Behörden, Dozenten
und Studenten des China Lutheran Seminary nahmen
viele Journalisten und das Fernsehen an der Ehrung
teil. Die fünf größten Zeitungen haben inzwischen
über das Ereignis berichtet. In den letzten zehn Jahren
hat der taiwanesische Staat nur 50 solcher Ehrungen
vergeben. Scharrers sind die Ersten, die sie wegen des
Engagements unter Ausländern erhielten.
Finanzen
Wir danken Gott für sein Versorgen in diesem Jahr
durch die vielen Freunde und Förderer der MM. Im
Vergleich zum Vorjahr ist die finanzielle Situation
deutlich entspannter. Bis zum 30.04.2015 stehen den
Einnahmen von 891.190,- Euro Ausgaben in Höhe von
876.884,- Euro gegenüber.
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mmm
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